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Nummer 149 - Nordfriisk Instituut

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kommentar<br />

Raus aus der<br />

Kreisklasse<br />

25 Jahre sind eine lange Zeit.<br />

Es ist schön, nach Hause zu<br />

kommen. Die Heimat wird neu<br />

entdeckt. Was ist wie früher?<br />

Was ist neu? Vieles ist geblieben,<br />

wie es „immer schon“ war. Und<br />

das ist schön. Erfreulicher ist<br />

jedoch gerade das, was sich in<br />

den kleinen Dörfern getan hat.<br />

Zwar säumen immer weniger<br />

Bauernhöfe die Ortsdurchfahrten,<br />

doch es ist Neues eingezogen:<br />

Läden, Handwerksbetriebe,<br />

Angebote für den Fremdenverkehr<br />

– die Dörfer leben. Das<br />

zerstreut Ängste, die einen während<br />

der langen Zeit „draußen“<br />

doch begleitet haben.<br />

A<br />

lles wird also gut, hofft<br />

der Heimkehrer. Schon<br />

im fernen Kiel konnte er<br />

registrieren: Züge rattern wieder<br />

über die Nebenstrecken, die<br />

Diskussion um die Ländlichen<br />

H<br />

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R<br />

Dåt as min<br />

schilerai foon en<br />

üülj änglisch borj.<br />

Struktur-Entwicklungsanalysen<br />

hat einiges bewegt und die Arbeit<br />

der Friesen schwimmt auf<br />

einer Woge des hochoffiziellen<br />

Wohlwollens. Davon kann man<br />

sich leider nichts kaufen. Doch<br />

ist das kein Einzelschicksal:<br />

Der Rotstift regiert überall.<br />

I<br />

ngwer Nommensen hat an<br />

dieser Stelle in der<br />

letztenAusgabe von Nordfriesland<br />

das „Friesengesetz“ als<br />

Meilenstein hochleben lassen.<br />

Zu Recht – zumindest ist es<br />

psychologisch eine Art Durchbruch.<br />

Inhaltlich ist es aber nur<br />

ein Papier des guten Willens.<br />

Dieses so genannte Gesetz ist<br />

keines. Es schafft mit seinen<br />

Kann-, Darf- und Sollvorschriften<br />

keine Normen. Ohne die<br />

Verdienste des SSW schmälern<br />

zu wollen: Auf dem Weg zur<br />

parlamentarischen Mehrheit ist<br />

dieses Gesetz zu einem Beispiel<br />

für das politische Zwiedenken<br />

in Kiel geworden.<br />

Volksgruppe und Minderheit<br />

genießen den Schutz der<br />

Verfassung. Spätestens am<br />

29. März, wenn 50 Jahre „Bonn-<br />

Kopenhagener-Erklärungen“<br />

gefeiert werden, gibt es wieder<br />

warme Worte für den Modellfall<br />

Grenzland. Keiner wird vergessen,<br />

auch die Friesen lobend<br />

zu erwähnen. Danach kehrt<br />

wieder der Alltag ein. Wenn<br />

Lütt Frauke dann ihren Ranzen<br />

auspackt, legt sie das Deutschbuch<br />

neben das für Friesisch.<br />

Das eine hat das Land für<br />

Deer breege<br />

da waninge!<br />

Waninge<br />

måål ik ai.<br />

teures Geld von einem Schulbuchverlag<br />

gekauft, das andere<br />

„durfte“ das <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong><br />

kostenlos verteilen. Da die<br />

Schultaschen zwischen List und<br />

Lauenburg prall mit Fibeln,<br />

Büchern und Atlanten gefüllt<br />

sind, kann es an den Kosten<br />

nicht liegen, denn die Auflagen<br />

friesischer Schulbücher sind<br />

bekanntlich überschaubar.<br />

Wenn es nicht am Geld<br />

scheitert, liegt es an der Denke.<br />

„National“ ist die Volksgruppe<br />

nur, wenn Feierstunden zelebriert<br />

werden. Sind die vorbei,<br />

spielt das Ganze nur noch in<br />

Nordfriesland, ist also Kreisklasse<br />

und damit Domäne für<br />

das – ja ebenfalls verbal gern<br />

gefeierte – Ehrenamt.<br />

K<br />

reisklasse ist aber zu<br />

wenig. Erst wenn<br />

am Montag nach<br />

den Sonntagsreden auch auf<br />

Augenhöhe weitergearbeitet<br />

wird, ist es geschafft. Die Politik<br />

hat die Friesen noch nicht in die<br />

Landesliga aufsteigen lassen.<br />

Da gehören sie mindestens hin.<br />

Sonst bleiben alle Bekenntnisse<br />

in Kiel Sprechblasen. Wie leicht<br />

die platzen, ist seit dem 20. Februar<br />

zu verfolgen. Der Umgang<br />

mit dem SSW wird zeigen, wie<br />

belastbar der Modellfall ist.<br />

Werner Junge<br />

stammt aus Sankt Peter-Ording.<br />

Er war Korrespondent<br />

des NDR im Kieler Landeshaus.<br />

Vom 1. April an leitet er das<br />

NDR-Studio Flensburg.<br />

2 NORDFRIESLAND <strong>149</strong> – März 2005

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