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PDF - the little HR Giger Page

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Ehre fürH. R. <strong>Giger</strong>ZÜRICH NORD / Der weltberühmteKünstler und Schöpfer der «Alien»-Figurfühlt sich in seinem Quartier amwohlsten. Zusammen mit seiner LebenspartnerinCarmen Scheifele lebtund arbeitet er in drei verbundenenArbeiterhäuschen inmitten eines verwildertenGartens voller Skulpturen.Sie sind Zeugnis seiner ungebremstenInspiration. <strong>Giger</strong>s neuestes Projekt isteine Schlossbahn in Gruyères. Diesesoll das bereits bestehende <strong>Giger</strong>-Museumergänzen. In den Schaufensterndes Berner Kaufhauses Loeb sind ersteModelle zu bewundern. Wichtiger istihm aber als Künstler die kommendegrosse Retrospektive seines Schaffensin Paris. Die «Vorstadt» besuchte denKünstler in seinem Zuhause.


ZÜRICH NORD / H. R. <strong>Giger</strong>, Künstler von Weltformat, fühlt sich in seinem Zuhause am wohlsten«Meine Werke sollen nicht erschrecken»H. R. <strong>Giger</strong> wohnt seit 32 Jahrenim Quartier. Hier entstandseine berühmte Figur «Alien»,hier bereitet er sich auf Projektevor: Eine Ausstellung imKaufhaus Loeb in Bern, eineSchlossbahn im <strong>Giger</strong>-Museumin Gruyères und eine Ausstellungin Paris.INTERVIEW: ALEXANDRA ROZKOSNYUND LILIAN SPÖRRI«Die Vorstadt»: Herr <strong>Giger</strong>,erzählen Sie uns mehr über dieAusstellung in Paris.H. R. <strong>Giger</strong>: Es ist eine Retrospektive.Ich habe schon lange keine mehr gehalten.Seit der letzten Ausstellunghabe ich keine Bilder mehr gemalt,nur noch ab und zu Drucke und Zeichnungen.Was bedeutet Ihnen als Künstlerdie Ausstellung?Das Museum gehört der Stadt Parisund wird von ihr finanziert. Das Anseheneines Künstlers ist glaubwürdiger,wenn er in einer staatlichen Institutionausstellen kann, als wenn er dies in einerprivaten Galerie tut.Hat die Ausstellung in Paris fürSie eine andere Bedeutung alsdiejenige im Loeb?Die Ausstellung im Loeb ist schon etwasanderes. Damit möchte ich meinlaufendes Projekt für Gruyères - eineArt Schlossbahn - publik machen.Loeb hat mir geholfen, dieses Ziel zuverwirklichen. Dort steht auch ein Modellder Bahn, das ungefähr zeigt, wiedas Ganze dann in Gruyères funktionierensoll. Auf diese Bahn darf mangespannt sein. Sie ist lustig gemacht.Die Bahn ergänzt Ihr Museumin Gruyères?Ja. Aber dieses Projekt hatte ich schonvor dem Kauf des Museums. Dannkam François Loeb mit der Idee, in seinemKaufhaus auszustellen, und ichdachte mir, ich sollte die Gelegenheitwahrnehmen. Damit soll meineSchlossbahn vor allem finanziell unterstütztwerden. Ich finde dieses Engagementtoll. Denn nachdem ich vielGeld in mein Museum investiert habe,kann ich diese Unterstützung brauchen.Kinder zeigengerne, dass sie denTod nicht fürchtenWie reagieren Kinder auf IhreKunst?Sie haben Freude daran. Sie sind beispielsweisestolz, wenn sie einenSchädel halten können. Kinder zeigengerne, dass sie den Tod nicht fürchten.Kinder möchten mit Skeletten und Totenschädelnfotografiert werden. Nurdie Eltern haben immer Angst, dassdaran etwas schlecht sein und die Kindervon meinen Bildern verdorbenwerden könnten.Sie haben schon die verschiedenstenRäume - auch Bars - ausgestattet.Wie wäre es denn miteinem Kindergarten?Ja, das wäre gut! (lacht) Bars oderNachtklubs auszustatten hat michschon immer fasziniert. Ich würdegern nochmals eine Bar einrichten -beispielsweise mit nestähnlichenWandelementen, in denen man etwaserhöht sitzt. Das Ganze natürlich auchorganisch und seriell.Ziehen Sie für eine weitere Bar einenbestimmten Ort in Betracht?Nein, nicht unbedingt. Ich habe gernalte Gebäude. Die gibt es in Zürichzwar auch. Wegen gesetzlicher Vorschriftenund des Denkmalschutzes istder Erwerb solcher Liegenschaftenaber nicht einfach. Das haben wirauch in Gruyères festgestellt. Zweimal<strong>Giger</strong> vor der «Passage»: Ein durch das Hinterteil eines alten Müllwagens inspiriertes Werk.hatten wir Baustopp. Aber das Gebäudesieht nun viel schöner aus.Warum haben Sie das Museumausgerechnet im freiburgischenGruyères gebaut?Das ehemalige Schloss, aus dem ichdas Museum gemacht habe, hat mireinfach sehr gut gefallen.Betrachtet man Ihr Schaffen inder welschen Schweiz anders alshier?Man spürt den Röschtigraben schon.Am Anfang wurde auch noch gelästertund gestänkert über mich, nun magman mich dort und schätzt mich. GewisseLeute profitieren vielleicht auchvom Museum. Ich bin mindestens einmalpro Woche in Gruyères, und einigeLeute kenne ich auch schon. DieBewohner von Gruyères sind jedenfallssehr freundlich.Wie reagieren die Menschen,wenn Sie Ihr Museum oder IhreBars betreten?Sie staunen und haben Freude. InGruyères steht neben dem Museumein Altersheim. Die Bewohner kommenjeden Tag vorbei.Kommen vermehrt Ausländerin Ihr Museum?Die Gäste in Gruyères sind international:indische, japanische, spanischeund italienische Touristen. BesondersRussen und Amerikaner kommenganz gezielt wegen meines Museumsnach Gruyères. Ein Hotelbesitzer hatmir mal gesagt, dass man meine Fansschon an der Kleidung erkenne: ganzin Schwarz. Was nicht heisst, dass dieMuseumsbesucher durchs Band inSchwarz herumlaufen.Die Amerikaner kennen Sie wohldurch «Species» und besondersdurch «Alien»?Ja, das ist halt eine logische Folge, dakann ich nicht viel dagegen machen.Es ist ja schon besser, wenn Sie michwenigstens dadurch kennen, als garnicht... (lacht).Polyester als Grundlage seiner seriell hergestellten Babyköpfe: H. R. <strong>Giger</strong> inseinem Atelier in Seebach.(Bild: Alexandra Rozkosny)(Bild: Lilian Spörri)Werden Sie im Ausland dennmehr geschätzt als in derSchweiz?Nein. Museumsmässig könnte manmich in der Schweiz zwar noch etwasmehr «verwöhnen». Eine Zeitlang -nachdem ich den Oscar bekommenhatte - war es wohl für Künstler ummich herum nicht so angenehm.Wenn ich mit anderen Künstlern eineAusstellung hatte, wurden diese garnicht mehr erwähnt.Ist mit dem Museum in Gruyèresein grosser künstlerischer Traumerreicht?Das kann man nie sagen. Einen künstlerischenHöhepunkt gibt es nicht.Man ist nie fertig.Was wäre ein weiterer Traum?Ein ganzes Gebäude zu kreieren oderauszustatten. Mir schwebt alles möglichevor - aber das verrate ich liebernicht. Die Architektur reizt mich weiterhin.Ihre künstlerische Welt scheintdüster. Was wollen Sie beimBetrachter auslösen?Meine Werke sollen nicht erschrecken.Das Monster in «Alien» war daeine Ausnahme.Aber man hat Ihre Kunstschon mit «Shocking Effect»in Verbindung gebracht?Das ist immer eine Frage, wie sie eingesetztwird. Die Schlagzeilen lautetenoftmals «Horrorkünstler», was nichtsehr seriös war und mich wütendmachte. Doch das hat sich meines Erachtensgeändert. Ich selbst habe michnie mit diesem «Shocking Effect» inVerbindung gebracht. Das hat manmir nach «Alien» einfach angehängt.Obwohl meine anderen Werke vielleichtsogar wichtiger sind...(schmunzelt). Kürzlich habe ich beispielsweiseeinen Rückenkratzer entworfen, derreissenden Absatz in Japan findenwird... (lacht). Meine Kunst soll zumAnfassen sein.Welche Reaktionen erhalten Sieheute auf Ihre Kunst?Durchwegs positive.Keine Zensurierungen mehr?Kaum. In der Ausstellung im KaufhausLoeb wurde ein kleiner Teil mit einerGuillotine in eine erst ab 16 Jahren zugänglicheEtage gestellt. Dort stehtauch ein Tisch, ein Sakrileg, dessenSockel aus sechs Christusfiguren besteht.Sieht wunderschön aus. Ichhabe den Tisch wohlbemerkt nicht gemacht,um die Leute zu schockieren.Gewisse Leute kritisierten dabeiaber einen religiösen Zusammenhang,obwohl der für mich überhaupt nichtbesteht. Ich möchte nicht mit solchenMotiven provozieren. Ich fand einfachdie Figuren und deren Form sehrschön.Gibt es bald neue Bilder vonH. R. <strong>Giger</strong> - vielleicht wiedereinmal farbige?Ich habe seit langem keine Bildermehr gemalt. Die letzten, welche ichentworfen habe, waren farbig, reliefartig.Früher habe ich ja auch Airbrush-Bildergemacht. Aber das siehtschnell kitschig aus, wie Ostereier färben... (lacht).Leben und arbeiten Sie immernoch hauptsächlich in der Nacht?Ja, vor dem Nachmittag muss man garnichts von mir wollen. Ich stehe etwaum 14 Uhr auf.Ich möchte keinProminenter seinSie leben seit 32 Jahren inZürich. Wie kommt man vonChur nach Zürich Nord?Ich wollte in eine grössere Stadt - unddie nächstgrössere war von Chur ausZürich.Sie wohnen aber nicht inmittender Stadt...Mir gefällt es sehr gut hier. Ich wohneruhig, die Nachbarn sind nett undman lässt uns in Ruhe. Ich möchtekein Prominenter sein, der überall erkanntwird. So ein Prominenter wirdimmer beobachtet, darf sich nichts erlaubenund sich nie daneben benehmen.Auch der Verkehr ist okay. Ichkönnte nicht in einer Grossstadt wieNew York leben.Haben Sie denn Wurzelngeschlagen im Quartier, Kontaktegeknüpft?Die Nachbarn kenne ich natürlichschon. Einige haben sogar bei kleinerenArbeiten ausgeholfen. Man sollteschauen, dass man auskommt mit denLeuten. Einzig die Anwohner imHochhaus stören sich manchmal anunserem wilden Garten und unserenhohen Hecken.Also möchten Sie gar nicht mehrwegziehen?Nein. Umziehen ist so etwas Anstrengendes,und im Laufe der Zeit hat sichschon so viel Zeugs angesammelt.30 Jahre KunstH.R. <strong>Giger</strong> wurde 1940 in Chur geboren.Er studierte in Zürich Industriedesignund Innenarchitektur. Bereitsin den 60er Jahren stellte er Bilderund Skulpturen in surrealistischem,biomechnoidem Stil zumThema «Mensch und Maschine» her.1980 erhielt er für das Design in RidleyScott's «Alien» einen Oscar undwurde weltberühmt. Für den MGM-Film «Species» entwarf er eine ausserirdischeSchöne sowie eine phantastischeEisenbahn. Seine Entwürfefür Plattencovers wurden mehrfachausgezeichnet. Es folgte Mitarbeitbei Theatern, Ausstellungen undBüchern. <strong>Giger</strong> stattete Bars in Tokiosowie In Chur und Gruyères aus.Sein Museum befindet sich ebenfallsin Gruyères. Das Museum und dieBar in Gruyères können für Apérosund Bankette reserviert werden. Siesind ganzjährlich geöffnet.Adresse: Museum H. R. <strong>Giger</strong>,Château St-Germain, 1663 Gruyères,www.<strong>HR</strong><strong>Giger</strong>Museum.com, Telefon026 92122 00.(ls)pdf created by www.<strong>little</strong>giger.com

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