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a. Worum geht es eigentlich? Kultur, Kulturdimensionen und ihre ...

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<strong>es</strong>ümee<br />

r<strong>es</strong>ümee<br />

Unsere Reise durch das deutsch-russische interkulturelle Gewässer nähert sich <strong>ihre</strong>m<br />

Ende. Am Horizont erscheint schon der Ankunftshafen – Ihre zukünftige Tätigkeit. Wir<br />

hoffen, dass die Reise Ihnen neue Kenntnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse gebracht hat <strong>und</strong> Sie<br />

keine Angst vor dem dunklen tiefen Wasser bekommen haben, sondern sich vielmehr<br />

von Ideen <strong>und</strong> Anregungen haben „erleuchten“ lassen.<br />

Wir kommen nochmals auf die plastische Darstellung der <strong>Kultur</strong> zurück, die wir im<br />

Vorwort erwähnt haben: den Eisberg. Sie erinnern sich, das Bild steht nicht für das<br />

Kalte <strong>und</strong> nicht Erklimmbare, sondern für das Verhältnis zwischen den sichtbaren <strong>und</strong><br />

unsichtbaren Aspekten einer <strong>Kultur</strong>. Die Ersten machen den kleineren Teil aus <strong>und</strong> sind<br />

einfacher zu sehen <strong>und</strong> zu begreifen, die Zweiten bilden den massiveren Teil, sind nicht<br />

so leicht zugänglich <strong>und</strong> d<strong>es</strong>wegen bei Kollisionen b<strong>es</strong>onders gefährlich.<br />

Wir möchten hier di<strong>es</strong>en Vergleich noch etwas weiterentwickeln. Und zwar bei der Beantwortung<br />

der Frage: Wie verändert sich eine <strong>Kultur</strong> mit der Zeit? Äußere Einflüsse<br />

auf eine <strong>Kultur</strong> können z. B. die Kolonisierung ein<strong>es</strong> Land<strong>es</strong> sein, eine Revolution oder<br />

die Teilung d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong> zwischen zwei politischen Systemen. In der Eisberg-Metapher<br />

können di<strong>es</strong>e Veränderungen mit klimatischen Veränderungen im Ozean verglichen<br />

werden. Stellen Sie sich unseren Eisberg vor, der am Nordpol plötzlich von der Sonne<br />

stark ang<strong>es</strong>trahlt wird. Wenn überhaupt, wird seine Spitze schmelzen, die Form verändern,<br />

sich transformieren. Der Teil unser<strong>es</strong> Eisbergs, der sich unter Wasser befindet,<br />

wird erst dann davon beeinflusst werden, wenn die Klimaveränderung sehr lange dauert<br />

<strong>und</strong> die oberen Schichten kaum noch existieren. Und je tiefer unter dem Wasser<br />

eine Eisschicht liegt, umso stabiler ist sie, umso träger reagiert sie auf die Veränderungen<br />

in der Umgebung d<strong>es</strong> Eisbergs.<br />

Genauso verhält <strong>es</strong> sich mit einer Land<strong>es</strong>- oder Nationalkultur. Die sichtbaren Aspekte<br />

einer <strong>Kultur</strong> verändern sich relativ schnell unter einem neuen Einfluss. Junge Frauen,<br />

die in indischen Städten wohnen, tragen kaum noch Saris, sie kleiden sich w<strong>es</strong>tlich,<br />

aber man darf sich nicht täuschen lassen: Sie haben <strong>ihre</strong> Normen, Werte, <strong>ihre</strong>n Glauben<br />

nicht gleichzeitig mit dem Sari abgelegt. Je wichtiger eine Situation ist – Entscheidung<br />

über Bildung, Heirat, auch eine Str<strong>es</strong>ssituation im Arbeitsalltag – umso eher<br />

kommen die unsichtbaren Aspekte <strong>ihre</strong>r <strong>Kultur</strong> zum Vorschein.<br />

Beispiel<br />

Auch dreißig <strong>und</strong> vierzig Jahre nach der Teilung Deutschlands <strong>und</strong> der massiven Einwirkung<br />

der kommunistischen Ideologie in Ostdeutschland blieb die <strong>Kultur</strong> der DDR<br />

deutsch, insb<strong>es</strong>ondere im Vergleich zu anderen „Bruderstaaten“ d<strong>es</strong> Warschauer Pakts.<br />

Unter den Menschen, die im Ostblock lebten, galten die DDR-Deutschen als b<strong>es</strong>onders<br />

diszipliniert, strukturiert <strong>und</strong> effizient. Nach der deutschen Wiedervereinigung wiederum<br />

merkten Menschen, die auf verschiedenen Seiten der Mauer gelebt hatten, dass<br />

sie sich in manchen Einstellungen unterschieden. Die unterschiedlichen sozialen <strong>und</strong><br />

politischen Rahmenbedingungen wirken nach – auch zwanzig Jahre später noch.<br />

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