Die Organisation in unruhigen Zeiten
Die Organisation in unruhigen Zeiten
Die Organisation in unruhigen Zeiten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Beratung (Nagel und Müller) bis h<strong>in</strong> zum fast subkutan strategischen<br />
E<strong>in</strong>satz der organisation<strong>in</strong>ternen Interaktion (Häußl<strong>in</strong>g). Aber auch hier<br />
tauchen wieder die Schlagworte des Netzwerks und des Vertrages auf<br />
(Vogd, Blutner und von Lüde), die geme<strong>in</strong>sam mit dem medienvermittelten<br />
Generalumbruch im Computerzeitalter (Reichel und Scheiber) die <strong>Organisation</strong><br />
neu <strong>in</strong> Frage stellen. Nervosität und Unbehagen sche<strong>in</strong>en hier graduell<br />
aufzutreten, es s<strong>in</strong>d jedoch durchaus auch Muster regelrechter Gelassenheit<br />
bis h<strong>in</strong> zur Autarkie zu f<strong>in</strong>den.<br />
Der Befund ist also, wie konnte es anders se<strong>in</strong>, une<strong>in</strong>deutig. Das mag nicht<br />
überraschen, sche<strong>in</strong>t doch das Bild der <strong>Organisation</strong>, das sich uns zeigt,<br />
ke<strong>in</strong> ruhiges, stabiles zu se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>s mag an der Situation liegen, <strong>in</strong> der wir<br />
uns bef<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> subkutanen Bewegungen der <strong>Organisation</strong> sche<strong>in</strong>en<br />
gerade erst ›heraufzudämmern‹, sie kommen nur langsam an die beobachtbare<br />
Oberfläche, zeitverzögert, vermittelt, so dass es uns also schwer fällt,<br />
sofort und scharf klare Trends und Folgen zu identifizieren. Zudem dürfte<br />
auch die <strong>Organisation</strong>s- und Gesellschaftsforschung selbst noch e<strong>in</strong>igen<br />
Entwicklungsbedarf h<strong>in</strong>sichtlich ihrer beobachtungstechnischen Mittel<br />
besitzen. Bislang arbeitete sie mit den Werkzeugen ähnlich e<strong>in</strong>er Super-8-<br />
Handkamera. <strong>Die</strong> Unruhe im Bild der <strong>Organisation</strong> ist nicht zuletzt auch<br />
Folge e<strong>in</strong>es <strong>unruhigen</strong> Suchers, <strong>in</strong> dem sich die Veränderungen mit vollziehen,<br />
die er selbst beobachten will. Was bleibt also? <strong>Die</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>in</strong><br />
ihrer ›Statur‹ sche<strong>in</strong>t sich umzubauen und dies an durchaus entscheidenden<br />
Punkten. <strong>Die</strong> Veränderungen an der Oberfläche der <strong>Organisation</strong> deuten<br />
auf Veränderungen <strong>in</strong> ihren Tiefenstrukturen h<strong>in</strong>, auf gewandelte Funktionsbed<strong>in</strong>gungen,<br />
aber eben auch auf buchstäbliche Oberflächenphänomene,<br />
auf gewandelte Adressabilitäten, auf schw<strong>in</strong>dende Sicherheiten im<br />
sozialen Vollzug, an Exklusionsrisiken für <strong>Organisation</strong>en. Beide – die<br />
Diffusität von Selbstrepräsentation und der Verdacht anderer Funktionsmomente<br />
erschweren die Diagnose. Noch. Uns bleibt für den Moment<br />
nichts als die Neugier, woh<strong>in</strong> die Gesellschaft mit ihrer <strong>Organisation</strong> den<br />
nächsten Schritt setzt und das Bedauern, dass die Beobachtungsreichweite<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Autors oder Herausgebers auch nicht annähernd ausreichen<br />
dürfte, um diesen Schritt e<strong>in</strong>igermaßen angemessen e<strong>in</strong>fangen zu können.<br />
Aber wenn die <strong>Organisation</strong> als Alternative e<strong>in</strong>er dauerhafteren und dennoch<br />
kle<strong>in</strong>zeitigen Beobachtung der Evolution ausfiele, was käme an ihre<br />
Stelle?<br />
11