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Die Organisation in unruhigen Zeiten

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Im Beitrag von Sebastian Bukow wird deutlich, unter welchem Handlungsdruck<br />

politische Parteien stehen. Mitgliederschwund etwa und s<strong>in</strong>kende<br />

Wahlbeteiligung lassen die Legitimationsbasis erodieren und zw<strong>in</strong>gen die<br />

Parteiorganisationen zu anderen Handlungsmustern. Verblüffenderweise<br />

setzen sie auf Professionalisierung und Funktionalisierung. Es geht also <strong>in</strong><br />

Richtung e<strong>in</strong>es ›Mehr an <strong>Organisation</strong>‹, <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er mitgliederbasierten<br />

Leitorganisation. Es bleibt dabei offen, ob man damit dem Bedeutungswandel<br />

sowie dem veränderten, risiko- und computerbee<strong>in</strong>flussten<br />

Verhalten von Sympathisanten, Mitgliedern und Wählern auf Seiten der<br />

Parteiorganisationen gerecht wird.<br />

<strong>Die</strong> Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er anderen Form von Non-Profit-<strong>Organisation</strong>en,<br />

von humanitären Hilfsorganisationen beleuchtet Antonia Langhof. Sie zeigt<br />

auf, wie diese ›<strong>Organisation</strong>sspezies‹ mit e<strong>in</strong>em semantischen Anpassungsdruck<br />

umgeht, der mittlerweile gesellschaftsweit zu herrschen<br />

sche<strong>in</strong>t: der Übernahme von im Wirtschaftsbereich gängigen Managementkonzepten.<br />

Zunächst wird dabei klar, wie selektiv <strong>Organisation</strong>en beim<br />

Umgang und bei der Akzeptanz von ›fremden‹ Managementkonzepten<br />

operieren und welchen Handlungsspielraum sie folglich dabei haben.<br />

Ebenso wird deutlich, dass diese Zumutungen jedoch nicht nur auf re<strong>in</strong><br />

semantischer, rhetorischer Ebene verhaftet bleiben. <strong>Die</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit diesen ökonomisch gesetzten Ansprüchen und Rationalitäten führt<br />

zu strukturellen Effekten, die vorab kaum kalkulierbar s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>Die</strong> Veränderungsresistenz von Hochschulen ist nicht nur im Hochschulbereich<br />

mittlerweile sprichwörtlich. Dass aber auch diese lange Zeit<br />

noch als klassische Bürokratie funktionierenden <strong>Organisation</strong>en <strong>in</strong> Bewegung<br />

s<strong>in</strong>d, und sich von den gesellschaftlichen Bewegungen nicht freisetzen<br />

können, zeigt Birgit Blättel-M<strong>in</strong>k. Anhand des systemtheoretischen<br />

Netzwerkansatzes von Gunter Teubner wird die Polyvalenz der Ansprüche<br />

sichtbar, die sich nicht nur auf Ökonomie beschränken. Zudem gew<strong>in</strong>nt<br />

man e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck, wie die Hochschulorganisation mit e<strong>in</strong>er erstaunlichen<br />

Vielköpfigkeit und Eigenrationalität darauf reagiert, und wie sie dies über<br />

unterschiedliche, teils <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander gesetzte Vertragsbeziehungen ausgestaltet.<br />

<strong>Die</strong> Hochschulorganisation entzieht sich damit e<strong>in</strong>er allzu e<strong>in</strong>fachen<br />

Steuerung und auch externen Beurteilung, sie wird fast chamäleonhaft und<br />

dürfte dadurch sowohl für das Management als auch für das Publikum<br />

e<strong>in</strong>ige Probleme hervorrufen.<br />

Das Krankenhaus, <strong>in</strong>sbesondere das Universitätskrankenhaus kann geradezu<br />

als Ikone für <strong>Organisation</strong>en gelten, die im Schnittpunkt unterschiedlicher<br />

gesellschaftlicher Rationalitäten stehen. <strong>Die</strong> Codes und Medien<br />

von Mediz<strong>in</strong>, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft schlagen durch,<br />

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