Hubert Wißkirchen 26.02.2012Mozart: „Eine kleine Nachtmusik“, KV 525 (1787)In vielen Werken Mozarts ist getreu den Ermahnungen seines Vaters die Einheit <strong>von</strong> Kunstanspruch und Popularität gewahrt.Leopold Mozart (1780):"Ich empfehle dir Bey deiner Arbeit nicht einzig und allein für das musikalische, sondern auch für das ohnmusikalischePublikum zu denken, - du weist es sind 100 ohnwissende gegen 10 wahre Kenner, vergiss also das so genannte popularenicht, das auch d i e 1 a n g e n Oh r e n Kitzelt."Brief an seinen Sohn vom 11. 12. 1780. Zit. nach: Mozart, Briefe und Aufzeichnungen, hg. <strong>von</strong> Bauer und Deutsch, Bd. 3, Kassel 1963, S.53.W. A. Mozart entgegnete:'Wegen dem sogenannten Populare sorgen sie nichts, denn, in meiner Oper ist <strong>Musik</strong> für aller Gattung Leute; - ausgenommenfür lange Ohren nicht."Wolfgang Amadeus Mozart:"... die Concerten [Klavierkonzerte KV 413, 414, 415] sind eben das Mittelding zwischen zu schwer, und zu leicht - sind sehrBrillant - angenehm in die ohren - Natürlich, ohne in das leere zu fallen - hie und da - können auch kenner allein satisfactionerhalten - doch so - dass die nichtkenner damit zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen warum."Brief an seinen Vater vom 27. 12. 1782. Zit. nach: Mozart, Briefe und Aufzeichnungen, hg. <strong>von</strong> Bauer und Deutsch, Bd. 3, Kassel 1963, S.245f.Als 1787 Mozart die „Kleine Nachtmusik“ komponierte, war das anders geworden. Seine <strong>Musik</strong> wurde <strong>von</strong> vielen als schwerempfunden. 1788 konnte man in Cramers Magazin lesen:„Kozeluchs Arbeiten erhalten sich und finden allenthalben Eingang, dahingegen Mozarts Werke durchgehends nicht so ganzgefallen. Wahr ist auch, und seine Haydn dedicierten Quartetten bestätigen es aufs Neue, dass er einen entschiedenen Hangfür das Schwere und Ungewöhnliche hat. Aber was hat er auch große und erhabene Gedanken, die einen kühnen Geistverrathen.“Selbst Mozarts Opern wurden vom Spielplan abgesetzt. Großen Erfolg hatte damals u. a. Carl Ditters <strong>von</strong> Dittersdorf mit seinenSingspielen.Vergleich:Carl Ditters <strong>von</strong> Dittersdorf: Streichquartett Nr. 3 (1788)Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett KV 464 (1782-85)Wir vergleichen die beiden Stücke hinsichtlich- der Originalität des verwendeten Materials,- der horizontalen und vertikalen Dichte der Gedanken,- der Art der satztechnischen und motivischen Verarbeitung sowie- des Ausdrucksprofils.Wir bestimmen die stilistische bzw. ästhetische Position der beiden Komponisten. Wir beziehen uns dabei auch auf folgendenText:Carl Ditters <strong>von</strong> Dittersdorf:"... er (Mozart) ist unstreitig eins der größten Originalgenies, und ich habe bisher noch keinen Komponistengekannt, der so einen erstaunlichen Reichtum <strong>von</strong> Gedanken besitzt. Ich wünschte, er wäre nicht soverschwenderisch damit. Er lässt den Zuhörer nicht zu Atem kommen, denn kaum will man einem schönenGedanken nachsinnen, so steht wieder ein anderer herrlicher da, der den vorigen verdrängt, und das geht immer ineinem so fort, so dass man am Ende keine dieser Schönheiten im Gedächtnis aufbewahren kann."Zit. nach: H. J. Moser: Dokumente der <strong>Musik</strong>geschichte, Wien 1954, S. 135.20
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