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Behandlung des Tourette-Syndroms - Medizinische Hochschule ...

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Die medikamentöse <strong>Behandlung</strong> erfolgt in erster Linie mitsogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SRI).Dies sind Substanzen, die im Gehirn die Wirkung <strong>des</strong>Botenstoffs Serotonin verstärken. Es wird angenommen,dass dieser Botenstoff an der Entstehung von Zwangssymptomenbeteiligt ist. Als wirksam haben sich zahlreicheSubstanzen wie Clomipramin (Anafranil ® ) – ein tricyclischesAntidepressivum – sowie verschiedene selektiveSerotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Fluoxetin(Fluctin ® ), Fluvoxamin (Fevarin ® ), Sertralin (Zoloft ® ),Paroxetin (Seroxat ® ) und Citalopram (Cipramil ® ) erwiesen.Die Nebenwirkungsrate scheint unter Clomipramin(Anafranil ® ) - einem nicht selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer– höher zu sein als unter den anderengenannten Substanzen. Hinsichtlich <strong>des</strong> positiven Effektesbestehen vermutlich keine grundlegenden Unterschiede.Als häufigste Nebenwirkungen wurden Durchfall, Übelkeit,Kopfschmerzen, Müdigkeit und Benommenheit beobachtet.Clomipramin (Anafranil ® ) kann zudem zu Verstopfung,vermehrtem Schwitzen, Mundtrockenheit und Schwindelführen.Alle genannten Substanzen sind gleichzeitig auch zur<strong>Behandlung</strong> von Depressionen geeignet. Zudem könnensie Angstsymptome vermindern. Nach einzelnen Berichtenwirken manche dieser Medikamente auch günstig bei aufbrausendemVerhalten und wiederkehrenden Wutausbrüchen.Führt die alleinige Gabe eines Serotonin-Wiederaufnahmehemmersnicht zu einer Reduktion der Zwangssymptome,so kann versucht werden, die Wirksamkeit dieserMedikamente durch eine Kombination mit anderen Substanzen(etwa Neuroleptika, Buspiron (Bespar ® ),Clonazepam (Rivotril ® ) oder auch Lithium) zu steigern.Nach Einzelerfahrungen kann auch die alleinige <strong>Behandlung</strong>mit Buspiron (Bespar ® ) und Clonazepam(Rivotril ® ) zu einer Reduktion von Zwängen führen.Bestehen bei einem Patienten neben klinisch bedeutsamenZwängen auch andere Symptome (z. B. Tics, Autoaggression(Selbstverletzung) oder ADHS) in relevanter Ausprägung,so kann (oder muß) eine Kombinationsbe-handlung erfolgen. Beispielsweise ist dann die Kombinationeines Serotonin-Wiederaufnahmehemmers mit Neuroleptika,Clonazepam (Rivotril ® ) oder Stimulanzien(Methylphenidat (Ritalin ® , Medikinet ® , Equasym ® )) möglich.Die Kombination eines Neuroleptikums mit einemSerotonin-Wiederaufnahmehemmer kann sowohl zu einerverbesserten <strong>Behandlung</strong> der Tics als auch der Zwängeführen. Bei derartigen Kombinationsbehandlungen mußjedoch auch das erhöhte Risiko von Nebenwirkungenbedacht werden.In der <strong>Behandlung</strong> mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmernist zu beachten, dass die Dosierung einschleichenderfolgen soll, um das Eintreten von Nebenwirkungenzu vermindern. Die positive Wirkung dieser Medikamenteauf Zwangssymptome tritt oft verzögert, dassheißt erst nach Wochen, ein. Daher sollte die Therapieausreichend lange (etwa 3 Monate) erfolgen, bevor einMedikament wegen fehlender Wirkung wieder abgesetztwird. Bei guter Verträglichkeit und fehlendem Effekt solltedie Dosis in Absprache mit dem behandelnden Arzt kontinuierlichgesteigert werden. Depressive Symptome sprechenhäufig auf niedrigere Dosierungen an als Zwangssymptome.In Einzelpublikationen wird über Ergebnisse einer operativenTherapie von Zwängen berichtet. Bisher wurden verschiedeneOperationsverfahren angewandt, bei denenjeweils in einem eng umschriebenen Hirnareal eine kleineLäsion gesetzt wurde. Alternativ kann – wie auch bei Tics– neuerdings eine tiefen Hirnstimulation in Betracht gezogenwerden. Eine derartige <strong>Behandlung</strong> sollte jedoch nurin extremen Ausnahmefällen mit stärksten therapieresistentenZwängen (beispielsweise mit lebensbedrohlichenSelbstverletzungen) erwogen werden. Eine abschließendeBeurteilung derartiger Eingriffe ist derzeit wegen ungenügenderStudien noch nicht möglich.Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS)Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS)(englisch „attention deficit hyperactive disorder“, ADHD)2223

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