01.12.2012 Aufrufe

Jahrbuch 2011 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...

Jahrbuch 2011 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...

Jahrbuch 2011 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Reisen und Lernen<br />

126<br />

Fortsetzung von Seite 125<br />

an, die sich von all dem nicht abschrecken<br />

ließen. Am Samstagmorgen, den<br />

20.März 2010, ging es dann um 7.00 Uhr<br />

ab Bahnhof Lüdinghausen los. In Düren<br />

stieg noch eine andere Gruppe dazu:<br />

Elf Schülerinnen der Jahrgangsstufe 12<br />

der privaten St. Angela-Schule, einem<br />

katholischen <strong>Gymnasium</strong> für Mädchen,<br />

begleitet von zwei Lehrern. Anfangs erschien<br />

diese Gruppe den meisten unserer<br />

Schüler natürlich noch fremd, auf der<br />

Rückfahrt mit derselben Gruppe gab es<br />

dann rührende Abschiedsszenen.<br />

Eigentlich beginnt die Woche<br />

in Taizé für die jugendlichen Pilger am<br />

Sonntag und so hingen wir nach der<br />

Ankunft am Samstag ein wenig in der<br />

Luft. Die Unterkunft, die man dann am<br />

Samstagabend bekommt, muss man<br />

am Sonntagmorgen sofort wieder räumen.<br />

Aber die Canisianer hatten sich<br />

schnell eingefunden und übernahmen<br />

bald notwendige Aufgaben wie z. B. die<br />

Begrüßung weiterer ankommender<br />

Gruppen. Unser Schülersprecher, Niko<br />

Gernitz, hatte in kurzer Zeit die Organisationsstruktur<br />

durchschaut und<br />

schaffte es, dass die Wünsche der<br />

Teilnehmer unserer Gruppe so weit wie<br />

möglich berücksichtigt wurden.<br />

Vor der Fahrt hatten wir noch einige<br />

Bedenken, ob das Wetter mitspielen<br />

würde. Eine Woche zuvor hatte es noch<br />

geschneit und aus Taizé kam die Bitte,<br />

dass wir eigene Zelte mitbringen sollten,<br />

da man eine Unterbringung in Baracken<br />

nicht garantieren könne. Vor Ort sah es<br />

dann freundlicher aus: Barackenplätze<br />

gab es genug und in Burgund war es<br />

trocken und über 10°C warm. Angesichts<br />

<strong>des</strong>sen, dass man die längste Zeit <strong>des</strong><br />

Tages unter freiem Himmel verbringt,<br />

war das nicht zu verachten. Die Sonne<br />

hielt sich dann bis Freitag, was wesentlich<br />

zu einer guten Stimmung beitrug.<br />

Schnell war uns aber klar, dass<br />

der multikulturelle Charakter <strong>des</strong><br />

Treffens in dieser Woche leider stark<br />

durch die Osterferien der Niedersachsen<br />

untergraben werden würde, denn über<br />

die Hälfte der Taizé-Teilnehmer stammte<br />

aus unserem nördlichen Nachbar-Bun<strong>des</strong>land.<br />

Spaniern und Italienern war es<br />

offensichtlich noch zu kalt. So blieb<br />

die dominierende Sprache Deutsch, in<br />

der Wochenmitte kam allerdings noch<br />

Bayerisch hinzu. Schließlich waren<br />

wir für die Anwesenheit der Niedersachsen<br />

doch noch dankbar, denn ohne die<br />

Begegnung mit anderen fehlt in Taizé das<br />

Entscheidende.<br />

Probleme mit Alkohol, die bei den<br />

Tagen religiöser Orientierung bisweilen<br />

eine Rolle spielen, können in Taizé<br />

kaum aufkommen. Der einzige Ort, an<br />

dem man nach Vorlage eines Ausweises<br />

pro Person ein Glas Bier oder Wein<br />

bekommt, hat abends nur für eine halbe<br />

Stunde geöffnet. In dieser Zeit schafft<br />

man es aufgrund der langen Schlange<br />

höchstens zu zwei kleinen Gläsern Bier<br />

oder Wein. Die Brüder behalten sich vor,<br />

Einfaches Leben in Taizé: Zum Essen benötigt<br />

man nur Holzbänke, einen Teller, einen Löffel<br />

und Gemeinschaft.<br />

Gruppen, in denen mitgebrachter Alkohol<br />

konsumiert wird, einen Platzverweis<br />

zu erteilen und haben eine „Beichtstelle“<br />

eingerichtet, bei der man „versehentlich“<br />

mitgebrachten Alkohol gleich bei der<br />

Ankunft abgeben und bei der Abfahrt<br />

wieder zurückbekommen kann.<br />

Von der täglichen Arbeit waren alle<br />

sehr angetan. Mit großer Begeisterung<br />

wurden Toiletten gereinigt, der Müll im<br />

Lager eingesammelt, der Abwasch in der<br />

Großküche und all das, was an Arbeiten<br />

in so einer großen Gruppe anfällt,<br />

erledigt. Eltern hätten ihre Freude daran<br />

gehabt zu sehen, zu welchem Engagement<br />

bei sonst eher unangenehmen<br />

Tätigkeiten ihre Kinder in der Lage sind.<br />

Außerdem nahm jeder Teilnehmer an<br />

einer Diskussionsgruppe teil. Hier waren<br />

die Erfahrungen dann etwas gemischt. In<br />

einigen Gruppen dominierten Einzelne<br />

das Gespräch und die Gruppe kam nicht<br />

so richtig weiter – in anderen Gruppen<br />

war es möglich, zu einem tiefergehenden,<br />

persönlicheren Gespräch zu kommen.<br />

Die interessanteren Begegnungen fanden<br />

dann manchmal auch außerhalb <strong>des</strong><br />

offiziellen Programms statt.<br />

Ein zentraler Begegnungsort ist in<br />

Taizé die Kirche. Morgens, mittags und<br />

abends findet eine Andacht statt, in<br />

der Gesang, Lesungstexte und Stille die<br />

tragenden Elemente sind. Obwohl es<br />

schon gewaltig ist, wenn 1000 Jugendliche<br />

gleichzeitig Lieder in allen Sprachen<br />

singen, war die Stille von sieben Minuten<br />

etwas, an das sich die Schüler erst<br />

gewöhnen mussten. Anfangs war es für<br />

einige kaum auszuhalten, am Ende der<br />

Woche wurde es von den meisten als<br />

etwas sehr Wertvolles angesehen. Wenn<br />

man jemandem erzählen würde, dass<br />

Jugendliche, die zum Teil kaum kirchliche<br />

Erfahrungen haben, in acht Tagen<br />

freiwillig 23-mal in einen Gottesdienst<br />

gehen, so würde man es kaum glauben<br />

können.<br />

Was sich in Taizé auch anders<br />

darstellt, als wir es von Lüdinghausen<br />

gewohnt sind, ist das Anstehen in der<br />

Schlange. Wer schon einmal unsere<br />

Schüler beim Anstehen für das Einsteigen<br />

in den Schulbus gesehen hat, ist<br />

bisweilen erschüttert. In Taizé waren die<br />

Schlangen vor der Essensausgabe viel<br />

gewaltiger – so etwa 100 m lang. Aber<br />

die Stimmung war trotzdem gut: Hier<br />

und da gab es Gruppen, die sangen oder<br />

trommelten und außerdem hatten die<br />

Schlangen etwas Soziales. Entdeckte man<br />

Leute, die man kannte, war das „aktive<br />

Reisen und Lernen<br />

127

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!