JUTTa klos RoBERT JUNkER EiN saBBaTical iN dER - tusitala verlag
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TERRITORY<br />
H AUSTRALIA<br />
CAPE TRIBULATION<br />
DAINTREE<br />
MOSSMAN<br />
PORT DOUGLAS<br />
CAIRNS<br />
QUEENSLAND<br />
NEW SOUTH WALES<br />
GREAT BARRIER REEF<br />
SYDNEY<br />
GREAT BA<br />
Australien wird allen Erzählungen gerecht. Schon nach den ersten Minuten fühlten wir uns<br />
wie Hauptdarsteller in einem Abenteuerfilm. Aufregend wurde es bereits im Vorspann, als<br />
wir mit unserem Campingbus direkt auf eine vierspurige Straße rollten: Linksverkehr!<br />
Links ließen wir auch Cairns liegen. Cairns ist keine besonders schöne Stadt. Das einzig<br />
Interessante ist das öffentliche Schwimmbad direkt an der Strandpromenade. Da uns aber<br />
mehr nach Schlafen als nach Baden zumute war, suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen für<br />
ein kleines Nickerchen.<br />
Auf dem Parkplatz einer Bergstraße fanden wir ein solches. Von dort oben hatten wir einen<br />
ausgezeichneten Blick hinunter auf das in der Abenddämmerung flimmernde Cairns. Doch<br />
als wir uns aufs Ohr legen wollten, kamen einige Halbstarke in ihren rollenden Discos angefahren,<br />
parkten direkt neben uns und ließen mit ihren übersteuerten Bässen all unsere Töpfe<br />
vibrieren.<br />
Hallo? Seit wann gibt es denn House und Techno am Arsch der Welt? Wir dachten, die<br />
Aussies hätten allenfalls ein Didgeridoo im Kofferraum und blasen damit Koala-Bären von<br />
den Bäumen. Aber nein, gute, alte Zeiten sind auch hier wie schlecht gebaute Bumeränge.<br />
Beide kommen nicht zurück.<br />
RRIER REEF<br />
Leise auf die Jugend fluchend machten wir uns weiter auf die Suche nach einem stillen<br />
Örtchen und wurden schließlich fündig. Soviel sei aber gesagt: Seit diesem Tag schlummern<br />
wir tief und fest. Und vor allem lang. Neun bis zehn Stunden Schlaf haben wir eigentlich jede<br />
Nacht und das hat Folgen: die ersten Stressfältchen sind schon „gone with the wind.“<br />
Der Grund dafür ist so einfach wie simpel. In Australien wird es um diese Jahreszeit schon<br />
sehr früh dunkel. Schon gegen halb sieben geht hier das Licht aus. Und da das Abendprogramm<br />
im Busch traditionell wenig Abwechslung bietet, sind wir oft die einzig verbliebenen<br />
Hauptdarsteller in einer täglich ausgestrahlten Serie.<br />
Eingeläutet wird der Abend regelmäßig mit einem Zisch aus einer eiskalten Dose Bier.<br />
Mit dem ersten Schluck trinken wir auf den vergangenen und mit dem letzten auf den<br />
bevorstehenden Tag. Dann dreh ich das Gas auf und versorge unseren Kühlschrank mit<br />
elektrischem Strom, damit das Bier kalt bleibt.<br />
Während Jutta in der engen Bordküche das Essen zubereitet, baue ich neben dem Van die<br />
Sitzgarnitur auf und decke den Tisch. Nach dem Essen spielen wir ein paar Runden Yazzee,<br />
lesen Bücher oder schreiben in unser kleines Tagebuch, in dem jetzt auch ganz frisch unser<br />
Erlebnis vom Great Barrier Reef dokumentiert ist.<br />
Das Wetter am Riff war an diesem Tag trocken und warm, was mir sehr entgegen kam.<br />
Denn schlechtes Wetter auf See bringt Schiffe zum Schaukeln und mich an den „Rand der<br />
Verzweiflung“, in der Seemannssprache auch Reeling genannt. Allen Befürchtungen zum<br />
Trotz kamen wir nach einer Stunde Schifffahrt (mit drei F und ohne Würg) am Great Barrier<br />
an. Wir schlüpften in hellblaue Ganzkörperkondome (und sahen darin aus wie Schlümpfe),<br />
zogen Neopren-Anzug und Sauerstoffflasche über und glitten hinab in eine andere Welt.<br />
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