01.12.2012 Aufrufe

photography, video, mixed media iii - KUNST Magazin

photography, video, mixed media iii - KUNST Magazin

photography, video, mixed media iii - KUNST Magazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

0611


Sammlung DaimlerChrysler<br />

PHOTOGRAPHY, VIDEO, MIXED MEDIA III<br />

Neuerwerbungen<br />

29. September 2006 - 8. Januar 2007<br />

SYLVIE FLEURY (CH), SHILPA GUPTA (INDIA), BERNHARD KAHRMANN (D)<br />

JUSTIN PONMANY (INDIA), BERNIE SEARLE (SA), PAMELA SINGH (INDIA)<br />

GUY TILLIM (SA), INA WEBER (D), HEIMO ZOBERNIG (A)<br />

DaimlerChrysler Contemporary<br />

P o t s d a m e r P l a t z B e r l i n<br />

Potsdamer Platz Berlin · Haus Huth<br />

Alte Potsdamer Straße 5 · 10785 Berlin · täglich 11 - 18 Uhr<br />

Tel 030 - 259 41 420<br />

Abb: Sylvie Fleury, Swiss Polish Meditation, 2005, 3-Kanal Videoprojektion<br />

Am Anfang...<br />

...steht der Moment, an dem der Fotograf den Auslöser drückt. Das Foto ist die<br />

Erinnerung an diesen Augenblick und zeigt ein Bild aus der Vergangenheit. Kein<br />

künstlerisches Medium ist so melancholisch, wie die Fotografie, dem Schwerpunktthema<br />

unserer Novemberausgabe. Wir sprachen mit Thomas Friedrich, dem<br />

Kurator des „Europäischen Monats der Fotografie“, stellen die fotografisch geprägte<br />

Werkschau des polnischen Künstlers Lech Majewski vor und besprechen eine<br />

Ausstellung der Galerie neunplus. Außerdem besuchten wir die Kunstagenten in<br />

der Reinhardstraße und den neuen Standort der Schule für Fotografie fas, die eine<br />

Ausstellung von Michael Ackermann zeigt. In einem Buch zusammengefasst sind<br />

die Fotografien, mit denen Liza Nguyen die Erinnerungen an ihren Vater wach hält.<br />

Wir wünschen Ihnen viele besinnliche, berührende und bereichernde Momente – mit<br />

dem <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> Berlin und in der Stadt selbst.<br />

Ihr <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> Berlin<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

4 Ausstellungshinweise<br />

17 Berlin und die Fotografie – eine Bewährungsprobe<br />

20 Lech Majewski – Retrospektivein der Zak Gallery<br />

22 Emotionale Spielwiese<br />

24 Mein Besuch bei...<br />

Carolina Gumz und Annette Assmy in den Räumen von neunplus<br />

26 Fotografierte Räume –<br />

Die Kunstagenten zeigen zwei zeitgenössische Positionen<br />

28 Liza Nguyen: My Father<br />

30 Am Ende...<br />

30 Impressum<br />

Titelbild: Lech Majewski, „The roe‘s room“ (Pokój Saren), Polen 1997, Filmstill, (Ausschnitt). Courtesy: ZAK Gallery.<br />

Beachten sie bitte auch den Artikel auf Seite 20.<br />

3


Mutations I<br />

Das Kooperationsprojekt der<br />

am „Europäischen Monat der<br />

Fotografie“ teilnehmenden<br />

Hauptstädte vermittelt einen<br />

Einblick in die gegenwärtige<br />

Fotoszene. Neben Beate Gütschow<br />

aus Berlin sind Marek Kvetán<br />

(Bratislava), Elisabeth & Carine<br />

Krecké (Luxemburg), die Gruppe<br />

AES+F (Moskau), Philippe<br />

Ramette (Paris), Eva Frapiccini<br />

(Rom) und Nina Dick (Wien) zu<br />

sehen. Traditionelle Kontroversen<br />

über Möglichkeiten des Mediums<br />

werden zur Debatte gestellt.<br />

Re-fraction<br />

In der Ausstellung Re-fraction werden<br />

Arbeiten von Margi Geerlinks, Sveinn<br />

Fannar Johannsson, Maslen & Mehra, Tim<br />

White-Sobieski, Lukas Maximilian Hüller,<br />

Daniel & Geo Fuchs, Liza Nguyen,<br />

Denise Marika, JH Engström und Michael<br />

Ackermann gezeigt. Gemein ist ihnen das<br />

Thema des technischen und emotionalen<br />

Bruchs zwischen Mensch und Umgebung.<br />

Der Titel: Refraction (Lichtbrechung) definiert<br />

den Richtungswechsel des Lichtes,<br />

der entsteht, wenn ein Lichtstrahl auf ein<br />

lichtdurchlässiges Material unterschiedlicher<br />

Dichte trifft. Aussage und Technik<br />

werden so überein gebracht.<br />

4<br />

Mutations I: Beate Gütschow, S#11, 2005. © Beate Gütschow<br />

Courtesy: Martin Gropius Bau.<br />

Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstr. 7, 10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Eröffnung 2.11., 19 h, Ausstellung bis 7.1.07, Mi–Mo 10–20h<br />

www.mdf-berlin.de, www.gropiusbau.de<br />

Galerie Caprice Horn, Rykestr. 2, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Eröffnung: 2.11., 19h. 3.11.-20.1.07. Di–Fr 13–17h, Sa 11–19h, u.n.V.<br />

www.capricehorn.com<br />

Courtesy: Galerie Caprice Horn<br />

Götz Diergarten - England<br />

In einer Dokumentationsreise entlang der englischen<br />

Küste fotografierte Götz Diergarten von<br />

2003 bis 2005 Seebäder und Strandhäuser. Als<br />

einer der letzten Schüler von Bernd Becher wählt<br />

auch er einen typologischen Ansatz, bricht aber<br />

die strenge Sachlichkeit durch den malerischen<br />

Einsatz von Farbe und stellt Einzelbilder neben<br />

seine Reihungen.<br />

Galerie Kicken, Linienstr. 155, 10115 Berlin-Mitte<br />

bis 12.12., Di–Sa 14–18h<br />

www.kicken-gallery.com<br />

CLEMENS KALISCHER - Vintage-Fotografien aus Italien und Frankreich<br />

„Um die eigentliche Wahrheit entdecken zu können, bedarf<br />

es oft eines Fotografen, der im Hintergrund verschwindet,<br />

damit seine Gegenwart nicht die natürliche Ordnung der<br />

Dinge stört.“ Mit dieser Haltung ist es möglich, solche authentischen<br />

Augenblicke, wie in Lyon oder dem Val Grana<br />

in Italien, einzufangen, die in der Ausstellung zu sehen sein<br />

werden. Über all die vielen Jahre hat Clemens Kalischer die<br />

Kunst solcher scheinbar kunstlosen Momente gemeistert.<br />

Galerie argus fotokunst, Marienstr. 26, 10117 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 10.11., 19h, 11.11. –23.12.<br />

www.argus-fotokunst.de<br />

Julia Baier - „Die öffentliche Badeanstalt“ und<br />

„Sento - das japanische Badehaus“<br />

Julia Baier fotografierte 2002 öffentliche Schwimmbäder<br />

in Deutschland und 2005 die japanische<br />

Badekultur. In beiden Serien liegt der Fokus auf den<br />

badenden Menschen sowie der Beschreibung der Orte.<br />

Badehäuser sind für Julia Baier öffentliche Räume und<br />

gleichzeitig Orte der Privatheit.<br />

Galerie imago fotokunst, Auguststr. 29c, 10119 Berlin-Mitte<br />

Opening: 10.11., 19h, 11.11.–22.12., Di–Fr 12–19h, Sa 14–18h<br />

www.imago-fotokunst.de<br />

Götz Diergarten: o.T.1 (Broadstairs-Joss Bay),<br />

2003, c-print/diasec, 75 x 100cm<br />

Courtesy: Kicken Berlin<br />

Clemens Kalischer, Italien<br />

Courtesy: Argus Fotokunst<br />

Julia Baier: o.T., 2005,<br />

Handabzug auf Silbergelatine<br />

Courtesy: imago fotokunst<br />

5


Veronika Kellndorfer -<br />

Dream Switch<br />

Kellndorfer untersucht Architektur<br />

als Ausdruck gesellschaftlicher<br />

Zustände. Sie zeichnet auf, wie<br />

sich die Gegenwart in ihrer Erscheinung<br />

verändert, als wäre in<br />

den Mauern Geschichte gespeichert.<br />

Ihr Motiv ist das Postamt in<br />

Ostia, ein Rundbau changierend<br />

zwischen antikem Tempelchen,<br />

seiner Funktion als Postamt und<br />

einer Missionskirche.<br />

Galerie Fahnemann, Gipsstr. 14, 10119 Berlin<br />

Eröffnung: 10.11., 19–21h, 11.11.–9.12., Di–Sa 12–18h<br />

www.galerie-fahnemann.de<br />

Sibylle Bergemann - PHOTOGRAPHIEN<br />

Sibylle Bergemann begann ihre Fotografenlaufbahn<br />

am Ende der sechziger Jahre in Ostberlin. Sie gehört<br />

zu den herausragenden deutschen Fotografen.<br />

Zum ersten Mal wird nun das Werk der Fotografin<br />

in zwei Präsentationen und einer Publikation<br />

umfassend gewürdigt. Die Ausstellung in Berlin<br />

zeigt etwa 150 Arbeiten, die zwischen 1967 und<br />

2006 entstanden. Erstmals werden frühe Bilder wie<br />

„Clärchens Ballhaus“ und andere Berlin-Fotografien,<br />

sowie Polaroids aus jüngster Zeit gezeigt. Die<br />

Fotografien sind schwarzweiß und in Farbe. „Es sind<br />

ausnehmend grafische Fotos... Gesichter wie Romane<br />

oder Kurzgeschichten, Grotesken der Mode und<br />

theatralischen Posen, die comédie humaine in Bildern<br />

von Zeit und Ort.“ (Cees Nooteboom, 2006).<br />

Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin–Tiergarten<br />

Eröffnung: 10.11., 19h, 11.11.–14.1.07, Di –So 11–20h<br />

www.adk.de<br />

6<br />

Veronika Kellndorfer: Traumhaus dream switch –<br />

some try to remember, part XVI<br />

Courtesy: Galerie Fahnemann<br />

Sibylle Bergemann: Thomas, Theater RambaZamba<br />

Sonnenuhr e.V., Berlin, 1997<br />

Courtesy: Ostkreuz - Agentur der Fotografen<br />

Rebecca Horn - Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Filme 1964-2006<br />

Zum ersten Mal seit 1994 zeigt Rebekka Horn eine umfassende<br />

Werkschau in Berlin, ausgestellt im Martin-Gropius-Bau.<br />

In ihren Arbeiten gibt es Verbindungen zur Performance, Arte<br />

Povera, Fluxus und Conceptual Art. Im Lichthof des Martin-Gropius-Bau<br />

wird eine neue Installation „Das Universum in einer<br />

Perle“ zu sehen sein. Die Ausstellung umfasst unter anderem einen<br />

großen Teil von frühen Zeichnungen, die im Zusammenhang<br />

mit ihren Performances der Jahre 1970–1975 entstanden sind.<br />

Martin-Gropius-Bau, Niederkirchener Str. 7, 10963 Berlin<br />

5.10.–15.1.07, Mi–Mo 10–20h<br />

www.gropiusbau.de<br />

ALLES WIRD GUT – Fotoinstallation von Monika Pormale<br />

Seltsame Ereignisse an bekannten Schauplätzen<br />

im Westteil der Stadt: Menschen umarmen<br />

einander, anonyme Passanten, Zufallspaare,<br />

inszeniert als lebende Skulpturen. Die lettische<br />

Künstlerin realisiert diese Fotoinstallation an<br />

der Fassade und im Oberen Foyer des Hauses<br />

der Berliner Festspiele.<br />

Haus der Berliner Festspiele, Schaperstr. 24, 10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Eröffnung 16.11., 19h,Eintritt frei, 17.11.–28.1.07 (jeweils 1h vor Vorstellungsbeginn)<br />

www.berlinerfestspiele.de<br />

MAGMA – goldrausch 2006<br />

Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt unterstützt die<br />

Durchsetzung herausragender künstlerischer Positionen von<br />

Frauen. Die 15 Teilnehmerinnen des einjährigen Professionalisierungsprogramms<br />

zeigen auf der abschließenden<br />

Ausstellung Installationen, Fotografien, Malerei und Filme.<br />

Während der Ausstellungen Führungen durch Gastkuratoren<br />

und Finissage ‚MAGMA live’ mit Performance –<br />

Informationen unter www.goldrausch-kuenstlerinnen.de<br />

Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Eröffnung: 27.10., 19h, 28.10.–3.11., täglich 12–19h<br />

www.goldrausch-kuenstlerinnen.de<br />

Rebecca Horn: Book of Ashes, 2002.<br />

Fotograf: Attilio Maranzano. © Rebecca<br />

Horn / VG Bild-Kunst, Bonn 2006<br />

Monika Pormale: Alles wird gut,<br />

Installationsansicht. 2006<br />

Rosa Loy: „Transformation“, 2006<br />

Kasein/Leinwand 200 x 150 cm<br />

Courtesy: Galerie Wilma Tolksdorf<br />

7


Raffael Waldner - Cars<br />

Der junge Schweizer Raffael Waldner, zeigt Fotos von<br />

zerstörten Luxusautos. Entfernt vom Unfallort und<br />

dem üblichen Kontext, fotografiert in dunklen undefinierten<br />

Räumen, entfremdet durch starke Kontraste<br />

und Konturen wird zunächst der Eindruck abstrakter<br />

Bilder erweckt. Waldner entzieht den Karossen ihren<br />

Status und suggeriert die Kraft der Maschinen.<br />

Spielhaus Morrison Galerie, Heidestr. 46-52, 10557 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 18.11., 18h, 18.11.–13.1.07 Di–Sa 11–18h<br />

www.spielhaus-morrison.com<br />

Tempo–tempo - Eine zeitliche Collage von Marco Piono<br />

Piono arbeitet mit der Fusion digitaler Bildbearbeitung<br />

und der alten Technik der Ilfochromie.<br />

Negative auf einem dunklen Hintergrund werden<br />

durch Antizipation vom menschlichen Hirn als<br />

Positive erkannt. Es entsteht ein Wechselspiel<br />

aus althergebrachten Bilddokumenten und<br />

Motiven der Neuzeit.<br />

VISAGE Galerie, Gerichtstr. 12/13, 13347 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 28.10., 19h, 29.10.–2.12., Mo–Sa 12–18h<br />

www.visage-galerie.de<br />

Helmut Newton - Yellow Press / Playboy Projections<br />

Das Ausstellungsprojekt „Yellow Press“ zeigt weniger<br />

bekannte photographische Ansätze von Helmut<br />

Newton. Wir sehen rätselhafte Bildgeschichten, die<br />

sich um „Sex and Crime“ ranken, sowie einen <strong>media</strong>len<br />

Mix: Denn erstmals wird auch ein Kurzfilm von<br />

Helmut Newton gezeigt, „Zipper“, den er 1988 für<br />

einen italienischen Reißverschluß-Hersteller realisierte,<br />

sowie vergrößerte Polaroids, die er direkt vom<br />

Monitor mit dem „Zipper“-Film abfotografierte.<br />

Helmut Newton Stiftung, Jebensstr. 2, 10623 Berlin-Tiergarten-Zoo<br />

bis auf weiteres, Di–So 10–18h, Do 10–22h<br />

8<br />

Raffael Waldner: Aston Martin Vanquish.<br />

120 x180 c print 2006.<br />

Courtesy: Galerie Spielhaus Morrison.<br />

Marco Piono: Helden, 06<br />

Ilfochromie, 120x160 cm<br />

Courtesy: VISAGE Galerie<br />

Helmut Newton, Big Zipper II<br />

Milano 1988<br />

Klubfoto zeigt „berühmt“<br />

Berühmt - wer möchte das nicht sein? Die Hamburger<br />

Vereinigung „klubfoto“ geht der Frage nach, wer oder<br />

was anerkannt oder bedeutend ist.<br />

Aus unterschiedlichen Genres wie Mode, Werbung,<br />

Journalismus und Kunst zeigen 73 international<br />

arbeitende Fotografinnen und Fotografen im „Europäischen<br />

Monat der Fotografie“ ihre Kommentare<br />

und Assoziationen.<br />

Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstr. 7, 10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Eröffnung: 2.11., 19h, 2.11.–7.1.07, Mi–Mo 10–20h<br />

www.mdf-berlin.de, www.gropiusbau.de<br />

Sebastian Kusenberg, Jan Sobottka, Jens Ziehe - Das ist doch der Dings...<br />

Die Kunstszene - das sind Leute, die<br />

Vernissagen und Performances bevölkern,<br />

um zu sehen und gesehen zu werden. Wie<br />

die Kunst und die Orte verändert sich diese<br />

Szene permanent. Es werden drei Künstler<br />

vorgestellt, die mit ihren ‚Szenefotos‘ die<br />

Berliner Kunstszene dokumentieren und<br />

sichtbar machen.<br />

Deutscher Künstlerbund, Rosenthaler Str. 11, 10119 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 3.11., 19h, 7.11.–1.12., Di–Fr 14–18h, u. n. V.<br />

www.kuenstlerbund.de<br />

Esther Haase - Seltene Momente von Echtheit<br />

Seit mehr als zehn Jahren lichtet die Modefotografin<br />

Esther Haase auch alte Menschen<br />

als Models für schicke Kleidung ab. Jedes Jahr<br />

erscheint ein Kalender mit wechselnden Themen.<br />

Ein Höhepunkt der Ausstellung sind die<br />

Aufnahmen der Senioren mit Modellkleidern<br />

der Meisterklasse von Vivienne Westwood.<br />

Willy-Brandt-Haus, Stresemannstr. 28, 10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Eröffnung: 14.11., 19.30h, 15.11.–14.1., Di–Sa 12–18h<br />

Eintritt frei, Ausweis erforderlich. www.freundeskreis-wbh.de<br />

Astrid Salomon: ‚Klubfoto Berühmt‘, 2006,<br />

© Astrid Salomon<br />

Jan Sobottka: ‚Anja in der<br />

Kunststiftung Poll‘, 2006.<br />

Courtesy: www.catonbed.de<br />

Sabine Buchert, geb. 1934<br />

Berlin 2003.<br />

Foto: © Esther Haase<br />

9


Ali Sinan Konyali -<br />

Hinter den Stadtmauern von Istanbul -<br />

Am Lauf des Wassers<br />

Drei Kulturen - Drei Religionen<br />

Eine Ausstellung an zwei Orten<br />

Ali Konyali (*1960, Istanbul) ist einer der<br />

bedeutendsten Kulturfotografen der Türkei.<br />

Seine Arbeiten erzählen vom historischen<br />

und kulturellen Eigentum entlang der ersten<br />

Grenze der Istanbuler-Stadtmauer. Unter<br />

türkischer Herrschaft war es dort muslimischen<br />

Minderheitsgruppen und Nichtmuslimen<br />

erlaubt, ihre Repräsentationsgebäude<br />

zu errichten, wodurch dieser Ort eine ganz<br />

eigene Prägung erlangte. Durch die Aneinanderreihung<br />

dieser Bauten entsteht ein Dialog,<br />

in dem das Trennende zum verbindenden<br />

Element wird. Mit seinen großformatigen<br />

Arbeiten schafft Ali Sinan Konyali Werke, die<br />

die magische Anziehungskraft der historischen<br />

Gebäude in den Mittelpunkt stellen.<br />

<strong>KUNST</strong>BÜROBERLIN, Uhlandstr. 162, 10719 Berlin-Kreuzberg<br />

Eröffnung: 4.11., 19h, 5.11.–27.1.07. Mi–Fr 12–18h., Sa 12–15h<br />

TÜRKISCHES HAUS , An der Urania 15, 10787 Berlin-Tiergarten<br />

5.11.–27.1.07. Mi–Fr 13–7h<br />

www.kunstbueroberlin.de, www.mdf-berlin.de<br />

Bruno Barbey - Marokko. Ein Porträt meines Landes<br />

Der Franzose Bruno Barbey wuchs in Marokko<br />

auf und wurde bereits mit 25 Jahren Mitglied der<br />

Fotoagentur Magnum. Für sie bereiste er die ganze<br />

Welt, doch die Sehnsucht nach seiner „Heimat“ hat<br />

ihn nie verlassen. 1970 kehrte er nach Marokko<br />

zurück und begann seine fotografischen Porträts,<br />

die im Rahmen des „Europäischen Monats der<br />

Fotografie“ zu sehen sind.<br />

Willy-Brandt-Haus, Stresemannstr. 28, 10963 Berlin-Kreuzberg<br />

bis 14.1.07, Di–Do 12–18h<br />

www.mdf-berlin.de, www.freundeskreis-wbh.de<br />

10<br />

Ali Sinan Konyali, 2005/06<br />

Courtesy: Kunstbüro Berlin<br />

Bruno Barbey „Marokko. Ein Porträt<br />

meines Landes“.<br />

Das Ksar Maadid im Ziztal, 2002.<br />

© Bruno Barbey / Magnum Photos<br />

camera berolinensis - Das Berliner Album des<br />

Fotografen F. Albert Schwartz (1836-1906)<br />

F. Albert Schwartz hat ein halbes Jahrhundert<br />

den rasanten Umbau Berlins von der königlichen<br />

Residenz zur kaiserlichen Metropole<br />

dokumentiert. Zu seinem 100. Todestag zeigt<br />

die Stiftung Stadtmuseum Berlin das erste<br />

Mal sein Berlin-Album der Öffentlichkeit.<br />

Ephraim-Palais, Stadtmuseum Berlin, Poststr. 16, 10178 Berlin-Mitte<br />

20.10.–7.1.07; Di, Do–So 10–18h, Mi 12–20h<br />

Eintritt: 3,00 Euro (ab 15.11.: 5,00 Euro); mittwochs Eintritt frei<br />

www.stadtmuseum.de, www.mdf-berlin.de<br />

Sasha Stone - „Berlin in Bildern“<br />

Der „Europäische Monat der Fotografie“ präsentiert erstmals<br />

verloren geglaubte Aufnahmen des renommierten Fotografen<br />

und Avantgardekünstlers Sasha Stone aus dem Berlin<br />

der späten 1920er Jahre. Als im Herbst 1928 sein Band<br />

„Berlin in Bildern“ erschien, galt Stone bereits als Vorreiter<br />

des „Neuen Sehens“. Die Gegenüberstellung von Tradition<br />

und Moderne und der Bruch mit fotografischen Konventionen<br />

der visuellen Wahrnehmung zeichnen sein Werk aus.<br />

Berlinische Galerie, Alte Jakobstr. 124-128, 10969 Berlin-Kreuzberg<br />

Ausstellung bis 11.3.07, tägl. 10–18h<br />

www.mdf-berlin.de, www.berlinischegalerie.de<br />

Susanne Huth und Alexandra Schumacher -<br />

GLAMOUR OF EFFICIENCY<br />

Susanne Huth untersucht in Videos und Fotografien<br />

verschiedene Pariser Viertel und Vororte nach Kontrollsystemen<br />

urbaner Strukturen. Die Stadt wird als<br />

Schauplatz bzw. Bühne des Alltags erfahrbar gemacht.<br />

Alexandra Schumacher arbeitet mit Neonröhrenelementen.<br />

Ihre Installationen zielen auf eine Infragestellung<br />

der Konventionen von Kunst zur Inszenierung.<br />

Stedefreund, Rosenthaler Str. 3, 10119 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 3.11., 19–22h, 4.11.–25.11, Mi–Sa 14–19h<br />

www.stedefreund-berlin.de<br />

F. Albert Schwartz: Blick in die Halle<br />

des Bahnhofs Alexanderplatz, um 1885,<br />

Albuminpapier, 21 x 16 cm<br />

Courtesy: Stiftung<br />

Stadtmuseum Berlin<br />

Berlin in Bildern - Sasha Stone:<br />

Ein Trupp Wandervögel, 1927/1928<br />

© Serge Stone<br />

Susanne Huth: Banque Transatlantique<br />

aus der Serie Boulevard, 2006, C-Print,<br />

Courtesy: Stedefreund<br />

11


Ian Monroe – ALL POSSIBILITIES ARE VISIBLE BUT UNKNOWN<br />

Der in London lebende Amerikaner Ian Monroe ist in Berlin längst kein<br />

Unbekannter mehr, nachdem seine Bilder und Skulpturen im letzten<br />

Jahr in einer Gruppenausstellung bei upstairs berlin und im Hamburger<br />

Bahnhof ausgestellt wurden. Nun ist seine erste Einzelausstellung in<br />

Deutschland zu sehen.<br />

Was auf den ersten Blick wie eine computergenerierte Raumillusion<br />

wirkt, besteht in Wirklichkeit aus von Hand zugeschnittenen und<br />

übereinander geklebten Farbfolien. In seinen Vinylcollagen lässt Monroe<br />

hyperreale Welten entstehen: modellhafte Ausschnitte aus atemberaubend<br />

futuristischen Räumen, die scheinbar aus der Dreidimensionalität<br />

ausbrechen wollen. Greifbarer erscheint dagegen eine bizarre Papierskulptur,<br />

die einen langen lesbaren Textvorhang bildet. Eines macht Ian<br />

Monroe uns mit seinen neuen Arbeiten jedenfalls klar: Man muss kein<br />

Architekt sein, um sich die Architektur der Zukunft zu erträumen.<br />

upstairs berlin, Zimmerstr. 90/91, Aufgang A, 1. Stock, 10117 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 3.11., 18–20h, 4.11.–23.12., Di–Sa 11–18h<br />

www.upstairs-berlin.com<br />

12<br />

Ian Monroe: Limit States, 2006. Vinyl auf Acrylglas, 21,8 x 34,7 cm.<br />

Courtesy: Haunch of Venison/upstairs berlin<br />

Heinz Schmöller - Camouflage<br />

Heinz Schmöller benutzt sich selbst, seine<br />

Biografie und seine direkte Umgebung als<br />

Fundus, als Materiallager und gelangt darüber<br />

zu universellen und antibiografischen Objekten<br />

und Bildern. Sein Ansatz ist dabei ein infantiler<br />

Eskapismus, der den direkten Kontakt zum<br />

Betrachter sucht und sich gleichzeitig der<br />

Analyse entziehen möchte.<br />

DISKUS, Brunnenstr. 196, Durchgang zum 3. Hof, 10119 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 23.11., 18–21h, 24.11.–6.1.07. Di–Sa 11–18h<br />

www.diskus-berlin.com<br />

Tibor Hajas<br />

Tibor Hajas (gest. 1980) gilt als radikalster Vertreter der<br />

ungarischen Neoavantgarde. Sein Werk ist eine Gratwanderung<br />

zwischen Leben und Tod, Existenz und Vernichtung.<br />

Zu seinem 25-sten Todestag widmete ihm das Museum-<br />

Ludwig in Budapest eine Retrospektive (2005). Nun zeigt<br />

die Galerie Volker Diehl Werke aus dem Nachlass und aus<br />

internationalen Sammlungen, sowie Dokumentationen der<br />

Performances, gefundenes Tonmaterial und Filme.<br />

Galerie Volker Diehl, Zimmerstr. 88-91, 10117 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 3.11., 4.11–16.12., Di–Sa 11–18h<br />

www.dv-art.com<br />

Antje Blumenstein - Himmel und Hölle<br />

Die Skulptur „Himmel und Hölle“ versperrt den<br />

Galerieeingang und verbindet zugleich Innen- und<br />

Außenraum. Bezugspunkt ist das Papierspiel, dessen<br />

Sprüche oder Weissagungen sich öffnen oder verdecken<br />

lassen. Der Titel der Skulptur verweist auf<br />

den christlichen Glauben: Himmel und Hölle sind<br />

Zustände, die in Personen existieren können und<br />

abhängig von deren Entscheidungen sind.<br />

galerie martin mertens, Brunnenstr. 162, 10119 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 24.11., 18h, 25.11.–6.1.07, Di–Sa 12–18h<br />

www.martinmertens.com<br />

Heinz Schmöller: Hund, 2006<br />

Foto: Uwe Walther<br />

Courtesy: Galerie Diskus Berlin<br />

Tibor Hajas: Use My Voice, April 8, 1973<br />

Courtesy: Galerie Volker Diehl<br />

Antje Blumenstein: Himmel und Hölle,<br />

Installation, 2006<br />

Courtesy: Galerie Martin Mertens<br />

13


Maxim Mamsikov und Kyril Protsenko –<br />

„Hitzeschlag – oder wie Ramsch unser Leben wärmt“<br />

Der Drang zu Dekoration ist ein unverzichtbarer<br />

Teil des ukrainischen Lebens, da er den Menschen<br />

ermöglicht, dem Grau des Alltags zu entkommen.<br />

Die Künstler Mamsikov (Malerei) und Protsenko<br />

(Holzgravurtechnik) zeigen ihre Arbeiten zu Themen<br />

des ukrainischen Alltags in der Galerie Bereznitsky.<br />

Bereznitsky, Kiev – Berlin, Linienstr. 144, 10115 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 23.11., 18h, 24.11.– 31.12., Di–Sa 11–18h<br />

www.bereznitsky-gallery.com<br />

Volker Lehnert - Dschungel<br />

Malerei ist einmal mehr Wildnis, Dschungel, zerfließendes<br />

Zeichenmassaker im Farbbett. Lehnerts<br />

neue Leinwände berichten vom Unterwegssein,<br />

von kalkulierter Ziellosigkeit des Unbewussten,<br />

Spurensuche und Fährtenlesen. Bilderjagd im<br />

Unterholz. Archivierte Vorstellungen werden<br />

vom Maler wieder erkundet, neu urbar gemacht.<br />

Egbert Baqué Contemporary Art, Fasanenstr. 37, 10719 Berlin<br />

Eröffnung: 11.11., 18h, 11.11.–6.1.07, Fr+Sa 12–18h u.n.V.<br />

www.berlin-contemporary-art.com<br />

ZWINGER - Malerei, Fotoskulptur, Skulptur<br />

Die Einzelausstellung mit Malerei des Baselitz-<br />

Schülers Florian Pelka ist „eine Überdosis<br />

malerischer Sehnsuchtssubstanz“ so Christoph<br />

Tannert, der die Ausstellung eröffnet. Parallel<br />

werden Arbeiten von Astrid Köppe, Juliane<br />

Jüttner, Myrtia Wefelmeier und Karsten Kusch<br />

in Zusammenarbeit mit der Galerie Gaulin &<br />

Partner gezeigt.<br />

Karsten Kusch: „Südhafen, Berlin“, 2004,<br />

Tammen Galerie, Friedrichstr. 210, 10965 Berlin-Kreuzberg<br />

Öl auf Leinwand, 160 x 145 cm<br />

Eröffnung: 3.11., 19h, 4.11.–9.12. und 15.12.–31.1.07, Di–Sa 12–18h<br />

www.galerie-tammen.de<br />

Courtesy: Galerie Tammen<br />

14<br />

Maxim Mamsikov: Window at Night, 2006,<br />

Öl auf Leinwand, 160 x140 cm<br />

Courtesy: Galerie Bereznitsky, Kiev - Berlin<br />

Volker Lehnert: Landschaft mit Ohren,<br />

2006, Eitempera auf Leinwand,<br />

150 x 120 cm<br />

Courtesy: Egbert Baqué<br />

Contemporary Art<br />

Dorothea Hölzer – ZeitSpuren<br />

Anne-Lise Riond Sibony - Glasskulpturen<br />

Die Fotografien von Dorothea Hölzer sind Teil<br />

einer Serie, in der sie die Sanierung eines Fabrikgebäudes<br />

begleitete. Durch Übermalungen oder<br />

Collagen sollen die an der Oberfläche verborgenen<br />

Geschichten dechiffriert werden. Gleichzeitig<br />

werden Glasskulpturen von Anne-Lise Riond<br />

Sinoby ausgestellt.<br />

Galerie Rossella Junck, Auguststr. 28, 10117 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: Mi 18.10., 19h, 18.10.–19.11., Di–Sa 14–18h u.n.V.<br />

www.rossellajunck.it<br />

Sven Hoffmann - Wasserfotografien<br />

Mit ambivalentem Blick und interdisziplinärem<br />

Interesse erforscht, verfremdet, inszeniert und<br />

zelebriert der Berliner Fotograf und Künstler<br />

Sven Hoffmann (*1965) das Thema Wasser.<br />

Hannes Seebacher zeigt gleichzeitig eine<br />

Installation im erstmals öffentlich zugänglichen<br />

Atrium der Investitionsbank.<br />

Investitionsbank Berlin, Bundesallee 210, 10719 Berlin-Wilmersdorf<br />

2.11.–12.1.07., Mo–Fr 9–16h<br />

www.ibb.de<br />

Drei Künstler - Drei Aspekte - Ein Galeriekonzept<br />

Die neue Galerie zeigt Heinrich Maria Davringhausens<br />

Malerei die sich durch einen reduzierten<br />

Formenapparat von fast puristischem Charakter<br />

auszeichnet. Kora Jüngers Arbeitsfeld in der<br />

Malerei ist der emotionale Raum zwischen<br />

Betrachter und Bild. Helga Griffiths zeigt in<br />

ihrer Videoinstallation „Spacetime Traveller“<br />

eine Trampolin-Springerin.<br />

Galerie Dieter Reitz Berlin, Sophienstr. 34, 10178 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 16.11., 19h, 16.11.–13.1.07. Di–Sa 11–18h<br />

www.galeriedieterreitz.de<br />

Dorothea Hölzer:<br />

ZeitSpuren, 2006<br />

Courtesy: Galerie Rossella Junck<br />

Sven Hoffmann:<br />

Unterwasserfarn I, 1998<br />

Helga Griffiths: Spacetime Traveller,<br />

Videoinstallation, 2006<br />

Courtesy: Galerie Dieter Reitz<br />

15


24 Minuten – Junge Kunst aus Berlin und Budapest<br />

Berlin und Budapest sind 6 Längengrade voneinander<br />

entfernt. Je Längengrad entsteht ein<br />

Zeitunterschied von vier Minuten: 24 Minuten.<br />

Ob und welche (Zeit)-Unterschiede es gibt,<br />

wird in der Ausstellung zur Diskussion gestellt.<br />

Gezeigt wird Malerei, Fotografie, Installation<br />

von 16 KünstlerInnen aus beiden Städten.<br />

Zana Krisztin: Garden of Eden, 2006<br />

Pfefferberg, Haus 2, Christinenstr. 18/19, 10119 Berlin-P´Berg<br />

Eröffnung: 27.10., 19–22h, 28.10.–17.11., Mi–Fr 14–19h, Sa+So 12–19h<br />

www.art-cult.org<br />

Berlin - Wien<br />

Das European Creative Center (ECC)- Kultur und Gewerbezentrum<br />

in Pankow - zeigt ein Kooperationsprojekt<br />

zwischen den beiden Städten Berlin und Wien. Berlin<br />

- Wien ist ein Künstlerkollektiv bestehend aus Studenten,<br />

Absolventen und freischaffenden Künstlern beider Städte.<br />

Zu sehen sind Arbeiten aus den Bereichen Malerei,<br />

Plastik, Fotografie, Objekt und Grafik u.a. von Bernadette<br />

Anzengruber, Mathias Garnitschnig und Fabian Patzak.<br />

Kunsthalle im EuropeanCreativeCenter, Liebermannstr. 46-65, 13088 Berlin-Weißensee<br />

5.11.–18.11., Mi–So 16–20h<br />

www.berlinwien.com<br />

Querschnitt 19 -<br />

Juryfreie Kunst- und Verkaufsaustellung<br />

Frei nach Joseph Beuys „Jeder Mensch ist ein<br />

Künstler“ zeigen 580 Profis und Amateure ihre<br />

aktuellen Bilder, Plastiken, Objekte.<br />

Ein buntes Miteinander, das anregt zu fragen,<br />

was Kunst ist. Und wie immer ist die Vernissage<br />

ein großes Fest mit Live Musik und<br />

Performances. Es erscheint ein Katalog.<br />

Querformat-b e.V. im Bethanien/Kreuzberg, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Eröffnung: 10.11., 19h, 11.11.–3.12., Di–So 12–19h<br />

Eintritt 3 Euro/1,50 Euro ermässigt<br />

16<br />

Fabian Vogler: Hera und Hades,<br />

SW-Pigmentplot auf Leinwand,<br />

108 x 200 cm, 2006<br />

Berlin und die Fotografie – eine Bewährungsprobe<br />

Text: Franka Nagel<br />

Thomas Friedrich, Kurator des „Europäischen Monat der Fotografie“, Foto: Jan Sobottka, www.catonbed.de<br />

Spätestens seit die Fotografie „99 Cent“ von Andreas Gursky im letzten Frühjahr für<br />

2,26 Millionen Dollar versteigert wurde, weiß jeder: Auf dem Kunstmarkt stehen<br />

Fotos hoch im Kurs. Wo aber steht die Fotografie im öffentlichen Interesse Berlins?<br />

Einer der Schauplätze, an denen dies entschieden wird, ist der „Europäische Monat<br />

der Fotografie“.<br />

17


1980 gründete Jean-Luc Monterosso in Paris den „Mois de la photo“. Presse und<br />

Öffentlichkeit schlossen die Veranstaltung sofort in ihr Herz, und innerhalb weniger<br />

Jahre hatte der Monat der Fotografie sich zu einem international mit Spannung<br />

erwarteten Festival gemausert. Inzwischen zieht „Le mois de la photo“ mehr als<br />

500 000 Besucher nach Paris und konnte Ausstellungsorte wie den Louvre und das<br />

Centre Pompidou für sich gewinnen.<br />

Im Rahmen der seit 1987 bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Paris<br />

kam es zu der Idee, „Le mois de la photo“ zu europäisieren. Gelder der Stiftung<br />

Deutsche Klassenlotterie konnten mobilisiert werden, und im Herbst 2004 hob Thomas<br />

Friedrich mit dem Museumspädagogischen Dienst den „Europäischen Monat<br />

der Fotografie“ in Berlin aus der Taufe. Im ersten Jahr nahmen Paris, Berlin und Wien<br />

teil, diesen November kommen Bratislava und Luxemburg hinzu. Im Frühling 2007<br />

werden sich Rom und Moskau dem Festival anschließen.<br />

In Paris ist das öffentliche Interesse an Fotografie traditionell groß, schließlich wurde<br />

1826 in Frankreich das erste dauerhafte Foto von Joseph Nicéphore Nièpce hergestellt.<br />

Nach New York hat die Stadt die meisten Fotogalerien und ist Veranstaltungsort<br />

der „Paris Photo“, der weltweit größten Messe für Fotografie. In New York gründete<br />

das MoMa bereits 1940 eine eigene Abteilung für Fotografie - zu dieser Zeit war die<br />

deutsche Öffentlichkeit gerade dabei, viele der vorhandenen Fotografiesammlungen<br />

zu vernichten oder in alle Winde zu zerstreuen.<br />

Im Vergleich zu Paris oder New York wurde in Berlin im vergangenen Jahrhundert<br />

wenig Vorarbeit für die Fotografie geleistet. Während das Kulturbewusstsein Deutschlands<br />

fast zwei Jahrzehnte lang brach lag, erkämpfte sich die Fotografie in anderen<br />

Ländern ihren Platz in der Kunstwelt. Die Versäumnisse konnten bis heute nicht<br />

aufgearbeitet werden. „Im Grunde haben wir in der Fotografie ein halbes Jahrhundert<br />

nachzuholen“, bestätigt Thomas Friedrich, Kurator des „Europäischen Monats der<br />

Fotografie“ in Berlin. Das betrifft das Interesse und die Vorbildung der Öffentlichkeit<br />

sowie die Arbeit der Museen und Archive, von denen die Fotografie oft stiefmütterlich<br />

behandelt wurde. Rückstände müssten aufgearbeitet und Sammlungen vervollständigt<br />

werden. Nur eine Bewusstseinsveränderung in der Kulturpolitik könnte die<br />

nötigen finanziellen Mittel herbeiführen. „Dafür braucht es erst einmal eine interessierte<br />

Öffentlichkeit“, so Thomas Friedrich. „Unser Ziel ist es, mit dem Monat der<br />

Fotografie die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Medium Fotografie zu lenken,<br />

es ins Bewusstsein der Leute zu bringen.“ Erste Schritte wurden in den letzten Jahren<br />

allenthalben gemacht. Die Zahl der Galerien und Zentren für Fotografie wächst<br />

beständig, unter ihnen c/o Berlin und die Galerie Kicken. Mit dem 2004 eröffneten<br />

Museum für Fotografie und der Berlinischen Galerie ist das Medium im musealen<br />

Rahmen vertreten. Im Wechsel mit dem „Europäischen Monat der Fotografie“ wird<br />

alle zwei Jahre das „Berlin Photography Festival“ veranstaltet und die „Fotobild“, die<br />

18<br />

Beate Gütschow: S # 11, 2005; © Beate Gütschow<br />

im Rahmen des „Monats der Fotografie“ stattfindende Messe für Fotografie, konnte<br />

sich ihren Platz unter den Fotografiemessen Deutschlands sichern.<br />

Thomas Friedrich hofft nun, dass der „Europäische Monat der Fotografie“ seinen Teil<br />

auf dem Weg der Fotografie in die „Köpfe und Herzen der Berliner“ beitragen wird<br />

– und sich als Markenname für hochwertige Kunst etablieren kann. Wir sind gespannt<br />

auf die Ausstellungen „Mutations I“ und „klubfoto/berühmt“ im Gropiusbau und die<br />

150 anderen Beiträge der Galerien und Museen – und auf das Ausmaß des Interesses,<br />

das die Berliner dem Festival entgegenbringen werden.<br />

Diesen November wird der „Europäische Monat der Fotografie“ in Berlin beweisen<br />

müssen, dass er zukunftstauglich ist. Doch auch das Berliner Publikum hat seine Bewährungsprobe<br />

noch nicht bestanden: Es muss der Fotografie erst noch zeigen, dass<br />

es tauglich ist für den „Europäischen Monat der Fotografie“ – indem es ihm durch<br />

Aufgeschlossenheit und wachsende Kompetenz begegnet.<br />

Mehr über Teilnehmer und Termine des „Europäischen Monats der Fotografie“ unter:<br />

www.mdf-berlin.de<br />

19


Lech Majewski – Retrospektive in der Zak Gallery<br />

Text: Berenika Partum<br />

Seit Juni dieses Jahres gibt es in der Berliner Galerienszene eine weitere Galerie zur<br />

Kunst aus den zehn neuen EU-Ländern: Zak Gallery, entsprechend dem Namen<br />

Asia Zaks, der Galeristin. Zusammen mit Anna Morlinghaus eröffnete sie im Juni<br />

dieses Sommers ihre Galerie in der Linienstraße. Mit surrealen Videobildern öffnen<br />

sie die Türen zum Europäischen Monat der Fotografie und zeigen eine Überblicksschau<br />

des polnischen Künstlers Lech Majewski.<br />

Für gewöhnlich träumen wir nachts von Dingen, denen wir täglich begegnen, von<br />

Erinnerungen aus dem Alltag. Andere Träume hingegen versetzen uns in eine völlig<br />

neue, eindrucksvolle Atmosphäre, die uns auch nach dem Erwachen schwerlich verlässt.<br />

In der Videoinstallation „Blood of a poet“ (2006) geht es um diese wundersame<br />

Welt des Unterbewusstseins. Doch zuerst einmal geht es um den Dichter selbst und<br />

gleichzeitig um sein wiederkehrendes Thema - den inneren Konflikt mit der Welt.<br />

Was im Titel zunächst nach einem makabren Horrorszenario klingt, ist vielmehr<br />

visuelle Poesie. „Blood of a poet“ ist ein Videozyklus aus 33 Bildern, der auf verschiedenen<br />

Monitoren in Schleifen läuft. Er funktioniert wie ein Gedichtband. Jedes<br />

Element ist ein einziges Poem, einige lesen wir aufmerksam, andere durchstreifen<br />

unsere Augen. Hauptfigur - wie könnte es dem Titel nach anders sein - ist der Dichter<br />

selbst. Dem in einer psychiatrischen Klinik einsitzenden jungen Mann kreisen Bilder<br />

20<br />

Lech Majewski, „Blood of a poet“, 2006, Videoart, Courtesy: Zak Gallery<br />

durch den Kopf, Träume, Zwangsvorstellungen, Hirngespinste. Wir wandern umher<br />

zwischen mystischen Figuren, Frauen, deren operettenhafte Kleider ihre Körper bis<br />

zur Hälfte entblößen oder einer Gruppe von Sexhungrigen im Wald, die an eine Szene<br />

aus dem Film „Eyes Wide Shut“ erinnert, nur die Masken fehlen. Auf einen Dialog<br />

wird bei der Projektion verzichtet sowie auf eine lineare Handlung. Nur Musik tönt<br />

durch die Köpfhörer. Eine andere Fotoserie aus dem Film „The Roe´s Room“ (1997)<br />

ruft Erinnerungen an den Vorläufer der Surrealisten, den Maler Giorgio de Chirico,<br />

wach. In eine private Familiengeschichte flicht Majewski den Zyklus der Natur ein.<br />

Traum und Realität verschmelzen auch hier miteinander. Majewski lässt sich kaum<br />

in eine Schublade stecken. Regisseur ist er von Haus aus und hat wie die meisten<br />

bekannten polnischen Filmemacher an der Lodzer Filmschule studiert. Mit seinem<br />

Film „Wojaczek“ (1999) kassierte er über zwanzig Preise auf Filmfestivals. Für „Basquiat“<br />

(1996), in dem es nicht um den Maler geht, sondern um dessen Zustände, die<br />

er im Laufe seines kurzen Lebens durchlebte, schrieb er das Drehbuch. Ziemlich früh<br />

beginnt er sich parallel auf verschiedenen Arbeitsfeldern zu betätigen, ist Dichter,<br />

schreibt Bücher, komponiert und macht Bühnenbilder. Ist er ein Multitalent? Oder<br />

vielleicht eher ein Nomade in doppeltem Sinne, der zum einen verschiedene Medien<br />

und Gattungen für seine künstlerische Reise nutzt, und zum anderen seine Vorhaben<br />

an mehreren Orten realisiert: in Polen, Litauen, England, Brasilien und den USA.<br />

Zak Gallery, Linienstr. 148, 10115 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: Freitag, 3.11., 4.11.–21.12.<br />

www.zak-gallery.com<br />

21


Emotionale Spielwiese<br />

Text: Andrea Backhaus<br />

Alltagsszenen als Ausdruck individueller Visionen sind das bestimmende Motiv bei<br />

den Arbeiten von Michael Ackermann. Die fas - Fotografie am Schiffbauerdamm<br />

präsentiert in frisch bezogenen Räumen noch bis Ende Dezember die Einzelausstellung<br />

„Half Life“. Und eine emotionale Achterbahn.<br />

Michael Ackermann ist ein Spieler. Er experimentiert mit Formaten, lässt Effekte<br />

erscheinen und inszeniert damit seine Bilder bis zum Äußersten. Grenzüberschreitungen<br />

sind seine Spezialität. Seine schwarz-weiß Fotografien wirken unscharf, verwackelt<br />

oder einfach total schief. In jedem Fall dienen sie der Aufhebung tradierter<br />

Sehgewohnheiten. Genau das jedoch holt beim Betrachter intensive Gefühle hervor,<br />

Gefühle, die durch die fast mystische Erzählweise den Grundfragen des Mensch-Seins<br />

sehr nahe kommen. Fragen auch nach Heimat vielleicht. Oder eben Nicht-Heimat.<br />

Viel herumgekommen ist er in jedem Fall, die Frage der Entwurzelung hat er schon<br />

früh für sich klären müssen. Geboren in Tel Aviv, war sein israelischer Hintergrund<br />

immer schon klarer Bezugspunkt. Doch die wohl wichtigsten Jahre waren eher durch<br />

den Einfluss des New Yorker Stadtlebens geprägt – so stark, dass zahlreiche Motive<br />

und Aspekte der Metropole Eingang in seine Arbeiten gefunden haben, so in der Ausstellung<br />

„The Last Days of Times Square“ 1997. Im selben Jahr dankte ihm die Stadt<br />

mit dem „International Center of Photography Infinity Award“. Für sein Fotoalbum<br />

„End Time City“, für das er über 100 Bilder im indischen Benares aufgenommen<br />

hat, erhielt er 1999 den Prix Nadar. Ackermann bereist die ganze Welt, seine Bilder<br />

reisen ebenfalls - Mailand, Paris, Kalkutta, Zürich, Seoul. In den letzten Jahren hat<br />

er sein Spektrum um Osteuropa erweitert. In „Half Life“ transformiert Ackermann<br />

die Landschaften um seine Wahlheimat Krakau zu Studien der Einsamkeit – ganz<br />

ohne Pathos. Sie evozieren Erinnerungen an eine verschwindende Welt und werden<br />

so zur Hommage an das Land und an die Geschichte. Das Herausragende an seinen<br />

Arbeiten: Der Betrachter wird unmittelbar gepackt, im entfremdeten Blick, in der<br />

Vagheit seiner Aufnahme. Kein Ort, den er nicht kennt und doch kommt er zurück<br />

zu dem, was ihn am meisten fasziniert – die Menschen, in denen er sich wieder findet.<br />

In der Beengtheit der Linse entsteht der alltägliche Mikro-Kosmos als Reflektor. Hier<br />

begegnet sich der Betrachter selbst. Ackermann setzt nur den Rahmen.<br />

Michael Ackermann - Half Life<br />

fas an der Galerie Filiale, Brunnenstr. 188-190, 10119 Berlin<br />

Eröffnung: 16.11., 19h, 17.11. bis Ende Dezember, Di–So, 11–19h<br />

www.fasberlin.org<br />

22<br />

Beide Abbildungen: Michael Ackermann: untitled, 2001. Copyright & Courtesy: Michael Ackermann, / VU‘La Galerie.<br />

23


Mein Besuch bei...<br />

Text: Petra Pilzecker<br />

24<br />

Carolina Gumz: la vida, 2006. Dia vom C-print, 29,4 x 19,5 cm, Courtesy: neunplus<br />

Carolina Gumz und Annette Assmy in den Räumen von neunplus<br />

Eine junge Frau schaut auf ihre Füße als erwarte sie, dass ihre Schuhe mit ihr los<br />

tanzen in eine Welt voller Rätsel und Abenteuer. Die Fotografin Carolina Gumz steht<br />

sich hier selbst Modell für ihre Diaserie „Das Leben ein Traum ...“, die sie bis 29.<br />

Oktober in der Fotogalerie „neunplus“ in der Borsigstraße 9 zeigt. Häufig erzielt sie<br />

mit Doppelbelichtungen den traumhaften Effekt für ihre Nacht-Bilder, die sie assoziativ<br />

in eine Endlosschleife reiht. Kaltes Bahnhofslicht, eine neblige Gestalt unter<br />

Kronleuchtern, Tänzer in einem Club, eine menschenleere Straße, zwei blaue Fische<br />

vor einem Architekturraster. Im Kontrast mit der Nachtschwärze leuchten die Farben<br />

und viele Motive werden unklar. Mal ist diese Erzählung poetisch, mal ganz karg und<br />

dabei angenehm unaufdringlich, denn verbindend wirkt nicht die Geschichte selbst,<br />

sondern die Atmosphäre und das Licht.<br />

Annette Assmy: El Papa, 2006. C-Print auf Duratrans, 13 x 18 cm , Courtesy: neunplus<br />

Auch Annette Assmy inszeniert ihre Fotos, die sie in Mexiko aufgenommen hat, als<br />

Rauminstallation. An einer Wand hängen kleine Leuchtkästen mit Bildern von üppig<br />

geschmückten Altären und Heiligenfiguren. Auf der anderen Seite des Raumes zeigt<br />

die 32jährige Porträts von knallbunt geschminkten Menschen auf einem Rummelplatz:<br />

Ein Clown, eine Blondierte mit dickem Make-up und ein Muskelmann mit<br />

grünem Bodypainting. In eine Ecke hat Annette Assmy einen Altar in mexikanischer<br />

Art gebaut, mit Musik, Kerzen und einer Holzbox, in die die Ausstellungsbesucher<br />

Wunschzettel legen dürfen. Das stärkste Thema der Arbeiten ist das Künstliche,<br />

Theatrale und Bühnenhafte, eben die Inszenierung selbst. Als unglücklich sehe ich<br />

dabei die Wahl von Baustrahlern als Leuchtkästen, an deren Oberfläche die Bildfolien<br />

montiert sind und die mit Hilfe von Bewegungsmeldern angeknipst werden. Hier<br />

dominieren die Arbeitsmittel die Bildinhalte, denn die Baugeräte sind für mich ein<br />

stärkerer Hingucker als die Bilder selbst.<br />

Beide Frauen sind Mitglieder bei „neunplus“, einer „fotografengemeinschaft zur förderung<br />

von autorenfotografie“. Die Gruppe von fas-Studenten (Fotografie am Schiffbauerdamm)<br />

und freiberuflichen Fotografen organisiert am 10. und 11. November die<br />

Tagung „meet the collectives“, einen Austausch mit anderen Fotografenkollektiven<br />

aus Europa mit Vorträgen. www.neunplus.com<br />

25


Fotografierte Räume –<br />

Die Kunstagenten zeigen zwei zeitgenössische Positionen<br />

Text: Susana Saez De Guinoa Waltinger<br />

Stellen Sie sich vor, Sie befänden sich eingeschlossen in einem Haus und es gäbe<br />

kaum eine Aussicht, je wieder mit der Außenwelt in Berührung zu kommen. Welche<br />

Assoziationen werden in Ihnen geweckt – und was glauben Sie, würden Sie in den<br />

Räumen tun?<br />

So unterschiedlich Ihre Antworten nun ausfallen mögen, so verschieden ist auch der<br />

Umgang mit Räumen bei Künstlern. Es ist schön, dass die Leiter der Galerie Kunstagenten<br />

Stefanie Feldbusch und Andreas Wiesner es gewagt haben, im Rahmen des<br />

„Europäischen Monats der Fotografie in Berlin“, zwei gänzlich unterschiedliche Positionen<br />

zeitgleich in ihren Räumen in der Reinhardstraße zu zeigen.<br />

In seiner neuen Fotoarbeit „Kammerflimmern“, von der Auszüge gezeigt werden, erzählt<br />

Tilman Peschel, ein ehemaliger Schüler von Jürgen Klauke, die Geschichte eines<br />

von der Außenwelt abgeschotteten Einsiedlers. Der Künstler durchlebt als Hauptdarsteller<br />

seiner eigenen Tragikkomödie im Inneren eines bizarren Landhauses unterschiedliche<br />

Entwicklungsstufen und Lebensentwürfe. Sein Handeln pendelt zwischen<br />

Konstruktion und Dekonstruktion, Erfolg und Scheitern und erinnert an das unlängst<br />

in der Galerie Klosterfelde gezeigte absurd-masochistische Verhalten eines sich in<br />

seinem Film „Lütte mit Rucola“ ebenfalls selbst in Szene bringenden John Bocks.<br />

In jeder Beziehung anders ist die Herangehensweise der Künstlerin Anna Lehmann-<br />

Brauns. In leisen, hochästhetischen Fotografien von Interieurs verzichtet sie vollständig<br />

auf die Darstellung von Menschen. Candida Höfer hätte Lehmann-Brauns bei der<br />

Herstellung ihrer Erinnerungsräume Pate stehen können, wäre da nicht Lehmann-<br />

Brauns Vorliebe für das Fragmentarische und ihr unübersehbarer Hang, den verblassenden<br />

Glanz vergessener Orte als prachtvolle Kulisse abzubilden.<br />

Der in Köln ansässige KunstSalon e.V. hat im letzten Jahr Tilman Peschel das mit<br />

18.000 Euro dotierte Villa Aurora Stipendium zuerkannt. Die Villa Aurora ist das<br />

ehemalige Domizil Lion Feuchtwangers in Kalifornien und wird seit 1995 als internationale<br />

Begegnungsstätte für Künstler aller Sparten genutzt. Das Stipendium ist<br />

verbunden mit einer intensiven Betreuung vor Ort und bietet den Stipendiaten die<br />

Möglichkeit, internationale Kontakte mit dort ansässigen Künstlern, Galerien, Museen<br />

und Kulturorganisationen zu knüpfen. Anna Lehmann-Brauns wurde bereits mit<br />

dem Kodak-Nachwuchspreis ausgezeichnet und mit namhaften Stipendien gefördert<br />

(DAAD, Heinrich-Böll). Wir sind jetzt schon gespannt auf die Räume, die diese<br />

Künstler in Zukunft mit ihren Kameras ins Visier nehmen werden.<br />

Tilman Peschel: Aus Kammerflimmern, Simulator 2006. C-Print 124 x 156 cm, edition 3 +1AP<br />

Courtesy: Kunstagenten<br />

Anna Lehmann-Brauns, termal 02, 2006, c-print 100 x 116 cm, edition 3 + 1AP<br />

Courtesy: Kunstagenten<br />

Gelebte Räume: Anna Lehmann-Brauns, Tilman Peschel<br />

Kunstagenten, Reinhardtstr. 48, 10117 Berlin-Mitte<br />

Eröffnung: 27.10., 19–21h, 28.10.–1.12., www.kunstagenten.de<br />

26 27


Liza Nguyen: My Father<br />

Text: Berenika Partum<br />

Die Abwesenheit eines Vaters kann auf verschiedene Weisen empfunden werden.<br />

Einige kennen ihren Vater gar nicht, für andere ist er kaum da. Was aber, wenn er uns<br />

nah ist und dann stirbt? Was bleibt uns von ihm? Die junge französische Künstlerin<br />

Liza Nguyen muss ein besonderes Verhältnis zu ihrem Vater gehabt haben, denn<br />

ihm widmet sie nach dessen Tod ein Künstlerbuch. In drei Kapiteln, die Fotoserien<br />

enthalten, verfolgt sie seine Lebensstationen, dokumentiert Alltagsgegenstände seines<br />

Lebens und zeigt Porträts sowie schriftlich festgehaltene Erinnerungen über ihn.<br />

Besonders berührt einen die Serie mit Überbleibseln: Ein altes Radio, ein kaputter<br />

Kamm, ein Rasierapparat. Einzeln und von oben fotografiert könnten sie beinahe<br />

nüchtern wirken, wäre da nicht diese sensible Gründlichkeit, mit der sich anhand all<br />

dieser Dinge sein Leben für uns rekonstruieren lässt. Durch den dokumentarischen<br />

Stil, als auch dadurch, dass die Künstlerin uns kein einziges Bild ihres Vaters zeigt,<br />

wird die Thematik der Erinnerung plötzlich universell. Und gleichzeitig wird die<br />

Frage aufgeworfen, wie wir die Vergangenheit lebendig halten können?<br />

28<br />

Liza Nguyen: Scan aus dem Bildband: MY FATHER - a tribute to my father (1947-2001); Courtesy: Liza Nguyen<br />

Liza Nguyen: My Father. Signed copy, HC 22,5 x 21 cm. www.schaden.com<br />

Ausstellung der Fotografien:<br />

Institut Français de Berlin, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin<br />

3.11.–30.11. Di 11–19h, Mi 14–20h, Do–Fr 14–18h, Sa 12–17h<br />

Aktuelle Ausstellungsbeteiligung:<br />

Re-fraction: Galerie Caprice Horn, Rykestr. 2, 10405 Berlin<br />

Eröffnung: 2.11., 19h, 3.11.–20.1.07


Am Ende...<br />

...eine Vorschau auf die Hermann Nitsch Retrospektive im Martin Gropius Bau<br />

Hermann Nitsch ist einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Aktionismus. Der<br />

Martin Gropius Bau realisiert nun die erste größte Retrospektive des Künstlers in<br />

Deutschland. Ermöglicht wurde sie durch den Verein der Freunde der Nationalgalerie.<br />

Zusammen mit Otto Muehl und Adolf Frohner organisierte Nitsch zahlreiche<br />

Aktionen nach dem Vorbild der Happenings in New York. Bekannt wurde er durch<br />

das Orgien-Mysterien-Theater. Ein utopisches Theaterprojekt, das er seit den frühen<br />

sechziger Jahren aufführt und bis heute eine Grundlage seines auf ein Gesamtkunstwerk<br />

angelegten Oeuvres ist. Höhepunkte der Ausstellung: die berühmte „Geiselwand“,<br />

1963 aus dem Museum- Ludwig, der „Asolo Raum“, 1973 und der „Schömer-<br />

Raum“ 1998 (Sammlung Essl).<br />

Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstr. 7 - Ecke Stresemannstr. 110, 10963 Berlin,<br />

Am Potsdamer Platz, 30.11.–22.1.07, Mi–Mo 10–20h<br />

www.gropiusbau.de<br />

Impressum<br />

Herausgeberin (V.i.S.d.P.) Jennifer Becker, Wrangelstr. 21, 10997 Berlin<br />

becker@kunstmagazinberlin.de<br />

030 - 61 20 23 24<br />

Redaktion & Texte Peter Althaus, Andrea Backhaus, Christiane von Gilsa,<br />

Charlotte Gutmann, Franziska Koch, Franka Nagel,<br />

Berenika Partum, Petra Pilzecker, Tomke Schäfer,<br />

Bernd Seveke, Susana Sáez de Guinoa Waltinger<br />

Grafik & Online Thomas Schneider, www.thoschne.de, Sylvia Pujol<br />

Fotos Jan Sobottka, www.catonbed.de<br />

Druck Druckerei Herrmann Schlesener KG, www.schlesener.de<br />

Vertrieb PIN AG, www.pin-ag.de<br />

Dinamix Werbemedien GmbH,<br />

www.dinamix.de<br />

Erscheinungsweise 10 mal im Jahr, Doppelausgaben: Jul/Aug und Dez/Jan<br />

ISSN 1862 - 7382<br />

Ausstellungshinweise sind kostenpflichtige Beiträge, nähere Informationen<br />

entnehmen Sie bitte unseren Mediadaten.<br />

Online Ausgabe www.kunstmagazinberlin.de<br />

30<br />

Gruss an die Druckvorstufe<br />

Hier kommt Ihre Schlesener-Anzeige hin.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!