Liebe Leserinnen und Leser - Caritas Werkstätten
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Berufliche Bildung<br />
Seite 5<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> setzen Maßstäbe<br />
mit „KOMBI“, ihrem kompetenz-<br />
orientierten Bildungssystem<br />
Special Olympics<br />
Seite 18<br />
Regionale Spiele zu<br />
Gast in Mayen vom<br />
15. bis zum 17. Juni<br />
St. Raphael CAB GmbH<br />
Seite 22<br />
Neuer Rechtsträger für<br />
die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Ein Unternehmen der<br />
Frühjahr/Sommer 2009 AUSGABE 18<br />
JOURNAL<br />
Regelmäßige Information für K<strong>und</strong>en, Mitarbeiter <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong>
E d i t o r i a l<br />
EDITORIAL<br />
2 JOURNAL<br />
Andrea Briel<br />
<strong>Liebe</strong> <strong><strong>Leser</strong>innen</strong> <strong>und</strong> <strong>Leser</strong>,<br />
stellen Sie sich vor, Ihr Friseur sollte Ihr Auto reparieren. Oder denken Sie an Ihren<br />
Bekannten, der in einem Beruf steckt, der gar nicht seinen Neigungen entspricht <strong>und</strong><br />
deshalb nur in seinem Hobby Freude findet. Nicht jeder ist in seinem Beruf am richtigen<br />
Platz.<br />
Was können <strong>Werkstätten</strong> für Menschen mit Behinderung tun, damit die Menschen,<br />
die neu in die Werkstatt kommen, einen Arbeitsplatz finden, der ihren Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
Neigungen entspricht? Die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> haben dafür ein System der Beruflichen<br />
Bildung eingeführt. KOMBI, so die Abkürzung, steht für kompetenzorientiertes<br />
Bildungssystem. Die ersten drei Monate nach Eintritt in die Werkstatt dienen zur Orientierung<br />
<strong>und</strong> zur Beantwortung der Leitfrage: Welche Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen hat<br />
der Mensch? Welche Wege der beruflichen Entwicklung sind möglich? Daran schließt<br />
sich eine bis zu zweijährige Phase des praktischen <strong>und</strong> theoretischen Bildungsprozesses<br />
an. Das Ziel ist, einen geeigneten Arbeitsplatz in der WfbM zu finden, den der<br />
Beschäftigte gerne ausfüllt <strong>und</strong> an dem er sich entfalten kann oder weitergehende<br />
Qualifizierungs- <strong>und</strong> Bildungsmöglichkeiten außerhalb der WfbM vorzubereiten.<br />
Neben der Arbeit soll natürlich auch die Freizeit nicht zu kurz kommen. Die Sportbegeisterten<br />
unter den Beschäftigten <strong>und</strong> Mitarbeitern freuen sich schon auf die regionalen<br />
Spiele der Special Olympics, die im Juni in Mayen stattfinden werden.<br />
In der Rubrik Kunst & Kultur blicken wir auf die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg,<br />
eine Sammlung so genannter „Anstaltskunst“, wie sie Anfang des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
von Psychiatern erstmals wahrgenommen <strong>und</strong> gesammelt wurde.<br />
Es sind Lebensspuren von Menschen, die extremen seelischen Belastungen ausgesetzt<br />
waren. Die kreative gestalterische Leistung der Patienten wurde erstmals anerkannt.<br />
Ihr Werk erhielt seinen Platz in der Kunst der „Moderne“.<br />
Ihre<br />
Andrea Briel<br />
Redaktionsleitung JOURNAL
4 AKUT<br />
4<br />
5-12 TITEL<br />
5<br />
6-7<br />
7<br />
7-11<br />
12<br />
13<br />
13<br />
14-16<br />
14<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Wozu dient eine Klassifikation wie ICF?<br />
Berufliche Bildung in der WfbM!<br />
Berufliche Bildung wird groß geschrieben<br />
Hast du den Plan?<br />
Passgenaue Berufsbildung Binnendifferenzierung<br />
am praktischen Beispiel<br />
hamet e<br />
NACHGEFRAGT<br />
Der „KOMBI-Lohn“<br />
FOCUS PRODUKTION<br />
Neue Lagerhalle in Polch<br />
Just in Time<br />
Umbau <strong>und</strong> Erweiterung der Wäscherei<br />
Gut gedämpft dank der Außenarbeitsgruppe Sinzig<br />
17 NAH DRAN<br />
17<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> machen Druck<br />
18-21 REHABILITATION<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22-25 NEWS<br />
22<br />
23<br />
24<br />
24<br />
25<br />
25<br />
Regionale Spiele kommen nach Mayen<br />
Ausbau der Barrierefreiheit in Polcher Werkstatt<br />
Mach mit! – Zur Nachahmung empfohlen<br />
Superwahljahr auch in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Neuer Rechtsträger der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Neue Mitarbeiter<br />
Rollstuhlfahrerbus für die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Neue Mitarbeitervertretung gewählt<br />
Vorstandswahlen der LAG:WfbM<br />
Termine<br />
26-27 KUNST UND KULTUR<br />
26-27<br />
„Anstaltskunst“ im Museum<br />
I n h a l t<br />
JOURNAL<br />
3<br />
INHALT
A k u t<br />
AKUT<br />
Die Auswirkungen des ICF<br />
Wozu dient eine Klassifikation wie ICF?<br />
Die „Internationale Klassifikation von Funktionseinschränkung <strong>und</strong> Behinderungen“ (ICF) beschreibt alle<br />
Aspekte, die ein Mensch zum Leben braucht.<br />
Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
WHO hat 2001 die Internationale<br />
Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />
Behinderung <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit (ICF) verabschiedet<br />
<strong>und</strong> zur<br />
Anwendung in den<br />
Mitgliedsstaaten empfohlen.<br />
Vorhergehende<br />
Modelle definierten<br />
Behinderung als eine individuelle<br />
Schädigung der physischen, psychischen<br />
oder geistigen Funktion.<br />
Seit etwa zwei Jahrzehnten hat ein<br />
Umdenken statt gef<strong>und</strong>en. Die soziale<br />
<strong>und</strong> gesellschaftliche Komponente<br />
wird nun betont. Behinderung<br />
wird aufgr<strong>und</strong> ihrer sozialen Wirkung<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Benachteiligungen<br />
nicht mehr vorrangig als individuelle,<br />
sondern als soziale Kategorie<br />
gesehen <strong>und</strong> beschrieben. Die<br />
ICF beschränkt sich daher nicht nur<br />
auf die körperlichen oder seelischen<br />
Funktionen. Sie ist ein bio-psychosoziales<br />
Modell: Aspekte der Körperstrukturen<br />
<strong>und</strong> -funktionen (bio),<br />
der Aktivitäten (psycho) <strong>und</strong> der<br />
Partizipation (sozial) im Kontext<br />
mit den jeweiligen Umweltfaktoren<br />
werden berücksichtigt. Nach dem<br />
Leitgedanken der ICF ist Behinderung<br />
nicht mehr als individuell vorhandenes<br />
ges<strong>und</strong>heitliches Problem<br />
einzustufen, sondern drückt<br />
4 JOURNAL<br />
sich in der gestörten oder nicht<br />
entwickelten Wechselwirkung zwischen<br />
dem Einzelnen <strong>und</strong> der sozialen<br />
oder materiellen Umwelt aus.<br />
Dieses Modell bezieht die Kontextfaktoren<br />
mit ein: In welchem Umfeld<br />
lebt ein Mensch, wo trifft er auf Barrieren,<br />
wo auf Förderung.<br />
Man kann also die eigentliche Behinderung<br />
einer Person an ihrer erschwerten<br />
Teilhabe am Leben in<br />
der Gesellschaft feststellen. Daher<br />
ist die ICF insbesondere für die Bereiche<br />
Behinderung <strong>und</strong> Rehabilitation<br />
wichtig.<br />
Die ICF hat in verschiedenen Bereichen<br />
unseres Sozialleistungssystems<br />
Eingang gef<strong>und</strong>en. Die klar<br />
definierten Standards dieses Modells<br />
helfen bei der Auslegung des<br />
Teilhabebegriffes des Sozialgesetzbuches<br />
SGB IX <strong>und</strong> des SGB XII.<br />
<strong>Werkstätten</strong> für Menschen mit Behinderung<br />
(WfbM) können auf der<br />
Basis des ICF z. B. Verfahren zur<br />
Ermittlung der Bedürfnisse behinderter<br />
Menschen entwickeln (Bedarfsermittlung).<br />
Dies kann der erste<br />
Schritt zur Entwicklung eines<br />
Teilhabeverfahrens sein, dass die<br />
Rechte <strong>und</strong> die Bedürfnisse behinderter<br />
Menschen unabhängig<br />
vom Grad ihrer Behinderung<br />
gewährleistet. Im Sinne des ICF-<br />
Konzeptes stellen die Bedingungen<br />
des Arbeitsmarktes (z.B. was denken<br />
Arbeitgeber über die Beschäftigung<br />
behinderter Menschen) eine<br />
Barriere für die Teilhabe dar. Förderfaktoren<br />
hingegen sind etwa Lohnkostenzuschüsse,<br />
Arbeit in einem<br />
Integrationsprojekt oder die berufliche<br />
Qualifizierung in einer WfbM.<br />
Auf der ICF-Anwenderkonferenz<br />
der Deutschen Rentenversicherung<br />
blickte Dipl.-Psych. Dr. Rudolf Zelfl<br />
vom iqpr-Institut in die Zukunft: „Mit<br />
der Klassifikation der ICF steht ein<br />
Instrumentarium für die Teilhabeplanung<br />
zur Verfügung, das den Charakter<br />
des Teilhabebegriffes des<br />
SGB IX umsetzen kann. Die ICF<br />
muss mit Leben gefüllt werden. Dies<br />
kann weder von der WHO noch von<br />
dem Gesetzgeber geleistet werden.<br />
Fachleute der schulischen, beruflichen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Rehabilitation<br />
müssen – unterstützt von<br />
der Rehabilitationswissenschaft <strong>und</strong><br />
akzeptiert von den Leistungsträgern<br />
unter Beteiligung der Betroffenen –<br />
ein Konzept zur Planung der Teilhabe<br />
am Arbeitsleben erarbeiten.<br />
Dies erfüllt nicht nur den Auftrag des<br />
SGB IX, sondern schafft Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Transparenz bei der Auswahl,<br />
Bewilligung, Durchführung <strong>und</strong> Bewertung<br />
von Leistungen.“<br />
Text: Andrea Briel
<strong>Werkstätten</strong> für behinderte Menschen (WfbM) <strong>und</strong> ihr Bildungsauftrag<br />
Berufliche Bildung in der WfbM!<br />
Berufliche Gr<strong>und</strong>bildung, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, berufliche Erstausbildung <strong>und</strong> die<br />
berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung von Menschen mit Behinderung stehen beim Eintritt in eine Werkstatt<br />
für behinderte Menschen (WfbM) an erster Stelle.<br />
Der Deutsche B<strong>und</strong>estag legte<br />
2001 im neunten Sozialgesetzbuch<br />
(SGB IX) fest, dass die <strong>Werkstätten</strong><br />
den Menschen mit Behinderung<br />
eine angemessene berufliche<br />
Bildung anzubieten haben. Sie sollen<br />
den Beschäftigten ermöglichen,<br />
ihre Leistungs- oder Erwerbsfähigkeit<br />
zu erhalten, zu entwickeln <strong>und</strong><br />
zu erhöhen. Der Anspruch auf berufliche<br />
Bildung ist also festgelegt.<br />
Doch wie organisieren die <strong>Werkstätten</strong><br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
berufliche Bildung?<br />
In den <strong>Werkstätten</strong> für Menschen<br />
mit Behinderung durchlaufen<br />
die Beschäftigten ein drei Monate<br />
dauerndes Eingangsverfahren.<br />
Sie nehmen an verschiedenen Testverfahren<br />
teil. So zeigen sich die<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen. Die anschließende<br />
Berufsbildung dauert<br />
bis zu zwei Jahre <strong>und</strong> gliedert sich<br />
in Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Aufbaukurs. Beide<br />
Kurseinheiten beinhalten praktische<br />
Unterweisungen <strong>und</strong> fachtheoretischen<br />
Unterricht. Ziel des Gr<strong>und</strong>kurses<br />
ist die Handhabung von<br />
Werkzeugen, die Bewältigung unterschiedlicher<br />
handwerklicher <strong>und</strong><br />
arbeitsorganisatorischer Aufgaben,<br />
ein Verständnis für fachliche Zusammenhänge<br />
<strong>und</strong> kollegiale Verhaltensweisen.<br />
Im Aufbaukurs werden<br />
individuelle Neigungen <strong>und</strong><br />
Fähigkeiten weiterentwickelt. Das<br />
Ziel ist, einen geeigneten Arbeitsplatz<br />
zu finden. Im Rahmen der<br />
sozialen Rehabilitation haben auch<br />
persönlichkeitsfördernde Elemente<br />
ihren Platz. Die hier entwickelten<br />
Schlüsselqualifikationen sind lang<br />
verwertbare, berufsübergreifende<br />
Gr<strong>und</strong>fähigkeiten wie Kontaktfähigkeit<br />
oder Toleranz. Sie dienen<br />
den Beschäftigten nicht nur im<br />
Arbeitsleben, sondern auch im<br />
Privatleben. In den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
findet die praktische Ausbildung<br />
in einem oder mehreren Arbeitsbereichen<br />
statt. Zur Auswahl<br />
stehen Fachbereiche wie Montage/<br />
Verpackung, Druckerei, Schreinerei,<br />
Metallwerkstatt, Entsorgungsfachbetrieb,<br />
Küche, Wäscherei, Näherei<br />
<strong>und</strong> Gartenbau. Im Fachbereich<br />
„Mailing Solutions“ werden Qualifikationen<br />
r<strong>und</strong> um die dort angebotenen<br />
Büro dienstleistungen für<br />
externe K<strong>und</strong>en vermittelt – ein Service,<br />
den die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> für<br />
besonders zukunftsträchtig halten.<br />
Die Berufliche Bildung geht auch<br />
im Arbeitsbereich weiter. Jeder Beschäftigte<br />
im Arbeitsbereich kann<br />
in Kurseinheiten weitere berufliche<br />
Qualifikationen erlangen. Dies fördert<br />
die individuelle Leistungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> die Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Ziele werden gemeinsam<br />
besprochen <strong>und</strong> Wünsche berücksichtigt.<br />
Ein gesicherter Arbeitsplatz<br />
in der Werkstatt bietet eine<br />
gute Perspektive. Darüber hinaus<br />
kann der Arbeitsplatz in den <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> den Start in das<br />
Arbeitsleben außerhalb der Werkstatt<br />
ermöglichen, wenn die Fähigkeiten<br />
entsprechend entwickelt<br />
werden. Das Ziel ist es gemeinsam<br />
mit dem Werkstattbeschäftigten<br />
die individuell höchste Stufe<br />
beruflicher Qualifizierung zu erreichen.<br />
Durch das Angebot der Virtuellen<br />
Werkstatt XTERN gipfelt diese<br />
im Idealfall in einem Außenarbeitsplatz<br />
eines Betriebes mit der Chance<br />
zur vollständigen Integration auf<br />
den Allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />
Fachkräfte für Arbeits- <strong>und</strong> Berufsförderung,<br />
Arbeitspädagogen<br />
<strong>und</strong> Meister der verschiedenen Berufsgruppen<br />
leiten die Werkstattbeschäftigten<br />
bei ihrer Arbeit an.<br />
Sie erkennen <strong>und</strong> fördern ihre speziellen<br />
Fähigkeiten, ermitteln den<br />
Bedarf an Hilfsvorrichtungen <strong>und</strong><br />
vereinfachen komplexe Arbeitsabläufe.<br />
Sie koordinieren alle Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> sichern eine angemessene<br />
berufliche Bildung. Mit<br />
Hilfe der Fachkräfte führen die<br />
Werkstattbeschäftigten die gleichen<br />
Tätigkeiten wie in jedem anderen<br />
Betrieb aus <strong>und</strong> können mit<br />
Recht stolz darauf sein.<br />
In den Förderbereichen nehmen<br />
schwerst- <strong>und</strong> mehrfachbehinderte<br />
Menschen am Arbeitsprozess<br />
teil: durch intensive Betreuung <strong>und</strong><br />
Pflege sowie durch spezifische<br />
Förderangebote. Die intensive Betreuung<br />
ist durch einen höheren<br />
Personalschlüssel <strong>und</strong> Fachpersonal<br />
wie Heilpädagogen <strong>und</strong> Heilerziehungspfleger<br />
gewährleistet.<br />
T i t e l<br />
TITEL<br />
Text: Andrea Briel<br />
JOURNAL<br />
5
T i t e l<br />
TITEL<br />
Aktuelle Entwicklungen in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
BERUFLICHE BILDUNG wird groß geschrieben<br />
Die Einführung des eigenen Bildungssystems der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> „KOMBI“ im Jahr 2004 sollte neue<br />
Maßstäbe der Beruflichen Bildung für Menschen mit Behinderung setzen.<br />
„KOMBI“ – der Name steht für<br />
kompetenzorientiertes Bildungssystem<br />
– orientiert sich an den sehr<br />
unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen<br />
der behinderten Beschäftigten<br />
der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong>.<br />
„KOMBI“ sieht für jeden Beschäftigten<br />
ein individuell zusammengestelltes<br />
Maßnahmenpaket vor, das<br />
auf seine speziellen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
Neigungen zugeschnitten ist. Das<br />
Neue Steuergruppe BB<br />
setzt die Segel<br />
Standort Mayen: Frank Jischke –<br />
BBSV <strong>und</strong> FKBBBB<br />
Standort Polch: Ursula Schneider –<br />
BBSV <strong>und</strong> FKBBBB sowie FKBBAB<br />
Mayen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Jischke, Alfred Meid, Angelika Kopp<br />
Sinzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Pflug, Michael Bugge (INTEC)<br />
Cochem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Rita Fietz, Brigitte Müller (INTEC)<br />
Polch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Schneider<br />
Ulmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Julia Hillen<br />
XTERN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Michael Molitor<br />
6 JOURNAL<br />
Programm erstreckt sich über einen<br />
Zeitraum von zunächst 27 Monaten<br />
<strong>und</strong> setzt sich aus drei Modulen zusammen.<br />
Seit seinem Aufbau 2004<br />
haben 800 behinderte Werkstattbeschäftigte<br />
„KOMBI“ in Anspruch<br />
genommen.<br />
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg,<br />
Berufliche Bildung als ein Unternehmensziel<br />
in der Praxis der Werkstatt<br />
Standort Cochem: Hans-Werner<br />
Allard – BBSV <strong>und</strong> FKBBBB<br />
Standort Ulmen: Julia Hillen –<br />
BBSV <strong>und</strong> FKBBBB<br />
zu verankern war getan. Die Fachwelt<br />
war voll des Lobes <strong>und</strong> die verantwortlichen<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter konnten zu Recht stolz<br />
darauf sein, ein systematisches,<br />
kontinuierliches <strong>und</strong> vor allem individuell<br />
ausgerichtetes Bildungssystem<br />
auf den Weg gebracht zu<br />
haben. Es folgte die Phase der kritischen<br />
Auseinandersetzung mit<br />
dem System in der praktischen<br />
Standort HV: Carmen Rein –<br />
BBL als neu eingerichtete Stabstelle zur Geschäftsführung<br />
· Leitung der Steuergruppe <strong>und</strong> der beiden Arbeitsgruppen<br />
der Fachkräfte BB · BD Polch<br />
Standort Sinzig: Monika Böhm-Lus –<br />
BBSV <strong>und</strong> BD INTEC-Betriebe<br />
XTERN: Michael Molitor –<br />
BBSV <strong>und</strong> FKBBBB sowie FKBBAB<br />
FKBBBB FKBBAB<br />
Mayen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Andreas Heucher<br />
Sinzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Mißler<br />
Cochem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Allard<br />
Polch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Schneider<br />
Ulmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Feiden<br />
XTERN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Michael Molitor
Arbeit. Regelmäßig kamen Arbeitsgruppen<br />
der Fachkräfte für Berufliche<br />
Bildung zusammen, um<br />
eigene Erkenntnisse <strong>und</strong> die Rückmeldungen<br />
der Fachkräfte aus den<br />
Arbeitsbereichen zu besprechen<br />
<strong>und</strong> das Bildungssystem inhaltlich<br />
<strong>und</strong> strukturell weiter zu entwickeln.<br />
Heute, fünf Jahre später, sind<br />
wir dem einst gesetzten Ziel so nah,<br />
wie noch nie.<br />
Von Beginn an wurde die intensive<br />
Arbeit an unserem eigenen<br />
Bildungssystem von der so genannten<br />
„Steuergruppe BB“ (BB =<br />
Berufliche Bildung) begleitet. Direktor<br />
Michael Kröselberg selbst<br />
leitete diese Gruppe, in der ein<br />
Mitarbeiter jedes Standortes vertreten<br />
war, um das Gesamtpaket<br />
„KOMBI“ zu schnüren. Der intensive<br />
Austausch aller verantwortlichen<br />
Fachkräfte, Werkstattleitungen <strong>und</strong><br />
Geschäftsführung brachte schließ-<br />
lich die Erkenntnis, dass eine langfristige<br />
Steuerung notwendig ist, um<br />
„KOMBI“ im Unternehmen auf allen<br />
Ebenen zu etablieren. So entschied<br />
sich die Geschäftsführung im Zuge<br />
der betrieblichen Veränderungen<br />
dazu, die personelle Struktur auf<br />
die komplexen Belange der Beruflichen<br />
Bildung anzupassen. Bereits<br />
zum 01.10.2008 wurde eine neue<br />
Stabstelle eingerichtet, die mit der<br />
standortübergreifenden Leitung der<br />
Beruflichen Bildung beauftragt wurde.<br />
Eine weitere Professionalisierung<br />
erfolgte mit der Entscheidung<br />
zu Beginn des Jahres 2009, an jedem<br />
Standort eine standortverantwortliche<br />
Leitung BB einzurichten.<br />
Aktuell stellt die Anpassung des<br />
Konzepts an die Belange der Beschäftigten<br />
der INTEC-Betriebe <strong>und</strong><br />
der virtuellen Werkstatt XTERN eine<br />
besondere Herausforderung dar.<br />
Text: Carmen Rein<br />
Glossar:<br />
IBP: Individueller Bildungsplan<br />
BP: Bildungsplan für<br />
den Arbeitsbereich<br />
BBL: Leitung Berufliche Bildung<br />
BBSV: �������� Standortverantwortliche<br />
Leitung Berufliche Bildung<br />
FKBBBB: Fachkraft für<br />
Berufliche Bildung im<br />
Berufsbildungsbereich<br />
FKBBAB: Fachkraft für<br />
Berufliche Bildung<br />
im Arbeitsbereich<br />
THP: Teilhabeplan<br />
BD: Begleitender Fachdienst<br />
T i t e l<br />
TITEL<br />
JOURNAL<br />
7
T i t e l<br />
TITEL<br />
Gut geplant ist halb gewonnen<br />
Hast du den Plan?<br />
Rahmenplan, Eingliederungsplan, Individueller Bildungsplan, Wochenplan, Bildungsplan für den Arbeitsbereich,<br />
Teilhabeplan …<br />
…viele Pläne, aber ein Ziel: die<br />
größtmögliche Unterstützung bei<br />
der beruflichen Selbstverwirklichung<br />
von Menschen mit Behinderung.<br />
Mit der Einführung der Rahmenpläne<br />
für alle Arbeitsbereiche<br />
konnten 2008 die lang ersehnten Individuellen<br />
Bildungspläne (IBP) für<br />
Friedrich Hein<br />
Schon als Friedrich Hein sein erstes Praktikum in<br />
den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Ulmen machte, war er von<br />
Maschinen fasziniert. Dieses Interesse bestand auch<br />
noch bei seiner Aufnahme in die Werkstatt im August<br />
2008. Nach einem erfolgreichen Eingangsverfahren<br />
wurde Friedrich Hein im Bereich der tätigkeitsorientierten<br />
Qualifizierung gefördert. Die in der Montage II<br />
gängigen Verpackungsarbeiten erlernte Friedrich Hein<br />
schnell, so dass sich die Frage nach neuen Herausforderungen<br />
ergab. Um ihm auch endlich den Wunsch<br />
nach einem Maschinenarbeitsplatz erfüllen zu können,<br />
kam Dirk Arnoldi, Fachkraft im Arbeitsbereich, auf eine<br />
Idee: Für einen speziellen Auftrag gibt es eine Maschine,<br />
an der Glasfaserstäbe gefräst werden <strong>und</strong> die bisher<br />
nur ein einziger Werkstattbeschäftigter bedienen<br />
konnte. Zwei Nachmittage intensiven Übens machten<br />
sich schnell bezahlt: Friedrich Hein lernte das Anlegen<br />
der Schutzausrüstung, das Einlegen der Glasfaserstäbe<br />
<strong>und</strong> den ordnungsgemäßen Umgang mit der<br />
8 JOURNAL<br />
den Berufsbildungsbereich auf den<br />
Weg gebracht werden. Die mit dem<br />
Eingliederungsplan ermittelte Qualifizierungsstufe<br />
stellt dabei die Basis<br />
für eine individuelle Berufliche<br />
Bildung im Berufsbildungsbereich<br />
dar. Dieser Plan ermöglicht eine mit<br />
dem Teilnehmer gemeinsam abge-<br />
Tätigkeitsorientierte Qualifizierungsstufe<br />
in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Ulmen<br />
stimmte kontinuierliche Planung<br />
<strong>und</strong> Dokumentation konkreter Ziele<br />
für festgelegte Zeiträume. Dabei<br />
werden sowohl allgemeine Inhalte<br />
zur Orientierung im Arbeitsleben der<br />
Werkstatt als auch Schlüsselkompetenzen<br />
<strong>und</strong> fachbezogene Inhalte<br />
als Ziele formuliert.<br />
Passgenaue Berufsbildung<br />
Binnendifferenzierung am praktischen Beispiel<br />
Maschine. Nun arbeitet er ein paar St<strong>und</strong>en die Woche<br />
zuverlässig an dieser Fräse. Auf die Frage, ob ihm<br />
diese Arbeit gefalle, antwortet er mit einem stolzen<br />
Lächeln: „Ja, diese Arbeit macht mir viel Spaß!“<br />
Text: Julia Hillen
Linda Comes<br />
Eigentlich war die Einstufung für den Gr<strong>und</strong>kurs klar.<br />
Linda Comes begann vor 8 Monaten das Eingangsverfahren<br />
in der Werkstatt Cochem. Aufgr<strong>und</strong> der vorangegangenen<br />
Schulpraktika <strong>und</strong> der „eindeutigen<br />
Rainer Altmaier<br />
Arbeitsplatzorientierte Qualifizierungsstufe<br />
in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Cochem<br />
Berufsfeldorientierte Qualifizierungsstufe<br />
in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen<br />
Rainer Altmaier befindet sich zur Zeit im Gr<strong>und</strong>kurs<br />
des Berufsbildungsbereichs der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Mayen. Nach absolviertem Eingangsverfahren<br />
nutzte er die Möglichkeit, sich diverse Abteilungen<br />
wie Metallbearbeitung, Lager/Logistik <strong>und</strong> Holzverarbeitung<br />
anzuschauen. Seine Entscheidung für die erste<br />
praktische Ausbildung fiel auf die Abteilung Lager/<br />
Logistik. Hier unterstützt er unseren langjährigen Mitarbeiter<br />
Hans Kaes. Rainer Altmaier wird für alle anfallenden<br />
Lagertätigkeiten qualifiziert. Hierunter fallen<br />
logistische <strong>und</strong> organisatorische Tätigkeiten, die<br />
Kontrolle des Wareneingangs <strong>und</strong> -ausgangs bis zum<br />
für ihn eingeplanten Staplerführerschein. Als großen<br />
Vorteil benennt er die zentrale Rolle des Lagers innerhalb<br />
der Werkstatt. Dadurch könne er den Aufbau <strong>und</strong><br />
die Funktionen der einzelnen Abteilungen sehr schnell<br />
kennen lernen. Rainer Altmaier lobt das Engagement<br />
der Fachkräfte <strong>und</strong> findet insbesondere die begleitenden<br />
Maßnahmen sehr gut: „Gut, dass es die gibt.<br />
Zum Ausgleich der Arbeitstätigkeit <strong>und</strong> zum gegenseitigen<br />
Kennenlernen.“ Sein großes Ziel ist es, durch<br />
die Tagesstruktur sein Selbstbewusstsein zu festigen<br />
<strong>und</strong> langfristig einer festen Tätigkeit auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt nachzugehen. Die Teilnahme<br />
am Kurs Integration, der durch die virtuelle Werkstatt<br />
XTERN an jedem Standort angeboten wird, ermöglicht<br />
es ihm, an seiner persönlichen Zukunftsperspektive<br />
zu arbeiten. Text: Frank Jischke<br />
Aktenlage“ kam eben nur eine tätigkeitsorientierte<br />
Qualifizierung im Montagebereich in Frage. Dort fiel<br />
dann schon bald ihr Geschick in technischen Dingen<br />
auf. Nach dem Gruppenwechsel in den Montagebereich<br />
der Näherei zeigte sie sehr schnell großes<br />
Interesse an den Näharbeiten im gleichen Raum. Ein<br />
Versuch kann ja nicht schaden, erinnert sich die Fachkraft<br />
Uschi Wirschem. Sie führte Linda Comes behutsam<br />
an die Nähmaschine heran. Es zeigte sich bald,<br />
dass Linda Comes sehr geschickt mit Nadel <strong>und</strong> Faden<br />
umzugehen weiß <strong>und</strong> sie insbesondere für die Bedienung<br />
der Nähmaschine ein großes Talent hat. „Nähen<br />
mit der Nähmaschine macht mir großen Spaß <strong>und</strong><br />
ich würde gerne in der Näherei bleiben, weil ich da<br />
noch viel mehr lernen kann“, so Linda Comes. Nähen,<br />
Patchen, Stoff <strong>und</strong> Faden: Die arbeitsplatz orientierte<br />
Qualifizierung in der Näherei ist jetzt das neue berufliche<br />
Ziel für die nächsten Jahre.<br />
Text: Hans-Werner Allard<br />
T i t e l<br />
TITEL<br />
JOURNAL<br />
9
T i t e l<br />
TITEL<br />
Alexander Chan<br />
Am 1.5.2006 begann ich im Berufsbildungsbereich<br />
der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Sinzig mein Eingangsverfahren.<br />
Nach der Übernahme in den Berufsbildungsbereich<br />
machte ich mehrere Kurzpraktika in verschiedenen<br />
Arbeitsbereichen. Schnell entschied ich mich<br />
für den Arbeitsbereich Küche. In diesem Bereich konnte<br />
ich auf Erfahrungen aus dem väterlichen Betrieb zurückgreifen.<br />
Bald wurde ich von den Mitarbeitern für<br />
eine berufsbildorientierte Qualifizierung vorgesehen.<br />
Peter Stitz<br />
10 JOURNAL<br />
Auch der wöchentliche Berufsschulbesuch<br />
gehört zu meiner Ausbildung .<br />
Berufsbildorientierte Qualifizierungsstufe<br />
in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Sinzig<br />
Ambulanter Berufsbildungsbereich<br />
der virtuellen Werkstatt XTERN<br />
Peter Stitz begann sein Eingangsverfahren am<br />
01.01.2008 in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen. Zum<br />
gleichen Zeitpunkt stellte die Firma Rhodius Schleifwerkzeug<br />
GmbH in Burgbrohl der virtuellen Werkstatt<br />
XTERN einen ausgelagerten Arbeitsplatz im Bereich<br />
Logistik <strong>und</strong> Versand zur Verfügung. Peter Stitz sollte<br />
diese Möglichkeit wahrnehmen können <strong>und</strong> das er-<br />
Im Laufe meiner<br />
Tätigkeit sammelte<br />
ich umfangreiche<br />
Kenntnisse<br />
<strong>und</strong> erlangte umfassendeFertigkeiten.<br />
Die Fachkräfte für<br />
Berufliche Bildung<br />
<strong>und</strong> mein Küchen-<br />
Alexander Chan beim Zubereiten<br />
des Mittagessens .<br />
chef, Herr Wagner, waren auch sehr zufrieden mit<br />
meinen Leistungen, denn am Ende meiner Berufsbildungsmaßnahme<br />
bot die Werkstatt mir eine Übernahme<br />
in ein Ausbildungsverhältnis an. Nach einer kurzen<br />
Aufnahme bei XTERN begann ich am 1.8.2008 meine<br />
Ausbildung zum Koch in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Sinzig.<br />
Mein Küchenchef, Herr Wagner meint: „Natürlich<br />
muss Herr Chan nun auch wieder die Schulbank drücken,<br />
aber dass er nun doch noch seinen Traumberuf<br />
erlernen kann, macht mich stolz <strong>und</strong> ich freue mich<br />
sehr für ihn.“ Text: Alexander Chan<br />
ste ambulante Eingangsverfahren <strong>und</strong> anschließend<br />
den Berufsbildungsbereich in der virtuellen Werkstatt<br />
XTERN absolvieren.<br />
Nun ist er bei der Firma Rhodius für den Versand<br />
von Paketen per Post verantwortlich. Seine Aufgaben<br />
sind: Pakete abwiegen, Lieferscheine kontrollieren,<br />
Daten auf einen Kommissionierschein <strong>und</strong> auf den PC<br />
übertragen. Im nächsten Schritt druckt er Adressaufkleber<br />
aus, klebt sie auf <strong>und</strong> stellt die Pakete in einem<br />
Container der Deutschen Post für den Versand bereit.<br />
Peter Stitz hat sich am PC qualifiziert, spezielle Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für den Bereich Logistik <strong>und</strong><br />
Versand wurden <strong>und</strong> werden durchgeführt. Sein großer<br />
Wunsch ist, einen Staplerführerschein zu machen.<br />
Zur Zeit laufen entsprechende Maßnahmen, damit er<br />
sich diesen Wunsch erfüllen <strong>und</strong> gleichzeitig sein Aufgabengebiet<br />
bei der Firma Rhodius erweitern kann.<br />
Peter Stitz wird 2009 an verschiedenen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
teilnehmen, die die virtuelle Werkstatt<br />
XTERN in Projektwochen anbieten.<br />
Text: Michael Molitor
Beim Übergang vom Berufsbildungsbereich<br />
in den Arbeitsbereich<br />
wird die Festlegung der Ziele dann<br />
jährlich vorgenommen. Analog zum<br />
individuellen Bildungsplan IBP<br />
im Berufsbildungsbereich findet<br />
nun der Bildungsplan (BP) für den<br />
Waldemar<br />
Neumann<br />
Mit dem Wochenplan, der seit Beginn<br />
des Jahres in jeder Arbeitsgruppe<br />
geführt wird, konkretisiert<br />
sich die Planung aller Maßnahmen:<br />
Hier zeigt sich, ob eine tatsächliche<br />
Arbeitsbereich Anwendung. Um<br />
zu gewährleisten, dass die formulierten<br />
Ziele auch in die Praxis umgesetzt<br />
werden, ist jeder Mitarbeiter<br />
gefordert. Denn sie haben die<br />
Verantwortung für die Planung der<br />
gruppenbezogenen Maßnahmen<br />
Qualifizierungsmaßnahme<br />
im Arbeitsbereich der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Polch<br />
Geboren in Kasachstan, kam Waldemar Neumann<br />
mit 12 Jahren nach Deutschland. Dort bereitet ihm vor<br />
allem die fremde Sprache Schwierigkeiten. Als Waldemar<br />
Neumann 1998 in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Polch<br />
aufgenommen wird, hat er schon verschiedene Stationen<br />
auf der Suche nach einer für ihn geeigneten<br />
Arbeitsstelle hinter sich. Der zurückhaltende junge<br />
Mann zeigt von Anfang an Begeisterung für die Arbeiten<br />
im Bereich Schreinerei, wo er trotz körperlicher<br />
Einschränkungen bereits nach einem Jahr sein Arbeitstraining<br />
erfolgreich absolviert. Aufgr<strong>und</strong> von Allergien<br />
muss er bald darauf jedoch den Bereich wechseln.<br />
Er zeichnet sich bereits hier durch Flexibilität <strong>und</strong><br />
Lernwilligkeit aus. So findet er sich schnell im Bereich<br />
Siebdruck zurecht. Mittlerweile ist er auch für gruppenübergreifende<br />
Tätigkeiten wie den regelmäßigen<br />
Getränkedienst zuständig.<br />
Was in der Werkstatt niemand wusste: 2005 erfüllte<br />
sich Waldemar Neumann seinen großen Traum vom<br />
PKW-Führerschein. Dass er diesen hat, kam mehr<br />
oder weniger zufällig im Hilfeplangespräch mit dem<br />
Begleitenden Dienst ans Licht.<br />
Die Idee, die sich hieraus entwickelte, Waldemar<br />
Neumann irgendwann einmal als Fahrer für die Werkstatt<br />
einzusetzen, ließ den Polcher Mitarbeitern <strong>und</strong><br />
vor allem Waldemar Neumann selbst keine Ruhe. Im<br />
Zuge der Professionalisierung der Küche waren in den<br />
vergangenen Monaten Polcher Schulen <strong>und</strong> Kindergärten<br />
in die Mittagsverpflegung der Werkstatt aufgenommen<br />
worden. Mit der Entscheidung, zukünftig auch<br />
die Verpflegung einer Ganztagsgr<strong>und</strong>schule in der<br />
Durchführung wie geplant möglich<br />
ist oder ob Veränderungen zu berücksichtigen<br />
sind. Anhand dieser<br />
Dokumentation ist dann auch eine<br />
Analyse der laufenden Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> sind oftmals selbst Maßnahmeleitung.<br />
Die Qualifizierung erfolgt<br />
nun nicht mehr in Stufen, sondern<br />
anhand von Einzelförderungen,<br />
Kursen <strong>und</strong> Lehrgängen.<br />
Maifeldhalle in Polch zu übernehmen, wird nun aus<br />
dem Wunsch Wirklichkeit. „Als klar war, dass ein passendes<br />
Fahrzeug für mich angeschafft werden sollte,<br />
habe ich jeden Tag im Internet recherchiert, damit wir<br />
schnell eins finden“, berichtet Waldemar Neumann<br />
begeistert. Als Maßnahme der beruflichen Bildung<br />
im Arbeitsbereich wurde er zunächst in den Themen<br />
Arbeitssicherheit, Fahrzeugwartung, Beförderung<br />
von Transportgut sowie k<strong>und</strong>enorientiertem Verhal-<br />
ten unterwiesen. Parallel absolvierte er ein paar Fahrst<strong>und</strong>en,<br />
um sich an das Automatikgetriebe <strong>und</strong> den<br />
für ihn installierten Lenkradknauf zu gewöhnen, was<br />
ihm keine Schwierigkeiten bereitete. Die Anlieferung<br />
der Mahlzeiten, die zunächst von Zivildienstleistenden<br />
oder Mitarbeitern durchgeführt wurde, wird in naher<br />
Zukunft an Waldemar Neumann übertragen. Gute<br />
Fahrt!<br />
Text: Carmen Rein<br />
möglich <strong>und</strong> bietet somit erstmals<br />
die Chance, systematisch Produktion<br />
<strong>und</strong> Rehabilitation gleichwertig<br />
im Werkstattalltag zu verbinden.<br />
Text: Carmen Rein<br />
T i t e l<br />
TITEL<br />
JOURNAL<br />
11
T i t e l<br />
TITEL<br />
Diagnose- <strong>und</strong> Förderinstrument<br />
hamet e<br />
So, jetzt hamet! Seit September 2008 ist er auf dem Markt, der „hamet e“. Das Berufsbildungswerk<br />
Waiblingen (BBW) hat für den Personenkreis geistig behinderter Menschen ein Diagnose- <strong>und</strong> Förderinstrument<br />
entwickelt: den „hamet e“ - elementare handlungsorientierte Module zur Erfassung <strong>und</strong> Förderung<br />
beruflicher Kompetenzen geistig behinderter Menschen.<br />
Was verbirgt sich hinter dem Wort<br />
„hamet“, das seit vielen Jahren<br />
für Fachleute, die in der Berufsbildung<br />
tätig sind, zu einem feststehenden<br />
Begriff geworden ist? Der<br />
„hamet“ (handwerklich-motorischer<br />
Eignungstest) wurde vor 20 Jahren<br />
im Berufsbildungswerk Waiblingen<br />
entwickelt. Er wird seitdem vor<br />
allem bei der Einschätzung der beruflichen<br />
Eignung <strong>und</strong> zur Förderung<br />
lernbehinderter Schulabgänger eingesetzt.<br />
10 Jahre später wurde der<br />
„hamet“ einer Revision unterzogen<br />
<strong>und</strong> 2002 mit zusätzlichen Modulen<br />
ausgestattet. Der „hamet 2“,<br />
so der Name nach der Überarbeitung,<br />
ist zu einem modernen, modularen<br />
Instrument geworden, das<br />
eine handlungsorientierte Diagnostik<br />
<strong>und</strong> Förderung beruflicher Kompetenzen<br />
ermöglicht. Im Jahre 2002<br />
kam auch der Kontakt zwischen den<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> <strong>und</strong> dem BBW<br />
Waiblingen zustande. Die Grenzen<br />
der Anwendung des „hamet 2“ für<br />
den sehr heterogenen Personenkreis<br />
der geistig behinderten Menschen<br />
wurden schnell deutlich. Die<br />
Testanordnungen sind zu schwierig<br />
<strong>und</strong> die Aufgaben als Förderinstrument<br />
einzusetzen, ist ebenfalls<br />
nur bedingt möglich. Aus dieser Erkenntnis<br />
heraus ergab sich die Notwendigkeit,<br />
einen „hamet“ zu entwickeln,<br />
der für geistig behinderte<br />
12 JOURNAL<br />
Menschen anwendbar ist.<br />
Eine umfassende Weiterentwicklung<br />
des hamet<br />
wurde auch notwendig,<br />
weil sich die Berufs- <strong>und</strong><br />
Arbeitswelt erheblich verändert<br />
hat (Rückgang<br />
gewerblich-technischer<br />
Berufe, Zunahme von DienstDienstleistungsberufen). Auch in der Rehabilitation<br />
hat ein Umdenken stattgef<strong>und</strong>en<br />
(Integrationsdiskussion,<br />
Regionalisierung, Lernortedifferenzierung).<br />
Der neu entwickelte hamet elementar<br />
„hamet e“ hat eine vereinfachte<br />
Testanordnung. Das Kernstück<br />
sind die handwerklichen<br />
Basiskompetenzen, beschrieben in<br />
den Faktoren, wie wir sie auch vom<br />
„hamet 2“ kennen. Jede Aufgabe<br />
eines Faktors ist in vier Schwierigkeitsstufen<br />
unterteilt. Die neuen<br />
Testanordnungen wurden im Herbst<br />
2007 in der Praxis erprobt, so auch<br />
in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong>. Die<br />
Stärken des „hamet e“ liegen darin,<br />
dass er ressourcenorientiert eingesetzt<br />
werden kann <strong>und</strong> dass alle<br />
Aufgaben einen Beschäftigungsbezug<br />
aufweisen. Durch die Erfahrungen<br />
bei der Beteiligung an der<br />
Weiterentwicklung war für die <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> schnell klar, dass<br />
der „hamet e“ zu einem wichtigen<br />
Diagnose- <strong>und</strong> Förderinstrument im<br />
Rahmen der beruflichen Qualifizierung<br />
geistig behinderter Menschen<br />
werden wird. Bereits im November<br />
fand eine Schulung der Fachkräfte<br />
Berufliche Bildung „BBBB“<br />
durch den Projektleiter der BBW,<br />
Ulrich Weiss, statt. Ganz aktuell<br />
sind die sogenannten „hamet-Koffer“<br />
für jeden Standort eingetroffen.<br />
Diese beinhalten sämtliche benötigte<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Werkzeuge. Die<br />
enthaltenen Fördermaterialien sollen<br />
so bald wie möglich allen Fachkräften<br />
in den Arbeitsbereichen zur<br />
Verfügung gestellt werden, um das<br />
Spektrum beruflicher Förderung zu<br />
ergänzen. Text: Ursula Schneider
N a c h g e f r a g t<br />
NACHGEFRAGT<br />
Berufliche Bildung für Menschen mit Behinderung – ein Fabelwesen?<br />
Der „KOMBI-Lohn“<br />
Stefan Hirsch, Geschäftsführer der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft der <strong>Werkstätten</strong> für Menschen mit Behinderung<br />
BAG:WfbM, blickt auf die Entstehungsgeschichte des Themas berufliche Bildung in den <strong>Werkstätten</strong><br />
für Menschen mit Behinderung. Er fasst den Werdegang zusammen, der in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> zur<br />
Entwicklung des KOMBI-Systems, des kompetenzorientierten Systems zur beruflichen Bildung, führte.<br />
„Wir jagen einem Einhorn hinterher,<br />
das es nicht gibt“. Das war das<br />
Fazit einer Klausurtagung zur beruflichen<br />
Bildung der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
vor r<strong>und</strong> zehn Jahren. Ziel der<br />
damaligen Fachtage war es, ein einheitliches<br />
Instrument für die berufliche<br />
Erstqualifizierung <strong>und</strong> die Fortbildung<br />
der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter mit Behinderungen, der<br />
Werkstattbeschäftigen, zu finden.<br />
„One size fits all“, ein Maß für alle,<br />
das war seinerzeit das gejagte Einhorn.<br />
Wie jedem Fabelwesen hing<br />
auch der beruflichen Bildung in unseren<br />
<strong>Werkstätten</strong> zur Jahrtausendwende<br />
ein eigentümlicher Ruf an. Die<br />
einen wussten schon immer, dass<br />
Arbeitstraining mehr war, als die<br />
bloße Wiederholung des immer selben<br />
Arbeitsgangs. Die anderen waren<br />
überzeugt, die handwerklichen<br />
<strong>und</strong> industriellen Rahmenbildungspläne<br />
seien als Ziel zu hochgesteckt<br />
für jene, die in unseren <strong>Werkstätten</strong><br />
unterstützt werden. Wieder andere<br />
wollten nicht schon wieder etwas<br />
Neues ausprobieren, nur damit<br />
das pädagogische Personal seinen<br />
Frieden hatte. Es mag aus heutiger<br />
Sicht schon etwas eigenartig klingen,<br />
dass Bedarfsermittlung <strong>und</strong><br />
Bildungskonzeption in jenen Tagen<br />
vermischt <strong>und</strong> verwechselt wurden.<br />
Und heute? Heute präsentieren wir<br />
in unseren <strong>Werkstätten</strong> die individuelle<br />
Förderplanung, den Berufsbildungsbereich,<br />
die externe berufliche<br />
Bildungsgruppe, den Fort- <strong>und</strong><br />
Weiterbildungsbereich, den ausgelagerten<br />
Arbeitsbereich <strong>und</strong> die Arbeitserprobungsgruppen<br />
als gäbe es<br />
nichts selbstverständlicheres. Berufliche<br />
Bildung ist eine Un erlässlichkeit<br />
geworden, ein Element der Unter-<br />
Stefan Hirsch ist Geschäftsführer<br />
der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft der<br />
Werk stätten für Menschen mit Behinderung<br />
Die BAG:WfbM wurde<br />
1975 als b<strong>und</strong>esweite Interessenvertretung<br />
der <strong>Werkstätten</strong> gegründet<br />
Die Mitglieder der BAG:WfbM<br />
sind Träger von Eingliederungseinrichtungen,<br />
insbesondere von <strong>Werkstätten</strong>,<br />
Förderstätten <strong>und</strong> Integrationsunternehmen<br />
nehmensstrategie, die vor der Personalqualifizierung<br />
von Werkstattbeschäftigen<br />
nicht halt macht. Die<br />
Bildungsoffensive, in die sich unsere<br />
<strong>Werkstätten</strong> seit Ende der<br />
1990er Jahre begeben haben, hat<br />
uns heute reichlich reife Früchte eingebracht.<br />
Die Investitionen haben<br />
sich ausgezahlt in mehr, in vielfältigeren,<br />
in anspruchsvolleren, in höherwertigen<br />
Arbeitsangeboten. Aber<br />
auch in selbstsicheren, selbstbewussten<br />
<strong>und</strong> selbstständigen Persönlichkeiten.<br />
Berufliche Bildung ist<br />
so zu einem wichtigen Teil des Wertschöpfungsprozesses<br />
in unseren<br />
<strong>Werkstätten</strong> geworden.<br />
Die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> waren von<br />
Beginn an der Spitze dieser Bemühungen<br />
engagiert. Sie waren mutig<br />
genug, eine eigene Personalqualifizierung<br />
zusammen mit den<br />
behinderten Menschen zu entwickeln.<br />
Über die Jahre hinweg haben<br />
sich alle Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
mit <strong>und</strong> ohne Behinderungen<br />
daran beteiligt. Diese Entwicklung<br />
<strong>und</strong> ihre Fortschritte habe ich immer<br />
mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt.<br />
Im Ergebnis ist ein Bildungskonzept<br />
entstanden, das von einem<br />
kompetenzorientierten Ansatz ausgeht<br />
<strong>und</strong> die Qualifizierungsinhalte<br />
konsequent binnendifferenziert.<br />
„Jedes Töpfchen bekommt<br />
sein Deckelchen“, jeder Qualifizierungsbedarf<br />
seine Bildungsinhalte.<br />
„Anything goes“, alles ist möglich,<br />
ist heute die Maxime. Menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen profitieren<br />
von diesem Ansatz ebenso wie<br />
Menschen mit schweren <strong>und</strong> mehrfachen<br />
Behinderungen. Dies hat<br />
sich in der Praxis bewährt <strong>und</strong> sichert<br />
auch für die Zukunft beste<br />
Voraussetzungen. Denn berufliche<br />
Bildung wird das zentrale Thema<br />
des nächsten Jahrzehnts sein. Unsere<br />
Arbeitsgesellschaft entwickelt<br />
sich rasend schnell. Die Bedeutung<br />
des Dienstleistungs- <strong>und</strong> Informationssektors<br />
wird sich weiter erhöhen.<br />
Auch die emotionale Kompetenz<br />
des Einzelnen wird zusehends<br />
an Bedeutung gewinnen. In den <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> finden Menschen<br />
mit Behinderungen schon heute die<br />
richtigen Angebote, die ihnen helfen,<br />
sich auf solche Herausforderung im<br />
Arbeitsleben vorzubereiten.<br />
Der Einsatz aller Beteiligten bei der<br />
Entwicklung des werkstatteigenen<br />
<strong>und</strong> prämierten Bildungskonzeptes<br />
„KOMBI“ hat sich daher mehr als<br />
gelohnt. Es ist vielmehr zur besten<br />
Investition für eine sichere Zukunft<br />
geworden. Nachgedacht, klingt das<br />
geradezu märchenhaft.<br />
Text: Stefan Hirsch<br />
JOURNAL<br />
13
Focus Produktion<br />
FOCUS PRODUKTION<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> bauen Lagerkapazität aus<br />
Neue Lagerhalle in Polch<br />
Durch den Bau einer neuen Lagerhalle <strong>und</strong> die<br />
Anschaffung eines neuen Fahrzeugs kann die<br />
Werkstatt in Polch nun größere Mengen einlagern<br />
<strong>und</strong> transportieren.<br />
Immer mehr K<strong>und</strong>en fragen nach<br />
Lagermöglichkeiten. Deshalb entschlossen<br />
sich die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
in Polch, eine neue Lagerhalle<br />
zu bauen. Im Sommer 2008<br />
begannen die Baumaßnahmen. Ein<br />
halbes Jahr später wurde die Halle<br />
fertiggestellt <strong>und</strong> die neuen Lagerplätze<br />
konnten genutzt werden.<br />
Dieses zusätzliche Lager verfügt<br />
auf einer Fläche von 272 qm über<br />
200 Lagerplätze. In der gleichzeitig<br />
geschaffenen überdachten Anlieferungszone<br />
lagert das Holz nun<br />
auch im Außenbereich in beiden Lagern<br />
fachgerecht <strong>und</strong> witterungsunabhängig.<br />
Neue Aufgaben<br />
Just in time<br />
Die Firma Lohmann aus Neuwied<br />
gab ihre Logistik <strong>und</strong> Lagerhaltung<br />
im Bereich der Printmedien<br />
in die Hände der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Polch. Eine Herausforderung für<br />
Beschäftigte <strong>und</strong> Mitarbeiter: Denn<br />
hier geht es nicht nur um das einfache<br />
Einlagern der firmeneigenen<br />
Broschüren <strong>und</strong> Kataloge, sondern<br />
14 JOURNAL<br />
Mit der Anschaffung eines LKW<br />
mit größerer Ladefläche <strong>und</strong> höherer<br />
Zuladung sind die <strong>Caritas</strong> Werkstät-<br />
Das neue Jahr startete für die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Polch mit neuen<br />
anspruchsvollen Aufgaben in Lagerung <strong>und</strong> Versand.<br />
vor allem um das pünktliche Versenden<br />
dieser Firmenprospekte<br />
mit UPS. Die Bestellungen kommen<br />
direkt per E-Mail von Lohmann<br />
<strong>und</strong> werden „just in time“ bearbeitet.<br />
Um das Koordinieren der zum<br />
Teil mehrsprachigen Druckauflagen<br />
zu gewährleisten, ist ein Computer<br />
mit einer Makro-gestützten Tabelle<br />
ten Polch für alle logistischen Bedürfnisse<br />
unserer K<strong>und</strong>schaft gerüstet.<br />
Text: Robert Brenneke<br />
unabdingbar. Immerhin handelt es<br />
sich um etwa 80 verschiedene Artikel.<br />
Jeder Artikel hat seinen eigens<br />
dafür markierten bzw. nummerierten<br />
Platz. Dadurch können die Beschäftigten<br />
diese Bestellungen eigenverantwortlich<br />
<strong>und</strong> strukturiert bearbeiten.<br />
Text: Robert Brenneke
Focus Produktion<br />
FOCUS PRODUKTION<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Cochem<br />
Umbau <strong>und</strong> Erweiterung der Wäscherei<br />
Schon seit 1984 wird bei den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Cochem-Brauheck gewaschen <strong>und</strong> gemangelt. Heute<br />
erinnert nur noch wenig an die Anfänge: Durch einen Umbau <strong>und</strong> eine Erweiterung entstand ein moderner<br />
Arbeitsbereich.<br />
„Diese Investition ist eine absolute<br />
richtige <strong>und</strong> wichtige Entscheidung,<br />
wenn wir in diesem Bereich<br />
auch zukünftig erfolgreich tätig<br />
sein möchten“, betont George Koldewey,<br />
Werkstattleiter der <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Cochem. „Wir müssen<br />
die qualitativen Ansprüche unserer<br />
K<strong>und</strong>en im vollen Umfang erfüllen<br />
können. Die Trennung in eine<br />
unreine <strong>und</strong> eine reine Seite gehört<br />
zu den Standards einer modernen<br />
Wäscherei,“ so Koldewey weiter.<br />
Die verschmutzte Wäsche wird<br />
in einem unreinen Bereich der Wäscherei<br />
sortiert <strong>und</strong> in die Waschmaschinen<br />
gefüllt. Dieser unreine<br />
Bereich ist mit Schleusen für Personen<br />
<strong>und</strong> Wäschewagen von der<br />
reinen Seite getrennt. Auf der reinen<br />
Seite wiederum wird die Wäsche<br />
gefinisht, also gemangelt, gebügelt<br />
<strong>und</strong> gefaltet.<br />
Knapp drei Jahre nach Beginn der<br />
Baumaßnahmen wurden die neuen<br />
Räumlichkeiten bezogen. Seit<br />
Februar arbeiten wieder fünfzehn<br />
Werkstattbeschäftigte, drei Mitar-<br />
• Drei neue Miele-Durchladewaschmaschinen<br />
mit je 32 kg<br />
Fassungsvermögen<br />
• Steigerung von 12 auf nun<br />
maximal 20 Tonnen monatliche<br />
Waschleistung<br />
• Bauliche Trennung zwischen<br />
reiner <strong>und</strong> unreiner Seite<br />
• Einbau von Personen <strong>und</strong><br />
Containerschleusen<br />
• Innovatives Zu- <strong>und</strong> Abluftsystem<br />
zur Verbesserung des Raumklimas<br />
• Räumliche Erweiterung um 70 qm<br />
beiterinnen <strong>und</strong> sechs Aushilfen in<br />
der Wäscherei. Hinter ihnen liegen<br />
drei anstrengende Jahre. Beate Kölzer<br />
ist Gruppensprecherin der Wä-<br />
scherei <strong>und</strong> seit mehr als 30 Jahren<br />
Beschäftigte bei den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Cochem. Sie arbeitet an<br />
der Mangel <strong>und</strong> ist begeistert von<br />
den neuen großzügigen Räumlichkeiten:<br />
Sie ermöglichen einen deutlich<br />
besseren Arbeitsablauf durch<br />
die breiteren Gänge <strong>und</strong> z. B. durch<br />
die Errichtung von Falttischen für<br />
Hemden. Durch die Wärmeableitung<br />
hat sich auch das Raumklima<br />
verbessert. Stolz zeigt Beate Kölzer<br />
auch Besuchergruppen ihren<br />
modernen Arbeitsplatz. Fachk<strong>und</strong>ig<br />
erklärt sie den Ablauf von der<br />
Annahme der Schmutzwäsche bis<br />
zur Auslieferung der sauberen Wäsche.<br />
Christiane Theisen, ebenfalls<br />
Beschäftigte der Wäscherei, ist sehr<br />
zufrieden in ihrer Gruppe <strong>und</strong> mit<br />
dem guten Arbeitsklima: „Klar war<br />
es in der Umbauphase etwas lauter,<br />
aber dafür ist es jetzt umso schöner.<br />
Es hat sich gelohnt!“ Die neuen<br />
Maschinen <strong>und</strong> Hilfsmittel re-<br />
duzieren die körperliche Belastung<br />
der täglichen Arbeit erheblich. Nun<br />
übernehmen auch körperbehinderte<br />
Menschen in diesem Arbeitsbereich<br />
Aufgaben. So wurde der Bereich<br />
der Warenannahme <strong>und</strong> der<br />
Kontakt zum K<strong>und</strong>en mit einem Beschäftigten<br />
besetzt. Arthur Harke<br />
erledigt die Wäscheannahme <strong>und</strong><br />
Sortierung selbstständig. Der Umgang<br />
mit Geld <strong>und</strong> Kasse ist für ihn<br />
kein Problem. Sein Ziel ist es, den<br />
PC-Arbeitsplatz in der Wäscherei<br />
selbstständig <strong>und</strong> umfassend zu<br />
bedienen. Deshalb nimmt er an einer<br />
Berufsbildungsmaßnahme im<br />
Bereich Kommunikationskompetenzen<br />
teil.<br />
Die Wäscherei der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Cochem ist stolz auf ihren<br />
großen K<strong>und</strong>enstamm, der weit<br />
über die regionalen Grenzen hinausgeht.<br />
Die K<strong>und</strong>en nehmen den Weg<br />
gerne auf sich, weil sie die Qualität<br />
<strong>und</strong> den fre<strong>und</strong>lichen Service der<br />
Wäscherei schätzen.<br />
Text: Karin Kohlhaas<br />
JOURNAL<br />
15
Focus Produktion<br />
FOCUS PRODUKTION<br />
Gummiauflagen für Autostoßdämpfer<br />
Gut gedämpft dank der<br />
Außenarbeitsgruppe Sinzig<br />
Seit Anfang des Jahres bearbeiten die Beschäftigten der Außenarbeitsgruppe der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Sinzig<br />
einen neuen Auftrag - wenn sie nicht gerade im Außeneinsatz sind.<br />
16 JOURNAL<br />
Bei dem Auftrag geht es um eine<br />
Gummiauflage für die Federbeine von<br />
Autostoßdämpfern. Hierbei wird zunächst<br />
von Gummiteilen die Nummer<br />
durch Schleifen entfernt. Anschließend<br />
werden die Gummiteile in<br />
ein Metallteil eingedrückt. Da beim<br />
Schleifen ein feiner Staub entsteht,<br />
war es nötig, eine effektive Absaugung<br />
zu installieren. Hierzu wurde<br />
eine spezielle Tischauflage hergestellt.<br />
Auf dieser Auflage können<br />
die Gummiteile sicher fixiert werden<br />
<strong>und</strong> der entstehende Schleifstaub<br />
wird wirkungsvoll abgesaugt. Der<br />
dazu nötige Industriesauger wurde<br />
in das angrenzende Lager verbannt,<br />
der Saugschlauch wurde durch die<br />
Wand verlegt <strong>und</strong> im Gruppenraum<br />
wurde ein Schalter angebracht. So<br />
lässt sich der Sauger vom Arbeitsplatz<br />
aus bequem ein- <strong>und</strong> ausschalten<br />
<strong>und</strong> die Lärmbelastung im<br />
Gruppenraum ist auf ein Minimum<br />
begrenzt. Das abschließende Eindrücken<br />
erfolgt mit einem umgebauten<br />
Bohrständer, mit dem auch<br />
schwächere Beschäftigte die Gummiteile<br />
eindrücken können. Zum<br />
Abschluss der Arbeit schichten<br />
die Beschäftigten die bestückten<br />
Teile versandfertig in Gitterboxen.<br />
Text: Thomas Hoffmann
„<strong>Werkstätten</strong>:Messe“ Nürnberg 2009<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> machen Druck<br />
N a h d r a n<br />
NAH DRAN<br />
Vom 19. bis 22. März präsentierten sich die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen <strong>und</strong> Ulmen auf der jährlichen<br />
„<strong>Werkstätten</strong>:Messe“ Nürnberg, dem Treffpunkt der <strong>Werkstätten</strong> für Menschen mit Behinderung in<br />
Deutschland. Über 15.000 Besucher kamen an den vier Messetagen nach Nürnberg, um sich bei den<br />
226 Ausstellern über deren Leistungen <strong>und</strong> Know-how zu informieren.<br />
Die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> präsentierten<br />
sich im Bereich Druck <strong>und</strong><br />
Lettershop-Dienstleistungen: von<br />
der Layout-Erstellung über den Offset-<br />
<strong>und</strong> Digitaldruck bis hin zur<br />
Konfektionierung <strong>und</strong> Versandauslieferung.<br />
Am Stand konnten die<br />
Besucher sich fotografieren lassen.<br />
Sie wählten unter acht Hintergr<strong>und</strong>motiven,<br />
z. B. den Eiffelturm oder<br />
die Freiheitsstatue. Die so gefertigten<br />
Ansichtskarten mit ihrem Foto<br />
konnten dann direkt am Stand in<br />
den Briefkasten geworfen werden.<br />
Außerdem konnte man sich einen<br />
individuellen Kalender 2009 anfertigen<br />
lassen. Die Besucher lobten,<br />
dass die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> vom<br />
Layout bis zur Versandauslieferung<br />
keine Wünsche offen lassen. Mit<br />
Hilfe von moderner Software, Maschinenausstattung,<br />
kompetenten<br />
Mitarbeitern <strong>und</strong> hoch motivierten<br />
Beschäftigten können modernste<br />
Systeme <strong>und</strong> Arbeitsabläufe realisiert<br />
werden, die vom Auftragseingang<br />
bis zum Porto alles optimieren.<br />
Franz Josef Bell, stellvertretender<br />
Direktor, sagte: „Es ist<br />
deutlich zu spüren, dass sich die<br />
„<strong>Werkstätten</strong>:Messe“ immer weiter<br />
zu einer Fachmesse entwickelt.<br />
Dies spiegelt sich in der<br />
Qualität der Kontakte wider.“ Die<br />
„<strong>Werkstätten</strong>:Messe“ in Nürnberg<br />
war auch wie immer ein Ort der Information,<br />
Kommunikation <strong>und</strong> des<br />
Austausches von Ideen. Viele Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter sowie die<br />
Vertreter des Werkstattrates nutzten<br />
das Angebot der Geschäftsführung<br />
der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong>, für ein oder<br />
zwei Tage die Messe in Nürnberg zu<br />
besuchen. Hier nahmen sie an den<br />
zahlreichen Fachvorträgen teil <strong>und</strong><br />
informierten sich über die aktuellen<br />
Themen r<strong>und</strong> um die <strong>Werkstätten</strong>.<br />
Für Besucher <strong>und</strong> Aussteller war<br />
es eine erfolgreiche Teilnahme <strong>und</strong><br />
ein Gewinn. Viele neue Kontakte<br />
entstanden <strong>und</strong> auch ganz konkrete<br />
Anfragen wurden bereits bearbeitet.<br />
Im nächsten Jahr öffnet die<br />
„<strong>Werkstätten</strong>:Messe“ wieder vom<br />
11. bis 14. März 2010 ihre Türen.<br />
Text: Karin Kohlhaas<br />
JOURNAL<br />
17
R e h a b i l i t a t i o n<br />
REHABILITATION<br />
Special Olympics – Das bewegt!<br />
Regionale Spiele kommen nach Mayen<br />
Vom 15. bis zum 17. Juni wird ganz Mayen im Zeichen der Special Olympics stehen. Die regionalen<br />
Spiele der Special Olympics finden alle zwei Jahre im Wechsel mit den National Games statt. Nach der<br />
Fußballwoche 2006 kommen die regionalen Spiele bereits zum zweiten Mal in das Einzugsgebiet der <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong>.<br />
Die geistig behinderten Athletinnen<br />
<strong>und</strong> Athleten können in diesem Jahr<br />
an acht verschiedenen Disziplinen<br />
teilnehmen. Die Austragungsorte<br />
sind in der ganzen Stadt verteilt: Im<br />
Stadion, auf dem TuS-Platz oder im<br />
Schwimmbad werden Spiele ausgetragen.<br />
Die Essensausgabe für alle<br />
Sportler, Betreuer <strong>und</strong> Helfer sollen<br />
in den Räumen der Schützenhalle<br />
sowie in einem Zelt auf dem<br />
Schützenplatz stattfinden. Etwa 800<br />
Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler haben<br />
sich bisher angemeldet. Da dürfen<br />
natürlich die Sportlerinnen <strong>und</strong><br />
Sportler aus den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Mayen, Cochem, Sinzig, Polch<br />
<strong>und</strong> Ulmen nicht fehlen. 59 Teilnehmende<br />
haben die Standorte insgesamt<br />
gemeldet. Die Sportverantwortlichen<br />
mit ihren Athleten haben<br />
sich Einiges vorgenommen, um in<br />
der Heimat möglichst mit einer der<br />
ersehnten Medaillen nach Hause<br />
zu kommen. „Sicherlich kommen<br />
unsere Eltern zuschauen“, freuen<br />
sich Axel Müller, Thomas Theisen<br />
<strong>und</strong> Martin Lohner, die in den<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen arbeiten.<br />
Und sie sind besonders aufgeregt,<br />
denn sie werden mit ihrem Team im<br />
18 JOURNAL<br />
Programm<br />
Tag Uhrzeit Art Ort<br />
Mo, 15.06. bis 16.00 Uhr Anreise<br />
17.30-18.00 Uhr Fackellauf Marktplatz/Fußgängerzone<br />
Marktplatz/Burg/Burghalle<br />
19.00-21.00 Uhr Eröffnungsfeier Burghalle<br />
Di, 16.06. 10.00-17.00 Uhr Sport<br />
ab 17.00 Uhr Frisbee-Golf in den Burggärten<br />
Boccia<br />
Mi, 17.06. 9.00-16.00 Uhr Sport<br />
17.00-18.00 Uhr Abschlussfeier auf dem Marktplatz<br />
Sportstätten<br />
Badminton Realschulhalle<br />
Basketball Sporthalle<br />
In der Weihersbach<br />
Fußball TuS Kunstrasenplatz<br />
Judo St. Veit-Sporthalle<br />
Leichtathletik Nettetal Stadion<br />
Schwimmen Gartenbad<br />
Tischtennis Sporthalle Kottenheim<br />
Wettbewerbsfreies Burghalle<br />
Programm<br />
nur Mi, 17.06. ca. 10.00-14.00 Uhr Kanu Riedener Waldsee<br />
Doppel- <strong>und</strong> Einer-Kanu auf dem<br />
Riedener Waldsee antreten.<br />
„Vor acht Jahren haben wir die<br />
eigenen Kanus angeschafft <strong>und</strong><br />
mit viel <strong>Liebe</strong> auf Vordermann gebracht,“<br />
so Klaus Thelen, der die arbeitsbegleitende<br />
Maßnahme seither<br />
anbietet. Großzügig zeigt sich<br />
die Scherer Gruppe (VW/Audi/Skoda/Seat),<br />
die die Sportler der <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> tatkräftig unterstützen<br />
wird. „Wir möchten den geistig<br />
behinderten Sportlern in unserer Region<br />
bei den Spielen als Partner zur<br />
Seite stehen. Daher stellen wir gerne<br />
persönliche Sporttaschen <strong>und</strong> die<br />
notwendigen Fahrzeuge zur Verfügung,<br />
mit denen der Transfer der<br />
Athletinnen, Athleten <strong>und</strong> einiger<br />
Fans gut bewerkstelligt werden<br />
kann“, so Rudi Giering, Verkaufsleitung<br />
am Standort Mayen.<br />
Die Eröffnungsfeier findet in der<br />
Burghalle <strong>und</strong> die Abschlussfeier<br />
auf dem Marktplatz statt. So können<br />
alle die besondere Atmosphäre<br />
dieser Sportveranstaltung hautnah<br />
miterleben. Text: Carmen Rein
R e h a b i l i t a t i o n<br />
REHABILITATION<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> modernisieren für körperbehinderte Menschen<br />
Ausbau der Barrierefreiheit in Polcher Werkstatt<br />
Seit einigen Jahren sind bei den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> immer mehr Menschen mit Körperbehinderungen<br />
beschäftigt. Vor allem Menschen, die einen Rollstuhl benutzen, werden durch bauliche Gegebenheiten<br />
eingeschränkt.<br />
Deshalb entschieden die <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong>, die Werkstatt in Polch<br />
so auszustatten, dass die Bedürfnisse<br />
körperbehinderter Menschen<br />
besser berücksichtigt werden. Die<br />
Werkstattbeschäftigten sollen ohne<br />
fremde Unterstützung ihren Arbeitsplatz<br />
oder die Verwaltung erreichen.<br />
Im ersten Schritt werden die Druckerei,<br />
die Fördergruppen <strong>und</strong> der<br />
Montagebereich technisch neu<br />
ausgestattet. Diese Bereiche erhielten<br />
bereits automatische Türöffner.<br />
Auch in der Berufsbildungsgruppe<br />
<strong>und</strong> der Verwaltung wurden<br />
entsprechende Türöffner installiert.<br />
Dadurch erreichen körperbehinderte<br />
Menschen diese Bereiche jetzt<br />
wesentlich besser: Sie können sich<br />
nun innerhalb des Gebäudes frei<br />
bewegen. Innerhalb der Gruppen<br />
wurden höhenverstellbare Arbeitstische<br />
angeschafft, die schnell <strong>und</strong><br />
unkompliziert auf die Bedürfnisse<br />
der daran Arbeitenden eingestellt<br />
werden können.<br />
Im Speisesaal hatten Rollstuhlfahrer<br />
bisher Schwierigkeiten, an den<br />
vorhandenen Tischen Platz zu nehmen.<br />
Deshalb wurden r<strong>und</strong>e Tische<br />
angeschafft. Diese sind nicht komplett<br />
mit Stühlen belegt, so dass<br />
Rollstuhlfahrer ungehindert an ihren<br />
Platz gelangen. Im Bereich des<br />
Pflegebads wurde aus hygienischen<br />
Gründen ein Steckbeckenspüler für<br />
die Reinigung der Urinflaschen angeschafft.<br />
Hierdurch können die behinderten<br />
Menschen selbständig<br />
<strong>und</strong> ohne fremde Hilfe auf die Toilette<br />
gehen. Außerdem wird in diesem<br />
Jahr ein Bus mit einer Hebebühne<br />
angeschafft, um auch die<br />
Transportmöglichkeiten zu verbessern.<br />
Dadurch können Rollstuhlfahrer<br />
besser an Maßnahmen, die<br />
außerhalb der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
stattfinden, teilnehmen.<br />
Für die Mitarbeiter sind weiterführende<br />
Fortbildungen im Bereich Kinästhetik<br />
geplant. Die Bezeichnung<br />
„Kinästhetik“ ist eine Kombination<br />
der beiden griechischen Wörter „kinesis“<br />
(Bewegung) <strong>und</strong> „aesthesie“<br />
(Wahrnehmung). Allgemein formuliert<br />
befasst sich die Kinästhetik mit<br />
dem Studium der menschlichen Bewegung,<br />
die für die Ausübung der<br />
Aktivitäten des täglichen Lebens erforderlich<br />
ist.<br />
Text: Frank Mehnert<br />
JOURNAL<br />
19
R e h a b i l i t a t i o n<br />
REHABILITATION<br />
Gute Beispiele regen an<br />
Mach mit! – Zur Nachahmung empfohlen<br />
Vor gut einem Jahr haben die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> „Mach mit! – Gutes aus der Praxis für die Praxis“<br />
eingeführt. Wir sammeln aus dem Arbeitsalltag gute Praxisbeispiele, die mehr Selbstbestimmung ermöglichen,<br />
<strong>und</strong> stellen sie allen Standorten der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> als Anregung zur Verfügung. Die eingereichten<br />
Ideen zeigen, dass es viel „Gutes aus der Praxis für die Praxis“ gibt.<br />
20 JOURNAL<br />
gutes Beispiel<br />
Werkstatt: Hauptverwaltung Datum:18. Nov 08<br />
Kategorie: Arbeit Rehabilitation<br />
Qualifizierung Sonstiges<br />
Titel:Ausschreibung von Arbeitsplätzen für Werkstattbeschäftigte<br />
Ziel: Bek<strong>und</strong>ung von Interessen an Arbeitsplätzen, Wahlmöglichkeiten<br />
schaffen, Selbständigkeit fördern<br />
Beschreibung: In der Betriebsstätte in Sinzig werden in Form von<br />
Stellenausschreibungen freie Arbeitsplätze mit Hilfe von Plakaten<br />
ausgeschrieben. Jeder Interessierte Beschäftigte hat die Möglichkeit sich<br />
hierauf zu bewerben.<br />
Worauf ist bei der Umsetzung zu achten?<br />
Einfache Sprache <strong>und</strong> gute Platzierung der Ausschreibung. Aktualität der<br />
Ausschreibung<br />
Was für Material benötigt man?<br />
Was muss man noch wissen?<br />
Vorgeschlagen von:<br />
Andreas Rieß<br />
Laufende Nummer: HV - 1<br />
Arbeitsbereich:<br />
Hauptverwaltung<br />
Aus den INTEC-Betrieben in Sinzig<br />
stammt die Idee, interessante <strong>und</strong><br />
neue Stellen für Werkstattbeschäftigte<br />
durch eine interne Stellenausschreibung<br />
zu besetzen. Erprobt<br />
wurde dies bei einem Arbeitsplatz<br />
im Sinziger Gewächshaus von „Radicula<br />
– Kräuter & Kreatives“.<br />
Interessierte Werkstattbeschäftigte<br />
haben so die Möglichkeit,<br />
selbständig über einen Wechsel<br />
der Arbeit nachzudenken <strong>und</strong> sich<br />
zu bewerben. Dieses gute Beispiel<br />
wurde von den Kollegen in Mayen<br />
mit Interesse verfolgt <strong>und</strong> umgesetzt.<br />
So erfolgte in den <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Mayen im Januar 2009<br />
eine interne Stellenausschreibung:<br />
Gesucht wurden Werkstattbeschäftigte<br />
für einen Außenarbeitsplatz zur<br />
Automatenbefüllung <strong>und</strong> für eine<br />
Vertretung der Mitarbeiter an Empfang<br />
<strong>und</strong> Zentrale.<br />
Ralf Gilberg nutzte diese Möglichkeit<br />
<strong>und</strong> bewarb sich. Nach zwei<br />
Hospitationen <strong>und</strong> Gesprächen<br />
mit Fachkräften <strong>und</strong> Begleitendem<br />
Fachdienst wird er am Empfang<br />
eingearbeitet <strong>und</strong> dort als Vertreter<br />
eingesetzt. Die Beteiligten in<br />
Mayen freuen sich über den Erfolg.<br />
Sie hoffen, mit ihren Beispielen anderen<br />
<strong>Werkstätten</strong> ebenfalls „Gutes<br />
für die Praxis“ zur Verfügung stellen<br />
zu können.<br />
Text: Heike Paul
R e h a b i l i t a t i o n<br />
REHABILITATION<br />
Werkstattrats-Wahlen 2009<br />
Superwahljahr auch in den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Seit 2001 gebietet das Sozialgesetzbuch IX, nicht nur über behinderte Menschen zu reden, sondern die<br />
in <strong>Werkstätten</strong> für behinderte Menschen (WfbM) Tätigen mit in die Verantwortung zu nehmen <strong>und</strong> selbst<br />
an der Gestaltung ihres Arbeitsplatzes <strong>und</strong> ihres Lebens mitwirken zu lassen.<br />
Seitdem hat sich b<strong>und</strong>esweit viel<br />
bewegt bei der Mitsprache der Beschäftigten.<br />
Es gibt nicht nur in den<br />
einzelnen WfbM Werkstatträte, sondern<br />
die behinderten Menschen<br />
schlossen sich auch in Landes- <strong>und</strong><br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaften zusammen.<br />
Durch diese Strukturen<br />
vernetzen sie sich, tauschen sich<br />
aus <strong>und</strong> verleihen sie ihren Forderungen<br />
mehr Nachdruck.<br />
Im November 2009 werden in den<br />
b<strong>und</strong>esdeutschen <strong>Werkstätten</strong> zum<br />
dritten Mal neue Werkstatträte für<br />
eine jeweils vierjährige Amtszeit gewählt.<br />
„Bei der diesjährigen Werkstattrat-Wahl<br />
wollen wir überlegen,<br />
wie Beschäftigtenvertreter aus allen<br />
Standorten oder Teilwerkstätten<br />
der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> in den<br />
Werkstattrat gewählt werden können“,<br />
so der 1. Vorsitzende Georg<br />
Reulecke während eines Treffens<br />
des Gesamtwerkstattrates der <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong>. Die anwesenden<br />
Werkstatträte nicken zustimmend.<br />
Der Werkstattrats-Vertreter aus den<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen, Franz-<br />
Josef Stern, äußert sich so: „Ganz<br />
am Anfang, als der Werkstattrat<br />
zum ersten Mal gewählt wurde <strong>und</strong><br />
gerade anfing, seine Arbeit aufzunehmen,<br />
merkten wir, dass die<br />
Werkstatt in Cochem keinen Vertreter<br />
im Werkstattrat hatte. Von der<br />
kleineren Werkstatt konnte sich kein<br />
Kandidat gegen die Kandidaten der<br />
großen <strong>Werkstätten</strong> durchsetzen.“<br />
Im Nachhinein fanden die gewählten<br />
Werkstatträte im Einvernehmen<br />
mit der Geschäftsleitung eine<br />
Lösung zu Gunsten der nicht berücksichtigten<br />
Werkstatt: Sie ließen<br />
einen nicht stimmberechtigten Beisitzer<br />
aus den <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Cochem bei den Werkstattrats-Sitzungen<br />
zu.<br />
Nach der zum 01. Oktober 2003<br />
überarbeiteten <strong>Caritas</strong>–<strong>Werkstätten</strong>-Mitwirkungsverordnung<br />
(CWMO) können die Wahlen zum<br />
Werkstattrat nunmehr auch zu<br />
Gunsten der kleineren Standorte<br />
<strong>und</strong> unter Berücksichtigung besonderer<br />
Personenkreise durchgeführt<br />
werden. Möglich macht das der § 2,<br />
Abschnitt (2) der CWMO: „In Zweig-<br />
<strong>und</strong> Teilwerkstätten können gesonderte<br />
selbständige Werkstatträte<br />
gebildet werden. Dies gilt insbesondere,<br />
wenn diese auf die Teilhabe<br />
besonderer Personenkreise ausgerichtet<br />
sind. Die Entscheidung trifft<br />
die Werkstatt im Einvernehmen mit<br />
dem Werkstattrat“<br />
Die diesjährige Organisation der<br />
Werkstattrats-Wahlen ist durch die<br />
Vielfalt der Werkstattstandorte mit<br />
ihren angeschlossenen, z.T. örtlich<br />
getrennten, Teilwerkstätten <strong>und</strong><br />
den INTEC-Betrieben nicht einfach.<br />
Alle Standorte <strong>und</strong> die beiden IN-<br />
TEC-Betriebe sollen im zukünftigen<br />
Werkstattrat vertreten sein. Knapp<br />
800 Beschäftigte sind aufgerufen,<br />
bei den Wahlen im November ihre<br />
Stimme abzugeben: die aktiven <strong>und</strong><br />
passiven Wahlberechtigten der <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Sinzig, der IN-<br />
TEC-Betriebe Sinzig, der <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Mayen mit den örtlich<br />
getrennten Betriebsstätten Service-<br />
<strong>und</strong> Logistikzentrum <strong>und</strong> dem Entsorgungsfachbetrieb,<br />
die <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Polch <strong>und</strong> die dortige<br />
virtuelle Werkstatt X-TERN, die <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Ulmen, die <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Cochem sowie die dortigen<br />
INTEC-Betriebe.<br />
Zusammen mit der Geschäftsleitung<br />
wird nun ein Wahlverfahren<br />
entwickelt, das sich an den Vorgaben<br />
der CWMO orientiert. Dabei soll<br />
vermieden werden, dass durch die<br />
Zweig- <strong>und</strong> Teilwerkstätten bzw. unterschiedlichen<strong>Werkstätten</strong>standorte<br />
ein unüberschaubares Mitwirkungsgebilde<br />
entsteht. Denn dann<br />
würde ein praxisnahes Handeln<br />
des Werkstattrates schwierig. Dies<br />
soll auf jeden Fall vermieden werden.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
wird der noch amtierende Werkstattrat<br />
mit seinen Vertrauenspersonen<br />
rechtzeitig in Klausur gehen.<br />
Dort wird er alle rechtlich f<strong>und</strong>ierten<br />
Möglichkeiten bezüglich der Wahlpraxis<br />
durchsprechen <strong>und</strong> sich dann<br />
mit der Geschäftsleitung auf ein einheitliches<br />
Wahlverfahren einigen.<br />
Beschäftigte, die sich für die Tätigkeiten<br />
des Werkstattrates interessieren<br />
<strong>und</strong> selbst für den Werkstattrat<br />
kandidieren möchten, können<br />
sich gerne beim Werkstattrat oder<br />
bei dessen Vertrauenspersonen,<br />
Helga Göderz <strong>und</strong> Werner v. Wassenberg,<br />
erk<strong>und</strong>igen. Dort können<br />
sie auch die <strong>Caritas</strong>-<strong>Werkstätten</strong>-Mitwirkungsordnung<br />
(CWMO)<br />
einsehen. Darüber hinaus ist ein<br />
Faltblatt geplant, das über die wichtigsten<br />
Aufgaben sowie Rechte <strong>und</strong><br />
Pflichten des Werkstattrates informieren<br />
soll.<br />
Text: Werner von Wassenberg<br />
JOURNAL<br />
21
N e w s<br />
NEWS<br />
St. Raphael <strong>Caritas</strong> Alten- <strong>und</strong> Behindertenhilfe GmbH<br />
Neuer Rechtsträger der<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> haben mit der St. Raphael <strong>Caritas</strong> Alten- <strong>und</strong> Behindertenhilfe GmbH zum 1. Januar<br />
2009 einen neuen Rechtsträger bekommen. „Wer das Glück hat, mit etwas Neuem anzufangen,<br />
muss die Tüchtigkeit aufbringen, etwas Wertvolles daraus zu machen“, dieses Leitwort wählte Michael<br />
Kröselberg, der neue Geschäftsführer, zur Betriebsaufnahme der St. Raphael CAB GmbH.<br />
Das JOURNAL wollte Näheres über<br />
diese Neugründung erfahren. Die<br />
St. Raphael CAB GmbH ist eine<br />
100-prozentige Tochtergesellschaft<br />
des <strong>Caritas</strong>verbandes für die Diözese<br />
Trier e.V. <strong>und</strong> hat die Trägerschaft<br />
der bisher vom Diözesan-<strong>Caritas</strong>verband<br />
getragenen Einrichtungen<br />
der Alten- <strong>und</strong> Behindertenhilfe<br />
übernommen. JOURNAL-Mitarbeiterin<br />
Andrea Briel befragte Michael<br />
Kröselberg dazu.<br />
Herr Kröselberg, welche Idee<br />
steht hinter dieser Neugründung?<br />
Die Ziele <strong>und</strong> Aufgaben der neuen<br />
Tochtergesellschaft des Diözesan-<br />
<strong>Caritas</strong>verbandes liegen in erster<br />
Linie darin, durch die neue GmbH-<br />
Struktur die Einrichtungen in einer<br />
eigenen organisatorischen Einheit<br />
zusammenzuführen <strong>und</strong> so eine intensivere<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> bessere<br />
Koordination zu ermöglichen.<br />
Mit den Änderungen in der Organisationsstruktur<br />
sollen die entscheidenden<br />
Weichen dafür gestellt<br />
werden, für die von uns betreuten<br />
Menschen in unseren Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> für unsere Mitarbeiter eine gute<br />
Zukunft zu sichern.<br />
Welche Zielgruppe hat das neue<br />
Unternehmen?<br />
In unserem neuen Unternehmen<br />
kommen Menschen zusammen,<br />
die Hilfe <strong>und</strong> Begleitung, aber auch<br />
menschliche Nähe aufgr<strong>und</strong> ihres<br />
Alters oder ihrer Behinderung suchen<br />
<strong>und</strong> finden. Hier treffen sie auf<br />
Menschen, die in ihrem beruflichen<br />
Engagement dazu beitragen wollen,<br />
dass Menschen in Not trotz ihrer<br />
Beeinträchtigungen ein lebenswertes<br />
Leben führen können <strong>und</strong><br />
22 JOURNAL<br />
sich angenommen wissen. Die Verbindung<br />
christlicher Nächstenliebe<br />
mit einem überzeugenden <strong>und</strong><br />
verantwortlichen Unternehmertum<br />
kann das entscheidende Merkmal<br />
sein, um uns dem Wettbewerb<br />
mit anderen Anbietern besser stellen<br />
zu können. In einer Zeit, in der<br />
die ganze Welt auf der Suche nach<br />
überzeugenden <strong>und</strong> verantwortungsvollen<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Unternehmern<br />
ist, denen es nicht auf<br />
Profitgier ankommt, tut es der Kirche<br />
<strong>und</strong> der <strong>Caritas</strong> gut, Beispiele<br />
für überzeugendes Unternehmertum<br />
zu liefern. Dafür will die St. Raphael<br />
CAB GmbH sorgen <strong>und</strong> sich<br />
hierfür einen guten Ruf erwerben!<br />
Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie für das Personal <strong>und</strong> das<br />
betriebliche Miteinander?<br />
Viele Berufe müssen heutzutage<br />
für eine moderne <strong>und</strong> hochkompetente<br />
soziale, rehabilitative <strong>und</strong><br />
pflegerische Arbeit zusammenspielen:<br />
vom Pflegepersonal, Altenhelfern<br />
<strong>und</strong> Pädagogen bis hin zu<br />
Betriebswirten <strong>und</strong> Marketingexperten.<br />
Wenn wir unsere Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> Dienste erfolgreich führen<br />
wollen, dann brauchen wir ein<br />
betriebliches Miteinander zwischen<br />
den verschiedenen Berufsgruppen,<br />
das die Potenziale der Mitarbeiter<br />
entfaltet, in dem sie bei Defiziten<br />
<strong>und</strong> Problemen Unterstützung erfahren<br />
<strong>und</strong> in dem die Belastungen<br />
im Arbeitsalltag wahrgenommen<br />
<strong>und</strong> ernst genommen werden. Von<br />
Adolph Kolping stammt der Satz:<br />
„Die Nöte der Zeit werden euch zeigen,<br />
was ihr zu tun habt.“ Hinsehen,<br />
nicht wegschauen, mithelfen, nicht<br />
klagen, anpacken, nicht weggehen<br />
– so kann in unserem neuen Unter-<br />
nehmen jeder dazu beitragen, dass<br />
die Welt ein wenig besser wird.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft der<br />
Pflege <strong>und</strong> Betreuung, der Alten-<br />
<strong>und</strong> Behindertenhilfe?<br />
Wir stehen vor enormen Zukunftsherausforderungen.<br />
Denn der immense<br />
Veränderungsdruck durch immer<br />
neue gesetzliche Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> der Preis- <strong>und</strong> Leistungswettbewerb<br />
zwingen auch in der Sozialwirtschaft<br />
zu strukturellen<br />
Veränderungen <strong>und</strong> zu mehr Zusammenarbeit.<br />
Ohne ein serviceorientiertes<br />
Dienstleistungsverständnis,<br />
ohne eine beständige Orientierung<br />
an den Bedürfnissen der K<strong>und</strong>en,<br />
ohne integrative Versorgungsangebote<br />
<strong>und</strong> betriebswirtschaftliches<br />
Handeln kann heute keine Einrichtung<br />
<strong>und</strong> kein Dienst auf Dauer existieren.<br />
Die immer differenzierteren<br />
K<strong>und</strong>enbedürfnisse <strong>und</strong> Marktanforderungen<br />
erfordern zukünftig,<br />
ein Netzwerk von abgestuften <strong>und</strong><br />
aufeinander abgestimmten Angeboten<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungen unternehmerisch<br />
zu gestalten. Für diese<br />
Herausforderungen sind wir mit unserem<br />
neuen Unternehmen bestens<br />
gerüstet.<br />
Unterscheidet sich so ein Unternehmen<br />
denn noch von einem<br />
herkömmlichen Wirtschaftsbetrieb?<br />
Als ein Unternehmen in der <strong>Caritas</strong><br />
unterscheiden wir uns von einem<br />
normalen Wirtschaftsunternehmen<br />
oder von unseren privaten Mitwettbewerbern<br />
nicht in erster Linie<br />
durch andere Organisationsformen<br />
oder andere Arbeitsprozesse. Wir<br />
wollen mehr als nur Leistungen <strong>und</strong><br />
Dienste für Menschen erbringen:
Wir wollen Menschen Chancen geben,<br />
christliche Wertorientierung<br />
ganz konkret zu erfahren. Eine Wertorientierung,<br />
die Menschen Mut zur<br />
selbst bestimmten Teilhabe macht<br />
<strong>und</strong> die Solidarität <strong>und</strong> Zuwendung<br />
selbstverständlich werden lässt. In<br />
der Präambel des Gesellschaftervertrages<br />
heißt es dazu: „Aufgabe<br />
der Gesellschaft ist es, aus dem<br />
Selbstverständnis <strong>und</strong> der Zielsetzung<br />
der <strong>Caritas</strong> der katholischen<br />
Kirche Leistungen in der Alten- <strong>und</strong><br />
Behindertenhilfe zu erbringen. Aus<br />
dem Geist des Evangeliums Jesu<br />
Christi sollen alte, pflegebedürftige<br />
oder behinderte Menschen in unterschiedlichsten<br />
Lebenslagen bedarfsgerechte,<br />
individuelle <strong>und</strong> qualitativ<br />
hochwertige Hilfe erfahren.“<br />
Passen denn Nächstenliebe,<br />
Menschlichkeit <strong>und</strong> betriebswirtschaftliches<br />
Denken zusammen?<br />
Ich weiß, dass sich manche fragen,<br />
ob nicht das christliche Profil<br />
verloren geht, wenn die Arbeit<br />
von Einrichtungen <strong>und</strong> Diensten im<br />
Bereich der Behinderten- <strong>und</strong> Altenhilfe<br />
stärker unternehmerisch organisiert<br />
wird. Ich sehe in der christlich<br />
geprägten Dienstleistung für<br />
Menschen <strong>und</strong> Unternehmertum<br />
keinen Widerspruch. Im Gegenteil:<br />
Personal<br />
Neue Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
Dirk Arnoldi<br />
Fachkraft im<br />
Arbeitsbereich<br />
Werkstatt Ulmen<br />
seit 01.09.2008<br />
Frank Zenzen<br />
Die Verbindung christlicher Nächstenliebe<br />
mit einem überzeugenden<br />
<strong>und</strong> verantwortlichen Unternehmertum<br />
kann das entscheidende Merkmal<br />
sein, um uns dem Wettbewerb<br />
mit anderen Anbietern besser stellen<br />
zu können. In einer Zeit, in der<br />
die ganze Welt auf der Suche nach<br />
überzeugenden <strong>und</strong> verantwortungsvollen<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Unternehmern<br />
ist, denen es nicht auf<br />
Profitgier ankommt, tut es der Kirche<br />
<strong>und</strong> der <strong>Caritas</strong> gut, Beispiele<br />
für überzeugendes Unternehmertum<br />
zu liefern. Dafür will die St. Raphael<br />
CAB GmbH sorgen <strong>und</strong> sich<br />
hierfür einen guten Ruf erwerben!<br />
Welche Zukunftsvision haben Sie<br />
für das neue Unternehmen?<br />
Unser Ziel muss es sein, dass die<br />
Einrichtungen <strong>und</strong> Dienste unseres<br />
Unternehmens Qualitätsführer sind.<br />
Wir müssen Wert darauf legen, dass<br />
die Hilfe nicht nur gut gemeint, sondern<br />
auch wirklich gut ist. In unseren<br />
Einrichtungen <strong>und</strong> Diensten<br />
wollen wir Unterstützung, Betreuung,<br />
Assistenz <strong>und</strong> Hilfe leisten, die<br />
nicht nur von einem großem Herzen<br />
<strong>und</strong> einen guten Willen geprägt werden,<br />
sondern auch von Kompetenz<br />
<strong>und</strong> Sachverstand geleitet sind.<br />
In diesem Sinne ist das Bemühen<br />
Monika Böhm-Lus<br />
Begleitender Dienst<br />
Werkstatt Sinzig<br />
seit 01.09.2008<br />
Frank Zenzen hat zum 1.10.2008 die Gesamtleitung der Einrichtungen im Kreis<br />
Ahrweiler übernommen. Dazu gehören die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> St. Elisabeth,<br />
das Dienstleistungs- <strong>und</strong> Betreuungszentrum, die INTEC-Betriebe mit angegliedertem<br />
Gewächshaus <strong>und</strong> dem Verkaufsladen „Radicula“ sowie das Sozialkaufhaus<br />
LISA in Bad Breisig.<br />
Als Diplom-Pädagoge war Frank Zenzen bisher überwiegend in der Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendhilfe tätig.<br />
um Qualität in der Alten- <strong>und</strong> Behindertenhilfe<br />
eigentlich noch besser<br />
mit dem Wort Güte zu beschreiben.<br />
Wir wissen: Das Wort Güte hat<br />
im Deutschen zweierlei Bedeutung<br />
N e w s<br />
NEWS<br />
v . l .: Prälat Franz Josef Gebert, Diözesan-<strong>Caritas</strong>direktorin Dr . Birgit<br />
Kugel <strong>und</strong> Michael Kröselberg, Direktor der St . Raphael <strong>Caritas</strong><br />
Alten- <strong>und</strong> Behindertenhilfe GmbH im Gespräch mit Michael Brill,<br />
Bewohner der Maria-Grünewald-Einrichtung .<br />
– <strong>und</strong> beides muss <strong>und</strong> wird in unserer<br />
Arbeit zum Tragen kommen.<br />
Die Güte im Sinne von Hingabe <strong>und</strong><br />
Zuwendung ist genau so wichtig<br />
wie die Güte im Sinne von Qualität<br />
<strong>und</strong> Fachkenntnis. Nur so kann im<br />
Übrigen auch Glaubwürdigkeit <strong>und</strong><br />
Autorität in einem Unternehmen<br />
entstehen. Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> Autorität<br />
müssen stets von innen kommen<br />
<strong>und</strong> vorgelebt werden.<br />
Herr Kröselberg, wir danken Ihnen<br />
für dieses Interview <strong>und</strong> Ihre Erläuterungen.<br />
Helga Schneider<br />
Verwaltungsmitarbeiterin<br />
Werkstatt Mayen<br />
seit 16.10.2008<br />
Frank Hermes<br />
Frank Hermes begann<br />
seine Tätigkeit als Techniker<br />
Druck- <strong>und</strong> Medientechnik<br />
bei den <strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> St. Anna in<br />
Ulmen am 01.10.2008. Frank Hermes hat die<br />
stellvertretende Werkstattleitung in Ulmen inne.<br />
JOURNAL<br />
23
N e w s<br />
NEWS<br />
Fahrzeugförderung der Aktion Mensch<br />
Rollstuhlfahrerbus für die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Die Aktion Mensch fördert die Anschaffung von Fahrzeugen <strong>und</strong> finanziert den behinderungsgerechten<br />
Umbau der Fahrzeuge. Die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Ulmen sind dankbar <strong>und</strong> freuen sich, dass sie nun über<br />
einen Rollstuhlfahrerbus verfügen.<br />
Die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> legen<br />
großen Wert darauf, den Mitarbeitern<br />
mit Behinderung auch freizeitpädagogische<br />
<strong>und</strong> gruppendynamische<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> Tätigkeiten<br />
anzubieten. Ziel war, auch Rollstuhlfahrer<br />
in diese Maßnahmen zu integrieren.<br />
Dies scheiterte bislang an<br />
dem geeigneten Transportmittel.<br />
Doch wenn die Beschäftigten im<br />
Förderbereich sich als Gruppe erleben<br />
sollen, in die wirklich jedes Mitglied<br />
integriert ist, müssen auch alle<br />
an den beschriebenen Maßnahmen<br />
teilnehmen können.<br />
Aktivitäten, die außerhalb der Werkstatt<br />
stattfinden <strong>und</strong> die Arbeit in<br />
der WfbM ergänzen, fördern Selbstbestimmung<br />
<strong>und</strong> Teilhabe. Auch im<br />
Rahmen der Beruflichen Bildung ist<br />
Neuwahlen<br />
24 JOURNAL<br />
es oft sinnvoll, mit den Mitarbeitern<br />
mit Behinderung Aktivitäten außerhalb<br />
der Werkstatt zu unternehmen.<br />
Vor allem Betriebsbesichtungen von<br />
kooperierenden<br />
Unternehmen sind<br />
wichtig, um den<br />
Berufsbildungsteilnehmern<br />
einen<br />
Einblick in die Welt<br />
des ersten Arbeitsmarktes<br />
zu geben<br />
<strong>und</strong> ihnen zugleich<br />
den Wert der eigenen<br />
Arbeit zu vermitteln.<br />
Die <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
freuen sich<br />
daher sehr, dass<br />
die Aktion Mensch<br />
sie bei diesem Vor-<br />
Pünktlich am Freitag,<br />
den 13. März<br />
2009, trat die neu<br />
gewählte MAV ihren<br />
Dienst an. Anika<br />
Etteldorf (<strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong><br />
Cochem) übernahm<br />
den Vorsitz <strong>und</strong> Peter<br />
Brauer (<strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Sinzig)<br />
die Stellvertretung.<br />
Hinzu kommt Christian<br />
Luxem (<strong>Caritas</strong><br />
<strong>Werkstätten</strong> Mayen)<br />
als Schriftführer. Als<br />
Beisitzer wurden gewählt:<br />
Peter Ternes<br />
haben unterstützt hat. Der neue,<br />
umgebaute Bus wird häufig <strong>und</strong><br />
gerne genutzt.<br />
Text: Andrea Briel<br />
Neue Mitarbeitervertretung (MAV) gewählt<br />
Die neue MAV v . l .: Axel Braun, Peter Ternes, Sascha Göbel, Holger<br />
Bögershausen, Annika Etteldorf, Michael Peterschilka, Peter Brauer,<br />
Martin Heck <strong>und</strong> Christian Luxem<br />
(<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Polch), Martin<br />
Heck, Michael Peterschilka (beide<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen), Holger<br />
Bögershausen, Sascha Göbel <strong>und</strong><br />
Axel Braun (alle <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong><br />
Sinzig).<br />
Die Amtszeit der neun Mitglieder<br />
läuft für die nächsten vier Jahre.<br />
Ein besonderer Dank gilt der „alten“<br />
MAV unter dem Vorsitz von<br />
Klaus Serger <strong>und</strong> Hans-Werner<br />
Allard für die geleistete Arbeit in den<br />
letzten Jahren <strong>und</strong> die gute Übergabe.<br />
Die neu gewählte MAV möchte<br />
dieses Amt mit genauso viel Engagement<br />
weiterführen.<br />
Text: Annika Etteldorf
Im Superwahljahr<br />
Vorstandswahlen der LAG:WfbM<br />
Die Landesarbeitsgemeinschaft der <strong>Werkstätten</strong> für behinderte Menschen (LAG:WfbM) in Rheinland-<br />
Pfalz wählte Michael Kröselberg erneut zum Vorsitzenden. Michael Kröselberg, Geschäftsführer der St.<br />
Raphael <strong>Caritas</strong> Alten- <strong>und</strong> Behindertenhilfe GmbH, ist bereits seit 2006 Vorsitzender der LAG:WfbM <strong>und</strong><br />
Mitglied im Präsidium der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft.<br />
Weitere Mitglieder des geschäftsführenden<br />
Vorstandes sind Helmut<br />
Heller, Geschäftsführer der Südpfalzwerkstatt<br />
gemeinnützige GmbH<br />
in Offenbach, <strong>und</strong> Marco Dobrani,<br />
Geschäftsführer der Heinrich<br />
Kimmle Stiftung Pirmasens. Die<br />
LAG:WfbM Rheinland-Pfalz vertritt<br />
die Interessen von 36 Werkstatt-<br />
Trägern mit über 90 Betriebsstätten<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 13.000 Werkstattbeschäftigten.<br />
Nach seiner Wahl zum Vorsitzenden<br />
erklärte Kröselberg, dass<br />
er es als seine Hauptaufgabe ansehe,<br />
der Öffentlichkeit verstärkt die<br />
Bedeutung der Werkstattarbeit für<br />
Aktuelles<br />
Termine<br />
die Teilhabe behinderter Menschen<br />
am Arbeitsleben zu vermitteln. „Die<br />
Auswirkungen der Wirtschafts- <strong>und</strong><br />
Finanzkrise auf die Auftragslage in<br />
den <strong>Werkstätten</strong> sind zum Teil dramatisch,<br />
mit Auftragsrückgängen<br />
von 40- 50%. Daher müssen wir<br />
uns in den nächsten Jahren auf<br />
den Erhalt der Beschäftigungs- <strong>und</strong><br />
Qualifizierungsmöglichkeiten für<br />
Menschen mit Behinderungen, die<br />
nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
zu platzieren sind, konzentrieren.“<br />
Die in den letzten Jahren erzielten<br />
Verbesserungen der Arbeitssituation<br />
<strong>und</strong> der Arbeitsangebote in den<br />
Termine<br />
Impressum<br />
JOURNAL der <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen, Cochem, Sinzig, Polch, Ulmen <strong>und</strong> XTERN<br />
<strong>Werkstätten</strong> für behinderte Menschen<br />
in Rheinland-Pfalz dürften<br />
durch die schwierige Auftragslage<br />
nicht infrage gestellt werden.<br />
Text: Andrea Briel<br />
Betriebsferien:<br />
Mayen, Sinzig, Ulmen 20 07 – 31 07 2009<br />
Polch, Cochem 03 08 – 14 08 2009<br />
LISA 27 07 – 08 08 2009<br />
Tag der offenen Tür Cochem<br />
Motto „Oh happy Day“ 28 06 2009<br />
Redaktion: Karin Kohlhaas, Ellen Coltro, Heike Paul, Hans-Werner Allard, Werner von Wassenberg, Thomas Hoffmann, Danny Weber<br />
Redaktionsleitung: Andrea Briel<br />
Konzeption & Design: <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> St. Anna, Ulmen<br />
Fotografie: Karin Kohlhaas, Ellen Coltro, Heike Paul, Hans-Werner Allard, Werner von Wassenberg, Danny Weber, Thomas Hoffmann, Carmen Rein,<br />
Julia Hillen, Robert Brenneke, Klaus Thelen, Sonja Jäger, Sammlung Morgenthaler, Bern, Kunstmuseum Bern<br />
Druck: <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> St. Anna, Ulmen<br />
Das JOURNAL erscheint zweimal im Jahr. Veröffentlichte Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung oder<br />
Übersetzung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der<br />
Redaktionsleitung wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte <strong>und</strong> Fotos kann keine Gewähr übernommen werden.<br />
Das JOURNAL ist umweltfre<strong>und</strong>lich auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.<br />
Anschrift <strong>und</strong> Vertrieb: <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong>, JOURNAL, Ludwig-Erhard-Straße 17, 56727 Mayen, Telefon: 0 26 51 / 49 68-1 00, www.caritas-werkstaetten.de<br />
Herausgeberin: <strong>Caritas</strong> <strong>Werkstätten</strong> Mayen, Cochem, Sinzig, Polch, Ulmen <strong>und</strong> XTERN. Ein Unternehmen der St. Raphael <strong>Caritas</strong> Alten- <strong>und</strong> Behindertenhilfe GmbH<br />
N e w s<br />
NEWS<br />
JOURNAL<br />
25
K u n s t & K u l t u r<br />
KUNST & KULTUR<br />
Die Sammlungen Morgenthaler <strong>und</strong> Prinzhorn<br />
„Anstaltskunst“ im Museum<br />
Auf der Suche nach authentischer Kunst entdeckte die ‚Moderne‘ zu Beginn des zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
neben der ‚primitiven Kunst‘ <strong>und</strong> der Kinderzeichnung auch die ‚Kunst der Geisteskranken‘. Zur<br />
gleichen Zeit begann unter Psychiatern eine rege Sammeltätigkeit bildnerischer Werke von Patienten.<br />
Dabei stand meist die Hoffnung auf diagnostische Verwertbarkeit im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Gewöhnlich steht der Name Prinzhorn<br />
für jenen bedeutenden F<strong>und</strong>us<br />
von „Anstaltskunst“, den der Wissenschaftler<br />
Hans Prinzhorn Anfang<br />
der zwanziger Jahre zusammengetragen<br />
hat. Die Sammlung Prinzhorn<br />
ist in Heidelberg beheimatet. Jetzt<br />
waren dort Bilder der Adolf-Wölfli-<br />
Stiftung <strong>und</strong> der Sammlung Morgenthaler<br />
zu sehen. Das monumentale<br />
Werk Adolf Wölflis (1864-1930)<br />
zählte früher zur Sammlung Morgenthalers<br />
<strong>und</strong> ist in den 70er Jahren<br />
ausgegliedert worden. Der F<strong>und</strong>us<br />
im Psychiatrie-Museum Bern<br />
<strong>und</strong> die Werke der Wölfli-Stiftung<br />
sind nach der Sammlung Prinzhorn<br />
das weltweit bedeutendste Projekt<br />
zur Anstaltskunst. Zum ersten Mal<br />
wurden Blätter des „Altmeisters“<br />
der Anstaltskunst sowie 120 Werke<br />
der Sammlung Morgenthaler in Heidelberg<br />
ausgestellt.<br />
26 JOURNAL<br />
„Unglücksfall“ nannte Adolf<br />
Wölfli sich <strong>und</strong> erzählte in einer<br />
erdachten Autobiographie<br />
von seinen Reisen<br />
durch die „Sankt Adolf-Riesen-Schöpfung“.<br />
Er malte,<br />
schrieb, komponierte, dich- dichtete,<br />
rechnete <strong>und</strong> erklärte<br />
„Zorn“ zur höchsten Zahl.<br />
Von 1895 bis zu seinem<br />
Tod lebte Wölfli in der Anstalt<br />
Waldau bei Bern.<br />
Hier entdeckte der Psychiater<br />
Walther Morgenthaler (1882-<br />
1965) die Kreativität von Anstaltsinsassen<br />
<strong>und</strong> verschaffte ihnen einen<br />
Platz in der Kunst der Moderne. Aus<br />
den Jahren um 1900 bis 1925 sind<br />
überraschende Entwürfe erhalten,<br />
Lebensspuren von Menschen, die<br />
extremen seelischen Belastungen<br />
ausgesetzt waren. In seinem bedeutenden<br />
Buch über Adolf Wölfli: „Ein<br />
Geisteskranker als Künstler“ (1921)<br />
kommt zum Ausdruck, dass dieser<br />
die üblichen Kategorien sprengte.<br />
Das, was er leistete, stellt ihn genialen<br />
Künstlern gleich.<br />
Hans Prinzhorn (1886-1933) war als<br />
Kunsthistoriker <strong>und</strong> Arzt mit beiden<br />
Fachgebieten vertraut. Er gilt heute<br />
als Wegbereiter einer Sichtweise,<br />
die die Zusammenarbeit verschiedener<br />
Wissenschaftsgebiete befürwortet.<br />
Ihn interessierten Fragen<br />
nach dem Ursprung künstlerischer<br />
Gestaltung oder dem „schizophrenen<br />
Weltgefühl“ in der expressionistischen<br />
Kunst seiner Zeit. Er<br />
hoffte, in den Werken der Patienten<br />
einen unverstellten, naturhaften,<br />
ungebändigten Zugang zur Kunst<br />
zu finden. In den Nachkriegsjahren<br />
des Ersten Weltkriegs baute er eine<br />
einzigartige Sammlung von Werken<br />
auspsychiatrischen Anstalten auf. Karl Wilmanns, Leiter<br />
der Heidelberger Psychiatrischen<br />
Klinik, wollte ein Museum für pathologische<br />
Kunst einrichten <strong>und</strong> holte<br />
dafür Prinzhorn nach Heidelberg. In<br />
Prinzhorns reich illustriertem Buch<br />
„Bildnerei der Geisteskranken“<br />
(Berlin 1922) werden große Teile der<br />
Sammlung dokumentiert, interpretiert<br />
<strong>und</strong> in kulturkritische Überlegungen<br />
eingebettet. Prinzhorn verneint<br />
endgültig die Frage nach einer<br />
diagnostischen Beweiskraft dieser<br />
Werke. Er betont die psychologische<br />
Gleichwertigkeit aller gestalterischen<br />
Ausdrucksweisen <strong>und</strong><br />
erkennt bestimmten Werken künstlerische<br />
Qualität zu. So bewertet er<br />
die verachtete „Irrenkunst“ <strong>und</strong> damit<br />
auch ihre Schöpfer neu. Diese<br />
Öffnung einer fachspezifisch eingeengten,<br />
psychiatrischen Sichtweise<br />
in kunstwissenschaftliche <strong>und</strong><br />
künstlerische Bereiche hinein ist die<br />
besondere Leistung Prinzhorns. Es<br />
war ein mutiger Schritt, der dazu<br />
beitrug, durch eine angemessene<br />
Anerkennung kreativer gestalterischer<br />
Leistungen der Insassen ihre<br />
gesellschaftliche Wiedereingliederung<br />
zu fördern.
K u n s t & K u l t u r<br />
Künstler wie Alfred Kubin, Paul<br />
Klee, Max Ernst oder Pablo Picasso<br />
ließen sich von den Werken faszinieren<br />
<strong>und</strong> inspirieren. Zusammen<br />
mit weiteren Entdeckungen von Anstalts-<br />
<strong>und</strong> Außenseiterkunst - von<br />
Jean Dubuffet in den fünfziger Jahren<br />
zu „Art Brut“ erklärt - geben sie<br />
bis heute wichtige ästhetische Impulse.<br />
Inzwischen hat auch die Psychiatrie<br />
weitgehend ihre Einstellung<br />
geändert: Es wird wieder gesammelt,<br />
doch jetzt unter inhaltlichen<br />
<strong>und</strong> ästhetischen Gesichtspunkten.<br />
Künstlerische Therapien haben sich<br />
in der modernen Psychiatrie etabliert.<br />
Die Sammlung Prinzhorn vereint<br />
Zeichnungen, Gemälde, Collagen,<br />
Textilien, Skulpturen <strong>und</strong> eine Fülle<br />
unterschiedlicher Texte, die zwischen<br />
1845 <strong>und</strong> 1920 in psychiatrischen<br />
Anstalten entstanden sind.<br />
Die meisten der oft langjährig Inter-<br />
Quelle:<br />
Sammlung Prinzhorn,<br />
Psychiatrische Universitätsklinik<br />
Heidelberg,<br />
www.prinzhorn.uni-hd.de<br />
nierten galten als schizophren. Die<br />
Werke spiegeln unterschiedliche<br />
soziale Herkunft <strong>und</strong> Bildung ihrer<br />
Autoren. In ihnen zeigt sich Zeitgeschichte<br />
<strong>und</strong> ihre Ideologien, oft<br />
bruchstückhaft oder verfremdet.<br />
Aber auch das individuelle Leben<br />
vor der Erkrankung sowie die Folgen<br />
der Anstaltsinternierung werden<br />
sichtbar.<br />
Nur wenige Insassen besaßen eine<br />
professionelle künstlerische Ausbildung.<br />
Manche waren mit gestalterischer<br />
Praxis in Berührung gekommen:<br />
über Schule oder Tätigkeiten<br />
in Kunstgewerbe, Architektur, handwerklichen<br />
oder technischen Berufen.<br />
Der Umgang mit diesen Vorkenntnissen<br />
ist unterschiedlich. Er<br />
reicht von der sorgfältigen Wiederholung<br />
des Erlernten bis zur freien<br />
Variation oder vollständigen Ablösung<br />
davon.<br />
Textzusammenstellung: Andrea Briel<br />
Adolf Wölfli<br />
Englisch=Grossbrittanische<br />
Kolonial=Bezierke.<br />
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© Adolf Wölfli-Stiftung,<br />
Kunstmuseum Bern, Bern<br />
Büttikofer, Oskar<br />
vor dem Spiegel IV, <strong>und</strong>atiert,<br />
Papier, Bleistift, 22,4x36 cm<br />
© Sammlung Morgenthaler, Bern<br />
Schneeberger, Karl<br />
Doppeldecker, 1917,<br />
Packpapier, Holz, Draht, Blech,<br />
Faden, Band, etc<br />
Kartonage Konstruktion,<br />
14x43x26 cm<br />
© Sammlung Morgenthaler, Bern<br />
KUNST & KULTUR<br />
JOURNAL<br />
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