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Müssen wir das "sola scriptura-Prinzip" aufgeben? - Martin Bucer ...

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Ron Kubschdurchaus ihre Berechtigung, nämlichgenau dann, wenn es um die verantwortlicheLebensgestaltung im Rahmender göttlichen Ordnungen geht. 9 Selbstverständlicherfordert <strong>das</strong> Gespräch mithomoerotisch empfindenden Menschenin den Gemeinden Empathie, Demutund eine tiefgreifende Barmherzigkeit.Doch kann und darf weder innere Freiheitoder ein Gruppenkonsens GeboteGottes ersetzen. Christen sind für Paulusdann stark, wenn sie ihr Gewissengerade nicht an menschliche, sondernan göttliche Gebote binden (vgl. z.B.1Tim 1,4–11; Tit 1,14).Müssen uns nun ‚exegetische Verbiegungen‘wie diese sonderlich beunruhigen?Die Antwort ist Nein!, dieBegründung verblüffend schlicht:Gerade <strong>das</strong> Prinzip, <strong>das</strong> Berger aufder Grundlage einer möglichen exegetischenVariationsbreite gefährdet sieht,schützt uns vor der Macht des Irrtumsoder Missbrauchs bei der Bibelauslegung.Um diesen ‚Schutzmechanismus‘zu verstehen, müssen <strong>wir</strong> uns kurz miteinigen Einsichten der reformatorischenSchriftauslegung vertraut machen.Das „<strong>sola</strong> <strong>scriptura</strong>“ war ein zentralesThema der Reformation. 10 Die Kirchedes Mittelalters litt darunter, <strong>das</strong>s dieSchrift stark durch die normative Kraftder kirchlichen Lehrautorität zurückgedrängtworden war. Die Kirche warnicht mehr Gestaltwerdung des WortesGottes, sondern verdeckte und verdrängtedieses Wort immer mehr durcheine von der Bibel entfremdeten LehrundLebenspraxis.<strong>Martin</strong> Luther (1483–1546) und mitihm andere Reformatoren entdeckten<strong>das</strong> „<strong>sola</strong> <strong>scriptura</strong>“-Prinzip quasi alseinen hermeneutischen Schlüssel dafür,<strong>das</strong> befreiende Evangelium von JesusChristus wieder aus dem Dunkel einergeistlich verkommenen Kirche hervorscheinenzu lassen. Nicht mehr kirchlicheTradition oder private Einsichtensollten für die Beziehung zwischen Gottund dem Gläubigen maßgebend sein,sondern allein die Heilige Schrift. Fürdie Reformatoren lag <strong>das</strong> Auslegungsmonopolnicht mehr bei der Kirche,sondern allein bei dem uns durch Gottgeschenkten Wort. Die Bibelauslegungemanzipierte sich damit sehr grundsätzlichvon den autoritativen Instanzenjenseits ihrer selbst. Nicht die Kircheoder ein Lehramt trägt nach dem Verständnisder Reformatoren die Bibel,es ist umgekehrt, die Gemeinschaftder Gläubigen <strong>wir</strong>d durch die Schriftgetragen und geformt. Die Bibel, undzwar nur die Bibel, ist für sie heilige,göttliche Schrift, eins mit dem WortGottes. 11 Die Heilige Schrift ist der„einige Probierstein“ aller Lehre (Epitome:769,24).Andere Schriften aber der alten oderneuen Lehrer, wie sie Namen haben,sollen der Heiligen Schrift nicht gleichgehalten, sondern alle zumal miteinanderderselben unterworfen und andersoder weiter nicht angenommen werden,dann als Zeugen, welchergestalt nachder Apostel Zeit und an welchen Ortensolche Lehre der Propheten und Apostelerhalten worden. (Epitome: 767–768)MBS Texte 58

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