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Müssen wir das "sola scriptura-Prinzip" aufgeben? - Martin Bucer ...

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Müssen <strong>wir</strong> <strong>das</strong> „<strong>sola</strong> <strong>scriptura</strong>“-Prinzip <strong>aufgeben</strong>?Dieses starke Bekenntnis zur Bibelals der „norma normans“ impliziertnun eine weitreichende Vorbedingung,nämlich die, <strong>das</strong>s die Heilige Schriftihr eigener Interpret sein kann. DieSchrift, so heißt es z.B. in der ConfessioHelvetica prior von 1536, soll nur „mitihr selbst ausgelegt und erlernt werden“(Müller: 101,16–18). Und die am 17.August 1560 vom schottischen Parlamentfast einstimmig angenommeneConfessio Scoticana schreibt (Jacobs:141):Über die Auslegung dieser Schrift hatkein Mensch zu bestimmen, weder<strong>das</strong> schlichte Gemeindeglied noch einmit einem öffentlichen Amt Bekleideter;ebensowenig beruht <strong>das</strong> Rechtder Auslegung bei irgendeiner Kirche,und wenn sie sich noch so großer örtlicherund persönlicher Vorrechte undVorzüge rühmt, sondern bei dem GeistGottes, dem die Schrift selbst ihr Daseinverdankt.Wie hier findet sich in zahlreichenanderen herausragenden reformatorischenSchriften diese wichtige Unterscheidungzwischen Schrift und Auslegung.Die Schrift allein („<strong>sola</strong> <strong>scriptura</strong>“)bleibt höchster Richter und letztgültigerMaßstab für Lehre und Leben.Andere „angezogene Schriften sindnicht Richter wie die Heilige Schrift,sondern allein Zeugnis und Erklärungdes Glaubens“ (Epitome: 769,28–31).An der Schrift, dem „völlig gewissenprophetischen Wort“, halten Christenunumstößlich fest (2Petr 1,19). Auslegungbesitzt nur Autorität, insofernsie Schriftinhalt und Schriftwahrheitbezeugt und für die Praxis kirchlicherExistenz aktiviert. Schriftgemäße Auslegungist erkennbar daran, <strong>das</strong>s sieBibeltexte gerade nicht eigenmächtigdeutet, sondern unter der Führung desHeiligen Geistes und in Übereinstimmungmit dem „äußeren Schriftsinn“<strong>das</strong>, was in ihnen gesagt ist, entfaltet(vgl. 2Petr 1,20–21). Nur deshalbkonnte sich schon ein Petrus darüberbeschweren, <strong>das</strong>s Leichtfertige die paulinischenSchriften – in denen auch seinerMeinung nach einige Dinge schwerzu verstehen sind – zu ihrer eigenenVerdammnis verdrehten (2Petr 3,16).Was sind <strong>das</strong> doch für befreiende Einsichten!Sie sprechen unser Gewissenfrei von Bindungen an außerbiblischeAutoritäten, insofern diese selbst nichtdurch die Bibel legitimiert sind. Christen,die an dieser Erkenntnis festhalten,ersetzen die Autorität der Schrift nichtdurch andere Institutionen, sei es dieoder eine Vernunft, <strong>das</strong> Kollektiv, dieTradition, die innere Erleuchtung oderirgend etwas anderes, sie beugen sichdemütig unter Gottes Offenbarung,gelassen wissend um die möglichen Irrtümerbei der eigenen Interpretation.Sie betten ihre Auslegung ein in diegelebte Christusnachfolge und führensie einem gottgewollten Läuterungsprozesszu (vgl. 1Thess 5,11; 2Petr 3,16;1Joh 4,1; 1Kor 14,29). Sie sind bemüht,ihre Ergebnisse vor dem Gesamtzeugnisder Heiligen Schrift sowie dem Forumbewährter kirchengeschichtlicher Dokumenterückzuversichern. Sie ver-Theologische Akzente

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