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Predigt zu Eph. 4,11-16 im Festgottesdienst mit ... - St. Stephan

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<strong>Predigt</strong> <strong>zu</strong> <strong>Eph</strong>. 4,<strong>11</strong>-<strong>16</strong> am 28.5.2012 in Würzburg <strong>St</strong>. Johannis(gemeinsames Konfirmationsjubiläum) von Pfarrer Jürgen DollingLiebe Gemeinde,es ist <strong>zu</strong>nächst einmal für uns beide – für Pfarrer Neumeister und fürmich – etwas sehr schönes, daß Sie heute hier sind <strong>zu</strong>m JubiläumIhrer Konfirmation. Und manche von Ihnen haben genauso auf dieRückantwortkarte geschrieben: „Ich freue mich auf dieses Fest,vielen Dank dafür!“Das zeugt auch nach sovielen Jahren von Ihrer Verbundenheit - <strong>mit</strong>Gott, <strong>mit</strong> der evangelischen Kirche und <strong>mit</strong> dem Gotteshaus, in demSie in jungen Jahren konfirmiert worden sind. Man erinnert sich anMitkonfirmandinnen und Mitkonfirmanden, bei manchen muß mannach dem Namen suchen – „Mensch, wie hieß der denn noch?“ Auchdie Erinnerungen an die Pfarrer sind noch da: Hier in <strong>St</strong>. Johanniswaren es Pfarrer Backe und Kirchenrat Brendel, in <strong>St</strong>. <strong>St</strong>ephanDekan Schwinn und Pfarrer Ahrens. Auch Pfarrer Alt, der in derLutherkirche die Konfirmationen gehalten hat, ist sicher noch <strong>im</strong>Gedächtnis. Diese Erinnerungen – und hoffentlich vor allem gute –interessieren mich natürlich sehr und ich bin gespannt, was Sienachher be<strong>im</strong> Mittagessen erzählen!Andere halten sich lieber etwas <strong>zu</strong>rück. Manche sind auch anonymhier <strong>zu</strong>m Gottesdienst gekommen. Aber <strong>im</strong>merhin: Sie sind da! Unddas ist schön. Und wenn es manche Lebenserfahrung <strong>mit</strong> sichgebracht hat, daß Sie sich vielleicht nicht so offen bekennen möchtenoder können, oder wenn Sie auf der Suche sind nach dem, was Ihnenjetzt Sinn und Halt <strong>im</strong> Leben gibt, dann ist das nicht negativ. Sie sindnach wie vor gern gesehen und willkommen hier in der Kirche!Manche von Ihnen werden sich umschauen und fragen: Wo sinddenn die anderen alle geblieben? Ja, wenn alle, die in unserenKirchenbüchern stehen, <strong>mit</strong> Anhang gekommen wären, dann wäre1


sogar die Johanniskirche ziemlich voll. Daß es heute nicht so ist, dasmacht einem die Realität bewußt. Zwischen der Konfirmation damalsund unserem Festtag heute liegt viel – ein lange Zeit <strong>mit</strong>verschiedenen Erfahrungen, eine ganze Reihe der damaligenKonfirmanden hat Würzburg verlassen und man weiß nicht, wo siejetzt leben. Manche haben vielleicht ihrer Kirche den Rückengekehrt. Und manche sind schon he<strong>im</strong>gegangen <strong>zu</strong> Gott dem Herrn.Deshalb hat auch das Gedenken der Verstorbenen bei der Andachtheute nach<strong>mit</strong>tag Zeit und Raum - auch heute am Festtag derJubelkonfirmation.Wenn man das alles bedenkt, dann ist Ihr Kommen heute umsowertvoller. Und das, was Sie <strong>mit</strong>bringen, macht auch den Wertunseres <strong>Festgottesdienst</strong>es aus. Persönliche Erinnerungen <strong>zu</strong>mBeispiel. Eva Jentsch geb. Maeding hat mir vor ein paar Wochen dieKaffeetisch-Rede ihres Vaters geschickt. Es ist sehr anrührend, dieseWorte nach 50 Jahren nach<strong>zu</strong>lesen, weil sie viel persönliches undauch grundsätzliches ausdrücken. Unter anderem heißt es da: „HerrPfarrer Ahrens hat schon soviel und so gut geredet, daß ich ihm garnicht nacheifern kann und will, aber einige wenige Worte solltendoch aus meinem Munde fließen. Nachdem deine Geschwister Lateinlernen, Du jedoch mehr für das Moderne bist, darf ich erwähnen, daß„confirmare“ befestigen heißt, auch „ermutigen“, und die letzereBedeutung ist sicherlich wichtig, denn die Konfirmation,Taufbunderneuerung, ist ja kein Abschluß, sondern ein markanterPunkt, ein Atemholen in unserem christlichen Dasein, einKraftschöpfen für das weitere Leben, <strong>zu</strong>m <strong>St</strong>reben nach vorn…. HerrPfarrer Ahrens drückte es so aus: Dein Herz, Euer Herz, sollegefestigt werden, <strong>im</strong> Glauben an unseren Höchsten, <strong>im</strong> Glauben anDeine Aufgabe als Mensch, als Glied einer langen Kette…. Bleibeund werde <strong>zu</strong>versichtlich, gefaßt, aufgeschlossen allem Guten undSchönen gegenüber, und denke später gern <strong>zu</strong>rück an den Tag Deiner2


Konfirmation, <strong>mit</strong> Freude mag die Erinnerung daran Dicherfüllen…“Diesen Sinn der Konfirmation und auch unserer Jubelkonfirmationheute könnte ich nicht besser ausdrücken!Und dann erinnert er in der Tischrede auch an die TeilungDeutschlands:„Deine Paten konnten leider alle nicht kommen, da sind nicht wirund nicht sie dran schuld, sondern die politischen Verhältnisse, dieDir so unverständlich sind wie uns selbst auch. Wir hoffen, daß aberauch für die Menschen „drüben“ bald bessere Zeiten kommenmögen, <strong>mit</strong> einem entsprechend freieren Leben, einem erträglichenLeben. Die Regierung verbietet und verweigert den Menschen, denVerwandten, den Besuch ihrer Angehörigen. Und das heute, <strong>im</strong>Zeitalter des Atoms, der Raketen, wo sie ins Weltall und auf denMond fliegen wollen – da darf man auf der Erde nicht reisen wie undwann und wohin man will. Vielleicht wird auch dieser Umstand sichin Deine Erinnerung einprägen und Dir so die Konfirmation lebendig<strong>im</strong> Gedächtnis und vor Augen halten.“Und dann folgen noch sehr schöne kleine persönliche Dinge <strong>mit</strong>Bonbons, Hampelmännern und dem netten Schluß-Satz: „In diesemSinne wollen wir uns nun <strong>mit</strong> Kaffee und Kuchen stärken, uns derKaffeetafel widmen, die Mutti aufgebaut hat, denn die Feste soll mannun einmal feiern wie sie fallen (und keines auslassen).“So war’s vor 50 Jahren <strong>im</strong> Hause Maeding, und in anderen Familienwar’s sicher ähnlich. Und manchmal sprechen gute Worte aus, wiedie Dinge einfach sind. So ist es auch <strong>mit</strong> dem Wort aus<strong>Eph</strong>eserbrief, das für den Pfingstmontag vorgesehen ist. Da geht esauch um das Prinzip, um das wichtigste, was einen erhält und trägt<strong>im</strong> Leben. Und es geht um das, was die Kirche <strong>zu</strong>sammenhält, IhreKirche, <strong>zu</strong> der Sie sich heute wieder neu bekennen.3


Hören wir <strong>Eph</strong>eser 4,<strong>11</strong>-<strong>16</strong>:Und er (Gott) hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten,einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, da<strong>mit</strong> dieHeiligen <strong>zu</strong>gerüstet werden <strong>zu</strong>m Werk des Dienstes. Dadurch sollder Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen <strong>zu</strong>r Einheitdes Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, <strong>zu</strong>mvollendeten Mann, <strong>zu</strong>m vollen Maß der Fülle Christi, da<strong>mit</strong> wir nichtmehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegenund umher treiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, <strong>mit</strong>dem sie uns arglistig verführen. Lasst uns aber wahrhaftig sein in derLiebe und wachsen in allen <strong>St</strong>ücken <strong>zu</strong> dem hin, der das Haupt ist,Christus, von dem aus der ganze Leib <strong>zu</strong>sammengefügt ist und einGlied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied dasandere unterstützt, nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass derLeib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.Hier geht es darum, was den Glauben und was die Kirche prinzipiell<strong>zu</strong>sammenhält. Und das war vor 2000 Jahren nicht anders als vor 50oder 60 Jahren: „da<strong>mit</strong> wir nicht mehr unmündig seien und uns vonjedem Wind einer Lehre bewegen und umher treiben lassen durchtrügerisches Spiel der Menschen, <strong>mit</strong> dem sie uns arglistigverführen.“ – vielleicht haben Sie davon auch etwas erlebt? Vomtrügerischen Spiel der Menschen, Neid und Mißgunst, schwierigeVerhältnisse in der Arbeit oder in der Familie? Oder vielleicht hatSie manches umher getrieben und belastet? Manches packt einen wieein Wind oder gar ein <strong>St</strong>urm. Schl<strong>im</strong>me Ereignisse, Versagen, oderAbschiede, die einem manchmal auch das Glauben-können schwermachen. Da heißt es mündig sein. Oder – wie es in der Kaffeetisch-Rede geheißen hat – ein festes, hoffnungsvolles Herz haben. Und daswill ich auch heute tun: Ihr Herz stärken. Sie sollen auferbaut werdenin der Liebe. Sie sollen sie von neuem spüren in dem Segen, der wirbeide Ihnen <strong>zu</strong>sprechen, und der ja nichts geringeres ist als der Segen4


Gottes. Sie sollen die Liebe Gottes von neuem schmecken in Brotund Wein. Da<strong>mit</strong> wir alle wieder wissen, worauf wir als Christenunser Leben bauen: Auf den liebenden Gott. Bei ihm sind wirgeborgen, egal, was uns das Leben gebracht hat. Er sagt uns, daß wir<strong>im</strong>mer noch wachsen in allen <strong>St</strong>ücken hin <strong>zu</strong> dem, der das Haupt ist,Christus. Denn das Leben ist <strong>im</strong>mer ein Wachstums-Prozeß, ein<strong>im</strong>mer-reicher-gemacht-werden, selbst dann, wenn man meint, daßder Zenith schon längst überschritten ist und wenn man denAnzeichen des Älter-werdens nicht ausweichen kann. Vor diesemHintergrund hört sich diese <strong>St</strong>elle <strong>im</strong> <strong>Eph</strong>eserbrief auch ganzpraktisch an, wo es heißt, daß ein Glied das andere je nach dem Maßseiner Kraft unterstützt – ein Auftrag ist das! Ein Auftrag für die, dieKraft haben und ein Auftrag für die, die sie brauchen. Denn ist fürbeide Seiten keine Schande, aufeinander angewiesen <strong>zu</strong> sein. Es isteinfach so <strong>im</strong> Leben, dass man nicht nur <strong>mit</strong>einander sondern auchfüreinander lebt. Und es ist auch so in der Gemeinde. Sie ist eineGemeinschaft, ein Miteinander-leben und ein Miteinander-glauben,und es ist <strong>im</strong>mer ein Geben und ein Nehmen. Und wenn wir dabeiwahrhaftig bleiben und uns auch so heute begegnen, dann ist das einZeichen dafür, daß unser Glaube lebendig ist und Freude macht.Dann ist das auch eine Pfingsterfahrung heute. Und dann wachsenwir wieder ein <strong>St</strong>ück weiter hin <strong>zu</strong> dem, der die Hauptsache unseresGlaubens und Lebens ist: Jesus Christus.Und der Friede Gottes….5

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