Download - Landesjugendring
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ISSN 1867-5026<br />
Ausgabe 4 • Dezember 2008<br />
Das jugendpolitische Magazin für Baden-Württemberg<br />
[[<br />
Gemeinsam<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch MdL<br />
am Ruder!<br />
Unterstützen<br />
fordert Prof. Münchmeier<br />
[<br />
Aufmischen<br />
[<br />
4<br />
[ [<br />
[<br />
Der Schwerpunkt<br />
rät Birgit Wentzien<br />
Der Standpunkt<br />
Engagieren bringt‘s<br />
Christoph Bayer MdL<br />
Brigitte Lösch MdL<br />
Ingo Rust MdL<br />
Wie begegnen sich Politik und Jugend?<br />
belegt Jugendstudie<br />
6 Die Rezension 22<br />
[
inhalt<br />
anriss<br />
Einige Worte an die LeserInnen richtet Isabel Hoever<br />
schwerpunkt<br />
der standpunkt<br />
schwerpunkt<br />
ljr-intern<br />
Im Stich gelassen. Jugendliche glauben nicht an Politik, sagt<br />
Richard Münchmeier<br />
Mischen Sie die Konsensrepublik auf! fordert Birgit Wentzien<br />
aus jugendsicht<br />
rezension<br />
Eventpartizipation. Florian Dallmann über Beteiligung.<br />
Entdecke was geht. Politik traf 140 Mal Jugendarbeit.<br />
Gemeinsam am Ruder! Wie begegnen sich Politik und Jugend?<br />
MdLs mit JuPoCa. Die Übersicht<br />
Zwölf Berichte von Terminen der Kampagne<br />
Mitwirkende Verbände. Die Übersicht<br />
Tops und Flops. Delegierte der Mitgliedsorganisationen resümieren<br />
Sieben Jahre <strong>Landesjugendring</strong> – Bye Bye Berthold<br />
2009 wird gewählt – Auch unter 18<br />
Gesichter des <strong>Landesjugendring</strong>s – Kerstin Sommer<br />
Karrierekick Jugendarbeit. lobt eine neue Jugendstudie<br />
[ 2 ]<br />
3<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
11<br />
11<br />
12<br />
18<br />
19<br />
20<br />
20<br />
21<br />
22<br />
[<br />
Impressum<br />
[<br />
Surf-Tipp<br />
Praxisberatung<br />
Informationen, Erfahrungen, Material<br />
und Handwerkszeug wie Träger der Jugendarbeit<br />
in die Kooperation mit<br />
Schulen einsteigen können, gibt es<br />
seit Oktober unter www.ljrbw.de/kooperation.<br />
In dem vom Kultusministerium<br />
geförderten Projekt „Praxisberatung<br />
Jugendarbeit-Schule“ begleitet<br />
der <strong>Landesjugendring</strong> Jugendverbände<br />
und Jugendringe, die mit Schulen<br />
kooperieren wollen bzw. informiert<br />
solche, die sich mit der Kooperationsthematik<br />
beschäftigen.<br />
Weitere Informationen im Internet unter:<br />
www.ljrbw.de/kooperation<br />
„kontur - Das jugendpolitische Magazin für<br />
Baden-Württemberg“<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Landesjugendring</strong> Baden-Württemberg e.V.<br />
Siemensstr.11, 70469 Stuttgart<br />
Tel.: o711/16447-0, Fax 0711/16447-77<br />
E-Mail: info@ljrbw.de<br />
Internet: www.ljrbw.de<br />
Redaktion: Irene L. Bär (Leitung), Isabel Hoever,<br />
Ludmila Kopp, Eva Lang, Udo Wenzl<br />
Artikel einzelner AutorInnen geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Layout: Eva Reinhardt<br />
Auflage: 1.700 Exemplare<br />
Druck: Laubengaier Leinfelden<br />
V.i.S.d.P.: Isabel Hoever<br />
Stuttgart, im Dezember 2008<br />
Mit Unterstützung des Kommunalverbandes für<br />
Jugend und Soziales Baden-Württemberg und<br />
des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport.<br />
ISSN 1867 - 5026<br />
[[<br />
[<br />
[<br />
Fotos: <strong>Landesjugendring</strong>; Foto-DVD „Blickwinkel (die projektagentuf für gestaltung und präsentation; www.pixelio.de<br />
Landtag Baden-Württemberg
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
[<br />
was denken Sie, was derzeit unter Jugendpolitik<br />
verstanden wird? Die häufig mit dem Etikett<br />
„Jugendschutz“ versehenen Gesetze oder Verordnungen,<br />
die das Trinken von Alkohol an bestimmten<br />
Orten verbieten? Die Förderung von<br />
Kindern durch Sprachkurse im Kindergarten<br />
und die Kontrolle der frühkindlichen Entwicklung<br />
durch verpflichtende Arztbesuche? Die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der<br />
Ausbau ganztägiger Betreuung junger Menschen?<br />
– Verstehen Sie mich nicht falsch: Diese<br />
Politikfelder betreffen Jugendliche und die<br />
genannten Entscheidungen können durchaus<br />
positive Wirkung auf junge Menschen haben.<br />
Hinter ihnen stehen aber in erster Linie andere<br />
Interessen. Eine Politik im Sinne der Jugend ist<br />
damit noch nicht gemacht!<br />
Jugendpolitik soll die Lebensbedingungen von<br />
Jugendlichen unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse<br />
und Anliegen gestalten. Dazu gehört<br />
die Bildung in der Schule und außerhalb der<br />
Schule, dazu gehören Ausbildung und Arbeitsplatz,<br />
Freizeitmöglichkeiten und Kultur, dazu<br />
gehört aber auch eine Zukunftsperspektive,<br />
persönliche und gesellschaftliche Anerkennung,<br />
Möglichkeiten der Beteiligung und ein<br />
erfülltes Leben.<br />
Jugendverbände und Jugendringe tragen ihren<br />
Teil dazu bei, indem sie Themen aus der Perspektive<br />
von Jugendlichen aufgreifen, junge<br />
Menschen in der Auseinandersetzung unterstützen<br />
und Forderungen gegenüber der Politik<br />
formulieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die<br />
Kampagne des Jugendrotkreuzes „Deine Stärken.<br />
Deine Zukunft. Ohne Druck.“, die den zunehmenden<br />
Leistungsdruck auf junge Men-<br />
[<br />
„Es ist nicht eure Aufgabe, die Zukunft<br />
vorherzusagen, sondern sie zu ermöglichen.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry<br />
schen problematisiert und junge Menschen<br />
stärken will.<br />
Vor allem die Jugendringe in den Kommunen<br />
setzen sich für die Rahmenbedingungen des<br />
Aufwachsens ein und fördern beispielsweise<br />
den Erhalt oder Aufbau von Treffpunkten oder<br />
Sportanlagen für Jugendliche. Das gelingt mal<br />
mehr oder weniger gut, und hängt auch davon<br />
ab, ob Ringe eine angemessene personelle<br />
und finanzielle Ausstattung haben und ob die<br />
Kommune beim Thema Jugend nur an Schulen<br />
und Kindergärten denkt.<br />
Die Verwirklichung der Interessen Jugendlicher<br />
ist nicht immer einfach: Junge Menschen wünschen<br />
sich Räume und Orte, die unkontrolliert<br />
sind und die sie nach ihren Bedürfnissen gestalten<br />
können. Diese Bedürfnisse passen oft<br />
nicht zu den Vorstellungen von Erwachsenen,<br />
zum Beispiel zu denen von Ladenbesitzern,<br />
wenn die Treppe zu einem Einkaufszentrum als<br />
Skatanlage genutzt wird. Und das Bedürfnis<br />
nach Zusammensein in der Gruppe mit Gleichaltrigen<br />
kann mit dem Ruhe- und Ordnungsbedürfnis<br />
von Anwohnern kollidieren.<br />
Stehen solche Bedürfnisse gegeneinander, gilt<br />
es auszuhandeln. Wie ernst die Jugendlichen<br />
sich bei dieser Aushandlung genommen fühlen,<br />
beeinflusst ihre Einschätzung von Politik<br />
und gesellschaftlicher Mitgestaltung wahrscheinlich<br />
mehr, als jedes schicke Pressefoto<br />
mit Promi-PolitikerInnen.<br />
Zum Titelbild<br />
Die Abgeordneten Christoph Bayer, Friedlinde Gurr-Hirsch, Brigitte Lösch und Ingo Rust wurden<br />
vom <strong>Landesjugendring</strong> mit der JuPoCa-GOLD ausgezeichnet. Mehr dazu ab Seite 10.<br />
anriss<br />
Isabel Hoever<br />
Der LJR hat mit seiner Kampagne „Entdecke<br />
was geht – Politik trifft Jugendarbeit“ versucht,<br />
Verständnis für einander zu wecken: Jugendliche<br />
begegneten PolitikerInnen jenseits von<br />
Podiumsdiskussionen, bekamen einen persönlichen<br />
Eindruck von den Menschen in der<br />
Politik und wurden damit vielleicht auch zu politischem<br />
Engagement motiviert. Und PolitikerInnen<br />
sollten für die Bedürfnisse junger Menschen<br />
und die Realität der Jugendarbeit sensibilisiert<br />
werden. Ob das gelungen ist, kann in<br />
dieser Ausgabe unseres jugendpolitischen<br />
Magazins nachgelesen werden.<br />
Der <strong>Landesjugendring</strong> hat am 15. November<br />
2008 gewählt - dieses Vorwort schreibe ich<br />
erstmalig als Vorsitzende. Neue stellvertretende<br />
Vorsitzende ist Kerstin Sommer, die sich auf<br />
Seite 21 dieses Heftes unter dem Titel „Gesichter<br />
des LJR“ vorstellt. Eine Würdigung der siebenjährigen<br />
Tätigkeit von Berthold Frieß beim<br />
LJR finden Sie auf Seite 20. Ludmila Kopp, die<br />
sich im letzten Heft vorgestellt hat, legte ihr<br />
Amt als stellvertretende Vorsitzende nieder,<br />
weil sie auf Bundesebene der russischen<br />
Landsmannschaft neue Aufgaben übernommen<br />
hat.<br />
Wir wünschen unseren beiden ehemaligen Vorständen<br />
alles Gute und uns eine produktive<br />
Zeit für die Jugendpolitik in Baden-Württemberg<br />
Isabel Hoever<br />
Vorsitzende<br />
[ 3 ]
[ 4 ]<br />
Viele Jugendliche glauben nicht an<br />
Lösungen der Politik,<br />
sagt Richard Münchmeier.<br />
Im Stich<br />
Richard Münchmeier<br />
Von Jahr zu Jahr werden es weniger<br />
Jugendliche, die in Jugendstudien die Frage<br />
„Interessierst du dich für Politik?“ mit „Ja“<br />
beantworten. Wie ist es um das Verhältnis<br />
von Jugend und Politik bestellt? Richard<br />
Münchmeier, Professor an der Freien<br />
Universität Berlin, wirft einen Blick auf die<br />
aktuelle Jugendforschung zum Thema.<br />
[[<br />
gelassen?!<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
der<br />
der<br />
mit<br />
mit<br />
Ja<br />
Ja<br />
antwortet<br />
antwortet<br />
Die Shell Jugendstudien der vergangenen Jahre<br />
zeigen, dass junge Leute sich wenig für den<br />
üblichen „Politikbetrieb“ von Parteien, Gremien,<br />
parlamentarischen Ritualen und administrativen<br />
Apparaten interessieren, jedoch sehr<br />
wohl für Themen wie Gerechtigkeit, Solidarität,<br />
Engagement, Umweltschutz. Die ritualisierte<br />
Betriebsamkeit der PolitikerInnen empfinden<br />
sie als wenig relevant und ohne Bezug<br />
zum wirklichen Leben. Jugendliche würden von<br />
den politischen AkteurInnen nachvollziehbare<br />
Beiträge und Leistungen zur Lösung ihrer biografischen<br />
Zukunftsunsicherheiten erwarten.<br />
Gemessen an den die Jugendlichen beschäftigenden<br />
Problemen wird die Politik als unwirksam<br />
und versagend wahrgenommen.<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Die erlebte Distanz zur Politik hängt jeweils<br />
davon ab, inwieweit die Jugendlichen glauben,<br />
mit ihrer Zukunft zurechtzukommen.<br />
Denn am meisten beschäftigen Jugendliche<br />
nicht die klassischen Lehrbuchprobleme der<br />
Identitätsfindung, Partnerwahl und Verselbstständigung,<br />
sondern die Probleme<br />
der Arbeitswelt. Viele Jugendliche sorgen<br />
sich, dass Massenarbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel,<br />
Sozialabbau und Verarmung von<br />
der Politik nicht angegangen werden und erwarten<br />
in absehbarer Zeit auch keine Lösung<br />
dieser Probleme. Sie fühlen sich von der Politik<br />
und den Erwachsenen im Stich gelassen<br />
und einflusslos. Diese Einschätzung ist eine<br />
prägende Generationenerfahrung.<br />
15-bis<br />
15- bis<br />
24-Jährige<br />
24-Jährige<br />
auf<br />
auf<br />
die<br />
die<br />
Frage<br />
Frage<br />
„Interessierst<br />
„Interessierst Du<br />
Du<br />
Dich<br />
Dich<br />
für<br />
für<br />
Politik?"<br />
Politik?“<br />
1984 1991 2000 2002 2006<br />
Shellstudie im im Jahr
Bedrohte Jugendphase<br />
Jugendliche glauben, dass sie sich selbst an<br />
die neue Situation mit verstärkten Anstrengungen<br />
anpassen müssen. Lothar Böhnisch nennt<br />
dies die „Biografisierung gesellschaftlicher<br />
Lebensbedingungen“. Die Krisen im Erwerbsarbeitssektor,<br />
Globalisierung, Rationalisierung<br />
und Verlagerung von Beschäftigung sind<br />
nicht mehr „bloß“ Belastungen des Erwachsenenlebens,<br />
von denen Jugendliche in einem<br />
Schonraum entlastet ihr Jugendleben führen<br />
können. Wenn die Arbeitsgesellschaft zum<br />
Problem wird, dann muss auch die Jugendphase<br />
als Phase der biografischen Vorbereitung<br />
zum Problem werden. Arbeitslosigkeit bedroht<br />
die Jugendphase von ihrem Ende her. Die aktuellen<br />
Probleme des Arbeitsmarktes drängen<br />
als persönliche Bedrohung in die Aufmerksamkeit.<br />
Auch wer es „geschafft“ hat und bereits<br />
berufstätig ist, hat Angst davor, dass das erreichte<br />
Ufer nicht so sicher ist und man wieder<br />
zurückfallen könnte.<br />
Die Jugend ist nicht nur von der Zukunft gesellschaftlicher<br />
Entwicklungen abhängig, sondern<br />
sie muss im Rahmen dieser gesellschaftlichen<br />
Zukunft auch noch ihre eigene, biografische<br />
Zukunft suchen und finden. Ist die gesellschaftliche<br />
Zukunft bedroht, so bedroht dies<br />
junge Menschen in ihren Möglichkeiten ihr Leben<br />
zu gestalten.<br />
Leistungsbereit und zuversichtlich<br />
Mit der Vorstellung einer unpolitischen jungen<br />
Generation verbindet sich sehr häufig die Vermutung,<br />
bei jungen Leuten sei eine abnehmende<br />
Leistungsbereitschaft zusammen mit einer<br />
wachsenden Versorgungshaltung zu konstatieren.<br />
Die Jugend sei nur noch auf sich selbst<br />
bezogen, egoistisch und kaum sozial oder zivilgesellschaftlich<br />
zu engagieren. Das Gegenteil<br />
ist der Fall: Junge Menschen reagieren auf<br />
diese Verunsicherung ihrer Zukunftsperspektiven<br />
gerade nicht mit Resignation und Passivität,<br />
sondern legen eine ansteigende Leistungsbereitschaft<br />
an den Tag, wie die Shell-Studie<br />
2006 beschreibt:<br />
„Die heutige junge Generation stellt sich mit<br />
einem ausgesprochen pragmatischen Zugang<br />
den Herausforderungen in unserer Gesellschaft<br />
[…]. Vor dem Hintergrund einer sensiblen<br />
Wahrnehmung von gesellschaftlichen Problemen,<br />
die bei der großen Mehrheit der Jugendlichen<br />
mit spürbaren Ängsten vor allem in<br />
Bezug auf die Chancen am Arbeitsmarkt verbunden<br />
sind, überwiegt jedoch auch weiterhin<br />
eine positive persönliche Zukunftssicht. Von<br />
Resignation und Ausstieg in vermeintliche jugendliche<br />
Ersatzwelten kann nach wie vor keine<br />
Rede sein“.<br />
Was heißt das für die Jugendpolitik?<br />
Im Unterschied zu unseren europäischen Nachbarn<br />
gibt es in Deutschland verschiedene Auffassungen<br />
über das Verständnis von Jugendpolitik.<br />
Einige verstehen darunter nur ihren institutionellen<br />
Kern, also die Regelungsbereiche<br />
von Jugendhilfe, Jugendförderung und<br />
Jugendschutz. Weiter gefasst beschreibt Jugendpolitik<br />
die Folgen von politischen Entscheidungen<br />
für Kinder und Jugendliche in allen<br />
Politikbereichen zum Beispiel in der Wohnungs-,<br />
Verkehrs-, Umwelt- und Wirtschaftspolitik.<br />
Paul Felisch schreibt dazu: „Da die<br />
Jugendpolitik das Beste der gesamten Jugend<br />
zu fördern hat, erstreckt sich das Arbeitsfeld<br />
überall dahin, wo das Wohl der Jugend in Frage<br />
steht“.<br />
Wie oben ausgeführt deckt sich dies mit den<br />
Erwartungen von Jugendlichen an die Politik:<br />
Aus dem Blick der Jugendlichen wäre eine<br />
Adressatenpolitik vonnöten, die sich Jugend zu<br />
ihrer Klientel macht. Jugendprobleme verschmelzen<br />
jedoch mit den zentralen Zukunftsproblemen<br />
unserer Gesellschaft und überschreiten<br />
damit den Horizont von Klientelpolitik.<br />
schwerpunkt<br />
Konzepte der politischen Bildung, die auf das<br />
„Einüben“ von Demokratie abstellen, müssen<br />
wirkungslos bleiben. Entscheidend ist vielmehr,<br />
den Jugendlichen Ressourcen und Unterstützung<br />
zu bieten, ihre Zukunft zu meistern.<br />
Richard Münchmeier<br />
Prof. Richard Münchmeier[info<br />
Geboren 1944<br />
Seit 1995 Professor für Sozialpädagogik an<br />
der Freien Universität Berlin.<br />
Wissenschaftlicher Leiter der 12. und 13.<br />
Shell-Jugendstudie („Jugend 97“ und „Jugend<br />
2000“).<br />
Mitglied des Deutschen Bundesjugendkuratoriums,<br />
dem wissenschaftlichen Beirat der<br />
Bundesregierung im Bereich Jugendpolitik.<br />
Zuvor Promotion im Fach Erziehungswissenschaften<br />
an der Universität Tübingen. Habilitation<br />
im Fach Sozial- und Jugendpädagogik<br />
an der Universität Gesamthochschule<br />
Kassel. Wissenschaftlicher Leiter der Abteilung<br />
Jugend- und Jugendhilfeforschung am<br />
Deutschen Jugendinstitut, München; Professor<br />
für Sozialpädagogik an der Universität<br />
Leipzig.<br />
Der nebenstehende Artikel basiert auf dem<br />
neu erschienenen Buch: Bingel, Gabriele;<br />
Nordmann, Anja; Münchmeier, Richard<br />
(Hrsg.): Die Gesellschaft und ihre Jugend -<br />
Strukturbedingungen jugendlicher Lebenslagen;<br />
Opladen und Farmington Hills 2008.<br />
[ 5 ]
Die Finanzkrise verrät viel über das Verhältnis<br />
[ Mischen Sie die<br />
[ [ 6<br />
]<br />
]<br />
von Jugend und Politik,<br />
behauptet Birgit Wentzien.<br />
Konsensrepublik auf!<br />
Politiker wollen wiedergewählt werden. Deshalb<br />
denken sie an ihre Wähler. Das ist überhaupt<br />
nicht verwerfl ich. Das ist die Suche nach<br />
der Mehrheit, das ist Demokratie. Nur – diese<br />
demokratische Suche nach Mehrheit entspricht<br />
nur einer rechtlichen Ordnung und keiner<br />
Moral. Und entscheidend dafür sind Interessen<br />
und Erwartungen. Wir sind oft genug<br />
von Politik enttäuscht, weil wir uns nicht darüber<br />
im Klaren sind, was wir von ihr erwarten<br />
können und was nicht.<br />
Schauen wir uns die aktuellen Zuckungen der<br />
Politiker und so manchen Stillstand derzeit<br />
einmal genauer an. Warum wurde das Rettungspakt<br />
für die Banken so schnell geschnürt?<br />
Und warum passiert jetzt nichts, um<br />
ein Rettungspaket für Schüler, Auszubildende<br />
und Studenten zu schnüren?! Die Antworten<br />
auf diese beiden Fragen sind fundamental. Mit<br />
dem Rettungspaket für die Banken wird Gegenwart<br />
gerettet. Mit einem Rettungspaket für<br />
Schüler, Auszubildende und Studenten würde<br />
Zukunft gestaltet. Gegenwart sticht Zukunft.<br />
Der schnelle Gewinn jetzt vernachlässigt den<br />
Gewinn von Morgen.<br />
Würden Politiker - und zwar unabhängig von<br />
Wahlterminen - nachhaltig und generationengerecht<br />
rechnen, müssten sie beides tun: Banken<br />
retten und Schülern, Auszubildenden und<br />
Studenten mehr Mittel zukommen lassen. Nur<br />
dann würde die Rendite stimmen: Demokratisch,<br />
moralisch und mathematisch. Beginnen<br />
wir mit der Moral, von der in diesen Tagen der<br />
Banken-Rettung soviel die Rede ist. Es gibt bildungsferne<br />
deutsche Familien und Zuwandererfamilien<br />
mit erwachsenen Eltern, die sich<br />
selbst längst aufgegeben haben. Die mit der<br />
Erziehung ihrer Kinder schlichtweg überfordert<br />
sind. Diese Kinder werden Risikokinder genannt.<br />
Jede Minute, die diese Kinder nicht im<br />
wortkargen Fernseh-Haushalt ihrer Eltern verbringen,<br />
ist unbezahlbar kostbar für sie. Je früher<br />
mit der Förderung dieser Kinder begonnen<br />
wird, desto wirkungsvoller. Jeder Euro, der in<br />
die frühkindliche und schulische Bildung dieser<br />
Kinder investiert wird, kommt mindestens<br />
siebenfach zurück. Das ist seit Jahren bekannt.<br />
Bildungsforscher und die OECD warnen die Politik<br />
immer wieder und es geschieht wenig.<br />
[<br />
Die Rendite stimmt auch mathematisch betrachtet:<br />
Rund 20 Prozent Chancenlose in jeder<br />
Generation können wir uns nicht mehr leisten.<br />
Was wir an diesen Kindern sparen, müssen wir<br />
morgen doppelt und mehr zahlen. Es fehlen<br />
mehr als 140.000 Ingenieure, Techniker, Naturwissenschaftler<br />
in Deutschland. Die Zahl<br />
der Akademiker steigt zu langsam, es gibt zu<br />
wenig Abiturienten. Fürsorge für die Allerkleinsten,<br />
kindergerechte Ganztagsschulen, anerkannte<br />
und nach Leistung honorierte Erzieher<br />
und Lehrer, mehr Geld für Bildung und Universitäten<br />
– all’ das ist für Deutschland nicht weniger<br />
wichtig als ein funktionierendes Bankensystem.<br />
Selten haben sich Politiker dafür so sehr interessiert<br />
wie derzeit. Und selten haben Politiker<br />
genau auf diesem Terrain so sehr versagt wie<br />
jetzt. Und jetzt sehen wir uns das kleinmütige<br />
Kompetenzgerangel im Bund und in den Ländern<br />
einmal genauer an: Es gibt Landespolitiker,<br />
denen im Moment das eigene Hemd, die<br />
eigene Landesbank und deren Rettung näher<br />
ist als die Hose, also die Zukunft der nächsten<br />
Generation. Was genau in den Tresoren der<br />
Banken und Landesbanken noch an Überraschungen<br />
lagert, weiß keiner im Moment. Es ist<br />
wie bei der Durchquerung eines Hochmoores.<br />
Nebel behindert die Sicht, der Grund unter den<br />
Füßen gibt nach! Kein Halten – nirgends!<br />
Was bleibt den Jungen in der Gesellschaft und<br />
in den Parteien? Nichts anderes als die Organisation<br />
ihrer Interessen! Die Schriftstellerin Juli<br />
Zeh hat darauf eigen und verantwortlich geant-
wortet: „Wir pendeln nicht, erben nicht und erhalten<br />
keine Mindestlohntüten. Unser Hauptwohnsitz<br />
heißt ‚zwischen den Stühlen‘, weil wir<br />
in keiner der beiden politischen Doppelhaushälften<br />
für Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine<br />
Adresse fi nden. Wir sind der mal lachende, mal<br />
weinende, jedenfalls immer unsichtbare Dritte.<br />
... Wir, liebe Politiker, werden mehr, ihr, so<br />
scheint’s, irgendwie weniger. Da wäre es doch<br />
schön, wenn man demnächst einmal zueinander<br />
fi nden könnte. Vielleicht sogar im Wahlkampf.“<br />
Mein Appell an die junge Generation: Ihnen<br />
steht die längste Zeit im Erwerbsleben noch bevor.<br />
Sie sind die erste Generation, die sich von<br />
alten Gewissheiten trennen muss: Es wird nicht<br />
immer besser werden. Manchmal wird es nicht<br />
einmal gut. Und darum haben Sie jedes Recht<br />
und alle Pfl ichten, Ihre Interessen zu organisieren!<br />
Geben Sie Laut! Mischen Sie die Konsensrepublik<br />
Deutschland auf! Signalisieren Sie<br />
den Politikern, dass es um Ihre Generation, die<br />
so genannte „Generation Praktikum“ geht und<br />
um die Generation der Rentner, die „Generation<br />
Nullrunde“. Den Alten muss genug gelassen<br />
werden ohne die Bedürfnisse der Jungen zu<br />
ignorieren. Lassen Sie nicht zu, dass beide Generationen<br />
gegeneinander ausgespielt werden.<br />
Gegenwart sticht nicht Zukunft. Es gibt die eine<br />
nicht ohne die andere. Und vergessen Sie niemals,<br />
woher Sie kommen. Das macht Sie stark<br />
und unabhängig! Und lässt Sie unterscheiden<br />
zwischen Menschen, die nur reden und Menschen,<br />
die wirklich was zu sagen haben.<br />
Wenn Ihre Politiker oder Sie selbst in politischen<br />
Parteien und Organisationen darauf reagieren,<br />
liegen sie richtig. Die Alternativen, das<br />
sind Ignoranz und Anmaßung, die ältesten politischen<br />
Krankheiten.<br />
Birgit Wentzien<br />
der standpunkt<br />
Birgit Wentzien-Ziegler<br />
info<br />
Jahrgang 1959, verheiratet mit Dr. Peter<br />
Ziegler und Mutter von Jan, 14 Jahre.<br />
Birgit Wentzien-Ziegler moderiert abwechselnd<br />
mit ihrer Kollegin Anke<br />
Hlauschka die Sendung „Quergefragt“<br />
im SWR-Fernsehen. Sie leitet seit Juni<br />
2004 das Hörfunk-Hauptstadtstudio für<br />
den Südwestrundfunk (SWR) in Berlin.<br />
Sie studierte in München Journalistik,<br />
Politologie und Germanistik und absolvierte<br />
die Deutsche Journalistenschule.<br />
Nach einem Volontariat beim damaligen<br />
Süddeutschen Rundfunk (SDR) in Stuttgart<br />
arbeitete Wentzien-Ziegler als Redakteurin<br />
in der Hörfunk-Nachrichtenredaktion,<br />
danach in der politischen Redaktion.<br />
1993 ging sie als Hörfunk-Korrespondentin<br />
nach Berlin, 1999 wurde<br />
sie stellv. Leiterin des Berliner SWR-Studios<br />
(im ARD-Hauptstadtstudio).<br />
[ 7 ]
Wie Jugendliche sich am Besten poltisch<br />
beteiligen können, wollen und sollen,<br />
wägt Florian Dallmann ab.<br />
[ 8 ]<br />
Eventpartizipation<br />
contra Verbandsmuff<br />
[[<br />
Florian Dallmann<br />
Die Wuhlheide in Berlin brummt: 10.000 junge<br />
Menschen sitzen im Juni 2008 in Foren, Podien<br />
und Workshops. Als einer, der selbst dabei<br />
war, weiß ich: Weder die Konzerte, noch „Party“<br />
standen im Vordergrund, sondern gesellschaftliches<br />
Engagement. Das belegt auch die<br />
Evaluation des Festivals. Ähnliche Eindrücke<br />
habe ich in den letzten Jahren öfter gewonnen,<br />
zum Beispiel beim Kirchentag oder auf dem<br />
„EVA“-Festival für evangelische Verantwortung<br />
in Dresden.<br />
Vor einigen Jahren war es Mode, mit Blick auf<br />
solche Veranstaltungen die offenbar als provozierend<br />
empfundene Frage nach der „Party-zipation“<br />
zu stellen, also die Ernsthaftigkeit der<br />
Motivation junger Menschen bei solchen öffentlichkeitswirksam<br />
inszenierten Events anzuzweifeln.<br />
Zumindest was die jungen Menschen<br />
angeht, sind diese willens und in der<br />
Lage, sich politisch einzubringen, wenn sie Gelegenheit<br />
dazu bekommen - auch auf solchen<br />
Events.<br />
Damit ist die Frage nach der „richtigen“ weil<br />
effi zienten und zeitgemäßen Partizipation<br />
nicht beantwortet. Es bestehen erhebliche Differenzen<br />
zwischen den Klärungen, die in der<br />
politisch-pädagogischen Debatte mittlerweile<br />
erfolgt sind und dem, was davon in der Realität<br />
von Politik angekommen ist. Ein Event wie das<br />
„Festival für junge Politik“ begeistert junge<br />
Menschen, ist Gelegenheit zur Qualifi zierung,<br />
Vernetzung und „Action“. Als solches wird es<br />
von jungen Menschen ernst genommen. Jugendliche<br />
bilden sich „ihre Meinung“ und<br />
kommen in Austausch mit PolitikerInnen. Das<br />
heißt nicht, dass Jugendinteressen hier gebündelt,<br />
artikuliert oder gar gegenüber der Erwachsenenpolitik<br />
in relevanter Form zum Ausdruck<br />
gebracht werden würden.<br />
Wesen der Demokratie<br />
Ist das Gegenstück zur Eventpartizipation der<br />
„Verbandsmuff“? Dieser Begriff bezieht sich<br />
auf die struktur-basierte Partizipation, die in<br />
demokratisch legitimierten, repräsentativen<br />
Formen wie der Jugendarbeit stattfi ndet. Muff<br />
signalisiert: nicht-offen, alt, abgestanden,<br />
nicht-lebendig, nicht-spontan. Es entspricht<br />
dem Wesen der Demokratie, dass wichtige Entscheidungen<br />
ernsthaft, sorgfältig, formalisiert,<br />
im Rahmen klarer Kompetenzen und unter<br />
Nutzung vielfältiger Methoden der Komplexitätsreduzierung<br />
getroffen werden müssen.<br />
Wer möchte in einem Staat leben, wo sich zufällig<br />
ein paar hundert Interessierte im Reichstagsgebäude<br />
treffen, um „ganz spontan“ den<br />
Bundeshaushalt zu beschließen? Wer die Vorteile<br />
einer repräsentativen Demokratie will,<br />
muss auch ihre Nachteile akzeptieren. Der<br />
Wert der Verbandsstrukturen liegt eben weniger<br />
in ihrer Offenheit, Spontaneität oder darin,<br />
dass sie besonders „hip“ sind. Sie sind zunächst<br />
vielmehr unverzichtbar, um Interessen<br />
junger Menschen zu bündeln und gegenüber<br />
der Erwachsenenwelt kontinuierlich und effi zient<br />
zu vertreten.
Verbandsmuff gibt es in Jugendverbänden jedoch<br />
nicht: Jugendliche stimmen mit den Füßen<br />
ab, und ein Verband der Muff produziert,<br />
überlebt nicht lange. Immerhin fi nden sich in<br />
den Jugendverbänden nach wie vor genügend<br />
junge Menschen, denen ihre Anliegen so wichtig<br />
sind, dass sie dafür sogar die weniger unterhaltsamen<br />
Teile freiwillig, unbezahlt und<br />
ohne große Karriereoptionen auf sich nehmen.<br />
Die Zahl dieser jungen Menschen sinkt in den<br />
Jugendverbänden übrigens – anders als in den<br />
Parteien – nicht.<br />
Ergebnisse zählen<br />
Weder „Eventpartizipation“ noch „Verbandsmuff“<br />
sind ein Allheilmittel. Pädagogisch betrachtet<br />
gilt es, die richtige Partizipationsform<br />
für den richtigen Zweck zuzulassen oder zu initiieren<br />
und in großer Transparenz Jugendlichen<br />
klar zu machen, welche Chancen, Grenzen<br />
und Bedingungen mit ihrem jeweiligen<br />
Einsatz verbunden sind.<br />
Die Frage nach der „richtigen“ Kinder- und Jugendbeteiligung<br />
wird jedoch immer weniger<br />
eine methodisch-fachliche, sondern immer<br />
mehr eine politische. Sie wird zu einer Frage<br />
nach ihren Ergebnissen. Sie gewinnt an Bedeutung<br />
in dem Maße, wie gesellschaftlicher<br />
Druck auf die junge Generation wächst. Denn<br />
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />
sind zunehmend von den negativen Seiten der<br />
„Risikogesellschaft“ betroffen und reagieren<br />
auf Politik mit Misstrauen oder gar Ablehnung.<br />
Die erheblichen Benachteiligungen junger<br />
Menschen verlangen eine Neuorientierung in<br />
den Maßstäben, nach denen die unterschiedlichen<br />
Beteiligungsformen zu bewerten sind.<br />
Eine Maßnahme der Kinder- und Jugendbeteiligung<br />
ist dann gut, wenn sie<br />
t jungen Menschen durch Selbsttätigkeit<br />
ihre Einfl ussmöglichkeiten bewusst<br />
t<br />
macht und erschließt.<br />
dabei den politischen Kernfragen unserer<br />
Gesellschaft nicht aus dem Weg geht,<br />
sondern diese in der Lebenswelt junger<br />
Menschen aufspürt. Dies sind die Fragen<br />
nach individuellen Chancen, nach Wert<br />
und Würde des/der Einzelnen und nach<br />
einer gerechten Gesellschaft.<br />
t die Interessen junger Menschen in den<br />
harten Kämpfen um die Verteilung knapper<br />
Ressourcen auf allen Ebenen wirksam<br />
einbringt.<br />
t die gemeinsamen Interessen der jungen<br />
Generation an der Sicherung einer Zukunft,<br />
deren Grundlagen heute gelegt<br />
werden, bei Entscheidungen als wesentlichen<br />
Faktor repräsentiert.<br />
Strukturen lockern<br />
Jugendverbände haben eine große Verantwortung,<br />
wenn es darum geht, den event-orientierten,<br />
spontanen und authentischen Partizipationsformen<br />
Halt, Richtung und Nachhaltigkeit<br />
zu geben. Sie können durch Trägerschaft,<br />
Unterstützung und Begleitung deren Missbrauch<br />
verhindern. Durch ihre politischen<br />
Strukturen können sie darüber hinaus Forderungen<br />
effi zient und kontinuierlich in den „Politikbetrieb“<br />
der Erwachsenenwelt vermitteln.<br />
Jugendverbände sollten über die gesellschaftliche<br />
Verantwortung hinaus stärker prüfen, wo<br />
sie ihre eigenen, teilweise sehr komplexen<br />
Strukturen durch direktere Formen ergänzen,<br />
aufl ockern und qualifi zieren können. Der<br />
Stadtjugendring Freiburg etwa beweist, dass<br />
Jugendringarbeit und Jugendhilfeausschus-<br />
svertretung mit dem Engagement junger Menschen<br />
und direkten Beteiligungsformen sehr<br />
wohl zu verbinden ist. Neue, direkte und offene<br />
Beteiligungsformen sind ein Mittel, frischen<br />
Wind in die politischen Strukturen der Jugendverbände<br />
zu bringen und Muff gar nicht erst<br />
aufkommen zu lassen.<br />
Bei alledem gilt es, die wenigen „hart“ gesetzlich<br />
verbrieften Mitwirkungsrechte, die Berücksichtigung<br />
der Interessen junger Menschen<br />
noch am ehesten absichern, nachdrücklich<br />
zu verteidigen. Wie ernst Politik es mit der<br />
Berücksichtigung von Jugendinteressen meint,<br />
wird nicht durch Zahl, Größe oder Gestaltung<br />
von Partizipationsevents bestimmt. Wie viel<br />
ein Jugendhilfeausschuss bestimmen darf,<br />
sagt da schon mehr aus!<br />
Florian Dallmann<br />
schwerpunkt<br />
Florian Dallmann<br />
38 Jahre, Dipl.-Sozialarbeiter<br />
Referent für Kinder- und Jugendpolitik<br />
in der Arbeitsgemeinschaft der<br />
Evangelischen Jugend Deutschland<br />
e.V. (aej) und stellv. Vorsitzender<br />
des Deutschen Bundesjugendrings<br />
(DBJR).<br />
[info<br />
[ 9 ]
[ 10 ]<br />
Politik in Baden-Württemberg<br />
traf im Jahr 2008 140 Mal Jugendarbeit<br />
Entdecke<br />
was geht<br />
[[<br />
ENTDECKE was geht<br />
Entdecke Politik! - Entdecke<br />
Jugendarbeit!<br />
Dazu fordert die Kampagne<br />
„Entdecke was<br />
geht – Politik trifft Jugendarbeit“<br />
auf. Die<br />
verbandliche Jugendarbeit<br />
lernt Landtagsabgeordnete<br />
hautnah kennen, stellt Fragen,<br />
vertritt ihre Interessen, tauscht sich ungezwungen<br />
mit der Landespolitik aus und präsentiert<br />
sich dabei.<br />
PolitikerInnen erleben Jugendarbeit live, kommen<br />
mit jungen Ehrenamtlichen ins Gespräch,<br />
gewinnen ein Bild von ihrer Realität, sie machen<br />
Politik für junge Menschen greifbar und<br />
interessant, qualifizieren sich in Bezug auf Jugendpolitik<br />
und erweitern ihr Wissen über die<br />
Menschen in ihrem Bundesland mit einem<br />
spannenden Erlebnis.<br />
Für beide gibt es viel voneinander zu lernen, zu<br />
entdecken und zu erleben – so hatte es sich<br />
der <strong>Landesjugendring</strong> gedacht, als er mit diesem<br />
Win-Win-Konzept die Kampagne erfand.<br />
Entdecke WAS geht<br />
Der Rahmen war so gesteckt: Die Mitglieder<br />
des Landtags von Baden-Württemberg besuchen<br />
Mitgliedsorganisationen des <strong>Landesjugendring</strong>s.<br />
Zwei Termine erleben sie als Teilnehmende<br />
und bei einem Termin sind sie selbst<br />
als ReferentIn zu einem bestimmten Thema gefordert.<br />
Der <strong>Landesjugendring</strong> koordiniert die<br />
Kampagne und vermittelt den Kontakt. Zum<br />
Abschluss überreicht er den Abgeordneten die<br />
JuPoCa (JugendpolitikerInnencard), die die erworbene<br />
jugendpolitische Erfahrung und Kompetenz<br />
nachweist und zur Interessensvertretung<br />
junger Menschen und der Jugendarbeit<br />
legitimiert. Sie ist das Gegenstück zur JugendleiterInnenCard<br />
(Juleica), die junge Ehrenamtliche<br />
erhalten, die als JugendleiterInnen qualifiziert<br />
sind.<br />
Entdecke was GEHT<br />
Ging da was? Von der Auftaktveranstaltung im<br />
November 2007 bis November 2008 besuchten<br />
vierzig Landtagsabgeordnete einhundertvierzig<br />
Termine bei fünfzehn Mitgliedsverbänden<br />
des <strong>Landesjugendring</strong>s, ihren Untergliederungen<br />
und den kommunalen Jugendringen.<br />
Die Vielfalt der verbandlichen Jugendarbeit<br />
zeigte sich in der Buntheit der Termine, zu denen<br />
die Verbände einluden: „Oxmox Oxmollox<br />
– Auf Indianerspuren“ hieß z.B. eine Sommerfreizeit<br />
in der Wutachschlucht, „Raumstation<br />
Olgatron – Auf der Suche nach dem Schatzplanet“<br />
eine andere. Es gab Politik-Talks, Besuche<br />
bei Jugendgruppen, JugendleiterInnenkurse,<br />
ein Theaterfestival, das Training einer Showtanzgruppe,<br />
Erlebnispädagogik, eine Multi-<br />
Kulti-Nacht, ein Konfliktseminar, die Leitung<br />
eines Politik-Planspiels, einen Klettertreff oder<br />
die Trostpflasteraktionen für SchülerInnen mit<br />
einer 4,5 oder 6 im Zeugnis.<br />
Die Beteiligung an der Kampagne war von beiden<br />
Seiten sehr groß, manche Abgeordnete<br />
fanden so großen Spaß an den Begegnungen,<br />
dass sie gleich noch ein paar Termine dazu genommen<br />
haben.<br />
Meike Teske<br />
Praktikantin des LJR<br />
Über alle 140 Termine zu berichten hätte<br />
den Rahmen dieses Magazins gesprengt.<br />
Darum stellen wir auf den folgenden Seiten<br />
exemplarisch einige Aktionen vor –<br />
wir haben dabei versucht einen möglichst<br />
breiten Querschnitt abzubilden.<br />
Eine Übersicht über alle 140 Termine,<br />
noch mehr Fotos, Presseberichte, Videointerviews<br />
mit PolitikerInnen zur<br />
Kampagne und zahlreiche Links gibt es<br />
im Internet unter www.kampagne08.<br />
ljrbw.de<br />
[
Gemeinsam<br />
am Ruder!<br />
Wie begegnen sich Politik und Jugend?<br />
Wenn JugendleiterInnen ihre qualifi zierte Ausbildung<br />
abgeschlossen haben, erhalten sie<br />
zum Abschluss die JugendleiterInnencard, kurz<br />
Juleica. Mit ihr weisen sie sich als JugendleiterInnen<br />
aus, zum Beispiel gegenüber den Erziehungsberechtigten,<br />
die ihre Kinder den JugendleiterInnen<br />
anvertrauen.<br />
Dreißig Jugendliche und JugendleiterInnen<br />
übergaben gemeinsam mit dem Vorstand des<br />
<strong>Landesjugendring</strong>s Anfang Dezember 2008<br />
den teilnehmenden Abgeordneten im Landtag<br />
eine so genannte JuPoCa, eine „JugendpolitikerInnen-Card“.<br />
Denn mit ihrer Teilnahme an<br />
der Kampagne „Entdecke was geht – Politik<br />
trifft Jugendarbeit“ haben sich Abgeordnete<br />
aus dem baden-württembergischen Landtag<br />
für die Interessenvertretung der jungen Generation<br />
qualifi ziert.<br />
So viele Vergünstigungen wie die Ehrenamtlichen<br />
mit ihrer Juleica werden die PolitikerInnen<br />
wohl nicht bekommen, aber sie haben wichtige<br />
Einblicke in die Jugend(verbands)arbeit und in<br />
die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen erhalten.<br />
Manche besonders, denn Christoph Bayer,<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch, Brigitte Lösch und Ingo<br />
Rust haben weit mehr als die drei vereinbarten<br />
Besuche gemacht. Für ihr besonders großes<br />
Interesse am Kontakt mit der jungen Generation<br />
verleihen wir ihnen die JuPoCa-GOLD als<br />
Auszeichnung dieses tollen Engagements.<br />
Die Kampagne war eine gute Möglichkeit, den<br />
Kontakt zur Jugend und Jugendarbeit zu intensivieren.<br />
Sie bot den PolitikerInnen die Gelegenheit,<br />
die Jugend mit ihren Themen, Interessen<br />
und Orientierungen kennen zu lernen. Die<br />
im direkten Kontakt gesammelten Erfahrungen<br />
können den PolitkerInnen Orientierung geben,<br />
auf welchem Kurs sich ihre Politik bewegen<br />
muss, wenn sie zu einer guten Zukunft für die<br />
junge Generation beitragen will. Welche Themen<br />
für die Jugendlichen dabei wichtig sind,<br />
ist in diesem vorliegenden Magazin an verschiedener<br />
Stelle dargestellt.<br />
Wir danken allen teilnehmenden PolitikerInnen<br />
herzlich dafür, dass sie sich auf dieses Wagnis<br />
eingelassen und sich für unsere Kampagne<br />
Zeit genommen haben. Einige von ihnen stürzten<br />
sich an entlegenen Orten in eine große<br />
Schar Kinder und Jugendliche, begaben sich<br />
auf unbekanntes Terrain oder schlugen sich<br />
wacker auf dem Podium in kontroversen Diskussionen.<br />
Auch den Jugendverbänden danken<br />
wir herzlich für ihre Bereitschaft den PolitikerInnen<br />
einen Blick hinter die Kulissen zu erlauben<br />
und für die gute und professionelle Durchführung<br />
der Aktionen, die von den PolitikerInnen<br />
immer wieder lobend erwähnt wurde.<br />
Wir wünschen uns, dass die geknüpften Kontakte<br />
nicht nur einmalig bleiben, sondern beide<br />
Seiten daran anknüpfen.<br />
Udo Wenzl, LJR-Referent und Isabel Hoever,<br />
LJR-Vorsitzende<br />
[<br />
schwerpunkt<br />
Beteiligte MdLs<br />
Katrin Altpeter, SPD<br />
Dietmar Bachmann, FDP/DVP<br />
Christoph Bayer, SPD - JuPoCa GOLD<br />
Stephan Braun, SPD<br />
Monika Chef, FDP/DVP<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch, CDU - JuPoCa GOLD<br />
Walter Heiler, SPD<br />
Klaus Herrmann, CDU<br />
Peter Hofelich, SPD<br />
Gunter Kaufmann, SPD<br />
Birgit Kipfer, SPD<br />
Sabine Kurtz, CDU<br />
Siegfried Lehmann, Grüne<br />
Brigitte Lösch, Grüne -JuPoCa GOLD<br />
Dr. Frank Mentrup, SPD<br />
Daniel Mouratidis, Grüne<br />
Ulrich Müller, CDU<br />
Dr. Bernd Murschel, Grüne<br />
Ilka Neuenhaus, Grüne<br />
Dr. Ulrich Noll, FDP/DVP<br />
Günther-Martin Pauli, CDU<br />
Margot Queitsch, SPD<br />
Renate Rastätter, Grüne<br />
Christine Rudolf, SPD<br />
Ingo Rust, SPD - JuPoCa GOLD<br />
Volker Schebesta, CDU<br />
Dr. Nils Schmid, SPD<br />
Marcel Schwehr, CDU<br />
Hans-Ulrich Sckerl, Grüne<br />
Edith Sitzmann, Grüne<br />
Wolfgang Staiger, SPD<br />
Wolfgang Stehmer, SPD<br />
Johannes Stober, SPD<br />
Dr. Monika Stolz, CDU<br />
Michael Theurer, FDP/DVP<br />
Ute Vogt, SPD<br />
Christa Vossschulte, CDU<br />
Georg Wacker, CDU<br />
Werner Wölfl e, Grüne<br />
Marianne Wonnay, SPD<br />
Norbert Zeller, SPD<br />
[ 11 ]
Welche Eindrücke haben Sie bei Ihren Besuchen<br />
gewonnen?<br />
Sehr beeindruckt war ich von der Vielzahl der<br />
Jugendlichen, die während der Sommerferien<br />
ehrenamtlich die verschiedensten tollsten Aktivitäten<br />
geplant, organisiert und umgesetzt<br />
haben. Angefangen von der Trostpfl aster-Aktion<br />
am letzten Schultag um SchülerInnen mit<br />
einem schlechten Zeugnis Beistand zu leisten<br />
bis hin zur Ferienaktion der NAJU, die alleine<br />
mit Naturmaterialien im Wald ein spannendes<br />
Programm für Kids gestaltet haben.<br />
Zum einen machen die vielfältigen Aktionen<br />
nochmals klar, wie wichtig die fi nanzielle Unterstützung<br />
des Landes an den Ferienprogrammen<br />
ist und zum anderen, dass das Engagement<br />
von den Ehrenamtlichen stärker gewürdigt<br />
werden müsste.<br />
30 ist mir lieber!<br />
[[<br />
Welche Eindrücke hatten Sie von den Besuchen?<br />
Die Jugendarbeit im Land ist sehr vielfältig. Es<br />
waren sehr wertvolle Erfahrungen, Eindrücke<br />
und Begegnungen, die ich nicht missen möchte.<br />
Ich würde mich freuen, wenn die Aktion wiederholt<br />
werden würde!<br />
Wurden Sie durch die Besuche „jugendpolitisch“<br />
sensibilisiert?<br />
Das war gar nicht nötig. Als jüngster Abgeord-<br />
[ 12 ]<br />
Ferienangebote sind wichtig!<br />
[[<br />
Juli 08: Katholische Studierende Jugend,<br />
"Trostpfl asteraktion", Stuttgart<br />
Juli 08: Jugendwerk der AWO, Teilnahme<br />
an einer Vorstandssitzung, Stuttgart<br />
August 08: Naturschutzjugend (NAJU)<br />
Baden-Württemberg, „Ferienspaß mit<br />
den vier Elementen“, Stuttgart<br />
September 08: Kreisjugendring Göppingen,<br />
„Seminar des Jugendhaus Maikäferhäusle<br />
e.V.“<br />
November 08: Kreisjugendring Göppingen,<br />
„Jubiläumsveranstaltung“ anlässlich<br />
des dreißigjährigen Bestehens des<br />
selbst verwalteten Jugendhaus Maikäferhäusle<br />
e.V., Geislingen Steige<br />
neter, der zehn Jahre Jugendarbeit gemacht<br />
hat, war ich schon immer dafür sensibilisiert.<br />
Wären Sie gerne nochmals 16 Jahre alt?<br />
Nein. Es war zwar ein sehr schönes Alter, aber<br />
30 ist mir im Moment lieber.<br />
Ingo Rust MdL, SPD,<br />
Wahlkreis Eppingen<br />
Was hat Ihnen die Aktion gebracht?<br />
Die Teilnahme an den verschiedenen Aktionen<br />
hat mir sehr viel Spaß gemacht und gezeigt,<br />
wie wichtig Ferienangebote für Kinder und Jugendliche<br />
im Sommer sind – weil die wenigsten<br />
Kinder die meiste Zeit der Ferien im Urlaub<br />
sind. Alle Beteiligten haben sich über das Interesse<br />
der Politik gefreut und es waren für alle<br />
Seiten interessante Gespräche.<br />
Wären Sie gerne nochmals 16 Jahre alt?<br />
Nein, ich genieße die Gelassenheit, das Wissen<br />
und die Erfahrung, die ich mit meinen zwischenzeitlich<br />
46 Jahren besitze.<br />
Brigitte Lösch MdL, Bündnis 90/Die Grünen,<br />
Wahlkreis Stuttgart<br />
März 08: Evang. Jugendwerk in Württemberg,<br />
Mitarbeiterbildung Jungenarbeit,<br />
S-Vaihingen<br />
April 08: Jugendfeuerwehr Abstatt, Teilnahme<br />
an einer Übung<br />
Mai 08:<br />
Christlicher Verein Junger Menschen<br />
(CVJM) Massenbach und Massenbachhausen,<br />
Jungscharlager in Forchtenberg<br />
BDKJ Rottenburg-Stuttgart, „Hammer –<br />
Das BDKJ-Bergfest“<br />
Jugendrotkreuz Aktionstag zur Kampagne<br />
"Deine Stärken - deine Zukunft ohne<br />
Druck", Landesgartenschau Bad Rappenau<br />
Juni 08: CVJM-Pfadfi nderinnen Lauffen,<br />
Gruppentreffen<br />
Juli 08: Die Deutsche Jugendkraft (DJK);<br />
Deutschen Meisterschaften im Ultimate<br />
Frisbee, Heilbronn
[<br />
Und auch noch eine Nette!<br />
Was war das Besondere an<br />
Eurer Aktion?<br />
Unser Ziel war, dass die Kinder<br />
aktiv den Besuch gestalten<br />
und nicht „nur“ dabei<br />
sind. Deshalb haben sich<br />
die Kinder im Vorhinein vorbereitet.<br />
Beim ersten Rundgang mit<br />
Monika Stolz übers Gelände<br />
berichteten die Kinder stolz<br />
über unsere Gepfl ogenheiten. Anfangs ein bisschen<br />
nervös doch dann immer selbstbewusster<br />
erzählten sie ihr, welche Regeln auf der<br />
Erdballwiese herrschten oder wie alle Kinder<br />
mitbekommen, wann das Essen fertig ist. Sie<br />
stellten ihr auf einem großen Plakat vor, wie<br />
sie sich einen Tagesablauf als Ministerin vorstellten.<br />
Morgens die Kinder in die Schule bringen,<br />
der Chauffeur kommt und dann ruft aber<br />
auch schon Angela Merkel an und fragt, ob in<br />
Baden-Württemberg alles in Ordnung sei. Neben<br />
dem vielen Reden und Streiten mit den Politikerkollegen<br />
stehe sie bestimmt auch oft im<br />
Stau, meinten die Kinder. Frau Stolz meinte,<br />
dass das mit dem im Stau stehen gar nicht so<br />
falsch sei. Anschließend musste sie den Kindern<br />
in einem Politik-Tabu verschiedene Begriffe<br />
wie z.B. „Landtag“ erklären ohne dabei<br />
die Wörter Parlament, Politiker und Stuttgart<br />
zu verwenden. Dies gelang ihr mit Bravour.<br />
Einige der älteren Kinder trafen in ihrem Interview<br />
mit der Ministerin den Nagel manchmal<br />
auf den Kopf und brachten nicht nur die Ministerin<br />
zum Schmunzeln, sondern auch den anwesenden<br />
Pressevertreter. Ob sich Politiker<br />
nur vor laufenden Kameras streiten und dann<br />
nach Feierabend auch mal gemeinsam friedlich<br />
Essen gehen oder ob Frau Stolz mal Bundeskanzlerin<br />
werden wolle, wollten die Kinder<br />
wissen. Sehr souverän und mit klaren Worten<br />
konnte Frau Stolz alle Fragen der Kinder beantworten.<br />
[<br />
Hat es der Politikerin<br />
Spaß gemacht?<br />
Ja auf alle Fälle. Wir bekamen<br />
von Frau Stolz direkt<br />
und eine Woche später<br />
von ihrem Referenten<br />
per Telefon ein positives<br />
Feedback und Dank ausgerichtet.<br />
Hat es den Jugendlichen Spaß gemacht?<br />
Zunächst waren die Teamer und die Kinder unsicher<br />
und wussten nicht so recht was sie mit<br />
dem „hohen Besuch“ anfangen sollten. Doch<br />
die Skepsis wich schnell aufgrund der offenen<br />
Art von Frau Stolz und den vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten.<br />
Tagesfazit eines 8-jährigen<br />
Kindes war: „Der Chauffeur war ja gar kein<br />
Bodyguard, dann ist die Frau Stolz auch ein<br />
ganz normaler Mensch, und auch eine nette.“<br />
Was hat die Aktion gebracht?<br />
Politik hat einen Namen bekommen, Frau Stolz<br />
als ortsansässige Politik war für die Kinder<br />
„fassbar“, weil sie aus dem Nachbarort<br />
kommt.<br />
Es wurde klar, dass Politik nicht nur in Berlin<br />
passiert, sondern auch bei uns vor der Haustüre.<br />
Anja Grießhaber, BDKJ Ehingen Ulm<br />
Dr. Monika Stolz MdL, CDU, Wahlkreis<br />
Ulm, Sozialministerin war im August 2008<br />
zu Besuch bei der Stadtranderholung des<br />
Bundes der Deutschen Katholischen Jugend<br />
(BDKJ) Ehingen-Ulm. Dabei waren<br />
80 Kinder im Alter von 6-12 Jahren und 25<br />
Teamer im Alter von 15-26 Jahren.<br />
schwerpunkt<br />
Kinderspielstadt „KidCity“ im Juli 08 in<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Zu Besuch: Dr. Ulrich Noll MdL, FDP, Wahlkreis<br />
Nürtingen/Filder<br />
[[<br />
Kinder als<br />
gastgebende<br />
„Bürgermeister“<br />
Die „Bürgermeister von KidCity“ (teilnehmende<br />
Kinder) und die BetreuerInnen führten Ulrich<br />
Noll durch die Kinderspielstadt KidCity,<br />
erklärten ihm das Spielsystem und die Aufgaben<br />
der BetreuerInnen. Er nahm an der Bürgerversammlung<br />
von KidCity teil. Ulrich Noll zeigte<br />
Interesse und nahm sich Zeit; im Anschluss<br />
an die Führung ergab sich ein interessantes<br />
Gespräch zum Thema Bildungspolitik (schulisch/außerschulisch)<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Es schien ihm und den Kindern Spaß gemacht<br />
zu haben.<br />
Frank Stüber, Stadtjugendring Leinfelden-<br />
Echterdingen e.V.<br />
[ 13 ]
Fasziniert von lebendiger<br />
Diskussionskultur!<br />
Für unsere Gesellschaft ist es wichtig und<br />
wertvoll, dass sich Jugendliche ehrenamtlich<br />
engagieren und aktiv am gesellschaftlichen<br />
Leben teilnehmen. Die Kampagne des <strong>Landesjugendring</strong>s<br />
gibt uns Abgeordneten die Möglichkeit,<br />
uns direkt mit den jungen Leuten auszutauschen<br />
und herauszufi nden, wie sie über<br />
die Chancen und Möglichkeiten der Jugendarbeit<br />
denken. So konnte ich erfahren, wo der<br />
„Schuh“ bei den Kindern und Jugendlichen<br />
„drückt“. Schwerfällige oder langatmige Entscheidungs-<br />
oder Genehmigungsprozesse in<br />
Behörden sind für dynamische junge Leute<br />
nicht nachvollziehbar. Das schreckt ab und das<br />
ist fatal!<br />
[[<br />
Fasziniert haben mich bei den Veranstaltungen<br />
die engagierten und kontroversen Diskussionen<br />
zu den anstehenden Aktivitäten und insbesondere<br />
die lebendige, hervorragende Diskussionskultur.<br />
Aber warum engagieren sich<br />
die wenigsten über den „Tellerrand“ hinaus?<br />
Bei meinen Begegnungen mit den Jugendlichen<br />
ergreife ich gerne die Gelegenheit, das<br />
Interesse an der politischen Arbeit zu wecken;<br />
Hintergründe zu erklären, damit sie erkennen,<br />
dass Mitarbeit in unserer Demokratie dringend<br />
erforderlich ist.<br />
Februar 08: Referat bei der Vollversammlung des Kreisjugendrings<br />
März 08: Teilnahme Leiterrunde der Pfadfi nder in Frommern<br />
August 08: Diskussion mit Jugendlichen im Zeltlager des Schwäbischen Albvereins<br />
in Albstadt-Onstmettingen<br />
[ 14 ]<br />
Politik darf man nicht nur anderen überlassen,<br />
sondern jeder muss seine Ideen, Kritik und Anregungen<br />
mit einbringen. Politik ist spannender<br />
als viele glauben. Die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
bei uns sind vielfältiger als man<br />
denkt. Demokratie braucht mehr junge Demokraten!<br />
Heute werden wichtige „Weichenstellungen“<br />
entschieden, mit denen junge Menschen<br />
länger leben müssen als die Entscheidungsträger.<br />
Deshalb sollte sich niemand der<br />
Verantwortung für die Zukunft entziehen.<br />
Als ehemaliger Vorsitzender des Jugendrings<br />
Zollernalb war für mich ein Wiedersehen mit<br />
jungen und alten Weggefährten besonders interessant.<br />
Neue Herausforderungen, z. B. in<br />
der Medienpädagogik fordern uns alle.<br />
Als Landrat kann ich nicht alle Wünsche erfüllen,<br />
da mir ein verantwortungsvoller Umgang<br />
mit Steuergeldern, ein nachhaltiges Wirtschaften<br />
am Herzen liegt. Wenn man dies transparent<br />
darstellt, begreift jeder, dass wir uns heute<br />
keine Wohltaten „auf Pump“ zu Lasten nachfolgender<br />
Generationen mehr leisten dürfen.<br />
Günther-Martin Pauli MdL, CDU,<br />
Landrat Zollernalbkreis<br />
Spontane<br />
Aerobic-Übungen<br />
[[<br />
Beim zweiwöchigen Ferientagheim des<br />
Christlichen Vereins Junger Menschen<br />
(CVJM) Ludwigsburg war Monika Chef,<br />
MdL FDP im August 2008 zu Besuch.<br />
An dem Donnerstag war im Ferientagheim Projekttag,<br />
d.h. alle 130 Kinder konnten sich nach<br />
Interesse ein Projekt aussuchen, das sie den<br />
Tag über machen durften. Zur Auswahl standen<br />
die Vorbereitung eines Musicals, die Erstellung<br />
einer Zeitung, ein Beautytag und das<br />
Entwerfen von Mode, ein Sportprojekt, ein<br />
Weihnachts- und ein Piratenprojekt. Frau Chef<br />
hat das Ferientagheim besucht, sich die einzelnen<br />
Projekte angeschaut und dort jeweils<br />
mit den Mitarbeitern und Kindern gesprochen.<br />
Spontan hat sie auch bei Aerobic-Übungen der<br />
Sportgruppe teilgenommen. Im anschließenden<br />
Gespräch mit der Gesamtleitung kam<br />
deutlich heraus, wie wichtig das ehrenamtliche<br />
Engagement der Jugendlichen ist und man<br />
dies auch durch die Sonderurlaubstage unterstützen<br />
muss.<br />
Die Jugendlichen fanden es gut, dass mal jemand<br />
vom Landtag sich für ihr Engagement interessiert<br />
hat.<br />
Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl wäre,<br />
würde ich mich noch mal genau informieren,<br />
wer Kinder- und Jugendarbeit mit Worten<br />
und Taten unterstützt.<br />
Claudia Scharschmidt, CVJM Ludwigsburg
Ein guter Abend<br />
für die „Juleica“<br />
[[<br />
Marianne Wonnay MdL, SPD, Wahlkreis Emmendingen,<br />
im Gespräch mit Thilo Bergmann<br />
(VCP) beim Polittalk des Kreisjugendrings<br />
Emmendingen.<br />
Beim Polit-Talk des Kreisjugendrings Emmendingen<br />
im September 2008 zum Thema „Juleica“<br />
saßen unter anderem Dieter Ehret MdL,<br />
FDP und Marianne Wonnay MdL, SPD auf dem<br />
Podium. Es fand eine Interviewrunde zum Thema<br />
„Ehrenamt und Schlüsselqualifi kation“<br />
statt. In Kleingruppen wurde über die Förderung<br />
der Juleica diskutiert.<br />
Die Polit-Talks haben schon eine gewisse Tradition<br />
im KJR Emmendingen, was für die Freude<br />
an und den Gewinn durch solche Gespräche für<br />
die politische Prominenz spricht. Die Freude an<br />
und der Gewinn durch solche Begegnungen<br />
sind beidseitig.<br />
Es war ein insgesamt guter Abend für die „Juleica“<br />
im Landkreis, denn sie hat an politischer,<br />
wirtschaftlicher und öffentlicher Wahrnehmung<br />
und Bedeutung gewonnen. In absehbarer<br />
Zeit sollen daraus Vergünstigungen für Juleica-InhaberInnen<br />
entstehen.<br />
Auch 2009 soll es wieder einen Polit-Talk geben.<br />
Joost Wejwer, Kreisjugendring Emmendingen<br />
Gut organisiert und<br />
zielstrebig<br />
[[<br />
März 08: Bund der Pfadfi nder (BdP)<br />
Stamm Grenzland, Besuch der Pfadfi ndergruppe<br />
„Wölfe“, Diskussionsrunde<br />
Mai 08: Christlicher Verein Junger Menschen<br />
(CVJM) Massenbach und Massenbachhausen,<br />
Maiwanderung<br />
Juni 08: 1.Fasnetzunft Brackenheim,<br />
Training Showtanzgruppe<br />
Juli 08: Jugendfeuerwehr Lauffen, Jugendleiterlehrgang<br />
– Erlebnispädagogische<br />
Einheit mit Floßfahren (siehe Titelseite).<br />
schwerpunkt<br />
Welche Eindrücke haben Sie bei den Besuchen<br />
gesammelt?<br />
Alle waren sehr gut vorbereitet. Es kam zu<br />
intensivem Gedankenaustausch, der teilweise<br />
auch politisches Handeln meinerseits auslöste.<br />
Wurden Sie durch den Besuch „jugendpolitisch“<br />
sensibilisiert?<br />
Ich war auch vorher schon als Mutter, Berufsschullehrerin<br />
und als ehrenamtliche Kreisvorsitzende<br />
für Jugendliche sensibilisiert.<br />
Was haben Ihnen die Besuche gebracht?<br />
Ich habe ein sehr positives Bild von diversen<br />
Verbandsjugendlichen gewonnen: Sie sind gut<br />
organisiert, qualifi ziert, engagiert, zielstrebig<br />
und solidarisch.<br />
Was ist Ihr Resümee?<br />
Ehrenamt braucht politische Unterstützung!<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, CDU,<br />
Wahlkreis Eppingen, Staatssekretärin im<br />
Landwirtschaftsministerium<br />
[ 15 ]
Spaghetti für alle<br />
Beim JugendleiterInnenlehrgang der Trachtenjugend<br />
Baden-Württemberg und der Jugend<br />
des Bodensee Heimat- und Trachtenverbandes<br />
im März 08 in Altusried (Allgäu) hielt der Abgeordnete<br />
Ulrich Müller (CDU, Bodenseekreis)<br />
ein Referat über den demographischen Wandel<br />
und Veränderungen am Arbeitsmarkt. Danach<br />
verschwand er in der Küche, band sich die<br />
Schürze um und kochte „Spaghetti Molinari“<br />
für alle Beteiligten.<br />
[[<br />
Bei der „Tour de Tonile“ des Jugendrotkreuz<br />
Wendlingen im Juli 2008 fuhr Nils Schmid MdL<br />
SPD, sieben Stunden lang mit dem Rad am<br />
Neckar entlang von Nürtingen nach Kirchentellinsfurt<br />
und zurück. Dabei werden Behinderte<br />
in Rollfi ets (Kombination aus Rollstuhl<br />
und Fahrrad) von Nichtbehinderten transportiert<br />
und können so teilnehmen.<br />
Hat es dem Politiker Spaß gemacht?<br />
Eigentlich wollte er nicht die ganze Strecke<br />
mitradeln. Aber hat es so viel Spaß gemacht,<br />
dass er komplett dabei war.<br />
Und den Jugendlichen?<br />
Die Teilnehmerin Monika Schmuck sagte: „Ich<br />
habe ja nur einmal im Jahr die Möglichkeit<br />
Rollfi ets zu fahren – bei der Radtour mit dem<br />
Jugendrotkreuz. Es ist das einzige Mal, dass<br />
ich Geschwindigkeit so richtig live erleben<br />
kann. Es ist toll, als Pilotin vorne zu sitzen, die<br />
[ 16 ]<br />
Hat es dem Politiker Spaß gemacht?<br />
Ja, er war richtig locker und hat sich wohl gefühlt,<br />
war von Anfang an Teil der Gruppe. Es<br />
gab keinerlei Berührungsängste oder Distanz.<br />
Ihm hat es so gut gefallen, dass er uns auf der<br />
Sommer-Hüttenfreizeit in Österreich nochmals<br />
besucht und uns zum Besuch in den Landtag<br />
eingeladen hat.<br />
Was hat die Aktion gebracht?<br />
Man hat jeweils die andere Seite besser kennen<br />
gelernt. Es war eine gute Möglichkeit die<br />
Jugendarbeit vor Ort aufzuzeigen und mit einem<br />
Politiker ins Gespräch zu kommen. Die<br />
Teilnehmerin Sonja Frischknecht sagte: „Sehr<br />
deutlich wurde, dass es für einen einzelnen Politiker<br />
nicht leicht ist, die eigene Meinung und<br />
Locker und hautnah<br />
[[<br />
die Interessen der BürgerInnen in den politischen<br />
Gremien umzusetzen.“<br />
Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl<br />
wäre, ...<br />
...würde das Wahlergebnis das Gleiche wie ohne<br />
die Aktion, aber viele sehen die Politik nun<br />
aus einem anderen Blickwinkel.<br />
Reinhold Lampater, Trachtenjugend Baden-<br />
Württemberg<br />
Gegend anzuschauen und sich den Wind um<br />
die Nase wehen zu lassen.“<br />
Lief auch etwas nicht so gut?<br />
Außer einem Plattfuß (kann man reparieren),<br />
zweimal einen Teil der Gruppe verloren (wurden<br />
wieder gefunden) und einem Wadenkrampf<br />
(mehr Sport treiben) war alles prima. Ein gelungener<br />
Tag, der viel Freude gemacht hat!<br />
Was hat die Aktion gebracht?<br />
Die Erfahrung des Miteinanders von Behinderten<br />
und Nichtbehinderten sowie einen Politiker<br />
bei einer nicht alltäglichen Aktion mal ganz<br />
locker und hautnah zu erleben.<br />
Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl<br />
wäre ,...<br />
... würden die meisten die schon wählen dürfen<br />
mit Sicherheit hingehen.<br />
Antonio Reina, Jugendrotkreuz Kreisverband<br />
Nürtingen-Kirchheim/Teck
Demokratie liegt uns schwer am Herzen<br />
[<br />
Was habt Ihr mit den PolitikerInnen gemacht?<br />
„Nur wer was macht, kann was verändern“, unter<br />
diesem Motto diskutierten Jugendliche mit<br />
den PolitikerInnen über mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
in der Schule. Ziel war<br />
ein Vertrag, in dem sich der/die Politiker/in<br />
verpfl ichtete, die ausgehandelten Forderungen<br />
in den Landtag einzubringen, wie zum Beispiel<br />
die Reform des Stimmrechts in der Schulkonferenz.<br />
Gleichzeitig verpfl ichteten sich aber<br />
auch die Schüler zu Leistungen, wie die Erarbeitung<br />
des Infomoduls zur SchülerInnenmitverwaltung<br />
für zwei Schulstunden.<br />
Hat es den PolitikerInnen Spaß gemacht?<br />
Sie zeigten sich interessiert und offen, ließen<br />
sich auf die Diskussion ein und lobten unser<br />
Engagement. Dass sie aber alle konkret wurden<br />
fanden wir toll. Ich denke schon, dass es<br />
ihnen gefallen hat.<br />
Und den Jugendlichen?<br />
Obwohl es ziemlich anstrengend war und sich<br />
alle konzentrieren mussten sich auf jeden Politiker<br />
neu einzulassen und sie von unseren Anliegen<br />
zu überzeugen, waren die Jugendlichen<br />
doch begeistert von den konkreten Beschlüssen<br />
und dem offenen Umgang seitens der PolitikerInnen.<br />
Moritz Wildermuth (20 Jahre) sagte<br />
zum Beispiel: „Ich bin gespannt, wie viel von<br />
unseren Forderungen umgesetzt wird, aber ich<br />
bin mir sicher, dass wir kleinere Verbesserungen<br />
auf den Weg gebracht haben.“<br />
Was hat die Aktion gebracht?<br />
Auf jeden Fall Motivation sich im Lebensfeld<br />
Schule mehr zu engagieren und seine Meinung<br />
einzubringen. Was aber von Seiten der Politiker<br />
konkret daraus wird, muss sich noch zeigen.<br />
Wir versuchen den Kontakt zu ihnen auf<br />
jeden Fall zu halten und wollen nächstes Jahr<br />
vom 27.-29. April auch eine SchülerInnenakademie<br />
zu diesem Thema veranstalten.<br />
Würdet Ihr so was wieder mal machen?<br />
Na klar. Schließlich sind wir ja die SchülerInnenarbeit<br />
und Demokratie liegt uns schwer am<br />
Herzen.<br />
Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl<br />
wäre ...<br />
Würde ich mir wünschen, dass das Thema Bildung<br />
dick auf den Fahnen der Abgeordneten<br />
stehen würde und sie sich für eine faire und<br />
chancengleiche Bildungspolitik real einsetzten<br />
würden, ganz gleich welcher Partei sie angehören.<br />
Dein Resümee?<br />
Bildungspolitik heißt nicht sich mit Jugendlichen<br />
fotografi eren lassen, weil es die Publicity<br />
verbessert, sondern sich aktiv einsetzten und<br />
heißt auch: Geld investieren, damit die Zukunft<br />
der Jugend eine Perspektive hat.<br />
Silke Scheiner, Evangelischen Jugendwerk<br />
Württemberg<br />
Aktion „Come in Contract“ der Schülerinnenarbeit im Evangelischen Jugendwerk<br />
Württemberg im Juni 08 in Weil der Stadt.<br />
Zu Besuch waren die Abgeordneten Sabine Kurtz CDU, Birgit Kipfer SPD, Dr. Bernd Murschel<br />
Grüne und Heiderose Berroth FDP.<br />
[<br />
schwerpunkt<br />
Sehr engagiert!<br />
Welche Eindrücke hatten Sie von den Besuchen?<br />
Die Jugendlichen in den Jugendverbänden<br />
[<br />
waren<br />
alle sehr engagiert; wir hatten gute,<br />
manchmal auch kontroverse Diskussionen,<br />
von denen hoffentlich beide Seiten profi tieren<br />
konnten.<br />
Wie wurden Sie durch den Besuch „jugendpolitisch“<br />
sensibilisiert?<br />
Für mich war es ganz wichtig zu erfahren, welche<br />
große Stellung Jugendverbandsarbeit für<br />
die Jugendlichen hat und dass es notwendig<br />
ist, Jugendverbandsarbeit weiter zu entwikkeln.<br />
Was hat die Aktion Ihnen gebracht?<br />
Es hat mir großen Spaß gemacht, mit den Jugendlichen<br />
zu diskutieren und dadurch die<br />
Dinge nochmals aus einem anderen Blickwinkel<br />
zu sehen. Ich habe wieder einmal erfahren,<br />
wie vielfältig Jugendverbandsarbeit ist.<br />
Wären Sie gerne nochmals 16?<br />
Mit der Lebenserfahrung, die ich heute habe,<br />
wäre ich gerne nochmal 16.<br />
Katrin Altpeter MdL, SPD, Wahlkreis Waiblingen<br />
Juni 08: Teilnahme am Jungenschaftstag der<br />
Evang. Jugendwerk Württemberg in Weinstadt-Beutelsbach<br />
Oktober 08: Referat zum demografi schen<br />
Wandel beim JugendleiterInnenkurs der<br />
Deutschen Lebensrettungsgesellschaft<br />
(DLRG) Württemberg in Althütte<br />
November 08: Diskussionsteilnehmerin bei<br />
einem Abend des Kath. Jugendreferates<br />
Rems-Murr zum Thema GEH WÄHLEN - Kampagne<br />
zu den Kommunalwahlen 2009<br />
[<br />
[ 17 ]
[<br />
Mitwirkende Verbände<br />
Christoph Bayer Mdl, SPD löst kniffl ige<br />
Aufgaben beim Action-Day des Jugendrotkreuzes<br />
in Müllheim.<br />
Dr. Frank Mentrup MdL, SPD und Volker<br />
Schebesta MdL, CDU diskutierten mit<br />
der Evang. Jugend in Baden über Bildungspolitik.<br />
BDKJ-Kinderfreizeit auf Schloss Einsiedel<br />
mit dem Besuch von MdL Ilka Neuenhaus,<br />
Grüne.<br />
Michael Theurer MdL, FDP besuchte<br />
das Lagerküchenseminar beim Ring<br />
Deutscher Pfadfi nderInnenverbände.<br />
[ 18 ]<br />
Adventjugend Baden-Württemberg<br />
Arbeiter-Samariter-Jugend Baden-Württemberg<br />
Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Baden und Württemberg<br />
� Evangelische Jugend in Baden<br />
� Evangelische Jugend in Württemberg<br />
o Schülerinnen- und Schülerarbeit des Evang. Jugendwerks Württ. (ejw)<br />
unter Verantwortung der Experimentellen Bildungsräume<br />
o Evang. Jugendwerk Böblingen<br />
� Evang. Kinder- und Jugendbüro Rastatt<br />
� Bezirksvertretung der Evang. Jugend im Kirchenbezirk Emmendingen<br />
o Evang. Kirchengemeinde Leonberg-Blosenberg<br />
� CVJM-Pfadfinderinnen Lauffen<br />
� CVJM Massenbach und Massenbachhausen<br />
� CVJM Ludwigsburg<br />
Arbeitsgemeinschaften der Stadt- und Kreisjugendringe Baden-Württemberg<br />
Bund der Deutschen Katholischen Jugend<br />
� BDKJ Freiburg<br />
� BDKJ Rottenburg-Stuttgart<br />
� BDKJ Friedrichshafen<br />
� BDKJ Böblingen<br />
� BDKJ Friedrichshafen<br />
o Katholisches Jugendbüro Dekanat Breisach-Neuenburg<br />
o Kath. Jugendreferat Rems-Murr<br />
� Dekanat Endingen-Waldkirch<br />
� Dekanat Friedrichshafen<br />
� Kath. Jugendhaus Karlsruhe<br />
� Katholische Studierende Jugend (KSJ)<br />
� Katholische Junge Gemeinde (KJG)<br />
� KJG Rastatt<br />
� KJG Böblingen<br />
� Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG)<br />
� DPSG Frommern<br />
� DPSG Ehingen<br />
Die Deutsche Jugendkraft (DJK)<br />
BUND-Jugend Baden-Württemberg<br />
Deutsche Wanderjugend Baden-Württemberg<br />
� Jugend des schwäbischen Albvereins<br />
Jugend des deutschen Alpenvereins Baden-Württemberg<br />
Jugend der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Baden-Württemberg<br />
� DLRG Württemberg<br />
Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg<br />
Jugendrotkreuz Baden-Württemberg<br />
� Jugendrotkreuz Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck<br />
� Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Müllheim e.V.<br />
o DRK-Ortsverein Heitersheim<br />
Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt Baden-Württemberg<br />
� offener Jugendtreff<br />
Naturfreundejugend Baden-Württemberg<br />
� Naturfreundejugend Württemberg<br />
� Naturfreundejugend Baden<br />
Naturschutzjugend Baden-Württemberg<br />
Ring deutscher Pfadfinderverbände Baden-Württemberg<br />
� Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) Stamm Grenzland<br />
Trachtenjugend Baden-Württemberg
Tops und Flops<br />
Eindrücke und Resümee zur<br />
[<br />
Kampagne,<br />
sammelte Udo Wenzl bei Delegierten der<br />
Mitgliedsorganisationen in der Vollversammlung.<br />
In der Kampagne „Entdekke<br />
was geht – Jugendarbeit<br />
trifft Politik“ haben<br />
wir versucht, eine/n PolitikerIn<br />
zu fi nden, der uns<br />
auf einer unserer Maßnahmen<br />
begleitet, um einen<br />
Einblick in unsere Jugendarbeit<br />
zu erhalten. Leider mussten wir<br />
feststellen, dass das Interesse der PolitikerInnen<br />
im praktischen Bereich eher gering ausfi<br />
e l .<br />
Das mag daran liegen, dass auch PolitikerInnen<br />
nur 24 Stunden pro Tag zur Verfügung haben,<br />
denn die Resonanz für die Teilnahme an<br />
einer Sitzung unserer Landes-Kinder- und Jugendleitung<br />
fi el durchaus positiv aus.<br />
Während der zwei Stunden, in denen uns unser<br />
Politiker Gesellschaft leistete, zeigt er sich interessiert<br />
und beteiligte sich konstruktiv an<br />
den stattfi ndenden Diskussionen.<br />
Insgesamt sehen wir das Projekt als Erfolg an,<br />
allerdings hätten wir uns gefreut, wenn das Interesse<br />
an unseren praktischen Tätigkeiten<br />
größer gewesen wäre, denn Jugendarbeit fi ndet<br />
nicht in Gremien statt.<br />
Thomas Schwarzwälder, Mitglied der Landes-<br />
Kinder- und Jugendleitung der Naturfreundejugend<br />
Die <strong>Landesjugendring</strong>-<br />
Kampagne „Entdecke was<br />
geht“ war für unsere eigene<br />
Kampagne „Deine<br />
Stärken.DeinZukunft.Ohne<br />
Druck“ von großer Bedeutung.<br />
So konnten wir<br />
von Kindern und Jugendlichen formulierte<br />
Wünsche und Forderungen direkt an politische<br />
EntscheidungsträgerInnen bringen.<br />
Andrea Vent, Bildungsreferentin des Jugendrotkreuzes<br />
Baden-Württemberg<br />
Der Abgeordnete Frank<br />
Mentrup stellte bei unserer<br />
Versammlung seine<br />
Sicht zu unserem Schwerpunktthema„Sinus-Milieu-Studie<br />
U27“ dar. Der<br />
Austausch war für beide<br />
Seiten ein großer Gewinn und neben den sachlichen<br />
Inhalten wurde durch diese Aktion auch<br />
der Landtag in Person von Frank Mentrup für<br />
die Delegierten persönlich greifbar.<br />
Nicolas Alt, Vorsitzender des Stadtjugendrings<br />
(SJR) Mannheim<br />
„Entdecke was geht“ hat<br />
mich in mehrfacher Hinsicht<br />
deutlich überrascht.<br />
Wir hatten bei mehreren<br />
Veranstaltungen sehr interessierte<br />
Gäste, die<br />
sich engagiert ins Programm<br />
einbrachten. Bei meiner eigenen Freizeit<br />
hätten wir, von der Anzahl der Anfragen<br />
der Abgeordneten, mehr als die Hälfte der Freizeit<br />
im Rahmen der Kampagne gestalten können.<br />
Vielen Dank an Edith Sitzmann für den tollen<br />
Tag, für ihre Gesprächsbereitschaft, ihr Interesse<br />
an unserer Arbeit und den netten Kontakt<br />
vor der Freizeit.<br />
Mirco Bormuth, Vorstand und Freizeitleiter in<br />
der Naturschutzjugend (NAJU)<br />
aus jugendsicht<br />
[<br />
Wir fi nden es gut,<br />
dass die Kampagne<br />
„Entdecke<br />
was geht“ von<br />
Seiten der PolitikerInnen<br />
so zahlreichangenommen<br />
wurde, zeigt dies doch, dass die Begegnung<br />
von Jugendlichen und PolitikerInnen keine<br />
Einbahnstraße ist.<br />
Der Einblick in die verbandliche Jugendarbeit<br />
hilft den PolitikerInnen sicherlich, die Interessen<br />
von jungen Menschen besser zu vertreten.<br />
Tanja Leicht und Manuela Berger, Bund der<br />
Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)<br />
[ 19 ]
Sieben Jahre<br />
<strong>Landesjugendring</strong><br />
[[<br />
Bye Bye Berthold<br />
Von einem lachenden<br />
und einem weinenden<br />
Auge ist bei Gelegenheiten<br />
wie diesen<br />
häufig die Rede und<br />
auch hier stimmt das<br />
Bild: Wir freuen uns,<br />
dass Berthold Frieß<br />
mit der Landesgeschäftsführung<br />
des<br />
Bundes Umwelt- und Naturschutz Deutschland<br />
in Baden-Württemberg ein spannendes, neues<br />
Betätigungsfeld gefunden hat. Und gleichzeitig<br />
sind wir als <strong>Landesjugendring</strong> Baden-<br />
Württemberg traurig, einen profilierten, umsichtigen,<br />
klugen und konstruktiven Vorsitzenden<br />
und sympathischen Mitstreiter zu verlieren.<br />
2001 fing Berthold als Landesreferent für Jugendpolitik<br />
beim Evangelischen Jugendwerk<br />
Württemberg an und wurde kurz darauf Fachvorstand<br />
Finanzen beim <strong>Landesjugendring</strong>. Ab<br />
2003 war er stellvertretender und seit 2005 erster<br />
Vorsitzender des <strong>Landesjugendring</strong>s Baden-Württemberg.<br />
Berthold prägte in den letzten Jahren die Wahrnehmung<br />
des <strong>Landesjugendring</strong>s in der Öffentlichkeit.<br />
Dass er ein Talent dafür hat, aus<br />
Ideen Projektkonzeptionen zu entwickeln und<br />
diese Wirklichkeit werden zu lassen, davon<br />
zeugt die Liste der Kampagnen, Projekte und<br />
Positionierungen, die der Vorstand in dieser<br />
Zeit mitgestaltet hat.<br />
In Gesprächen mit Politik und Verwaltung<br />
konnte Berthold sehr freundlich und ausgleichend<br />
sein und gleichzeitig verbindlich, klar<br />
und pointiert sagen was Sache ist – wenn es<br />
sein musste, auch sehr deutlich und massiv.<br />
Die Postkartenaktion gegen die drohende Kürzung<br />
von Jugenderholungszuschüssen, die Internet-Kampagne<br />
www.echt-schlecht-bw.de<br />
[ 20 ]<br />
gegen die Verschlechterungen bei der Novellierung<br />
des Freistellungsgesetzes und das<br />
„Bündnis für die Jugend“ sind Beispiele für die<br />
engagierte Interessenvertretung in seiner Vorstandszeit.<br />
Berthold ging es in seinem jugendpolitischen<br />
Engagement immer darum, die Möglichkeiten<br />
junger Menschen zu verbessern, sich gesellschaftlich<br />
zu beteiligen und zu engagieren.<br />
Auch in seiner neuen Aufgabe kann er sich für<br />
gute Lebensbedingungen kommender Generationen<br />
einsetzen. Dafür wünschen ihm der Vorstand<br />
und die Geschäftsstelle viel Energie und<br />
Erfolg!<br />
Isabel Hoever<br />
Projekt<br />
t Vierjähriges Landesstiftungsprojekt<br />
„Jugend im WertAll“ zur Werteerziehung<br />
t Verschiedene Projekte im Bereich der<br />
Kooperation von Jugendarbeit und<br />
Schule, zuletzt „Kooperationscoaching“<br />
Kampagnen<br />
t „Wir schicken den Landtag in die Feri-<br />
en!“ – MdLs besuchen Ferien freizeiten<br />
t „Entdecke was geht – Politik trifft Ju-<br />
gendarbeit“ – MdLs besuchen Veranstaltungen<br />
von Verbänden<br />
Positionspapiere<br />
t Bauplan Zukunft – Thema Demo-<br />
graphischer Wandel und seine Auswirkungen<br />
t „Gerecht und demokratisch lernen –<br />
Positionen zur Schulpolitik“<br />
Auch unter 18<br />
2009 wird gewählt<br />
Kommunalwahlen in Baden-Württemberg, Europawahlen<br />
und Bundestagswahlen - 2009<br />
wird gewählt! Diesem Ruf an die Urne folgten<br />
die Wahlberechtigten in der Vergangenheit<br />
recht unterschiedlich: Bei den Europawahlen<br />
2004 beteiligten sich gerade mal 43 Prozent<br />
der Wahlberechtigten in Deutschland, im gleichen<br />
Jahr an den Gemeinderatswahlen 52 Prozent<br />
und an den Kreistagswahlen 53 Prozent.<br />
Die Bundestagswahl war für die WählerInnen<br />
deutlich wichtiger, hier gingen 77,7 Prozent der<br />
Wahlberechtigten im Jahr 2005 zur Wahl.<br />
Jugendliche unter 18 sind noch immer von den<br />
Wahlen ausgeschlossen - trotz des Engagements<br />
des <strong>Landesjugendring</strong>s für ein Wahlalter<br />
14 und im Unterschied zu anderen Ländern.<br />
Trotzdem können sie sich zumindest im Rahmen<br />
von zwei Aktionen der Jugendarbeit im<br />
Wahljahr zu Wort melden.<br />
[[<br />
Jugendwahl U 18!<br />
Zur Bundestagswahl 2009 findet zum zweiten<br />
Mal die Jugendwahl U18 bundesweit statt,<br />
letztes Mal haben sich fast 50.000 Kinder und<br />
Jugendliche beteiligt. U18 ist das Pendant zur<br />
Bundestagswahl. Bis zu neun Tage vor der echten<br />
Wahl dürfen bundesweit alle Kinder und<br />
Jugendlichen unter 18 Jahren ihre Stimme abgeben<br />
und zwar unter nur leicht veränderten<br />
Bedingungen. U18 steht für die Ernsthaftigkeit<br />
im Umgang mit den Bundestagswahlen und<br />
der kreativen und jugendgemäßen Heranführung<br />
an politische Inhalte, Parteien und das<br />
Wahlverfahren. Auf der örtlichen Ebene bedeutet<br />
dies: Konkrete Angebote, Projekte und<br />
Maßnahmen der politischen Bildung im Bereich<br />
der Jugendhäuser, Jugendverbände und
Schulen. Darüber hinaus werden Kenntnisse<br />
über Wahlen vermittelt und Diskussionen zu<br />
den politischen Inhalten der Parteien geführt.<br />
Dies wird von den Engagierten der örtlichen<br />
Wahllokale geleistet. Jugendliche können dann<br />
in ihren Wahllokalen wählen gehen. Gemeinsam<br />
mit der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten<br />
Baden-Württemberg (AGJF) koordiniert<br />
der <strong>Landesjugendring</strong> U 18 in Baden-<br />
Württemberg. www.u18.org<br />
Kommunalwahl online<br />
Ein „Online Voting“ im Jugendnetz Baden-<br />
Württemberg hat das „Aktionsbündnis Kommunalwahlen“<br />
entwickelt, in dem der <strong>Landesjugendring</strong><br />
mitarbeitet. Menschen zwischen 14<br />
und 18 Jahre können ihre Einschätzung zur Situation<br />
in ihrer Gemeinde abgeben: Wie sieht<br />
es mit Busverbindungen, Freizeitangeboten,<br />
Treffpunkten, Ausbildungsplätzen oder an der<br />
Schule aus? Nimmt die Politik im Ort Jugendliche<br />
ernst? Die Ergebnisse können eine Grundlage<br />
für Diskussionsveranstaltungen, Jugendhearingsund<br />
ähnliches mit den KandidatInnen<br />
sein.<br />
www.deinestimme.jugendnetz.de<br />
Ansprechpartner für Aktionen im Wahljahr:<br />
wenzl@ljrbw.de<br />
Die Wahltermine 2009<br />
Kommunalwahl: 07. Juni 2009<br />
Europawahlen: 07. Juni 2009<br />
Bundestagswahl: 27. September 2009<br />
[Gesichter des LJR<br />
t<br />
t<br />
t<br />
t<br />
t<br />
t<br />
Kerstin<br />
Sommer<br />
ljr-intern<br />
Jahrgang: 1971<br />
Wohnort: Mannheim<br />
Beruf: Landesjugendreferentin bei der Ev.<br />
Jugend Baden<br />
Ausbildung: Politologin und Historikerin<br />
Funktionen beim LJR<br />
2005 - 2008: Fachvorstand Kommission Bildung<br />
Seit Nov. 2008: Stellvertretende Vorsitzende<br />
Nach vier Jahren als Fachvorstand Bildung hast Du nun zur stellvertretenden Vor-<br />
sitzenden kandidiert – was hat Dich dazu bewogen?<br />
Neue Herausforderungen und das Bewusstsein eines großen Verbandes, auch in<br />
Engzeiten dem <strong>Landesjugendring</strong> zur Seite zu stehen.<br />
Was wird sich für Dich als Mitglied des geschäftsführenden Vorstands nun sicher<br />
im Unterschied zu vorher ändern?<br />
Ich werde nun noch mehr Tage als Badnerin in Stuttgart verbringen müssen . : )<br />
Was ändert sich bestimmt nicht?<br />
Mein Interesse für den Bereich Bildung und Schule und die Lust, Jugendpolitik zu<br />
betreiben.<br />
Worauf hast Du in der neuen Aufgabe richtig Lust?<br />
Notwendige Veränderungen voranzutreiben und das mit Hilfe von ganz Vielen!<br />
Wovor graut Dir?<br />
Keinen Platz im ICE zu bekommen, wenn ich nach Stuttgart pendle.<br />
Bitte vervollständige diesen Satz: An der Zusammensetzung des GV merkt man,...<br />
dass das Thema Gender im LJR für die Frauen im Moment eigentlich mal ein positives<br />
Thema ist und wir die Beteiligung von Männern in den Blick nehmen müssen.<br />
[ 21 ]
[<br />
rezension<br />
Bildungsgewinne durch Engagement<br />
belegt eine neue empirische Studie.<br />
„Karrierekick<br />
Jugendarbeit<br />
ist Bildung,<br />
keine Frage.<br />
Doch häufi g<br />
verschwinden<br />
die Bildungserfolge<br />
der<br />
Jugendarbeit<br />
im Niemandsland<br />
der Aufmerksamkeit,<br />
wie sie im alltäglichen Miteinander von jungen<br />
Menschen quasi Nebenher erworben werden.<br />
Einer neue Studie gelingt es jetzt, Bildungsgewinne<br />
durch die Jugendarbeit detailliert zu beschreiben<br />
und zu belegen. In Verbänden und<br />
Initiativen ebenso wie in der politischen Interessenvertretung<br />
übernehmen Jugendliche freiwillig<br />
Verantwortung. Sie wachsen dabei aus<br />
der Teilnahme langsam ins Engagement hinein.<br />
Freiwillig engagierte junge Menschen erwerben<br />
durch diese Verantwortungsübernahme<br />
viele Kompetenzen, die in diesem Alter an<br />
keinem anderen Ort gelernt werden können.<br />
Sie sind auch in ihrem späteren Leben insgesamt<br />
zufriedener und erreichen höhere Berufsabschlüsse<br />
als Nicht-Engagierte. Allerdings<br />
kompensieren diese Lernmöglichkeiten soziale<br />
Ungleichheit nicht, sondern verstärken sie<br />
tendenziell sogar, weil sich überwiegend besser<br />
gestellte Jugendliche engagieren.<br />
Die Studie untersucht, welche Heranwachsenden<br />
sich in Verbänden, Initiativen und politischen<br />
Interessenvertretungen engagieren,<br />
[ 22 ]<br />
Jugendarbeit“<br />
Eva Lang<br />
[<br />
welche Lernprozesse dabei ablaufen und welche<br />
Kompetenzen erworben werden.<br />
Die AutorInnen stellen fest, dass im freiwilligen<br />
Engagement insbesondere symbolischsprachliche<br />
(kulturelle) Kompetenzen wie Organisieren,<br />
Gremienarbeit und rhetorische Fähigkeiten<br />
sowie soziale Kompetenzen wie<br />
Teamarbeit, Leitungskompetenz und pädagogische<br />
Fähigkeiten erworben werden. Insbesondere<br />
für demokratische Kompetenzen ist<br />
freiwilliges Engagement ein nahezu exklusiver<br />
Lernort.<br />
Die Studie unterscheidet verschiedene Engagementtypen:<br />
den „Organisator“ (44 Prozent),<br />
die „Gruppenleiterin“ (25 Prozent), den „Funktionär“<br />
(14 Prozent) und die „praktische Helferin“<br />
(15 Prozent). Junge Frauen und Männer<br />
sind dabei annähernd gleich vertreten. Die Engagierten<br />
erwerben neue Kompetenzen oder<br />
bauen die aus, die sie bereits haben. Die Freiwilligkeit<br />
der Verantwortungsübernahme ist<br />
eine wesentliche Voraussetzung für den Kompetenzerwerb.<br />
Das lesenswerte Buch enthält Empfehlungen<br />
für Praxis, Politik und Wissenschaft, die Anstöße<br />
für eigene Handlungsoptionen geben. Klar<br />
ist, welche Empfehlung sich als erstes ergibt:<br />
Engagement- und bildungsfernen jungen Menschen<br />
muss verstärkt der Zugang zum freiwilligen<br />
Engagement eröffnet werden, ohne die<br />
aktuellen Zielgruppen zu vernachlässigen.<br />
Eva Lang<br />
Geschäftsführerin Politik und Personal des LJR<br />
Kompetenzerwerb im freiwilligen<br />
Engagement<br />
Eine empirische Studie zum informellen<br />
Lernen im Jugendalter. Wiesbaden 2008<br />
Inhalt<br />
Freiwilliges Engagement ist für Jugendliche<br />
ein wichtiges gesellschaftliches Lernfeld.<br />
Basierend auf qualitativen Interviews<br />
und einer bundesweiten Erhebung<br />
wird gezeigt, dass Heranwachsende hier<br />
nachhaltige und exklusive Lernerfahrungen<br />
machen können. In ihrer Jugend engagierte<br />
Erwachsene verfügen über mehr<br />
Kompetenzen, sind stärker politisch interessiert,<br />
gesellschaftlich engagiert und<br />
auch berufl ich erfolgreicher als die Vergleichsgruppe<br />
der früher Nicht-Engagierten.<br />
AutorInnen<br />
Wiebken Düx, Dipl.-Päd.Forschungsverbund<br />
DJI/Technische Universität; Dr.Gerald<br />
Prein, Deutsches Jugendinstitut (DJI)<br />
München; Erich Sass, Soziologe M.A.<br />
Universität Dortmund; Prof. Dr. Claus J.<br />
Tully, DJI, FU Berlin und FU Bozen<br />
[info
www.ejw-buch.de<br />
Tipps<br />
aus dem<br />
Berthold Frieß,<br />
Wolfgang Ilg<br />
Evangelische Jugendarbeit<br />
in Zahlen<br />
152 Seiten, kartoniert<br />
14,95 €<br />
21,6 Prozent aller evangelischen Kinder<br />
und Jugendlichen in Württemberg<br />
nehmen regelmäßig an einer Gruppe<br />
des ejw teil. Das ejw hat diese Daten<br />
mit seiner Statistik 2007 erstmals auf<br />
wissenschaftlicher Grundlage erhoben.<br />
Dieses Buch stellt die Zahlen sowie<br />
die Methodik der Erhebung vor.<br />
Beiträge von Fachleuten aus Jugendarbeits-Praxis,<br />
Jugendverbänden, Kirche<br />
und Wissenschaft geben Impulse zum<br />
Weiterdenken.<br />
Bestellung:<br />
Bestellabschnitt abtrennen und faxen an<br />
07 11 / 97 81 - 413 oder per Post einsenden.<br />
Telefonisch bestellen: 07 11 / 97 81 - 410.<br />
Bestellen Sie im Internet: www.ejw-buch.de.<br />
Evangelische Jugendarbeit<br />
in Zahlen<br />
Aktivgruppen<br />
Das TRAINEE-Programm<br />
Katalog Jugendarbeit<br />
(kostenlos)<br />
E-Mail-Newsletter<br />
Reinhold Krebs,<br />
Burkhard vom Schemm<br />
Aktivgruppen<br />
Jugendliche entfalten Talente<br />
und entdecken den Glauben<br />
368 Seiten, kartoniert, mit CD-ROM<br />
19,90 €<br />
Aktivgruppen sind handlungsorientiert<br />
und bieten spannende Herausforderungen.<br />
In Aktivgruppen können Jugendliche<br />
sich ausprobieren, ihre Talente<br />
entfalten und Glauben entdecken. Gruppenleitende<br />
sind bei diesem Ansatz<br />
Mentor. Verschiedene Aktivgruppen<br />
werden ausführlich beschrieben und 15<br />
Projektideen vorgestellt.<br />
Mit einer CD-ROM mit Vorlagen, Powerpoint-Präsentationen,<br />
Videos und Fotos.<br />
Wir sind die Buchhandlung und<br />
der Verlag des ejw – Evangelisches<br />
Jugendwerk in Württemberg.<br />
Als Fachbuchhandlung für Jugend-<br />
und Gruppenarbeit sind wir spezialisiert<br />
auf alle Bereiche der Jugendarbeit.<br />
Wir sind für Sie da<br />
– in unserem Ladengeschäft,<br />
– als Versandbuchhandlung,<br />
– am Telefon oder<br />
– in unserem Web-Shop.<br />
Posaunenchor<br />
Name / Vorname<br />
Straße / Hausnummer<br />
PLZ / Ort<br />
Tel. für Rückfragen<br />
E-Mail<br />
WER IST buch+musik?<br />
✃<br />
Götz Kanzleiter,<br />
Reinhold Krebs<br />
Das TRAINEE-Programm<br />
Kompetenzen trainieren,<br />
Jugendliche gewinnen,<br />
Engagement fördern<br />
320 Seiten, kartoniert, mit CD-ROM<br />
19,90 €<br />
Ein erlebnisorientiertes Kursprogramm<br />
für Jugendliche ab 15 Jahren. Soziale<br />
Kompetenz wird vermittelt, Persönlichkeit<br />
und Gaben entwickelt. Ideal nach der<br />
Konfi rmation, als Förderung von Nachwuchsmitarbeitenden<br />
oder im Rahmen<br />
von Schule und Jugendarbeit.<br />
Mit ausgearbeiteten Seminareinheiten,<br />
Bausteine und Ideen für Praxisprojekte.<br />
Als Verlag des Evangelischen Jugendwerks<br />
verlegen wir Bücher und Arbeitshilfen<br />
aus der Praxis für die Praxis. Wir<br />
verlegen auch die beiden Zeitschriften<br />
„Jungscharleiter“ – für die Arbeit mit<br />
Kindern – und „der Steigbügel“ – für die<br />
Arbeit mit Jugendlichen.<br />
Wir arbeiten zweck- und zielorientiert für<br />
die Evangelische Jugendarbeit in Württemberg.<br />
Mit jedem Einkauf unterstützen<br />
Sie diese Arbeit.<br />
ejw-service gmbh<br />
Haeberlinstraße 1–3<br />
70563 Stuttgart-Vaihingen<br />
Tel.: 07 11 / 97 81 - 410<br />
Fax: 07 11 / 97 81 - 413<br />
buchhandlung@ejw-buch.de<br />
www.ejw-buch.de<br />
– In allen Preisen ist die Mehrwertsteuer<br />
enthalten.<br />
– Preisänderungen vorbehalten. Stand der<br />
Preisangaben: November 2008.