12.07.2015 Aufrufe

Das Geschäftsmodell-Konzept und die doppelte Innovationsfunktion

Das Geschäftsmodell-Konzept und die doppelte Innovationsfunktion

Das Geschäftsmodell-Konzept und die doppelte Innovationsfunktion

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Das</strong> Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>doppelte</strong> <strong>Innovationsfunktion</strong>Instrument, <strong>die</strong> eigene Geschäftslogik patentieren zu lassen. Zuletzt ermöglichtdas Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong>, Innovationen zu stärken, voranzutreibensowie <strong>die</strong> Reaktionsfähigkeit einer Unternehmung zu verbessern.„A business model is a conceptual tool that contains a set of elements and theirrelationships and allows expressing the business logic of a specific firm. It is a descriptionof the value a company offers to one or several segments of customers andof the architecture of the firm and its network of partners for creating marketing,and delivering this value and relationship capital, to generate profitable and sustainablerevenue streams.“Osterwalder et. al., 2005<strong>Das</strong> Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong> als WegbereiterInnovationen stellen in <strong>die</strong>sem Zusammenhang eine Unternehmen ständig anhaftende,aber auch bedrohende Herausforderung dar: Die Innovationsbereitschaftmuss in Unternehmen ständig vorhanden sein, um im angedeuteten schnellenWandel der Zeit wichtige Trends nicht zu verpassen. Innovationen jeglicher Art müssenin Unternehmen bewusst angestoßen werden. Dazu müssen bewusst solcheRahmenbedingungen geschaffen werden, <strong>die</strong> Innovationen begünstigen.Im Schrifttum herrscht <strong>die</strong>sbezüglich Einigkeit, dass <strong>die</strong>ser verbindendenFunktion mittlerweile der Begriff Innovationsmanagement zugedacht wird.Innovationsmanagement beschreibt damit alle notwendigen Aktivitäten, Prozesse<strong>und</strong> Ressourcen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Rahmenbedingungen schaffen. Russo betont in <strong>die</strong>semZusammenhang <strong>die</strong> immer kürzer werden Technologiezyklen sowie <strong>die</strong> sichimmer schneller verändernden K<strong>und</strong>enbedürfnisse <strong>und</strong> plä<strong>die</strong>rt für eine stärkereIntegration der Unternehmensfunktionen Marketing <strong>und</strong> Innovation (Russo2008:67-77).Geschäftsmodell-Innovationen sindVoraussetzungen fürInnovationen.Unternehmen sind aufgr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Entwicklungen immer stärker dem Druck ausgesetzt,neue Produkte bzw. Dienstleistungen in immer kürzeren Zeitabständenin den Markt einzuführen. Der Produktentwicklung entlehnt, spricht Russovom „Simultaneous Innovation“, wenn er meint, dass ein zunehmender Trendzur zeitlichen Überlappung der Innovationsentwicklung <strong>und</strong> Markteinführungbzw. Marktansprache entsteht. In der Literatur existieren jedoch wenige integrativeProzess- sowie Erfolgsmodelle im Innovationsmanagement, <strong>die</strong> auchInnovationsvermarktung berücksichtigen. Damit entstehen ein Bedarf <strong>und</strong> eineNotwendigkeit, von der reinen Innovationsentwicklung, hin zu integrativen marktbzw.k<strong>und</strong>ennahen Ansätzen zu gelangen.In <strong>die</strong>sem Zusammenhang des Bedarfes von integrativen <strong>Konzept</strong>en desInnovationsmanagements wird an anderen Stellen nebst den eben genanntenQuellen von Innovationen auch das Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong> genannt. Dabei zähltim Schrifttum <strong>die</strong> Innovationsfähigkeit in den Geschäftsmodellen als entscheidende19


Prof. Reinhold König, Alexander BuddrickBedeutung für etablierte Unternehmen, wie auch Unternehmensgründungen zu denwesentlichen Überlebensdeterminanten.Geschäftsmodell-Innovation gilt heute als besondere Herausforderung für <strong>die</strong>Unternehmensführung, sowie Wissenschaft. Bucherer zufolge kristallisiert sich dasThema Geschäftsmodellinnovation als eigenständiges Themenfeld im Bereich desInnovationsmanagements heraus (Bucherer 2010:10).Abb. 2: Funktionen des GeschäftsmodellsKampf der GeschäftsmodelleWettbewerbsvorteiledurch Geschäftsmodelle.Die Vergegenwärtigung der Bedeutung von Innovation hinsichtlich desGeschäftsmodells ist der Tatsache <strong>und</strong> logischen Schlussfolgerung geschuldet,dass bspw. eine konkrete Änderung der Produktarchitektur anderen K<strong>und</strong>ennutzenzur Folge hätte <strong>und</strong> damit ein anderes, neues K<strong>und</strong>ensegment be<strong>die</strong>nt. DieseÄnderungen bewirken Änderungen im Geschäftsmodell eines Unternehmens.Nicht <strong>die</strong> alleinige Existenz <strong>und</strong> Innovation von Produkten bzw. Technologien (sieheAnalysen von Henderson/Clark sowie Wettengl) befähigen daher Unternehmenzur Innovation. Ebenso versteht Morris Innovation heute nicht mehr als alleinigesThema einer Technologie oder Dienstleistung an sich. Innovation muss sichim ganzen Bild verständlich erweisen, das durch das Geschäftsmodell erreicht20


<strong>Das</strong> Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>doppelte</strong> <strong>Innovationsfunktion</strong>wird (Morris 2003:7-21). Morris sieht heute gar einen Wettbewerb <strong>und</strong> „Kampf“der Geschäftsmodelle, deren Entwicklung für Unternehmen ebenso zu einerKernkompetenz geworden ist:„Business model warfare characterizes the process of winning and losing thatmarks the creatively destructive marketplace, enables us to define a set of principlesand skills that will enable managers to be effective at this game. No, it’s not anew game however. This is the way business has always been; and for just as long,managers have been falling into the trap of focusing too much on today and notenough on tomorrow.“(Morris 2003:20)In <strong>die</strong>sem Zitat wird deutlich, dass <strong>die</strong> Innovationsfähigkeit im Hinblick aufGeschäftsmodelle insbesondere zukunftsorientiert <strong>und</strong> damit absolut zwingendfür Unternehmen geworden ist. Morris bezieht sich in seinen Untersuchungenauch auf Schumpeter <strong>und</strong> dessen Begriff der „creative destruction“: Es benötigtein Veränderungsmanagement in Unternehmen von ganzheitlicher Systematik.Neben Morris erkennen auch einige andere Autoren <strong>die</strong> unternehmensübergreifendeIgnoranz des Schumpeter‘schen Rates in der Tatsache, dass vieleUnternehmen sich so verhalten, als seien <strong>die</strong> Märkte stabil. Diese Tatsachedrückt sich infolgedessen insbesondere in der Statik <strong>und</strong> Nichtbeachtung derGeschäftsmodellweiterentwicklung aus. Diese Erkenntnis betrifft dabei etablierteUnternehmen, wie auch Start-ups, deren bisheriges Vorgehen meist nicht denAnsprüchen an <strong>die</strong> veränderte Umwelt genügt. Gerade über Geschäftsmodell-Innovationen können äußerst nachhaltige Wettbewerbsvorteile gewonnen werden(Teece 2010:179-181).Über Geschäftsmodell-Innovationenkönnen nachhaltigeWettbewerbsvorteilegewonnen werden.<strong>Das</strong> Geschäftsmodell als eigenständige InnovationsdimensionMit der Erkenntnis, dass Geschäftsmodelle eine eigene Innovationsdimension darstellen,vertritt Morris <strong>die</strong> Position, dass ein übergreifendes Innovationsrahmenwerknotwendig wird, das auch <strong>die</strong> Geschäftsmodell-Innovation berücksichtigt (Morris2003:7-21). Morris führt <strong>die</strong>sen Bedarf auf den so genannten Innovationskreis zurück:Innovationen im eigenen Unternehmen verursachen Veränderungen am Markt, <strong>die</strong>wiederum Einfluss auf Innovationen im eigenen (wie auch in fremden) Unternehmenbewirken. Dieser Zyklus bedarf eines konkreten Managementkonzepts, denn nichtnur einzelne Innovationsfaktoren, wie <strong>die</strong> Technologie eines Unternehmens, können<strong>die</strong> Antwort auf veränderte Marktgegebenheiten darstellen, sondern Innovation inTechnologien verursachen auch Veränderungen bspw. in der K<strong>und</strong>enansprache.Und damit wird <strong>die</strong> ganze Unternehmenslogik in <strong>die</strong>sen Zyklus einbezogen. Als erklärendesBeispiel hierfür können Smartphone-Technologien betrachtet werden,deren Existenz Mobilfunkunternehmen dazu gezwungen hat, ihre Angebote, Preisesowie <strong>die</strong> Kommunikation mit dem K<strong>und</strong>en ganz neu auf <strong>die</strong>se Geräte abzustimmen.Innovationen in irgendeiner Dimension haben demnach immer Auswirkungenauf das ganze System.Innovationenkulminieren imGeschäftsmodell.21


<strong>Das</strong> Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>doppelte</strong> <strong>Innovationsfunktion</strong>stellenweise <strong>die</strong> Ansicht vertreten, dass <strong>die</strong> entstehende „strategic dissonance“auch als Frühwarnindikator für eine bevorstehende Unternehmens- odergar Branchentransformation gesehen werden kann (vgl. Burgelmann/Grove inZollenkoop 2006:131-140). Abgeleitet auf einzelne Unternehmen zeigen solcheDiskrepanzen <strong>die</strong> Notwendigkeit einer Überprüfung des Geschäftsmodells auf.Etablierte Unternehmen haben in der Regel wenig Spielraum für emergente Strategie-Innovationen <strong>und</strong> halten sich länger an <strong>die</strong> bestehenden <strong>und</strong> bekannten <strong>Konzept</strong>eder präskriptiven Strategieentwicklung, ob der offensichtlichen Notwendigkeitneuer Entwicklungskonzepte. Tiefe Hierarchiestrukturierungen, aber auch fehlendeKompetenz, Prozesse <strong>und</strong> Methoden für solche neuen Entwicklungskonzeptestellen einige der Hindernisse dabei dar. Dieser Sachverhalt bewirkt schlussendlicheine Lähmung der Organisation, sich neuen Gegebenheiten <strong>und</strong> Paradigmenanzupassen. Im schlimmsten Fall droht der wirtschaftliche Kollaps.Solche Unternehmen, <strong>die</strong> Flexibilität <strong>und</strong> konzeptionelle Fähigkeit besitzen, aufVeränderungen im Geschäftsmodell zu reagieren, besitzen eine deutlich höhereErfolgswahrscheinlichkeit. <strong>Das</strong> konzeptualisierte Management-Instrument„Geschäftsmodell“ bietet sich hier als ideales ganzheitliches Instrument an.Iteratives Lernen <strong>und</strong> experimentelle Entwicklungsansätze helfen dabei, schneller<strong>die</strong> gesamte strategische Ausrichtung zu korrigieren oder gr<strong>und</strong>sätzlich neu zu innovieren(Hougaard 2005:222-223).FazitUnternehmen müssen <strong>die</strong> Handlungsfähigkeit in <strong>die</strong>sen Zeiten der Disruption <strong>und</strong>des schnellen Wandels zurückgewinnen, als aktiver Player wieder nachhaltig innovationsfähigwerden. Alte <strong>Konzept</strong>e zur Unternehmensentwicklung müssen aufden Prüfstand gestellt werden. Es bleibt dabei: Innovationen sind Ursache <strong>und</strong>Treiber <strong>die</strong>ser Zeit <strong>und</strong> verursachen ständige Veränderung im Wettbewerbsumfeld.Gerade deswegen ist es notwendig, das eigene Geschäftsmodell bewusst inden Fokus zu stellen <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses unter Anwendung iterativer, experimentellerVorgehensmethoden zu gestalten, falls notwendig. So wie das Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong> für Unternehmensgründungen einen wichtigen, wenn nicht sogar zentralenErfolgsfaktor darstellt, müssen etablierte Unternehmen in <strong>die</strong>ser neuenWettkampfarena dezi<strong>die</strong>rte Management-Kompetenz aufbauen. Geschäftsmodell-Innovation geschieht nicht „nebenbei“. <strong>Das</strong> Geschäftsmodell eines Unternehmensist einzigartig <strong>und</strong> muss deswegen in sich stimmig, getestet <strong>und</strong> Schritt für Schrittweiterentwickelt werden. Es reicht nicht mehr aus, technologische Innovationenzu erarbeiten, ohne parallel ein innovatives Geschäftsmodell zu entwickeln, das<strong>die</strong>se technologische Innovation trägt. Und gerade im neuen Strategieparadigmader Emergenz eignet sich das Geschäftsmodell-<strong>Konzept</strong> als geeignete Arbeits- <strong>und</strong>Management-Gr<strong>und</strong>lage, um ganzheitlich erfolgreich Innovation voranzutreiben.Geschäftsmodell-Innovation geschiehtnicht „nebenbei“.23


Prof. Reinhold König, Alexander BuddrickManagement-Kompetenz „Geschäftsmodellentwicklung“Geschäftsmodell-Innovation benötigtManagement-Unterstützung.Bewusste Geschäftsmodell-Innovation ist möglich <strong>und</strong> überlebensnotwendig. Dochbenötigt es hierzu zuvorderst Management-Unterstützung <strong>und</strong> damit ein durchgängigesunternehmerisches Verhalten unter Anwendung neuer Vorgehensmethodenzur Entwicklung von Geschäftsmodellen.Eine zweitklassige Technologie <strong>und</strong> ein erstklassiges Geschäftsmodell sind erfolgreicher,als eine erstklassige Technologie, <strong>die</strong> zweitklassig umgesetzt wird.QuellenBUCHERER, EVA. “Business model innovation: Guidelines for a structured approach.”Dissertation, St. Gallen, 2010.HOUGAARD, SøREN. The business idea: The early stages of entrepreneurship.Berlin: Springer, 2005.Kollmann, Tobias, ed. Gabler-Kompakt-Lexikon Unternehmensgründung. 2nded. Wiesbaden: Gabler, 2009.Morris, Langdon. “Business Model Warfare: The Strategy of BusinessBreakthroughs.” White Paper, 2003, accessed March 2012.Osterwalder, Alexander, Pigneur, Yves, and Tucci, Christopher L.“Clarifiying Business Models: Origins, Present; and Future of the Concept.”Communication of the Association for Information Systems, no. 15 (2005):1–42, accessed December 2011.Russo, Peter. Von der Idee zum Markt: Wie Sie unternehmerische Chancen erkennen<strong>und</strong> erfolgreich umsetzen. München: Franz Vahlen GmbH, 2008.Teece, David J. “Business Models, Business Strategy and Innovation.” LongRange Planning 43, 2-3 (2010): 172–194.Businessmodelgeneration. “Business Model Canvas” 2012. http://www.businessmodelgeneration.com, accessed September 2012.Zollenkop, Michael. Geschäftsmodellinnovation. 1st ed. Wiesbaden: DeutscherUniv.-Verl, 2006.24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!