12.07.2015 Aufrufe

Der Palast des Kaisers - moytext.ru

Der Palast des Kaisers - moytext.ru

Der Palast des Kaisers - moytext.ru

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

»Ich dachte, Ihr glaubt nicht an Prophezeiungen, Kahlan.«Sie ließ seinen Arm los. »Das tue ich wohl auch nicht. Nichts für ungut.«Cara, die noch etwas Feuerholz suchen wollte, folgte Warren nach draußen.Sich vor dem Kamin aufwärmend, betrachtete Kahlan die auf demSims stehende Figur der Seele. Zedd legte ihr tröstend eine Hand auf dieSchulter.»Was du gerade zu Harold über den Gebrauch <strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong>, über dieVernunft gesagt hast, war sehr klug, Kahlan. Du hattest Recht.«Sie strich mit den Fingern über das schmeichelnd weiche Walnussholzgewandvon Seele. »Das waren auch Richards Worte, als er mir erklärte, ersei sich endlich darüber klar geworden, was er tun müsse. Damals meinteer, der einzige Souverän, dem er sich jemals unterwerfen würde, sei dieVernunft.«»Das hat Richard gesagt? Genau das waren seine Worte?«Kahlan nickte, den Blick noch immer auf Seele gerichtet. »Er erklärtemir, das erste Gesetz der Vernunft besagt: was existiert, existiert; was ist,ist, und auf dieses nicht weiter reduzierbare, unumstößliche Prinzip grün<strong>des</strong>ich alles Wissen. Er meinte, das sei die G<strong>ru</strong>ndlage, von der aus sich einemdas Leben erschließt.Das Denken, erklärte er, biete einem die Möglichkeit, Entscheidungenzu treffen; Wünsche und Launen seien weder Tatsachen noch ein Weg,diesen auf die Spur zu kommen. Vermutlich hat Harold soeben den Beweisgeliefert, wie Recht er damit hatte. Richard sagte, Vernunft sei unsere einzigeMöglichkeit, die Wirklichkeit zu erfassen – und damit unser wichtigstesMittel im Überlebenskampf. Zwar steht es uns frei, uns die Mühe<strong>des</strong> Denkens zu ersparen – und die Vernunft abzulehnen –, doch entgehenwir damit keineswegs der Strafe jenes Abg<strong>ru</strong>nds, den zu sehen wir unsweigern.«Sie lauschte auf das Knacken <strong>des</strong> Feuers zu ihren Füßen, während sieden Blick über die Linien der Figur wandern ließ, die er für sie geschnitzthatte. Als sie von Zedd nichts hörte, sah sie über ihre Schulter. Er starrteunverwandt in die Flammen, während eine Träne über seine Wange rollte.»Was ist denn nur, Zedd?«»<strong>Der</strong> Junge ist ganz von allein darauf gekommen.« Aus der Stimme <strong>des</strong>alten Zauberers sprach die unglückliche Mischung von Verlorenheit undstillem Stolz. »Er hat es begriffen und vollkommen richtig gedeutet, undobendrein hat er es ganz von allein erkannt, indem er es angewendet hat.«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!