<strong>KMU</strong>Urs Fueglistaller, Frank Halter, <strong>Familienunternehmen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>Abbildung 1Def<strong>in</strong>ition von <strong>Familienunternehmen</strong>EKIF EK Fam > 0 then SFE: ( Fam MiAR) + ( Fam MiMB) + ( Fam) ≥ 1EK total MiAR total MiMB totalDabei gilt:EK = EigenkapitalanteilMiMB = Mitglie<strong>der</strong> des ManagementboardSFE = Substantieller Familiene<strong>in</strong>fluss Fam = FamilieMiAR = Mitglie<strong>der</strong> des Aufsichtsrates,resp. Verwaltungsrates2. Bedeutung von<strong>Familienunternehmen</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>Für die Def<strong>in</strong>ition von Unternehmensgrössenwird sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Unionmeistens auf die Mitarbeiterzahl zurückgegriffen[4]. Dabei wird zwischenKle<strong>in</strong>st- (0– 9 Mitarbeiter), Kle<strong>in</strong>-(10–49 Mitarbeiter), Mittel- (50–249)und Grossunternehmen (250 und mehrMitarbeiter) unterschieden. Gemäss<strong>der</strong> Betriebszählung aus dem Jahr 2001gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> 309 228 Unternehmen,was für die Studie dieGrundgesamtheit darstellt (vgl. Abbildung2) [5]. Gesamthaft wurden vonallen Grössenklassen Fragebogen ausgewertet.Von den 1121 auswertbarenFragebogen zählen 31,6% zu denKle<strong>in</strong>stunternehmen. Dies bedeutet,dass diese Unternehmensgrösse verglichenmit <strong>der</strong> Grundgesamtheit relativuntervertreten ist. Im Unterschied dazus<strong>in</strong>d die Kle<strong>in</strong>-, Mittel- und Grossunternehmenrelativ übervertreten,weshalb e<strong>in</strong>e entsprechende Gewichtungdes Samples vorgenommen wordenist.36Aufgrund <strong>der</strong> vorstehend genanntenempirischen Untersuchung kann angenommenwerden, dass 88,14% allerUnternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>Familienunternehmen</strong>s<strong>in</strong>d. Im Vergleich zuStudienergebnissen aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>nmit vergleichbarer Def<strong>in</strong>ition ist<strong>der</strong> Anteil an <strong>Familienunternehmen</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> bemerkenswert hoch. VergleichbareStudien haben ergeben, dass<strong>in</strong> Deutschland 68% und <strong>in</strong> Spanien71% <strong>der</strong> Unternehmen als <strong>Familienunternehmen</strong>gezählt werden können [6].Der grosse Unterschied kann kaum aufstrukturelle Unterschiede zurückgeführtwerden, denn <strong>in</strong> all diesen Län<strong>der</strong>nist <strong>der</strong> Anteil an Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmenzwischen 99,6% und99,8% [7]. Bezogen auf die Unternehmensgrössebestätigt die vorliegendeStudie bisherige Ergebnisse aus an<strong>der</strong>enLän<strong>der</strong>n: Mit zunehmen<strong>der</strong> Grösse<strong>der</strong> Unternehmen nimmt <strong>der</strong> relativeAnteil an <strong>Familienunternehmen</strong> markantab [8].3. E<strong>in</strong>flussmöglichkeitendurch die FamilieDer E<strong>in</strong>fluss auf das Unternehmenwird von den Familien hauptsächlichüber die Kapitalbeteiligung wahrgenommen(vgl. Abbildung 3). 75,6%aller <strong>Familienunternehmen</strong> geben an,dass die Familie über 100% <strong>der</strong> Kapitalanteileverfügt. Bei weiteren 21,7%hält diese zum<strong>in</strong>dest die Mehrheit desKapitals. Der zweitwichtigste Weg, E<strong>in</strong>flussauf das Unternehmen auszuüben,Frank Halter, lic.oec. <strong>HSG</strong>, WissenschaftlicherAssistent und Projektleiter, <strong>Schweiz</strong>erischesInstitut für Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmen,Universität St. Gallen, St. Gallenist das Wahrnehmen e<strong>in</strong>er Leitungsfunktion.62,8% aller <strong>Familienunternehmen</strong>geben an, dass die Familie100% <strong>der</strong> Leitungsfunktion <strong>in</strong>nehat.Dem E<strong>in</strong>fluss über den Verwaltungsratrespektive e<strong>in</strong>en Aufsichtsrat kommte<strong>in</strong>e weniger wichtige Rolle zu. Lediglich36,2% <strong>der</strong> <strong>Familienunternehmen</strong>geben an, dass die Familie zu 100% dieInteressen <strong>in</strong> diesem Gremium vertritt.An<strong>der</strong>s formuliert bedeutet dies, dassbei 2 /3 aller <strong>Familienunternehmen</strong> Drittpersonendie Möglichkeit haben, dasGeschehen <strong>in</strong> <strong>Familienunternehmen</strong>im Rahmen des Verwaltungsrates mitzugestalten;e<strong>in</strong>e For<strong>der</strong>ung, die imRahmen <strong>der</strong> verbreiteten CorporateGovernance wie<strong>der</strong>kehrend verlangtwird [9].4. Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong><strong>Familienunternehmen</strong>Um die Kont<strong>in</strong>uität von <strong>Familienunternehmen</strong>zu untersuchen, werden vorliegenddrei Wege beschritten: <strong>der</strong>Gründungszeitraum und das Alter <strong>der</strong>Unternehmen, <strong>der</strong> nächste Eigentumssowie<strong>der</strong> nächste Führungswechsel.4.1 Gründungszeitraum und AlterWenn wir die Gründungsperiode <strong>der</strong><strong>Familienunternehmen</strong> betrachten, könnenwir erkennen, dass bis <strong>in</strong> die60er-Jahre die Mehrheit <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Schweiz</strong> gegründeten Unternehmenheute (noch) <strong>Familienunternehmen</strong>s<strong>in</strong>d. Unternehmen, die <strong>in</strong> den 60er-Jahren und später gegründet wordens<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d heute mehrheitlich Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong>.Dies steht e<strong>in</strong>erseitsim Wi<strong>der</strong>spruch zur Situation <strong>in</strong>Deutschland, wo e<strong>in</strong>e Mehrheit <strong>der</strong><strong>in</strong> neuerer Zeit gegründeten Unternehmenheute <strong>Familienunternehmen</strong>s<strong>in</strong>d [10]. An<strong>der</strong>seits wi<strong>der</strong>spricht dies<strong>der</strong> Annahme, dass ursprünglich vonFamilien geführte Unternehmen spätersehr häufig verkauft und <strong>in</strong>folge dessenvon Dritten respektive Fremden geführtwerden. Interessant ist, dass Unternehmen,die im Jahr 2000 o<strong>der</strong> spätergegründet worden s<strong>in</strong>d, mehrheitlichzu <strong>Familienunternehmen</strong> gezähltwerden. Die Zukunft wird zeigen, ob esDer <strong>Schweiz</strong>er Treuhän<strong>der</strong> 1–2/05
<strong>KMU</strong>Urs Fueglistaller, Frank Halter, <strong>Familienunternehmen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>Abbildung 2Anzahl <strong>Familienunternehmen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (N = 1121)Unternehmen<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>nach Betriebszählung2001 vom BfSabsolut <strong>in</strong> %AB271 632 87,8430 894 9,994474 1,441227 0,40822 0,27127 0,0452 0,02309 228 100RetournierteFragebogen<strong>Familienunternehmen</strong>santeil<strong>der</strong> StichprobeAnteil <strong>der</strong> <strong>Familienunternehmen</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>Mitarbeiterzahl< 1010 – 4950 – 99100 – 249250 – 499500 – 999> = 1000Totalabsolut <strong>in</strong> %C D354 31,60462 41,25131 11,70112 10,0028 2,5017 1,5216 1,431120 100absolut <strong>in</strong> %E F = E/C318 89,83358 77,4990 68,7079 70,5420 71,4310 58,829 56,25absolut <strong>in</strong> %G = F*A H = B*F244008 78,9123940 7,743074 0,99865 0,28587 0,1975 0,0229 0,01272578 88,14sich dabei um e<strong>in</strong>e Umkehr <strong>der</strong> bisherigenTrends seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 60er-Jahrenhandelt, also e<strong>in</strong> Trend zurück h<strong>in</strong>zu <strong>Familienunternehmen</strong>, o<strong>der</strong> ob essich um e<strong>in</strong>e spezifische Eigenschaftvon Unternehmen handelt, die sichnoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gründungs- und Etablierungsphasebef<strong>in</strong>den. Auf alle Fälle istjedoch das <strong>Familienunternehmen</strong> e<strong>in</strong>Modell <strong>der</strong> Gegenwart.Das Durchschnittsalter von <strong>Familienunternehmen</strong>liegt bei 45,4 Jahren,jenes von Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong>liegt bei 43,3 Jahren. Obwohl mehr<strong>Familienunternehmen</strong> von <strong>der</strong> dritten,vierten o<strong>der</strong> späteren Generation gehaltenwerden, ist die durchschnittlicheEigentümergeneration bei <strong>Familienunternehmen</strong>1,8 (Generationen alt). Eskann nicht nachgewiesen werden, dass<strong>Familienunternehmen</strong> e<strong>in</strong>deutig signifikantälter s<strong>in</strong>d als Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong>.4.2 EigentumswechselDie bisherigen Ergebnisse haben gezeigt,dass das f<strong>in</strong>anzielle Engagement<strong>der</strong> Familie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> erheblich ist,wobei weit über 90% <strong>der</strong> <strong>Familienunternehmen</strong>die Familie mehr als dieHälfte des Kapitals hält. Entsprechendhoch ist die Bedeutung e<strong>in</strong>es gelungenenEigentumswechsels. Gefragt nachdem nächsten Wechsel <strong>der</strong> Eigentümerschaft<strong>in</strong> Familien- und Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong> berichten dieUnternehmen von ähnlichen Zeitspannen,die ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiedeausweisen: Bei <strong>Familienunternehmen</strong>steht e<strong>in</strong> Eigentumswechsel<strong>in</strong> 11,5 Jahren, bei Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong><strong>in</strong> 10,2 Jahren an. 28,5%aller befragen <strong>Familienunternehmen</strong>geben an, dass <strong>in</strong>nert 5 Jahren e<strong>in</strong> Eigentumswechselbevorsteht, bei Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong> ist dies bei 29,4%<strong>der</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Fall.Abbildung 3E<strong>in</strong>fluss auf das Unternehmen durch die Familie (N = 814)<strong>in</strong> %Aufsichtsrat/VerwaltungsratManagementKapital36,262,819,6 35,9 8,37,1 20,9 9,275,6 21,7 2,00,70 20 40 60 80 100100% 50–99% 25–49,9% 0–24,9%4.3 FührungswechselKont<strong>in</strong>uität durch Familienbeteiligungkommt auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> direkten Involvierungim Management zum Ausdruck.Die Unternehmensleitung besteht bei<strong>Familienunternehmen</strong> aus 2,5 Personen,wobei im Durchschnitt nur e<strong>in</strong>ePerson nicht aus <strong>der</strong> Familie stammt.Bei den Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong>umfasst das Führungsgremium <strong>in</strong> <strong>der</strong>Regel e<strong>in</strong>e Person mehr. In bezugauf e<strong>in</strong>en bevorstehenden Führungswechselbesteht e<strong>in</strong> statistisch signifikanterUnterschied, wobei e<strong>in</strong> solcherbei <strong>Familienunternehmen</strong> <strong>in</strong> 10,3 Jahren,bei Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong> <strong>in</strong>8,5 Jahren ansteht.Der <strong>Schweiz</strong>er Treuhän<strong>der</strong> 1–2/05 37