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Prof. Dr. med. Friedrich Loew - Vita eines deutschen Neurochirurgen

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1. <strong>Friedrich</strong> <strong>Loew</strong> – Der junge Mann<br />

weiter bei seiner Arbeit und nimmt ihn sich ein paar Tage später erneut zur Brust.<br />

Er insistiert, dass <strong>Loew</strong> weiter operieren müsse. Außerdem schlägt er ihm vor, bei<br />

seinem ehemaligen Chef, <strong>Prof</strong>essor Tönnis, als Assistent anzufangen, denn<br />

dieser wäre ein Mann, der die Talente seiner Mitarbeiter erkennen und gezielt<br />

fördern würde. <strong>Loew</strong> hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas von Tönnis<br />

oder dessen Fachrichtung Neurochirurgie gehört, behält aber die Anregungen<br />

Sorgos für seine Zukunft im Hinterkopf. Sorgo nimmt schon zu diesem frühen<br />

Zeitpunkt, im Sommer 1945, Kontakt zu Tönnis auf. Dieser ist gerade von den<br />

amerikanischen Besatzungsmächten zum kommissarischen Direktor über<br />

sechzehn Lazarette im nur zwölf Kilometer von Bad Goisern entfernten Bad Ischl<br />

ernannt worden. Sorgo berichtet ihm von seinem begabten Assistenten. Tönnis<br />

jedoch bekundet Desinteresse, denn seine eigene berufliche Zukunft ist ungewiss.<br />

In den folgenden Wochen wird das Lazarett von amerikanischen Truppen besetzt,<br />

jedoch als Lazarett weitergeführt. Die Klientel ändert sich. Die Soldaten werden<br />

abgezogen, und die Insassen <strong>eines</strong> nahe gelegenen Konzentrationslagers bilden<br />

nun das Gros der Patienten. <strong>Loew</strong> ist schockiert beim Anblick dieser Menschen.<br />

Er wird Leiter der Infektionsstation. Bei Wasser, Salz und Haferflocken als tägliche<br />

Nahrungszufuhr dauert es nicht lange, bis er sich mit Typhus infiziert. Es folgt eine<br />

schwere Krankheit, die nicht nur ihn sondern insbesondere seine Frau Anneliese<br />

gesundheitlich schwer beeinträchtigt.<br />

Im Spätherbst 1945 wird das Ehepaar aus dem Lazarett entlassen. <strong>Loew</strong> bringt<br />

seine mitgenommene Frau zu seiner Familie nach Graz, das inzwischen von den<br />

Briten besetzt ist. Er selbst macht sich aber bald wieder auf den beschwerlichen<br />

Weg nach Deutschland, als sich herauskristallisiert, dass die Berufschancen für<br />

deutsche Ärzte in Österreich nach dem Krieg praktisch gleich null sind.<br />

<strong>Loew</strong>s Vater hatte sein Medizinstudium 1945 erfolgreich in Graz beendet – nur ein<br />

paar Monate nach seinem Sohn. Aufgrund der Tatsache, dass Deutsche nach<br />

dem Krieg keine ärztliche Tätigkeit in Österreich ausüben dürfen, stellt ein<br />

evangelisches Krankenhaus in Graz den inzwischen 58-Jährigen pro forma als<br />

Anstaltsgeistlichen und Heilgehilfen ein. De facto arbeitet er hier jedoch für ein<br />

paar Jahre als Arzt, bis er - mit über sechzig Jahren - einen Ruf auf einen<br />

Lehrstuhl für praktische Theologie an die Universität in Mainz bekommt. Bis weit<br />

über sein 80. Lebensjahr hinaus wird er hier Vorlesungen halten und sich<br />

insbesondere mit den Grenzgebieten der Theologie und der Medizin<br />

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