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Bindungsmuster und ihre Auswirkung auf die Partnerschaft

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BINDUNGSMUSTER UND IHRE AUSWIRKUNGENAUF DIE PARTNERSCHAFT (FORTSETZUNG)auch nicht so intensiv durch Gewähren vonNähe, Schutz <strong>und</strong> Geborgenheit beantwortet.Diese Bindungssituation führt zu einer erhöhteninneren Stressbelastung. Bei extremer Aktivierung<strong>ihre</strong>s Bindungssystems – etwa durcheinen schweren Unfall – geben <strong>die</strong>se Kinder<strong>und</strong> Mütter jedoch <strong>ihre</strong> Bindungsvermeidung<strong>auf</strong> <strong>und</strong> wenden sich einander zu.Eine regelrechte Bindungsstörung entstehtdann, wenn ein Kind davon ausgeht oder <strong>die</strong>Erfahrung gemacht hat, dass es nur noch durchdas Produzieren von Unfällen <strong>die</strong> Bindungsbereitschaftder Mutter aktivieren kann.Ein Kind wird eher eine unsicher – ambivalente(zwiespältige) Bindungshaltung entwickeln,wenn seine Signale manchmal zuverlässig <strong>und</strong>feinfühlig, ein anderes Mal aber eher mit Zurückweisung<strong>und</strong> Ablehnung beantwortetwerden. Kinder <strong>die</strong> <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ses Bindungsstilsnicht wirklich wissen, woran sie sind,reagieren beispielsweise <strong>auf</strong> eine Trennung mitlautstarkem Weinen <strong>und</strong> Klammern. Nach einerkurzen Trennung <strong>und</strong> der baldigen Rückkehrder Mutter sind sie für längere Zeit kaum zuberuhigen <strong>und</strong> können nicht mehr zum Spielin einer ausgeglichenen emotionalen Verfassungzurückkehren. Während sie sich einerseitsan <strong>die</strong> Mutter klammern, zeigen sieandererseits aber auch aggressives Verhalten.Wenn sie etwa bei der Mutter <strong>auf</strong> dem Armsind, strampeln sie <strong>und</strong> treten nach der Muttermit den Füßchen, während sie gleichzeitig mit<strong>ihre</strong>n Ärmchen klammern <strong>und</strong> Nähe suchen.Dieses Verhalten wird als Ausdruck <strong>ihre</strong>r Bindungsambivalenzinterpretiert.Ein Kind wird eher einen desorganisierten/destruktiven Bindungsstil entwickeln, wennsich <strong>die</strong> Mutter in Bindungssituationen aggressiv<strong>und</strong> damit ängstigend oder auch selbst sehrängstlich gegenüber <strong>ihre</strong>m Kind verhält. DieMutter wird für <strong>die</strong>ses Kind durch <strong>ihre</strong> Erregung<strong>und</strong> Anspannung nicht nur zu einem unsicherenemotionalen Hafen, sondern manchmal zueiner Quelle der Angst <strong>und</strong> Bedrohung. Bei derMutter wechseln Erregung <strong>und</strong> Anspannung abmit Desinteresse <strong>und</strong> Vernachlässigung. Nacheiner Trennung von der Mutter l<strong>auf</strong>en manchedesorganisierten Kinder bei der Wiederbegegnungmit der Mutter <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se zu, halten <strong>auf</strong>halbem Wege inne, drehen sich plötzlich um,l<strong>auf</strong>en von der Mutter weg <strong>und</strong> wiederholenden Vorgang. Die Kinder halten im Abl<strong>auf</strong> <strong>ihre</strong>rBewegungen inne <strong>und</strong> erstarren für <strong>die</strong> Dauervon einigen Sek<strong>und</strong>en, was auch als Einfrierenbezeichnet wird. Diese tranceartigen Zuständeerinnern an dissoziative Phänomene. Wiederandere bringen vorwiegend nonverbal deutlicheZeichen von Angst <strong>und</strong> Erregung zum Ausdruck,wenn sie mit <strong>ihre</strong>r Bindungsperson wiederzusammen kommen. Diese Kinder wirken ofttäuschend ruhig. Ihre eher schematischen <strong>und</strong>leeren Verhaltensweisen – wie beispielsweisedas Streicheln eines Kuscheltiers – <strong>die</strong>nenjedoch dazu, sich von <strong>ihre</strong>r Angst abzulenken.Zur Entlastung aller Eltern sei gesagt, dass esimmer eine höchst anspruchsvolle Aufgabe ist,bei <strong>ihre</strong>n Kindern herauszufinden, wann ihrHungergefühl, ihr Bedürfnis nach Körperkontakt,Anregung oder nach Ruhe ausreichendbefriedigt ist. Jedes Kind hat ein anderes Temperament,nimmt Reize anders <strong>auf</strong> <strong>und</strong> äußertseine Bedürfnisse <strong>auf</strong> ganz individuelle Weise.Zu betonen ist auch, dass Begriffe wie Zurückweisungoder Inkonsistenz „relative“ Begriffesind. Wenn gesagt wird, dass Eltern <strong>die</strong> Bindungsbedürfnisse<strong>ihre</strong>r Kinder eher zurückweisen,so bedeutet das nicht, dass sie sie vernachlässigenoder grob traumatisieren, sondernnur, dass sie dafür weniger ansprechbarsind als Eltern sicher geb<strong>und</strong>ener Kinder.Entsprechend sind vermeidende oder ambivalenteKinder keine psychopathologischen Fälle,sondern stellen einen Teilbereich aus dembreiten Spektrum der Normalität dar.Aus Bindungserfahrungen entwickeln sich imL<strong>auf</strong> des Erwachsenwerdens Bindungsstile <strong>und</strong>Bindungshaltungen. Menschen mit einem eherunsicher vermeidenden Bindungsstil weisenzwischenmenschlichen Beziehungen <strong>und</strong> emotionalenBindungen eher weniger Bedeutungzu. Menschen mit einer unsicher-ambivalentenBindungshaltung fühlen sich in Beziehungen –insbesondere zur Ursprungsfamilie – eher sehrverstrickt.WIE WIRKEN SICH DIE BINDUNGS-ERFAHRUNGEN AUF DIE ZUFRIEDEN-HEIT IN DER ERWACHSENENPAARBEZIEHUNG AUS?Partner mit einem sicheren Bindungsstil berichtenüber <strong>die</strong> höchste Zufriedenheit in <strong>ihre</strong>rBeziehung. Sie können Nähe <strong>und</strong> Intimität wahrnehmen.Sie erleben eine Balance zwischenAutonomie <strong>und</strong> Intimität. Sie verfügen über eigeneMöglichkeiten zu einer flexibleren Konfliktlösung.Sie äußern weniger Angst vor Verlust.Sie sind anpassungsfähig mit wechselseitigerUnterstützung für den Partner, wenn <strong>die</strong>serHilfe benötigt.© Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- <strong>und</strong> Lebensfragen • Steinweg 12 • 50667 Köln • www.elf-koeln.de

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