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Bindungsmuster und ihre Auswirkung auf die Partnerschaft

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BINDUNGSMUSTER UND IHRE AUSWIRKUNGENAUF DIE PARTNERSCHAFT (FORTSETZUNG)Liebe istEs hat nichtseine reine Illusion.von Geben <strong>und</strong> Nehmen.Liebe ist lediglichder Name dafür, dass derMensch bestrebt ist,nichtallein zu sein.Aber es geht nichtum das „Du“ sondern umdas „Ich“.Paare mit einem gemischten Bindungsstil(sicher <strong>und</strong> ambivalent oder sicher <strong>und</strong> vermeidend)geben eine große Zufriedenheit an<strong>und</strong> haben eine hohe Funktionalität. Die gemeinsamenAufgaben sind gut verteilt. DiePaare erleben sich als gute Teams.Paare mit unterschiedlich unsicheren Bindungsstilen(zum Beispiel Männer mit vermeidendemBindungsstil <strong>und</strong> Frauen mit ambivalentemBindungsstil) klagen über größte Unzufriedenheit<strong>und</strong> deutlichstes Unglücklichsein sowieüber wechselseitig negative Beziehungseinschätzungen.Obwohl <strong>die</strong>se Partnerpaarungensehr unglücklich erlebt werden, zeichnen siesich durch eine gewisse Stabilität aus.Paare mit einem desorganisierten Bindungsstilhaben allergrößte Probleme. Sie äußern eineabwertende Beziehungseinschätzung <strong>und</strong> erlebenmaximale Unzufriedenheit <strong>und</strong> Unglücklichsein.Hier passiert oft eine Wiederholung vonGewalt, Misshandlung <strong>und</strong> Missbrauch. DiePartner haben wechselnde sexuelle Beziehungenmit Risikoverhalten <strong>und</strong> Beziehungsabbrüchen.Es handelt sich hierbei um sehr instabilePaarkonstellationen.BINDUNGSMUSTERUND SEXUALITÄTDie unterschiedlichen Bindungsstile könnenauch <strong>Auswirkung</strong>en <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Sexualität haben.Erwachsene mit einer sicheren Bindungshaltungzeichnen sich dadurch aus, dass siekaum sexuelle Kontakte außerhalb einer festen<strong>Partnerschaft</strong> eingehen, sparsam körperlichenKontakt <strong>und</strong> Zärtlichkeit äußern <strong>und</strong> häufigerSex mit wechselseitiger Initiative pflegen. Erwachsenemit einem vermeidenden Bindungsstilgehen häufiger sexuelle Kontakte ohneemotionales Engagement ein, zeigen wenigerFreude an körperlicher Nähe <strong>und</strong> haben häufigerkurzfristige sexuelle Beziehungen. Männer<strong>und</strong> Frauen mit einem unsicher–ambivalentenBindungsstil äußerten eine Bevorzugung vonZärtlichkeit, wollten aber weniger direktesexuelle Aktivitäten.DIE BEDEUTUNG VONBINDUNGSERFAHRUNGEN FÜR DIEPAARBERATUNGFür Partner bedeutet eine Paarkrise eine Gefahrensituation.Das Paar versteht sich nichtmehr. Es entsteht Angst vor Entfremdung, vorTrennung <strong>und</strong> Verlust. Partner erleben Streit,Rückzug <strong>und</strong> Verstrickung. In Gefahrensituationensuchen Partner alleine oder als Paar<strong>die</strong> Nähe zu anderen Personen, von denen siesich Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung erwarten. Siesuchen unter anderem Unterstützung <strong>und</strong> Hilfein einer Paarberatung.Dabei ist es von Bedeutung, dass in der Paarberatungbeide Partner eine große Erwartungan den Berater haben, dass <strong>die</strong>ser für sie beiemotionaler Angst <strong>und</strong> Verunsicherung der<strong>Partnerschaft</strong> eine neue sichere Bindungserfahrungim Sinne einer sicheren Bindungspersonherstellen möge. Es ist <strong>die</strong> Aufgabe des Beraterseine vertrauensvolle emotional tragendesichere Bindungsbasis <strong>auf</strong>zubauen. Durch feinfühligesInteraktions- <strong>und</strong> Interventionsverhaltenkönnen sich <strong>die</strong> Partner mit <strong>ihre</strong>n jeweiligen<strong>Bindungsmuster</strong>n <strong>und</strong> daraus resultierendenBindungsschwierigkeiten verstanden fühlen.In <strong>die</strong> Paarberatung kommen Menschen mitunterschiedlichen Bindungserfahrungen <strong>und</strong>Bindungshaltungen: Menschen <strong>die</strong> sich sichergeb<strong>und</strong>en fühlen, haben <strong>die</strong> Zuversicht <strong>und</strong> dasVertrauen in sich <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Fähigkeiten, dass <strong>die</strong>Krise vorübergehend ist <strong>und</strong> bewältigt werdenkann. Auch wenn <strong>die</strong> Krise zur Trennung führt.Die Trennung von einem Partner führt nicht zueiner dauerhaften Bedrohung der körperlichen<strong>und</strong> psychischen Existenz. Sie sind nicht <strong>auf</strong><strong>die</strong>se Person als sicheren Hafen angewiesen.Unsichervermeidende Partner, <strong>die</strong> in <strong>ihre</strong>mKummer eher zu Rückzug <strong>und</strong> Schweigen neigen,lenken sich eher ab durch Arbeit <strong>und</strong> Sport.Sie signalisieren in Krisensituationen, eigentlichniemanden zu brauchen. Sie kommen jedochin <strong>die</strong> Paarberatung, weil aus <strong>ihre</strong>r Sichteine objektive Person besser helfen kann alsFre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte.Für <strong>die</strong> unsicher-ambivalenten Partner sindLoslassen <strong>und</strong> Trennung schwer möglich. Siesind oft unglücklich <strong>und</strong> wütend hin- <strong>und</strong>hergerissen zwischen bleiben <strong>und</strong> gehen. InKenntnis der jeweiligen <strong>Bindungsmuster</strong> wirdes möglich, <strong>die</strong>se sowohl mit dem einzelnenPartner zu besprechen als auch deren <strong>Auswirkung</strong>endem jeweiligen anderen Partner zuvermitteln. Oft wird den Partnern erst dadurchverständlich, dass sie in <strong>ihre</strong>m Verhaltenwechselseitig versteckte Bindungsbedürfnisseaneinander gerichtet hatten, <strong>die</strong> nicht beantwortetworden waren. Der Berater ist bestrebt,beide Partner zu verstehen. In einem strukturierten<strong>und</strong> geleiteten Beratungsprozesskönnen <strong>die</strong> Partner über <strong>ihre</strong> Sorgen sprechenmit dem Ziel, <strong>die</strong> gemeinsame Kommunikationzu verändern.Birgit Britz© Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- <strong>und</strong> Lebensfragen • Steinweg 12 • 50667 Köln • www.elf-koeln.de

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