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Thema - Landeskirchlicher Gemeinschaftsverband in Bayern e.V.

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<strong>Thema</strong><br />

Soll ich mehr tun als ich kann?<br />

Kurz nach me<strong>in</strong>er Hochzeit stand ich vor e<strong>in</strong>em<br />

Problem, das me<strong>in</strong> Leben verändern<br />

sollte: Me<strong>in</strong>e Frau wurde immer mehr begeistert<br />

von Weltmission. Jedes Mal wenn sie<br />

e<strong>in</strong>en Missionsbericht hörte – zum<strong>in</strong>dest wenn<br />

ke<strong>in</strong>e Riesensp<strong>in</strong>nen dar<strong>in</strong> erwähnt wurden –<br />

wuchs ihre Überzeugung, dass wir doch auch Teil<br />

von Gottes „Außendienst“ werden sollten. Ich<br />

selbst war nie gegen Mission, schließlich war ich<br />

ja schon auf e<strong>in</strong>em Theologischen Sem<strong>in</strong>ar, aber<br />

beim Nachdenken über e<strong>in</strong>en möglichen E<strong>in</strong>satz<br />

im Ausland, kamen mir immer zwei starke Bedenken:<br />

Fremdsprachen und Freundschaftsevangelisation.<br />

In beidem fühlte ich mich – im Gegensatz<br />

zu me<strong>in</strong>er Frau – so ganz und gar nicht<br />

begabt. Sollte ich nun über me<strong>in</strong>e Gaben den<br />

Auftrag f<strong>in</strong>den oder offen se<strong>in</strong> für Gottes Auftrag<br />

und ihm vertrauen, dass er dann auch die Gaben<br />

schenken würde?<br />

Von Christus beauftragt<br />

Im Neuen Testament begegnet uns Jesus klar<br />

als der beauftragende Herr, der dann aber auch<br />

se<strong>in</strong>e Jünger ausbildet und begabt. Se<strong>in</strong> erster<br />

Auftrag an uns alle: „Komm und folge mir nach!“<br />

Damit beruft er uns <strong>in</strong> die enge Geme<strong>in</strong>schaft<br />

mit ihm und dem Vater, aber auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> lebenslanges<br />

Ausbildungsprogramm, mit dem Ziel, ihm<br />

ähnlicher zu werden. Durch das geme<strong>in</strong>same<br />

Leben mit IHM und den anderen „Nachfolgern“<br />

soll unser Charakter reifen, damit wir mehr und<br />

mehr Verantwortung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Reich wahrnehmen<br />

können. Bei se<strong>in</strong>en Jüngern damals dauerte<br />

diese Ausbildungsphase drei Jahre, bevor er<br />

ihnen dann e<strong>in</strong>en „großen Auftrag“ gab (engl.<br />

„great comission“ = Missionsbefehl). Se<strong>in</strong>e Jünger<br />

und somit auch wir sollen Jesu Sendung<br />

weiterführen. „So wie mich der Vater gesandt<br />

hat, so sende ich euch.“ (Joh. 20,2). Und da<br />

merken wir schon, wie wenig wir dies aus eigener<br />

Kraft können. Der Auftrag des vollkommenen<br />

Gottessohns, der selbstlos für uns Menschen ans<br />

Kreuz g<strong>in</strong>g und es damit ermöglichte, dass wir<br />

als Menschen wieder mit dem Vater <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

kommen können, soll nun von uns zweifelnden,<br />

kle<strong>in</strong>gläubigen und schwachen Jüngern<br />

fortgeführt werden! Auch <strong>in</strong> den anderen Stellen<br />

begegnen uns Worte, die das Ausmaß dieses<br />

Auftrages ausdrücken: „Machet zu Jüngern alle<br />

Völker!“ „Werdet me<strong>in</strong>e Zeugen bis ans Ende der<br />

Welt!“ „Predigt das Evangelium aller Kreatur!“<br />

„Lehrt sie halten alles, was ich Euch befohlen<br />

habe!“ Sehr schnell erkennen wir, dass wir nicht<br />

e<strong>in</strong>mal fähig s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Jünger (der<br />

„alles hält, was Jesus befohlen hat“) zu machen,<br />

geschweige denn die ganze Welt zu erreichen.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e unerfüllbare Mission – „mission impossible“.<br />

Von Christus befähigt<br />

Aber gerade deshalb wird der Missionsauftrag<br />

immer von Gottes Versprechen begleitet: „Ihr<br />

werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen!“<br />

„Nehmt h<strong>in</strong> den Heiligen Geist!“ „Ich b<strong>in</strong><br />

bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Aus<br />

der Kraft des Heiligen Geistes und der Gegenwart<br />

Christi kann die Aufgabe dann eben doch gel<strong>in</strong>gen.<br />

Als die Jünger die Gabe des Heiligen Geistes<br />

an Pf<strong>in</strong>gsten empfangen haben, konnten sie<br />

ihre Mission beg<strong>in</strong>nen und bereits bei der ersten<br />

Predigt des Petrus sehen wir, wie Gott durch<br />

schwache Menschen wirken kann. An e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen<br />

Tag kamen 3.000 Menschen mit verschiedenen<br />

ethnischen H<strong>in</strong>tergründen zum Glauben.<br />

An Gottes Auftrag mitzuarbeiten bedeutet deshalb<br />

zuerst e<strong>in</strong>mal, mit leeren Händen zu kommen<br />

und ganz abhängig von se<strong>in</strong>em Wirken zu<br />

se<strong>in</strong>. Wenn wir uns auf unsere Kenntnisse, Erfahrungen,<br />

Ausbildung, Studium, gute Methodik<br />

oder Technik verlassen, wird Gott uns erst zum<br />

Nullpunkt führen müssen, um uns zu lehren dass<br />

es nicht „durch Heer und Kraft, sondern durch<br />

se<strong>in</strong>en Heiligen Geist“ (Sach 4,6) geschieht.<br />

Aber wenn wir uns dieser Abhängigkeit bewusst<br />

s<strong>in</strong>d und bleiben, kann Gott gerade die Erfahrungen<br />

und erworbenen Fähigkeiten für se<strong>in</strong>e Ziele<br />

nutzen und unseren Dienst effektiv machen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus hat er nicht nur den Heiligen Geist<br />

als Person geschenkt, sondern gibt durch se<strong>in</strong>en<br />

Geist Gaben, die uns befähigen, alle Völker zu<br />

Jüngern zu machen.<br />

Diese Gaben dienen nicht der Selbstprofilierung<br />

E<strong>in</strong>zelner <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de, sondern dazu, dass<br />

wir anderen Menschen und Christen dienen, damit<br />

diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beziehung zu Jesus kommen<br />

oder dar<strong>in</strong> weiter wachsen. Wenn wir unsere Gaben<br />

<strong>in</strong> der Evangelisation, im Lehren, im Leiten,<br />

<strong>in</strong> der Ermutigung anderer, im Geben, usw. e<strong>in</strong>setzen,<br />

dann soll dies immer dazu dienen, dass<br />

die Geme<strong>in</strong>de gestärkt wird, wir geme<strong>in</strong>sam Gott<br />

ehren und noch besser Jesu Auftrag erfüllen<br />

können.<br />

In me<strong>in</strong>em persönlichen Leben hat sich Gott<br />

nicht von me<strong>in</strong>en Begrenzungen abhalten lassen.<br />

Er hat uns klar <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>degründungsarbeit<br />

nach Japan geführt, wo wir seit 10 Jahren<br />

arbeiten. Die japanische Sprache war e<strong>in</strong>e große<br />

Herausforderung. Ich musste mehr büffeln als<br />

mancher me<strong>in</strong>er Kollegen, aber Gott hat befähigt<br />

und me<strong>in</strong> Dienst <strong>in</strong> Japan scheitert heu-<br />

Hochbegabt und doch nicht brauchbar!?<br />

Wir Christen s<strong>in</strong>d, wie Jesus es se<strong>in</strong>en<br />

Jüngern sagt „<strong>in</strong> der Welt“, aber nicht<br />

„von der Welt“ (Joh 17,11-15). Dieses<br />

„<strong>in</strong> der Welt se<strong>in</strong>“ h<strong>in</strong>terlässt se<strong>in</strong>e Spuren auch<br />

im geistlichen Leben. Wenn wir <strong>in</strong> die Welt sehen,<br />

können wir zu unserem <strong>Thema</strong> „Gaben“<br />

vielleicht zwei <strong>in</strong>teressante Tendenzen unserer<br />

Zeit entdecken.<br />

1) Die Werte der Moderne/Industriegesellschaft<br />

und der Postmoderne s<strong>in</strong>d nach dem Politologen<br />

Ronald Inglehart unterschiedlich<br />

ausgeprägt. In der Moderne (Vorkriegs- und<br />

te nicht an der Sprache.<br />

Als eher zurückhaltender<br />

Mensch bleibt es herausfordernd, ständig neue<br />

Kontakte zu schließen und aus eigener Initiative<br />

Menschen nach zu gehen. Trotzdem waren es die<br />

Highlights der letzten Jahre zu sehen, wie sich<br />

e<strong>in</strong>zelne Japaner bekehrt haben und im Glauben<br />

gewachsen s<strong>in</strong>d. Aber auch me<strong>in</strong>e natürlichen<br />

Begabungen, die me<strong>in</strong>es Erachtens so gut zum<br />

Predigerberuf <strong>in</strong> Deutschland gepasst hätten,<br />

gebraucht Gott. Zur Geme<strong>in</strong>degründungsarbeit<br />

gehört eben auch predigen, K<strong>in</strong>derarbeit, Flyer<br />

gestalten usw. dazu.<br />

Die Herausforderungen von Jesu Auftrag <strong>in</strong> Japan,<br />

die weit mehr als me<strong>in</strong>e eigenen Fähigkeiten<br />

erfordern, entmutigten mich manchmal <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren, aber mir blieb bewusst, dass<br />

ich ganz abhängig von IHM b<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>e täglich<br />

Begabung brauche, um se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de dort<br />

zu bauen.<br />

Arm<strong>in</strong> und Heike Messer haben drei K<strong>in</strong>der<br />

und s<strong>in</strong>d seit 2002 als Geme<strong>in</strong>degründer mit der<br />

ÜMG/OMF <strong>in</strong>ternational <strong>in</strong> Japan tätig.<br />

Nachkriegszeit, Wirtschaftskrise) waren<br />

Werte wie Fleiß, Karriere, Diszipl<strong>in</strong>, Mut,<br />

Leistung, Strebsamkeit, Enthaltsamkeit, Anpassungsbereitschaft<br />

wichtig, um Sicherheit<br />

und e<strong>in</strong>en gewissen Wohlstand zu erlangen.<br />

In unserer postmodernen wohlhabenden<br />

Gesellschaft s<strong>in</strong>d wir mehr von Werten wie<br />

Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Glück,<br />

Lebensqualität, Selbstdarstellung, Emanzipation,<br />

Partizipation und Genuss geprägt. Der<br />

gewisse Wohlstand lässt uns weg vom (Über)<br />

Lebenskampf zur Lebensgestaltung kommen.<br />

Dabei geht es dann um unseren Individua-<br />

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