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PflegeKolleg - Heilberufe

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<strong>PflegeKolleg</strong> Hygienisch arbeitenCHECKLISTE – TIPPS FÜR DIE PRAXISAuswahl des Mittels▶ Für Desinfektionen, bei denen kleine Flächen oder Gegenständeschnell wieder zum Einsatz kommen sollen, bieten sich alkoholischeDesinfektionsmittel an. Diese wirken und trocknenschnell und es entsteht so gut wie keine Geruchsbelästigung.▶ Achten Sie auf die Materialverträglichkeit der zu desinfizierendenOberflächen. Viele Materialen wie Kunststoffe (Plexiglas),Computertastaturen und Monitore, Ultraschallköpfe u.ä.können stumpf werden. Hier bieten sich Mittel mit einem niedrigerenAlkoholanteil oder Wirkstoffe aus anderen Gruppen an(z.B. quartäre Ammoniumverbindungen).Einsatz von Tuchspendersystemen▶ Spezielle Tuchrollen werden zusammen mit einem Flächendesinfektionsmittelin einen desinfizierten Eimer gegeben.Durch eine Öffnung im Deckel lassen sich die vorgetränktenTücher einzeln entnehmen. Der Deckel der Entnahmeöffnungmuss immer wieder korrekt geschlossen werden und das letzteTuch darf nicht aus der Öffnung heraushängen (Austrocknungund Kontamination durch die Umgebung). Für die Standzeitsind die Herstellerangaben zu berücksichtigen.▶ Die Kombination von Tuch und Desinfektionsmittel muss vomHersteller bestätigt sein. Sie wird von den Herstellern getestet,so dass das Desinfektionsmittel auch noch am letzten Tag derStandzeit in der richtigen Dosierung und mit ausreichenderFeuchtigkeit des Tuchs an die Fläche abgegeben wird. Bei unpassenderKombination können einige Wirkstoffe im Tuch zurückbleibenund in nicht ausreichender Konzentration an diezu desinfizierende Oberfläche abgegeben werden. Es ist alsonicht ratsam, eine Komponente durch ein kostengünstigeresProdukt auszutauschen, ohne zu prüfen, ob die neue Kombinationbestätigt ist.▶ Eine Wiederaufbereitung der Eimer sollte möglich sein, imoptimalen Fall in einem Reinigungs- und Desinfektionsgerätbei Temperaturen von über 70°C. Bei der manuellen Aufbereitungder Eimer ist streng darauf zu achten, dass sie mit frischemFlächendesinfektionsmittel (nicht mit dem im Eimerverbliebenen Rest!) wischdesinfiziert werden und vor demWiederauffüllen komplett abgetrocknet sind. Im Eimer kannsich sonst ein Biofilm bilden, in dem Infektionserreger überlebenkönnen.Desinfektion bei infektiöser Gastroenteritis▶ Die häufigsten Verursacher nosokomialer Durchfälle sind Norovirenund Clostridium difficile. Beide Erreger werden durcheine Reihe von chemischen Desinfektionsmittel nicht erreicht.▶ Bei der Desinfektion von Oberflächen, die mit unbehülltenViren (z.B. Noro-, Rota-, Hepatitis A- und Adenoviren) kontaminiertsein können, werden Mittel eingesetzt, die „voll“ viruzidsind – gelistet in der RKI-Liste mit dem Wirkbereich AB (A: Abtötungvon Bakterien, Pilzen; B: Inaktivierung von Viren). Aufgrundder notwendigen höheren Konzentration und den oftaggressiveren Eigenschaften, bleiben diese Mittel aber besonderenSituationen vorbehalten.▶ Begrenzt viruzide Mittel haben eine nachgewiesene Wirksamkeitgegen behüllte Viren (z.B. Influenza-, RSV-, Varizella-ZosterundHepatitis B-Viren) und decken damit viele Viren ab. DieseMittel sollten in der täglichen Routinezum Einsatz kommen. In der neuestenAuflage der VAH-Liste sind einige dieserMittel mit entsprechender Wirkung gesondertgekennzeichnet.▶ Bakteriensporen sind besonders resistenteDauerformen von bestimmtenBakterien (z.B. Clostridium difficile-Sporen),die sich durch chemische Desinfektionsmittelnur schwer abtöten lassen. Nebender chemischen Wirkung der Desinfektionsmittelsind hier die Mechanik unddas Abspülen der Erreger bzw. der Sporenvon Bedeutung.▶ Am besten wirken sowohl bei Viren alsauch bei Bakteriensporen Mittel mit einem Aldehydanteil oderso genannte Sauerstoffabspalter (Perverbindungen wie Wasserstoffperoxidoder Peressigsäure). In der VAH-Liste sind sieunter Peroxidverbindung, in der RKI-Liste unter Perverbindungenzu finden.▶ Bei Erkrankungen mit Erbrechen und/oder Diarrhoe sindregelmäßige und gründliche Desinfektionsmaßnahmen allerpatientennaher Flächen vorzunehmen.Desinfektion bei resistenten Erregern▶ Eine Resistenz gegenüber Antibiotika ist nicht mit einer Resistenzgegenüber Desinfektionsmittel vergesellschaftet.Während eine Resistenz gegenüber einem Antibiotikum mitseinem spezifischen Angriffsort im Zellstoffwechsel möglichist, ist eine Resistenzentwicklung eines Bakteriums gegen dieunspezifisch toxischen Wirkungen eines Desinfektionsmittelsbei richtiger Anwendung eher unwahrscheinlich.▶ Zur routinemäßigen Desinfektion bei Patienten mit MRSA,VRE oder multiresistenten gramnegativen Stäbchen genügendie normalen VAH-gelisteten Desinfektionsmittel im 1-Stundenwert.Resistente Erreger werden bei einem ordnungsgemäßdurchgeführten Desinfektionsverfahren genauso erfasstwie alle anderen Erreger, die keine Antibiotikaresistenzen aufweisen.PC, Maus, Tastatur, Telefon▶ Schnurlose Telefone, Stationslaptops oder PCs in patientennahenBereichen bieten eine doppelte Problematik. Oft werdensie als Alltagsgegenstände nicht als patientennahe undsomit zu desinfizierende Gegenstände wahrgenommen. Zudemsind sie vom Aufbau und der Beschaffenheit her meistschlecht zu desinfizieren. Auch hier empfiehlt sich eine Risikobewertung.▶ Für herkömmliche Tastaturen gibt es wischdesinfizierbareFolienbezüge, die eine akzeptable Bedienbarkeit zulassen.Viele Hersteller bieten inzwischen auch wischdesinfizierbareTastaturen an, die komplett in Desinfektionsmittel eintauchbarsind (bis hin zur Möglichkeit der maschinellen Aufbereitung).Für diesen Bereich bieten sich auch Tuchspendersysteme an,die mit Desinfektionsmittel für empfindliche Oberflächen ausgestattetsind.© Luis Santos/shutterstock44<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10)

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