<strong>PflegeKolleg</strong>Hygienisch arbeitenHANDSCHUHPLAN FÜR PFLEGE- UND FUNKTIONSDIENSTTätigkeit Gefährdung des Personals Empfohlener StandardhandschuhUmgang mit Körperausscheidungen/Sekreten(z.B. Blut, Stuhl, Urin)InfektionEinmalhandschuh aus Latex oder NitrilHandschuhe ersetzennicht die Händedesinfektion,da mannicht von einer100%igen Dichtigkeitvon Untersuchungshandschuhenausgehen kann.An-/Abhängen und Entsorgen von Zytostatika Kontamination Einmalhandschuh aus Latex oder NitrilFlächendesinfektionAufbereitung von Instrumenten und PflegeutensilienEinreibungen mit wirkstoffhaltigen Externa (z.B.Cignolin, Kortison, Voltaren) oder Externa mitpflanzlichen Inhaltsstoffen▶▶Sensibilisierung▶▶Feuchtarbeit▶▶Hautreizung▶▶Infektion▶▶Handschuhe mit zu kurzem Schaft▶▶Sensibilisierung▶▶Feuchtarbeit▶▶Hautreizung▶▶Infektion▶▶Handschuhe mit zu kurzem Schaft▶▶Stich-/Schnittverletzungen▶▶Sensibilisierung▶▶Hautreizung▶▶WirkstoffaufnahmeNitrilhandschuhe mit langen Stulpen(Haushalts- oder Chemikalienschutzhandschuhe);wenn hygienisch erforderlich:Einmalhandschuhe aus Nitrilmit verlängertem SchaftNitrilhandschuhe mit langen Stulpen(Haushalts- oder Chemikalienschutzhandschuhe);wenn hygienisch erforderlich:Einmalhandschuhe aus Nitrilmit verlängertem SchaftEinmalhandschuhe aus NitrilWeitere Hinweise▶▶Anwendung von Baumwollunterziehhandschuhen bei starkem Schwitzen unter Schutzhandschuhen in der unmittelbarenPatientenpflege nach individueller Rücksprache mit dem Betriebsärztlichen Dienst▶▶Double Gloving (2 Paar Schutzhandschuhe übereinander) möglich bei besonderen Expositionsmöglichkeiten (z.B. beiumfangreichen Blutkontaktmöglichkeiten)▶▶Körperpflege und Mobilisation: aus Anwendersicht haben sich Latexhandschuhe bewährt▶▶Aufbereitung spitzer/scharfer Instrumente: Keine Durchstichsicherheit von Schutzhandschuhen!Arbeitsmedizinische RechtsgrundlageBiostoffverordnung (BiostoffV), Gefahrstoffverordnung (GerStoff V), Verordnung zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbmedV V)(Quelle: Handschuh-Plan des Universitätsklinikums Freiburg)Tragen von Schutzhaubenim OP (oben:falsch; unten: richtig)hoher mechanischer Belastung oder für Risikobereichegeeignet.Eine Desinfektion der Handschuhe, um sich denHandschuhwechsel zu ersparen, kann generell nichtempfohlen werden, da das Desinfektionsmittel dasHandschuhmaterial stark angreift, wodurch es zuMikroperforationen kommt. Deshalb darf eine Desinfektionder Handschuhe nur in Ausnahmefällenerfolgen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Handschuhvom Hersteller als desinfizierbar ausgewiesenist.Ein Handschuh-Plan gehört ebenso wie der Hautschutz-Planzu einem guten Standard für die Händehygiene.Schmuck nein, Piercing vielleichtVor Arbeitsbeginn sollte jeglicher Schmuck an denHänden und Unterarmen abgelegt werden. Auch dasTragen von Eheringen ist während der Arbeit amPatienten nicht zu empfehlen. Zum einen werden dieHände seltener und weniger gründlich desinfiziert,um den Schmuck oder die Armbanduhr zu schonen.Zum anderen können sich unter den Ringen Keimreservoiresowie Desinfektionspfützen bilden. Diesist auch in der TRBA 250 (Technische Regel für BiologischeArbeitsstoffe im Gesundheitswesen und inder Wohlfahrtspflege) festgeschrieben: „Bei Tätigkeiten,die eine hygienische Händedesinfektion erfordern,dürfen an den Händen und Unterarmenkeine Schmuckstücke, Uhren und Eheringe getragenwerden. Derartige Gegenstände können die Wirksamkeitder Händedesinfektion vermindern.“Das Tragen von Halsketten oder Ohrringen ist auskrankenhaushygienischer Sicht weniger relevant,kann aber bei langen Schmuckstücken eine Verletzungsgefahrbergen. Auch eine Kontamination vonWunden durch direkten Kontakt beim Verbandswechselist möglich. Im Operationssaal darf allerdingsüberhaupt kein Schmuck getragen werden.Piercings oder Tattoos sind dagegen nur dann eineGefährdung für den Patienten, wenn sie Infektionszeichenzeigen. Ob sie in der Pflege getragen werden© Regina Scholz/IOK38<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10)
dürfen, ist reine Geschmacksfrage und obliegt derEntscheidung der Einrichtung (www.rki.de).Unter der HaubeLange Haare sind vor Dienstbeginn zusammenzubinden.Im OP-Bereich müssen Haare durch eineSchutzhaube vollständig bedeckt sein. Schutzhaubenwerden eher zum Schutz des Patienten als zum Selbstschutzgetragen. Sie verhindern, dass Haare oderHautschuppen ins OP-Feld gelangen. Weil auch einBart zum Haarschmuck gehört, müssen Bartträgerim OP einen Bartschutz (spezielle Schutzhauben)tragen. Im Pflegealltag ist das Tragen von Schutzhaubennicht sinnvoll, da sie hier keinen infektionspräventivenWert haben, auch nicht bei der Versorgungvon Patienten mit multiresistenten Erregern.Dienst- und SchutzkleidungDienstkleidung – auch Arbeitskleidung genannt – hatkeinen infektionspräventiven Effekt, sondern dientzum Schutz der Privatkleidung. Dienstkleidung wirdin der Regel als Ersatz für Privatkleidung getragen.Zudem hat sie in vielen Bereichen den Sinn, diesenzu definieren. Somit wird sie zur Bereichskleidung.Dienstkleidung sollte täglich gewechselt werden.Zum Schutz vor Kontamination wird über der Dienstkleidungein Schutzkittel/Schürze getragen. Wenn estrotzdem zur Kontamination der Dienstkleidungkommt, muss diese selbstverständlich sofort gewechseltwerden. Dienstkleidung ist grundsätzlich geschlossenzu tragen.Schutzkleidung. Um eine Kontamination der Arbeitskleidungzu vermeiden, ist es in manchen Situationensinnvoll, zusätzlich einen langärmeligenSchutzkittel, bei Gefahr der Durchfeuchtung zusätzlicheine Schürze oder einen Kittel mit Nässeschutzzu tragen. Im OP-Bereich und bei einigen andereninvasiven Eingriffen, wie der ZVK-Anlage, werdensterile Schutzkittel auch zum Schutz des Patientenvor einer Erregerübertragung von der Kleidung getragen.Prinzipiell ist das Risiko der Übertragungpathogener Erreger über die Kleidung eher als geringeinzustufen.Schutzkittel und Schürzen können beim selbenPatienten auf Station mehrfach verwendet werden.Sie sollten auf Intensivstationen einmal pro Schichtund auf Pflegestationen einmal täglich und immerbei sichtbarer Kontamination gewechselt werden.Schutzkittel sollten in jedem Fall im Patientenzimmerverbleiben und nicht vor der Tür aufgehängt werden,um pathogene Erreger nicht nach draußen zu tragenund eine Kontamination der Kittel durch Dritte zuvermeiden. Um Verwechslungen zu vermeiden hängenim Mehrbettzimmer die Kittel in der Nähe desPatienten. Beim Aufhängen der Kittel sollte die Außenseitegekennzeichnet sein, damit der Kittel bei dernächsten Verwendung richtig angezogen werden kann.FA ZIT FÜR DIE PFLEGE▶▶Personalhygiene dient dem eigenen Schutz und dem Schutz des Patienten/Bewohners.▶▶Hände sind der häufigste Vektor für Übertragun gen von potenziellenKrankheitserregern. Ein Hautschutz- und ein Handschuhplan gehörendeshalb zum Standard einer guten Händehygiene.▶▶Personalhygienemaßnahmen kommen nur dann voll zum Tragen, wennsie vorschriftsgemäß und vollständig durchgeführt werden.Mundschutz und SchutzmaskenZu den Masken, die in der Medizin benutzt werden,zählt der chirurgische Mund-Nasen-Schutz, der keineechte Atemschutzmaske ist, aber die Abgabe voninfektiösen Tröpfchen in die Umgebung verhindert.Er wird in der Regel bei operativen Eingriffen undeinigen anderen Maßnahmen am Patienten (zumBeispiel ZVK-Anlage, endotrachealem Absaugen)getragen, außerdem bei der Pflege von Knochenmarktransplantierten(KMT) Patienten in der Neutropenie.Außerdem bietet die chirurgische Maske Schutz beiinfektiösen Erkrankungen des Patienten, die überrespiratorische Tröpfchen übertragen werden, wiedie klassischen Kinderkrankheiten (Masern, Mumps,Röteln, Keuchhusten, Windpocken), Diphtherie unddie Meningokokkeninfektion. Hier ist die Maske abernur bei engem Kontakt erforderlich (Abstand < 2m).Prinzipiell dienen Masken auch dem Schutz des Patientenvor der Übertragung von Erkältungskrankheitendurch das Personal. Krankenhauspersonal mitrespiratorischen Erkrankungen sollte in der Regelnicht arbeiten oder für die Zeit der Erkrankung inBereichen ohne Patientenkontakt eingesetzt werden.Dies gilt insbesondere für Hochrisikobereiche wieKMT-Stationen.Zum respiratorischen Schutz bei offener Lungentuberkulosewerden Atemschutzmasken der KlasseFFP-2 verwendet. Bei diesen Masken, die einen erheblichenAtemwiderstand bieten, ist es sehr wichtig,auf den korrekten Sitz zu achten.Regina ScholzInstitut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene(IUK)Universitätsklinikum FreiburgBreisacherstr. 115 B, 79106 Freiburgregina.scholz@uniklinik-freiburg.deSven KurzInstitut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene(IUK)Universitätsklinikum FreiburgBreisacherstr. 115 B, 79106 Freiburgsven.kurz@uniklinik-freiburg.de<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2012; 64 (10)39