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Aseptische Getränkeproduktion: Zwischen Innovation und ...

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<strong>Aseptische</strong><br />

<strong>Getränkeproduktion</strong>:<br />

<strong>Zwischen</strong> <strong>Innovation</strong> <strong>und</strong><br />

Kostenexplosion<br />

Zusammenfassung zur<br />

6. Fresenius Fachtagung Aseptik<br />

am 9. <strong>und</strong> 10. September 2008<br />

in Hamburg<br />

Technologische <strong>Innovation</strong>en,<br />

Anlagenplanung <strong>und</strong> Praxis-<br />

erfahrung<br />

Was die Hygiene betrifft, sind<br />

Aseptik-Anlagen in der Getränke-<br />

produktion aus technologischer<br />

Sicht das Maß aller Dinge. Aber<br />

rechnen sie sich auch<br />

wirtschaftlich? Wie viel Aseptik<br />

können oder müssen sich die<br />

Getränkehersteller leisten?<br />

Diese Frage war ein Schwerpunkt<br />

auf der 6. Fresenius-Fachtagung<br />

„<strong>Aseptische</strong> <strong>Getränkeproduktion</strong>“,<br />

die vom 9. bis 10. September 2008<br />

in Hamburg stattfand. Hersteller,<br />

Anwender <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

berichteten über technologische<br />

<strong>Innovation</strong>en, Anlagenplanung <strong>und</strong><br />

Praxiserfahrungen. Dabei gaben sie<br />

auch Tipps, wie Zeit, Kosten <strong>und</strong><br />

Ressourceneinsatz zu optimieren<br />

sind.<br />

Das technisch Mögliche deckt sich<br />

nicht immer mit dem hygienisch<br />

Notwendigen <strong>und</strong> auch nicht<br />

mit dem wirtschaftlich Sinnvollen –<br />

das könnte eine Quintessenz des<br />

zweitägigen Branchentreffs in<br />

Hamburg sein.<br />

Kosten, Effizienz <strong>und</strong> Handling:<br />

Gerät die Aseptik ins Abseits?<br />

Michael M. Braitinger (SCB Sachverständige<br />

& Consultants) stellte<br />

auf der Fresenius-Fachtagung eine<br />

Studie vor, die die Effizienz von<br />

17 aseptischen Abfüllanlagen unter-<br />

suchte.<br />

Das Ergebnis stimmt nicht gerade<br />

optimistisch: Die effektive Laufzeit<br />

der Anlagen betrug gerade einmal<br />

44 Prozent. Die Analyse der<br />

Nebenzeiten <strong>und</strong> Störquellen ergab,<br />

dass 57 Prozent auf Produkt- oder<br />

Gebindewechsel entfielen, 19<br />

Prozent auf die Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> 5 Prozent auf das Material<br />

zurück zu führen waren.<br />

Die Akademie Fresenius GmbH, Alter Hellweg, 46 44379 Dortm<strong>und</strong>, Telefon: +49 231 75896-50<br />

www.akademie-fresenius.de<br />

Braitinger: „Eine simple Störung<br />

wird durch die hohen Anforderun-<br />

gen des aseptischen Füllprozesses<br />

gewaltig aufgebläht. <strong>Aseptische</strong><br />

Anlagen sind keine endperfektio-<br />

nierten Alleskönner.“<br />

Investitionskosten für Aseptik<br />

haben sich verdoppelt<br />

„Sie sind noch nicht so weit<br />

entwickelt wie gut ausgereifte Ultra-<br />

Clean-Anlagen.“ Damit stelle sich<br />

die Frage, ob Aseptik noch tragbar<br />

sei. Denn laut Braitinger seien die<br />

Investitionskosten für Aseptik-<br />

Anlagen gegenüber herkömmlichen<br />

Anlagen um das Zwei- bis Zweiein-<br />

halbfache gestiegen, dagegen seien<br />

die Deckungsbeitrage der mit<br />

Aseptik erzeugten Produkte nicht im<br />

gleichen Maße gestiegen.<br />

Der Einsatz von Aseptik erfordere<br />

eine hoch differenzierte Produkt-<br />

kalkulation: Je kleiner die<br />

Produktionschargen, desto höher<br />

die Kosten – damit werde ins-<br />

besondere für kleine Unternehmen<br />

die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

komplex. Braitinger schloss nicht<br />

aus, dass in Zukunft nur große<br />

mittelständische Betriebe Aseptik<br />

effizient betreiben können.<br />

Wie viel Aseptik darf’s denn<br />

sein?<br />

Auch Waldemar Dück (WeserGold<br />

Getränkeindustrie) kam bei der<br />

Betrachtung des Kosten-Nutzen-<br />

Verhältnisses zu der Erkenntnis:<br />

„Asepsis hört bei der<br />

Wirtschaftlichkeit einer Abfüllanlage<br />

auf!“ Die richtige Frage müsse<br />

daher lauten, wie „semiaseptisch“<br />

eine Abfüllanlage sein dürfe.<br />

Dies könne nur produktabhängig<br />

beantwortet werden:<br />

Zu berücksichtigen seien der pH-<br />

Wert des Produktes (z.B. Milch,<br />

Gemüsesaft, Fruchtsaft), sein<br />

Nährstoffgehalt, die Karbonisierung<br />

<strong>und</strong> weitere Inhaltsstoffe wie<br />

Alkohol. Dück: „Alle Anlagen zur<br />

Abfüllung in PET-Flaschen sind als<br />

semiaseptisch einzustufen.“<br />

Waldemar Dück, bei WeserGold<br />

zuständig für Prozesskontrolle: „Die<br />

Herausforderung ist, den not-<br />

wendigen semiaseptischen Zustand<br />

der Abfüllanlage dauerhaft zu<br />

erhalten.“<br />

Kampf gegen die Keime<br />

Für die Milchwirtschaft ist der<br />

Kampf gegen die Keime eine<br />

besonders große Herausforderung:<br />

Alle pH-Wert-neutralen Produkte,<br />

die in der Milchwirtschaft abgefüllt<br />

werden, bieten Mikroorganismen<br />

optimale Wachstumsbedingungen.<br />

Die Akademie Fresenius GmbH, Alter Hellweg, 46 44379 Dortm<strong>und</strong>, Telefon: +49 231 75896-50<br />

www.akademie-fresenius.de


„Da Haltbarkeiten bis zu 12<br />

Monaten außerhalb der Kühlung<br />

gegeben werden, führt jeder<br />

lebensfähige Keim in einer Produkt-<br />

verpackungseinheit zum Verderb!“,<br />

betonte Dr. Andreas Nolte<br />

(Nordmilch) auf der Fresenius-<br />

Fachtagung.<br />

“Nur über ein klar gegliedertes<br />

Prozessmanagement <strong>und</strong> ein<br />

umfassendes Qualitätssicherungs-<br />

system, das auch die vor- <strong>und</strong><br />

nachgeschalteten Stufen der<br />

Produktion einbezieht, können<br />

Unsterilitäten vermieden werden“,<br />

so Nolte.<br />

Das Umfeld muss stimmen:<br />

Aseptik als ganzheitliches<br />

System<br />

Die Bedeutung des Produktions-<br />

umfelds stellte auch Dr. Ulrike<br />

Kleiber (Hansa Heemann) in den<br />

Mittelpunkt ihres Vortrags:<br />

„Der Prozess der aseptischen<br />

Abfüllung muss als ganzheitliches<br />

System gesehen werden, in<br />

welchem dem Umfeld dieselbe<br />

Bedeutung wie der Abfülltechnik<br />

zukommt. Neben der eigentlichen<br />

Abfülltechnik spielen die Prozess-<br />

technik, das Personal, das Umfeld<br />

<strong>und</strong> die Umfeldhygiene eine<br />

entscheidende Rolle“, so Kleiber.<br />

In der Praxis sei es wichtig, das<br />

vorhandene Risiko auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

der konkret existierenden Umgebungsbedingungen<br />

einzuschätzen.<br />

Verschiedene Einflussfaktoren –<br />

etwa aus den Bereichen Produktionshalle,<br />

Boden- <strong>und</strong> Klimasituation,<br />

Prozesstechnik CIP/SIP<br />

<strong>und</strong> sonstige Prozesstechnik –<br />

seien bei der Risikobewertung zu<br />

berücksichtigen.<br />

Vorschlag: „Ampelprinzip“<br />

Um das Bewertungssystem einfach<br />

<strong>und</strong> leicht verständlich zu gestalten,<br />

schlägt Kleiber das „Ampelprinzip“<br />

vor:<br />

„Die Bewertung jedes einzelnen<br />

Faktors mit der Farbe rot ( Bedin-<br />

gung schlecht, Risiko vorhanden),<br />

gelb (Bedingung gut) oder grün<br />

(Bedingung sehr gut, Minimierung<br />

Risiko) erlaubt am Ende eine<br />

Gesamteinschätzung für den<br />

jeweiligen Bereich“, erklärte Kleiber.<br />

Die Akademie Fresenius GmbH, Alter Hellweg, 46 44379 Dortm<strong>und</strong>, Telefon: +49 231 75896-50<br />

www.akademie-fresenius.de<br />

So sei es möglich, verschiedene<br />

Produktionshallen oder -stätten<br />

miteinander zu vergleichen, bei<br />

Neuinstallation den optimalen<br />

Standort in Bezug auf das Umfeld<br />

festzulegen, Schwachstellen zu<br />

erkennen <strong>und</strong> ein abgestimmtes<br />

Überwachungsprozedere fest-<br />

zulegen.<br />

Weiterhin werde bei regelmäßiger<br />

zeitlich versetzter Bewertung<br />

eine Entwicklungstendenz erkannt.<br />

Kleiber: „Dies ist ein wichtiger<br />

Baustein für ein langfristig<br />

erfolgreiches aseptisches Abfüll-<br />

konzept.“<br />

Tagungsunterlagen<br />

Die Tagungsunterlagen mit den<br />

Skripten aller Vorträge der<br />

Fresenius-Fachtagung können zum<br />

Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt.<br />

bei der Akademie Fresenius<br />

bezogen werden.<br />

Die Akademie Fresenius GmbH, Alter Hellweg, 46 44379 Dortm<strong>und</strong>, Telefon: +49 231 75896-50<br />

www.akademie-fresenius.de

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