Effektpigmente Effektpigmente
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Effektpigmente Effektpigmente
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Blindprägung Blindprä<br />
Blindprägung<br />
Lentikulardruc<br />
lardruck<br />
Stanzungen<br />
lindprägung ntone<br />
Pantone<br />
Zauber der Veredelung<br />
in Druck und Verpackung<br />
Erfolg<br />
uck<br />
pigmente<br />
<strong>Effektpigmente</strong><br />
Spezialpapier<br />
Blindprägung<br />
ft<br />
Stanzungen<br />
Wege der effektvollen Positionierung<br />
Stanzungen<br />
einraster Feinrast<br />
Feinraster Duft<br />
Heis<br />
Spezialpapier<br />
Feinraster<br />
Heissfolienp<br />
ackierung<br />
V-Lackierung<br />
UV-Lackierung<br />
Chromos<br />
Look<br />
Marken brauchen hervorragendes Packaging | Interviews |<br />
Königsdisziplin Veredelung | Aus der Praxis, für die Praxis |<br />
Who is who and what they do | Produkte<br />
Juni 2011<br />
Effekt<br />
Spezialpapier<br />
Heissfolienprägung<br />
Kundeninformation der Chromos AG<br />
Offset | Digital Printing | Packaging and Label Printing<br />
Post Press | Coding and Packing
«Look», das Kundenmagazin der Chromos AG<br />
Niederhaslistrasse 12, CH-8157 Dielsdorf, Schweiz<br />
Telefon +41 (0)44 855 55 00; www.chromos.ch<br />
Redaktion:<br />
Claude Bürki, Werbeabteilung Chromos AG<br />
Gestaltung:<br />
Atelier Binkert, Zürich<br />
Veredelung der Titelseite:<br />
Im «Scodix»-Verfahren, durch Vögeli AG Druckzentrum<br />
Langnau i.E.<br />
Editorial<br />
Print goes premium –<br />
von der Pflicht zur Kür<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
der Begriff «Strukturwandel» macht im Druck-<br />
gewerbe fast wie ein Nachtwächter die Runde.<br />
Ausgelöst und beschleunigt durch technische<br />
Fortschritte, verbunden mit dem Aufkommen<br />
der neuen Informations- und Unterhaltungsmedien,<br />
die zusammenwachsen (sog. Konvergenz). iPad und Konsorten<br />
lassen grüssen.<br />
Zählt demzufolge jeder, der behauptet, Printmedien hätten auch in<br />
Zukunft noch ihren festen Platz, zum Kreise der Uneinsichtigen, die<br />
am Hergebrachten festhalten? Zu denjenigen, die den Fortschritt<br />
weder er- noch anerkennen?<br />
Der Stellenwert des Mediums Print wird sich verändern, so viel steht<br />
fest. Jedoch möglicherweise in eine Richtung, die so schlecht gar<br />
nicht ist: Print mit Premium-Anspruch!<br />
In dieser Situation muss die Branche über ihre Zukunft, ihre Produkte,<br />
ihr Selbstverständnis reflektieren. Und dezidiert zwischen Pflicht (must<br />
have) und Kür (nice to have) unterscheiden. Um vielleicht bald einmal<br />
feststellen zu müssen, dass ein neues «must» am Horizont auftaucht,<br />
dass «nice to have» zum «must» mutiert. «Must» meint in diesem<br />
Kontext: Mehrwert für das Medium Print durch erhöhte Werbewirksamkeit,<br />
durch Premium-Anmutung, durch Veredelung.<br />
Gleichwohl sind wir nicht der Meinung, dass Druckprodukte – Akzidenzen,<br />
Magazine, Broschüren, aber auch Verpackungen – bis zum<br />
Überdruss veredelt und wie ein Christbaum daherkommen sollen.<br />
Mehrwert durch Veredelung lässt sich ganz gezielt – mit vernünftigem,<br />
bezahlbarem Mehraufwand – erlangen.<br />
Herzlich,<br />
Daniel Broglie<br />
Geschäftsführer<br />
4<br />
«Wir haben den Staub<br />
abgewischt, ohne Kratzer<br />
zu verursachen»<br />
Das «Läckerli Huus» zu den Themen<br />
Redesign, Verpackungstrends und<br />
Online-Vertrieb.<br />
7<br />
Einfach und präzise Farbe und Dichte<br />
messen – dank SpectroEye.<br />
8<br />
<strong>Effektpigmente</strong>: Glamour dank<br />
Glimmer<br />
9<br />
Neue starke Marken –<br />
starke Lösungen mit «INTRO-Line»,<br />
Morchem und Rossini.<br />
10<br />
Gastautor: viscom-Chef redaktor<br />
Paul Fischer zum Thema «Differenzierung».<br />
12<br />
«Die Verpackung – nebst<br />
dem Duft das wichtigste<br />
Tool»<br />
Victorinox setzt auf Emotionen.<br />
15<br />
Nyco, Kirchberg: Die Klaviatur<br />
der flexiblen Verpackung besteht aus<br />
mehreren Druckverfahren.<br />
16<br />
Das Chromos-Team im Bild:<br />
Unsere über 30 Spezialisten bieten<br />
Ihnen starke Lösungen.<br />
17<br />
«Edel und digital»: Die Voralberger<br />
Druckerei Carini gibt Einblick<br />
in ihr Erfolgsrezept für den qualitativ<br />
hochstehenden Etikettendruck.<br />
18<br />
«Gold rush» in Birmensdorf:<br />
J.E. Wolfensberger AG und<br />
ihr einzigartiger Goldbronzedruck.<br />
20<br />
«Veredler aus Leidenschaft» – Praxisreport<br />
über Borer Druck in Laufen.<br />
22<br />
Verpackungsgestaltung,<br />
ein Hauptpfeiler<br />
des Markenauftritts<br />
Weleda: Wiedererkennbarkeit und<br />
Nachhaltigkeit müssen gegeben sein.<br />
24<br />
«Heilig’s Blechle» – was bei der<br />
Herstellung von Blechdosen bei Hoffmann<br />
im Zentrum der Veredelung<br />
steht.<br />
26<br />
Firma Korff: Glanzvoller Alufoliendruck<br />
– nichts ist unmöööglich!<br />
28<br />
Königsdisziplin Ver edelung.<br />
Gast autor Frank Baier lässt Materialien<br />
und Druckverfahren Revue passieren.<br />
30<br />
«Scodix»: Vögeli AG Druckzentrum<br />
berichtet über die erfolgreiche<br />
Einführung der digitalen Lackierung.<br />
31<br />
Erfolg Toppan: Die Nachfrage nach<br />
Hochbarrierefolien für anspruchsvolle<br />
flexible Verpackung steigt.
Branding<br />
«Wir haben den Staub<br />
abgewischt, ohne Kratzer<br />
zu verursachen»<br />
// Wer kennt sie nicht, die traditionsreichen<br />
«Basler Läckerli» aus dem<br />
«Läckerli Huus»? Trotz hohem Bekanntheitsgrad<br />
– er beträgt 85 Prozent – muss<br />
auch ein Traditionsprodukt auf einen adäquaten<br />
Auftritt achten, um die Markenbotschaft<br />
zu kommunizieren. Attribute<br />
wie Wertigkeit, Qualität und Originalität<br />
stehen dabei an oberster Stelle.<br />
Look sprach mit Miriam Blocher, Inhaberin<br />
und CEO «Läckerli Huus», über das neue<br />
PackagingKonzept.<br />
Look: Sie haben das Unternehmen «Läckerli<br />
Huus» vor vier Jahren übernommen und<br />
bereits stark geprägt: Sie haben diversifiziert,<br />
das heisst zusätzlich neue Produkte<br />
mit grossem Erfolg lanciert und auch das<br />
Packaging erneuert. Damit sind wir bereits<br />
beim Thema: Was bedeutet für Sie gutes<br />
Packaging?<br />
Miriam Blocher: Für uns im «Läckerli Huus»<br />
ist gutes Packaging prioritär ein Markenbotschafter!<br />
Die Verpackung muss das Produkt<br />
dem Markenwert entsprechend präsentieren.<br />
Und es gilt natürlich auch, funktionale Aspekte<br />
zu berücksichtigen. Die Schutzfunktion<br />
der Verpackung ist ausserordentlich wichtig;<br />
ein Läckerli ist ja nicht ein Produkt, das man<br />
offen verkaufen kann, es muss entsprechend<br />
geschützt, das heisst verpackt sein.<br />
Ist Packaging – mit dem ganzen Drum und<br />
Dran – aus Ihrer Sicht Chefsache oder haben<br />
Sie einen hausinternen Packaging Manager?<br />
Nein, wir haben keine Person im Hause, die<br />
diese Berufsbezeichnung trägt. Aber ich<br />
könnte auch nicht sagen, dass Packaging ausschliesslich<br />
Chefsache ist. Wir haben eine<br />
Marketing und Verkaufsabteilung, die das<br />
Design verantwortet, zusammen mit unserer<br />
Miriam Blocher, CEO,<br />
«Läckerli Huus»: stellt hohe<br />
Anforderungen ans Packaging.<br />
hausinternen Qualitätssicherung, die prüft,<br />
ob die funktionalen Aspekte erfüllt sind. Mitbeteiligt<br />
ist auch unser Einkauf, der schauen<br />
muss, dass das Ganze machbar ist und der die<br />
Kosten im Griff behält. Ich tue zum Schluss<br />
meine Meinung kund und mache mit bei der<br />
Sortimentspolitik, damit diese einerseits<br />
nicht ausufert, andererseits dynamisch bleibt.<br />
Sie untertreiben?! Sie haben nach der Übernahme<br />
des «Läckerli Huus» das Verpackungs-Design<br />
erneuert. Da haben Sie bestimmt<br />
beim Briefing ein gewichtiges<br />
Wörtchen mitgeredet?<br />
Natürlich, ich habe ja auch gesagt, dass die<br />
Packung Markenbotschafterin sein muss.<br />
Und das heisst natürlich: Die Qualität des<br />
Produktes muss gewährleistet, die funktionalen<br />
Aspekte erfüllt sein. Im Jahre 2008<br />
haben wir das Design völlig neu aufgestellt,<br />
inklusive Veränderung des Logos. Auch die<br />
Sortimentspolitik haben wir neu definiert. In<br />
diesem Zusammenhang haben wir eine Design<br />
agentur gesucht und einen Pitch mit dazugehörigem<br />
Briefing ausgeschrieben. Das<br />
Packaging Design muss ja der Strategie der<br />
Marke folgen. Und bei der Strategie bin ich<br />
natürlich federführend.<br />
Wie sieht es mit der Akzeptanz neuer Produkte<br />
im Markt aus? Gelingt die Einführung<br />
neuer Produkte immer auf Anhieb?<br />
Leider «haut» es nicht immer! Natürlich testen<br />
wir Neuentwicklungen immer. Etwas provokativ<br />
sage ich jeweils, man könnte ein<br />
neues Produkt zum Test in die KaffeeEcke<br />
stellen und schauen, ob es von den Mitarbeitenden<br />
konsumiert wird... (lacht). Aber wir<br />
machen es natürlich schon professioneller!<br />
Trotz dieser Tests gab es Fälle, in denen wir erkennen<br />
mussten, dass das Produkt nicht läuft.<br />
Zudem wandelt sich der Geschmack des<br />
Publikums laufend. Es gibt so etwas wie einen<br />
4/5<br />
Branding<br />
Product Life Cycle, und es kommt immer wieder<br />
vor, dass Produkte, die gut liefen, plötzlich<br />
nicht mehr gut gehen. Neue Produkte einführen,<br />
das heisst auch: alte streichen! Das ist für<br />
uns meistens schwieriger als neue einzubringen.<br />
Auch finden wir manchmal ein Produkt<br />
gut, aber die Kunden nicht. Zum Glück ist es<br />
relativ selten, dass wir floppen mit Neueinführungen.<br />
Wir sind ja auch im Direktkundengeschäft<br />
tätig – unsere Verkäufer, die an<br />
der Front tätig sind, kennen ihre Kunden und<br />
deren Wünsche sehr gut.<br />
Ganzheitliche Entwicklung und Pflege der<br />
Marke – Produktentwicklung, Naming,<br />
Werbung, Verpackungsdesign, Verkaufsförderung<br />
etc. – das alles unter einen Hut zu<br />
bringen, wie schafft man das?<br />
Marketing und Verkauf – das ist bewusst eine<br />
eigenständige Abteilung bei uns. Die, die das<br />
Marketing machen, sind auch zuständig dafür,<br />
dass die Produkte verkauft werden. Dadurch<br />
wird bereits Konfliktpotenzial ausgeschaltet.<br />
Wir sind aber auch in der glücklichen<br />
Lage, aufgrund unseres direkten Kundenkontaktes<br />
zahlreiche Anregungen aus dem Kundenkreis<br />
aufnehmen zu können. Wir sind<br />
breit aufgestellt in der Distribution, haben<br />
eigene Läden, haben den Versandhandel, den<br />
Detailhandel, den Export... Das alles unter<br />
einen Hut zu bringen, ist in der Tat sehr anspruchsvoll.<br />
Jeder Kanal hat seine Anforderungen:<br />
Der Handel will möglichst wenig<br />
Regalfläche einsetzen, unsere eigenen Läden<br />
möglichst viel, der Export will eher kleine<br />
Packungen, der Versand grosse, weil er Portokosten<br />
tragen muss etc. Das ist ein Spagat, ein<br />
spannender Spagat.<br />
Wie steht es mit dem Online-Verkauf?<br />
Seit rund zehn Jahren haben wir einen Web<br />
Shop, und bereits seit 1960 verkaufen wir über<br />
den Versandhandel im Postversand, früher
ausschliesslich über den KatalogVersand.<br />
Heute kommt rund ein Viertel dieser Bestellungen<br />
über den OnlineKanal ins Haus, Tendenz<br />
steigend. Allerdings, nur mit dem<br />
OnlineKanal, ohne Impuls durch den Katalog,<br />
wäre es schwierig – den Katalogversand<br />
braucht es immer noch als Impulsgeber.<br />
Heisst das auch, dass die meisten Leute<br />
Ihre Produkte bereits kennen?<br />
Im Versandgeschäft haben wir tatsächlich<br />
viele Stammkunden. Man muss aber immer<br />
wieder neue Kunden generieren. Ja, unsere<br />
Marke kennen die meisten Leute, und sie bestellen<br />
lustigerweise im Versand auch immer<br />
die neuen Produkte. Sie sind bereit, neue Produkte<br />
zu versuchen. Das heisst für uns: Auch<br />
die neuen Produkte müssen den hohen Versprechen<br />
der Marke «Läckerli Huus» gerecht<br />
werden!<br />
Dem Packaging Design kommt demnach<br />
grosse Bedeutung zu – die «stille Verkäuferin»<br />
tritt in Aktion...<br />
Die Bedeutung des Packagig Design ist sehr<br />
gross, gerade im Katalog. Da kann man ja das<br />
Produkt nicht probieren, nur in unseren Läden<br />
ist das möglich. Und was wir nie vergessen<br />
dürfen, ist die Tatsache, dass sehr viele unserer<br />
Produkte als Geschenk gekauft werden,<br />
nicht «nur» für den Eigenbedarf. Und als Geschenk<br />
ist die Präsentation sehr, sehr wichtig.<br />
Welchen Stellenwert hat die Veredelung im<br />
Verpackungsdruck?<br />
Es kommt drauf an, wovon Sie sprechen. Bei<br />
den Standardverpackungen haben wir drei<br />
Farben: Schwarz, Weiss, Gold. Das sind unsere<br />
drei Farben. Schaut man das heute noch als<br />
Veredelung an? Wir setzen Prägung, Kaltfolientechnik<br />
und anderes ein. Wir denken<br />
natürlich einen Schritt weiter und haben soeben<br />
die ersten Verpackungen mit Glanzlack<br />
ausgestattet. Wir suchen den Kontrast, und<br />
wir erwägen momentan auch den Einsatz<br />
weiterer Veredelungstechnologien. Es ist ein<br />
ständiger Wandel, es stellt sich immer wieder<br />
die Frage: Wie kommen wir einen Schritt weiter,<br />
auch in der Verpackung. Wir stellen hohe<br />
Anforderungen an unsere Lieferanten.<br />
Erfüllen diese Ihre Anforderungen immer?<br />
Nun, was recht anspruchsvoll ist, ist zum Beispiel<br />
auch der «gewöhnliche» Kilosack. Das ist<br />
unser Hauptprodukt, ein Papiersack mit Innenbeutel.<br />
Diese Einheit ist, man würde es<br />
nicht vermuten, bereits sehr anspruchsvoll.<br />
Die Idee des Papiersacks liegt darin, das Traditionelle,<br />
das Handgemachte mitzunehmen<br />
und dabei gleichzeitig den heutigen Ansprüchen<br />
zu genügen. Bei dieser Einheit ist übrigens<br />
auch das Format ein Problem; es gibt zurzeit<br />
nur eine Druckerei – in Deutschland –, die<br />
uns diese Einheit wie gewünscht liefern kann.<br />
Neben diesen Standardprodukten haben wir<br />
die Geschenklinien, häufig wechselnd. Da arbeiten<br />
wir sehr viel im Blechdosen und im<br />
Kartonbereich. In Sachen Blechdosen sind<br />
wir sicher führend in der Schweiz, wir geben<br />
jedes Jahr eine Kunstedition heraus, letztes<br />
Jahr mit AlbertAnkerMotiven, vorletztes<br />
Jahr mit VanGoghMotiven zur Ausstellung.<br />
Als Nächstes kommen dieses Jahr Tinguely<br />
Dosen, die wir in Zusammenarbeit mit dem<br />
Museum in Basel herausgeben werden.<br />
Sie gehen mit Ihren Produkten auch in den<br />
Export – Japan, Nordamerika sind unter<br />
anderem wichtige Märkte, die Sie bedienen.<br />
Haben Sie mit dem Schriftzug, der<br />
Wortbildmarke «Läckerli Huus», einer Frakturschrift,<br />
kein Problem?<br />
Richtig, diese Schrift gab viel zu reden intern.<br />
Aber es ist so: Wir behalten die Marke<br />
«Läckerli Huus» und somit diese Schrift bei,<br />
was früher nicht der Fall<br />
gewesen ist für den Export.<br />
Man sagte damals: «Das<br />
kann keiner aussprechen und<br />
das versteht keiner!» Wir wollen<br />
aber authentisch bleiben,<br />
«Läckerli Huus» ist authentisch. Und wir wollen<br />
auch die Erfolgsstory Schweiz aufzeigen<br />
und sagen: «Hey, diese Marke ist auch in der<br />
Schweiz ein Erfolg!» Und wir sind zudem der<br />
Meinung, dass es einen gewissen Reiz hat,<br />
wenn eine Marke einen besonderen Klang<br />
hat, besonders aussieht und von weit her<br />
kommt. Die Japaner kennen unsere Marke<br />
vor allem als Bildmarke; Japaner sind visuell<br />
sehr sensitiv.<br />
Wie steht es mit dem Geschmacklichen,<br />
dem Organoleptischen?<br />
Diese Problematik besteht tatsächlich. Man<br />
muss akzeptieren, dass nicht alle Länder die<br />
gleichen Präferenzen haben. Wir denken immer,<br />
wir hätten SuperProdukte, die jeder<br />
liebt. Aber man muss nur selber ins Ausland<br />
reisen und dort die Spezialitäten probieren,<br />
dann merkt man, dass wir ja auch nicht alles<br />
lieben, was man im Ausland als etwas Spezielles<br />
anbietet. Zu Beginn haben wir immer<br />
gesagt: Wir gehen in den Export mit unserem<br />
Läckerli, denn das ist unser Hauptprodukt.<br />
Wir haben dann gemerkt, dass dem nicht immer<br />
so ist. In Deutschland ist das Läckerli<br />
sehr beliebt, dort gibt es die Lebkuchenkultur.<br />
In Asien wiederum ist ein Läckerli vom Geschmack<br />
und vom Gewürz her recht beliebt,<br />
aber die Konsistenz ist den Asiaten fremd. Sie<br />
denken, das Produkt sei alt, weil es nicht<br />
knusprig ist. So sind wir in Japan mit unseren<br />
Rahmtäfeli unterwegs, weil wir gesehen haben,<br />
dass diese dort sehr beliebt sind. Auf<br />
Grund dieser Erkenntnis versuchen wir nun,<br />
die Marke auszubauen. Das Rahmtäfeli, dann<br />
die Flûtes mit Ca ramel, dann ein Schoki<br />
Läckerli. Wir ha ben<br />
auch gewisse Länder vom<br />
Export ausgeschlossen; solche, in denen<br />
wir geschmacklich nicht reüssieren.<br />
Bei Konsumentinnen-Befragungen schneidet<br />
das «Läckerli Huus» mit sehr guten Noten<br />
ab, zwischen 9 und 10 (auf der Zehner-<br />
Skala). Lässt sich nun sagen, ob die<br />
Verpackung etwas zu diesem guten Ergebnis<br />
beiträgt? Zum Beispiel ab dem Zeitpunkt<br />
des Neu-Designs vor vier Jahren –<br />
gab es da so etwas wie einen Ruck in der<br />
Wahrnehmung?<br />
Ein Vergleich mit früher ist schwierig. In der<br />
Vergangenheit gab es kaum eine Umfrage.<br />
Wir führen jetzt aber alle zwei Jahre eine Markenumfrage<br />
durch und schauen, was wir erreicht<br />
haben. Von 2008 bis 2010 haben wir<br />
festgestellt, dass der Bekanntheitsgrad gestiegen<br />
ist, und zwar deutlich. Auch in der Westschweiz<br />
konnten wir ihn ausbauen. Auch das<br />
Attribut «Original» spielt eine wichtige Rolle<br />
und wird in den Umfragen oft genannt. 71<br />
Prozent der Befragten sagen: Das «Läckerli<br />
Huus» hat das Original; früher waren es nur<br />
gut 60 Prozent, also wesentlich weniger. Unser<br />
Ziel ist es, die hohen Werte zu halten, das<br />
ist 2010 gelungen. Wir haben die Marke ja<br />
nicht grundsätzlich neu aufgestellt. Was früher<br />
gemacht worden ist, war ja ebenfalls richtig.<br />
Wir haben lediglich den Staub abgewischt<br />
und versucht, keine Kratzer zu verursachen.<br />
Frau Blocher, besten Dank für dieses aufschlussreiche<br />
Gespräch.<br />
Einfach und präzise Farbe<br />
und Dichte messen<br />
Das tragbare Handspektralfotometer «SpectroEye» verbindet<br />
höchste Messgenauigkeit mit aussergewöhnlicher Ergonomie und<br />
Bedienfreundlichkeit.<br />
SpectroEye-Typen<br />
SpectroEye LT<br />
Eine erschwingliche Lösung für Einsteiger,<br />
die die primären Funktionen für die Prozesskontrolle<br />
an der Druckmaschine bereitstellt.<br />
Das SpectroEye LT unterstützt sämtliche<br />
densitometrischen Funktionen von<br />
Dichte bis Farbannahme. Es ist das ideale<br />
Einstiegsgerät für die Überprüfung von<br />
CMYK-Drucken gemäss ISO-Standard.<br />
SpectroEye LT kann durch den Erwerb eines<br />
Codes ganz leicht auf SpectroEye aufgerüstet<br />
werden. Es ist auch mit kleinem Blendendurchmesser<br />
(Small Aperture, SA) erhältlich<br />
(s. SA-Beschreibung weiter unten).<br />
SpectroEye<br />
Ideal für Kunden, die CMYK- und Schmuckfarben<br />
drucken und eine systematische Prozesskontrolle<br />
verfolgen. Das Gerät kann<br />
auch für die Qualitätssicherung und in Verbindung<br />
mit Software für das Rezeptieren<br />
von Farben verwendet werden. Es misst<br />
Standard-Druckkontrollstreifen mit einer<br />
4,5-mm-Blende.<br />
SpectroEye SA<br />
SpectroEye SA ist für Kunden geeignet, die<br />
mit kleineren Kontrollelementen arbeiten.<br />
Das Gerät ist mit einem 3,2-mm-Blendendurchmesser<br />
ausgestattet. Hiermit können<br />
Felder mit einer minimalen Grösse von<br />
3,5 mm gemessen werden. SpectroEye SA<br />
hat dieselbe Genauigkeit wie SpectroEye<br />
und bietet allen Kunden, die mit kleineren<br />
Kontrollelementen arbeiten, eine ebenbürtige<br />
Qualitätssteuerung und Produktivitätssteigerung.<br />
SA ist auch für SpectroEye LT<br />
erhältlich.<br />
6/7<br />
Branding /<br />
Produkte<br />
«SpectroEye» bietet neben sämtlichen farbmetrischen<br />
Funktionen, die zum präzisen<br />
Messen und Kontrollieren von Sonderfarben<br />
erforderlich sind, auch alle densitometrischen<br />
Funktionen zum schnellen, einfachen Überwachen<br />
und Kontrollieren der Farbe während<br />
des Druckprozesses.<br />
Mit der hohen, integrierten spektralen Auflösung<br />
von 3,3 nm erkennt das «SpectroEye»<br />
selbst kleinste Farbabweichungen. «Spectro<br />
Eye» ist mit einer so genannten Ringbeleuchtung<br />
ausge stattet, um eine richtungsunabhängige<br />
Posi tionierung des Spektralfotometers<br />
zu ermöglichen. Dies ist besonders bei Messungen<br />
auf ungestrichenem Substrat wichtig.<br />
Mit der im Gerät integrierten Weissreferenzkachel<br />
wird eine automatische Kalibrierung<br />
ohne Benutzereingriff ermöglicht, was zu jedem<br />
Zeitpunkt eine optimale Messgenauigkeit<br />
gewährleistet.<br />
Massgeschneiderte Modelle, maximale Produktivität:<br />
Das «SpectroEye»Portfolio umfasst<br />
ein vielfältiges Lösungsangebot, um speziellen<br />
Bedürfnissen gerecht zu werden.<br />
Unabhängig von der Wahl des Modells können<br />
sich die Anwender stets gewiss sein, dass<br />
ihr Gerät die ideale Qualitätskontrolle und<br />
Genauigkeit der Farbproduktion auf der<br />
Druckmaschine bietet und Makulatur reduziert.<br />
Mehr zum Thema durch carlo.eigenmann@chromos.ch.
Glamour dank Glimmer<br />
Wie schaffen es Drucker, Perlglanz- und «metallische» Effekte<br />
aufs Papier und auf Verpackungen zu bringen? Was wir heute durch<br />
die Brille der Selbstverständlichkeit betrachten, begann bei Merck<br />
vor über 50 Jahren.<br />
// März 1959 – zunächst war da eine gute<br />
Idee: den Alltag zu verschönern. Dazu baute<br />
Merck eine Produktionsanlage für <strong>Effektpigmente</strong>.<br />
Das erste kam unter dem Namen<br />
Iriodin ® auf den Markt. Noch heute ist<br />
Iriodin Synonym für <strong>Effektpigmente</strong>. Damals<br />
schon war die Qualität hoch und<br />
machte Merck zum führenden Hersteller.<br />
Designer differenzieren…<br />
Sich profilieren, positionieren, auffallen à<br />
tout prix – das wird für «Brands» immer<br />
schwieriger. Kreative suchen daher ständig<br />
nach neuen Wegen, um ihre Produkte im Design<br />
zu differenzieren. Verpackungen, Etiketten,<br />
aber auch Drucksachen im Dienste edler<br />
Güter wollen mit dem besonderen Look and<br />
feel ausgestattet sein, um hohe Werbewirksamkeit<br />
zu entfalten, um hohe Wertigkeit visuell<br />
zu kommunizieren.<br />
…Drucker brillieren<br />
Eine Vielfalt von Papieren, Kartons, Folien,<br />
Farben und Lacken stehen heute dem Drucker<br />
zur Verfügung, um faszinierende Druck und<br />
Veredelungsmöglichkeiten zu verwirklichen.<br />
Marc Weingart, Senior Account Manager bei<br />
Merck, empfiehlt den Marketing und Druckprofis,<br />
bereits zu Beginn eines Projekts die<br />
Eigenschaften des Bedruckstoffs, des Druckverfahrens,<br />
der Druckfarbe und diejenigen der<br />
<strong>Effektpigmente</strong> aufeinander abzustimmen,<br />
um das beste Resultat zu erreichen.<br />
Marc Weingart: «Der Markt verlangt<br />
immer raffiniertere Effekte.»<br />
«Wir sind gross geworden mit dem Produkt<br />
Iriodin ® , das auf einem Glimmer, einem Silikat<br />
basiert. Heute bieten wir unseren Kunden,<br />
den Druckfarbenherstellern, eine grössere<br />
Anzahl von Produkten an und beraten wiederum<br />
deren Kunden, die Drucker, gerne beim<br />
Einsatz von <strong>Effektpigmente</strong>n. Denn für viele<br />
Drucker ist das immer noch etwas Neues, Unbekanntes.<br />
Der Umgang mit <strong>Effektpigmente</strong>n<br />
ist keine Hexerei; grundsätzlich beeinflusst<br />
der Einsatz von <strong>Effektpigmente</strong>n den Druckvorgang<br />
kaum.»<br />
Je dicker die Schicht, desto<br />
stärker der Effekt<br />
<strong>Effektpigmente</strong> können in jedem Druckverfahren<br />
eingesetzt werden. Weingart: «Im Tief,<br />
Flexo, Sieb oder Offsetdruck sowie in der<br />
Überdrucklackierung. Auf Grund der unterschiedlichen<br />
Farbschichtdicke und der physikalischen<br />
Eigenschaften der Pigmente gilt in<br />
diesen Druckverfahren: je dicker die Schichtdicke,<br />
desto stärker der Effekt. So kann beispielsweise<br />
im Siebdruck bis zu zehnmal<br />
mehr Farbe auf eine Oberfläche übertragen<br />
Pigment Teilchengrösse Effektgestaltung mögliche Druckverfahren<br />
Iriodin ® < 15 µm hohes Deckvermögen, Offset-, Flexo-, Tief- und Siebdruck,<br />
5–25 µm seidiger Glanz Überdrucklackierung (Kammerrakel)<br />
10–60 µm mittleres Deckvermögen, Flexo-, Tief- und Siebdruck, Überdruck-<br />
typischer Perlglanz lackierung (Kammerrakel)<br />
10–100 µm geringes Deckvermögen Flexo-, Tief- und Siebdruck<br />
10–125 µm Glitzereffekte Überdrucklackierung (Kammerrakel)<br />
Colorstream ® 10–50 µm ineinander fliessende Flexo-, Tief- und Siebdruck,<br />
Farbwechsel Überdrucklackierung (Kammerrakel)<br />
10–60 µm ineinander fliessende Flexo-, Tief- und Siebdruck,<br />
Farbwechsel Überdrucklackierung (Kammerrakel)<br />
20–200 µm ineinander fliessende Flexo- und Siebdruck, Überdruck-<br />
Farbwechsel kombiniert mit lackierung (Kammerrakel)<br />
Glitzer<br />
Pyrisma ® 5–35 µm hohes Deckvermögen Flexo-, Tief- und Siebdruck,<br />
Interferenz-Perlglanz Überdrucklackierung (Kammerrakel)<br />
Biflair ® 7–15 µm silberweiss, stark deckend, Offset-, Flexo- und Tiefdruck,<br />
seidiger Charakter Überdrucklackierung (Kammerrakel)<br />
werden als im Offsetdruck. Am meisten kommen<br />
im Offsetverfahren <strong>Effektpigmente</strong> in<br />
Überlackierung zum Einsatz; im 4COffset<br />
Akzidenzdruck ist man limitiert, da bieten wir<br />
spezielle Präparationen an. Ist ein Lackwerk<br />
vorhanden, kann vor oder nach dem Druck<br />
über Öldruckfarben veredelt und ein schöner<br />
Effekt erzielt werden.»<br />
Effektgestaltung durch<br />
Kombinationen<br />
Seit über 50 Jahren:<br />
Pigment-Effekte für<br />
die Einarbeitung in<br />
Kunststoffe, Druckfarben<br />
und Lacke.<br />
Alle anderen Verfahren, Flexo, Tief und<br />
Siebdruck, bieten, so Weingart, viele Möglichkeiten,<br />
vor allem in der Kombination: «Die<br />
Veredelung mit <strong>Effektpigmente</strong>n lässt sich<br />
multiplizieren. Die Verwendung einer oder<br />
mehrerer Effektpigmentfarben in mehreren<br />
Farbwerten als Sonderfarben erschliesst kreative<br />
Effektvariationen. Zum Beispiel erzielen<br />
<strong>Effektpigmente</strong> auf Buntfarben optimalen<br />
Glanz; unter Buntfarben sorgen sie für Farbtiefe<br />
und intensität; in Buntfarben erlauben<br />
sie die Kombination der Effekte von Auf und<br />
Vordruck. Und zusätzlich bietet sich die Anwendung<br />
in gerasterter Form in verschiedenen<br />
Druckverfahren an, um eine harmonische<br />
Anmutung von <strong>Effektpigmente</strong>n und<br />
Untergrundfarbton zu erzielen.»<br />
<strong>Effektpigmente</strong> werden im Farb- und Lacksortiment<br />
von Chromos eingesetzt (erich.rottaris@chromos.ch;<br />
patrick.martin@druckereiservice.de ).<br />
Chromos AG<br />
Wir stellen vor: Unsere neuen Partner<br />
Von Arx Engineering + Co. AG, Olten<br />
8/9<br />
Pigmente /<br />
Partner<br />
Chromos hat Anfang 2011 den Vertrieb der Qualitätsrakel «INTROLine» der Firma Von Arx<br />
Engineering + Co. AG für den Tief und Flexodruck übernommen. Die MarkenRakel<br />
«INTROLine» verfügen über eine Stahlqualität von höchster Gleichmässigkeit und einem<br />
höchsten Reinheitsgrad. «INTROLine»Qualitätsrakel leisten einen Beitrag zum Schutz der<br />
getätigten Investitionen in Zylinder und Druckmaschinen. Schlüssel zur Herstellung ist das<br />
Material und die Kompetenz um das Wissen in der Applikation.<br />
Das Unternehmen aus Olten liefert als schlanker und dynamischer Kleinbetrieb Qualitätsprodukte<br />
für die Druckindustrie. Alle Prozessabläufe werden im Hause kontrolliert und<br />
koordiniert. Das Resultat ist eine hohe Produktivität, erhöhte Wirtschaftlichkeit und<br />
100ProzentQualitätskontrolle «made in Switzerland» zu einem vorteilhaften Preis<br />
LeistungsVerhältnis. alfred.wittwer@chromos.ch<br />
Morchem S.A., Barcelona<br />
Chromos verstärkt die Aktivitäten im Bereich Packaging Materials mit dem spanischen<br />
PolyurethanSpezialisten und Kaschierklebstoffhersteller Morchem S.A., Barcelona. Durch<br />
diese neue Partnerschaft ergänzen wir das aktuelle Produktportfolio und unser Knowhow<br />
im Bereich «Flexibles» als Komplettanbieter, von der Druckfarbe über den Kaschierkleber<br />
bis hin zu hochwertigen Barrierefilmen. Das in Barcelona ansässige Unternehmen blickt auf<br />
über 50 Jahre Erfahrung mit dem Werkstoff Polyurethan.<br />
Seit 1985 liegt der Schwerpunkt auf den Kaschierklebstoffen, die in «State of the Art»Reaktoren<br />
gefertigt werden. Eigene Entwicklung, anwendungstechnische Unterstützung und<br />
Probekaschierungen auf einer praxisnahen Pilotkaschieranlage runden die Aktivitäten unseres<br />
neuen Partners ab. Das breite Produktprogramm von Morchem wird allen Ansprüchen<br />
an LF und LHKaschierklebstoffen gerecht. Mit den bestens im Markt eingeführten Klebstoffen<br />
können wir von Standard bis hin zu High PerformanceAnwendungen alle Anforderungen<br />
mit technisch und wirtschaftlich vorteilhaften Systemlösungen abdecken.<br />
christoph.huber@chromos.ch<br />
Rossini s.p.a., Rescaldina/Italien<br />
Mit Rossini gewann Chromos einen weiteren namhaften Partner im Bereich Narrow und<br />
MidwebSleeves für den Etikettendruck. Rossini steht für Tradition und Innovation. Was im<br />
Jahre 1928 als Handwerksbetrieb mit der Herstellung von Farbauftragwalzen für die grafische<br />
Industrie begann, entwickelte sich zu einem globalen Unternehmen.<br />
alfred.wittwer@chromos.ch
10/11<br />
Gast<br />
Differenzierung – und wie man «es» macht<br />
Im Zeitalter von iPad, Google, Facebook und Co. hat Print seine<br />
Rolle als Leitmedium verloren. Zwar reden nur die wenigsten von<br />
einer Agonie der «Holzmedien», doch allen ist klar: Print muss<br />
sich neu erfinden, auf Wertigkeit, also auf Klasse statt Masse setzen.<br />
// Da spielt die Drucksachenveredelung<br />
eine wichtige Rolle. Mit ihr können sich<br />
grafische Unternehmen profilieren und in<br />
der Einzigartigkeit bewegen. Besteht die<br />
Zukunft der grafischen Branche also nur<br />
noch aus hochwertigen und veredelten<br />
Drucksachen? Kaum, denn Wertigkeit<br />
drückt sich in mehr aus als durch ein edles<br />
Druckprodukt.<br />
Klaus J. Stöhlker gilt als Doyen der Schweizer<br />
PRSzene. Wenn so ein Mann zur Zukunft des<br />
Printmediums spricht, auch polarisierend,<br />
hört man ihm zu. So geschehen an einem<br />
wichtigen Branchenanlass im Sommer 2010.<br />
Dort ortete er sich als grosser Fan des Printprodukts,<br />
das auch in Zukunft einen wichtigen<br />
Stellenwert habe. Doch man werde sich<br />
den technologischen und wirtschaftlichen<br />
Veränderungen anpassen müssen. Die printmedienverarbeitende<br />
Industrie sollte sich in<br />
eine Edelbranche verwandeln, um die Zukunft<br />
zu packen, sagte Stöhlker. Das hörte<br />
sich gut an. Also nichts wie weg vom margenschwachen<br />
Massengeschäft, hin zum einfach<br />
verdienten Geld, leicht verdient mit edlen<br />
Druckerzeugnissen?<br />
Papier wie Tigerfell<br />
Reden nicht auch die diversen Anbieter von<br />
Druck und ProduktionsSystemen dem veredelten<br />
Weg das Wort? Wer jetzt in die richtige<br />
Technologie investiert, kann so richtig edel<br />
werden: Glanzlack, Geruchslack, Glitter, Kaschieren,<br />
wundersame Stanzungen, tolle Prägungen,<br />
Goldstaub und was es sonst noch<br />
alles gibt. Dazu kommen noch die Anbieter<br />
von Papier und Bedruckstoffen. Wie wäre es<br />
zum Beispiel mit dem Verwenden eines voluminösen<br />
Offsetpapiers mit schon fast erotisierender<br />
Haptik? Oder mit einem teuren Spezialpapier,<br />
das sich beim Streicheln wie ein<br />
Tigerfell anfühlt? Und mit ein bisschen Beflockung<br />
zaubert man den grünen Golfplatz auf<br />
die Einladungskarte! Solche Beispiele lassen<br />
die DruckerHerzen und diejenigen ihrer<br />
Kunden höher schlagen.<br />
Warum also bewegt sich die printmedienverarbeitende<br />
Industrie nicht klar in Richtung<br />
Spezialisierung, in Richtung edles Gut und<br />
setzt auf das Einzigartige? Warum spricht<br />
man immer nur über Preiszerfall, brutalen<br />
Konkurrenzdruck, hohen Eurokurs, Abwanderung<br />
der Aufträge nach Südosteuropa und<br />
China? Ganz einfach: In ihrer Ausrichtung ist<br />
die grafische Branche vom Ideal des edlen<br />
Spezialisten, der einzigartige Dinge herstellt,<br />
so weit entfernt wie ein MigrosKlubschüler<br />
von Pablo Picasso. Das mittlerweile durchindustrialisierte<br />
Drucken ist eben nicht Kunst,<br />
sondern Massengeschäft.<br />
Markt-Strategien<br />
In der grafischen Branche und auch in ihrer<br />
Zulieferindustrie wird immer sehr viel über<br />
Technologie geredet. Die ganz hellen Köpfe<br />
kritisieren das und machen sich oftmals über<br />
diese Technologiegläubigkeit lustig – nur um<br />
im nächsten Moment für die noch intelligentere<br />
Technologielösung zu plädieren…<br />
Nur sehr selten spricht man über die Grundlagen<br />
des Marktumfeldes und über Marktstrategien.<br />
Nun, es ist auch ein komplexes und<br />
sehr weites Feld. Nicht umsonst gibt es hierzu<br />
unzählige Fachliteratur und die Aussagen vieler<br />
Experten. So etwas schreckt den Praktiker<br />
in der Branche ab.<br />
Auf die grafische Industrie bezogen, erkennt<br />
man Folgendes: Die meisten Unternehmen,<br />
die heute in neue und schnelle Produktions<br />
Foto: «Starbugs».<br />
technik investieren, bewegen sich eindeutig<br />
im Bereich der KostenführerschaftsStrategie<br />
mit all ihren Konsequenzen. Das Thema<br />
Drucksachenveredelung ist hingegen klar etwas,<br />
was im Bereich der Differenzierungsbzw.<br />
der Nischenstrategie angesiedelt ist. Nur<br />
schon dies zu wissen, ist eine ganz wichtige<br />
Grundlage, um darauf bauend seine Entscheidungen<br />
zu treffen.<br />
Differenzierungs- oder<br />
Nischenstrategie<br />
Kommen wir wieder auf die Anfangsfrage, die<br />
der Drucksachenveredelung, zurück. Wer<br />
dieses Geschäft betreibt, entscheidet sich bewusst<br />
für eine Differenzierungs oder auch<br />
Nischenstrategie. Das ist mit finanziellem,<br />
technologischem und personellem Aufwand<br />
verbunden. Wer anders sein will als die anderen,<br />
muss aktiv etwas dafür tun und investieren.<br />
Ein schönes Beispiel ist die Papierfabrik<br />
Gmund: Man hat eine uralte Papiermaschine,<br />
die gemäss den Kriterien der industriellen PapierMassenproduktion<br />
nicht konkurrenzfähig<br />
ist. Man macht aber aus dieser Not eine<br />
Tugend, richtet die Maschine auf Sonderlose<br />
aus und kann so die verschiedensten Spezialitäten<br />
herstellen. Möglich macht dies das<br />
Knowhow der Mitarbeiter. Der Marketingaufwand,<br />
sei es in finanzieller oder personeller<br />
Hinsicht, ist deutlich grösser als der<br />
von einer Fabrik, die Standardsorten herstellt.<br />
In diesem Falle ist es der KnowhowVorsprung,<br />
der die Differenzierung und die Einzigartigkeit<br />
von Gmund ausmacht.<br />
Ein anderes Beispiel: Kunden gehen heute zu<br />
Rüesch Druck, ursprünglich ein klassischer<br />
Akzidenzanbieter, weil diese Druckerei anders<br />
ist als die anderen und nicht, weil sie die billigste<br />
ist. Am Beispiel von Rüesch wird aber<br />
auch deutlich, dass eine leistungsfähige Druckerei<br />
eben nicht nur von ihren Veredelungs<br />
aufträgen leben kann, sondern zwingend<br />
auch auf «08/15»Aufträge angewiesen ist.<br />
// Damit ist klar: Die Drucksachenverede-<br />
lung ist ein interessantes und chancenreiches<br />
Instrument, um sich im Markt zu<br />
differenzieren. Nicht mehr und nicht weniger.<br />
Differenzieren kann man sich, wie<br />
erwähnt, jedoch auch noch über andere<br />
Dinge: Datenbanken, Redaktions-Systeme,<br />
Agenturdienstleistungen, Logistik-Konzepte<br />
und, ja, über den billigsten Preis (sofern<br />
man die Strukturen hat, um da auch genügend<br />
Gewinnmargen zu erzielen).<br />
Wertigkeit für den Kunden<br />
Hat also der eingangs zitierte Klaus J. Stöhlker<br />
unrecht, wenn er der Branche empfiehlt, auf<br />
das Edle und Werthaltige zu setzen? Wenn<br />
man darunter versteht: Ab jetzt sollen alle<br />
Druckereien nur noch personalisierte Falzschachteln<br />
mit beflocktem Deckel und Hammerprägung<br />
herstellen, dann sicher ja. Aber<br />
natürlich hat er trotzdem recht: Das rein auf<br />
Kostenmaximierung ausgerichtete Massengeschäft<br />
für die Informationsverbreitung ist im<br />
digitalen Bereich tendenziell besser aufgehoben.<br />
Preislich wird das Druckprodukt mit den<br />
Erstehungskosten der virtuellen Welt nie mithalten<br />
können. Kunden werden sich heute<br />
und in Zukunft vermehrt nur noch für die<br />
Mehrkosten eines Druckproduktes entscheiden,<br />
wenn es für sie wirklich etwas bringt,<br />
will heissen, mehr Wert hat als der Weg über<br />
den digitalen Kommunikationskanal!<br />
In solch einer Situation ist es aussichtslos,<br />
voll und ganz auf die Kostenführerstrategie<br />
zu setzen. Mit Ausnahme von spezialisierten<br />
WebtoPrintAnbietern mit den entsprechenden<br />
Produktionsstrukturen, die ihren<br />
Marktanteil in den nächsten Jahren bei den<br />
«08/15»Druckprodukten ausbauen werden.<br />
Gastautor<br />
Paul Fischer ist Chefredaktor<br />
der Fachzeitschrift<br />
«viscom print+<br />
communication» und<br />
befasst sich neben den<br />
technischen auch mit<br />
den markt- und betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekten der Druckindustrie.<br />
Dies ganz klar auf Kosten aller anderen Anbieter<br />
im Markt. Was sollen also «all die anderen»<br />
tun? Ganz klar, sie müssen auf Wertigkeit,<br />
Differenzierung und Einzigartigkeit<br />
setzen. Dabei steht nicht die Wertigkeit eines<br />
Produktes oder einer Dienstleistung im Vordergrund,<br />
sondern die Wertigkeit gegenüber<br />
dem Kunden. Die zentrale Fragen sind für<br />
diese Kunden ganz einfach:<br />
1. Warum soll ich für meinen Kommunika<br />
tionsmix in teurere Druckprodukte investieren<br />
(im Vergleich zum Internet)?<br />
2. Warum soll ich die teurere Dienstleis tung<br />
einer Druckerei aus der Schweiz, der Region<br />
oder der Nachbarschaft in Anspruch nehmen,<br />
wenn ich es via WebtoPrintAnbieter<br />
billiger haben kann?<br />
Eine Differenzierungsstrategie<br />
hat viele Ausprägungen<br />
Es muss nicht unbedingt eine teure Spezialmaschine<br />
sein, um sich zu differenzieren.<br />
Aber man wird nicht umhin kommen zu investieren.<br />
Sei es in Zeit, in qualifizierte Mitarbeiter<br />
oder eben in neue Produktionsmittel.<br />
Vor diesem Hintergrund kann man feststellen:<br />
Drucksachenveredelung ist wertvoll, weil<br />
sie Drucksachenherstellern und ihren Kunden<br />
Mehrwert generiert. Und Druck sa chenveredelung<br />
ist wunderbar, weil sie den Drucksachenherstellern<br />
neue und interessante<br />
Perspektiven eröffnet. Nicht mehr und nicht<br />
weniger. Die zentralen Fragen, die es in diesem<br />
Zusammenhang zu stellen gilt, lauten:<br />
Was bin ich? Was will ich? Wohin will ich?<br />
Wer Antworten darauf weiss, kann sich entscheiden,<br />
wohin die Reise gehen soll. Und die<br />
Firmen und InvestitionsStrategie entsprechend<br />
darauf ausrichten.<br />
Kommentare dazu an daniel.broglie@chromos.ch.
Branding<br />
«Die Verpackung –<br />
nebst dem Duft das<br />
wichtigste Tool»<br />
// Marken erlebbar machen: Victorinox<br />
gehört zu den traditionsreichsten und<br />
gleichzeitig modernsten Unternehmen der<br />
Schweiz, was die Sortimentsgestaltung<br />
und die Markenführung betrifft. Die Verpackung<br />
spielt dabei eine zentrale Rolle.<br />
Die für ihr ikonisches Design, ihre Funktionalität<br />
und ihren hohen Innovationsgrad berühmten<br />
VictorinoxTaschenmesser sind auf<br />
der ganzen Welt bekannt. Kaum jemand ausserhalb<br />
der Schweiz weiss hingegen um die<br />
Herkunft, die Geschichte des Ibacher Unternehmens.<br />
Zudem sind Bereiche der erweiterten<br />
Produktepalette – zum Beispiel die Parfums<br />
– erst in bestimmten Kontinenten oder<br />
gar nur in einzelnen Ländern bekannt. Aber<br />
das ändert sich in rasantem Tempo. Die Verpackung<br />
leistet dabei Schwerstarbeit…<br />
Look sprach mit Andreas Baud, Marketing<br />
Direktor Victorinox Swiss Army Fragrance AG.<br />
Look: Herr Baud, vom Schweizer Taschenmesser<br />
bis zum Herrenduft – das klingt fast<br />
wie der berühmt-berüchtigte Spagat?<br />
Andreas Baud: Im Gegenteil, die Marke, der<br />
VictorinoxSpirit, bildet den roten Faden<br />
durch die ganze VictorinoxProduktpalette.<br />
Vom Messer über Uhren, Gepäck und Mode<br />
zu den Parfums, das ist ein Lebensgefühl, das<br />
unter anderem auch Heimatverbundenheit,<br />
Swissness vermittelt.<br />
Wenn man die Produkte des neuesten Victorinox-Parfums<br />
betrachtet, sticht sofort<br />
das edle Packaging ins Auge. Für Packaging-<br />
Freaks eine veritable Offenbarung. Was bedeutet<br />
für Sie gutes Packaging?<br />
Für mich – und natürlich für das Unternehmen<br />
Victorinox – ist das Packaging ein wesentliches<br />
Element zur Vermittlung der Pro<br />
Andreas Baud, Marketing-Direktor,<br />
Victorinox Fragrances: «Veredelung, ja –<br />
alles, was möglich und bezahlbar ist!»<br />
duktidee. Unser Parfum vermittelt Gefühle<br />
und Träume, die Verpackung muss das<br />
«Touch und Feel» sowie das Visuelle dazu beitragen.<br />
Ist Packaging aus Ihrer Sicht Chefsache?<br />
Oder überlässt man diesen Aspekt besser<br />
einem Produkt-Manager?<br />
Ich würde das nicht als Chefsache bezeichnen<br />
– im Gegenteil (lacht). Unser oberster<br />
Chef, Herr Elsener, lässt uns freie Hand. Aber<br />
der Chef muss den Überblick, das «big picture»<br />
haben. Dabei stellen sich folgende Fragen:<br />
Passt der gewählte Auftritt zur Firma, zur<br />
Marke, zur Philosophie? Und er muss auch<br />
die Kohärenz der ProduktStory hinterfragen.<br />
Der Product Manager wiederum muss die<br />
technischen Möglichkeiten kennen beziehungsweise<br />
suchen und finden. Und er muss<br />
kontinuierlich neue Lösungen anstreben und<br />
deren Umsetzung koordinieren und führen.<br />
Alles ist Teamarbeit.<br />
Was braucht es Ihres Erachtens, damit neue<br />
Produkte oder Produktgattungen von den<br />
Konsumenten akzeptiert werden?<br />
In unserem Falle hilft die Marke Victorinox.<br />
Wichtig ist, eine authentische Story zum Produkt<br />
zu kommunizieren. Es gilt, den roten<br />
Faden – von der Vision bis zur Präsentation<br />
des Produktes – zu kommunizieren. Zusätzlich<br />
braucht es eine passende Distribution –<br />
das ist vielleicht die grösste Herausforderung.<br />
Und es hilft natürlich auch, wenn man den<br />
Nerv der Zeit trifft.<br />
Ganzheitliche Entwicklung und Pflege der<br />
Marke umfassen die Marketingaspekte<br />
Naming, Werbung, Produkt- und Verpackungs-Design<br />
und anderes mehr. Wie<br />
bringen Sie das alles unter einen Hut?<br />
Bei Victorinox Fragrances arbeiten wir mit<br />
einem extrem kleinen, aber festen Team, be<br />
12/13<br />
Branding<br />
stehend aus nur sieben Mitarbeitern. Und wir<br />
vernetzen uns mit externen, internationalen<br />
Spezialisten aus der Parfumindustrie. Drei bis<br />
vier davon sind permanente Fachspezialisten,<br />
zum Beispiel unser Parfumeur. Aber auch ein<br />
technischer Verpackungsspezialist ist dabei.<br />
Andere wiederum sind temporär für ein Projekt<br />
dabei, auch Agenturen. Einmal im Monat<br />
tauschen wir uns im Rahmen einer «Fragrance<br />
Week» aus und stimmen die Arbeiten<br />
ab. Dies kumuliert viel Knowhow.<br />
Dabei prallen unterschiedliche Ansichten<br />
aufeinander, was sich sehr befruchtend auswirkt<br />
und Energien freisetzt. Entscheidend ist<br />
auch der Arbeitsprozess, der allerdings nicht<br />
immer genau in dieser Reihenfolge durchgezogen<br />
wird: 1. Vision und Story; 2. Duft;<br />
3. Flacon, Design und Gestaltung; 4. Faltschachtel;<br />
5. Visuals für Plakate, Inserate etc.;<br />
6. Lancierung.<br />
Die Verpackungen Ihrer Produkte strahlen<br />
eine hohe Wertigkeit aus. Führen Sie jeweils<br />
Pre-Tests durch?<br />
Wir machen keine systematischen Massentests;<br />
denn wir haben nicht die Grösse von<br />
L’Oreal, Coty etc. Hingegen führen wir interne<br />
Tests in VictorinoxTeams durch. Dann<br />
wiederum nutzen wir die Erkenntnisse und<br />
Erfahrungen, die wir aus den «Fragrance<br />
Weeks» gewinnen. Diese Erfahrungen befähigen<br />
uns, vorauszusagen, ob ein Duft in den<br />
USA oder in Asien oder anderswo ankommt.<br />
Diese Erfahrungen werden ergänzt durch das<br />
Feedback unserer Distributoren.<br />
Es ist oft von der «stillen Verkäuferin» die<br />
Rede beim Thema Verpackung. Wie wichtig<br />
ist dieser Aspekt, etwa für das Online-Geschäft?<br />
Extrem wichtig. Den Duft kann man ja nur<br />
mit der Nase erfassen. Deshalb benötigen wir
14/15<br />
Branding /<br />
Praxis<br />
die Verpackung, um bereits im Verkaufsregal,<br />
am zweiten Verkaufspunkt, oder im Internet<br />
den potenziellen Kunden neugierig zu machen,<br />
zum Beispiel mit der Packung des «Victorinox<br />
Swiss Unlimited». Das ist eine Verpackung,<br />
die ein Fenster aufweist, um die<br />
Einmaligkeit des Flacons und die Schweizer<br />
Berge dahinter auf den ersten Blick zu erkennen.<br />
Zudem arbeiten wir gegenwärtig mit<br />
einer bekannten Schweizer Verpackungsfirma<br />
zusammen, um das «Touch and feel» des Flacons<br />
auch auf die Aussenseite der Faltschachtel<br />
zu bringen. Das ist eine absolute Novität.<br />
Im Packaging-Design wird nach rationalen,<br />
sensorischen und emotionalen Funktionen<br />
unterschieden. Welches sind für Sie die<br />
wichtigsten?<br />
Eindeutig das Emotionale! Aber für Victorinox<br />
– als rationale Marke – integrieren wir<br />
natürlich auch funktionale Aspekte, zum Beispiel<br />
mit dem OnoffVerschluss, der sich versenken<br />
lässt, damit man den Deckel nicht<br />
verliert. Oder mit dem cleveren Nachfüllsystem,<br />
der roten Schale, die wir entwickelt haben,<br />
und die uns sogar den ParfumOscar<br />
(FiFi Award 2010 in New York) eingebracht<br />
hat für das innovativste Parfum. Last but not<br />
least mit dem bereits erwähnten sensorischen<br />
Element, dem «Touch and feel» des Flacons,<br />
das wir wie erwähnt auf die Faltschachtel<br />
übertragen.<br />
Welche Arten der Veredelung setzen Sie ein,<br />
Folien, Lacke, Farben, Blindprägungen etc.?<br />
Alles, was möglich und bezahlbar ist.<br />
Thema Export – werden die Verpackungen<br />
unterschiedlich gestaltet für die verschiedenen<br />
Märkte, die Sie bedienen?<br />
Nein, im Parfumbereich wird in der Regel<br />
weltweit mit einer Verpackung – und einem<br />
Visual – gearbeitet. Weil es dabei um die Stär<br />
Family-Affairs<br />
Vorbildlicher sozialer und innovativer Familienbetrieb 1884 gründet Karl Elsener nach<br />
Lehrjahren in Zug, Paris und Tuttlingen seine Werkstatt. Durch die Gründung des Verbandes<br />
Schweizerischer Messerschmiedemeister gelingt es ihm, die Produktion des Soldatenmessers<br />
in der Schweiz zu verankern und so Arbeitsplätze und die Firmenentwicklung zu sichern.<br />
1891 wird das erste Soldatenmesser in Ibach produziert. Sechs Jahre später lässt Karl Elsener<br />
das so genannte rote Offiziersmesser gesetzlich registrieren. 1921 erhielt die Firma den schönen<br />
Namen «Victorinox», abgeleitet vom Vornamen von Elseners Mutter, Victoria, und dem<br />
französischen Begriff für rostfreien Stahl, «inoxydable». Nach dem Zweiten Weltkrieg wird<br />
das Offiziersmesser weltweit als «Swiss Army Knife» bekannt und begründet die Erfolgsgeschichte<br />
ab den 60er Jahren mit der Produktion vielfältiger Messer für Küche, Industrie und<br />
Militär, auch in zahlreichen europäischen Ländern. 2005 konnte Victorinox die in der französischen<br />
Schweiz tätige Messerfirma Wenger SA übernehmen und weiterführen. Heute beschäftigt<br />
Victorinox am Hauptstandort in Ibach SZ 900 Angestellte. 2009 erhielt die Firma<br />
den begehrten schweizerischen Firmen-Fairnesspreis für ihre vorbildliche Unternehmensführung.<br />
Seit 2007 ist Victorinox auch als Parfumhersteller ein wichtiger «Player», der jedes Jahr<br />
neue Duftkreationen lanciert. Als besondere Verpflichtung betrachtet es Carl Elsener, dass es<br />
in den 125 Jahren nie eine Entlassung aus wirtschaftlichen Gründen gegeben hat. Dank der<br />
Gründung einer Firmenstiftung wurde im Jahr 2000 die Firma Victorinox auch für die Zukunft,<br />
für kommende Generationen, für die Bevölkerung und die Mitarbeiter gesichert.<br />
kung und Bekanntmachung der Marke beziehungsweise<br />
der Parfumlinie geht und beides<br />
ein bestimmtes Image verkörpern muss,<br />
macht es keinen Sinn, regionale Anpassungen<br />
vorzunehmen. Anders sieht dies beispielsweise<br />
in der Pflegekosmetik aus.<br />
Was tragen die Verpackung Ihres Erachtens<br />
zum Unternehmenserfolg bei?<br />
Die Verpackung ist Markenbotschafterin.<br />
Denn die Welt ist in erster Linie visuell orientiert.<br />
Erst danach kommt der Duft zum Zug.<br />
Für unsere Firma ist die Verpackung – Flacons<br />
und Faltschachteln – nebst dem jeweiligen<br />
Duft und dem Markenimage das wichtigste<br />
Tool in der gesamten Produktekreation.<br />
Herr Baud, besten Dank für dieses Gespräch.<br />
Die Verpackung<br />
ist Markenbotschafterin.<br />
Nyco innoviert kontinuierlich.<br />
Ein gutes<br />
Beispiel sind die<br />
perforierten Sleeves,<br />
die Emmi für Caffè<br />
Latte benutzt hat.<br />
«Flexibles» – flexibel und vorteilhaft in Szene gesetzt<br />
Als führendes Schweizer Unternehmen im Bereich der<br />
flexiblen Verpackungen überzeugt Nyco durch Professio nalität<br />
und durch die Vielfalt innovativer Produkte.<br />
// Beim Bedrucken von PET-Deckeln ist das<br />
Kirchberger Unternehmen Nr. 1 in Europa.<br />
Neue Massstäbe setzen Nycos Spezialisten<br />
auch bei der Sleeve-Technik oder beim Bedrucken<br />
von dünnen Aluminium- und Kaffeerahmfolien.<br />
Look sprach mit Sander Kool, Leiter Marketing<br />
und Verkauf, über die Herausforderungen,<br />
denen sich Nyco täglich stellt.<br />
Look: Nyco ist ein führendes Unternehmen<br />
im Bereich Flexible Packaging. Welche<br />
«Standbeine» oder Bereiche umfasst das<br />
Unternehmen?<br />
Sander Kool: Nyco ist ein spezialisierter Hersteller<br />
von ShrinkSleeves, Stanzlingen, Kaffeerahm<br />
und Süsswarenfolien. Diese Produkte<br />
werden aus einer grossen Auswahl von<br />
unterschiedlichen Rohstoffen hergestellt.<br />
Was Nyco als Spezialist ausmacht, ist die Tatsache,<br />
dass alle drei gängigen Druckverfahren<br />
– UVFlexo, UVOffset und Tiefdruck – im<br />
Haus vorhanden sind. Dies ermöglicht es, alle<br />
Produkte nach Kundenwünschen anzubieten.<br />
Welchen Stellenwert hat die Veredelung<br />
für die einzelnen Bereiche?<br />
Die Veredelung für die genannten Bereiche<br />
steht bei uns im Mittelpunkt. Bei deren Veredelungen<br />
können wir unser Knowhow unter<br />
Beweis stellen und es so dem Kunden präsentieren.<br />
Je nachdem, wie kundenspezifisch<br />
– und «ausgefallen» – die Idee des Kunden<br />
sein mag.<br />
Wo genau setzen Sie Veredelungstechniken<br />
ein? Beim Bedrucken und Lackieren?<br />
Bei Nyco werden alle Produktionsschritte im<br />
Haus vollendet. Neben dem Bedrucken<br />
durchgehen alle Produkte noch einen oder<br />
mehrere Schritte in die Veredelungskette, bevor<br />
die fertigen Produkte ausgeliefert werden.<br />
Wie erwähnt, stehen bei Nyco drei gängige<br />
Druckverfahren zur Verfügung. Abhängig<br />
von Kundenwünschen oder Auftragsgrösse<br />
kann der Kunde das Druckverfahren auswählen,<br />
das ihm am besten zusagt. Die Lackierung<br />
von Alu und PETFolien für Stanzlinge<br />
und Kaffeerahmfolien wird in der Vorstufe<br />
auf unserer Lackierungsanlage gemacht oder<br />
inline auf unserer Druckanlage. Fast alle Materialen<br />
werden nach dem Bedrucken noch<br />
auf die richtige Grösse zugeschnitten.<br />
Stanzlinge (Alu und PET) durchlaufen anschliessend<br />
die Stanzereiabteilung, wo sie auf<br />
speziellen Stanzmaschinen weiterverarbeitet<br />
werden. Sleeves werden in unserem Sleeve<br />
Center geschlaucht und für Kunden wieder<br />
auf passende Rollen gewickelt.<br />
Shrink Sleeves sind ein Bereich, der stark<br />
expandiert. In diesem Bereich kommt der<br />
Tief- und Offsetdruck zum Einsatz. Wie<br />
veredeln Sie diese Produkte?<br />
Sleeves werden tatsächlich im Tief und Offsetdruck<br />
gedruckt. Die Weiterveredlung ist<br />
aber sehr empfindlich, da sie unter den richtigen<br />
klimatischen Bedingungen verarbeitet<br />
werden muss. Deshalb hat Nyco im Jahr 2009<br />
ein ganz neues SleeveCenter gebaut und verfügt<br />
damit über eine Produktionshalle, die<br />
komplett klimatisiert ist. Die neue UVOffsetmaschine<br />
wurde zusammen mit einem neuen<br />
Rollenschneider und zwei Schlauchanlagen<br />
in diesem Raum installiert, damit die richtigen<br />
Bedingungen für die Produktionskette<br />
gegeben sind und die Produktion reibungslos<br />
stattfinden kann. Nur so können wir für eine<br />
qualitativ hoch stehende Auslieferung garantieren.<br />
Nyco ist Chromos-Partner u.a. im Bereich Druckfarben von<br />
Siegwerk und Zecher-Rasterwalzen.
Team<br />
Starke Marken, starke Lösungen –<br />
und ein starkes Team<br />
Sven Bänziger<br />
Digitaldruck +<br />
Weiterverarbeitung<br />
sven.baenziger@chromos.ch<br />
Patrick Bitterli<br />
Vorstufe + Drucksaal<br />
patrick.bitterli@chromos.ch<br />
Heinz Bolliger<br />
Druckmaschinen<br />
heinz.bolliger@chromos.ch<br />
Peter Bürgler<br />
Codierung<br />
peter.buergler@chromos.ch<br />
Carlo Eigenmann<br />
Vorstufe + Drucksaal<br />
carlo.eigenmann@chromos.ch<br />
karl.fust@chromos.ch<br />
Karl Fust<br />
Etikettendruck<br />
Mike Gally<br />
Anwendungsspezialist<br />
Drucksaal<br />
michael.gally@chromos.ch<br />
Werner Gloor<br />
Rollendruck +<br />
Weiterverarbeitung<br />
werner.gloor@chromos.ch<br />
Eric Hengartner<br />
Digitaldruck<br />
eric.hengartner@chromos.ch<br />
Roland Hess<br />
Anwendungsspezialist<br />
Codierung<br />
roland.hess@imsag.com<br />
Otmar Hörler<br />
Vorstufe + Drucksaal<br />
otmar.hoerler@chromos.ch<br />
Christoph Huber<br />
Verpackungsdruck<br />
christoph.huber@chromos.ch<br />
Thomas Hupf<br />
Digitaldruck +<br />
Druckmaschinen<br />
thomas.hupf@chromos-austria.at<br />
Martin Hürlimann<br />
Adressiersysteme<br />
martin.huerlimann@chromos.ch<br />
Roland Isenegger<br />
Anwendungsspezialist<br />
Druckmaschinen<br />
roland.isenegger@imsag.com<br />
Peter Kellerhals<br />
Vorstufe + Drucksaal<br />
peter.kellerhals@chromos.ch<br />
Georg Kinzel<br />
Anwendungsspezialist<br />
Digitaldruck<br />
georg.kinzel@chromos.ch<br />
Christian Klopsch<br />
Digitaldruck +<br />
Large Format Printing<br />
christian.klopsch@chromos.ch<br />
rolf.knaus@chromos.ch<br />
Rolf Knaus<br />
Codierung<br />
Peter Krieg<br />
Druckmaschinen<br />
peter.krieg@chromos.ch<br />
Andreas Lorenz<br />
Vorstufe + Drucksaal<br />
andreas.lorenz@chromos.ch<br />
Patrick Martin<br />
Drucksaal<br />
patrick.martin@druckereiservice.de<br />
Matthias Meier<br />
Anwendungsspezialist<br />
Druckmaschinen<br />
matthias.meier@imsag.com<br />
Adrian Meyer<br />
Digitaldruck<br />
adrian.meyer@chromos.ch<br />
Guy Meyer<br />
Anwendungsspezialist<br />
Digitaldruck<br />
guy.meyer@chromos.ch<br />
Erich Rottaris<br />
Verpackungsdruck<br />
erich.rottaris@chromos.ch<br />
Ruwo Schneider<br />
Verpackungsdruck<br />
ruwo.schneider@chromos.ch<br />
Daniel Schönenberger<br />
Anwendungsspezialist<br />
Large Format Printing<br />
daniel.schoenenberger@imsag.com<br />
Klaus Sedlmayr<br />
Etikettendruck<br />
klaus.sedlmayr@chromos-sued.de<br />
Michel Senerchia<br />
Codierung +<br />
Weiterverarbeitung<br />
michel.senerchia@chromos.ch<br />
Anton Tomaselli<br />
Large Format Printing<br />
anton.tomaselli@chromos.ch<br />
Paul von der Crone<br />
Large Format Printing<br />
paul.vondercrone@chromos.ch<br />
Toni Wettstein<br />
Vorstufe + Drucksaal<br />
toni.wettstein@chromos.ch<br />
Heinz Widmann<br />
Drucksaal<br />
heinz.widmann@aon.at<br />
Fred Wittwer<br />
Flexo- + Etikettendruck<br />
alfred.wittwer@chromos.ch<br />
www.chromos.ch<br />
www.imsag.com<br />
www.chromos-austria.at<br />
www.chromos.de<br />
www.druckereiservice.de<br />
Die Chromos-Gruppe – das<br />
sind rund 120 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, über<br />
30 davon im direkten Kundenkontakt.<br />
Jeder von ihnen<br />
Spezialist, Berater in seinem<br />
Fach, sei es im Bereich<br />
Prepress, Press, Packaging<br />
oder Finishing oder im<br />
Service-après vente. Haben<br />
Sie Fragen zum einen oder<br />
anderen Bereich? Rufen Sie<br />
an: +41 (0)44 855 50 00<br />
oder treten Sie per E-Mail mit<br />
dem gewünschten Ansprechpartner<br />
in Kontakt.<br />
Etikettendruck, edel und digital<br />
Hoher Qualitätsanspruch, Zuverlässigkeit und Flexibilität: Carini ist auf<br />
die Herstellung von Etiketten für kleine und mittlere Produzenten von Konsumgütern<br />
der unterschiedlichsten Branchen spezialisiert.<br />
// Carini wurde vor über 70 Jahren in Wien<br />
Penzing als Handelsunternehmen für Etiketten<br />
gegründet. 1945 erfolgte die Übersiedlung<br />
nach Lustenau. 1963 stieg Siegfried<br />
Erne als Geschäftsführer und<br />
Gesellschafter ein, 1984 seine Tochter Andrea<br />
Sohm. Heute führt Schwiegersohn<br />
Thomas Sohm gemeinsam mit seinem Bruder<br />
Edgar das Unternehmen. Derzeit werden<br />
123 Leute beschäftigt.<br />
Ausgezeichnet<br />
Auf die Unternehmenskultur wird bei Carini<br />
in Lustenau viel Wert gelegt. «Die kann man<br />
nicht kaufen», so Edgar Sohm, «die muss sich<br />
entwickeln! Und dazu braucht es gute Führungskräfte!»<br />
Die CariniAkademie ist für die<br />
Aus und Fortbildung der Mitarbeiter zuständig.<br />
2010 wurden dafür rund 300 000 Euro<br />
ausgegeben. Angeboten werden Kurse zu<br />
fachlichen Themen, aber auch zur Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Auch Deutschkurse für<br />
ausländische Mitarbeiter werden im Rahmen<br />
der CariniAkademie angeboten. Die Erfolge<br />
dieser Bemühungen können sich sehen lassen.<br />
Im Vorjahr wurde Carini mit zwei Preisen<br />
ausgezeichnet. Einmal gab es eine Auszeichnung<br />
im Rahmen von «Great Place to<br />
Work», dann folgte ein Spitzenplatz beim<br />
«European Business Award 2010».<br />
Veredelung ist ein Thema…<br />
Die Veredelungsverfahren wie Heissfolienprägungen<br />
und Blindprägungen, Lackierungen<br />
und Laminierungen sind Inline möglich. Bei<br />
speziellen Anforderungen können bis zu vier<br />
verschiedene Druckverfahren kombiniert<br />
und in einem Durchlauf eingesetzt werden.<br />
Bereits seit den neunziger Jahren beschäftigt<br />
sich Carini mit dem Digitaldruck für die Etikettenherstellung.<br />
Edgar Sohm: «Damals haben<br />
wir mit dem Digitaldruck viel Lehrgeld<br />
bezahlt. Aber wir konnten viele PrintEinkäufer<br />
auf uns aufmerksam machen, weil wir ihnen<br />
neue Möglichkeiten der Etikettenproduktion<br />
aufgezeigt haben.»<br />
Edgar Sohm weiter: «Wir bewegen uns im<br />
qualitativ hochstehenden Etikettenbereich.<br />
Bereits die erste HP Indigo ermöglichte es<br />
uns, eine mit der konventionellen Produktion<br />
fast immer vergleichbare Qualität zu erreichen.»<br />
…ebenso der Weissdruck für<br />
metallische Etiketten<br />
Heute produziert Carini mit zwei HP Indigo<br />
WS6000 und einer WS4500 Digitaldruckmaschine.<br />
Die WS6000 ist für Auflagen von bis<br />
zu ca. 4000 m Länge konzipiert, während die<br />
HP Indigo WS4500 für kleinere Auflagen entwickelt<br />
wurde. Die HP Indigo WS6000 druckt<br />
bis zu sieben Farben und bietet ein verbessertes<br />
Weiss für das Bedrucken von metallischen<br />
Etiketten. Grossvolumige Farbbehälter<br />
gestatten einen unterbrechungsfreien<br />
Maschinenbetrieb über längere Zeiträume<br />
hinweg. Farbwechsel bei laufendem Betrieb<br />
vermeidet Maschinenstillstände. Die exklusiven<br />
HP ElectroInk Flüssigfarben gestatten die<br />
16/17<br />
Team /<br />
Praxis<br />
wahlweise Verwendung von gemischten<br />
Schmuckfarben und 4, 6 oder 7FarbSimulationen.<br />
Theoretisch können mit der HP Indigo<br />
WS6000 über zweitausend PantoneFarben<br />
simuliert werden.<br />
Immer wichtiger: Digitaldruck<br />
Insgesamt wird der Digitaldruck für Carini<br />
immer wichtiger. Edgar Sohm: «Die durchschnittlichen<br />
Auflagen bleiben zwar fast<br />
gleich hoch, allerdings steigt die Anzahl der<br />
Sorten pro Etikett dramatisch.» So werden<br />
heute 15 bis 18 Prozent der Etiketten bei Carini<br />
digital hergestellt. Für 2016 rechnet man<br />
in Lustenau mit einem Anteil von 40 Prozent.<br />
Das deckt sich auch mit den Angaben von HP<br />
Indigo. Schon heute ist HP Indigo, so Adrian<br />
Meyer von der Chromos AG, auch im Vergleich<br />
zu den konventionellen Maschinenherstellern<br />
weltweit grösster Lieferant von<br />
Etikettendruckmaschinen.<br />
Mehr zu HP Indigo von adrian.meyer@chromos.ch.<br />
Mit der Investition in die erste Digitaldruckmaschine von HP Indigo<br />
kam auch der wirtschaftliche Erfolg. Im Gespräch: Edgar Sohm (links),<br />
Adrian Meyer, Chromos (rechts).
«Gold rush» in Birmensdorf<br />
So gering die Goldvorkommen in der Schweiz sind, so klein ist<br />
auch die Anzahl der Betriebe, die hierzulande noch den Goldbronzedruck<br />
anbieten. Es gibt nur noch ein Druck unternehmen in<br />
der Schweiz, das dieses attraktive Verfahren beherrscht und<br />
einem auserlesenen Kundenkreis anbietet: J. E. Wolfensberger AG.<br />
«Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht,<br />
dass am Klondike, einem kleinen Fluss<br />
im Norden Kanadas, zentnerweise Gold gefunden<br />
wird», so schildert Abenteurer und<br />
Schriftsteller Jack London den Beginn des<br />
«Gold rush» zu Ende des 19. Jahrhunderts im<br />
amerikanischkanadischen Norden. Fast ähnlich<br />
abenteuerlich liest es sich, wie die Druckerei<br />
Wolfensberger dazu gekommen ist,<br />
tonnenweise «Gold» zu verdrucken.<br />
Goldschatz aus England<br />
«Als unser Ruedi Wolfensberger (dritte Generation)<br />
vor über fünfzig Jahren nach England<br />
reiste, um sich im Druckhandwerk weiterzubilden,<br />
dachte niemand, dass er mit Gold zurückkommen<br />
würde. Er hatte indessen in<br />
England keinen Schatz gehoben, sondern<br />
eine ganz besondere Drucktechnik mit nach<br />
Hause gebracht: den Goldbronzedruck. Er<br />
legte damit den Grundstein für den Erfolg<br />
dieses Druckverfahrens in unserem Betrieb.<br />
Bis heute produzieren wir – als einziges Unternehmen<br />
in der Schweiz – hochwertige<br />
Drucksachen in Goldbronze und exportieren<br />
sie auch ins Ausland, bis über den Grossen<br />
Teich nach Amerika», weiss Benni Wolfensberger,<br />
Geschäftsführer in vierter Generation,<br />
zu berichten.<br />
Kunden aus den USA, Grossbritannien, Australien,<br />
Asien schätzen das Knowhow des alteingesessenen<br />
Zürcher Druckhauses, das sich<br />
auch im Bereiche kultureller Drucksachen –<br />
Goldbronze<br />
Goldbronze bezeichnet eine Veredelung,<br />
die einen vornehmen Metalleffekt ergibt.<br />
Ihre Farbpigmente bestehen aus feingeriebenen<br />
Metallpartikeln, die aus einer Zink-<br />
Kupfer-Legierung hergestellt werden. Je<br />
nach Zusammensetzung dieser Legierung<br />
können verschiedene Farbnuancen kreiert<br />
werden. Das Goldbronzepulver besteht in<br />
der Regel aus ca. 85 Prozent Reinkupfer und<br />
ca. 15 Prozent Feinstzink.<br />
heute noch bietet es auch noch den Steindruck,<br />
die Lithografie an – einen Namen gemacht<br />
hat.<br />
Wie Wolfensberger Drucksachen<br />
«vergoldet»<br />
Um die Faszination des Goldeffekts auf Gedrucktes<br />
zu übertragen, um den einmaligen<br />
Goldglanz oder Goldschimmer auf dem Medium<br />
Print zu erzielen, ist viel Wissen und<br />
eine entsprechende Maschine erforderlich.<br />
Um edle Geschäftsdrucksachen, ja sogar Geschenkpapier,<br />
Repräsenationsmappen, Verpackungen,<br />
«Eye catcher» in Werbemitteln zu<br />
produzieren, hat die J. E. Wolfensberger AG<br />
im Laufe der Jahre unzählige Tonnen «Druckgold»,<br />
will heissen Goldbronze verarbeitet.<br />
Kübelweise «Gold»: Die J. E. Wolfensberger<br />
AG hat im Laufe der Jahre<br />
unzählige Tonnen Goldbronze verarbeitet.<br />
Der mit dem Goldbronzierverfahren erzielte,<br />
edle Glanz – es sind bei Lichte besehen sogar<br />
die «Goldplättchen», die Flittchen zu besichtigen<br />
– resultiert aus feinen, geriebenen Metallpartikeln,<br />
die ihrerseits einer KupferZink<br />
Legierung entstammen.<br />
Zwei Druckgänge sind bei diesem Veredelungsverfahren<br />
erforderlich: Im ersten Druckgang<br />
werden im Offsetverfahren diejenigen<br />
Stellen mit einer klebrigen Farbe bedruckt, an<br />
denen später die Bronzepartikel haften bleiben.<br />
Nach dem Aufbringen dieser Farbe wird<br />
im zweiten Druckgang eine entsprechende<br />
Menge Goldbronze aufgetragen. Die feinen,<br />
der Goldbronze beigefügten Partikel haben<br />
indes weder mit Gold noch mit Bronze etwas<br />
zu tun; vielmehr handelt es sich dabei um<br />
Kupfer oder Zinklegierungen. Die Goldeffekte<br />
sind einmalig brillant und sehen echten<br />
«Goldflittchen» täuschend ähnlich.<br />
// Kurzporträt der J. E. Wolfensberger AG:<br />
1902 als Graphische Anstalt J. E. Wolfensberger<br />
von Johann Edwin Wolfensberger in<br />
Zürich gegründet. Mission: In Zusammenarbeit<br />
mit Kunden und/oder Künstlern<br />
hochwertige Produkte liefern. J. E. Wolfensberger<br />
heute: In vierter Generation<br />
produziert das Familienunternehmen im<br />
ersten und einzigen Minergie-Gebäude der<br />
Branche in Birmensdorf. Mit modernsten<br />
Betriebsmitteln werden qualitativ hochwertige<br />
Drucksachen – vom kleinen Kunst-<br />
18/19<br />
Praxis<br />
Konkurrenzlos: Benni<br />
Wolfensberger (rechts im<br />
Bild) präsentiert «ver goldete»<br />
Drucksachen.<br />
«Gold» im Farbkasten<br />
der Druckmaschine.<br />
kartenformat bis hin zum Weltformat<br />
beim Plakatdruck – effizient produziert.<br />
Das Druckunternehmen beschränkt sich<br />
jedoch nicht auf den Druckvorgang; als<br />
kompetenter Generalunternehmer begleitet<br />
J. E. Wolfensberger AG den Kunden von<br />
der Idee bis zum Versand.<br />
J. E. Wolfensberger AG ist Chromos-Partner u.a. in den<br />
Bereichen Druckmaschinen von Ryobi und Drucklacke<br />
von Fujifilm.
Herr der Sinne, Veredler aus Leidenschaft<br />
Die Borer Druck AG in Laufen im Laufental BL ist keine «gewöhnliche»<br />
Druckerei. In Sachen Veredelung reizt diese Druckerei alles aus.<br />
// Eigentlich ist die Borer Druck AG in Sachen<br />
Veredelung so etwas wie ein geheimer<br />
Geheimtipp. Ihr Inhaber, Christian Borer,<br />
ist Herr der Sinne, Veredler aus Leidenschaft.<br />
Aber nur «Hard core»-Insider wissen<br />
um die aussergewöhnlichen Kompetenzen<br />
dieses Kleinbetriebs, der auf die<br />
Veredelung von Drucksachen kam, wie<br />
weiland die berühmte Jungfrau zum Kind…<br />
Einerseits liebt man bei Borer das Experimentieren,<br />
andererseits bildete ein attraktiver<br />
Auftrag eines Kartenverlags die Entscheidungsgrundlage,<br />
sich aufs Glatteis, will heissen<br />
auf die mit Risiken verbundene hohe<br />
Kunst der Druckveredelung einzugehen.<br />
Trotz erfolgreicher Experimentierlust ist die<br />
Druckerei jedoch auf der Grasnarbe geblieben,<br />
hat nicht abgehoben, verzichtet trotz aller<br />
Eskapaden in die schillernde Welt der Veredelung<br />
nicht auf den Druck «hundskommuner»<br />
Drucksachen. Denn vom Edlen allein<br />
könnte die Druckerei im relativ abgeschiedenen<br />
Laufental nicht leben, geschweige<br />
denn überleben, sagt Christian Borer. Auch<br />
wenn sich namhafte Schweizer Unternehmen,<br />
die als Auftraggeber bei Borers ein und<br />
ausgehen, nur gerade einen Steinwurf weit<br />
entfernt befinden – wer hat’s erfunden? Bonbons<br />
und Keramik lassen grüssen…<br />
// Christian Borer, der als Quereinsteiger<br />
(gelernter Maschinenzeichner) 1990 dazu<br />
stiess und sich zum Drucker ausbildete und<br />
in zweiter Generation im Jahre 2004 den<br />
Betrieb von seinem Vater Peter Borer übernommen<br />
hat, ist ein aussergewöhnlich aktiver<br />
Jungunternehmer. Getrieben von<br />
brennender Leidenschaft für das Besondere,<br />
wie man sie eher von einem Gourmetkoch<br />
denn von einem Drucker erwarten<br />
würde, sucht er immer wieder die Herausforderung,<br />
Dinge im Druck auszuführen,<br />
die eigentlich gar nicht möglich sind.<br />
In seinem Büro präsentiert Borer dem Besucher<br />
Handfestes, das den Vergleich mit dem<br />
Gourmetkoch rechtfertigt: Überall liegen<br />
Druckbögen für eine neue Werbebroschüre in<br />
eigener Sache, die so ziemlich alle Veredelungstechniken,<br />
alle Schwierigkeiten und<br />
ausgeklügelten Effekte beinhalten. Ein Eldorado<br />
für Liebhaber besonderer Drucksachen,<br />
gedacht für die Welt der Luxus und Kulturgüter,<br />
der Welt der Werbung und der gehobenen<br />
Markenartikel. Mithin für Leute, die<br />
den besonderen Kick, den besonderen Effekt<br />
in gedruckten Botschaften wollen.<br />
Weshalb tut sich Christian Borer das an, eine<br />
derart aufwändige Probe aufs Exempel, mit<br />
allen Schikanen der Veredelungstechniken,<br />
ohne Auftrag, ohne zwingenden Grund zu<br />
produzieren? Mit dem Risiko, dass unter dem<br />
Strich zwar viel Ruhm, aber noch lange kein<br />
Gewinn (in Form von neuer Kundschaft) absehbar<br />
ist?<br />
Look sprach mit Christian Borer.<br />
«Tauchen Sie ein in die<br />
faszinierende Welt der Wahrnehmung.<br />
Wir möchten<br />
Ihre Sinne reizen, Sie zum<br />
Sinnen animieren und<br />
bleibende Sinnes eindrücke<br />
hinterlassen.»<br />
Look: Herr Borer, Sie haben sich einen Na-<br />
men gemacht mit Veredelung…<br />
Christian Borer: Nun, das hat sich eigentlich<br />
alles ganz unprätentiös so ergeben. Wir sind<br />
ja eine Kleindruckerei, ein Familienbetrieb<br />
und wuchsen in den vergangenen Jahren von<br />
drei auf fünfzehn Mitarbeitende an, wollen<br />
aber nicht weiter wachsen.<br />
Ein Grosskunde, ein Kartenverlag, kam auf<br />
uns zu, der mit uns zusammenarbeiten wollte<br />
und an Drucksachenveredelung interessiert<br />
war. Der gab uns eine gewisse Sicherheit. Wir<br />
wagten diesen Schritt, der ein sehr mutiger<br />
war. Heute bin ich froh, dass wir diesen<br />
Schritt gewagt haben. Wir sind jetzt in der Tat<br />
stark im Bereich Veredelung. Aber man kennt<br />
uns immer noch nicht überall, weil wir ein<br />
Kleinbetrieb sind und unsere Tätigkeit in Sachen<br />
Veredelung bis dato nicht an die grosse<br />
Glocke gehängt haben. Aber wir unternehmen<br />
in dieser Hinsicht noch Ende diesen Jahres<br />
wieder etwas, auf das ich noch zurückkommen<br />
werde.<br />
Die Treibfeder war also ein Kunde?<br />
Ja, das war ein Kunde, der uns die Tür geöffnet<br />
hat. Aber es ist auch die Freude am Beruf.<br />
Die geht so weit, dass wir sogar zwei ältere<br />
Buchdrucker eingestellt haben, die noch mit<br />
Maschinen umzugehen wissen, die wir bei<br />
der Veredelung einsetzen. Diese Drucker können<br />
unsere Maschinen zum Rillen, Perforieren,<br />
Stanzen und Prägen bedienen.<br />
Die explizite Ausrichtung auf Veredelung<br />
hat sicher eine Auswirkung auf Ihren Namen,<br />
Ihr Image?<br />
Veredeln heisst «edel», etwas Besseres, also<br />
nicht für jedermann. Demenstprechend muss<br />
man seinen Betrieb ausrichten. Mit dem Neubau<br />
haben wir optimale Voraussetzungen geschaffen,<br />
um uns entsprechend auszurichten.<br />
Wir haben einen sauberen Betrieb, sehr gute<br />
Mitarbeiter, praktisch keine Fluktuation. Von<br />
da her passt es mit dem Veredeln.<br />
War das alles nicht ein gewaltiges Risiko?<br />
Ja, das war es. Ob ich diesen Mut in der jetzigen<br />
Zeit auch noch hätte – ich kann das<br />
nicht sagen. Aber vor sieben Jahren, da wollte<br />
ich etwas bewegen. Und habe es einfach gemacht.<br />
Heute bin ich froh, dass ich so gehandelt<br />
habe. Zum Glück hat mein Vater mitgezogen.<br />
Für ihn war es sicher der grössere<br />
Schritt als für mich, ich bin ihm sehr dankbar<br />
dafür, dass er diesen Schritt mitgemacht hat.<br />
Das Veredeln ist «nur» ein Teil der Tätigkeit?<br />
Der Anteil ist stetig gewachsen, unser Hauptkunde<br />
hat uns diese Tür geöffnet. Dadurch<br />
sind wir auch an andere Aufträge gekommen.<br />
In den vergangenen Krisenjahren war der Bereich<br />
Veredelung allerdings rückläufig.<br />
Mein Ziel ist es, Ende Jahr sagen zu können:<br />
«Wir haben gut gearbeitet, wir sind schwarz».<br />
Mir geht es nicht um Umsatz, sondern um<br />
schöne Aufträge. Natürlich auch nicht zum<br />
billigsten Preis. Wir bieten Qualität. Und machen<br />
Dinge, die andere nicht machen.<br />
Geht nicht, gibt’s nicht?<br />
Genau. Natürlich habe ich auch die Leute<br />
dazu, die damit leben wollen und leben müssen<br />
(lacht). Leute, die am selben Strick ziehen<br />
wie ich.<br />
Ihre Druckerei kann man fast mit einem<br />
Gourmettempel vergleichen. Haute cuisine<br />
im Druckgewerbe. Mit ausgewählten Zutaten<br />
– zum Beispiel Gmundpapieren. Sie<br />
bereiten gewissermassen aussergewöhn-<br />
liche Drucksachen zu für Gutbetuchte?<br />
Ja, das ist ein witziger Vergleich (lacht). Es<br />
fehlt nur noch die Kochmütze.<br />
Was machen Sie inhouse, was extern?<br />
Beflocken machen wir extern. Mit einem<br />
Partner, auf den ich zufällig gestossen bin,<br />
und der früher weniger Papier beflockt hat,<br />
bevor er mich kannte. Das ist die Firma Bastcolor,<br />
elektrostatische Beflockung, Solothurn.<br />
Mit diesem Unternehmen habe ich eine sehr<br />
gute und enge Zusammenarbeit. Wir haben<br />
sehr viele Dinge realisiert, welche die Leute<br />
zum Staunen gebracht haben. Dinge, die man<br />
nicht für möglich gehalten hat.<br />
Auch die MessingClichés, die wir zum Prägen<br />
brauchen, machen wir nicht selber, die<br />
beziehen wir von GravurTech. Handclichés<br />
herstellen ist eine Kunst! Laserarbeiten wie<br />
Laserstanzen geben wir ebenfalls auswärts in<br />
Auftrag.<br />
Druckverfahren – Sie haben Offset- und<br />
Digitaldruck…<br />
Wir haben eine Halbformat5FarbenOffsetdruckmaschine<br />
plus Lackwerk und eine<br />
A3plus4FarbenRyobi, mit der wir übrigens<br />
sehr zufrieden sind, sowie einen Zylinder und<br />
einen Tiegel für Präge und Perforierarbeiten.<br />
Zusätzlich noch die GietzPrägemaschine.<br />
Wie bewerben Sie den Markt?<br />
Wir bereiten zurzeit eine Eigenwerbung vor,<br />
eine Broschur mit besonderen Papiersorten,<br />
die nicht einfach zu bedrucken, zu veredeln<br />
sind. In dieser Broschur präsentieren wir so<br />
ziemlich alles, was unter den Begriff «Veredelung»<br />
fällt. Unsere erste Broschur, die wir vor<br />
ein paar Jahren für unsere Eigenwerbung gemacht<br />
haben, basierte auf Gmundpapier. Da<br />
hat bei mir eine Liebe begonnen, mit diesen<br />
Papieren zu veredeln; es entstand eine sehr<br />
enge Zusammenarbeit mit Gmund.<br />
Bei dem neuen Projekt, das wir zurzeit produzieren,<br />
werden wir wiederum mit dieser Firma,<br />
aber auch mit anderen renommierten<br />
20/21<br />
Praxis<br />
Unternehmen zusammenarbeiten, die uns<br />
sponsern. Diese Broschur werden wir aber<br />
nicht einfach verteilen, die wird kostenpflichtig<br />
sein! Auch in dieser Hinsicht gibt es für<br />
mich nichts Reizvolleres, als Dinge zu machen,<br />
bei denen andere sagen, «das geht doch<br />
nicht».<br />
Wie gesagt, uns kennen noch lange nicht<br />
alle. Deswegen machen wir erneut eine Eigenbroschur,<br />
mit der wir unsere Kompetenzen<br />
in Sachen Veredelung unter Beweis<br />
stellen. In dieser Broschur sehen Sie dann<br />
«nur» das Papier und die Veredelung – keine<br />
Maschinen, keine Leute. Maschinen interessieren<br />
die Kunden nicht. Das letzte Projekt,<br />
das wir realisiert haben, lief unter dem Begriff<br />
«Sinne»: Da haben wir alle Register gezogen<br />
und sogar Auszeichnungen gewonnen.<br />
Sie haben diese Broschur mit einem sehr<br />
schönen Vorwort, mit einem hellen Lack,<br />
den man kaum sieht, bedruckt:<br />
«Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt<br />
der Wahrnehmung. Wir möchten Ihre Sinne<br />
reizen, Sie zum Sinnen animieren und bleibende<br />
Sinneseindrücke hinterlassen.»<br />
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg<br />
mit Ihrer sinnvollen, sinnenreichen Tätigkeit<br />
und danken Ihnen für das Gespräch!<br />
Christian Borer: «Haute cuisine»<br />
im Druckgewerbe.
Branding<br />
Verpackungs-Gestaltung,<br />
ein Hauptpfeiler des<br />
Markenauftritts ums,<br />
// Die Weleda-Gruppe, führende Herstellerin<br />
von Arzneimitteln der Komplementärmedizin,<br />
insbesondere für die anthroposophische<br />
Therapierichtung sowie von<br />
zertifizierter Natur- und Biokosmetik, feiert<br />
2011 ihr 90-jähriges Bestehen. Seit seiner<br />
Gründung setzt das Unternehmen auf<br />
ökologische, soziale und wirtschaftliche<br />
Verantwortung. Hierzu gehört unter anderem<br />
die umweltgerechte Rohstoffbeschaffung.<br />
Look: Herr Stroink, Sie sind Geschäftsfüh-<br />
rer für den Bereich Naturkosmetik Schweiz<br />
und Deutschland bei Weleda, einer der erfolgreichsten<br />
Marken der Schweiz. Nicht<br />
allein die Materialien, die man für die Produkte<br />
benötigt, machen die Markenbotschaft<br />
aus, sondern auch die Geschichte,<br />
die dahinter steht. Was bedeutet gutes Design<br />
und Packaging für Sie, für Ihre Produkte?<br />
Ramon Stroink: Design ist das Gesicht einer<br />
Marke und spiegelt die Markeninhalte wider.<br />
Deshalb ist Design bei Weleda ein wesentlicher<br />
Aspekt in der Produktgestaltung, denn<br />
gerade in den Premiumsegmenten des Massenmarktes<br />
spielen Ästhetik und Haptik des<br />
Produkts – neben der Convenience und Produktqualität<br />
– eine wichtige Rolle. Design verleiht<br />
Produkten ihre Einzigartigkeit, die bei<br />
Weleda anhand der Form und der Farbgebung<br />
deutlich wird und für einen aufmerksamkeitsstarken<br />
Auftritt sorgt, der insbesondere in der<br />
Kosmetik einzigartig ist und eine hohe Widererkennbarkeit<br />
mit sich bringt. Eine Besonderheit<br />
des Packaging bei Weleda ist beispielsweise<br />
die Typografie, die sich seit 90 Jahren kaum<br />
geändert hat und unseren Markenschriftzug<br />
unverwechselbar macht.<br />
Ist Packaging aus Ihrer Sicht Chefsache<br />
oder überlässt man diesen Aspekt besser<br />
einem Produkt-Manager?<br />
Packaging ist ein integraler Bestandteil des<br />
Brandings und der Markenführung und damit<br />
aus meiner Sicht Chefsache.<br />
Wie bringt man die Verpackung dazu, eine<br />
Geschichte zu erzählen?<br />
Bei Weleda orientiert sich die Farbgestaltung<br />
der Produkte an den Leitpflanzen unserer Kosmetikserien:<br />
So besitzt z. B. die Pflegelinie<br />
Granatapfel analog zur Frucht ein kräftiges,<br />
rotes Packaging. Die Pflegelinie Calendula dagegen,<br />
entsprechend der Ringelblume, ein<br />
leuchtendes Gelb. Unser Logo mit dem Äskulapstab<br />
in der Mitte verweist zudem auf unsere<br />
Herkunft als Arzneimittelhersteller, die<br />
«Schlangenlinien» um den Äskulapstab stehen<br />
für Arme, die Geben und Nehmen symbolisieren<br />
und damit für unsere Unternehmensphilosophie<br />
mit der Zielsetzung eines<br />
nachhaltigen Wirtschaftens stehen, z.B. im<br />
Sinne des Fair trade.<br />
Um eine Botschaft zu vermitteln, braucht<br />
es Kreativität. Und wenn die Botschaft gefunden<br />
ist, muss sie in allen Bereichen der<br />
Ramon Stroink, Geschäftsführer<br />
Naturkosmetik bei Weleda:<br />
Lässt auch die Öko-Bilanz einer<br />
Verpackung nicht ausser Acht.<br />
Firma zum Ausdruck kommen. Somit auch<br />
auf der Verpackung und auf dem Laden-<br />
Display…<br />
… wo wir durch unsere attraktive und aufmerksamkeitsstarke<br />
Produktgestaltung die Blicke<br />
der Kunden auf unsere Produkte ziehen.<br />
Die Marke Weleda ist für den Kunden auf allen<br />
Werbematerialien, Anzeigen und Verkaufsförderungsmassnahmenwiedererkennbar.<br />
Das ist besonders wichtig, denn<br />
ver mutlich werden am POS (Point of Sale)<br />
etwa zwei Drittel der Kaufentscheidungen getroffen.<br />
Durch gutes Design gelingt es, die<br />
Aufmerksamkeit des Kunden schon bei einem<br />
flüchtigen Blick durch die Schaufensterscheibe<br />
auf sich zu ziehen.<br />
Im Packaging Design wird nach rationalen,<br />
sensorischen und emotionalen Funktionen<br />
unterschieden. Welches Kriterium ist für<br />
Sie am wichtigsten?<br />
Die emotionale Ansprache spielt hier die entscheidende<br />
Rolle und wird auch durch die besondere<br />
Farbgebung unserer Produktverpackung<br />
verstärkt.<br />
Welchen Stellenwert hat Kommunikation<br />
– insbesondere die Verpackung und die<br />
Print-Werbung – im Marketing-Mix für Sie?<br />
Werbe und Kommunikationsmassnahmen –<br />
und somit auch die Gestaltung der Verpackung<br />
– spiegeln die Positionierung und Identität<br />
der Marke wider und haben daher einen<br />
sehr hohen Stellenwert im MarketingMix.<br />
Insbesondere als Kosmetikhersteller mit vergleichsweise<br />
limitiertem Werbebudget ist Weleda<br />
auf ein wirkungsvolles und fokussiertes<br />
Massnahmenprogramm angewiesen.<br />
Welche Arten der Veredelung setzen Sie ein,<br />
Folien, Lacke, Farben, Blindprägungen etc.?<br />
Beispielsweise setzen wir Gold und Silberprägungen<br />
ein. Diese sind Teil des Instrumentari<br />
22/23<br />
Branding<br />
um unsere einzelnen Produktserien<br />
deutlich zu positionieren. So ist etwa die GranatapfelPflegeserie<br />
mit Goldprägung deutlich<br />
im PremiumSegment positioniert.<br />
Welche Erwartungen haben Sie an die Qualität<br />
Ihrer Packmittel?<br />
Ideal ist natürlich ein nachhaltiges, also umweltfreundliches<br />
Packaging mit guter ÖkoBilanz.<br />
Bei Weleda sind deshalb die Beipackzettel<br />
zu 100 Prozent aus recyceltem Papier, und<br />
unsere Glasflaschen lassen sich natürlich wiederverwerten.<br />
Da wir in der Naturkosmetik<br />
keine synthetischen Konservierungsstoffe einsetzen,<br />
ist das Packaging allerdings nicht selten<br />
eine echte Herausforderung und erfordert<br />
bereits bei der Entwicklung eines Produkts<br />
sehr viel Wissen. Dabei profitieren wir von<br />
rund neunzig Jahren Erfahrung.<br />
Werden die Verpackungen unterschiedlich<br />
gestaltet für die verschiedenen Märkte, die<br />
Sie bedienen?<br />
Weleda ist in rund fünfzig Ländern auf der<br />
Welt vertreten. Das bringt mit sich, dass es einer<br />
Orientierung an den speziellen Wünschen<br />
und Bedürfnissen der Verbraucher in ihrem<br />
jeweiligen Kulturraum bedarf. Die grössten<br />
Märkte werden daher mit einer nationalen<br />
Aufmachung bedient.<br />
Was tragen die Verpackung Ihres Erachtens<br />
zum Unternehmenserfolg bei?<br />
Die Gestaltung der Verpackung ist ein Hauptpfeiler<br />
unseres Markenauftritts und trägt entscheidend<br />
zur Positionierung bei und beeinflusst<br />
folglich auch unseren Erfolg.<br />
Herr Stroink, wir danken Ihnen für dieses<br />
Gespräch.<br />
Weleda ist Chromos-Partner für Kennzeichnungsgeräte von<br />
Domino (rolf.knaus@chromos.ch).
«Heilig’s Blechle»<br />
«Heilig’s Blechle» ist eine schwäbische Redewendung zum Aus-<br />
druck des Erstaunens. Die Effekte, die auf Blechverpackungen erzielt<br />
werden, sind dazu angetan, einen in Erstaunen zu versetzen.<br />
// Ihre erste Hochblüte erlebte die Blech-<br />
Verpackung bereits in den zwanziger Jahren<br />
des vergangenen Jahrhunderts, in der<br />
Zeit des Jugendstils. Gehobene Markenartikel,<br />
vor allem Tabakwaren, wurden in<br />
Künstlerblechdosen dargeboten und erfuhren<br />
so höchste Wertigkeit. Daran hat<br />
sich bis heute nichts geändert, nur die<br />
Techniken sind anders geworden. Anstelle<br />
des Steindrucks ist u.a. der Offsetdruck mit<br />
seinen mannigfachen Veredelungsmöglichkeiten<br />
getreten.<br />
Heute, fast ein Jahrhundert später, hat die<br />
Blechverpackung nichts, gar nichts von ihrer<br />
Attraktivität eingebüsst. Noch immer wird sie<br />
gerne für hochwertige Markenartikel, Tabakund<br />
Süsswaren, Kosmetika, ja sogar für Medien<br />
wie Bücher, CD und andere hochwertige<br />
Artikel eingesetzt. Besonders als Geschenkverpackung<br />
macht sie immer noch Furore.<br />
In der Schweiz ist es die Firma Hoffmann in<br />
Thun, als einziges Unternehmen notabene,<br />
die die hohe Kunst der Herstellung von tiefgezogenen<br />
Weissblechverpackungen beherrscht.<br />
Auf hohem technischem Niveau. Wer Gerhard<br />
Wallner, dem Leiter Prepress der Hoffmann<br />
AG, zuhört, kommt aus dem Staunen<br />
nicht heraus – so vielfältig sind die Möglichkeiten,<br />
so hoch gesteckt die Messlatte, um die<br />
besonderen Effekte dieses Verpackungstyps<br />
ausschöpfen zu können. Dem sympathischen<br />
Fachmann, gelernter Lithograph, aber längst<br />
mit der modernen Technik der Druckvorstufe<br />
vertraut, merkt man die Begeisterung an,<br />
wenn er über «seine» Produkte berichtet.<br />
70 Prozent Sonderfarben,<br />
30 Prozent CMYK<br />
Wie also muss sich der unbedarfte Laie den<br />
«ganzen Prozess» vorstellen? Gerhard Wallner<br />
klärt auf: «Ganz am Anfang braucht es –<br />
wie früher – einen Kreativen, einen Grafiker,<br />
der die Sujets liefert. Zur Umsetzung dieser<br />
Sujets braucht es wiederum die Farben, CMYK<br />
und Sonderfarben, als Referenz Pantonefarben.<br />
In etwa 70 Prozent handelt es sich bei<br />
unseren Verpackungen um Sonderfarben, in<br />
30 Prozent um CMYK. Der Grafiker schickt<br />
uns die Daten, dann erfolgt die Druckdatenaufbereitung,<br />
die Druckformenherstellung,<br />
dann der Andruck, dann die Druckfreigabe<br />
durch die Kunden.»<br />
Nun, was so einfach klingt, ist natürlich viel<br />
komplexer. So ist allein das Andrucken bei<br />
Hoffmann noch «echt» Arbeit wie vor vielen<br />
Jahren: auf einer Andruckpresse. Und die Farben<br />
werden auch heute noch von Hand gemischt.<br />
Erst wenn das «Gut zum Druck» vorliegt,<br />
geht’s richtig aufs Blech, das vor dem<br />
Druck mit Firnislack behandelt werden muss.<br />
Bei Hoffmann können in einem Durchlauf<br />
sechs Farben gedruckt werden, viele Verpackungen<br />
durchlaufen die Druckmaschine<br />
zwei Mal, wenn zum Beispiel ein Zehnfarbendruck<br />
angesagt ist. «Am Schluss steht der La<br />
ckierprozess, wir applizieren einen Schutzlack,<br />
Mattlack oder Glanzlack, um das<br />
Druckbild zu schützen; auch muss der Drucklack<br />
Gleitfähigkeit aufweisen.»<br />
Wallner betont immer wieder, dass es sehr<br />
wichtig ist, so früh wie möglich in den Prozess<br />
einzugreifen, nämlich bereits beim Grafiker.<br />
«Die Druckdatei muss anders aufgebaut<br />
sein als bei einer Drucksache auf Papier, damit<br />
die gewünschten Effekte auf dem Blech<br />
richtig spielen. Da haben wir viele Möglichkeiten:<br />
Farben lasierend drucken, unterschiedliche<br />
Abstufungen wählen, etwa beim<br />
Gold von dunklem bis zum hellen Gold, je<br />
nachdem. Aber auch mit Weiss. Weisslack<br />
wird appliziert, ohne Lack. Damit der metallische<br />
Effekt zustande kommt, setzen wir lasierendes<br />
Weiss ein. Wir erzielen damit einen<br />
Effekt, der hohe Wertigkeit vermittelt, der zu<br />
glitzern und blinken beginnt, je nach Lichteinfall.<br />
Das ist ein Effekt, der auf Papier nicht<br />
möglich ist.»<br />
Crackle-Lack und vieles mehr…<br />
Auch der CrackleLack ist eine Spezialität<br />
des Hauses. Damit lässt sich «Leinwand<br />
Effekt» erzielen, eine Veredelungsart, die sich<br />
über die ganze Oberfläche hinauszieht. Ein<br />
weiterer Effekte ist der SoftTouch, der «gummig»<br />
wirkt, sowie Iriodin, ein Schimmereffekt,<br />
der auf speziellen Pigmenten beruht.<br />
Dabei wirkt die Oberfläche fast wie ein Hologramm.<br />
Sogar Beflockung ist möglich, was al<br />
lerdings extern erfolgt. Auch die Prägung<br />
wird als Veredelung eingesetzt, und zwar<br />
beidseitig, nach innen oder aussen. Wallner<br />
kommentiert: «Wenn ein Kunde Prägungen<br />
wünscht, ist es angezeigt, sich bereits mit<br />
dem Grafiker auszutauschen, weil wir bereits<br />
durch spezielle Filter im Photoshop die Prägung<br />
unterstützen müssen. So wird unter<br />
Umständen ein Schatten im Sujet unterlegt,<br />
damit der 3DEffekt optimal herauskommt.»<br />
Man glaubt es kaum: Sogar der «UsedEffekt»<br />
ist möglich und wird nicht selten gewünscht<br />
– auf Alt gemachte Verpackungen! Ob Hoffmann<br />
– als einziges Unternehmen in der<br />
Schweiz – ohne Konkurrenz lebt? Wallner<br />
verneint, im angrenzenden Ausland gebe es<br />
«hungrige» Konkurrenten und in China. Aber<br />
Werte wie Lieferbereitschaft, Qualität – etwa<br />
die Übereinstimmung des «Gut zum Druck»<br />
mit dem Endprodukt –, die Beratung (Hoffmann<br />
führt mit Kunden auf Wunsch auch<br />
Workshops durch) werden hoch geschätzt.<br />
«Wir schaffen es immer wieder, durch Innovationen<br />
vorne zu sein, uns von der Konkurrenz<br />
abzuheben. Wenn’s pressiert, kann China<br />
nicht mithalten, die Lieferfristen werden<br />
immer kürzer», sagt Wallner abschliessend.<br />
Das sind Werte, die zählen, heilig’s Blechle!<br />
Hoffmann Neopac AG ist Chromos-Partner u.a. im Bereich<br />
Drucktücher von Rollin und Druckplatten von Fujifilm<br />
(michael.gally@chromos.ch).<br />
Die Farben werden<br />
auch heute noch von<br />
Hand gemischt.<br />
Namhafte Marken<br />
setzen auf Verpackungen<br />
aus<br />
Weissblech.<br />
24/25<br />
Praxis
Glanzvoller Alufoliendruck – nichts ist unmöööglich!<br />
Das in Oberbipp angesiedelte Unternehmen für Aluminiumfolien hat dank<br />
beharrlicher Aufbauarbeit eine hervorragende Marktstellung errungen.<br />
// Beharrliche Aufbauarbeit – das heisst bei<br />
Korff: Nichts ist unmöööglich! Das geht so<br />
weit, dass man sich dort – ohne Fachkräfte<br />
notabene – die eigene Druckerei mit einer<br />
gebrauchten Flexodruckmaschine eingerichtet<br />
hat.<br />
Könnte man sich nicht mit eigenen Augen<br />
davon überzeugen, man würde es nie und<br />
nimmer für möglich halten. Aber sie steht,<br />
die Flexodruckmaschine mit ihren zwei<br />
Druckwerken und einer Trocknungsanlage.<br />
Bedruckt werden damit glanzvolle Aluminiumfolien,<br />
die in Oberbipp für rund<br />
fünfzig Branchen hergerichtet und zum Teil<br />
bedruckt werden. Neuerdings eben inhouse.<br />
Inhouse, Hausdruckerei – das ist an sich<br />
nichts Spektakuläres, andere Firmen haben<br />
das auch. Banken, Versicherungen etc. Aber<br />
wie es bei Korff dazu kam, und wie es in die<br />
Tat umgesetzt worden ist – unbelievable!<br />
Roland Hohl, stv. Geschäftsführer, und Herbert<br />
Brunner, Technischer Leiter im Unternehmen,<br />
erzählen die fast unglaubliche Geschichte:<br />
«Wie Sie wissen, liefern wir unseren<br />
Kunden auch Produkte, Aluminiumfolien,<br />
die bedruckt sind, insbesondere unsere Pop<br />
UpSheets. Das sind Aluminiumfolien, die der<br />
Benutzer als loses Blatt der Kartonverpackung<br />
entnimmt, so wie es bei den Tissues aus Papier<br />
der Fall ist. Gegenüber der Anwendung<br />
von Folien ab Rolle haben PopUpSheets den<br />
Vorteil, dass die Folie problemlos und sofort<br />
zur Verfügung steht und beim Entnehmen<br />
keinen Schaden erleidet. Wir beliefern damit<br />
ProfiKöche, CateringBetriebe, Airlines usw.,<br />
auch Private. Die Bedruckung verleiht dem<br />
Produkt eine höhere Wertigkeit, das Produkt<br />
wird zusätzlich veredelt. In der Regel drucken<br />
wir einfache Muster, Streifen, Rauten oder<br />
vollflächig. Selbstverständlich lassen sich<br />
aber auch Bildmotive in Strichmanier oder<br />
gerastert aufbringen.»<br />
Wenn der (externe) Drucker<br />
kürzer treten will<br />
Bis vor kurzem, so Roland Hohl, habe das<br />
eine externe Druckerei besorgt, dessen Inhaber<br />
wollte jedoch, mit 72, «etwas kürzer treten»<br />
oder ganz aufhören. «Für uns stellte sich<br />
somit die Frage, ob wir einen anderen Drucker<br />
suchen müssen, der es versteht, AluFolien<br />
zu bedrucken. Und die Frage: Könnten<br />
wir das am Ende gar selbst machen?»<br />
Ihm, Roland Hohl, wurde zwar immer wieder<br />
gesagt: Das schafft ihr nie und nimmer! Roland<br />
Hohl: «Für uns, dem Firmeninhaber und<br />
Geschäftsführer Urs Erb und mir, stand sehr<br />
schnell fest, dass wir diesen Schritt wagen würden!<br />
Auch wenn wir keine Drucker sind. Denn<br />
für uns ist es sehr wichtig, die Qualität und die<br />
Prozesse von A bis Z im Griff zu haben, besonders<br />
weil wir uns dem Motto verpflichtet haben:<br />
‹Kein Auftrag zu klein, um nicht willkommen<br />
zu sein›. Ausschlaggebend war auch die<br />
Tatsache, dass grosse Verpackungsdruckereien<br />
die kleinen Losgrössen, wie sie bei uns üblich<br />
Was alles auf Aluminiumfolien<br />
gedruckt wird:<br />
einfache Muster, Streifen,<br />
Rauten, Vollflächen und<br />
Bildmotive in Strichmanier<br />
oder gerastert.<br />
sind, überhaupt nicht interessiert. Ein weiteres<br />
Motto, dem wir nachleben, lautet zudem:<br />
‹Nichts ist unmöglich!› Wir sagen nie, es geht<br />
nicht! Wir sagen einem Kunden höchstens:<br />
Wir haben das noch nie gemacht, aber wir<br />
probieren es einfach aus! Eingedenk dieser<br />
Maximen, machten wir in der Folge unserem<br />
ehemaligen Drucker das Angebot, ihm seine<br />
Druckmaschine abzukaufen. Und der stieg darauf<br />
ein.»<br />
Erfolgreicher Umgang mit dem<br />
Amtsschimmel<br />
Von da an wurde es abenteuerlich. Roland<br />
Hohl: «Da begann der Umgang mit den Behörden,<br />
mit Bewilligungen, mit Architekten,<br />
mit Vorschriften. Wir lernten sehr schnell,<br />
dass es nicht einfach ist, eine Druckerei aufzubauen.<br />
Man muss mit sehr, sehr vielen<br />
Ämtern verhandeln, man muss Baubewilligungen<br />
einholen. Schliesslich konnten wir<br />
im Oktober 2010 mit den Bauarbeiten beginnen,<br />
und zwar im bestehenden Lagerkomplex.<br />
Wir richteten uns ein, und zwar mehr<br />
als vorschriftsgemäss: mit Ventilation, exgeschützten<br />
Räumen, speziellen Erdungskabeln,<br />
Alarm und Sicherheitssystemen, Augenduschen<br />
für die Mitarbeiter, Brandschutzvorrichtungen,<br />
einem externen Lager, notabene<br />
freiwillig, für die Farbgebinde. Die Maschine<br />
wurde kurz vor Weihnachten 2010 beim ehemaligen<br />
Drucker von unserem Mitarbeiter<br />
Herbert Brunner abgebaut, zu uns abtransportiert<br />
und von Herbert Brunner wieder zusammengebaut.<br />
Nach Neujahr 2011 wurde<br />
Bald soll eine zweite Flexodruckmaschine<br />
zum Einsatz kommen…<br />
die Maschine bei uns sukzessive in Betrieb genommen,<br />
eine BSHFlexodruckmaschine,<br />
Baujahr 1984, zwei Druckwerke.»<br />
Herbert Brunner, Hauptakteur in Sachen Demontage<br />
und Montage: «Wir haben die Maschine<br />
telquel übernommen sowie die restlichen<br />
Farben, die der Drucker noch hatte,<br />
plus die Walzen und ein paar Clichés. Und<br />
immer wieder erhoben sich kritische Stimmen,<br />
die uns weismachen wollten: das werdet<br />
ihr nie schaffen (lacht).» Roland Hohl:<br />
«Das war für mich erst recht Motivation, diese<br />
Maschine zum Laufen zu bringen.»<br />
«Ausbildung» in Rekordzeit<br />
Man stelle sich vor: Da kauft jemand eine<br />
Druckmaschine, ohne selbst Drucker zu sein<br />
und ohne einen Drucker in den eigenen vier<br />
Wänden zu haben. Für Roland Hohl kein Problem:<br />
«Herbert Brunner, unser Betriebsmechaniker,<br />
hat sich dem angenommen. » Und<br />
dieser wiederum sagt: «Zuerst ging ich hin zu<br />
der Druckerei und schaute mir diese Maschine<br />
an. Nachher ging es darum, diese Maschine<br />
abzubauen. Bei der Gelegenheit habe ich<br />
mich während zweier Tage anlernen lassen<br />
(lacht), habe zwei, drei Rollen Aluminiumfolien<br />
bedruckt und anschliessend die Maschine<br />
abgebaut und bei uns wieder aufgebaut.<br />
Dann kam der ehemalige DruckereiInhaber<br />
eine Woche lang bei uns vorbei, und wir fingen<br />
an zu drucken.» Brunner ist demnach der<br />
Drucker mit der schweizweit kürzesten Lehrzeit…<br />
Nichts ist unmöööglich!<br />
Da Herbert Brunner eigentlich andere Aufgaben<br />
hat im Unternehmen, wurde im Schnellverfahren,<br />
im Internet, ein Drucker gesucht.<br />
«Nach zwei Wochen hatten wir einen Offsetdrucker<br />
rekrutiert, der sich mit dieser Flexodruckmaschine<br />
anfreunden wollte und inzwischen<br />
auch angefreundet hat. Die Firma Korff<br />
funktioniert unkonventionell. Bei uns können<br />
die Mitarbeitenden experimentieren,<br />
und wir motivieren sie dazu, denn wir sind<br />
ein Unternehmen, das immer wieder Dinge<br />
fertigbringt, die andere nicht schaffen. Geht<br />
nicht, gibt’s nicht bei Korff. Nichts ist unmöööglich.<br />
Ich sage immer wieder: Ihr habt<br />
einen Kopf, benützt ihn, sucht Lösungen. So<br />
arbeite ich, so arbeitet unser Betriebsmechaniker,<br />
so arbeiten alle bei uns. So lassen sich<br />
ungewöhnliche Projekte verwirklichen.»<br />
Woher die Druckfarben nehmen?<br />
Es sollte nicht lange dauern, bis sich der Bedarf<br />
nach einer speziellen Druckfarbe einstellte.<br />
Roland Hohl: «Da wandte ich mich zunächst<br />
an die Firma Siegwerk, die mich an<br />
Christoph Huber von der Chromos verwies.<br />
Das war für uns ein absoluter Glücksfall; sensationell,<br />
wie er uns geholfen hat! Denn wir<br />
hatten gerade ein Problem mit einem Auftrag.<br />
Es ging um AluEckklemmen, die man<br />
im Büro braucht. Die wurden bis dato in Italien<br />
bedruckt, aber diese Druckerei befand<br />
sich in Insolvenz, und wir hatten keine andere<br />
zur Hand. Da haben wir uns gesagt: machen<br />
wir doch selber. Dabei hat uns Herr Huber<br />
geholfen, ist eigens nach Siegwerk<br />
Korff in Kürze<br />
26/27<br />
Praxis<br />
25 Mitarbeitende, Umsatz 16 Millionen.<br />
Aluminiumfolien für Industrie und Catering:<br />
Rollenware, Formate, Stanzteile, Verbundfolien.<br />
Für den Bau: Superwand DS,<br />
Dampfsperren, Selbstklebefolien. Korff hat<br />
das grösste Aluminium-Lager im Folienbereich<br />
Europas, fast jede Stärke ist an Lager.<br />
gefahren und hat dort Spezialrezepturen – innert<br />
Tagesfrist – für uns entwickeln lassen<br />
und uns anschliessend die Farbe gleichentags,<br />
spätabends um 22 Uhr, am Gründonnerstagabend,<br />
vors Haus gestellt. Man muss<br />
sich das vorstellen: Siegwerk ist ja kein Kleinbetrieb.<br />
Aber die haben uns – auf Ersuchen<br />
von Herr Huber – 8 Kilogramm Spezialfarbe,<br />
eine absolute Kleincharge, im Labor hergestellt,<br />
in Tagesfrist! Am Karfreitag früh habe<br />
ich dann die Farbe vor der Tür vorgefunden<br />
und in den Betrieb genommen, damit sie<br />
nicht gestohlen wird. Am Dienstag nach Ostern<br />
druckten wir mit dieser Farbe an und erzielten<br />
perfekte Ergebnisse. Nichts ist unmöööglich:<br />
Innert vier Tagen eine Farbe<br />
entwickelt, das Produkt bedruckt, geschnitten<br />
und dem Kunden ausgeliefert.»<br />
Roland Hohl, stv. Geschäftsführer:<br />
«Ungewöhnliche<br />
Projekte fordern uns heraus.»
Kaltfolie-Veredelung<br />
widerspiegelt eine<br />
Farbraum-Erweiterung<br />
mit metallisierten<br />
Substraten und kann<br />
zur Aufwertung des<br />
Designs von Printprodukten<br />
beitragen.<br />
Königsdisziplin Veredelung<br />
Allen Unkenrufen zum Trotz: Zukünftig dürften die elektronischen<br />
Medien die «klassischen» Print-Medien grundsätzlich nicht völlig<br />
verdrängen.<br />
// Selbst im heutigen Zeitalter von Internet-Mobilität,<br />
Online Social Media, Notebooks,<br />
Netbooks, «Tablets» und Cloud<br />
Computing gibt es Print-Produkte auf dem<br />
Markt. Immer wieder machen Druckereien<br />
mit aussergewöhnlichen Produkten aus Papier,<br />
Karton, Leinen und sogar Vlies, Metall<br />
und Holz auf sich aufmerksam, die Internetfreaks<br />
in ihrer favorisierten Medienwelt<br />
vergeblich suchen. Allein die Kombination<br />
unterschiedlicher Materialien mit darauf<br />
abgestimmten Farben und Lacken sowie<br />
entsprechenden Verfahren hat ihre unwiderstehlichen<br />
Reize.<br />
Erfolgreich: kombinierte<br />
Veredelungen<br />
Zauberhafte Veredelung: Manche experimentierfreudige<br />
Druckerei bringt NeonLeuchtfarben<br />
auf Plakatpapier, verarbeitet Karton mit<br />
aufkaschiertem Buchenfurnier, personalisiert<br />
gestanzten Bierdeckelfilz, offeriert transluzentfarbige<br />
VisitenkartenUmschläge, überstreicht<br />
Kalenderblätter mit DuftLackierungen,<br />
appliziert Lentikulare auf Plastikbecher,<br />
beschriftet Aluminiumplatten mit Weiss farbe,<br />
veredelt transparenten Kunststoff, bedruckt<br />
durchgefärbte Wellpappe, verziert WeissblechDosen<br />
mit Reliefprägungen oder versieht<br />
Zollstöcke mit farbigen Bildern. Während<br />
die Fachleute von multisensorischen<br />
Erlebnissen sprechen, sind Verbraucher begeistert,<br />
wenn sie Veredelung riechen, sehen,<br />
spüren können.<br />
Erfolgreicher als StandardErzeugnisse sind<br />
aber vor allem diejenigen Produkte, bei denen<br />
Philosophie, Inhalte und Design, Veredelung<br />
und Ausstattung sowie Format zu einer<br />
Einheit verschmelzen. Somit machen aufwendige<br />
Blindprägung und Folienapplikation<br />
in dezentem Design auf dem Etikett gar keinen<br />
Sinn, wenn die Flasche nur minderwertigen<br />
Weinverschnitt enthält und das gesamte<br />
Produktkonzept nicht stimmt.<br />
Veredelung gilt es stets in ein ganzheitliches<br />
Konzept einzubinden, um in einzigartiger<br />
Weise das Produkt in überzeugender Form anzupreisen.<br />
Kunstvoller Folienglanz<br />
Gerade Anwender des BogenOffsetdrucks<br />
können mit Heiss und Kaltfolien verschiedene<br />
Optionen der Veredelung realisieren.<br />
Gastautor<br />
Mittels des Prägefoliendrucksgeschaffene,<br />
farblich<br />
kunstvoll changierende<br />
Struktur- und<br />
Reliefmotive können<br />
vielschichtige<br />
multisensorische<br />
Eindrücke bieten.<br />
Frank Baier, ursprünglich<br />
gelernter Schriftsetzer,<br />
arbeitet seit jeher in der<br />
Druckbranche, darunter<br />
seit 2001 in einem<br />
Forschungsinstitut im<br />
Ressort Technologietransfer und seit<br />
2007/08 als freiberuflicher Journalist in<br />
Leipzig. Baier publiziert redaktionelle<br />
Beiträge über (Druck-) Veredelung und<br />
Verarbeitung, Produkt-Markenschutz,<br />
Print-/Online-Geschäftsmodelle in diversen<br />
grafischen Fachmagazinen und ist im<br />
Bereich Public Relations für Firmen der<br />
Druckindustrie aktiv.<br />
Diverse optischhaptische Effekte mit mehrfarbig<br />
metallisierten und changierenden<br />
Oberflächen sind gefragt. Solche applizierten<br />
Folien erzeugen besonderen Hochglanz und<br />
Schimmer, die durch den jeweiligen Betrachtungswinkel<br />
beim Lichteinfall entstehen.<br />
Wahlweise zwei Technologien werden für die<br />
metallisch wirkende hochwertige Veredelungsvariante<br />
genutzt.<br />
Darunter ist der Prägefoliendruck das «klassische»<br />
Verfahren. Hierbei wird die metallisierte<br />
Schicht per beheiztem Motivstempel<br />
abgedrückt, der damit auf dem Bedruckstoff<br />
eine leichte Vertiefung des Substrats hinterlässt.<br />
Vorteile sind sowohl die glättende Wirkung<br />
durch das Prägewerkzeug und hohe<br />
Brillanz der Folie als auch der geringe Materialverbrauch<br />
durch die Folientaktung. 3DEffekte<br />
wie etwa Reliefprägungen lassen sich in<br />
einem Arbeitsgang erzielen. Aufgrund der erforderlichen<br />
Hochdruckform bietet das Verfahren<br />
zwar nur eine geringe Detailauflösung,<br />
besticht jedoch durch auffallenden Glanz<br />
und deutliche Randschärfe. Hiermit erzeugte<br />
kunstvolle Struktur und Reliefmotive bieten<br />
fühlbare SinnesEindrücke.<br />
Farbraum-Erweiterung mit<br />
Metallic-Substraten<br />
Prinzipiell widerspiegelt Kaltfolientransfer<br />
eine FarbraumErweiterung mit metallischen<br />
Substraten und erweist sich als schnelles InlineVerfahren<br />
im BogenOffsetdruck. Hierbei<br />
wird das Bildmotiv als Klebstoff gedruckt und<br />
nach Zusammenführung mit der Folie, der<br />
Strahlenhärtung des Klebstoffs (meist UV<br />
Licht) und dem Entfernen der Folie als metallisierte<br />
Schicht übertragen.<br />
Diverse Designs mit hohen Glanzeffekten lassen<br />
sich erzeugen: Dazu gehören sehr dünne<br />
Linien, filigrane negative Aussparungen,<br />
feinste Details und sogar HalbtonBilder. Ferner<br />
gilt: je glatter die Oberfläche, desto höher<br />
der Glanz. Ausserdem haftet die Kaltfolie sehr<br />
gut und lässt sich demnach sofort und ohne<br />
Einschränkungen überdrucken. Dabei kann<br />
der jeweilige Farbton wie auch die Kaltfolie<br />
selbst zum Erzeugen von Farbverläufen aufgerastert<br />
werden. Wo bisher aus technischen<br />
oder Kostengründen auf Glanzeffekte verzichtet<br />
wurde, eröffnet Kaltfolientransfer eine<br />
interessante Alternative.<br />
Anwendern im BogenOffsetdruck kann<br />
Chromos zusätzliche Systeme bereitstellen:<br />
Komori bietet ein eigenes Kaltfolientransfer<br />
Modul mit wahlweise bis zu sechs Folienrollen,<br />
das sich mit einer Präge und Stanzeinrichtung<br />
für den UVOffsetdruck aufrüsten<br />
lässt, zur Konfiguration der HalbformatBaureihe<br />
Lithrone S 29/SX 29 und optional der<br />
MittelformatBaureihe.<br />
Ryobi offeriert ergänzend zum «Inline UV<br />
Casting»Modul, das für UVEffektLackierungen<br />
bestimmt ist, zwecks Montage in seine<br />
750W und 750GBaureihe im B2Format<br />
sowie in seine 1050Baureihe im B1Format<br />
ein eigenes «Foiling System» mit derzeit einer<br />
Folienrolle.<br />
Edle Verfahren für<br />
edle Produkte.<br />
Farb-Lack-Effekte im Digitaldruck<br />
Bekanntlich hat sich der Digitaldruck in den<br />
vergangenen Jahren mit einem sukzessive<br />
steigenden Qualitätsniveau zu einer ernstzunehmenden<br />
Alternative gegenüber dem Offsetdruck<br />
entwickelt. Infolge präziser und<br />
gleichmässiger Farbwiedergabe sowie besonders<br />
hoher Farbstabilität zählen Hewlett<br />
Packard (HP) IndigoMaschinen zu den<br />
leistungsfähigsten Systemen in Offsetdruck<br />
Qualität. Mithilfe eines breit gefächerten<br />
FlüssigtonerFarbenspektrums können auf<br />
den Maschinen unterschiedliche Veredelungen<br />
realisiert werden. Demnach lassen<br />
sich nicht nur PantoneVollflächenfarben mit<br />
CMYKProzessfarben simulieren. Zusätzlich<br />
lassen sich zu den vier StandardProzessfarben<br />
bis zu drei Schmuckfarben einsetzen oder<br />
eine SechsfarbenFarbpalette speziell für den<br />
Fotodruck verwenden. Partielle Glanzeffekte<br />
mit SpotLackierung oder andere Lackeffekte<br />
können durch die Anwendung einer transparenten<br />
Sonderfarbe («Digital Matte Ink») erzeugt<br />
werden. Aktuelle Neuheit ist der auf<br />
den HP IndigoMaschinen 5500 und 7500 sowie<br />
den industriellen RollendruckSystemen<br />
optional zur Verfügung stehende Weissdruck<br />
mit der Sonderfarbe «Electro Ink White». Dadurch<br />
lassen sich insbesondere transparente,<br />
metallische oder (ein)farbige Bedruckstoffe<br />
verzieren und weitere Vorteile gegenüber<br />
dem konventionellen Offsetdruck ausspielen.<br />
Technologie-Abfolge ist relevant<br />
Völlig unabhängig davon, ob es sich um Digital<br />
oder OffsetdruckProdukte handelt: Tendenzen<br />
zu höherwertiger Veredelung bleiben<br />
bestehen und setzen sich fort. Ausserdem<br />
wünschen Kunden oftmals Kombinationen<br />
unterschiedlicher Verfahren. Demnach sind<br />
wechselnde flächige Beschichtungen mit<br />
Matt und Glanzfolien oder partielle (Spot)<br />
Lackierungen auf einzelnen Motiven beinahe<br />
selbstverständlich geworden. Darüber hinaus<br />
28/29<br />
Gast<br />
wird heute auf einem Druckmotiv mit UV<br />
Lackierung oder Kaltfolie eine Blind oder Reliefprägung<br />
vorgenommen, nach einer MattfolienKaschierung<br />
ein partieller UVLack<br />
aufgetragen oder nach einer GlanzfolienKaschierung<br />
ein Prägefoliendruck produziert.<br />
Ferner bieten eingefärbte, Glitter, Reliefoder<br />
andere spezielle Lacke manch aussergewöhnlichen<br />
Effekt.<br />
Zauberhafte Veredelung bedeutet dennoch<br />
nicht «Zauberei», nicht nur weil sich die Anwender<br />
solcher Verfahren hohes fachliches<br />
Knowhow erworben haben. Veredelungen<br />
mittels Folien erfordern von den Druckereispezialisten<br />
gewöhnlich jahrelanges Potenzial<br />
an praktischen Erfahrungen. Professionell<br />
agierende Dienstleister stellen die<br />
gewünschte EffektWirkung von Veredelungen<br />
immer in die ganzheitliche Konzeption<br />
des Auftragswerks. Meistenteils werden<br />
Andrucke auf dem geplanten OriginalMaterial<br />
produziert und alternative Gestaltungsvarianten<br />
empfohlen. Durchaus sinnvoll sind<br />
vorherige Meetings mit Kunden, Agentur und<br />
beteiligten Dienstleistern, um die Auswahl<br />
der Technologien und die Reihenfolge der<br />
Prozessschritte zu bestimmen. Letztendlich<br />
wird zwar der Auftraggeber bzw. Printbuyer<br />
selbst über den Einsatz des Verfahrens entscheiden.<br />
Trotzdem ist es für den ProduktionsWorkflow<br />
und das Veredelungsergebnis<br />
immer wichtig, rechtzeitig vor Auftragserteilung<br />
bzw. Auftragsausführung diese Festlegungen<br />
zu treffen, um eventuelle Fehler in<br />
der Produktion und Reklamationen von Kunden<br />
zu vermeiden.<br />
Mehr zum Thema Veredelung im Bogendruck von<br />
peter.krieg@chromos.ch und zum Thema Digitaldruck<br />
von guy.meyer@chromos.ch.
30/31<br />
Praxis<br />
«Scodix», die erhabene Kunst<br />
des Ver edelns<br />
Die Vögeli AG Druckzentrum in Langnau i.E., zählt zu den innovativsten<br />
Qualitätsdruckereien der Schweiz. Neuem aufgeschlossen,<br />
hat die Emmentaler Druckerei eine weitere «Schweizer Premiere»<br />
in Betrieb genommen: die «Scodix1200».<br />
Markus Vögeli, CEO, Vögeli AG<br />
Druckzentrum : Von der Scodix-<br />
Technologie begeistert.<br />
// Die erste Scodix1200 für digitale UV-<br />
Lackierung und digitale Relief-Lackierung<br />
ist seit Ende 2010 bei der Vögeli AG Druckzentrum<br />
in Langnau in Betrieb. Was genau<br />
muss man sich unter Digital Embossing<br />
(fachlich nicht ganz korrekt ins Deutsche<br />
übersetzt mit «digitales Prägen») verstehen?<br />
Markus Vögeli weiss es ganz genau: «Die DigitalEmbossingAnlage<br />
ermöglicht eine im<br />
wahrsten Sinne des Wortes herausragende<br />
Qualität der Veredelung. Durch digitales Beschichten<br />
und Lackieren ausgewählter Bereiche<br />
entsteht ein Effekt, der dem herkömmlichen<br />
Prägedruck nachempfunden ist.<br />
Grafiken und Texte erhalten eine haptische<br />
Struktur, die hohe Wertigkeit vermittelt. Dadurch,<br />
dass die Lackierung digital durchgeführt<br />
werden kann, entfällt die umständliche<br />
und teure Herstellung eines Siebes bei partiellen<br />
Lackierungen, was die UVLackierung<br />
auch bei Kleinauflagen attraktiv macht. Zusätzlich<br />
gibt uns dies die Möglichkeit, jedes<br />
Exemplar einer Auflage anders zu lackieren,<br />
z.B. adressiert oder individualisiert. Neben UV<br />
Lackierung können auch ReliefEffekte und<br />
verschiedene RasterEffekte erzielt werden. Dadurch<br />
wird auch der Tastsinn angesprochen.»<br />
Hohe Akzeptanz bei Agenturen<br />
Seit der Inbetriebnahme vor rund einem halben<br />
Jahr konnte Vögeli AG Druckzentrum<br />
wertvolle Erfahrungen mit der neuen Veredelungstechnik<br />
sammeln. Schöner Nebeneffekt:<br />
Die Tatsache, dass Vögeli AG Druckzentrum<br />
das einzige Druckunternehmen der Schweiz<br />
ist, das diese Technik anbietet, führte zu zusätzlichen<br />
Aufträgen. Markus Vögeli kommentiert:<br />
«Ja, wir haben schon einiges so veredelt,<br />
unter anderem den Umschlag einer<br />
bekannten Zeitschrift, aber auch Einladungen<br />
und Werbeprospekte. Aber der Bekanntheitsgrad<br />
dieses Verfahrens ist noch nicht sehr<br />
hoch, da haben wir noch einiges vor. Vor<br />
allem die Werbeagenturen interessieren sich<br />
dafür, weil ja die Werbewirkung mit dem ScodixVerfahren<br />
gesteigert werden kann. Das<br />
Verfahren kommt gut an bei den Werbern,<br />
die sich bereits damit auseinandergesetzt haben.<br />
Die greifen das auf!»<br />
Effekt wiegt Mehrkosten auf<br />
Wie steht es mit dem Preisaufschlag, den<br />
dieses Verfahren mit sich bringt? Vögeli hat<br />
die Erfahrung gemacht, dass der Effekt des<br />
Verfahrens grosse Beachtung findet. «Wir erzielen<br />
damit Effekte, die man sonst nicht erzielen<br />
kann. Man hebt sich mit einer Drucksache,<br />
die so veredelt ist, vom Gewöhnlichen<br />
ab. Somit ist der Mehrpreis akzeptiert, denn<br />
er kommt xmal zurück. Wir können in vier<br />
verschiedenen StärkeStufen lackieren, und<br />
da ist natürlich jeweils der Lackverbrauch<br />
entsprechend kostenwirksam. Aber die Kun<br />
Scodix<br />
¬ Hochauflösende Inkjet-Technologie für<br />
einwandfreie, selektive Beschichtung für<br />
haptische Effekte unterschiedlicher<br />
Stärken.<br />
¬ Volldigitaler Druckprozess: Null-Einrichtezeit,<br />
sofortiges Drucken.<br />
¬ Personalisierungsmöglichkeit, variable<br />
Daten.<br />
¬ Sauberer, umweltfreundlicher Prozess,<br />
erübrigt Platten, Formen, Chemikalien<br />
und Lösungsmittel.<br />
¬ Automatisierte Materialverarbeitung:<br />
breitgefächerter Bereich der bedruckbaren<br />
Träger von 135 bis 500 g/m2 Merkmale, Vorteile<br />
;<br />
breitgefächerter, bedruckbarer Formatbereich,<br />
inkl. B2 und A3.<br />
¬ Geeignet für Printprodukte des Digitaloder<br />
Analogdruckverfahrens.<br />
den, die diese Veredelung wollen, sind bereit,<br />
bis zu zwanzig Prozent mehr für das Drucken<br />
zu berappen.»<br />
Haptik, verbunden mit Variabilität<br />
Beim Betrachten – und Befühlen – einer Scodixveredelten<br />
Drucksache stellen sich unwillkürlich<br />
die Fragen: Was kommt dem ScodixVerfahren<br />
in die Nähe? Ist es der<br />
Prägefoliendruck, der Siebdruck, der Thermodruck?<br />
Was ist die Motivation, dieses Verfahren<br />
einzusetzen und kein anderes? Markus<br />
Vögeli: «Wir wollten nicht einfach ein bestehendes<br />
Verfahren ersetzen. Es war einerseits<br />
Scodix<br />
Blindprägung Blindprägung<br />
Blindprägung<br />
Lentikulardruck<br />
Chromos<br />
Stanzungen Stanzungen<br />
Pantone Blindprägung Look<br />
Lentikulardruck<br />
Look and feel:<br />
Look-Titelseite!<br />
Pantone<br />
<strong>Effektpigmente</strong><br />
UV-Lackierung<br />
sicher der haptische Effekt mit den erhabenen<br />
Flächen, der uns gefiel. Der ist sensationell.<br />
Andererseits hat uns die Tatsache beeindruckt,<br />
dass man damit auch noch<br />
personalisieren und individualisieren kann!<br />
Wir wollten nicht per se den Siebdruck konkurrenzieren,<br />
das wäre der falsche Denkansatz.<br />
Ein Markt ist für uns der Markt der kleinen<br />
Auflagen, den man ohne Druckform<br />
angehen kann. Unsere Idee war es, im MailingBereich<br />
etwas anbieten zu können, was<br />
es bis dato nicht gegeben hat: den haptischen<br />
Effekt, verbunden mit der Möglichkeit der<br />
Variabilität, des Personalisierens.»<br />
Blindenschrift<br />
Ein weiteres schönes Beispiel, das Vögeli anhand<br />
einer Arbeitsprobe präsentiert, ist Blindenschrift.<br />
Vögeli: «Da haben wir ganz gute<br />
Ergebnisse erzielt. Im Siebdruck brechen die<br />
Punkte ja oftmals weg, das ist beim Scodix<br />
Verfahren nicht der Fall.» Alles paletti, keine<br />
Probleme? Vögeli: «Was es zu beachten gilt<br />
bei diesem Verfahren: Die Daten können<br />
nicht wie im Offset aufgebaut werden, wo alles<br />
flach ist. Das muss man einkalkulieren,<br />
aber das haben wir im Griff.»<br />
Und wie steht es mit der Produktionsgeschwindigkeit?<br />
Vögeli kalauert: «Ach, wir<br />
sind doch in der Stufe vorher, beim Druck, so<br />
schnell, da fällt doch der anschliessende, etwas<br />
langsamere Veredelungsprozess kaum ins<br />
Gewicht… (lacht). Spass beiseite, zusätzliche<br />
Prozesse müssen wir natürlich entsprechend<br />
einplanen, aber sie sind nicht wirklich zeitrelevant.<br />
Denn wenn ein Kunde Scodix will,<br />
dann kommt es ihm auf die Wirkung an,<br />
nicht auf den SuperexpressLiefertermin.»<br />
Vögeli AG Druckzentrum ist neben Scodix Chromos-<br />
Partner unter anderem für die Vorstufe mit Fujifilm-Druckplatten<br />
und intelligenter FLHZ-Entwicklungsmaschine<br />
(peter.kellerhals@chromos.ch) .<br />
interpack 2011<br />
Zauber der Veredelung<br />
Wege der effektvollen Positionierung<br />
Marken brauchen hervorragendes Packaging | Interviews mit<br />
Markenartiklern | Königsdisziplin Veredelung | Aus der Praxis, für<br />
die Praxis | Anwenderberichte druck<br />
Stanzungen<br />
| Who is who and what they do |<br />
Products ErfolgJuni<br />
2011<br />
Spezialpapier<br />
Blindprägung<br />
<strong>Effektpigmente</strong><br />
Spezialpapier Effekt Erfolg Toppan<br />
Duft Heissfolienprägung<br />
Feinraster Feinraster<br />
Spezialpapier Feinraster<br />
UV-Lackierung Duft<br />
UV-LackierungKundeninformation<br />
der Chromos AG Feinraster<br />
Offset | Digital Printing | Packaging and Label Printing<br />
Post Press | Coding and Packing<br />
Heissfolienprägung // Die Interpack 2011 war für Toppan und Chromos wiederum ein Top-Erfolg. Ruwo<br />
Schneider, General Manager Flexible Packaging Division bei Chromos (rechts im Bild),<br />
Heissfolienprägung<br />
berichtet über Trends und Entwicklungen aus seinem Tätigkeitsbereich. Und verrät,<br />
weshalb Toppan so erfolgreich ist.<br />
Über 130 potentielle Besucher konnten wir auf unserem Stand begrüssen. Verhältnismässig<br />
viele Besucher waren aus Asien angereist, vorwiegend aus Japan<br />
und Indien, einige aus Nord und Südamerika. Im Vergleich zur letzten Interpack<br />
war ein deutlich konkreteres Interesse an aluminiumfreien Verpackungen<br />
festzustellen.<br />
Die Gründe dafür sind vielfältig. Der weltweit am stärksten wachsende Anwendungsbereich<br />
ist der von Fertiggerichten zur Bereitstellung in der Mikrowelle. Für diese Applikation<br />
besteht zunehmender Bedarf an Barrierematerial mit Eignung für die Sterilisation und Pasteurisation.<br />
Wurden früher vorwiegend Beutel für diesen Zweck eingesetzt, so haben sich<br />
mittlerweile auch Kunststoffbehälter etabliert und damit einen wachsenden Bedarf an<br />
Deckelmaterialien generiert. Dieses Verpackungskonzept verzeichnet ein interessantes<br />
Wachstum, weil die Tendenz, Mahlzeiten direkt aus Verpackungsgebinden einzunehmen,<br />
zugenommen hat. Dies gilt nicht nur für klassische Fertiggerichte, sondern teilweise bereits<br />
auch für Babynahrung. Aber auch im Bereich sensibler trockener Füllgüter, wie Instantprodukte,<br />
Kaffee usw., der bislang vorwiegend eine Domäne von Aluminium war, hat sich ein<br />
substantieller Anteil transparenter Alternativen entwickelt. Auf viel Interesse stiess der sterilfeste<br />
Container, eine Kombination von Zuschnitten bedruckter GLFilmLaminate und<br />
der PPSpritzgusstechnik. Mit solchen Kunststoffcontainern gibt es bereits interessante Projekte,<br />
wo im PremiumFoodSegment Aluminium und EVOHBehälter abgelöst werden.<br />
Ein weiteres Element, das zum Wachstum der Technologie von Toppan beiträgt, ist die<br />
vermehrte Forderung nach Metal Detection, sowohl für Food als auch für Pharmaverpackungen.<br />
Ein ebenfalls zentrales Argument für die Verwendung transparenter Verpackungsstrukturen<br />
ist heute mehr denn je die Nachhaltigkeit. Vor dem Hintergrund stark wachsender<br />
Rohstoff, Prozess und Transportkosten hat dieses Thema im Laufe der vergangenen<br />
drei Jahre stark an Brisanz gewonnen, was der Philosophie von Toppan entgegenkommt.<br />
Wichtiges Gesprächsthema auf der Messe war auch die nach wie vor sensible Situation in<br />
Japan nach der Katastrophe. Glücklicherweise ist Toppan mit seinen drei Vakuum <br />
beschichtungsanlagen an zwei Standorten von Schäden verschont geblieben. Die Produktion<br />
läuft auf Hochtouren, und die Versorgung der weltweiten Kundschaft konnte selbst<br />
während der schwierigsten Phase immer gewährleistet werden.<br />
Im Zuge weltweit wachsenden Bedarfs an Hochbarrierefolien gab Toppan kurz vor der Messe<br />
bekannt, das Produkt «Besela» vom Hersteller Kureah übernommen zu haben. Mit dieser<br />
Akquisition baut Toppan seine weltweit führende Position als Anbieter von Hochbarrierematerialien<br />
weiter aus. Ein Konzept für die Integration dieses ergänzenden Produkts ist<br />
derzeit in Vorbereitung. Insgesamt bestätigte die Interpack die seit Längerem beobachtete<br />
positive Entwicklung neuer Anwendungsgebiete sowie den in kommenden<br />
Jahren substantiell steigenden Bedarf an solchen Materialien.<br />
Ruwo Schneider freut sich über Ihre Kontaktnahme (ruwo.schneider@chromos.ch).
Chromos AG, Niederhaslistrasse 12, CH-8157 Dielsdorf, Tel. +41 (0)44 855 50 00, www.chromos.ch<br />
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