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Jahresbericht 2011 - Fritz Thyssen Stiftung

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In dem dreijährigen<br />

Forschungsvorhaben<br />

nehmen die Ablehnung und<br />

Bewunderung des Preußen,<br />

die ideologischen Instrumentalisierungen<br />

des<br />

Monarchen und deren<br />

Nachwirkungen einen<br />

bedeutenden Raum ein.<br />

Friedrich der Große in Europa | Das gemeinsam mit der Gerda Henkel <strong>Stiftung</strong> finanzierte<br />

Projekt »Friedrich der Große in Europa. Geschichte einer wechselvollen Beziehung« leitet<br />

prof. b. sösemann, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin.<br />

Wie wirkte Friedrich der Große auf Europa und welchen europäischen Einflüssen war Preußen<br />

ausgesetzt? Diesen Leitfragen folgte ein transdisziplinäres Netzwerk von 48 Preußen-Forschern<br />

aus sieben europäischen Staaten auf drei Konferenzen und mehreren Sektionstreffen. In konsequent<br />

europäischer Perspektive untersucht, treten die teils nur scheinbaren Widersprüche<br />

der Person und des Königtums in ein neues Licht: Die Härte und Grausamkeit etwa, mit<br />

der der junge Prinz erzogen wurde, waren kein Sonderfall, anders dagegen die Ablehnung<br />

des höfischen Zeremoniells. Nicht mit Desinteresse oder Bescheidenheit, sondern mit dem<br />

bewussten Ignorieren einiger der tradierten<br />

europäischen Codes provozierte der<br />

Monarch und erhob einen europäischen<br />

Hoheitsanspruch. Dass der »Alte <strong>Fritz</strong>«<br />

dabei immer als Apoll und Mars zugleich<br />

auftrat, zeigen Beiträge über sein Wirken<br />

auf dem Schlachtfeld, seine Aneignungen<br />

der Antike, die Musikliebhaberei und philosophische<br />

Vorstellungen.<br />

In dem dreijährigen Vorhaben nehmen<br />

die Ablehnung und Bewunderung des<br />

Preußen, die ideologischen Instrumentalisierungen<br />

des Monarchen und deren<br />

Nachwirkungen einen bedeutenden<br />

Raum ein. Unter welchen Voraussetzungen<br />

wurde Preußen in europäischen<br />

Nationalstaaten und Diktaturen als Vor-<br />

oder Feindbild benutzt? Es ist offenkundig,<br />

dass Stereotypen und Legenden das<br />

Friedrich der Große. Zeitgenössisches Porträt,<br />

100 x 120 cm, Öl auf Leinwand; vermutlich von Anna<br />

Dorothea Lisiewski (1721-1782), die zahlreiche Porträts<br />

in der Art von Antoine Pesne, Hofmaler und<br />

Direktor der Berliner Kunstakademie, gemalt hat.<br />

Prof. Simo sieht die<br />

Schaffung eines friedlichen,<br />

kooperativen<br />

Austausches von Wissen<br />

zwischen dem Norden und<br />

dem Süden als eine der<br />

wichtigsten Herausforderungen<br />

für die Menschheit<br />

im 21. Jahrhundert an.<br />

öffentliche Urteil und Publikationen bis in unsere Tage mitbestimmen. Der »Allgegenwart des<br />

Monarchen« oder dem »preußischen Militarismus«, der »aufklärerischen« Dimension des politischen<br />

Denkens und Handelns und der »friderizianischen Toleranz« gilt daher ein besonderes<br />

Interesse. Die Ergebnisse wurden im November <strong>2011</strong> in zwei Bänden veröffentlicht, die Prof.<br />

Sösemann zusammen mit Prof. Vogt-Spira im Franz Steiner Verlag, Stuttgart, herausgibt. Eine<br />

ausführliche Biographie, ein umfangreicher Anhang mit statistischen Materialien und einer<br />

differenzierten Chronologie bieten dem Leser Verständnishilfen und Anregungen zur weiteren<br />

Beschäftigung. Das Werk wird in acht europäischen Großstädten präsentiert.<br />

Deutsch-Afrikanisches Zentrum | Unter der Leitung von prof. d. simo, Lettres et<br />

Sciences Humaines, Université Yaoundé I, Kamerun, wird ein »Zentrum für deutsch-afrikanische<br />

wissenschaftliche Zusammenarbeit« gegründet.<br />

Das Projekt zielt auf die Errichtung eines Deutsch-Afrikanischen Zentrums an der Universität<br />

Yaounde I in Kamerun. Entsprechend einem Aktionsplan der afrikanischen Bildungsminister<br />

für 2006-2015, worin die Notwendigkeit der Errichtung regionaler und interinstitutioneller<br />

Netzwerke unterstrichen wird, will die Universität von Yaounde I ihr Bildungsangebot und<br />

ihre Organisation neu strukturieren. Prof. Simo sieht die Schaffung eines friedlichen, kooperativen<br />

Austausches von Wissen zwischen dem Norden und dem Süden als eine der wichtigsten<br />

Herausforderungen für die Menschheit im 21. Jahrhundert an und wissenschaftliche Kooperation<br />

als das maßgebliche Mittel, um ethnozentrische Positionen allmählich aufzulösen und<br />

transkulturell gemeinsame Kategorien zu erarbeiten. Mit Blick speziell auf die Germanistik<br />

geht er davon aus, dass der internationale Austausch mit Afrika auch für die Inlandsgermanistik<br />

ein Gewinn sein wird.<br />

Das geplante Zentrum soll eine Koordinationsstelle und ein Katalysator für unterschiedliche<br />

Initiativen sein. Es soll drei Aufgaben wahrnehmen: Vernetzung und Dokumentation; Ausbildung<br />

und Betreuung; Förderung von wissenschaftlichem Austausch und kooperativer<br />

Forschung.<br />

Das Zentrum soll die Vernetzung von bereits existierenden Online-Dokumentationen verschiedener<br />

Germanistik-Abteilungen in Afrika vorantreiben und derartige Ressourcen als Grundlage<br />

für die Forschung von deutscher wie von afrikanischer Seite weiter ausbauen. Außerdem<br />

sollen mittelfristig die Dokumente aus deutschen Kolonialarchiven in Kamerun, Namibia, Tansania<br />

und Togo als Quellen für die Geschichtsschreibung transkribiert, übersetzt und online<br />

verfügbar gemacht werden.<br />

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