August 2011
August 2011
August 2011
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Warum kamen Sie als gebürtiger Nordrheinwestfale<br />
vor 20 Jahren gerade nach Greifswald?<br />
Der Grund dafür, warum ich nach Greifswald gekommen<br />
bin, liegt darin, dass ich Anfang 1989 in Münster,<br />
wo ich derzeit lebte, jemanden kennen gelernt habe,<br />
der aus Greifswald über die tschechische Grenze geflohen<br />
war. Nach dem Mauerfall ist er sofort nach<br />
Greifswald zurückgekehrt, hat aber mit mir den<br />
Kontakt gehalten. Ich hatte ihn damals gebeten, mich<br />
zu informieren, wenn er erfahren würde, wenn in<br />
Greifswald junge Juristen gebraucht würden. Ich<br />
erhielt dann tatsächlich ein Telegramm, worauf ich<br />
dann 1990 nach Greifswald fuhr, um mich beim<br />
Rechtsamt zu bewerben. Da bei meiner Ankunft<br />
jedoch schon die Besetzung nahezu feststand, fuhr<br />
ich zunächst unverrichteter Dinge wieder zurück,<br />
hatte aber eine sehr schöne Stadt kennengelernt.<br />
Gab es etwas, das Ihnen bei Ihrem ersten Besuch<br />
hier besonders auffiel und in Erinnerung blieb?<br />
Bei meinem ersten Besuch fiel mir menschlich schon<br />
die Freundlichkeit der Greifswalder auf. Aus dem Umfeld<br />
habe ich noch die straßensäumenden brennenden<br />
Mülltonnen in Erinnerung und auch den Geruch von<br />
Desinfektionsmitteln im damaligen Hotel "Am Gorzberg"<br />
habe ich heute noch in der Nase.<br />
Mit welchen Zielen und Wünschen starteten Sie<br />
Ihren Umzug Richtung Norden und welche davon<br />
konnten Sie sich erfüllen?<br />
Ich war damals gerade knapp über 30 und war als<br />
Anwalt in der Nähe von Münster selbständig. Ich hatte<br />
die Hoffnung in einer spannenden Phase, die von<br />
Aufbruchstimmung bestimmt war, etwas mitgestalten<br />
zu können und beim Aufbau behilflich zu sein, ohne<br />
zu wissen was wirklich geschehen wird. Dies hing<br />
nicht allein nur von der zu leistenden Arbeit ab, sondern<br />
auch davon, dass ich mit den Menschen und vor<br />
allem die Menschen hier mit mir zurecht kommen.<br />
Natürlich wollte ich mir hier eine Existenz aufbauen,<br />
was letztendlich auch in Erfüllung gegangen ist.<br />
Uns Norddeutschen sagt man nach, wir wären<br />
eher ein zurückhaltendes Völkchen. Wie wurden<br />
Sie damals begrüßt und aufgenommen und in<br />
den 20 Jahren begleitet?<br />
Das ist wohl richtig, aber ich wurde zum damaligen<br />
Zeitpunkt von allen Menschen hier privat sowie auch<br />
geschäftlich freundlich aufgenommen. Diese Kontakte<br />
bestehen bis zum heutigen Tage fort und es gibt tatsächlich<br />
einige davon, die auch zu noch heute bestehenden<br />
freundschaftlichen Verbindungen geführt haben.<br />
Aus heutiger Sicht denke ich, war ich zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort, wobei ich insgesamt noch<br />
nie so lange in einem Ort gelebt habe, wie in Greifswald.<br />
Ich glaube das spricht für sich.<br />
Sie sind seit 1991 in Greifswald als Rechtsanwalt<br />
tätig, arbeiteten anfangs als Seminarleiter<br />
an der juristischen Fakultät. Warum entschieden<br />
Sie sich für die Rechtsanwaltstätigkeit?<br />
Die Arbeit an der Universität entsprach nicht meiner<br />
Von einem der auszog, “Pomm<br />
Rechtsanwalt Bulla<br />
ursprünglichen Intension, denn ich war Anwalt und<br />
wollte dies auch in Greifswald sein. Die Tätigkeit an<br />
der Uni war einfach eine von den vielen spannenden<br />
sich eröffnenden Tätigkeitsfeldern, in welchem ich<br />
auch meine Erfahrungen machen durfte. Einige der<br />
Studenten aus damaliger Zeit sind heute sogar<br />
Richter sowie auch Kollegen hier in Greifswald.<br />
Sie haben in den letzten 20 Jahren sicherlich<br />
viele Rechtsanwaltsfachangestellte ausgebildet.<br />
Wissen Sie noch wie viele es waren und<br />
wie Ihre ersten Auszubildenden hießen?<br />
Ja, wir haben, nachdem wir zwangsläufig mit ungelernten<br />
Kräften unser Büro aufbauen mussten, ab<br />
1992 bis zum heutigen Tage immer in jedem Jahr<br />
Auszubildende beschäftigt. Fräulein Stubbe und<br />
Fräulein Hoppe waren die ersten der zwischenzeitlich<br />
insgesamt 24 Auszubildenden. Ich möchte an dieser<br />
Stelle jedoch erwähnen, dass es aufgrund der nach wie<br />
vor bestehenden hohen Anforderungen für diese<br />
Ausbildung immer schwieriger wird gute Auszubildende<br />
zu finden. Dies führt dazu, dass immer weniger<br />
Kanzleien zur Ausbildung bereit sind.<br />
In welchen Bereichen war Ihre Kanzlei zu<br />
Anfang tätig und wie haben sich Ihre Tätigkeitsfelder<br />
entwickelt?<br />
Zunächst haben mein damaliger Partner und ich<br />
nahezu alle Rechtsgebiete bedient, weil es nur sehr<br />
wenige Kollegen gab. Darüber hinaus hatten wir sehr<br />
viel mit unserer eigenen Existenz zu tun, denn um<br />
den Erwerb des Hauses Markt 2, in dem wir unser Büro<br />
eröffnet hatten, führten wir einen über 1½ Jahre<br />
gehenden gerichtlichen Streit mit der Treuhand und<br />
der Firma Michel Bau, den wir schlussendlich<br />
gewannen. In der weiteren Zeit haben sich dann<br />
Schwerpunkte im Gesellschaftsrecht, Baurecht,<br />
Familienrecht und Arbeitsrecht ergeben. Im Jahre<br />
1994 konnten wir dann unser Spektrum auch auf das<br />
Links: Das erstes Büro 1991 am Markt 2. Rechts:<br />
Büro nach der Renovierung. Sessel, Tischleuchte<br />
und das Bild gibt es bis heute.