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Kinderhandel - Terre des Hommes

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4U n t e rrichtsbogen 18Jogan haut abUnschlüssig standen Jogan und Lal inder niedrigen Tür. Ihre Augen musstensich erst an das dunkle Licht gewöhnen,das in dem Raum herrschte. An denWänden befanden sich eigentümlicheGerüste, die mit Fäden bespannt waren.Vor jedem dieser Gestelle hockten vierJungen. Die meisten hatten ihre Köpfegebeugt und starrten angespannt auf dieWollfäden in ihren Händen. Einige aberblickten neugierig zur Tür hinüber.»Sind das die Knüpfrahmen?«, fragteJogan.Einer der Jungen kicherte.»Ruhe da vorne!«, zischte der Mann,der hinter Jogan und Lal stand.»Ja, das sind meine Knüpfrahmen«,sagte er stolz. «Und dieses lausige Packda, das sind meine Jungs. Sie kommenvon überall her. Na, ihr werdet sie kennenlernen. Sie werden euch zeigen, wieman die Knoten macht. Die Bengel sindgar nicht so ungeschickt, wenn sie nuretwas schneller arbeiten würden.« HerrTeli machte eine Pause. »Aber ihr werdethoffentlich flinkere Finger haben.Der Vermittler hat es mir zumin<strong>des</strong>t versprochen.Ich hoffe, ihr enttäuscht michnicht.«Lal und Jogan wussten nicht, was sievon dem Mann, den Herr Teli als Vermittlerbezeichnete, halten sollten. Erhatte sie nach Ramnagar gebracht, sieHerrn Teli übergeben und war dannwieder verschwunden.Nicht einmal das Kino hat er uns gezeigt,dachte Jogan. Macht nichts, beruhigteer sich in Gedanken selbst. Daswerden wir sicher schnell finden. Dieanderen Jungen werden sich hier auskennen.Aber wie viel sie verdienenwürden, das war schon wichtig zu wissen.Als Jogan Herrn Teli fragte, schiendieser verwirrt zu sein. »Wie viel ihr verdient?«wiederholte er, als ob er JogansFrage beim ersten Mal nicht richtig verstandenhätte. Lal nickte eifrig. »Ich willnämlich meiner Mutter einen Sari kaufenund ...«»Jetzt halt aber erst einmal die Luftan«, unterbrach ihn Herr Teli und lachtegekünstelt. Die Jungen an den Knüpfrahmenhorchten gespannt auf, auchwenn nur einige wagten, ihren Kopf zuheben. »Erst einmal müsst ihr lernen,wie man Knoten macht und einen anständigenTeppich knüpft. Später, wennihr das gelernt habt, können wir nocheinmal über Geld reden.«Herr Teli fuhr mit einem Bambusstocküber die Fäden, die in den Knüpfrahmengespannt waren, der ihm amnächsten stand. Die Jungen, die an ihmarbeiteten, zuckten zusammen.»Und wann wird das sein?«, fragteLal vorsichtig.»Das werdet ihr schon noch merken«,knurrte Herr Teli. Ihm wurde dieFragerei langsam lästig. »In einem halbenJahr vielleicht, wenn ihr gut arbeitet.So, und jetzt hockt euch dazu undschaut euch genau an, wie die anderenes machen.«Herr Teli tippte noch einmal mit seinemBambusstock gegen den Rahmen,ging aus dem Raum und verriegelte dieTür hinter sich.»Mit dem ist nicht zu spaßen«, sagteeiner der Jungen leise. Er deutete mitder Hand zur Tür, hinter der Herr Teliverschwunden war. »Ihr werdet nochfrüh genug merken, was das für einBluthund ist.«»Arbeitet ihr schon lange hier?«,fragte Jogan.»Das ist unterschiedlich. Einigeschon seit vier Jahren.«»Da habt ihr bestimmt schon vieleFilme gesehen«, stellte Jogan mehr fest,als dass er fragte.»Wie meinst du das?«Die anderen Jungen blickten erstauntauf.»Ja, von eurem Lohn könnt ihr dochsicher oft ins Kino gehen.«Die Jungen schauten Jogan mitleidigan. Ein Neuer, der wirklich noch nichtsbegriffen hat, dachten die meisten. Aberwirklich gar nichts.

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