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P .b .b .• 04Z035829 M • V erlagspostamt:8020 Graz • 18.Jahrgang

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P.b.b. <strong>•</strong> <strong>04Z035829</strong> M <strong>•</strong> V<strong>erlagspostamt</strong>: <strong>8020</strong> <strong>Graz</strong> <strong>•</strong> 18. Jahrgang


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26<br />

COVERSTORY<br />

4<br />

FORTBILDUNG<br />

Schmerztherapie – ganzheitlich gesehen<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias<br />

Medikamentöse Tumorschmerztherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky<br />

Neuropathische Schmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

Pharmakokinetische Aspekte in der Schmerztherapie<br />

unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit Alkohol . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

ao. Univ.-Prof. Univ.-Doz. Dr. Josef Donnerer<br />

Neuraltherapie in der Schmerzmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Dr. Kurt Gold-Szklarski<br />

Symptomatik und Akuttherapie bei primären Kopfschmerzen . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Klaus Berek (Bild), OA Dr. Markus Mayr<br />

FORUM MEDICUM<br />

Buchneuerscheinung: Palliativmedizin – Lehrbuch für Ärzte, Psychosoziale<br />

Berufe und Pflegepersonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Neue Spezialmatrix für Fentanylpflaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Fachkurzinformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Auf Schnupperreise am Lido – unsere Fotografin des<br />

Titelbildes Marianne Habel beim Selbstportait<br />

Impressum<br />

Verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber und Geschäftsführer: Peter Hübler. Projektleitung:<br />

Helga Rothenpieler. Redaktion: Andrea Ballasch, Dr. Csilla Putz-Bankuti, Jutta Gruber,<br />

Dr. Birgit Jeschek. Anschrift von Verlag und Herausgeber: A-9375 Hüttenberg, Steirer Straße 24,<br />

Telefon: 04263/200 34. Fax: 04263/200 74. Redaktion: A-<strong>8020</strong> <strong>Graz</strong>, Payer-Weyprecht-Straße<br />

33–35, Telefon: 0316/26 29 88, Fax: 0316/26 29 93. Produktion: Richard Schmidt. Druck: Medienfabrik<br />

<strong>Graz</strong>. E-Mail: office@mediziner.at. Homepage: www.mediziner.at. Einzelpreis: € 3,–.<br />

Erscheinungsweise: periodisch.<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Verlag der Mediziner gmbh. Richtung der Zeitschrift: Medizinisch-pharmazeutisches<br />

Informationsjournal für österreichische Ärztinnen und Ärzte. Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder eine<br />

Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf<br />

verwandt haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Journals entspricht. Für Angaben über<br />

Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer<br />

ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation<br />

eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen für Dosierung oder die Beachtung von Kontraindikationen<br />

gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten<br />

oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des<br />

Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.<br />

Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht immer besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen<br />

Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag)<br />

gekennzeichneten bzw. als Produktbeschreibung erkenntlichen Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen und geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um „entgeltliche Einschaltungen“ im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Auf vielfachen Wunsch verzichten wir für eine bessere<br />

Lesbarkeit auf das Binnen-I und auf die gesonderte weibliche und männliche Form bei Begriffen<br />

wie Patient oder Arzt. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und Ihre Zustimmung!<br />

INHALT, IMPRESSUM UND EDITORIAL<br />

Sehr geehrte TeilnehmerInnen<br />

und Teilnehmer!<br />

Liebe LeserInnen und Leserdieser<br />

Ausgabe<br />

Als neu gewählter<br />

Präsident der ÖsterreichischenSchmerzgesellschaft<br />

heisse ich Sie<br />

auf dieser Fortbildungsveranstaltung<br />

in<br />

Venedig sehr herzlich<br />

willkommen. Das Motto dieser<br />

Veranstaltung steht unter dem Thema<br />

„Schmerz von Kopf bis Fuß“. Dieses<br />

Motto kann auch als Leitmotiv für die<br />

Zeit meiner Präsidentschaft gelten. Ich<br />

möchte auf jeden Fall das Ganzheitliche<br />

Konzept der Schmerztherapie mit den<br />

verschiedenen Therapieansätzen aktualisieren<br />

und den niedergelassenen Ärzten<br />

vorstellen. Gerade die niedergelassenen<br />

Ärzte sind als sogenannte Gatekeeper<br />

unmittelbar mit dem betroffenen Patienten<br />

konfrontiert. Ihnen obliegt es letztlich,<br />

den Patienten die neuesten Errungenschaften<br />

der modernen Schmerzmedizin<br />

anzubieten bzw. auch zu erklären.<br />

Auf dieser Tagung werden neben der<br />

Begutachtung von Schmerzen spezielle<br />

Themen über Wirbelsäulen und Rheumatischer<br />

Schmerz, Orthopädische Aspekte,<br />

Tumor- und Neuropathischer sowie Kopfschmerz<br />

ebenso behandelt, wie Chronifizierungsaspekte.<br />

Spezialthemen werden<br />

neben Musiktherapie die Neuraltherapie<br />

bzw.Therapie in der Schwangerschaft und<br />

bei kognitiv beeinträchtigten Personen<br />

sein.Wichtige Aspekte der medikamentösen<br />

Therapie kommen ebenso zur Sprache,<br />

wie z.B. die Therapie mit Cannabinoiden.Ein<br />

wichtiger Aspekt gilt letztlich auch<br />

der Frage, ob bei Schmerzmitteln eine<br />

Suchtgefahr besteht.<br />

Als Referenten haben sich Österreichs<br />

führende Experten in der Schmerzphysiologie<br />

und -therapie bereit erklärt, ihr<br />

Wissen zu den verschiedenen Themen<br />

vorzustellen.<br />

Mein Dank gilt den Teilnehmern dieser<br />

Tagung, an die Referenten, an die Firma<br />

Mondial für die Organisation und an<br />

die Firmen,die durch Ihre Unterstützung<br />

diese Veranstaltung ermöglicht haben.<br />

Ich wünsche Ihnen allen einen erfolgreichen,<br />

informativen Aufenthalt<br />

Prim.Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias<br />

1/2009 3


SCHMERZTHERAPIE<br />

Schmerztherapie – ganzheitlich gesehen<br />

4<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias<br />

Schmerz als Begriff und Empfindung<br />

überstreicht alle nur denkbaren sensorischen<br />

und emotionalen Informationsmuster,<br />

welche dem Individuum Bedrohung,<br />

Verletzung, Verlust, Vernichtung<br />

u.a.m. vermitteln, um dadurch über genetisch<br />

regulierte Lernprozesse und reflektorische<br />

Engramme Vermeidungs- und<br />

Überlebensstrategien zu entwickeln. Das<br />

Ausmaß der jeweils als extrem unangenehm<br />

empfundenen Schmerzreize, seien<br />

diese nun nozizeptiv oder emotional,<br />

hängt jeweils von der Intensität des physischen<br />

oder psychischen Traumas ab und<br />

ist letztlich entscheidend, wie und in welchen<br />

Ebenen das Nervensystem des bedrohten<br />

Individuums reagiert. Die Reaktionen<br />

können kurzfristige und rasch abklingende<br />

aber auch langfristige und sogar<br />

zunehmend selbst verstärkende neuronale<br />

Verlaufsmuster darstellen. In gleicher<br />

Weise kann ein Organismus auf eine<br />

Bedrohung überschießend,bis zur Selbstvernichtung<br />

aber auch Unterdrückung bis<br />

zur totalen Schmerzlosigkeit als Voraussetzung<br />

einer erfolgreichen Flucht oder<br />

Verteidigung reagieren. Die Vielfalt der<br />

körperlichen aber auch seelischen Bedrohungen<br />

und Verletzungsmöglichkeiten,<br />

ist in einer ebenso vielfältigen vegetativen,<br />

emotionalen, nozizeptiven und reparativen<br />

Reaktionsfähigkeit hinterlegt.<br />

Dementsprechend vielfältig hat einerseits<br />

der Zugang zur Diagnose aber auch zur<br />

Therapie von Schmerzzuständen zu sein,<br />

seien diese nun körperlich, seelisch oder<br />

wie in der überwiegenden Mehrheit eine<br />

Repräsentation der Verknüpfung beider<br />

Komponenten.<br />

Für das moderne Konzept von Schmerz<br />

als „Bio-Psycho-soziale Einheit“ muss<br />

eine multimodale Therapie dienen: Hier<br />

hat neben der pharmakologischen The-<br />

1/2009<br />

rapie auch das Wissen um die Einflussnahme<br />

auf die emotionalen Mechanismen<br />

eine Bedeutung. Neben dem Effekt des<br />

Glaubens an eine Therapie oder Ablehnens<br />

derselben (Placebo/Nocebo) gilt es<br />

auch, die Wichtigkeit des Arztes als Persönlichkeit<br />

und Vermittler der jeweils ausgewählten<br />

Therapie und des zu erwartenden<br />

Erfolges in den Vordergrund zu stellen.<br />

Der Glaube an Hilfe ist nicht zuletzt<br />

auch mit Spiritualität verknüpft, ein Umstand,welcher<br />

häufig unterschätzt wird.Gerade<br />

in einer Zeit der zunehmenden Migration<br />

kommt die Berücksichtigung der<br />

Spiritualität oft zu kurz, da die Identifizierung<br />

mit den Glauben und den Auffassungen<br />

anderer ethnischer Kulturen und Religionen<br />

nicht zuletzt aus Unkenntnis oft<br />

nicht umgesetzt werden kann.<br />

Besondere Berücksichtigung erfordert<br />

zweifellos der Umgang mit Personen,<br />

deren Einsichtsfähigkeit beeinträchtigt<br />

ist. Die Fortschritte der Medizin haben<br />

eine erhöhte Lebenserwartung zur Folge,<br />

welche allerdings auch degenerative<br />

Erkrankungen hervorruft. Eine der<br />

unangenehmsten Folgen der Überalterung<br />

ist die senile Demenz, mit dem Verlust,<br />

sich adäquat mitteilen zu können.<br />

Dementsprechend schwierig gestaltet<br />

sich die Schmerztherapie des alten, dementen<br />

Patienten. Nicht zuletzt hängt<br />

der Erfolg einer Schmerztherapie auch<br />

von den angebotenen Bewältigungsstrategien<br />

ab, wo Sachkenntnis ebenso wichtig<br />

wie bedarfsbezogene Phantasie ist.<br />

Hier sind der Psychotherapie alle Möglichkeiten<br />

eröffnet.<br />

Auch die Möglichkeiten des Einsatzes<br />

der Hypnose, werden nicht zuletzt des-<br />

halb unterschätzt, weil das Angebot nicht<br />

breitflächig genug vorhanden ist. In die<br />

Kategorie mangelnden Angebotes fällt<br />

zweifellos auch die Entspannungstherapie.<br />

Gerade bei Krankheitsbildern wie<br />

dem posttraumatischen Belastungssyndrom,<br />

sind die genannten Methoden von<br />

besonderer Bedeutung.<br />

Schmerzempfindung, -Wahrnehmung<br />

und Verarbeitung ist wie Eingangs erwähnt<br />

ein polymodales Geschehen und<br />

kann dementsprechend durch andere<br />

Empfindungen „moduliert“ werden. Die<br />

Einwirkung von Kälte und Wärme auf<br />

die Intensität von Schmerzen ist nicht zuletzt<br />

aus der Sportmedizin hinlänglich<br />

bekannt geworden.<br />

Abschließend soll noch auf die Modulationsmöglichkeit<br />

durch akustische<br />

Überlagerung hingewiesen werden.Dies<br />

betrifft nicht nur den Einfluss von Wohlklang<br />

und Missklang musikalischer Werke,<br />

sondern auch unterschiedlicher nicht<br />

musikalisch angewandter Frequenzen<br />

auf Schmerzintensität und Schmerz- verarbeitung.<br />

Neben einer bestmöglichen Schulung<br />

von Ärzten ist auch eine Sachinformation<br />

für Laien von höchster vordringlicher<br />

Bedeutung!<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Ilias,<br />

MSc Wien,<br />

Lammgasse 1/12a, A-1080 Wien<br />

Akademisches Lehrkrankenhaus der<br />

Barmherzigen Brüder,<br />

Johannes-von-Gott-Platz 1,A-1020 Wien<br />

Tel.: +43/1/21121-379<br />

wilfried.ilias@bbwien.at<br />

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26


TUMORSCHMERZTHERAPIE<br />

Medikamentöse Tumorschmerztherapie<br />

6<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar (Foto), Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky<br />

In fortgeschrittenen Tumorstadien leiden<br />

70–90% der Patienten unter behandlungsbedürftigenSchmerzzuständen.<br />

Schmerzen sind das häufigste Symptom<br />

maligner Erkrankungen. Deshalb<br />

ist eine frühzeitige interdisziplinäre Diagnostik<br />

und Therapie von Schmerzen bei<br />

Tumorpatienten notwendig. Neben einer<br />

Kausaltherapie muss parallel mit einer<br />

symptomatischen medikamentösen<br />

Schmerzbehandlung begonnen werden.<br />

Nach wie vor existieren Vorurteile und<br />

Informationsdefizite über die Wirkung<br />

von Morphin.<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

von Tumorschmerzen<br />

60–90% der Schmerzzustände bei Tumorpatienten<br />

sind durch Infiltration,<br />

Kompression mit konsekutiver Durchblutungsstörung,<br />

Ödem, Ulzeration oder<br />

Perforation direkt tumorbedingt. 10–25%<br />

1/2009<br />

der Schmerzzustände sind therapiebedingt.<br />

Operation, Chemo-, Hormontherapie<br />

oder Radiatio können schmerzhafte<br />

Folgezustände wie z.B. Neuralgien,<br />

Phantomschmerz, Fibrose, Mukositis<br />

oder Ödem verursachen. Außerdem unterscheidet<br />

man zwischen tumorassoziierten<br />

Schmerzursachen wie z.B. Pneumonie,<br />

Pilzinfektion, Venenthrombose,<br />

Dekubitus (5–20 %) und tumorunabhängigen<br />

Schmerzursachen wie z.B. Migräne<br />

oder Arthritis (3–10%). Neben somatischen<br />

Ursachen beeinflussen kulturelle,<br />

psychosoziale und spirituelle Faktoren<br />

das Schmerzerleben. Pathophysiologisch<br />

unterteilt man den Karzinomschmerz in<br />

Nozizeptorschmerz und neuropathischen<br />

Schmerz.<br />

Therapieprinzipien<br />

Eine erfolgreiche Schmerztherapie<br />

setzt eine gründliche Schmerzanamnese<br />

Abbildung 1<br />

WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie bei chronischen Tumorschmerzen<br />

Aufgaben für spezielle Schmerz- und Palliativzentren 4: starke Opioide<br />

(rückenmarksnahe Appl.)<br />

Bei persistierenden und stärker werdenden Schmerzen<br />

3: starke Opioide Buprenorphin<br />

± Nichtopioidanalgetika Fentanyl<br />

± Adjuvantien<br />

Bei persistierenden und stärker werdenden Schmerzen<br />

Hydromorphon oral<br />

Morphin oral<br />

Oxycodon oral<br />

2: schwache Opioide Tramadol<br />

± Nichtopioidanalgetika<br />

± Adjuvantien<br />

Dihydrocodein<br />

Bei persistierenden und stärker werdenden Schmerzen<br />

1: Nichtopioidanalgetika Metamizol<br />

± Adjuvantien Diclofenac, Naproxen, Ibuprofen,<br />

Paracetamol<br />

und Dokumentation voraus. Der Charakter,<br />

die Lokalisation, die Dauer und<br />

Intensität des Schmerzes müssen festgehalten<br />

werden.<br />

Die Schmerztherapie sollte nach ausführlicher<br />

Aufklärung individualisiert erfolgen.<br />

In jeder Phase der Erkrankung<br />

muss erneut die Möglichkeit einer kausalen<br />

Therapie erwogen werden. Eine<br />

transdermale oder orale Medikamentenverabreichung<br />

ist zu bevorzugen, während<br />

eine parenterale Applikation einer<br />

besonderen Indikation bedarf. Die Medikamenteneinnahme<br />

soll regelmäßig und<br />

nach einem festen Zeitschema und nicht<br />

erst beim Eintritt der Schmerzen erfolgen,<br />

da sonst die Gefahr der Entwicklung<br />

einer physischen Abhängigkeit erhöht ist.<br />

Zu bevorzugen sind langwirksame Retardpräparate,<br />

da diese die Compliance<br />

des Patienten steigern. Für Schmerzspitzen<br />

muss dem Patienten eine kurzwirksame<br />

Bedarfsmedikation zur Verfügung<br />

stehen. Begleitsymptome und Nebenwirkungen<br />

müssen konsequent, teilweise<br />

auch prophylaktisch behandelt werden.<br />

Eine regelmäßige Kontrolle der medikamentösen<br />

Schmerztherapie ist notwendig,<br />

um eine effektive Dosisanpassung<br />

auch bei Veränderung der Schmerzsymptomatik<br />

zu ermöglichen.<br />

Erst wenn die orale bzw. transdermale<br />

Applikation nicht mehr wirkungsvoll genug<br />

ist, sollten invasive Verfahren, d. h.<br />

eine subkutane, intravenöse, epidurale<br />

bzw.spinale Medikamentengabe bzw.Nervenblockaden<br />

zum Einsatz kommen, begleitend<br />

Anwendung physikalischer und<br />

psychotherapeutischer Maßnahmen. Für<br />

diese Maßnahmen sind Schmerz- und<br />

Palliativzentren notwendig.<br />

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26


WHO-Stufenplan<br />

Die WHO nennt für das von ihr vorgeschlagene<br />

Stufenschema zur medikamentösen<br />

Behandlung der Schmerzen<br />

Erfolgsraten von bis zu 90%, eingeteilt<br />

wird in drei Stufen:<br />

Stufe I: Nichtopioid-Analgetika<br />

Zu den Nichtopioid-Analgetika gehören<br />

die nichtsteroidalen Antirheumatika<br />

(NSAR) wie Azetylsalizylsäure, Ibuprofen<br />

und Diclofenac, Anilinderivate wie<br />

Paracetamol und Pyrazolderivate wie<br />

Metamizol.Bei den meisten dieser Medikamente<br />

treten ab bestimmten Dosierungen<br />

verstärkt Nebenwirkungen ohne<br />

Steigerung des analgetischen Effektes<br />

auf (Ceiling-Effekt). Beim Risiko von<br />

gastrointestinalen Nebenwirkungen sollten<br />

nichtsteroidale Antirheumatika mit<br />

Protonenpumpenhemmer oder Prostaglandin<br />

analog und E2-Ciprostol kombiniert<br />

werden.<br />

Stufe II und III:<br />

schwache und starke Opioide<br />

Kann mit den Nichtopioid-Analgetika<br />

keine akzeptable Schmerzreduktion erzielt<br />

werden,ist die zusätzliche Verschreibung<br />

eines Opioids (meist reiner Agonist)<br />

erforderlich. Eine Kombination von<br />

retardierten Opioiden ist nicht ratsam.<br />

Zur Stufe II gehören Tramadol (Tageshöchstdosis<br />

= THD 600 mg/d) und Dihydrocodein<br />

(THD 240 mg/d). Aufgrund<br />

der Metabolisierung und Elimination<br />

sollte bei Leberschädigung Tramadol bevorzugt<br />

werden. Aufgrund dessen, dass<br />

TUMORSCHMERZTHERAPIE<br />

Tabelle 1<br />

Wirkstoff Handelsname Einzeldosis KG Wirkdauer/h Dosierung Tageshöchstdosis<br />

mg/kg mg/die THD in mg<br />

Ibuprofen Brufen ® /Avallone ® 10 8 3–4 x 400–600 2.400<br />

Diclofenac Voltaren ® 1 8 3–4 x 50 200<br />

Naproxen Miranax ® 5 12 2 x 550 1100<br />

Metamizol Novalgin ® 10 4 4–6 x 500–1.000 6000<br />

Paracetamol Mexalen ® 15 6 4–6 x 500–1.000 6 g (THD: max. 72 h)<br />

Celecoxib Celebrex ® Nichtopioid-Analgetika<br />

1,5–3 12 1–2 x 100–200 400<br />

Tabelle 2<br />

Nichtopioid-Analgetika (Angabenempfehlungen für Erwachsene)<br />

Pyrazolone, Analgetische Säuren, Anilinderivate<br />

z. B. Metamizol z. B. Diclofenac, Ibuprofen z. B. Paracetamol<br />

analgetisch +++ ++ +<br />

antipyretisch ++ + +<br />

antiinflammatorisch (+) ++ 0<br />

spasmolytisch + 0 0<br />

Tramadol in den ersten 14 Tagen Übelkeit<br />

und Erbrechen hervorrufen kann,<br />

sollte in diesem Zeitraum eine Kombination<br />

mit einem Antiemetikum erfolgen.<br />

Tramadol-Präparate mit einer Wirksamkeit<br />

von 24 Stunden berücksichtigen<br />

auch die Chronobiologie des neuropathischen<br />

Tumorschmerzes (Adamon ® long<br />

retard). Dihydrocodein ist bei einer zusätzlich<br />

erwünschten antitussiven Wirkung<br />

indiziert. Allerdings ist wegen ausgeprägter<br />

Obstipation eine prophylaktische<br />

Gabe eines Laxans notwendig. Bei<br />

unzureichender Wirkung sollte zügig auf<br />

ein starkes Opioid der Stufe III umge-<br />

1/2009 7


TUMORSCHMERZTHERAPIE<br />

Wirkstoff Handelsname Angabe im mg<br />

Tramadol oral Adamon ® long retard 150 300 450 600<br />

Tramadol s.c., i.v. Tramal ® 100 200 300 400 500<br />

Morphin Sulfat – oral Mundidol ® 30 60 90 120 150 180 210 240<br />

Morphin Hcl – oral Vendal ® 30 60 90 120 150 180 210 240<br />

Morphin Hcl – s.c. i.v. Vendal ® 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Oxydodon oral Oxycontin ® 30 60 90 120<br />

Hydromorphon oral Hydal ® 4 8 12 16 20 24 28 32<br />

Fentanyl TTS (µg/h) Durogesic ® 25 50 75 100<br />

Buprenorphin s.l. Temgesic ® 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 2,4 2,8 3,2<br />

Buprenorphin s.c., i.v. Temgesic ® 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 1,8 2,1 2,4<br />

Buprenorphin TTS (µg/h) Transtec ® Tabelle 3<br />

Umrechnungstabelle für ausgewählte Opioide<br />

35 52,5 70 87,5 105 122,5 150<br />

stellt werden. Hierbei sind die äquianalgetischen<br />

Umrechnungsregeln zu beachten<br />

(Tab. 3). Aufgrund einer inkompletten<br />

Kreuztoleranz wird bei der Opioidrotation<br />

eine Dosisreduktion von bis zu<br />

30% empfohlen.<br />

Auf der Stufe III ist Morphin nach wie<br />

vor das Standardmedikament.Bei Niereninsuffizienz<br />

und älteren Patienten empfiehlt<br />

sich eine Dosisreduktion oder eine<br />

Opioidrotation,da es zu einer Kumulation<br />

der Morphinmetaboliten Morphin-3- und<br />

Morphin-6-Glucuronid kommen kann.<br />

Alternativpräparat wäre in diesem Fall das<br />

Hydromorphon. Es weist im Vergleich zu<br />

Morphin im Trend geringere Nebenwirkungen<br />

wie Übelkeit und Erbrechen auf.<br />

Eine weitere Alternative stellt das transdermale<br />

Fentanyl (Agonist) oder das<br />

transdermale Buprenorphin (Partialagonist)<br />

dar.Die Akzeptanz erhöht sich durch<br />

den nur jeden dritten Tag notwendigen<br />

8<br />

1/2009<br />

WHO-Stufenschema der Schmerztherapie<br />

Aufgaben für spezielle Schmerz- und Palliativzentren<br />

Pflasterwechsel und einer Reduktion von<br />

Übelkeit bzw. Erbrechen gegenüber Morphin.<br />

Bei kachektischen Patienten kann es<br />

notwendig sein, dass das transdermale<br />

Fentanyl alle 48 Stunden gewechselt werden<br />

muss. Die Wirkung der Pflaster tritt<br />

durchschnittlich erst nach 12 Stunden ein.<br />

Die Abklingzeit beträgt nach Entfernung<br />

des Pflasters ca. 16 Stunden.<br />

Bei Morphin, Hydromorphon, transdermalem<br />

Fentanyl und transdermalem<br />

Buprenorphin gibt es keine THD. Allerdings<br />

liegt unserer Erfahrung nach die<br />

Grenze beim transdermalen Fentanyl<br />

bei 300–400 µg/h.<br />

Als Bedarfsmedikation für Schmerzspitzen<br />

kann u.a. auch bei transdermalem<br />

Buprenorphin jedes schnellwirksame<br />

Morphin verwendet werden. Für die<br />

Therapie von Schmerzspitzen steht orales<br />

transmukosales Fentanyl zur Verfü-<br />

4: starke Opioide parenteral<br />

(subkutan, intravenös,<br />

peridural, intrathekal)<br />

Abbildung 2<br />

Bei starken Opioiden antiemetische Prophylaxe und Obstipationsprophylaxe!<br />

3: starke Opioide oral/transdermal ± Nichtopioid – Analgetika<br />

± Adjuvantien<br />

z. b. Morphin retard 3 x 30 mg/die<br />

Bedarfsmedikation: nicht retardiertes Morphin 1/10 – 1/6 der<br />

Tagesdosis<br />

Bedarfsmedikation: z.B. Buprenorphin sublingual 0,2 mg<br />

Bei starken Opioiden antiemetische Prophylaxe und Obstipationsprophylaxe!<br />

2: schwache Opioide ± Nichtopioid-Analgetika ± Adjuvantien<br />

z. B. Tramadol retardiert 3 x 100 mg/die bis 3 x 200 mg/die<br />

Bedarfsmedikation: nicht retardiertes Tramadol, z.B. Tramadol Tropfen,<br />

20 gtt = 50 mg<br />

1: Nichtopioidanalgetika<br />

Somatischer Nozizeptorschmerz Viszeraler Nozizeptorschmerz bei Koliken<br />

Knochenschmerz<br />

z.B. Ibuprofen 3 x 600 mg/die z.B. Metamizol 20–40 gtt alle 4 h<br />

z.B. Diclofenac 3 x 50–100 mg/die z.B. Butylscopolamin<br />

gung – Behandlungsbeginn mit 400 µg –<br />

nach 15 Minuten können bei unzureichender<br />

Wirksamkeit zusätzlich 200 bzw.<br />

400 µg transmukosal appliziert werden.<br />

Die Behandlung eines opioidnaiven Patienten<br />

sollte grundsätzlich mit der niedrigsten<br />

Pflasterstärke begonnen werden.<br />

Entgegen früherer Vorstellungen kann<br />

aufgrund der geringen Anzahl von Rezeptoren,<br />

die durch Buprenorphin besetzt<br />

werden, ohne Unterbrechung der analgetischen<br />

Versorgung bei Notwendigkeit auf<br />

einen reinen Opioidagonisten (z. B. Morphin)<br />

umgestellt werden. Neben der oralen<br />

und transdermalen Opioidanwendung<br />

ist bei entzündlichen Schleimhaut- und<br />

Hautschäden die lokale Anwendung von<br />

0,1%igem Morphingel eine therapeutisch<br />

sinnvolle Option.<br />

Koanalgetika bei Tumorschmerz<br />

Bei vielen Schmerzsyndromen ist eine<br />

Kombination von Opioiden und Nicht-<br />

Opioiden nicht ausreichend effektiv<br />

(Abb. 2). Daher sollte zusätzlich zum<br />

WHO-Stufenschema zur Behandlung<br />

verschiedener Symptome der Tumorerkrankung<br />

immer die Gabe von adjuvanten<br />

Medikamenten und Koanalgetika<br />

erwogen werden. Vor allem bei Patienten<br />

mit neuropathischen Schmerzen ist<br />

der zusätzliche Einsatz von Koanalgetika<br />

in Kombination mit Opioiden zu empfehlen.<br />

Trizyklische Antidepressiva<br />

Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin<br />

(25–75 mg/Tag) oder Clomipramin<br />

(1–2x 10– 25 mg/Tag) werden vor allem<br />

bei neuropathischen, brennenden<br />

Dauerschmerzen verwendet. Ihre Wirkung<br />

beruht auf einer Verstärkung der<br />

schmerzhemmenden serotonergen und<br />

noradrenergen Bahnen. Die wesentli-


chen Nebenwirkungen sind Mundtrokkenheit,<br />

Sedierung, Schwindel und Tachykardie.<br />

Die analgetische Wirkung der<br />

Antidepressiva setzt erst nach drei bis<br />

vier Tagen ein.<br />

Antikonvulsiva<br />

Antikonvulsiva wie Carbamazepin<br />

(600–1.200 mg/Tag), Gabapentin (Neurontin<br />

® ) (1.200–2.700 mg/Tag) und Pregabalin<br />

(Lyrica ® ) (150–600 mg/Tag) kommen<br />

bei blitzartig einschießenden neuropathischen<br />

Schmerzattacken zum Einsatz.<br />

Antikonvulsiva können Müdigkeit und<br />

Schwindel verursachen.<br />

Kortikosteroide<br />

Kortikosteroide wie Dexamethason<br />

(Fortecortin ® ) finden bei Nerven- und<br />

Weichteilkompressionen, Leberkapselspannung,<br />

Ödemen und Knochenmetastasen<br />

Anwendung und wirken antiphlogistisch.<br />

Gleichzeitig wirkt Dexamethason<br />

appetitsteigernd, euphorisierend und antiemetisch.<br />

Die Therapie sollte mit einer<br />

initialen i.v.-Bolusgabe von 40–100 mg<br />

begonnen werden. Danach folgt eine<br />

orale Gabe von 16 bzw.8 mg Dexamethason.<br />

Zur Appetitsteigerung und Hebung<br />

der Stimmung empfiehlt sich eine Dauertherapie<br />

mit 4 mg Dexamethason p.o.<br />

TUMORSCHMERZTHERAPIE<br />

Tabelle 4<br />

Medikamente Dosierung mg/die Anwendung<br />

Amitriptylin (Saroten ® ) 25–100 Neuropathische Dauerschmerzen<br />

Gabapentin (Neurontin ® ) 900–2.700 Neuropathische Dauerschmerzen<br />

Pregabalin (Lyrica ® ) 150–600 Neuropathische Dauerschmerzen<br />

Carbamazepin (Tegretol ® ) 600–1.200 Neuropathische Dauerschmerzen<br />

Dexamethason (Fortecortin ® ) Bolus 40–100 i.v., danach Nervenschmerzen oder Weichteil<br />

oral, über 2–3 Wochen kompression, Hirnödem, Kapsel<br />

schmerz,Knochenmetastasen, Übelkeit<br />

Zoledronsäure (Zometa ® ) 4 i.v. alle 4 Wochen Knochenschmerzen<br />

z. B. osteolytische Knochenmetastasen<br />

Pamidronsäure (Aredia ® ) 30–90 i.v. 2–4 Wochen alle Knochenschmerzen<br />

z. B. Osteolytische Knochenmetastasen<br />

Butylscopolamin (Buscopan ® ) Akut: 20 mg i.v., 3–5 x Kolikschmerzen<br />

10 mg oral z. B. Spasmen glatter Muskulatur<br />

Midazolam (Dormicum ® ) 10–25 mg Unruhezustände, Angst, Übelkeit<br />

Zusammenfassung<br />

Auch eine optimale Schmerztherapie<br />

kann nicht immer zu Schmerzfreiheit/<br />

Schmerzlinderung führen. Die Behandlung<br />

von Tumorschmerzen wird dann eine<br />

interdisziplinäre Aufgabe. Bei neu<br />

aufgetretenem Schmerz muss primär geklärt<br />

werden, ob eine kausale Behandlung<br />

der Schmerzen, wie z. B. die chirurgische<br />

Entfernung von Metastasen, eine<br />

Bestrahlung bzw. eine hormonell/zytostatische<br />

Behandlung möglich ist. Bei<br />

stärkeren Schmerzen sollte jedoch be-<br />

Koanalgetika: Auswahl nach Schmerzart<br />

reits parallel zur Diagnostik mit einer<br />

suffizienten medikamentösen Schmerztherapie<br />

begonnen werden.<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

Abteilung für Anästhesiologie und<br />

Allgemeine Intensivmedizin<br />

A.ö. LKH Klagenfurt<br />

St. Veiter Straße 47, A-9020 Klagenfurt<br />

Tel.: +43/463/538-24 403<br />

Fax-Dw: - 23 070<br />

rudolf.likar@lkh-klu.at<br />

Buchneuerscheinung: Palliativmedizin – Lehrbuch für Ärzte,<br />

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Symptome, Lymphödeme,<br />

neurologische und psychiatrische Symptome<br />

werden fundiert nahe gebracht,<br />

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ISBN: 978-3-8374-1139; 1. Auflage;<br />

Hardcover, 208 Seiten; Preis: Euro 44,80<br />

1/2009 9


NEUROPATHISCHE SCHMERZEN<br />

Neuropathische Schmerzen<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

Tumorschmerzen sind oft gemischte<br />

Schmerzen, sie bestehen aus einer nozizeptiven<br />

und einer neuropathischen<br />

Schmerzkomponente. Die Schmerzen<br />

sind oft an mehreren Lokalisationen<br />

auftretend, z. b. Mammakarzinom, welches<br />

den Plexus brachialis infiltriert, Metastasen<br />

welche das Rückenmark komprimieren<br />

bzw. auf die Nervenwurzeln<br />

drücken. Bei Tumorpatienten können<br />

neuropathische Schmerzen auch durch<br />

eine Zosterneuralgie bzw. postherpetische<br />

Neuralgie und durch Chemotherapie<br />

auftreten, 1, 2 .<br />

Neuropathische Schmerzen können in<br />

periphere Neuropathien, fokal und diffuse<br />

Polyneuropathien und zentral bedingte<br />

neuropathische Schmerzen eingeteilt<br />

werden. Nervenschmerzen können<br />

aber auch nach Operationen<br />

auftreten sowie nach Amputationen in<br />

30–81% der Fälle. Auch Thoraktomien<br />

ziehen zu 47%, je nach Ausmaß des akuten<br />

postoperativen Schmerzes und der<br />

Interkostalnervendysfunktion, neuropa-<br />

10<br />

1/2009<br />

thische Schmerzen nach sich. Bei Brusteingriffen<br />

kann es aufgrund der interkostobrachialen<br />

Nervenverletzungen in<br />

11–57% zu Nervenschmerzen kommen,<br />

weitere Ursachen sind Gallenblasenoperationen<br />

und Leistenhernien – in<br />

11% aufgrund einer postoperativen<br />

Nervendysfunktion 3 .<br />

Einteilung neuropathischer<br />

Schmerzen<br />

<strong>•</strong> ZNS-Erkrankungen<br />

– Verletzungen des RM, Syringomyelie<br />

– ZNS-Erkrankungen (MS 60% bekommen<br />

Schmerzen)<br />

– Vaskulär bedingte Schmerzen (Insult),<br />

Thalamussyndrom<br />

<strong>•</strong> Radikulopathien, Plexusläsion<br />

<strong>•</strong> Chronische Wurzelreizsyndrome<br />

<strong>•</strong> Plexusverletzungen, -erkrankungen<br />

<strong>•</strong> Komplexe regionale Schmerzsyndrome<br />

(RSD) CRPS-I-Kausalgie (CRPS II)<br />

(Complex Regional Pain Syndrome),<br />

SMP (Sympathetic Maintained Pain)<br />

<strong>•</strong> Periphere Neuropathien: endokrin, to-<br />

Abbildung 1<br />

xisch, ischämisch bedingte Mono- und<br />

Polyneuropathie<br />

<strong>•</strong> Postinfektiöse (postzoster, idiopathisch,<br />

posttraumatisch) Neuralgie mit/<br />

ohne Nervenläsion<br />

<strong>•</strong> Inoperable oder voroperierte Engpasssyndrome<br />

<strong>•</strong> Idiopathischer Gesichtsschmerz<br />

<strong>•</strong> Stumpf-/Phantomschmerz<br />

<strong>•</strong> Neuropathische Schmerzen durch Tumore/Metastasen<br />

Symptome und Lokalisation<br />

Die Symptome der neuropathischen<br />

Schmerzen können brennende und anfallsartig<br />

einschießende Schmerzen sein,<br />

die von neurologischen Symptomen wie<br />

Hypo/Hyperästhesie, Parästhesie, Hyperalgesie,<br />

Allodynie und eventuell wie bei<br />

einer sympathischen Reflexdystrophie<br />

von autonomen Symptomen begleitet<br />

sein können. Lokalisiert ist der Schmerz<br />

im Versorgungsgebiet der betroffenen<br />

nervalen Struktur. Zudem kann es zur<br />

Störung der motorischen Funktion kommen.Bei<br />

leichten Formen von Polyneuropathien<br />

sind nur die Muskeln der distalen<br />

unteren Extremität betroffen. Der Beginn<br />

der Schwäche ist distal nach proximal<br />

fortschreitend. Ist die motorische<br />

Funktion zunehmend gestört,können betroffene<br />

Muskeln über mehrere Monate<br />

atrophieren. Das Ausmaß der Atrophie<br />

ist abhängig von der Zahl der geschädigten<br />

motorischen Fasern. Das Maximum<br />

der Denervationsatrophie ist nach 90 bis<br />

120 Tagen erreicht. Volumenverluste der<br />

Muskeln bis 80% sind möglich. Nur eine<br />

Reinervation innerhalb des ersten Jahres<br />

macht eine Wiederherstellung möglich.<br />

Sensibilitätsstörungen können asymmetrische<br />

Verteilungsmuster haben (mehr


Bein als Arm, distal mehr als proximal)<br />

und alle sensiblen Qualitäten betreffen,<br />

wobei eine Qualität mehr als die andere<br />

beeinträchtigt sein kann (Vibration<br />

mehr als Berührung; Progredienz nach<br />

proximal). Abdomen und Gesicht bleiben<br />

meist ausgespart. Bei den meisten<br />

Polyneuropathien sind motorische und<br />

sensible Funktionen beeinträchtigt. Sie<br />

können jedoch unterschiedliche Ausmaße<br />

haben. Bei den toxischen, metabolischen<br />

Polyneuropathien überwiegen<br />

sensible Ausfälle.<br />

Anamnese<br />

Es ist wichtig, eine genaue Anamnese<br />

durchzuführen, die eine exakte Schmerzanamnese<br />

sowie die Erfassung und Analyse<br />

der individuellen Pathomechanismen<br />

einschließt. Es müssen das Verteilungsmuster<br />

erfasst und festgestellt werden, ob es<br />

sich um eine Polyneuropathie, Mononeuropathie,<br />

Polyradikulopathie oder Plexopathie<br />

handelt. Weiters ist die Dominanz<br />

zu ermitteln und abzuklären,ob es sich um<br />

eine sensible oder/und motorische, autonome<br />

Polyneuropathie handelt. Ebenso<br />

müssen der zeitliche Verlauf (akut, früh<br />

chronisch, spät chronisch) sowie primäre<br />

Markschäden bzw. primärer Axonbefall<br />

durch die Durchführung von NLG und<br />

EMG abgeklärt werden.Wenn notwendig,<br />

sind molekulargenetische sowie biologische<br />

Analysen (metabolische,toxische,nutritive<br />

Effekte) und eine Liquoruntersuchung<br />

durchzuführen, daneben eine Eiweiß-,<br />

Zellzahl-, antineurale Antikörperund<br />

Immunglobulinbestimmung bzw.<br />

Muskel- und Nervenbiopsien (N. suralis).<br />

Therapie<br />

Nach Zuordnung zu einer bestimmten<br />

Kategorie muss versucht werden, den<br />

vorliegenden Fall mit einer bestimmten<br />

Diagnose in Einklang zu bringen. Hier<br />

ist es erforderlich, interdisziplinär mit<br />

Neurologen, Neurochirurgen und anderen<br />

Fachdisziplinen zusammenzuarbeiten.<br />

Therapiekonzepte sollen auf Basis<br />

der individuellen Pathomechanismen<br />

erstellt und wenn möglich eine kausale<br />

Therapie durchgeführt werden. Ist eine<br />

kausale Therapie nicht möglich, bleibt<br />

eine symptomatische Schmerztherapie.<br />

Aufgrund der vorliegenden pathophysiologischen<br />

Mechanismen wie die<br />

periphere Sensibilisierung, ektopische<br />

Reizbildung, Spontanaktivität, zentrale<br />

Sensibilisierung, sympathisch-afferente<br />

NEUROPATHISCHE SCHMERZEN<br />

Tabelle 1<br />

Numbers needed to treat (NNT) für folgende Medikamente bei neuropathischen Schmerzen<br />

Drug Number of Central Peripheral Painful Postherpetic Peripheral Trigeminal HIV Mixed neuropath.<br />

Trials and Type Pain Pain Polyneuropathy Neuralgia Nerve Injury Neuralgia Neuropathy Pain<br />

Tricyclic 16 crossover/ 4.0 2.3 2.1 2.8 2.5 ND Ns NA<br />

antidepressants 4 parallel (2.6–8.5) (2.1–2.7) (1.9–2.6) (2.2–3.8) (1.4–11)<br />

Serotonin 2 crossover/ ND 5.1 5.1 ND NA ND ND ND<br />

noradrenaline<br />

reuptake inhibitors<br />

3 parallel (3.9–7.4) (3.9–7.4)<br />

Gabapentin/ 4 crossover/ NA 4.0 3.9 4.6 NA ND ND 8.0<br />

Pregabalin 13 parallel (3.6–5.4) (3.3–4.7) (4.3–5.4) (5.9–32)<br />

Opioids 6 crossover/ ND 2.7 2.6 2.6 3.0 ND ND 2.1<br />

2 parallel (2.1–3.6) (1.7–6.0) (2.0–3.8) (1.5–74) (1.5–3.3)<br />

Tramadol 1 crossover/ ND 3.9 3.5 4.8 ND ND ND ND<br />

2 parallel (2.7–6.7) (2.4–6.4) (2.6–27)<br />

NMDA 5 crossover/ ND 5.5 2.9 ns ns ND ND ns<br />

antagonists 2 parallel (3.4–14) (1.8–6.6)<br />

Topical 4 crossover ND 4.4 ND NA ND ND NA 4.4<br />

lidocaine (2.5–17) (2.5–17)<br />

Cannabinoids 2 crossover/ 6.0 ND ND ND ND ND ND ns<br />

2 parallel (3.0–718)<br />

Capsaicin 11 parallel ND 6.7 11 3.2 6.5 ND NA NA<br />

(4.6–12) (5.5–317) (2.2–5.9) (3.4–69)<br />

Kopplung kann medikamentös dementsprechend<br />

eingegriffen werden (Abbildung<br />

1).<br />

Bei peripherer Sensibilisierung wird<br />

mit Kortikosteroiden, Lokalanästhetika,<br />

Lidocain lokal und nichtsteroidalen Antirheumatika,<br />

bei ektopischer Reizbildung<br />

und Spontanaktivität wird mit Lidocain<br />

i.v., Carbamazepin, Gabapentin<br />

und Pregabalin, bei zentraler Sensibilisierung<br />

wird mit Opiaten, Antidepressiva<br />

und NMDA-Antagonisten sowie bei<br />

sympathisch afferenter Kopplung wird<br />

mit Sympathikusblockaden behandelt 4 .<br />

Es empfiehlt sich folgender Algorithmus:<br />

Kausale, lokale Therapie, Einsatz<br />

von Antidepressiva,Antikonvulsiva bzw.<br />

Opiaten und bei unzureichender Wir-<br />

Behandlungsalgorithmus nach Finnerup NB. et al<br />

Abbildung 2<br />

1/2009 11


NEUROPATHISCHE SCHMERZEN<br />

kung z.B. die Anwendung neuromodulierender<br />

Verfahren und Sympathikusblockaden<br />

(Abbildung 2).<br />

Die symptomatische Therapie sieht<br />

auf der ersten Stufe den Einsatz eines<br />

Antidepressivums/Antikonvulsivums vor.<br />

Bei den Antidepressiva sind trizyklische<br />

Antidepressiva mit der niedrigsten NNT<br />

(number needed to treat) zu verwenden.<br />

In Tabelle 1 sind die NNT aus der Publikation<br />

Finnerup NB. et al entnommen 5 .<br />

Trizyklische Antidepressiva haben<br />

Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit,<br />

Müdigkeit, Miktionsstörungen, Herzrhythmusstörungen<br />

und sollen hinsichtlich<br />

dieser Nebenwirkungen genauestens<br />

monitiert werden. Venlaflaxin kann<br />

bei Schmerzen durch diabetische Polyneuropathie<br />

verwendet werden. Venlaflaxin<br />

wurde in einer Dosierung von 250<br />

mg versus 150 mg Imipramin untersucht.<br />

Venlaflaxin ist ein Serotonin und schwacher<br />

Noradrenalin – Wiederaufnahmehemmer.<br />

NNT war für Venlaflaxin 5,2,<br />

für Imipramin 2,7. An Nebenwirkungen<br />

traten Übelkeit, Schwindel und Mundtrockenheit<br />

auf 6 .<br />

Mirtazapin ist zentral und präsynaptisch<br />

wirksam und ist ein angreifender<br />

Alpha-2-Antagonist, der die zentrale<br />

noradrenerge und serotonerge Übertragung<br />

verstärkt 7 . Nebenwirkungen sind<br />

verstärkter Appetit, Gewichtszunahme,<br />

Schläfrigkeit, Schwindel und Kopfschmerz.<br />

Auch Mirtazapin wird verwendet,<br />

ist aber den trizyklischen Antidepressiva<br />

unterlegen. Weitere Untersuchungen<br />

zeigen die Wirksamkeit von<br />

Duloxetin, welches serodronerg und noradrenerg<br />

wirksam ist. Duloxetin ist zu-<br />

12<br />

1/2009<br />

gelassen für die Schmerztherapie bei<br />

diabetischer Polyneuropathie und zeigt<br />

in einer Dosierung zwischen 60 und 120<br />

mg pro Tag eine Wirksamkeit bei diabetischer<br />

Polyneuropathie. Von den Antikonvulsiva<br />

werden Carbamazepin und<br />

Gabapentin, bzw. in neueren Studien<br />

Pregabalin verwendet 7, 8 .<br />

Pregabalin ist wie Gabapentin ein potenter<br />

α2d Ligand des spannungsabhängigen<br />

Kalziumkanals und reduziert den<br />

Kalziumeinstrom an den Nervenenden.<br />

Gabapentin soll langsam eingeschleust<br />

werden, Dosierungen von bis zu 2.700–<br />

3.600 mg pro Tag werden angeordnet.<br />

Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist<br />

die Dosis zu adaptieren.<br />

Pregabalin ist wirksam bei neuropathischen<br />

Schmerzen, wirkt analgetisch,<br />

zusätzlich anxiolytisch und antikonvulsiv<br />

9, 10 .<br />

Pregabalin ist ein Fortschritt gegenüber<br />

Gabapentin, hat ein lineares, vorhersehbares,<br />

pharmakokinetisches Profil.<br />

Die effektive Dosis zwischen 150 mg<br />

und 600 mg hat einen schnellen Wirkeintritt.<br />

Die 2 x tägliche Verabreichung ist<br />

ein einfaches Dosisregime.<br />

In Abbildung 3 ist nach dem Österreichischen<br />

Konsensusmeeting der mögliche<br />

Algorithmus zur Therapie des chronischen<br />

neuropathischen Schmerzes differenziert<br />

hinsichtlich Pregabalin<br />

dargestellt. Pregabalin hat im Unterschied<br />

zu den trizyklischen Antidepressiva<br />

weniger Nebenwirkungen bei alten<br />

Menschen und stellt daher bei Patienten<br />

mit neuropatischen Schmerzen, die älter<br />

Abbildung 3<br />

TZA: trizyklische Antidepressiva, PGB: Pregabalin, AK, Antikonvulsivum<br />

Möglicher Algorithmus zur Therapie des chronisch neuropathischen Schmerzes<br />

als 65 Jahre sind, nach dem Konsensusmeeting<br />

die erste Wahl dar 11 .<br />

Weiters kann man Lidocain i.v. als<br />

Testsubstanz verwenden, um eine Abschätzung<br />

für die Wirksamkeit einer oralen<br />

Mexiletin-Gabe zu erreichen. Opioide<br />

(Tramadol, Oxycodon, Buprenorphin<br />

sind als zweite Stufe im Therapiekonzept<br />

anzusehen. Hier sollte getestet werden,<br />

ob der Patient mit neuropathischen<br />

Schmerzen ein Responder auf die Opioidtherapie<br />

ist. Von den topisch zu applizierenden<br />

Pharmaka wird Capsaicin und<br />

Lidocain 5% Pflaster verwendet (12).<br />

Polyneuropathie<br />

Eine Polyneuropathie kann in einem<br />

metabolischen, toxischen (Alkohol, Medikamente),<br />

entzündlichen, immunologischen,<br />

paraneoplastischen und hereditären<br />

Ursprung liegen. Hinzu treten Ursachen<br />

wie Mangelernährung und an<br />

vorderster Front Diabetes mellitus. Die<br />

Diabetische Polyneuropathie ist mit einer<br />

Prävalenz von 13–54% die häufigste<br />

Neuropathie und verlangt die Optimierung<br />

der Stoffwechseleinstellung. Am<br />

zweithäufigsten tritt bei chronischen Alkoholikern<br />

mit einer Prävalenz von 10–<br />

38% die alkoholische Neuropathie auf.<br />

Häufig ist diese vom symmetrisch-sensiblen<br />

Manifestationstyp mit einem im<br />

akuten Stadium öfter auftretenden<br />

Waden-Druckschmerz kombiniert. Die<br />

kausale Therapie besteht in einer Alkoholkarenz<br />

und Vitaminsubstitution.<br />

Leitsymptome<br />

Die Leitsymptome der Polyneuropathie<br />

umfassen sensible, motorische und<br />

vegetative Störungen. Die Reizsymptome<br />

sind unterschiedlich ausgeprägt,<br />

auch die Defizite in ihrer Lokalisation<br />

und Ausprägung. Häufig treten strumpfförmige,<br />

brennende Spontanschmerzen<br />

auf; Dysästhesien sind von reißendem,<br />

ziehendem Charakter (Small fibre-Neuropathie).<br />

Therapiemaßnahmen<br />

Kausale Therapiemaßnahmen<br />

Die Therapie erfolgt mit Antikonvulsiva<br />

und Antidepressiva, wenn erforderlich<br />

mit Opioiden. Bei diabetischer Polyneuropathie<br />

konnte auch mit Topiramat<br />

eine Wirksamkeit nachgewiesen werden.<br />

Der Effekt von Thioctsäure bei der<br />

diabetischen Polyneuropathie ist wider-


NEUROPATHISCHE SCHMERZEN<br />

sprüchlich. Die autonome diabetische<br />

Polyneuropathie kann gleichzeitig mit<br />

oder ohne somatische Neuropathie auftreten.<br />

Ein wichtiges Therapieziel ist die<br />

weitgehende Normalisierung der Blut-<br />

Glukosespiegel, Reduktion von Übergewicht<br />

und erhöhten Blutfettwerten. Aldosereduktasehemmer<br />

können die Sorbitol-<br />

und Fruktoseproduktion mindern<br />

und Myoinositolspiegel wieder erhöhen.<br />

Derzeit stehen jedoch keine Aldosereduktasehemmer<br />

in Europa zur Verfügung.<br />

Die Substitution von Nerve-<br />

Growth-Faktor scheint in Studien viel<br />

versprechend zu sein. In einer großen<br />

Multicenterstudie gab es jedoch keinen<br />

Wirksamkeitsnachweis (13).<br />

Symptomatische Schmerzbehandlung<br />

Zur symptomatischen Schmerzbehandlung<br />

können trizyklische Antidepressiva,<br />

selektive Serotonin- und Noradrenalin -<br />

Wiederaufnahme-Hemmer, Antikonvulsiva<br />

(Carbamazepin, Gabapentin, Pregabalin,<br />

Lamotrigin) und Antiarrhythmika<br />

(z.B. Mexiletin) eingesetzt werden. Topisches<br />

Capsaicin kann neuropathische<br />

Schmerzen lindern, verursacht aber zunächst<br />

eine lokale Reizerscheinung und<br />

Hyperalgesie. Vasoaktive Substanzen<br />

konnten bislang keinen sicheren Nutzen<br />

für die Behandlung von schmerzhafter<br />

diabetischer Neuropathie aufzeigen.<br />

Krankengymnastik und sorgfältige Fußpflege<br />

sind von großer Bedeutung und<br />

helfen Sekundärkomplikationen wie<br />

Fußulzerationen oder schließlich Amputationen<br />

zu vermeiden. Bringt die medikamentöse<br />

Therapie keinen Erfolg, ist<br />

hier noch an neuromodulierende Verfahren<br />

zu denken. Es besteht auch die Möglichkeit<br />

eines psychologischen und physikalischen<br />

Therapieverfahrens.<br />

Literatur auf Anfrage beim<br />

Verfasser<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />

Abteilung für Anästhesiologie und<br />

Allgemeine Intensivmedizin<br />

A.ö. LKH Klagenfurt<br />

St. Veiter Straße 47, A-9020 Klagenfurt<br />

Tel.: +43/463/538-24 403<br />

Fax-Dw: - 23 070<br />

rudolf.likar@lkh-klu.at<br />

Anzeige Plus<br />

26<br />

1/2009 13


SCHMERZTHERAPIE<br />

Pharmakokinetische Aspekte in der Schmerztherapie<br />

unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit<br />

Alkohol<br />

ao. Univ.-Prof. Univ.-Doz. Dr. Josef Donnerer<br />

Obwohl die Pharmakokinetik nicht<br />

gerade das ist, womit man sich als<br />

Schmerztherapeut/in täglich beschäftigt,<br />

hat sie nicht nur experimentelle Bedeutung,<br />

sondern spielt unmittelbar in die<br />

praktische Anwendung der Schmerzmittel<br />

hinein.<br />

Zur pharmakokinetischen Phase in der<br />

Arzneimittelwirkung gehören die Applikation,<br />

die Resorption, die Verteilung der<br />

Arzneistoffe, die Biotransformation und<br />

die Elimination. Blutspiegelkurven oder<br />

Plasmaspiegelkurven der Arzneistoffe<br />

sind ein Abbild aller pharmakokinetischen<br />

Vorgänge und sind bedeutsam in<br />

der Beurteilung der Wirkdauer eines Prä-<br />

14<br />

1/2009<br />

parates, des Dosierungsintervalls, oder in<br />

Bezug auf Wechselwirkungen mit Alkohol.<br />

Beim Paracetamol kann man aus der<br />

Blutspiegelkurve idealerweise die Wirkdauer<br />

direkt ablesen. Nach einer Dosis<br />

von 1.000 mg beim Erwachsenen lässt<br />

sich bei einer Eliminationshalbwertszeit<br />

von 2 h direkt und unter Kenntnis des<br />

min. therapeut. Spiegels eine Wirkdauer<br />

von 3 bis 4 h ableiten. Ebenso das Dosierungsintervall<br />

von 4 bis 6 h, ohne jemals<br />

auf zu hohe Plasmaspiegel zu kommen.<br />

Von Paracetamol werden 90–96% der<br />

Substanz in der Leber glukuronidiert<br />

Abbildung 1<br />

oder sulfatiert und damit inaktiviert. Die<br />

restlichen 4–10% werden zwar über<br />

CYP2E1 zu dem reaktiven Metaboliten<br />

N-Acetyl-Benzochinonimin umgewandelt;<br />

diese geringen Mengen werden normalerweise<br />

durch Glutathionkonjugation<br />

rasch unschädlich gemacht.<br />

Alkohol induziert CYP2E1 geringfügig<br />

und kann unter ungünstigsten Bedingungen<br />

die Menge des reaktiven Metaboliten<br />

um 22% steigern, dies führt jedoch<br />

bei Normdosis und gesunder Leber<br />

noch nicht zu Lebertoxizität, wie detaillierte<br />

Studien gezeigt haben. Bei Paracetamol<br />

ist nur wichtig, dass die maximale<br />

Einzeldosis und Tagesdosis nicht überschritten<br />

werden. Bei bereits geschädigter<br />

Leber kann das aber ein Problem<br />

sein.<br />

Beim Aspirin ist das schon etwas komplexer,<br />

da von der Ausgangssubstanz<br />

Acetylsalicylsäure (ASS) relativ rasch<br />

die Acetylgruppe abgespalten wird und<br />

Salicylsäure entsteht. Von der Blutspiegelkurve<br />

der ASS kann man nicht direkt<br />

auf die analgetische Wirkdauer von etwa<br />

4 h schließen.ASS im Plasma fällt mit einer<br />

Halbwertszeit von 15 min ab, Salicylsäure<br />

dagegen mit 2–3 h.Aber einerseits<br />

wird durch ASS die Cyclooxygenase<br />

(COX) irreversibel acetyliert und bleibt<br />

somit lange blockiert, und zweitens ist<br />

auch Salicylsäure wirksam.<br />

Es gibt zwei Wechselwirkungen mit<br />

Alkohol:<br />

<strong>•</strong> Grundsätzlich kann es durch die<br />

Kombination von ASS und anderer<br />

NSAR mit Alkohol zu mehr Schleimhautläsionen<br />

im Magen kommen;


<strong>•</strong> Werden Alkohol und ASS nach dem<br />

Essen eingenommen, wird die Bioverfügbarkeit<br />

von Alkohol vor allem bei<br />

Männern, weniger bei Frauen bis zu<br />

30% erhöht; d.h. der Alkoholblutspiegel<br />

kann höher als erwartet sein!<br />

[Fahrtüchtigkeit]. Alkohol verbleibt<br />

nach dem Essen länger im Magen, die<br />

Alkoholdehydrogenase in der Magenmukosa<br />

wird durch ASS gehemmt -<br />

der gastrische First-pass-Effekt von<br />

Alkohol reduziert.<br />

Bei den klassischen sauren Analgetika<br />

gibt es Substanzen mit kurzer Eliminationshalbwertszeit<br />

und solche mit langer.<br />

Außerdem verbleiben sie aufgrund<br />

ihres Säurecharakters relativ lange an<br />

Orten mit saurem pH-Wert wie in Entzündungsherden<br />

und Synovialflüssigkeit<br />

(erwünscht), aber auch in Nieren und<br />

Magen (unerwünscht).<br />

Diclofenac als typisches NSAR mit<br />

kurzer Halbwertszeit wird gut resorbiert,<br />

hat eine hohe Affinität zu Plasmaproteine<br />

und zum Entzündungsgewebe.<br />

Nach Biotransformation wird es renal<br />

und biliär ausgeschieden.<br />

Bei dreimal tgl. 50 mg Gabe einer magensaftresistenten<br />

Tablette steigen die<br />

Blutspiegel innerhalb von 2 h an und fallen<br />

auch relativ rasch wieder ab. Es gibt<br />

Phasen im Tagesablauf, in denen der<br />

Spiegel unter der therapeutischen Konzentration<br />

liegt. Auf die entzündungsund<br />

schmerzhemmende Wirkung kann<br />

man das aber nicht direkt umlegen, da<br />

sich Diclofenac, wie erwähnt, länger im<br />

Gewebe als im Plasma befindet.<br />

Nichtsdestotrotz kann man bei den<br />

schnell eliminierten NSARs Retardpräparate<br />

verwenden, die Blutspiegel mit<br />

weniger Schwankungen über 24 h ergeben:<br />

diese Präparate setzen den Wirkstoff<br />

langsam während der gesamten<br />

Darmpassage frei, die Blutspiegel während<br />

des Tages sind gleichmäßig hoch.<br />

Die Fehler, die dabei gemacht werden,<br />

sind zusätzliche Gaben schnell wirksamer<br />

NSAR oder eines Aspirins, obwohl<br />

die erlaubte Tagesdosis von 150 mg<br />

Diclofenac bereits mit einer Retardtablette<br />

abgedeckt ist – die Folge sind nur<br />

mehr Nebenwirkungen auf Niere und<br />

Magen.<br />

Ibuprofen als kurzwirksames NSAR<br />

ist pharmakokinetisch insofern interessant,<br />

als es eine stereoselektive Metabolisierung<br />

zeigt: aus dem 50:50 Razemat<br />

Schmerzmittel und Niereninsuffizienz<br />

Substanz Dosierung GFR Dosierung terminale<br />

20–30 ml/min Niereninsuffizienz<br />

Paracetamol Normal 50%<br />

Acetylsalicylsäure 50% 50%<br />

Metamizol 75% Cave<br />

Diclofenac Normal 50%<br />

Ibuprofen Normal 75%<br />

Naproxen 75% Vorsicht<br />

Meloxicam Normal KI<br />

Celecoxib KI KI<br />

R-(-) und S-(+) Ibuprofen wird das inaktive<br />

R-(-)-Enantiomer teilweise in das<br />

aktive S-(+) Enantiomer umgewandelt<br />

(chirale Inversion). Dies zeigt sich in höheren<br />

Plasmaspiegeln von S-(+) Ibuprofen,<br />

obwohl beide Enantiomere in gleicher<br />

Menge aufgenommen wurden. Abgeleitet<br />

daraus macht es Sinn, gleich von<br />

vornherein nur das reine S-(+)-Ibuprofen<br />

zu verwenden.<br />

Als typisches Beispiel eines NSAR mit<br />

längerer Halbwertszeit wäre das Naproxen<br />

anzuführen: es hat eine Halbwertszeit<br />

von 12 bzw. 15 Stunden, wodurch eine<br />

1 x tgl. Gabe ausreicht, ohne dass die<br />

Gefahr von Kumulation entsteht. Eine<br />

zu lange Verweildauer hat keine Vorteile:<br />

für viele rheumatische Erkrankungen<br />

sind Substanzen mit kurzer Wirkdauer<br />

besser steuerbar, weil man damit die<br />

tageszeitlichen Schwankungen in der<br />

Schmerzsymptomatik gezielter unterdrücken<br />

kann.<br />

Opioid-Analgetika<br />

Da alle Opioide ZNS-dämpfend wirken,<br />

wird die Kombination mit anderen<br />

ZNS-dämpfenden Substanzen wie Alkohol,<br />

Benzodiazepine und analoge Schlafmittel,<br />

sedierende Neuroleptika oder trizyklische<br />

Antidepressiva zu additiver<br />

SCHMERZTHERAPIE<br />

oder supraadditiver ZNS-Hemmung mit<br />

Sedierung, Benommenheit, psychomotorischer<br />

Hemmung, Atemdepression,<br />

Bewusstlosigkeit führen.<br />

Kinetische Besonderheiten<br />

der Opioide<br />

Tabelle 1<br />

Arbeitsgruppe Nephrolog. Zentrum München-Schwabing; Austria Codex FI<br />

Schmerzmittel und Niereninsuffizienz<br />

Bei Tramadol und Codein/Dihydrocodein<br />

entstehen über CYP2D6 aktive<br />

Metaboliten. CYP2D6 weist aber in einzelnen<br />

Personen genetisch bedingt reduzierte<br />

Aktivitäten auf („poor metabolizer“).<br />

Damit wäre die volle Wirksamkeit<br />

nicht immer gegeben.<br />

Bei Tramadol sind diese Effekt nicht<br />

so ausgeprägt, da die Ausgangssubstanz<br />

selbst wirksam ist. Beim Codein und Dihydrocodein,<br />

die selbst weniger stark<br />

analgetisch wirksam sind und erst über<br />

CYP2D6 zu 10% in Morphin bzw. Dihydromorphin<br />

bioaktiviert werden, wäre<br />

eine ineffiziente Umwandlung von Relevanz.<br />

Ansonsten haben die Substanzen<br />

eine relativ kurze Halbwertszeit und<br />

werden deshalb oft als Retardpräparate<br />

eingesetzt.<br />

Oxycodon und Hydromorphon sind<br />

sehr beliebte Opioide, weil sie<br />

<strong>•</strong> etwas stärker analgetisch wirken als<br />

Morphin,<br />

Substanz Dosierung GFR Dosierung terminale<br />

20–30 ml/min Niereninsuffizienz<br />

Tramadol 75% 50%<br />

Dihydrocodein 50% 50%<br />

Morphin 75% 50%<br />

Piritramid Normal Normal<br />

Oxycodon 50% Vorsicht<br />

Hydromorphon Normal Normal<br />

Buprenorphin Normal Normal<br />

Fentanyl 75% 75%<br />

Tabelle 2<br />

Arbeitsgruppe Nephrolog. Zentrum München-Schwabing; Austria Codex FI<br />

1/2009 15


SCHMERZTHERAPIE<br />

Schmerzmittel und Leberfunktionsstörung<br />

Substanz Dos. verminderte Dos. schwere<br />

Leberfunktion Leberinsuffizienz<br />

Paracetamol Vorsicht! KI bei Fettleber KI<br />

Acetylsalicylsäure Vorsicht KI<br />

Metamizol Normal Normal<br />

Diclofenac Normal KI<br />

Ibuprofen Normal Vorsicht!<br />

Naproxen Normal 50%<br />

Meloxicam Normal KI<br />

Celecoxib 50% KI<br />

<strong>•</strong> eine bessere orale Bioverfügbarkeit<br />

haben als Morphin und<br />

<strong>•</strong> auch keine aktiven Metaboliten entstehen,<br />

die bei Niereninsuffizienz akkumulieren<br />

könnten.<br />

Nur ist ihre Halbwertszeit mit 2,5 bis<br />

5 h relativ kurz, was ein Einnahmeintervall<br />

von 4 h (Hydromorphon) oder 4 bis<br />

6 h (Oxycodon) notwendig macht. Deshalb<br />

sind für die Dauertherapie Retardpräparate<br />

von Oxycodon und Hydromorphon<br />

von Vorteil.<br />

Nun kam bei diesen Opioid-Retardpräparaten<br />

eine weitere mögliche Wechselwirkung<br />

mit Alkohol ins Spiel, nämlich<br />

das ‚Dose dumping’ Phänomen.<br />

Aufgrund der guten Lösemitteleigenschaften<br />

von Alkohol könnten dadurch<br />

Arzneistoffe aus Retardformen rascher<br />

freigesetzt werden. Besonders empfindlich<br />

sind in dieser Hinsicht Retardformen<br />

mit 1 x tägl. Dosierung. Die Retardierung<br />

könnte zerstört werden, der<br />

Wirkstoff wird schneller freigesetzt.Dies<br />

bedeutet eine raschere Anflutung, höhere<br />

Plasma-Spitzenkonzentrationen, aber<br />

eine Verkürzung der Wirkdauer. Die Alkohol-induzierte<br />

Überdosierung könnte<br />

für die Patienten eine Gefahr darstellen.<br />

In einem Fall [2004/2005: Palladone ® extended<br />

release – USA, Kanada] kam es<br />

sogar zur Marktrücknahme, in zwei Fällen<br />

[2007: generisches Oxycodon retard,<br />

Deutschland; 2005: Avenza ® extendend<br />

release Morphin, USA] erließ die Arzneimittelbehörde<br />

eine Warnung, dass<br />

das Präparat nicht zusammen mit alkoholischen<br />

Getränken eingenommen<br />

werden darf. Auch bei neu zugelassenen<br />

generischen Oxycodon retard Präparaten<br />

in Österreich ist diese Warnung jetzt<br />

enthalten!<br />

Wie aus den In-vitro-Freisetzungsversuchen<br />

im Labor bekannt ist, müsste für<br />

eine eventuell rascher als geplante Wirk-<br />

16<br />

1/2009<br />

Tabelle 3<br />

Austria Codex FI<br />

stofffreisetzung aus Retardpräparaten<br />

20%iger bis 40%iger Alkohol über einige<br />

Stunden anwesend sein; eine Situation<br />

wie man sie unter praktischen Anwendungsbedingungen<br />

nicht vorfindet.<br />

Insofern ergaben auch neuere Tests an<br />

Probanden kein ‚dose dumping’ Phänomen<br />

mit einem Hydromorphon-Retardpräparat<br />

hergestellt nach der OROS ®<br />

Technologie.<br />

Die sogenannte OROS ® Technologie<br />

[orales osmotisches therapeutisches System]<br />

– osmotische Minipumpen, ist in<br />

dieser Hinsicht sehr sicher.Die Wirkstoffreisetzung<br />

erfolgt durch Osmose und<br />

wird durch Alkohol nicht verändert.Aber<br />

auch die Pelletgalenik ist günstig, da die<br />

kleinen Partikel rasch den Magen verlassen.<br />

Umsetzung in vitro zur in vivo Situation<br />

<strong>•</strong> Es müsste mindestens 20% iger Alkohol<br />

im Magen vorhanden sein; Alkohol<br />

wird aber bereits teilweise im Magen<br />

resorbiert bzw. verdünnt;<br />

<strong>•</strong> Alkohol regt die Produktion der Verdauungssäfte<br />

an – weiterer Verdünnungseffekt<br />

bereits im Magen;<br />

<strong>•</strong> Retardpräparate sind meist ‚multiunits-Einheiten’<br />

= kleine Pellets, die<br />

sich relativ rasch über den gesamten<br />

Darmtrakt verteilen – dort gibt es<br />

noch mehr Verdauungssäfte, Alkohol<br />

wird rasch resorbiert – weiterer Verdünnungseffekt;<br />

<strong>•</strong> Die in vivo Situation entspricht demnach<br />

nicht dem in vitro Testaufbau zum<br />

Einfluss von Alkohol auf die Arzneistofffreisetzung.<br />

Die Gefahr des ‚dose<br />

dumping’ in Zusammenhang mit Alkoholgenuss<br />

war bisher bei den in Österreich<br />

verfügbaren oralen Opioid-retard<br />

Präparaten als gering anzusehen. Leider<br />

trifft das nicht mehr auf generische<br />

Oxycodon Retardtabletten zu, denn sie<br />

enthalten die Warnung in der Fach-/Ge-<br />

brauchsinformation, dass sie nicht zusammen<br />

mit alkoholhaltigen Getränken<br />

eingenommen werden dürfen.<br />

Sehr beliebt sind derzeit transdermale<br />

Systeme (Matrixpflaster) von Opioiden<br />

wegen eventueller weniger Nebenwirkungen<br />

und geringer Applikationsfrequenz.<br />

Bei Fentanyl und Buprenorphin<br />

wurden diese TTS Systeme verwirklicht.<br />

Was ist in Bezug auf die Pharmakokinetik<br />

zu beachten? Bedingt durch das<br />

langsame Anfluten des Wirkstoffs über<br />

die Hautbarriere [es muss zuerst ein<br />

Wirkstoffdepot in den Hautschichten<br />

gesättigt werden, aus dem der Wirkstoff<br />

dann zur systemischen Zirkulation zur<br />

Verfügung steht] wird beim ersten Pflaster<br />

ein analgetischer Effekt erst nach<br />

12–16 h erreicht (‚lag-time').<br />

Transdermale Systeme –<br />

Wechselwirkungen mit Alkohol<br />

Pflasterrückstände auf der Haut dürfen<br />

nur vorsichtig mit Wasser, aber niemals<br />

mit Alkohol oder ähnlichen Lösungsmittel<br />

entfernt werden, da sonst das<br />

subkutan gespeicherte Opioid rasch freigesetzt<br />

werden kann!<br />

Schmerzmittel und Alkohol –<br />

eine gefährliche Kombination?<br />

<strong>•</strong> Ja in Bezug auf NSAR und Organschäden<br />

(Magen, Leber, Niere).<br />

<strong>•</strong> Ja in Bezug auf Opioide und additive<br />

Sedierungseffekte, Unfallgefahr.<br />

<strong>•</strong> Vorsicht in Bezug auf ‚dose dumping’<br />

bei generischen oralen Oxycodon-Retardtabletten.<br />

Abschließend noch einige Anmerkungen<br />

zur Pharmakokinetik bei Organfunktionsstörungen:<br />

der Metabolismus<br />

einer Substanz und deren Eliminationswege<br />

sind insbesondere dann von Bedeutung,<br />

wenn es um Dosisanpassungen<br />

bei Niereninsuffizienz und Leberfunktionsstörungen<br />

geht. Um zu verhindern,<br />

dass es zu Überdosierungen und vermehrten<br />

Nebenwirkungen kommt, muss<br />

man unter folgenden Bedingungen die<br />

Arzneimitteldosis reduzieren:<br />

<strong>•</strong> Werden Ausgangssubstanz und/oder<br />

aktive Metaboliten renal eliminiert -<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz.<br />

<strong>•</strong> Werden nur inaktive Metaboliten, die<br />

auch nicht toxisch sind, renal eliminiert,<br />

so ist keine Dosisreduktion notwendig.<br />

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26


Substanz Dos. verminderte Dos. schwere<br />

Leberfunktion Leberinsuffizienz<br />

Tramadol 75% 50%<br />

Dihydrocodein 50% Vorsicht!<br />

Morphin 75% 50%<br />

Piritramid Normal Vorsicht!<br />

Oxycodon 50% Vorsicht<br />

Hydromorphon Normal Normal<br />

Buprenorphin Normal Normal<br />

Fentanyl 75% 50%<br />

<strong>•</strong> Erfolgt eine hepatische Biotransformation<br />

von aktiver Substanz zu inaktiven<br />

Metaboliten-Dosisreduktion bei<br />

Leberfunktionsstörung.<br />

Bei den COX-Hemmern und Nierenfunktionsstörungen<br />

[GFR 20-30 ml/min<br />

bzw noch weniger] kommt erschwerend<br />

dazu, dass die Substanzen schon mechanismusbedingt<br />

die Nierenfunktion verschlechtern<br />

können. Bei Paracetamol,<br />

Diclofenac, Ibuprofen und Meloxicam<br />

kann bei mittelgradiger Einschränkung<br />

der Nierenfunktion noch die Normdosis<br />

verwendet werden. Bei terminaler Niereninsuffizienz<br />

sind bei allen COX-<br />

Schmerzmittel und Leberfunktionsstörung<br />

Tabelle 4<br />

Austria Codex FI<br />

Hemmern Dosiseinschränkungen bzw.<br />

Kontraindikationen zu beachten.<br />

Von den Opioiden können Piritramid,<br />

Hydromorphon und Buprenorphin bei<br />

allen Formen der Niereninsuffizienz in<br />

der Normdosis verabreicht werden, da<br />

sie entweder biliär ausgeschieden oder<br />

als inaktive Metaboliten zur Niere gelangen.<br />

Bei Morphin kann Mo-6-glukuronid<br />

als aktiver Metabolit kumulieren<br />

und deshalb muss die Dosis reduziert<br />

werden.<br />

Bei Leberfunktionsstörungen [am besten<br />

wird die Leberfunktion durch<br />

SCHMERZTHERAPIE<br />

Scores abgebildet, und zwar Child Pugh<br />

Score (Bilirubin,Albumin, INR,Ascites,<br />

Hepat. Enzephalopathie) oder MELD<br />

Score (Bilirubin, Kreatinin, INR)] sollte<br />

Paracetamol wegen der Möglichkeit von<br />

Bildung reaktiver Metaboliten vermieden<br />

werden. Die COX-Hemmer können<br />

bei verminderter Leberfunktion noch<br />

normal dosiert werden und sind erst bei<br />

schwerer Leberinsuffizienz kontraindiziert.<br />

Von den Opioiden können Piritramid,<br />

Hydromorphon und Buprenorphin bei<br />

verminderter Leberfunktion noch in der<br />

Normdosis gegeben werden. Bei Substanzen<br />

mit ausgeprägtem hepatischen<br />

Metabolismus wie Tramadol, Dihydrocodein,<br />

Morphin, Oxycodon und Fentanyl<br />

sind Dosisreduktionen bei Leberschädigung<br />

vorzunehmen.<br />

ao. Univ.-Prof. Univ.-Doz.<br />

Dr. Josef Donnerer<br />

Meduni <strong>Graz</strong>, Institut für<br />

Exp. und Klin. Pharmakologie<br />

Universitätsplatz 4, A-8010 <strong>Graz</strong>,<br />

Tel.: +43/316-380-4509<br />

josef.donnerer@medunigraz.at<br />

1/2009 17


SCHMERZMEDIZIN<br />

Neuraltherapie in der Schmerzmedizin<br />

Dr. Kurt Gold-Szklarski<br />

NT ist eine Behandlungsmethode, die<br />

sich im Laufe der letzten 100 Jahre in<br />

Europa entwickelt hat. Sie basiert auf der<br />

zufälligen Beobachtung unerwarteter regulativer<br />

Effekte als Folge von anästhesiologischen<br />

Behandlungen (F. Huneke)<br />

und ist beeinflusst von Erkenntnissen der<br />

Akupunktur und manuellen Medizin. Ihr<br />

genauer Wirkmechanismus ist bis heute<br />

nicht vollständig erforscht.<br />

Zahllose Kasuistiken belegen jedoch den<br />

zugrundeliegenden Mechanismus: NT<br />

kann als unspezifischer Reiz vom jeweiligen<br />

Individuum in Abhängigkeit von seiner<br />

momentanen biokybernetischen Situation<br />

spezifisch beantwortet werden.<br />

Das bedeutet, dass NT im Gegensatz zur<br />

Allopathie den Organismus nicht zu einer<br />

vorgegebenen Aktion zwingt, sondern<br />

ihm vereinfachend gesagt drei Möglichkeiten<br />

anbietet:<br />

a. Down-Regulation der bestehenden<br />

Beschwerden;<br />

b. Nichtansprechen;<br />

c. Up-Regulation (temporäre Verstärkung<br />

und Undulation von Beschwerden).<br />

Bevor diese Vorgänge erläutert werden,<br />

soll auf die Eigenschaften der NT<br />

und ihre technische Durchführung eingegangen<br />

werden:<br />

<strong>•</strong> NT ist ein holistisches Diagnose -und<br />

Therapieverfahren. Neuraltherapeuten<br />

bemühen sich, den Fokus weg vom<br />

Lokalgeschehen hin zum gesamten Individuum<br />

zu lenken.<br />

<strong>•</strong> NT ist eine Form der Regulationsmedizin.<br />

Der Therapeut bietet mit dem<br />

Setzen eines Reizes dem Körper die<br />

Möglichkeit, sich aus einer allostatischen<br />

Situation 1 in eine normerge Reaktionslage<br />

2 zurückzubewegen.<br />

<strong>•</strong> NT ist Methode der 1.Wahl zum Erkennen<br />

und Ausschalten von Störfeldern.<br />

18<br />

1/2009<br />

Störfelder stellen klinisch latente Reizzentren<br />

dar,die den Organismus in eine<br />

allostatische Situation versetzen.<br />

<strong>•</strong> NT ist eine Injektionstherapie mit Lokalanästhetika.<br />

Die Effektivität der<br />

Methode wird durch die Kombination<br />

aus Sticheffekt und Applikation kleiner<br />

LA-Mengen am richtigen Ort erreicht.<br />

Die Diagnostik fußt in erster Linie auf<br />

der Erstellung einer speziellen Form der<br />

Anamnese, der Inspektion und Palpation<br />

des Patienten, der Funktionsprüfung und<br />

der Probeinjektion. Bildgebende Verfahren<br />

und Labor ergänzen das Diagnoseprocedere,gelegentlich<br />

können zur Differenzierung<br />

weitere elektrophysiologische<br />

Testverfahren oder Thermoregulationsmessungen<br />

herangezogen werden (Elektroakupunktur,<br />

Infrarotthermographie).<br />

Diese Verfahren haben alle hinweisenden<br />

Charakter, liefern aber aufgrund ihrer<br />

Störanfälligkeit keine harten Fakten.<br />

Kriterien, die durch die Anamnese<br />

erfasst werden:<br />

<strong>•</strong> Aktuelle Beschwerden und das Ausmaß<br />

der durch sie hervorgerufenen<br />

Beeinträchtigung der Lebensqualität,<br />

Schmerzquantifikation und Ausmaß<br />

der Funktionsbeeinträchtigung.<br />

<strong>•</strong> Darstellen einer Enstehungskaskade<br />

(ab dem Zeitpunkt der Geburt).<br />

<strong>•</strong> Ausmaß und Art vegetativer Begleiterscheinungen;<br />

<strong>•</strong> Psychosozialer Status;<br />

<strong>•</strong> Risikobeurteilung, Komedikation, Indikationsstellung.<br />

Kriterien, die bei der Inspektion und<br />

Palpation erfasst werden (Auswahl):<br />

<strong>•</strong> Beeinträchtigung von Haltung, Symmetrie,<br />

Gangbild, Krümmungsanomalien<br />

der Wirbelsäule, Residuen nach<br />

Verletzung oder iatrogenen Eingriffen.<br />

<strong>•</strong> Veränderungen der einzelnen Schichten<br />

der Körperhülle und ihre segmentale<br />

Zuordnung.<br />

<strong>•</strong> Projektionssymptome und ihre Zuordnung<br />

zu Organen und Elementen<br />

des Bewegungsapparats.<br />

<strong>•</strong> Funktionsbeeinträchtigung von Elementen<br />

des Bewegungsapparats.<br />

Kriterien, die durch Probeinjektion<br />

und Palpationskontrolle erfasst werden:<br />

<strong>•</strong> Zuordnung segmentaler Symptome<br />

zur Gesamterscheinung des aktuellen<br />

Syndroms;<br />

<strong>•</strong> Bewertung der Störfeldwirkung im<br />

Rahmen des Syndroms;<br />

<strong>•</strong> Differenzierung funktioneller Anteile<br />

an den Gesamtbeschwerden durch<br />

Aufdeckung ihrer Veränderbarkeit.<br />

Strukturierung eines Schmerzsyndroms;<br />

<strong>•</strong> Erkennen von somatischen Engrammen,<br />

die das Allgemeinbefinden, die<br />

vegetative Regulation und die psychische<br />

Stabilität beeinträchtigen und<br />

Vermeidung von Fehleinschätzung wie<br />

„psychosomatische bzw. somatoforme<br />

Beschwerden“ 3 .<br />

Ein Vorteil, den man durch das diagnostische<br />

Procedere der NT im Rahmen<br />

der Schmerzmedizin erreichen kann, ist<br />

das sofortige Erfassen von funktionellen<br />

Störungen ohne aufwändige apparative<br />

Diagnostik, sowie das Darstellen der<br />

Veränderbarkeit von Beschwerdeanteilen.<br />

Weiters können Beschwerden mit<br />

Befunden in Beziehung gebracht werden,<br />

die in segmentaler oder suprasegmentaler<br />

Beziehung zum Lokalbefund stehen.<br />

Fernstörungen durch muskuläre, arthrogene<br />

oder Faszienbeziehung können entdeckt<br />

werden. Bei einer Reihe von Störfeldern<br />

kann eine Beziehung zum Syn-


drom detektiert werden, obwohl der<br />

Übertragungsweg nicht erklärbar ist. Beziehungen<br />

zum sympathischen Nervensystem<br />

bzw. zur Extrazellulären Matrix<br />

werden diskutiert.<br />

Therapeutisch stehen segmentale Techniken<br />

wie intrakutane Quaddel, intramuskuläre<br />

Infiltration, Triggerpunktinfiltration,<br />

präperiostale Injektion, Injektion<br />

in Bänder, Sehnen und Aponeurosen, peri-und<br />

intraartikuläre Injektion sowie Injektion<br />

an Radix und Spinalganglia, Störfeldbehandlung<br />

durch Injektionen an, in<br />

oder um eine störfeldverdächtige Läsion,<br />

sowie bei speziellen Indikationen Injektionen<br />

an Strukturen des sympathischen<br />

oder parasympathischen Nervensystems<br />

(GLOA, Stellatumblockade, Injektion in<br />

den Hiatus sacralis, an den Plexus unterovaginalis<br />

etc.). Eine systemische Anwendung<br />

in Form von intravenösen/paravenösen<br />

Injektionen sowie der Infusion steht<br />

ebenfalls zur Verfügung.<br />

Die Planung des therapeutischen Vorgehens<br />

ist der schwierigste Teil: nicht vorhersagbare<br />

Faktoren wie die individuelle<br />

regulatorische Situation des Patienten,<br />

teilweise fehlende strukturelle Beziehungen<br />

zwischen Symptomatik und Fernstörung<br />

sowie diffuse Beschwerden wie Müdigkeit,<br />

Leistungsknick und vegetative<br />

Irritabilität zwingen zu einer dynamischen<br />

Vorgangsweise in jeder Dimension.<br />

Probetherapie, präzises Follow-Up und<br />

die dauernde Bereitschaft des Therapeuten<br />

zurÄnderung der Strategie an jedem<br />

Zeitpunkt der Therapie sind unbedingt<br />

erforderlich. Variablen können Fehleinschätzung<br />

durch den Therapeuten, Übersehen<br />

von Fernbeziehungen (Zeitdruck,<br />

Dissimulation, Geringfügigkeit der Läsion),<br />

Störungen des Regulationsverhaltens<br />

durch bestimmte Erkrankungen oder<br />

Medikation 4 oder generell durch individuelle<br />

Beziehungsstörungen zwischen<br />

Arzt und Patient darstellen. Auch psychosoziale<br />

Faktoren wie z.B. sekundärer<br />

Krankheitsgewinn müssen als mögliche<br />

Hindernisse kalkuliert werden.<br />

Die Durchführung der Therapie<br />

kann folgendermaßen skizziert<br />

werden<br />

Nach Erheben der Anamnese und der<br />

5-Sinnediagnostik erfolgt die Entscheidung<br />

NT ja-nein. Ist der Patient geeignet,<br />

dann kann sofort die erste Probetherapie<br />

erfolgen. Gleichzeitig wird eine Ko-Medikation<br />

verordnet und die Planung der<br />

weiteren diagnostischen Schritte und die<br />

Anweisung, welche Beobachtungen seitens<br />

des Patienten erforderlich sind, werden<br />

ausgegeben. Zu diesem Zeitpunkt<br />

besteht lediglich eine hypothetische Diagnose.<br />

Eine vorbestehende Medikation<br />

wird belassen, der Patient wird jedoch<br />

angewiesen, bei Nachlassen der Beschwerden<br />

gewisse Medikamente schrittweise<br />

zu reduzieren.<br />

Bei der Zweitkonsultation wird die<br />

Vorgangsweise an die anamnestischen<br />

und funktionellen Veränderungen angepasst,<br />

morphologische und laborchemische<br />

Resultate werden integriert. Die Medikation<br />

kann variiert werden. Die Planung<br />

der weiteren Intervalle resultiert aus<br />

dem berichteten Ansprechverhalten des<br />

Patienten und der Kontrollexamination.<br />

Nach drei bis vier Konsultationen<br />

kann definitiv entschieden werden, ob<br />

sich der Patient für die Fortführung der<br />

NT eignet (monotherapeutisch oder adjuvant).<br />

Auch zu diesem Zeitpunkt besteht<br />

nur eine hypothetische Diagnose 5 .<br />

Die effektive Diagnostik ist erst am Ende<br />

der Therapie abgeschlossen.<br />

Einschätzung der Methode<br />

NT nützt jedem Therapeuten in allen<br />

klinischen Fächern in Bezug auf Diagnostik<br />

und Therapie. Sie kann mit jeder anderen<br />

Methode ohne erwähnenswerte<br />

Interaktion kombiniert werden. Dualer<br />

oder dreifache Antikoagulation sind die<br />

einzigen praktisch relevanten Kontraindikationen,<br />

auf Patientenseite sind floride<br />

Dermatosen, seltene Allergie auf LA<br />

oder Angst vor Injektionen limitierend.<br />

NT ist eine sehr gut geeignete First-Line-Schmerztherapie.<br />

Sie kann unmittelbar<br />

nach physikalischer Examination<br />

begonnen werden, was einer Chronifizierung<br />

ebenso entgegenwirkt wie ihre<br />

antagonistische Wirkung auf allen Ebenen<br />

der peripheren Sensibilisierung.<br />

Bei länger dauernden Störungen und<br />

auch bei chronischen Schmerzpatienten<br />

können plastische Anteile am Syndrom<br />

entschlüsselt und so zumindest eine Teilentlastung<br />

des Patienten angestrebt werden.<br />

Fehleinschätzungen und fatalistische<br />

Diagnosen können in ihrer Häufigkeit<br />

reduziert werden.<br />

Nachteil der Methode ist der geringe<br />

prädiktive Aussagewert. Die Ergebnisse<br />

sind stark an die Schulung des Therapeuten<br />

gebunden. Daher wirkt sich hier ein<br />

SCHMERZMEDIZIN<br />

Wechsel von Therapeuten, wie er im Ambulanzbetrieb<br />

die Regel ist, erschwerend<br />

aus. Schäden durch NT werden selten<br />

durch methodische, sondern in der Regel<br />

durch Therapeutenfehler verursacht.<br />

Die Arzt-Patienten-Beziehung ist ein<br />

wichtiger Faktor. Der oft diskutierte Plazeboeffekt<br />

ist eine positive Nebenerscheinung<br />

und generell anzustreben!<br />

Durch die intensive Beziehung und den<br />

Körperkontakt bei der Untersuchung ist<br />

das Ausmaß der Zuwendung für den Patienten<br />

deutlicher spürbar als bei medikamentöser<br />

Schmerztherapie.<br />

Derzeit ist die Integration von NT in<br />

den klinischen Alltag zahlreichen Schwierigkeiten<br />

ausgesetzt: Vermeintlicher Zeitdruck,<br />

fehlende Kenntnisse, Fehleinschätzung<br />

bzw. unnötige Vorurteile verhindern<br />

eine flächendeckende Nutzung. Andererseits<br />

betreiben viele Kollegen täglich teilweise<br />

unbewusst NT, indem sie TLA,<br />

Narbeninfiltration, Störfeldelimination<br />

(Zahnextraktion etc.) vornehmen. Könnte<br />

man sämtliche Beobachtungen und Erkenntnisse<br />

zusammenführen, würde ein<br />

für alle Beteiligten spürbarer Nutzen entstehen.<br />

Das System könnte durch weniger<br />

Fehlzuweisungen und geringere Heilmittelkosten<br />

profitieren. Eine breitere Schulung<br />

der praktisch tätigen Therapeuten<br />

und das Hinzuziehen beratender Experten<br />

scheinen für die Realisation dieser<br />

Perspektivenempfehlenswert. Durch eine<br />

breitere Anwendung könnten auch die<br />

schon lange erwünschten klinischen Daten<br />

erhoben werden.<br />

1. Allostatische Situation = Chronische Störung der regulatorischen<br />

Systeme, die mit exzessiver Produktion bestimmter Mediatoren<br />

und inadäquater Produktion anderer Faktoren einhergeht,<br />

z.B. die chronische Steigerung inflammatorischer Zytokine<br />

und niedriger Kortisolspiegel beim Chronic Fatigue<br />

Syndrome (McEwen 2004)<br />

2. Normergie = ausgewogenes Verhältnis zwischen Ergotropie<br />

und Trophotropie sowie die Fähigkeit des Organismus, nach<br />

Beantwortung eines Reizes zeitgerecht wieder in die Ausgangsruhelage<br />

zurückzukehren.<br />

3. Die Diagnose „somatoforme Störung“ wird nicht angezweifelt.<br />

Regulationsmediziner erleben jedoch in der Praxis wiederholt<br />

Fälle, bei denen ursprünglich eine solche Diagnose gestellt<br />

wurde, und die Beschwerden sich schließlich als rein somatisch<br />

entschlüsseln ließen. Die Kenntnis funktioneller somatischer<br />

Diagnostik ist zur Diagnosefindung ebenso erforderlich<br />

wie psychologisches und psychosomatisches Wissen.<br />

4. Immunsuppressive Therapie, Chemotherapeutika, etc.<br />

5. Diagnose (griech.) = durchschauend erkennen.<br />

Dr. Kurt Gold-Szklarski<br />

Arzt für Allgemeinmedizin<br />

Erdbergstraße 126/1/1/2, A-1030 Wien<br />

Tel.: +43/1/712-23-73<br />

Fax: +43/1/712-23-73-40<br />

kurt.gold@chello.at<br />

1/2009 19


MIGRÄNE<br />

Symptomatik und Akuttherapie bei primären<br />

Kopfschmerzen<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Klaus Berek (Bild), OA Dr. Markus Mayr<br />

Primäre Kopfschmerzen gelten als eigenständige<br />

Krankheit, organisch-strukturelle<br />

Ursachen sind üblicherweise nicht<br />

fassbar. Die wichtigsten primären Kopfschmerzen<br />

sind die Migräne und der episodische<br />

bzw. chronische Kopfschmerz<br />

vom Spannungstyp. Daneben sind die<br />

sogenannten trigeminoautonomen Kopfschmerzen<br />

anzuführen, wobei zu dieser<br />

Gruppe der Clusterkopfschmerz, die episodische<br />

und chronische paroxysmale<br />

Hemicranie, das Sunct-Syndrom und die<br />

Hemicrania continua gehören. Erwähnenswert<br />

sind noch der sogenannte Hypnic<br />

Headache sowie der idiopathisch stechende<br />

Kopfschmerz.<br />

Weitere Kopfschmerzen ohne begleitende<br />

strukturelle Läsion sind Kopfschmerzen<br />

ausgelöst durch äußeren<br />

Druck, der kältebedingte Kopfschmerz,<br />

der benigne Hustenkopfschmerz, der benigne<br />

Kopfschmerz durch körperliche Anstrengung<br />

sowie der Kopfschmerz durch<br />

sexuelle Aktivität. Die primären Kopfschmerzen<br />

finden sich in der internationalen<br />

Kopfschmerzklassifikation in den<br />

Hauptgruppen 1–4.<br />

20<br />

1/2009<br />

Migräne<br />

Die Migräne ist eine chronische Erkrankung<br />

mit periodisch auftretenden<br />

Tabelle 1<br />

Akute Migräneattacke (leicht - mittelschwer)<br />

Analgetika – NSAR<br />

<strong>•</strong> ASS 1.000 mg p.o./i.v. + Metoclopramid 10 mg p.o./iv.<br />

<strong>•</strong> Ibuprofen 200–600 mg p.o.<br />

<strong>•</strong> Naproxen 500–1.000 mg p.o.<br />

<strong>•</strong> Diclofenac 50–100 mg p.o.<br />

<strong>•</strong> Paracetamol 1.000 mg p.o./i.v.<br />

<strong>•</strong> ASS + Paracetamol + Koffein (Thomapyrin)<br />

Kopfschmerzen, typischerweise mit autonomen<br />

Begleitsymptomen einhergehend.<br />

Ein Teil der Patienten leidet kurz<br />

vor Auftreten der Kopfschmerzen unter<br />

einer meist visuellen Aura. Von einem<br />

Status migränosus spricht man bei täglich<br />

auftretenden Migräneattacken.<br />

Die Prävalenz der Migräne liegt zwischen<br />

17% und 18% bei Frauen und 6%<br />

bei Männern, der Erkrankungsbeginn<br />

liegt meistens zwischen Pubertät und<br />

20. Lebensjahr, 90% der Patienten erleben<br />

ihre erste Migräneattacke vor dem<br />

40. Lebensjahr. Prinzipiell unterscheidet<br />

man zwischen der Migräne ohne Aura<br />

(80%) und der Migräne mit Aura (ca.<br />

15–20%), wobei hier in erster Linie die<br />

sogenannte ophtalmoplegische und die<br />

retinale Migräne zu erwähnen sind.<br />

Hypothesen zur Pathophysiologie<br />

der Migräne<br />

Zur Erklärung der Pathophysiologie<br />

der Migräne stehen verschiedene Hypothesen<br />

zur Verfügung, wobei am ehesten<br />

von einer Kombination der angeführten<br />

Entstehungsmöglichkeiten auszugehen<br />

sein dürfte. Die vaskuläre Hypothese<br />

macht die primäre intrakranielle Vasokonstriktion<br />

für die Aura und die darauf<br />

folgende extrakranielle Vasodilatation<br />

für den Kopfschmerz<br />

verantwortlich. Die<br />

neurogene Hypothese<br />

beschreibt eine initiale<br />

kortikale Übererregbarkeit,<br />

die zu einer<br />

sich ausdehnenden<br />

Hemmung der kortikalen<br />

Funktion im<br />

Sinne einer „Sprea-<br />

ding Depression“ führt. Der trigeminovaskuläre<br />

Reflex geht von einer neurogenen<br />

Entzündung im Versorgungsgebiet<br />

des N. trigeminus aus, im Rahmen<br />

derer vasoaktive Substanzen freigesetzt<br />

werden, welche die nozezetiven trigeminalen<br />

Afferenzen reizen. Schließlich<br />

spielt heute die Serotoninrezeptortheorie<br />

eine zunehmende Rolle. Durch die<br />

Wirkung der Serotoninagonisten an den<br />

Serotoninrezeptoren vom 5-HT1D-Subtyp<br />

entsteht ein entzündungshemmender<br />

Effekt durch die Blockade der Freisetzung<br />

von Substanz P an den sogenannten<br />

C-Fasern. Dadurch kommt es<br />

zum Auftreten zentral inhibierender Effekte<br />

auf die Transmission trigeminaler<br />

nozizeptiver Reize und in weiterer Folge<br />

zu einer Hemmung der peripheren und<br />

zentralen Trigeminusaktivität. Des Weiteren<br />

bewirken Serotoninagonisten eine<br />

Vasokonstriktion im Versorgungsbereich<br />

der A. carotis.<br />

Migränegenetik<br />

In vielen Familien zieht sich die Migräne<br />

wie ein roter Faden durch die Generationen,<br />

sodass eine genetische Disposition<br />

immer vermutet worden ist. Dafür<br />

sprechen eine Vielzahl von Zwillingsstudien<br />

sowie Studien in Zusammenhang<br />

mit der familiär hemiplegischen Migräne.<br />

Die vielen genetischen Studien konnten<br />

bisher jedoch keinen eindeutigen genetischen<br />

Defekt als Ursache der Migräne ermitteln.<br />

Es ist davon auszugehen, dass<br />

Migräne nicht als Folge eines genetischen<br />

Defektes entsteht, sondern dass<br />

mehrere Gene involviert sind, die je nach<br />

individuellem Muster auch die individuelle<br />

phänotypische Ausprägung determinieren.<br />

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26


MIGRÄNE<br />

Tabelle 2<br />

Akute Migräneattacke (mittelschwer – schwer): Triptane<br />

<strong>•</strong> Sumatriptan (Imigran) 50–100 mg p.o., 25 mg Supp.<br />

10–20 mg Nasenspray, 6 mg s.c.<br />

<strong>•</strong> Zolmitriptan (Zomig) 2,5–5 mg p.o., 2,5–5 mg Schmelztablette<br />

5 mg Nasenspray<br />

<strong>•</strong> Naratriptan (Naramig) 2,5 mg p.o.<br />

<strong>•</strong> Rizatriptan (Maxalt) 10 mg p.o./Schmelztablette<br />

<strong>•</strong> Almotriptan (Almogran) 12,5 mg p.o.<br />

<strong>•</strong> Eletriptan (Relpax) 20 od. 40 mg p.o.<br />

<strong>•</strong> Frovatriptan (Eumitan) 2,5 mg p.o.<br />

22<br />

Migräneklassifikation<br />

Die klinischen Aspekte der Migräne<br />

sind durch die Kriterien der IHS seit vielen<br />

Jahren klar definiert. Danach ist die<br />

Migräne eine chronische Erkrankung<br />

mit episodischer Manifestation.<br />

Migräne ohne Aura<br />

Bei der Migräne ohne Aura kommt es<br />

zu attackenartig auftretenden Kopfschmerzen<br />

mit einer Dauer von 4–72<br />

Stunden, wobei sich der Schmerz bei<br />

2/3 der Patienten einseitig manifestiert.<br />

Grundsätzlich können die Schmerzen<br />

aber auch beidseitig auftreten oder die<br />

Seite wechseln. Der Schmerzcharakter<br />

ist pulsierend von mittlerer bis starker<br />

Intensität und wird durch körperliche<br />

Aktivität weiter verstärkt. Typische autonome<br />

Begleiterscheinungen sind Übelkeit,<br />

Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit.<br />

Als typisches Verhaltensmuster<br />

versucht der Patient alle<br />

Reizfaktoren von sich fern zu halten,<br />

sich in einen dunklen Raum zurückzuziehen<br />

und nach Möglichkeit zu schlafen.<br />

Zur Diagnose einer Migräne sind<br />

mindestens fünf Attacken der beschriebenen<br />

Art notwendig.<br />

1/2009<br />

Migräne mit Aura<br />

Etwa 10–15% aller Patienten haben<br />

neben den Schmerzen und autonomen<br />

Begleiterscheinungen noch weitere Symptome,<br />

die insbesondere vor der eigentlichen<br />

Schmerzphase auftreten. Bei der<br />

Migräne mit Aura kommt es ferner zu<br />

neurologischen Reiz- und Ausfallserscheinungen,<br />

die sich unterschiedlichen kortikalen<br />

Arealen (Sehstörungen, Skotome,<br />

Fortifikationen, Hemianopsie, Dysästhesien,<br />

Parästhesien, Paresen und neuropsychologische<br />

Defizite) oder auch dem<br />

Hirnstamm zuordnen lassen (Paraparesen,<br />

Schwindel mit Nystagmus, Ataxie,<br />

Doppelbilder). Diese Symptome entstehen<br />

innerhalb eines kurzen Zeitraums<br />

von 5–20 Minuten und<br />

sistieren in den meisten<br />

Fällen wieder vollständig<br />

innerhalb von<br />

60 Minuten. Parallel<br />

oder innerhalb von 60<br />

Minuten nach dem Sistieren<br />

der Aura setzen<br />

dann die typischen<br />

Kopfschmerzen sowie<br />

die autonomen Begleitsymptome<br />

ein.Die<br />

mit Abstand häufig-<br />

sten Störungen sind visuelle Phänomene.<br />

In seltenen Fällen kann die Aurasymptomatik<br />

isoliert, d.h. ohne Kopfschmerzen,<br />

auftreten, was insbesondere bei jüngeren<br />

Patienten beobachtet wird.<br />

Komplizierte Migräne<br />

Sofern neurologische Herdsymptome,<br />

die im Rahmen einer Migräneattacke auftreten,<br />

für mehr als sieben Tage persistieren<br />

oder eine ischämische Läsion in einer<br />

CCT- oder MRT-Untersuchung nachgewiesen<br />

werden kann, liegt eine komplizierte<br />

Migräne vor, wenn andere Ursachen<br />

einer Ischämie ausgeschlossen sind.<br />

Kindliche Migräne<br />

Bei Kindern liegt die Migräneprävalenz<br />

zwischen 2% und 5%, wobei beide<br />

Geschlechter im gleichen Ausmaß betroffen<br />

sind. Bei gut der Hälfte aller Kinder<br />

sistieren die Migräneattacken in der<br />

Pubertät. Anders als bei Erwachsenen<br />

zeichnet sich die kindliche Migräne durch<br />

eine kürzere Attackendauer und eine<br />

meist holokranielle Schmerzausprägung<br />

aus. Autonome Begleiterscheinungen,<br />

insbesondere abdominale Schmerzen und<br />

Erbrechen sind sehr stark ausgeprägt und<br />

klinisch im Vordergrund stehend. Bereits<br />

kurze Schlafphasen können die Symptomatik<br />

deutlich reduzieren.Als Unterformen<br />

treten bei Kindern auch Fälle mit<br />

isolierten Auren ohne Kopfschmerzen,<br />

periodischem Erbrechen und paroxysmalem<br />

Schwindel auf. Triptane sind im<br />

frühen Kindesalter fast unwirksam, mit<br />

einer vollständigen Wirksamkeit kann<br />

erst nach etwa dem 12.Lebensjahr sicher<br />

gerechnet werden.<br />

Migräne und Umwelteinflüsse<br />

Biologische Faktoren und Umwelteinflüsse<br />

wie hormonelle Schwankungen,<br />

Änderungen des Schlaf/Wachrhythmus,<br />

Flackerlicht, Lärm, Aufenthalt in großer<br />

Höhe oder Kälte, Erwartungsangst,<br />

Stress und Entlastungsreaktion,Konsum<br />

von Rotwein, Käse und Schokolade,<br />

Schwankungen des Koffeinspiegels und<br />

Wettereinflüsse können bei entsprechender<br />

Reaktionsbereitschaft Migräneattacken<br />

auslösen.<br />

Therapie der akuten Migräneattacke<br />

Bei einem leichten Migräneanfall genügt<br />

es üblicherweise,unspezifische Analgetika<br />

wie z.B. Aspirin kombiniert mit<br />

Antiemetika zu verabreichen. Wird eine<br />

mittelschwere bis schwere Migräneattakke<br />

zuhause behandelt, empfiehlt sich der<br />

Einsatz von Triptanen, ist eine Behandlung<br />

im Krankenhaus erforderlich, kann<br />

Aspisol i.v. verabreicht werden, daneben<br />

auch Triptane, Antiemetika und Sedativa.<br />

Die früher häufig verwendeten Ergotamine<br />

stellen heute nicht mehr das Mittel<br />

der ersten Wahl dar.<br />

Im Status migränosus kann die Therapie<br />

durch Dexamethason, Phenobarbital<br />

oder Magnesiumsulfat ergänzt werden.<br />

Eine Auflistung der wichtigsten Migränetherapeutika<br />

finden Sie in Tabelle 1 und 2.<br />

Spannungskopfschmerzen<br />

Entsprechend der internationalen<br />

Kopfschmerzklassifikation unterscheiden<br />

wir beim Spannungskopfschmerz<br />

den episodischen und den chronischen<br />

Spannungskopfschmerz.Im Vergleich zur<br />

Migräne stehen beim Spannungskopfschmerz<br />

vegetative Symptome ganz im<br />

Hintergrund, der Kopfschmerz ist in der<br />

Regel beidseitig lokalisiert.<br />

Von einem episodischen Spannungskopfschmerz<br />

spricht man dann, wenn<br />

mindestens zehn und maximal 180 Kopfschmerzattacken<br />

pro Jahr auftreten. Dabei<br />

variiert die Kopfschmerzdauer zwischen<br />

30 Minuten und sieben Tagen und<br />

die Kopfschmerzattacken umfassen mindestens<br />

zwei der folgenden Charakteristika:<br />

<strong>•</strong> bilateraler Kopfschmerz,<br />

<strong>•</strong> drückend-ziehende, nichtpulsierende<br />

Schmerzqualität,<br />

<strong>•</strong> leichte bis mittelschwere Schmerzintensität,<br />

<strong>•</strong> keine Zunahme bei Aktivität,<br />

<strong>•</strong> Phono- und Photophobie fehlen weitgehend.<br />

Die Symptomatik des chronischen<br />

Spannungskopfschmerzes entspricht dem<br />

episodischen Spannungskopfschmerz, ist<br />

aber an mindestens 15 Tagen pro Monat


Episodischer Sp-KS<br />

<strong>•</strong> Analgetika<br />

- ASS<br />

- Paracetamol<br />

- Ibuprofen<br />

- Naproxen<br />

- ASS/Paracetamol, Coffein<br />

<strong>•</strong> Pfefferminzöl lokal<br />

Spannungskopfschmerz-Therapie<br />

oder über mehr als sechs Monate pro<br />

Jahr vorhanden.Vom chronischen Spannungskopfschmerz<br />

sind in erster Linie<br />

symptomatische Ursachen, wie die arterielleHypertonie,Medikamentennebenwirkungen,analgetikainduzierterDauerkopfschmerz,<br />

akuter posttraumatischer<br />

Kopfschmerz, langsam wachsende Tumoren,<br />

das chronische Subduralhämatom,<br />

Sinus- und Hirnvenenthrombosen,<br />

Liquorabflussstörungen, Pseudotumor<br />

cerebri, spontaner Liquorunterdruck,Arteritiis<br />

temporalis, oromandibuläre Dysfunktion<br />

und kraniokervikale Anomalien<br />

abzugrenzen.<br />

Der Spannungskopfschmerz tritt mit<br />

einer Lebenszeitprävalenz von 30–60%<br />

auf, als Auslöser kommen Stresssituationen,<br />

fieberhafte Infekte, Menstruation<br />

und muskuläre Fehlbelastungen in Frage.<br />

Häufig ist der Spannungskopfschmerz mit<br />

Angsterkrankungen, depressiven Symptomen,<br />

Schlafstörungen, muskuloskelettalen<br />

Schmerzen und Medikamentenfehlgebrauch<br />

assoziiert. Pathophysiologisch<br />

ist eine multifaktorielle Genese anzunehmen,<br />

wobei sowohl muskuläre, biochemische<br />

und vaskuläre Faktoren sowie eine<br />

niedrige zentrale Schmerzschwelle bei erhöhter<br />

Sensitivität der peripheren Nozizeption<br />

eine Rolle spielen dürfen.<br />

Therapieempfehlungen für den episodischen<br />

und chronischen Spannungskopfschmerz<br />

sind der Tabelle 3 zu entnehmen.<br />

Clusterkopfschmerz-Therapie<br />

Clusterkopfschmerz<br />

Attackenkupierung<br />

<strong>•</strong> Sauerstofinhalation über<br />

Gesichtsmaske (7 l/min)<br />

<strong>•</strong> Sumatriptan (Imigran) sc.<br />

<strong>•</strong> Zolmitriptan Nasenspray (5 mg)<br />

<strong>•</strong> Lidocain intranasal<br />

<strong>•</strong> DHE i.m./i.v.<br />

Tabelle 3<br />

Chronischer Sp-KS<br />

<strong>•</strong> Nicht medikamentös<br />

- Physio-Manualtherapie<br />

- Entspannungsübungen<br />

- Akupunktur<br />

- Biofeedback<br />

<strong>•</strong> Medikamentös<br />

- Amitryptilin 10–75 mg/ml<br />

- lokale Infiltrationen<br />

- Botulinumtoxin<br />

Clusterkopfschmerz<br />

Prophylaxe<br />

<strong>•</strong> Verapamil<br />

<strong>•</strong> (Lithium)<br />

<strong>•</strong> Akupunktur<br />

<strong>•</strong> Valproinsäure<br />

<strong>•</strong> Methylprednisolon<br />

<strong>•</strong> Topiramat<br />

Trigeminoautonome<br />

Kopfschmerzen<br />

Trigeminoautonome Kopfschmerzen<br />

sind durch kurz<br />

dauernde Schmerzattacken<br />

und fakultativ vorhandene<br />

autonome Begleitsymptome<br />

(ipsilateral) wie Lakrimation,<br />

konjunktivale Injektion, Rhinorrhoe,<br />

nasale Kongestion<br />

und Lidschwellung charakterisiert.<br />

Pathogenetisch ist eine<br />

Überaktivierung des parasympatischen<br />

Systems anzunehmen.<br />

Clusterkopfschmerz<br />

Der Clusterkopfschmerz, der bei Männern<br />

sechsmal so häufig ist wie bei Frauen,<br />

tritt mit einer Prävalenz von 3 auf<br />

1.000 bzw. einer Inzidenz von 10 auf<br />

100.000 auf. Üblicherweise beginnt der<br />

Clusterkopfschmerz zwischen dem 20.<br />

und 40. Lebensjahr, wobei eine familiäre<br />

Häufung beobachtet wird. Die Clusterdauer<br />

liegt zwischen sieben Tagen und<br />

einem Jahr mit unterschiedlich langen<br />

freien Intervallen, die Dauer einer Clusterschmerzepisode<br />

wird mit 15–180 Minuten<br />

angegeben. Die Attackenfrequenz<br />

pro Tag variiert stark. Die Pathophysiologie<br />

des Clusterkopfschmerzes ist unbekannt,<br />

als Auslöser werden Alkohol,<br />

Flackerlicht, Anstrengung sowie Nitroglycerin<br />

beobachtet. Üblicherweise beginnt<br />

der Clusterkopfschmerz ohne Prodromalerscheinungen<br />

und erreicht das<br />

Schmerzmaximum innerhalb weniger Minuten.<br />

Er ist streng halbseitig lokalisiert,<br />

die Seite ist konstant, der Schmerz ist orbital<br />

und frontal lokalisiert und hat eine<br />

unerträglich bohrende Qualität. Dies<br />

führt zu einem ruhelosen Verhalten des<br />

betroffenen Patienten, der üblicherweise<br />

rastlos auf und ab geht. Als Begleitsymptome<br />

können ein Hornersyndrom, Rhinorrhoe,<br />

Lakrimation, konjunktivale Injektion,<br />

einseitiges Gesichtsschwitzen,<br />

aber nur selten Übelkeit auftreten. Die<br />

therapeutischen Möglichkeiten sind der<br />

Tabelle 4 zu entnehmen.<br />

Tabelle 4<br />

Idiopathisch stechender<br />

Kopfschmerz<br />

Der idiopathisch stechende<br />

Kopfschmerz wird bei ca.<br />

2% der Patienten mit<br />

präexistenter Migräne, Spannungskopfschmerz<br />

und Clusterkopfschmerz<br />

beobachtet,<br />

wobei eine ausgeglichene<br />

MIGRÄNE<br />

Geschlechts- und Altersverteilung vorliegt.<br />

Der idiopathisch stechende Kopfschmerz<br />

ist charakterisiert durch paroxysmale,<br />

nur Sekundenbruchteile anhaltende<br />

Schmerzepisoden, die einzeln oder<br />

in Serien auftreten und nur ein umschriebenes<br />

Areal, üblicherweise den 1.<br />

Trigeminusast, betreffen. Der Schmerzcharakter<br />

ist stechend. Die Häufigkeit<br />

der Schmerzepisoden variiert zwischen<br />

einmal pro Jahr bis hundertmal pro Tag,<br />

eine organisch fassbare Grunderkrankung<br />

ist nicht fassbar, autonome Symptome<br />

fehlen. Ätiologisch nimmt man paroxysmale<br />

neuronale Entladungen an, eine<br />

Behandlungsbedürftigkeit ist üblicherweise<br />

nicht gegeben. Bei sehr hoher Frequenz<br />

und hohem Leidensdruck empfiehlt<br />

sich ein Therapieversuch mit Indocid.<br />

Zusammenfassung<br />

Primäre Kopfschmerzen machen ca.<br />

90% aller Kopfschmerzen aus. Primäre<br />

Kopfschmerzen können die Lebensqualität<br />

stark beeinflussen und den Patienten<br />

beunruhigen.<br />

Eine richtige Zuordnung zu den verschiedenen<br />

Gruppen der IHS-Skala ist<br />

sinnvoll und von praktischer Relevanz,<br />

damit eine gezielte Therapie eingeleitet<br />

werden kann.<br />

Auch Patienten mit jahrelangen primären<br />

Kopfschmerzen können zusätzlich<br />

eine andere Erkrankung entwickeln<br />

die sich mit einem symptomatischen sekundären<br />

Kopfschmerz manifestiert.<br />

Literatur<br />

1. Diener HC: Kopfschmerzen. Georg Thieme Verlag, 2003<br />

2. International Headache Society: The International Classification<br />

of Headache Disorders, 2nd edition. Cephalgia 2004; 24<br />

(suppl 1): 1- 160.<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Klaus Berek,<br />

Dr. Markus Mayr<br />

Abteilung für Neurologie<br />

Endach 27, A-6330 Kufstein<br />

Tel.: +43/05372/6966-4405,<br />

+43/5372/69 66-34 05, Fax-Dw: -19 40<br />

klaus.berek@bkh-kufstein.at<br />

1/2009 23


FORUM MEDICUM<br />

Neue Spezialmatrix für Fentanylpflaster<br />

Mit Matrifen ® erweitert Grünenthal<br />

ab 1. Oktober 2009 sein Produktportfolio<br />

um ein transdermales Matrixpflaster<br />

zur Behandlung von mittelstarken bis<br />

starken chronischen Schmerzen. Das<br />

Schmerzpflaster enthält den Wirkstoff<br />

Fentanyl und zeichnet sich durch eine innovative<br />

Matrixtechnologie sowie durch<br />

eine neuartige Silikon-Klebeschicht aus.<br />

Matrifen ® steht in fünf Wirkstärken von<br />

12, 25, 50, 75, 100 µg pro Stunde zur Verfügung.<br />

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Golden Club<br />

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Wer für ein<br />

Jahres-Abo € 39,–.<br />

investiert, wird mit<br />

„Goodies“ nahezu<br />

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Siehe<br />

www.dinersclub.at<br />

1/2009<br />

und<br />

gratis für die<br />

Dauer des Abos<br />

Nähere Informationen auf<br />

Seite 26 und www.mediziner.at<br />

Spezialmatrix als Besonderheit<br />

Im Unterschied zu den anderen opioidhaltigen,<br />

transdermalen Pflastern enthält<br />

Matrifen ® den Wirkstoff Fentanyl in<br />

Dipropylen-Glykoltröpfchen; eingebettet<br />

in einer innovativen Silikonmatrix.<br />

Eine speziell entwickelte Diffusions-<br />

Kontrollmembran reguliert die Diffusionsgeschwindigkeit<br />

des Wirkstoffs in<br />

die Haut. Durch die spezielle Novo-Matrix-Technologie<br />

wird eine optimale<br />

Wirkstoffnutzung und konstante Wirkstoffabgabe<br />

über 72 Stunden sichergestellt.<br />

Klinische Wirksamkeit<br />

Studien belegen, dass Matrifen ® einer<br />

Behandlung mit oralem Opioid 1 oder<br />

Durogesic gleichwertig bzw. nicht unterlegen<br />

ist. Das Sicherheitsprofil und das<br />

Lebensqualitätsergebnis entsprechen<br />

jenem von Durogesic und den oralen<br />

Opioiden. 1 Die Bioäquivalenz von Matrifen<br />

® und Durogesic konnte in Studien<br />

nachgewiesen werden. 2<br />

Anwendungssicherheit<br />

für den Patienten<br />

Jede Pflasterstärke weist einen unterschiedlichen<br />

Farbcode auf. Des weiteren<br />

sind die Primärverpackung und das Pflaster<br />

beschriftbar. Dies erhöht die Erkennbarkeit<br />

für den Patienten und senkt<br />

die Verwechslungsgefahr zwischen den<br />

Pflasterstärken. 3<br />

Über Grünenthal<br />

Grünenthal ist Experte für Arzneimittel<br />

in Schmerztherapie und Gynäkologie<br />

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FB<br />

Literatur<br />

1. Kress HG, Von der Laage D, Hoerauf KH, et al. A randomised,<br />

open, parallel-group, multi-center trial to investigate analgesic<br />

efficacy and safety of a transdermal fentanyl patch compared to<br />

standard opioid treatment in cancer pain, Journal of Pain and<br />

Symptom Management 2008; 36 (3): 268-279<br />

2. Marier JF, Lor M, Morin J, et al. Comparative bioequivalence<br />

study between a novel matrix transdermal delivery system of<br />

fentanyl and a commercially available reservoir formulation. Br<br />

Clin Pharmacol. 2007; 63(1):121-4<br />

3. Austria Codex Matrifen 12 µg/h Fentanyl, Stand Oktober<br />

2009<br />

Weitere Informationen unter:<br />

Claudia Tuhy<br />

Tel.: +43/2236/379 550 - 23;<br />

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1/2009 25


26<br />

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Bezeichnung des Arzneimittels: Adamon long retard 150 mg-Filmtabletten, Adamon long retard 300 mg-Filmtabletten. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Je<br />

eine Filmtablette enthält 150 mg bzw. 300 mg Tramadolhydrochlorid, als Hilfsstoffe hydriertes Pflanzenöl, Talk, Magnesiumstearat, Lactose-Monohydrat, Hypromellose (E464), Titandioxid (E171), Macrogol<br />

4000. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung mittelstarker bis starker Schmerzen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Tramadol oder einen der sonstigen Bestandteile von Adamon long retard.<br />

Akute Intoxikation mit Alkohol, Schlafmittel, zentral wirksamen Analgetika, Opioiden oder psychotropen Stoffen. Tramadol sollte nicht an PatientInnen verabreicht werden, die MAO-Hemmer erhalten oder<br />

innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben. Tramadol darf nicht zur Opioid-Entzugsbehandlung eingesetzt werden. Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, andere Opioide (ATC Code: N02A<br />

X02). Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Meda Pharma GmbH, Guglgass 15, 1110 Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe auf Rezept,<br />

wiederholte Abgabe verboten, apothekenpflichtig. Adamon 50 mg – Schmelztabletten: Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 50 mg Tramadolhydrochlorid, als sonstige<br />

Bestandteile Ethylcellulose, Copovidon, Siliciumdioxid, Mannitol (E421), Crospovidon, Aspartam (E951), Pfefferminz-Rootbeer-Geschmack, Magnesiumstearat. Anwendungsgebiete: Behandlung mäßiger bis<br />

starker Schmerzen. Gegenanzeigen: Adamon 50 mg - Schmelztabletten dürfen nicht an Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile verabreicht<br />

werden. Das Produkt darf nicht an Patienten verabreicht werden, die eine akute Vergiftung oder Überdosierung durch Alkohol, Schlafmittel, zentral wirksame Analgetika, Opioide oder Psychopharmaka haben.<br />

Wie bei anderen Opioid-Analgetika darf es nicht an Patienten verabreicht werden, die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage abgesetzt haben. Es darf nicht gleichzeitig mit Nalbuphin,<br />

Buprenorphin, oder Pentazocin verabreicht werden. Kontraindiziert bei Patienten, die unter unkontrollierter Epilepsie leiden. Wenn eine Langzeittherapie notwendig ist, darf Tramadol in der Stillzeit nicht angewendet<br />

werden. Adamon 50 mg - Schmelztabletten sind für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet. Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, andere Opioide, ATC Code: N02AX02. Pharmazeutischer<br />

Unternehmer: Meda Pharma GmbH, Guglgasse 15, 1110 Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe auf Rezept, wiederholte Abgabe verboten, apothekenpflichtig.<br />

Angaben über Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der<br />

veröffentlichten Fachinformation. www.meda.at<br />

Durogesic 12 μg/h-Depotpflaster, Durogesic 25 μg/h-Depotpflaster, Durogesic 50 μg/h-Depotpflaster, Durogesic 75 μg/h-Depotpflaster,Durogesic 100 μg/h-Depotpflaster. Qualitative und quantitative Zusammensetzung:<br />

Durogesic 12 μg/h: 1 Transdermales Pflaster mit 5,25 cm 2 Wirkfläche enthält 2,1 mg Fentanyl (entsprechend 12,5 μg/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 25 μg/h: 1 Transdermales Pflaster mit 10,5 cm 2 Wirkfläche<br />

enthält 4,2mg Fentanyl (entsprechend 25 μg/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 50 μg/h: 1 Transdermales Pflaster mit 21 cm 2 Wirkfläche enthält 8,4mg Fentanyl (entsprechend 50 μg/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 75 μg/h: 1<br />

Transdermales Pflaster mit 31,5 cm 2 Wirkfläche enthält 12,6 mg Fentanyl (entsprechend 75 μg/h Wirkstoff-Freisetzung). Durogesic 100 μg/h: 1 Transdermales Pflaster mit 42 cm 2 Wirkfläche enthält 16,8 mg Fentanyl (entsprechend 100<br />

μg/h Wirkstoff-Freisetzung). Sonstige Bestandteile: Trägerschicht: Polyethylenterephthalat/Ethylvinylacetat-Folie, Orange (Durogesic 12 μg/h)/Rote (Durogesic 25 μg/h)/Grüne (Durogesic 50 μg/h)/Blaue (Durogesic 75<br />

μg/h)/Graue (Durogesic 100 μg/h) Drucktinte. Wirkstoffhaltige Schicht: Adhäsives Polyacrylat. Schutzfolie: Polyesterfolie, silikonisiert. Anwendungsgebiet: Durogesic 12 μg/h: Chronische Schmerzen, die nur mit Opiatanalgetika<br />

ausreichend behandelt werden können und einer längeren, kontinuierlichen Behandlung bedürfen bei Patienten ab 2 Jahren. Durogesic 25-100 μg/h: Chronische Schmerzen, die nur mit Opiatanalgetika ausreichend behandelt werden<br />

können und einer längeren, kontinuierlichen Behandlung bedürfen. Hinweis: In den durchgeführten Studien war eine Zusatzmedikation mit schnellfreisetzenden morphinhaltigen Arzneimitteln bei fast allen Patienten zur Kupierung<br />

von Schmerzspitzen erforderlich. Gegenanzeigen: Durogesic darf nicht angewendet werden: Bei kurzfristigen Schmerzzuständen, zB: nach operativen Eingriffen. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Fentanyl, gegen<br />

andere Opiate oder gegen sonstige Bestandteile des Pflasters. Bei gleichzeitiger Anwendung von Monoaminooxidase (MAO) - Hemmern oder innerhalb von 14 Tagen nach Beendigung einer Therapie mit MAO - Hemmern. Bei schwer<br />

beeinträchtigter ZNS-Funktion. Weitere Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und zu Gewöhnungseffekten<br />

und Abhängigkeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: SG, apothekenpflichtig. ATC Code: N02AB03. Zulassungsinhaber: Janssen-Cilag Pharma, 1232 Wien. Stand: 19.10.2007<br />

Matrifen 12 µg/h - transdermales Pflaster: Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Matrifen 12 µg/h - transdermales Pflaster enthält 1,38 mg Fentanyl in einem Pflaster mit 4,2 cm 2 und setzt 12,5 Mikrogramm Fentanyl<br />

pro Stunde frei. Sonstiger Bestandteil: 6,2 mg Dipropylenglycol. Matrifen 25 µg/h - transdermales Pflaster: Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Matrifen 25 µg/h - transdermales Pflaster enthält 2,75 mg Fentanyl in<br />

einem Pflaster mit 8,4 cm 2 und setzt 25 Mikrogramm Fentanyl pro Stunde frei. Sonstiger Bestandteil: 12,3 mg Dipropylenglycol. Matrifen 50 µg/h - transdermales Pflaster: Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Matrifen<br />

50 µg/h - transdermales Pflaster enthält 5,50 mg Fentanyl in einem Pflaster mit 16,8 cm 2 und setzt 50 Mikrogramm Fentanyl pro Stunde frei. Sonstiger Bestandteil: 24,6 mg Dipropylenglycol. Matrifen 75 µg/h - transdermales Pflaster:<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Matrifen 75 µg/h - transdermales Pflaster enthält 8,25 mg Fentanyl in einem Pflaster mit 25,2 cm 2 und setzt 75 Mikrogramm Fentanyl pro Stunde frei. Sonstiger Bestandteil: 37,0<br />

mg Dipropylenglycol. Matrifen 100 µg/h - transdermales Pflaster: Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Matrifen 100 µg/h - transdermales Pflaster enthält 11,0 mg Fentanyl in einem Pflaster mit 33,6 cm 2 und setzt 100<br />

Mikrogramm Fentanyl pro Stunde frei. Sonstiger Bestandteil: 49,3 mg Dipropylenglycol. Weitere sonstige Bestandteile: Hydroxypropylcellulose, Dimeticon, Siliconadhäsiva (Amin-resistent), Freisetzungsmembran: Ethylen-Vinylacetat<br />

(EVA), Film auf der Rückseite: Polyethylenterephthalatfilm (PET), Entfernbarer Schutzfilm: Fluorpolymerbedeckter Polyesterfilm Anwendungsgebiete: Das Arzneimittel ist indiziert bei schweren chronischen Schmerzen, die nur mit Opioid-<br />

Analgetika ausreichend behandelt werden können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems. Gleichzeitige Anwendung<br />

von MAO-Hemmern oder Anwendung innerhalb von 14 Tagen nach Absetzen von MAO-Hemmern. Die Applikation während der Geburt ist wegen möglicher Atemdepression beim Föten/Neugeborenen kontraindiziert. Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Analgetika, Opioide. ATC-Code: N02AB03. Inhaber der Zulassung: Nycomed Austria GmbH, Linz. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig. Informationen<br />

zu Besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten<br />

sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. [0409]<br />

Noax uno ® 100 mg / 200mg Retardtabletten, Packungsgrössen: 10 und 30 Stück. Zusammensetzung: 1 Retardtablette enthält 100 mg bzw. 200 mg Tramadol Hydrochlorid. Anwendungsgebiete: Behandlung von mittelstarken bis<br />

starken Schmerzen. Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Tramadol oder einen der sonstigen Bestandteile. Akuter Vergiftung oder Überdosierung mit zentral wirkenden Beruhigungsmitteln (Alkohol, Schlafmittel, andere<br />

opioide Analgetika, usw.). Patienten, die gleichzeitig mit MAO Hemmern behandelt werden oder mit MAO Hemmern während der letzten 2 Wochen behandelt wurden. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Linezolid. Bei schwerer Leberinsuffizienz<br />

oder schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin Clearance < 10 ml/min). Bei Epilepsie, die nicht ausreichend durch eine Behandlung kontrolliert wird. Tramadol darf nicht verabreicht werden während der Stillzeit, wenn eine länger dauernder<br />

Behandlung, zum Beispiel mehr als 2 bis 3 Tage erforderlich ist. Hilfsstoffe: Poly(vinylacetat); Povidon; Natriumdodecylsulfat, Siliciumdioxid (Kollidon SR), Xanthangummi, Pflanzenöle hydriert (Baumwollsamenöl), Magnesiumstearat,<br />

Siliciumdioxid, Hydroxypropyldistärkephosphat (E 1442) (Contramid). Zulassungsinhaber: CSC Pharmaceuticals Handels GmbH, Heiligenstädter Straße 395b, 1190 Wien. SG, Abgabe auf Rezept, NR, apothekenpflichtig, ATC-Code:<br />

N02AX. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gewöhnungseffekten und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

OxyContin ® retard 5, 10, 20, 40, 80 mg-Filmtabletten. Packungsgrößen: 10 und 30 Filmtabletten. Zusammensetzung: Je 1 Filmtablette enthält 5 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 4,5 mg Oxycodon, bzw. 10 mg Oxycodonhydrochlorid<br />

entsprechend 9 mg Oxycodon, bzw. 20 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 18 mg Oxycodon, bzw. 40 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 36 mg Oxycodon, bzw. 80 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 72 mg Oxycodon.<br />

Hilfsstoffe: Lactose, Povidon, Ammoniummethylacrylat Polymere Dispersion, Sorbinsäure, Triacetin, Stearylalkohol, Talkum, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose (E464), Titandioxid (E171), Macrogol sowie 5 mg: Brilliantblau<br />

(E133); 10 mg: Hydroxypropylcellulose; 20 mg: Polysorbat, Eisenoxid rot (E172); 40 mg: Polysorbat, Eisenoxid gelb (E172); 80 mg: Hydroxypropylcellullose, Eisenoxid gelb (E172), Indigokarmin Lack (E132).Anwendungsgebiete:<br />

Behandlung von starken Schmerzen. Gegenanzeigen: Atemdepression, Kopfverletzung, paralytischer Ileus, akutes Abdomen, verzögerte Magenentleerung, schwere obstruktive Atemwegserkrankung, schweres Bronchialasthma, Hyperkapnie,<br />

bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Oxycodon, Morphin oder anderen Opioiden, akute Lebererkrankung, gleichzeitige Therapie mit Monoaminoxidase-Hemmern oder innerhalb von 2 Wochen nach deren Absetzen. Die Sicherheit<br />

von OxyContin ® bei präoperativer Verabreichung oder Verabreichung innerhalb der ersten 24 Stunden postoperativ wurde nicht geprüft und daher kann die Gabe auch nicht empfohlen werden. Pharmazeutischer Unternehmer:<br />

Mundipharma Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: OxyContin ® retard 5 mg – August 2005, OxyContin ® retard 10 mg, 20 mg, 40 mg, 80 mg - April 2005. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: SG, Abgabe nur auf Suchtgiftrezept,<br />

apothekenpflichtig. ATC-Code: N02AA05. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, Schwangerschaft und Stillzeit und zu den Nebenwirkungen<br />

entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen.<br />

1) Jarde O et al. Clin Drug Invest 1997; 14(6): 474-8. 2) Whitcomb DC. et al. JAMA 1994; 272 (23): 1845-50. 3) Henrich WL. et al. Am J Kidney Dis 1996; 27 (1): 163-5<br />

Bezeichnung des Arzneimittels: PERFALGAN ® 10 mg/ml - Infusionslösung. Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Analgetika und Antipyretika, ATC-Code: N02BE01. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 ml enthält<br />

10 mg Paracetamol. 1 Durchstechflasche mit 50 ml enthält 500 mg Paracetamol. 1 Durchstechflasche mit 100 ml enthält 1000 mg Paracetamol. Sonstige Bestandteile: Natrium 0,04 mg/ml. Vollständige Auflistung der sonstigen<br />

Bestandteile: Mannitol, Cystein??hydrochlorid-Monohydrat, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Natriumhydroxid, Salzsäure, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: PERFALGAN ® ist angezeigt für die Kurzzeitbehandlung<br />

von mittelstarken Schmerzen, besonders nach Operationen und für die Kurzzeitbehandlung von Fieber, wenn die intravenöse Anwendung aufgrund einer dringend erforderlichen Schmerz- oder Hyperthermiebehandlung klinisch<br />

gerechtfertigt ist und/oder wenn andere Formen der Verabreichung nicht möglich sind. Gegenanzeigen: PERFALGAN ® ist kontraindiziert bei: Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Paracetamol oder gegen Propacetamolhydrochlorid<br />

(Vorstufe von Paracetamol) oder gegen einen der sonstigen Bestandteile; schwerer Leberinsuffizienz. Inhaber der Zulassung: Bristol-Myers Squibb GesmbH, Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig.<br />

Stand: August 2008. Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Solu-Volon ® A. Zusammensetzung: Solu-Volon A 40 mg: 1 Ampulle mit 1 ml Injektionslösung enthält 54,4 mg Triamcinolonacetonid-dikaliumphosphat, entsprechend 40 mg Triamcinolonacetonid. Solu-Volon A 80 mg-Injektionslösung:<br />

1 Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält 108,8 mg Triamcinolonacetonid-dikaliumphosphat, entsprechend 80 mg Triamcinolonacetonid. Solu-Volon A 200 mg-Injektionslösung: 1 Ampulle bzw. 1 Fertigspritze mit 5 ml Injektionslösung<br />

enthält 272 mg Triamcinolonacetonid-dikaliumphosphat, entsprechend 200 mg Triamcinolonacetonid. Sonstige Bestandteile: Natriumcitrat, Macrogol 300, Wasser für Injektionszwecke, Citronensäurelösung 10% und Natriumhydroxidlösung<br />

4 N zur ph-Einstellung. Anwendungsgebiete: 40 mg/80 mg/200 mg: Eine Glucocorticoidbehandlung mit Solu-Volon A ist angezeigt, wenn eine sehr schnell einsetzende Wirkung erzielt werden soll: Dazu gehören besonders: Glottisödem,<br />

Quinckeödem, Lungenödem infolge Inhalation oder Aufnahme toxischer Substanzen (z.B. Chlorgase, Paraquat, Isocyanid, Schwefelwasserstoff, Phosgen, Nitrosegase). Wenn möglich sollten außerdem frühzeitig hohe Dosen von<br />

Glucocorticoiden inhaliert bzw. aus Dosieraerosolen verabreicht werden, Behandlung und Prophylaxe eines Hirnödems bei Hirntumoren (postoperativ und nach Röntgenbestrahlung), nach Rückenmarkstraumen und bei Apoplexie, Prophylaxe<br />

von Kontrastmittelunverträglichkeit bei Patienten mit allergischer Disposition, Anaphylaktische Schockzustände (z.B. Kontrastmittelzwischenfall) Kombination mit Epinephrin (Adrenalin), Antihistaminika und Volumens-substitution<br />

(cave Mischspritze!), Infektionstoxischer Schock zur Prophylaxe der Schocklunge, Hypovolämischer Schock (peripheres Kreislaufversagen), der nicht allein auf Volumensauffüllung, Sauerstoffzufuhr und Korrektur der Azidose anspricht.<br />

Perakute Formen und akute Schübe von Krankheiten mit hoher entzündlicher oder immunologischer Aktivität können Indikationen für eine zeitlich begrenzte hochdosierte intravenöse Therapie darstellen, wenn es auf einen möglichst raschen<br />

Wirkungseintritt ankommt oder eine perorale Applikation unmöglich ist. Das sind u.a. akute schwere Dermatosen (z.B. Pemphigus vulgaris, Erythrodermie, Lyell-Syndrom), akute hämatologische Krankheiten (akute idiopathische<br />

thrombozyto-penische Purpura, hämolytische Anämie mit schwerer Hämolyse und Hb-Werten unter 6 g%), akute rheumatische Karditis, Bei thyreotoxischen und Addison Krisen muss zusätzlich zu Solu-Volon A ein Corticoid mit mineralocorticotroper<br />

Wirkung verabreicht werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Triamcinolonacetonid. Für eine kurzdauernde Notfalltherapie gibt es keine Gegenanzeigen, ausgenommen systemische Pilzinfektionen,<br />

septischer Schock und Sepsis. In jedem Fall sind die Risiken gegen den zu erwartenden Nutzen abzuwägen. Besondere Vorsicht bei Magen-Darm-Ulcera, ausgeprägter Osteoporose und Psychosen. Bei längerdauernder Glucocorticoid-Anwendung,<br />

die über die Notfalltherapie hinaus geht, gelten die Gegenanzeigen einer systemischen Glucocorticoid-Therapie. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.<br />

Pharmazeutischer Unternehmer: Dermapharm GmbH, 1090 Wien. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und Nebenwirkungen sind der<br />

„Austria-Codex-Fachinformation” zu entnehmen.<br />

Tradolan. Anwendungsgebiete: Behandlung mittelstarker bis starker Schmerzen. Zusammensetzung: Ampullen: 1 Ampulle zu 1 ml bzw. 2 ml enthält 50 mg bzw. 100 mg Tramadol hydrochlorid. Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält<br />

50 mg Tramadol hydrochlorid. Retardtabletten: 1 Retardtablette enthält 100 mg, 150 mg bzw. 200 mg Tramadol hydrochlorid. Tropfen: 1 ml Lösung (= 24 Tropfen = 8 Hübe) enthält 100 mg Tramadol hydrochlorid. Zäpfchen: 1 Zäpfchen enthält<br />

100 mg Tramadol hydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Ampullen: Natriumacetat, Wasser. Filmtabletten: Croscarmellose Natrium, hochdisperses Siliciumdioxid, mikrokristalline Cellulose, Polyvidon, Magnesiumstearat, Polyacrylat<br />

Dispersion 30%, Macrogol 6000, Hypromellose, Talkum, Titandioxid (E 171). Retardtabletten: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Macrogol 6000, Magnesiumstearat, Propylenglykol, hochdisperses Siliciumdioxid,<br />

Talkum, Titandioxid (E 171). 150 mg: Chinolingelb (E 104), Eisen(III)-oxid rot (E 172). 200 mg: Chinolingelb (E 104), Eisen(III)-oxid rot (E 172), Eisen(III)-oxid braun (E 172). Tropfen: 10 mg Natriumcyclamat, 5 mg Saccharin Natrium, 1,5<br />

mg Kalium¬sorbat, Pfefferminzaroma und gereinigtes Wasser. Zäpfchen: Hartfett, hochdisperses Siliciumdioxid. Gegenanzeigen: Ampullen, Filmtabletten, Tropfen, Zäpfchen: Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil des Präparates;<br />

Akute Alkohol-, Schlafmittel-, Schmerzmittel- oder Psychopharmakavergiftung; Opioidabhängigkeit; Bewußtseinsstörungen unklarer Genese; Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion; Zustände mit erhöhtem Hirndruck,<br />

wenn nicht eine Beatmung durchgeführt wird; sollen bei Patienten, die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage verwendet haben, nicht angewendet werden; sind nicht zur Drogensubstitution geeignet; sind nicht für<br />

Kinder unter einem Jahr bestimmt. Retardtabletten: bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Tramadol oder einen der sonstigen Bestandteile; bei akuten Alkohol-, Schlafmittel-, Analgetika-, Opioid- und Psychopharmakavergiftungen;<br />

bei Patienten, die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben; bei Patienten mit Epilepsie, die durch Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann; zur Behandlung bei Drogensubstitution. Wirkstoffgruppe:<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: andere Opioide; ATC-Code: N 02 AX 02. Abgabe: Suchtgift, Abgabe auf Rezept, apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Packungsgrößen: Ampullen: 5 Ampullen zu 1 ml bzw.<br />

2ml. Filmtabletten: 10 und 30 Stück. Retardtabletten: 10, 30 und 60 Stück. Tropfen: Tropfflasche zu 10 ml; Flaschen mit Dosierpumpe zu 30 ml, 50 ml und 96 ml. Zäpfchen: 5 Stück. Pharmazeutischer Unternehmer: LANNACHER HEIL-<br />

MITTEL Ges.m.b.H., 8502 Lannach. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen<br />

sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation!<br />

Vendal. Anwendungsgebiete: Zur Linderung schwerer und schwerster Schmerzen, bei denen andere Analgetika nicht mehr ausreichend sind, z.B. Tumorschmerzen, postoperative Schmerzen. Zusammensetzung: Filmtabletten: 1 Tablette<br />

enthält 10 mg, 30 mg, 60 mg, 100 mg bzw. 200 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 7.6 mg, 22,79 mg, 45,6 mg, 75,95 mg bzw. 151,90 mg Morphin. Stechampullen: 1 Stechampulle enthält 100 mg bzw. 200 mg Morphin<br />

hydrochlorid trihydrat in 10 ml wässriger Lösung. Orale Lösung: 1 ml Lösung (= 1 Pumpstoß) enthält 5 mg Morphin hydrochlorid trihydrat entsprechend 3,8 mg Morphin. Rapid-Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 10 mg bzw. 20 mg Morphinhydrochlorid,<br />

entsprechend 7,59 mg bzw. 15,19 mg Morphin. Sonstige Bestandteile: Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält Lactose-Monohydrat (8 mg, 24 mg, 48 mg, 80 mg bzw. 160 mg), Polyacrylat-Dispersion 30%, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer<br />

(1:1), Ammoniummethacrylat-Copolymer Typ B, Hypromellose 4000, Magnesiumstearat, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E171), Hypromellose 5, Silicon-Antischaumemulsion SE2MC. 30 mg: Indigocarmin<br />

Aluminiumlack (E 132), Chinolingelb Aluminiumlack (E 104). 60 mg bzw. 100 mg: Chinolingelb Aluminiumlack (E 104), Gelborange S (0,00128 mg bzw. 0,0332 mg) Aluminiumlack (E 110). 200 mg: Ponceau 4R ( 0,0225 mg) Aluminiumlack<br />

(E 124), Gelborange S (0,01375 mg) Aluminiumlack (E 110). Stechampullen: Wasser, Salzsäure. Orale Lösung: 0,6 mg/ml Kaliumsorbat, Zitronensäuremonohydrat, Orangenaroma (Dragoco Nr. 9696973), Sorbit-Lösung 70% (nicht kristallisierend),<br />

gereinigtes Wasser. Rapid-Filmtabletten: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat (95 mg bzw. 90 mg), mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke-Natrium, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Macrogol<br />

6000, Talkum, Titandioxid E 171, Hypromellose, Polyacrylat Dispersion 30%. 200 mg: Lebensmittelfarbstoff „Gelbgrün Pulver Farblack“ E 104/132, Lebensmittelfarbstoff „Indigotin-Lack Pulver Farblack“ E 132. Gegenanzeigen: Filmtabletten,<br />

Stechampullen, orale Lösung und Rapid-Filmtabletten: Bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile; Atemdepression; obstruktive Atemwegserkrankungen; Kopfverletzungen; paralytischer<br />

Ileus; akutes Abdomen; verzögerte Magenentleerung; akute Lebererkrankung; Begleittherapie mit Monoaminoxidase-Hemmern oder innerhalb von zwei Wochen nach deren Absetzen; Filmtabletten, Stechampullen und<br />

Rapid-Filmtabletten: Beeinträchtigung der Schleimsekretion; zerebrale Krampfanfälle; Erregungszustände bei Patienten, die unter Einwirkung von Alkohol oder Schlafmitteln stehen. Filmtabletten und Rapid-Filmtabletten: Die Anwendung<br />

von Vendal retard-Tabletten bzw. Vendal rapid-Filmtabeltten wird während der Schwangerschaft und der Geburt sowie präoperativ oder für die ersten 24 Stunden postoperativ nicht empfohlen. 200 mg Stechampullen: vorangegangene<br />

Opiatabhängigkeit; Säuglinge unter 6 Monaten (verlängerte Morphinclearance). Orale Lösung: Kinder unter einem Jahr. Eine präoperative Verabreichung von Vendal 5 mg/ml-orale Lösung wird nicht empfohlen. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Opioide. ATC-Code: N02AA01. Abgabe: SG, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: Filmtabletten und Rapid-Filmtabletten: 10 und 30 Stück. Stechampullen: 1x10 ml und 5x10 ml Einstichflaschen klar. Orale<br />

Lösung: 100 ml mit Dosierpumpe 5 mg/ml-orale Lösung. Pharmazeutischer Unternehmer: LANNACHER HEILMITTEL Ges.m.b.H., 8502 Lannach. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation!

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