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02. Zeitschrift für Bauwesen II. 1852, H. I/II= Sp. 1-68

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ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN.Verfügung an die Königl. Regierung zu N. N., die VergüligungdcrP'uhr-Kosten in Fällen betreffend, wo Beamtean einem und demselben Tage kommissarische Geschäftean verschiedenen Orten nach einander verrichten,vom 24. October 1851.Auf eine Anfrage der Regierung zu Minden ist Seitens des Finanz-Winisteriumsdurch Rescrlpt vom 5. März v. J. (Minist.-BlattS. 122) die Ansicht gebilligt worden, dafs in den Fällen, wo Beamtean einem und demselben Tage kommissarische Geschäfte an verschiedenenOrten nach einander verrichten, zufolge der Bestimmungendes §, 9 8ub c der Verordnung vom 28. Juni 1825 und des§. 3 po9. 1 und 2 des Allerhöchsten Erlasses yora 10. Juni 1848,die Entfernungen der gemachten Reise von Ort zu Ort zusammenzurechnen,in Betreff der bei der Summe über volle Meilen hinausgehendenEntfernungen die angefangene \ Meile für eine volle Viertel-Meile,und die Entfernungen von mehr als 4" Meile aber wenigerals einer ganzen Meile für eine volle Meile zu berechnen sind.Mit Bezugnahme hierauf erwiedero wir der Königl. Regierungauf den Bericht vom 29. August d. J., dafs bei den auf Eisenbahnenzu machenden Dienstreisen hinsichtlich der Zusümmenrcchnnng dereinzelnen zurückgelegten Strecken es nicht darauf, ob die dazu benutztenEisenhahnen unter einer und derselben Direktion oder unterverschiedenen Verwaltungen stehen, sondern allein darauf ankommt,ob und wie oft der betreffende Beamte den Bahnhof hatverlassen müssen, und mithin nur diejenigen Strecken für sich zuberechnen sind, für welche nach der Gircular-Verfügung vom 23. Februard. J, (Minist.-Blatt S. 30) Zu- und Abgangs-Kosten bewilligtwerden, Berlin, den 24. October 1851.Der Minister lur Handel, Gewerbe Der Minister des Innern.und öffentliche Arbeiten.v. Westphalen.InVertr.: v, Pommer-Esche.Der Finanzmiülster.Im Auftrage: Hörn.Verfügung an die Königl. Regierungen der ProvinzenSachsen, Westphalen und der Rheinprovinz, die Anschaffungund Unterhaltung der Stuben- und Koch-Oefen inden Dienst-Wohnungen der Staats- Beamten betreffend,vom 29. October 1851.Um das verschiedenartige Verfahren, welches in den westlichenP 1zur Verwendung des Chaussee-Unterhaltungs-Fiir dasVeranschlfigtB e n e n n u n gNeue Dcck-Lagcn.1«StuTSni1-^1.BenennungdesBaubezirks.N. N, . . . .I. iV. iV.derS t r a fs e.LängeLänge. imGanzen.Euthen. Ruthen.— —^r,S1-:;—iw—:PSCOArt des Materials.— —Material - Quantitätzu den Deck-Lagen,kleinen Rep^rat^l^enund zur Instandhaltungdes Pflasters.Scbachtnitheii.Steine. | ICies-— —ß.Beschaffung, Zubereitung,AufbringungundBefestigung desMaterials.M^. 1 y^r\ ;;/— — —Steinbahn , RuthenKiosbahn . . -Pflaster . . , -Hölzerne Brückenbahn. . .Zusammen .RuthenIT.Verfügung an die Königl Regierung zu N. N., und Abschriftzur Nachachtung an die übrigen Königl. Regie^rungen, die Anlage und das Ausbrennen enger Schornsteinröhrenbetreffend, vom 22. Deccmber 1851.Der Bericht der Königl. Regierung vom 20. Mai d. J., betreifenddie Anlage enger Schornsteine in Gebäuden mit Stroh-, Rohr- oderScbindeldüchern, hat Veranlassung gegeben, das Gutachten der technischenBau-Deputation zu erfordern, welche, unter Anerkennungder von der Königl. Regierung vorgetragenen Umstände, sich dahinausgesprochen hat, dafs das Ausbrennen enger Bohren in ganz massivenGebäuden, in deren Nähe nur Gebäude mit feuersicheren Dächerneich befinden, nicht bedenklich erscheine, und auch in Gcbüu*den mit leichter Bedachung gestaltet werden tonne, wenn es beiwindstillem "Wetter und mit Anwendung gewisser Vorsichtsraaafsregelngeschieht. Zu diesen Vorsichtsmaafsregeln wird, 'aufser einemstarken Benetzen der nicht feuersichern Bedachungen, wozudie Feuerspritzen zwectmäfsig ange\Tendel werden Jcünnen, und demBereithalten genügender FeuerlüscbgeräthSchäften und Mannschaften,insbesondere die Anwendung von verschliefsbaren Gittern oder Netzenvon Eisendraht zu rechnen sein, welche auf den Schornstein-Oeffnungender russischen Röhren angebracht werden.Um ein zufälliges Ausbrennen möglichst anschüdllch zu machen,empfehlen sich folgende Vorschriften:Bei einem Gebäude mit nicht feuersicherer Bedachung müssen1) enge ScbornsteinrOhren mit 4 Fufs über die Forsllinie des Da^chcs hinwegragenden massiven Aufsätzen versehen, und dürfen2) sogenannte offene Feuer als Kamin- oder Heerdfeuerungen inein enges Schornsteinrohr nicht gefiihrt werden.Dasselbe gilt, wenn die obere Oeflhung eines engen Schorn-


6 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN.Provinzen des Staats hinsichtlich der Anschaffung und Unterhaltungder Stuben- und Koch-Oefen (sogenannten Fournaisen) in denDienstwohnungen der Staatsbeamten beobachtet wird, mit dem diesfältigenGebrauche in den östlichen Provinzen und mit dem Regulativvom 18. October 1822 (Annalttn V<strong>II</strong>. 4.) in Uebereinstimmungzu bringen, wird hiermit besllmml, düfs die Anschaffung der Stuben-und Koch-Oefen in den Dienstwohnungen der Staats-Beamtenkünftig überall auf Stäatskuslen zu übernehmen, die Unterhaltungderselben aber den Wohnungs-Inhabern zur Last zu legen ist.Die Königl. Regierung hat daher in vorkommenden Fallen deragemüfszu verfahren.Berlin, den 29. Ociober 1851,Der Kriegs-Ministcr. Der Minister der geistlichen, Unterrichts-T. Stockhausen. und Medizinal-Angelegenheiten.V. Raum er.Der Minister des Innern.Der Finanz-Minister.V. Westphalen. v. Bodelschwfngh.Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.In Vertretung; v. Pommer-Esche.Circular-Verfügung an sämmtliche Königl. Regierungenund an die Königl Ministerial-Bau-Commission, die Aufstellungdes Plans zur Verwendung des jährlichen Chaussee-Untcrhaltungs-Fondsbetreffend,vom 21. November 1851,Da die nach den Bestimmungen der Circular-Verfiigungen vom31. Juli 1846 und 6. December 1849 erfolgten ISachweisungen überdie projcctirte Verwendung des jährlichen Cbaussee-Unterhaltungs-Fonds für den Zweck als ungenügend sich erwiesen haben, so erhUltdie Königl. Regierung hierbei ein Formular, nach welchem derVcrwendungsplan in der Folge aufzustellen und spätestens bis zum1. 0tärz jeden Jahres einzureichen ist.Berlin, den 21. November 1851.' Der Minister für Handel, Gevverbe und öffentliche Arbeiten.V. d. Heydt.a nFonds im Regierungs-Bezirk N. N.Jahr 18.sind:fr.Abzieliung von.Scldamm undStaub, sowieInstandhaltungder Bankette,Sommervregeund Gräben.^/•A-,y^:Kosten für;Unterhaltung derBrücken, Banmpflanzungcn,Sicherhcits-Anlagen,Dienstwohnungenund Geräthscbaften..mt.•I /'/Un vorher zu sehendeAusgaben.^mr. y&^ flGesammtkosten.min Jll^.- ^f.Bemerkungen.Beschränken sich die Instandsetzungen der Bahnen nicht auf neue Deck-Lagen, sondern werden zur bessern Erhaltung noch besondere Vorkehrungenim Unterbau getroffen, so sind dieselben, sowie die unter c.etwa vorkommenden cxtraordinairen Maafsregeln, vrie z.B. bei denBrücken, gröfsere Reparaturen oder Umbaue, in dieser Rubrik unterAngabe des Kostenbedaris zu bezeichuen.Steins bei einem feuersicher gedeckten Gebäude weniger als 30 Fufs 1von einem andern, nicht feuersicher gedeckten Gebäude eich befindet.Die Königliche Regierung wird ermächtigt, nach diesen Bestimmungenzu verfahren. Sie entsprechen den Vorschlügen in IhremBerichte mit dem Unterschiede, dafs die Höhe des Aufsatzes auf4 Fufs crmäfsigt ist, weil das von der Königlichen Regierung beantragteMaafs von 5 Fufs, mit Rücksicht darauf, dafs das Reinigender Schornsteine oft von Knaben besorgt wird, mit erheblichen Unbequemlichkeitenverbunden sein würde.Die von der Königlichen Regierung ferner vorgeschlagene Anbringungvon Drahtgittern mit halbzölligen Maschen auf allen engenSchornstein-Oeffnungen in Gebäuden mit nicht feuersicherer Bedachungoder in Gebäuden mit feuersicherer Bedachung, welche sich ingeringerer Entfernung als 30 Fufs von Stroh, Rohr oder Schindeldächerdbefinden, erscheint nicht empfehlenswerth, da sich an dergleichenbefestigten Gittern Glanzrufs ansetzen und ein baldiges Verstopfenderselben dadurch eintreten würde, wodurch der Zug derSchornsteine wesentlich beeinträchtigt v^erden müfste.Berlin, den 22, December 185LDer Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten,V. d. Hey dt.Personal-TeTfinderaAgen bei den Banbeamten.Dem Fabriken-Commissions-Rathe Wedding ist der Characterals Geh. Regierungs-Rath verliehen;der Bau-Inspektor Has&enstein zu Greifswald ist gestorben.


ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN.BauwissenschaftlicheMittheilungen.Original-Beiträge.Die Kirche in Lützow bei Charlottenburg.(Mit Zeichnungen auf Blail 4 und 5.)Die alte Kirche in Lützow, dem ursprünglichen Ort,wo jetzt Charlottenburg liegt, und gegenwärtig ein TheilCharlottenburgs, bestand aus einem einfachen Viereck von49 Fufs Länge und 34| Fufs Tiefe, wie der schwarz bezeichneteGrundrifs angiebt. Die Umfassungen hatteneine Höhe von 18 Fufs, und bestanden, ohne einen Plinten-Äbsatz,in grade aufsteigender Linie, auf die untern2i Fufs aas unregelmäfsigen Feldsteinen, darüber auseinem Ziegelbau, der in dem, den Marken üblichen Verband,2 Läufer, die mit einem Strecker wechseln, aufgeführtwar. Die Ziegel haben eine Länge von H Zoll,eine Breite von 5^ Zoll und eine Höhe von 3^ Zoll. DasDach, nicht mehr das ursprüngliche, hatte die Tiefe desGebäudes zur Höhe, war von starken kiefernen Hölzernverbunden, mit flachen Dachziegeln eingedeckt, und trugam westlichen Giebel einen von Holz abgebundenen, mitBrettern bekleideten Glockenthurm (Dachreiter).Die Aufstellung einer Bildsäule in dem Baldachin deswestlichen Giebels der neuen Kirche rief das Verlangenhervor, den Namen zu wissen, unter welchem die ältereKirche geweiht war. Zwar wurde, weil es zur Zeit desBedarfs an genügendem Aufschlufs fehlte, hierzu ein Engelgewählt, mit aufgeschlagenem Buch, und darin dasA und fl, und die Forschung verlor den praktischenZweck; jedoch ist sie für die vaterländische Baugeschichtcnicht werthlos, um so weniger, als die Lützower Kirche,die Stralower und die Kirche zu Dahlem bei Steeglitz,insbesondere die erstere und letztere, aus gleichem Zeitalterherzustammen scheinen, und zu den wenigen Landkircheneines gröfsern Umkreises von Berlin im Ziegelbaugehören, während die übrigen altern aus vierkantigbehauenen Granit-Feldsteinen aufgeführt sind. Der alteAltar gab keinen Aufschlafs, indem bei dessen Abbruchsich zeigte,- dafs er gegen den ursprünglichen bereitseine Veränderung erlitten hatte. Kirchenbücher sindnicht vorhanden. Üeberhaupt liegt die Bauzeit der altenKirche in dem gewöhnlichen Dunkel. Die vorhandenenGrabsteine, den Familien von Saliern und von Grabowangehörig, *) jetzt vor dem Altar niedergelegt, stammen*) Franz von Saliern, kurfdrstl. Brandenburgscher gewesenerFischmeister, geb. den 17, Aagust 1617, gest. den 26. Januar 1665;Friedrich von Saliern, geh, den 27. April 1659, gest. den 6. Februar1677; Wilhelm von Saliern, geb. 1614, gest. den 28. Milrzl677; Jörgenvon Grabow, kurfdrstl. Brandenbnrgschcr Waldförsler, geb. 1591 ?uGautow im Fürstenthum Mecklenburg, gest. den 7. November 1642.aus dem 17ten Jahrhundert, und ein auf Glas geraaltesWappen, welches sich im alten Altarfenster nebst einerzweiten mit dem heiligen Oelbaum bemalten Scheibebefand, und welche beide wiederum dort eingesetzt Avordensind, gehört gemäfs einer Umschrift einem WilhelmBlankenfeldt und in das Jahr 1599. Das Landbuch KaiserKarl des IV. vom Jahr 1375 (Ausgabe von Herzberg,S. 58) thut der Kirche keiner Erwähnung. Dasselbe glebtnur die Gröfse des Ortes, damals ,,Lutze" genannt, zu13 Hüben und 6 Kossäthen an, und sagt, dafs dieser denNonnen zu <strong>Sp</strong>andau gehöre, auch vormals ein Hof gewesensei. Ebenso schweigt das Schofs-Register KurfürstFriedrich IL vom Jahr 1451 darüber. Mit Bezugauf den einfacher gehaltenen Grundrifs erschien es daherglaubhaft, als stamme der Bau erst aus der protestantischenZeit, wenn nicht die technische Anschauungfür eine ältere, die vorhanden gewesenen 3 kleinen Fensterim Altarglcbel von 6 Zoll Breite und 3,^ Fufs Höhe,und die nicht viel gröfsern in den Langseiten, die dasInnere nur spärlich erleuchteten, für die Erbauung zurkatholischen Zeit sprächen und zu weitem Nachforschungenanregten. Zunächst erwähnt ein Nachweis, welcherzur Zeit der Aufhebung des Nonnenklosters zu <strong>Sp</strong>andauim Jahr 1558 aufgenommen wurde, und in der geistlichenAbtheilung der KÖnigl. Regierung zu Potsdam aufbewahrtwird, dreier damals vorhandener Urkunden,welche das Dorf Lützow betreffen. Die eine davon, ausdem Jahre 1373, ist dem Titel nach eine Vcrschreibung,dafs die Leute zu Lützow dem Pfarrer in Wilmersdorfjahrlich von der Hube einen Scheffel Roggen für dasPfarrrecht geben -wollen. Die beiden andern sind VerschreibungenMarkgraf Friedrichs über das Eigenthumsrechtdes Dorfes „Lutzo". Die Urkunden selbst sindnicht mehr aufzufinden. Indessen geht doch aus demInhalts-Nachweis der ersten hervor, dafs im Htcn Jahrhundertdas Dorf Lützow zur Pfarrei nach Wilmersdorfgehört hat, über welche geraafs der darüber noch vorhandenenMatrikel der Churfürst und das <strong>Sp</strong>andauer KlostergemeinschaflHch das Patronatsrccht ausübten. Zwarstammt jene Matrikel erst aus der Regierungszeit JoachimsIL, in vorgedachtem Urkunden-Nachweis ist jedochauch eine „Verschreibung Markgraf Albrechts für diePfarre zu Wilmersdorf vom Jahr 1293" aufgeführt, undzeugt dafür, dafs dies Verhällnifs schon damals bestandenhat. Von den Matrikeln, welche zeitweise auf Veranlassungder protestantischen Kurfürsten von Brandenburgüber die geistlichen und Schulgerechtsame aufgenommenwurden, haben sich auch die frühesten vonJoachim IL erhalten, und werden ebenfalls bei der König!.


ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 10Regierung in Potsdam aufbewahrt. Sie stammen aus denJahren 1539—1543 und weisen zweierlei Handschriftennach, wovon die erste unbezweifelt die Aufnahme desVermögens-Zustandes und der Gerechtsame der Kirchen»Pfarren und Schulen durch einen untergeordneten Beamten,die andere aber eine Korrektur der ersten ist,und dem Kanzler Johann Weinleben angehört, welchervom Kurfürsten Joachim mit Visitation und Feststellungder kirchlichen Angelegenheiten im Kurfiirstenthum betrautwar. Dieser hat in den Matrikeln die frühern katholischenund nunmehr erlöschenden Bestimmungen ausgestrichenund die neu geltenden durch Rand- und Beischriftenergänzt. Die Matrikel von Lützow giebt diedortige Kirche als Filial von Wilmersdorf und gemeinschaftlichden Kurfürsten und die Jungfrauen in <strong>Sp</strong>andauals CoUatores an, und erwähnt des Gotteshauses, dafses ungefähr 4 Morgen Landes habe, welche zwar durchden Teich sehr verdorben seien, aber es habe der Kurfürstetwas zum Besten des Gotteshauses roden lassen,auf welches man über das 3te Jahr 1| Scheffel Roggensäen könne. Zugleich führt sie als Eigenlhum des Gotteshauses1 Kelch, 1 kupferne Monstranz und 1 Leinwand-Kaselauf, und begründet dadurch den sichernBeweis, dafs die Kirche zur katholischen Zeit erbautworden. Von dem Kanzler sind die Worte: „und vorgedachteJungfrauen Kollatores" ausgestrichen und dafürbeigesetzt; „Wird auch Kurfürstl. Gnaden Collator". Fernerwurde von demselben als Eigenthum des Gotteshausesbeigeschrieben: „ein Kelch, Monstranz ist Kupfer,eine Leinwand-Kasel", woraus hervorgeht, dafs die Aufhebungdes Klosters schon 1543 begonnen hatte, unddafs die genannten kirchlichen Gerälhe nicht eingezogenwerden^ sondern der Kirche verbleiben sollen. Es istnunmehr, wenn man die Bauart der alten Kirche mitden Zeitverhältnissen zusammenhält, welche zwischen derAbfassung des Schofs-Registers im Jahre 1451 *) unddem Regierungs-Antritt Joachims <strong>II</strong>. im Jahre 1535 liegen,in welchem Zeitraum nach dem Vorhergehenden der Bauder Kirche fallen mufs, nicht zu bezweifeln, dafs dieserBau in der Regierungszeit Kurfürst Friedrichs IL, alsobis 1470, und zwar gemeinschafthch durch diesen Kurfürstenund das Kloster in <strong>Sp</strong>andau geschehen war. DieEinziehung der Einkünfte von den Kalands-Brüdern, zuwelcher und zu deren Verwendung auf andere geistlicheZwecke Pabst Eusebius IV. im Jahre 1446 dem KurfürstenFriedrich U. seine Einwilligung gab, trug hierzuwahrscheinlich ihren Theil, so wie die Kirche in Dahlemdemselben Zeitraum und derselben Veranlassung angehörenmag, wenngleich ihre Anordnung zierlicher, auchihre Decke mit einem Kreuzgewölbe geschlossen ist.*) ölan macht dem Schofs-Register den Vorwurf einiger Ungenauigkeiten.Es ist jedoch nicht auzunelimen, dafs es die Kirchein Lützow übergangen haben sollte, da diese der Residenz so nahelag; vielmehr ist voUkommen glaubhaft, dafs diese Kirche bei Aufnahmedes Schofs-Registers wirklich noch nicht gestanden hat.Die Jungfrauen in <strong>Sp</strong>andau waren Benediktinerinnenund dieser ein Marien-Orden. Nicht allein ein Filialdieses Ordens, die Olivetiner, hiefsen: Congregatio S. Mariaemontis Oliveti, sondern auch im <strong>Sp</strong>eziellen sind ineiner Urkunde Markgrafs Herrmann von Brandenburgvom VI. Kai des März (24. Februar) 1305*), worin erdem Nonnenkloster in <strong>Sp</strong>andau das Patronatsrecht überdie Dörfer Daliwitz und Kinitz vereignet, die Worte gebraucht:infirmarie ecclesie beate Marie virginis sanctimoniahum ordinis sancti Benedicti in <strong>Sp</strong>andow". DerKurfürst selbst, als Stifter des Schwanenordens am 15tenAugust 1443, dessen Abzeichen eine Ordensketle mitdem Marienbilde, läfst ebenfalls keine andre Vermulhungzu, als dafs er ebenso wie das Kloster, den neuen Altarin Lützow der Jungfrau Maria widmete.Als König Friedrich I. bei Lützow das Schlofs Charlottenburgerbaute, und daselbst ein eigner Prediger bestellt,(auf den Hofgebäuden des Prediger-Gehöfts stehteine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1713) und anfänghchin einem Gebäude auf der Schlofsstrafse Gottesdienstgehalten wurde, ging Lützow an diesen Prediger über.Die Kirchenbücher Charlottenburgs beginnen im Jahre1707 und machen zwischen diesem und Lützow keinenUnterschied. Die altern Kirchenbücher von Wilmersdorfsind in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mitdem dortigen Pfarrhause verbrannt.Der Umbau der Kirche ist nach einer ZeichnungStülers ausgeführt. Blatt 4 zeigt dieselbe in 5 Figuren.Auf Blatt 5 ist Fig. 1: der Altar, Fig. 2: sind Formsteine,Fig. 3: ist der Grundrifs mit Angabe des Verbandesder Formsteine von einem dreifachen Fenster derLangseite, Fig. 4: desgl. von einem Fenster in der Altarnische,Fig. 5: desgl. vom Haupt-Eingange, Fig. 6: dasProfil vom Hauptgesims der Thürme, Fig. 7: desgl. vomHauptgesims der Kirche, Fig. 8: desgl. vom Gesims derAltarnische, Fig. 9: die Seitenansicht eines Strebepfeilers,Fig. 10: der Durchschnitt durch eine Fensterbrüslung,Fig. U: die Vorderansicht des Baldachins, Fig. 12: dieSeitenansicht desselben, Fig. 13: die <strong>Sp</strong>itze der Thürme,Fig. 14: eine Krabbe an den Graden der ThurmdächerDie neu angebrachten Strebepfeüer, welche mitdem alten Mauerwerk in Verband gesetzt worden, warennothwendig, weil den alten Umfassungen allein dieErhöhung nicht anvertraut werden konnte, und bestimmtesich hierdurch die architektonische Haltung des neuenGebäudes. Die Thürme, die AUarnische und die Vorhallesind neu beigefugt. Der obere Theil der altenMauern, welche überdies nur aus Blendsteinen mit Füllwerkvon Kalkmörtel und faustgrofsen runden Feldsteinenerbaut worden waren, mufsten wegen Schadhaftigkeitabgenommen werden, und wurden die daraus gewonnenenalten und sehr festen Ziegel benutzt, um dieStrebepfeiler bis zu derselben Höhe, wie die alten Mauern*) Diese Urkunde ist im Besitz des Herrn Geh. Arcliiv-RnthRiedel


11 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 12stehen geblieben sind, aufzuftihrcn, auch die allen Fensterzu vermaueni, was im mittelalterlichen Verbände undmit dem alten Mauerwerk übereinstimmend geschah.Das neue Mauerwerk beginnt mit den Fenstern, und ist,ebenso wie das Ganze der Thürmc, der ÄUarnische undVorhalle aus Ziegeln der jetzt üblichen 10 zölligen Form,im Aeufsern aus der Hermsdorfer Ziegeleij gefertigt. Zuden Wandungen der Thüren und Fenster wurden Formsteineverwendet Es war Absicht, dafs die mit a und cbezeichneten eine helle, von dem übrigen Mauerwerkabstechende Farbe haben möcblen, um hierdurch deräufsern gegliederten Einfassung der Fensteröffnung dasAnsehn eines Rahmens zu geben. Aus diesem Grundekonnten diese Formziegel nicht in Verband gesetzt, sondernmufsten mit vertikalen Fugen gegen das andereMauerwerk angeblendet werden. Dagegen ist mit denSteinen b und d der Verband beobachtet Die Anwendungvon Formziegeki im lothrechten Verband ist nichtohne Schwierigkeit; wenigstens mufs bei der Zeichnungder Gliederung darauf gesehen werden, dafs sie sichdeckt, mag der Stein als Strecker oder als Läufer liegen.Hier ist diefs befolgt, und mufs man die Zeichnung soverstehen, dafs die Darstellung des Verbandes, wie sieauf der rechten Seite der Fcnsleröffnungcn gegeben ist,2U dez'jenigen Ziegelschicht gehört, welche über derlinkseitigen liegt Man erhält alsdann einen vollständigenWechsel der Fugen, ohne zweierlei Formsteino zu bedürfen.An den Mitlelpfeilern der Fenster, die wegender geringen Stärke in Cement gemauert wurden, entstandauf der innern Seite der Verband durch die abwechselndschräge Lage der Ziegel. Man erreicht denVerband lolhrecht über einander liegender Formsteinezur Einfassung von Oeffnungen nur dann vollkommen,wenn auf der flachen Seite des Steins die diagonale Verbindungs-Linieder Verzierung in einem halben rechtenWinkel zu den Kanten des Steines triffl. Gewöhnlichüberragt auch die Verzierung die gewöhnliche Steingröfsenicht,Die beistehende Zeichnung sei^ _____^^—y, ^ ^jg flache Seite eines Ziegels,I //fq ' und aus dessen einer Ecke bj /-yy \ eine Diagonale bb' im halbenS'f'ff rechten Winkel, femer cd, ddmit dieser parallel gezogen, soliegt die Verzierung, welchebeliebige Form sie auchhabe, innerhalb der Flächen-Abschnitte abb\ oder acc'oder add'. Die Formsteinesind nicht gröfser als dieübrigen Ziegel, sowie überhauptgrofse Formsteine sichleicht krumm ziehen und dann ungleiche Fugen geben.Wie der Verband mit dergleichen Steinen herzustellen,giebt die zweite Zeichnung an, worin die punktirtenLinien die Fugen der einen, die vollen Linien die Fugender andern Schicht sind. Die Dreiquartiero werden ausden Formsteinen durch Verhau gebildet. Auch im Mittelalterwar man ziemlich streng in dieser Beziehung,und findet deshalb in der Regel die <strong>Sp</strong>ohrnngen derThür- und Fenster-Gewände im 45ten Grad gegen dieFronten geneigt An den 2 Eingangsihüren der Stadtkirchein Marienburg sieht man folgende zwei Motive,n>0L/'tSd^5/X)w^clche nach Ausweis der darinangegebenen Fugenlinicneinen vollkommen richtigenVerband gewähren, jederFormstein aber gleichzeitigzum Läufer und Strecker gebrauchtwerden konnte.Die Hauplgesimse der Thürme, der Kirche und derVorhalle worden ohne weitere Gliedenmgen lediglichdurch die Formziegel e, f und g gebildet Die Gurtgosimsedes Thurmes und das Hauptgesims der Vorhalleist aus graden Steinen ohne künstliche Verzierungen zusammengesetztZur Abdeckung der Fenster-Anschlägeund Strebepfeiler dienen die Wassernasen g, welcheoberhalb mit einem Ansatz versehen sind, um die Decksteinefestzuhalten. Die Verlegung der Letztern geschahin CementNicht ganz ohne Schwierigkeit war, den Unterbaudes Baldachins am westlichen Giebel herzustellen. DieStärke dieses Giebels im Dache ist nur 2 Stein oder21 Zoll, die Tiefe des Baldachins aber im Grundrisse3 Fufs. Nach innen konnte eine Verstärkung nicht vorgenommen,sie mufste nach aufsen durch Ueberkragunggeschaffen werden. Es geschah mit den gewöhnlichenBlendsteinen in Cement, indem unten mit einem einzelnenStein begonnen und jede folgende Schicht nach allenSeiten um etwa 3| Zoll vorgezogen wurde. Im Innernder Auskragung jedoch ward eine pyramidale Verankerungvon eisernen | zölligen Stäben, wie sie die Zeichnungangiebt, angebracht, und über die obere Flächeward eine 6 Zoll hoho Granitplalte, die zugleich demBaldachin zum Sockel dient dergestalt gelegt, dafs siehinterwärts um einige Zoll über dem Mauerloth vorsteht,aufserdem durch 4 Bolzenanker mit dem Unterbau zu-


13 ZEITSCHBIFT FÜR BAUWESEN. 14sammenhängt Sie wirkt hierdurch ankerartig auf dieVerbindung der Auskragung an die feste Giebelmauer undvermittelt gleichzeitig, dafs der Schwerpunkt des Baldachinsmöghchst nach innen gerückt werden konnte. Dieäufsern Bogen an dem Unterbau sind gebrannte Thonplatten,mit Cement und kleinen Bankeisen befestigt; auchder Baldachin selbst ist aus Thon^ und zwar in einemStücke geformt und gebrannt, aus der March'schen Fabrikhervorgegangen; das Standbild abei^besieht aus gegossenemZink und ist ein Geschenk Sr. Maj. des Königs.Die Thürme beginnen unten mit 2 Stein Stärke undlaufen ebenso oben aus. Der eine von ihnen enthälteine Uhr und eine Glocke. Das Schwenken der letzterngestattete der geringe innere Baum nicht, wäre auch derschwachen Umfassungen wegen nicht angemessen gewesen.Deshalb wurde eiri Klöppelgeläut angeordnet.Hierzu ist, wie nebenstehendeSkizze andeutet, die Glocke aneine etwas gekrümmte eiserneund oben horizontal vermauerteStange unbeweglich aufgehängtund der Klöppel unter der Schlagewarzeum einige Zoll verlängert.Zwei Riemen, hieran befestigt,sind um 2 in den Umfassungsmauern befestigteLeilrollen gelegt, und werden beim Läuten abwechselndangezogen. Die Bewegung ist sehr leicht, und der Schallder Glocke ihrer Gröfse angemessen. Die Treppen, vonHolz, sind bis zur Höhe des Kirchdaches und bis zurUhr geführt. Die Eindeckung der Thürme sowohl, wieauch des Kirchendaches ist mit Zink erfolgt, und auf denerstem das Zink, nachdem durch eine schwache Aetzungmit Säure eine rauhe Oberfläche hervorgebracht war,sandsteinartig mit Oelfarbe gestrichen- Die Blumen aufden <strong>Sp</strong>itzen der Thürme und die Krabben sind durchden Klempner Faulhaber in Charloltenborg aus Zinkgetrieben und ebenso wie das Dach gestrichen; dasKreuz auf dem Morgcngiebel über getriebenem Zinkvergoldet.Die Fenster wurden in Blei, zum Theil mit buntemGlase verglas't, davon die einzelnen Tafeln an eiserneQuerschienen befestigt. In der Regel findet man dieseSchienen im innern Baum und die Fenster von aufsenangelehnt. Diese Anordnung hat denUebelsland, dafs zu Instandsetzungensich schwierig beikommen lafst, und dafsdas Schwitzwasser von den Fenstern,namentlich wenn sie gefroren sind unddie Sonnenstrahlen darauf fallen, vonoben auf die Schienen träufelt, von diesenaus einander gestaubt wird und dieKirchgänger bespritzt. Um dies zu verhindern, wurdendie Eisenschienen nach aufsen gebracht und in quadratischemQuerschnitt auf 8—12zönige Weiten mit kleinenSchrauben versehen. Auf den Schrauben liegt eineisernes Band, | Zoll breit und hoch (in der Randzeichnungmit einem Kreuzstrich versehen) und dient denobern Tafeln zum Auflager. Zwischen die Glastafeln unddie Schraubenköpfe wurde ein sehr dünnes eisernes Bandvon 1| Zoll Breite, wie sich dergleichen um die Tuch-Ballenbefinden, eingelegt. Die Fuge, welche die Schraubeastifteüber der untern Tafel verursachen, kann mitgewöhnlichem Oelkilt ausgestrichen werden, oder besser:man schneidet kleine Narben in die untern Tafelnein, so dafs das eiserne Band über den Schraubenstiftenund der Bleirand der untern Glastafeln sich berühren.Der Erfolg war nach Wunsch, üebrigeus wurden diedünnen Tuchballen-Schienen auch in den Anschlägenunter dem Bankeisen umhergeführt und mit ihnen dieEnden der Windeisen zugedeckt.Die Decke der Kirche besteht aus überdielten Balken,ist gehobelt und in bunten Oelfarben gemalt; dieWände röthlich grau, die Altarnische marmorartig mitblauem Sterngewölbe in Leimfarbe, die Yorderansicbtder Ribbcn dieses Gewölbes vergoldet, die Kanzel, dieBänke und die Brustlehne der Empore in Eichenholz mitOelanstnch gefertigt. Das Altarbild im goldnen Rahmen,eine Kopie der Anbetung der Hirten von MoreÜi ausdem hiesigen Museum, ist ein Werk und Geschenk derFräulein Stranz, der Taufstein, aus gebranntem Thon,ein Geschenk der Thonwaaren-Fabrik von March,Die Kosten des Baues haben aufser der vom Kirchen-Vermögenbeschafilen und nebst Staffirung mit500 Thlr. bezahlten Orgel, im Ganzen nach Abrechnungdes Erlöses aus alten Baumateriahen rund 8000 Thlr. betragen,wozu des Königs Majestät ein Gnadengeschenkvon 4380 Thlr. ertheilten, der Magistrat in Charloltenburgals derzeitiger Patron 1000 Thlr. beitrug und denRest die Kirchenkasse deckte. Die Grundfläche der Kirche,Thürme u s. w. betragt 2128 pFufs, so dafs aufden DFufs nicht voll 4 Thlr. kommen. Der Baldachinwurde mit 170 Thlr., jede Blume auf den Thürmen ohneZink mit 15 Thlr.. die Krabben, welche 3 abstufende Gröfsenhaben, mit 25 Sgr. Arbeitslohn das Stück, die Formsteinemit 1,| bis 2 Sgr. bei dem Ziegelei-Besitzer Brettschneiderin <strong>Sp</strong>andau, die Blendsteine mit 15 Thlr. dasTausend nebst Transport, die Kanzel nebst Treppe mit110 Thlr. bezahlt. Auf den pFufs vertheilt. kommenetwa zu stehen: die Maurer-Arbeiten 15 Sgr., die Maurer-Materialien1 Thlr. 10 Sgr., die Zimmer-Arbeiten nebstHolz 17| Sgr., die Schmiede-Arbeiten l\ Sgr., die Tischler-,Schlosser-, Glaser- und Maler-Arbeiten respective9 Sgr., 5 Sgr-, 2 Sgr. und 6| Sgr., die Dachbedeckungen8iSgr., die Thonwaaren, an Tagelöhner, dem Glockengiefser,Uhrmacher, Tapezierer und allgemeine Ausgaben11 Sgr.Der Bau begann im Frühjahr 1848 und wurde mitÄusschlufs der Malerei In demselben Jahre ohne Störungvollendet. Die Malerei und der Oelanstrich geschah imfolgenden Jahre. Am L September 1850 fand in Gegen-


15 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 16wart Sr. Majestät des Königs und Allerhöchst dessen Ge- |mahlin der erste Gottesdienst statt, zu welchem der SuperintendentMann die Weihredö hielt.M a n g e r.Die Restauration des Diemel-Viaduktes.Mit Zeichnungen auf Blatt 6 bis 10.Nächst dem Studium musterhaft ausgeführter Bauwerke,gewährt das von verunglückten oder durch aufserordentlicheHülfsmittel geretteten für den praktischenBaumeister eine Erweitei'ung des Feldes der Erfahrungen,für den angehenden Mahnung zur Vorsicht und Kenntnifsder an sich oft ganz unerheblich scheinenden Grundursachendes Mifslingens.Als solch ein warnendes und belehrendes Beispielkann der Viaduktbau über das Diemelthal bei M^arburg,in der ehemaligen Cöln-Minden-Thüringer Verbindungs-(jetzt Westphälischen) Eisenbahn, bezeichnet werden,und gewinnt dieser Bau dadurch Interesse, dafs die Erscheinungen,welche der Restauration vorangingen, eigcnthümhcherArt waren, und diese selbst unter den mifslichstenUmständen in kaum vorgekommener Art ausgeführtwerden mufste. In wenigen Worten zu sagen,handelte es sich darum, an einem, bereits eingewölbtenViaducte den unteren Theil der sämmtlichen Mittelpfeilerzu erneuern, ohne den darüber stehenden Theil des Bauwerkesabzutragen.Nach dem Plane der Anlage gedachter Eisenbahnmufste das Diemelthal in der Nähe der Stadt Warburgin einer Höhe von 77 Fufs überschritten werden, undwurde dazu, aus Rücksichten der Wasser-Abführung, derCommunication und der Kosten, die Anlage eines Viaduktesbeschlossen.Derselbe sollte, wie Blatt 6 zeigt, eine Länge von423 Fufs mit 6 Oeffnungen, jede von 51 Fufs weit, erhalten,und von 2 Stirnpfeilern, jeder 41 Fufs lang, und5 Mittelpfeilcrn, jeder über dem Sockel 8 Fufs, unterdem Kämpfergesims 7 Fufs stark, unterstützt werden.Die Breite des Viaductes zwischen den Anfsenflachon derStimmauern war zu 27 Fufs festgestellt, und sollten dieMittelpfeilcr bis über dem Stande des höchsten bekanntenWassers Vor- und Hinterköpfe erhalten, erstere wegendes Eisganges in <strong>Sp</strong>itzbogen-, letztere in Halbkrcisform.Da die Voruntersuchungen einen festen Mergel-Untergrundergeben hatten, so wurde die Gründung auf demselben,ohne Anwendung weilerer Sicherungsanstalten,für zulässig erachtetDer Bau selbst sollte in den Pfeilern aus einer Bekleidungvon Sandsteinwerkstücken aus dem Diemelthaie,mit einer Hiniermauerung von in der Nähe lagerndenKalksteinen, in den Gewölben hingegen von Ziegelsteinenausgeführt werden.Der Diemelflufs bildet an dieser Stelle die Grenzezwischen dem Königreich Preufsen und dem KurfürstenthumHessen, woselbst, zum Änschlufs an die diesseitigeGöln-Minden-Thüringer Verbindungsbahn, die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn einer Actien-Gesellschaft concessionirtwar. Der Viaduct wurde daher beiden Bahnen gemeinschaftlich,und der Plan von beiden VerwaltungenfestgesteUt. Da aber nach demselben 4 Bogen auf preufsischesund nur 2 auf kurhessisches Gebiet kamen, sowurde unterm 6ten Mai 1846 das Uebercinkommen getroffen,dafs der Bau unter Leitung der Göln-Minden-Thüringer Eisenbahn-Direction ausgeführt, von der Friedrich-WilhelmsNordbahn aber ein Drittel der Baukostenbeigetragen werden soUtc.Die obere technische Leitung des Baues stand demBaudirector der Gesellschaft zu, unter welchem ein Abiheilungs-Ingenieurfür die betreffende Bahnstrecke undein Stations-Ingenieur für die spocielle Leitung des Viaduktbauesstanden. Dieses Personal mufste zu einerZeit engagirt werden, als wegen vieler, gleichzeitig imBau begriffener, Eisenbahn-Anlagen bewährte Baumeisterfür gröfsere Anlagen schwer zu finden waren. Bei derNothwendigkeit, vorzugehen, glaubte man sich mit einemAbtheilungs-Ingenieur, welcher gröfseren Bauten nochgar nicht beigewohnt hatte, und einem Stations-Ingenieur,welcher nichts weiter als Maurerpolir war, begnügen zumüssen.Noch fühlbarer, als der Mangel geeigneter Techniker,war der von gehörig ausgebildeten und zuverlässigenBauhandwerkern, und da es nicht für gerathen gehaltenwurde, tüchtige und bewährte Leute aus entfernterenGegenden heranzuziehen, so kam auch noch diewirkliche Ausführung in ungeschickte Hände.Die Vorbereitungen zum Bau nahmen viel Zeit inAnspruch, so dafs mit dem löten Juni 1847, also 13 Monatnach dem Vertragsabschlufs, mit dem Ausheben derFundamente des westlichen Stirnpfeilers, und am IstenAugust mit dem Mauerwerk an demselben begonnenwerden konnte.Die beiden nächsten Landmittelpfeiler wurden amIStcn August und 5tcn September begonnen, und warendiese 3 Pfeiler am 15ten October bis zur PlintenhÖhcaufgeführt, in welchem Zustande sie bis zum nächstenJahre liegen blieben. An dem östlichen Stirnpfeilcr wurdedie Maurerarbeit»am 12ten October begonnen, und biszum Monat December fortgesetzt, ohne vom Frost unterbrochenzu sein.Die beiden Wasserpfeilcr, No. 4 und No. 6, mufstcnunter dem Schutze von Fangedämmen gegründet w^erden,deren Anlage und Dichtung wieder so viel Zeit wegnahm,dafs erst am lOten, resp. 20sten November mit denMaurerarbeiten im Grunde begonnen werden konnte.Da bis Neujahr hindurch gearbeitet wurde, so erreichte


17 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN, 18der Pfeiler No. 4 noch die Sockclhöhe, einen Fufs überdeni höchsten Wasserstande, wogegen der No. 6 nmbis zur Höhe des mittleren Wasserstandes gebracht werdenkonnte und erst im Februar des folgenden Jahresbis zur Sockelschicht nachgehöhct wurde.Die Gründung des eigenthchen Wasserpfeilcrs No, 5wurde im Jahre 1847 zwar versucht; da der angelegteFangedamm sich aber als unzureichend erwies, um unterseinem Schutze bis auf den festen Grund hinab zu dringenund eine dann eingetriebene <strong>Sp</strong>undwand erst Älittedes Winters fertig wurde, so raufste die Gründung diesesPfeilers auf das nächste Baujahr verschoben werden.Gegen Ende des Jahres 1847 hatten die innerenVerhältnisse der Gesellschaft eine Wendung genommen,welche dem Fortgang des Unternehmens ganz entschiedenungünstig war. Der gröfste Thcil der Actiönaire,welcher nicht in der Provinz wohnend, nur in Erwartungeines Ägiogcwinnes Äctien gezeichnet hatte, und bei derallgemeinen Entwerthung industrieller Papiere gröfsereVerluste besorgte, verweigerte unter allerlei Vorwändendie Einzahlung der ferneren Beiträge. Die disponiblenMittel schmolzen immer mehr zusamraeuj an den meistenStellen gerieth der Bau in's Stocken, und mufste derselbeim Frühjahr 1848 ganz eingestellt werden.In Berücksichtigung, dafs cm Pfeiler des Diemol-Viaduktes noch gar nicht gegründet war, und bei einerspäteren Wiederaufnahme des Baues dadurch leicht einungleichförmiges Setzen herbeigeführt werden könnte,so wie, um mindestens die kurze Strecke von Warburgbis zur kurhessischen Grenze fahrbar zu machen, undfür die Friedrich-Wilhelms Nordbahn eine zugänghcheEndstation herzustellen, entschlofs sich das PreufsischeMinisterium für Handel etc., eine Summe zur Verfügungzu stellen, mit welcher der Weiterbau des Viaduktes undder Strecke bis Warburg, bestritten werden solUe. DemBau-Director der Gesellschaft wurde die unmittelbareLeitung der Arbeiten, und dem Königlichen Komrnissariusbei der Cöln-Mindener Bahn die Disposition über diebewilligten Fonds überlragen.Im Laufe des Sommers 1848 wurde nun der PfeilerNo. 5 gegründet, und hatte derselbe um die MitteNovember die Plintenhöhe erreicht. Aller Anstrengungder leitenden Techniker ungeachtet, war es nicht gelungen,die Baugruben der 3 Wasserpfeiler wasserfrei zubekommen, so dafs die unteren Schichten der Fundamenteschon unter Wasser gemauert werden mufsten,obgleich die Mergelschicht nicht erreicht war, und sinddie Pfeiler daher auf einer darüber liegenden Kiesbankgegründet, wobei nur, wie erwähnt, der 5te Pfeiler miteiner <strong>Sp</strong>undwand umgeben worden istDer unter Wasser verwendete Mörtel bestand durchwegaus Kreidekalk und Saud, mit einem geringen Zuschlagvon Cement und Ziegelmehl. Nur zur Gründungdes Pfeilers No. 4 ist eine Art von Beton angewendetworden.Im November und bis zur Mitte des Monats December1848 wurden die Pfeiler 8 bis 9 Fufs über den Sokkelaufgeführt und verblieben in diesem Zustande denWinter über.Inzwischen waren Unterhandlungen zwischen demMinisterio und der Gesellschaft wegen Üeberganges dieserBahn an den Staat gepflogen worden, welche am23sten Becember zu einem Vertrage führten, nach welchemdie Bahn, wie sie lag, mit Rechten und Verpflichtungen,Vermögen und Schulden gegen eine festgesetzteSumme vom Staate übernommen wurde.Die Uebernahme wurde, nachdem ich schon im<strong>Sp</strong>ätherbste eine Taxe der Bahn mit Zubehör behufsdes Ankaufs aufgestellt hätte, mir, als Commissarius desHandels-Ministeriums, übertragen, und bald darauf eineKönigliche Kommission für den Weiterbau gebildet, zuderen Vorsitzenden und technischen MitgHede ich ernanntwurde, Nacli, Genehmigung des Vertrages vom23slen December durch die Kammern wurde die Kommissionin eine Direction verwandelt, und der bisherigenCöln-Minden-Thüringer Verbindungs- der Name „WestphälischeEisenbahn" beigelegtDer Bau sollte nun kräftig gefördert und insbesondereauf die baldige Vollendung der Warburger Grenzstrecke,mithin auch des Viaduktes, hingewirkt werden.Es kam nun darauf an, für diesen Bau einen neuen Operationsplanfestzustellen, und die nöthigen Anstalten zurAusführung desselben zu trefien. Zunächst handelte essich um die Üeberzeugung von der Zuverlässigkeit derausgeführten Gründung und des darüber errichtetenMauerwerks.Ein eigenlhches Tagebuch war bei dem Bau nichtgeführt worden, und so konnten, In Bezug auf die Gründung,nur die pflichtmäfsigen Versicherungen der dabeiangestellt gewesenen Beamten, die amtlich vorgelegtenRevisions-Zeichnungen der einzelnen Pfeüerschichten unddie äufsere Beschaffenheit des ausgeführten Mauerwerkszu einem Ürtheile führen. Nach der einstimmigen Erklärungaller Betheiligten waren sämmiliche Pfeiler aufso festem Grunde erbauet, dafs derselbe nur schwermit der Hacke zu bearbeiten gewesen; nach den Revisions-Zeichnungen,welche auf Blatt 7 in 4 Grundrissenvon Pfeilerschichten mitgetheilt worden sind, war ein sostarker Verband, von 4 Fufs langen, 2 Fufs breiten und1| Fufs hohen Läufern und Bindern, m den Aufsenflächengebildet, dafs die Masse der Hintermauerung dahinternur äufserst geringfügig erschien, und sonach ein vollkommenregelrecht verbundenes Mauerwerk vorhandensein mufste. Die äufsere Ansicht der Pfeiler stimmtemit diesen Angaben vollkommen überein, und wenn einBedenken gegen die Art der Ausführung erhoben wurde,so war es nur das, dafs die Fugen der Revelementssteineaufserordentlich eng gehalten, und die Steine imAeufseren mit übertriebener Sorgfalt bearbeitet waren.Soweit der Mörtel untersucht werden konnte, hatte er2


19 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 20gut gebunden, und somit war nun kein Grund vorbanden,Mifstrauen in den aosgefiihrten Theil des Werkeszu setzen, und den Weiterbau auf demselben für bedenkliebzu balten.Nichtsdestoweniger fand ich mich zu abänderndenAnordnungen der Bauconstruciionen veranlafst, -welchesich bei früher unter meiner Leitung in Schlesien ausgeführtengrofsen Viaducten bewährt hatten. Sie bestandenhauptsächlich darin, nicht den ganzen Umfang derPfeiler mit Quadersteinen zu bekleiden, sondern dasBruchsteinmauerwerk in abgeglichenen Schichten bis andie Aufsenfläche tretenj die Quadersteine an den Eckenmit recht starken Lagerfugen versetzen zu lassen, undin Höhen von je 6 Fufs Bindes'chichten von grofsen Quadersteinendurch den ganzen Pfeiler zu legen, die einzelnenSteine zu verklammern und so immer wieder ein neuesFundament zu gewinnen, um ein Setzen des Füllmauerwerksin der ganzen Höhe der Pfeiler zu verhindern.Der Versuch, in der Nähe des Viaduklbaues Ziegelsteinezu brennen, war schon im Jahr vorher gemachtund mifslungen, wegen der vielen Kalktheile, welche derZtegelerde beigemengt sind. Es mufste daher der Plan,die Gewölbe von Ziegelsteinen anzufertigen, aufgegeben,und die Anlage derselben von Sandsteinen vorbereitetwerden. Zur Ausgleichung des dadurch vermehrten Gewichteswurden Abiastegewölbe über den Pfeilern projectirt,womit zugleich ein vortheilhafteres, als das früherangenommene, Entwässerungssystem verbunden werdenkonnte.Diese in Ausführung gebrachten Anordnungen sindaus dem Langenproßl, Blatt 6, und den 3 Querprofilen,Blatt 9, ersichtlich.Bei einem Bau von solcher Höhe, welcher zum Theilvon schweren Quadersteinen ausgeführt werden mufs,gehört eine durchaus feste Rüstung zu den ersten undwichtigsten Erfordernissen, damit sie den Arbeitern dienöthige Sicherheit für die Auflagerung bedeutender Materialienmassenvon grofser Schwere, Raum und Festigkeitgewährt, und den Witterungsstürmen Widerstand zuleisten im Stande ist.Mit dem Bau aufsteigend ist die Rüstung, zimmermäfsigverbunden, in 5 Stockwerken aufgestellt, und mitderselben sind längs dem Viadukte und den Seiten dereinzelnen Pfeiler, in Höhen, unten von 18, oben von 12Fufs, Gänge verbunden, welche, auf einer Seite 8, aufder anderen 12 Fufs breit, ersterer ausschliefslich fürArbeitsplätze und Materialien-Niederlage, letzterer ebendazu und zum Materialien-Transport, dienten.Blatt 10 zeigt den Grundrifs und den Längen- undQuerdurchschnitt dieser Bau- und Materialien-Rüstungenfür einen Stirn- und zwei Mittelpfeiler. In welcher Weisedie Wölberüstungen und Lehrbögen, ungeachtet sie selbstsländigangelegt sind, mit der Arbeits- und Materialien-Rüstung verbunden waren, ergiebt sich aus den beidenProfilen Fig. 1 und 2.Im Allgemeinen hatte ich schon die Bemerkung machenmüssen, dafs die bisher zur Verwendung gekommenenMaterialien nicht von der vorzüglichsten Beschaffenheitwaren, während es namentlich hinsichtlich derQnadersand- und Wölbesteine von der allergröfsten Wichtigkeitwar, nur vollkommen gesunde und feste Steine zuverwenden. Es wurden daher alle in weitem Umkreisevorhandenen Steinbrüche einer sorgfältigen Prüfung unterworfen,aus den besseren Probesteine bearbeitet, unddiese entsprechenden Belastungsproben mittelst der hydraulischenPresse (in der Fabrik des Herrn Henschelin Cassel) unterworfen. Da mit der Presse nur ein Druckvon 150,000 Pfund hervorzubringen war, so konnte denzu den Versuchen gebrauchten Steinwürfcln nur 6 ZollSeite gegeben werden.Die besssern Exemplare widerstanden einem Druckevon 100,700 Pfund, spalteten bei 119,000 Pfund und wurdenzerdrückt bei 120,800 Pfand Belastung. Die Miltclsorteertrug einen Druck von 56,000 bis 70,000 Pfundund wurde zerdrückt bei 100,000 bis 117,000 Pfd. Druck.Das ungünstigste Resultat ergab sich zu 39,000 PfundWiderstand, und erfolgte der Bruch bei 65,000 Pfund.Die geringste Gattung giebt daher pro QFufs nocheinen Widerstand von 156,000 Pfund.In den unteren Pfeilerschiehien des Viaduktes kommtauf den • Fufs Fläche ein Gewicht von 18,800 Pfund,und bieten daher die schlechtesten der versuchten Steineeinen achtfach gröfsercn» als den mindestens erforderlichenWiderstand.Zum Füllmanerwcrk fanden sich Kalksteine vongrofser Festigkeit in unmittelbarer Nähe der Baustelle,nur brachen dieselben wenig lagcrhafi, und mufste daherauf die allersorgfältigste Verarbeitung derselben gehaltenwerden, um keine leeren Räume und nicht unterstütztenPunkte zu erhalten.Der Kalk, welcher in der Umgegend gewonnen wird,hat in einzelnen Lagen bedeutenden Thongehalt, und daherhydraulische Eigenschaften, welche wenig zu wünschenübrig lassen. Der Diemelsand giebt einen gutenBeischlag zum Kalk; zur Vermauerung sämmtlicher WerkundMantclsteine, sowie zu den Gewölben, ist aber ausschliefslichRothmörtel verwendet worden.Da vorausgesetzt w'erden mufste, dafs das übernommeneMauerwerk nach seiner äufseren Erscheinung undden Uevisionszeichnungen vollständig gut sei, habe ichkein Bedenken getragen, sowohl den Maurermeister alsdie Aufsichtsbeamten beim Weiterbau beizubehalten; dieselbenwurden aber unter schärferer Controle gehalten,und bei meiner und des, im Laufe des Sommers eingetretenen,Äbtheilungs-Baumeisters H. Weishanpt häufigerAnwesenheit auf der Baustelle fand sich nur zuoft Veranlassung zu Ausstellungen, und wiederholentlichmufsten nicht sorgfältig genug ausgeführte Arbeiten wiederabgebrochen werden.Üebrigcns wurde der Bau kräftig betrieben, so dafs


25 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 26des Istcn Rogens von 0,28 Fufs2 — ^ 0,49 -3 ^ - 0,37 -4 - - 0,15 -5 - - 0,04 -6 ^ - 0,13 -in welchen Maafsen aber noch das Setzen der Gewölbein sich während dieses Zeitraumes mit inbegriflen ist.Die verhältnifsn},äfsige Geringfügigkeit dieser Senkungenhatte unter den obwaltenden Umständen mindestensdie Hoffnung erhalten, dafs die Fundamente nichtim Weichen begriffen waren; als sich nun aber auchin den bisher gut erhaltenen Sockelabsätzen dieselbenErscheinungen zeigten, wie bei dem unteren Mauerwerkselbst, so erwachten neue Besorgnisse, nicht sowohlhinsichts der Haltbarkeit des Grundes, als in Betreff derBeschaffenheit des Fundamentmauerwerks selbst. Beimangelhaftem Zustande desselben mufsten ehe Ergänzungsarbeitenan den oberen Theilon der Pfeiler gänzlichfruchtlos bleiben, und blieb daher nichts übrig, alssämmtliche Fundamente vollständig blofs zu legen unddie Beschaffenheit derselben genau zu untersuchen, umsie, falls es möglich sein würde, herzustellen und nachErfordernifs zu verstärken.Dies hatte, insbesondere bei den Wasserpfeilern,seine besondern Schwierigkeiten, da die Anlage vondichten Fangedämmen, theils durch die zwischen denPfeilern aufgestellten Rüstungen, theils durch die Steinschüttungcnum dieselben ungemein erschwert wurde,und aufserdem das Einrammen der Pfähle Erschütterungenin den Pfeilern erzeugte, welche das Schlimmste besorgenliefsen.Die Ueberwindung aller dieser Schwierigkeiten unddie grofsc Vorsicht, mit welcher hier gearbeitet werdenmufste, nahm so viel Zeit in Anspruch, dafs nur ein Fundamentdes Pfeüers No. 4 noch im Laufe dieses Jahresblofs gelegt werden konnte, bald darauf aber die Wasserarbeitendurch den eintretenden Frost unterbrochenwurden.Bei dem allmähligen Fortschreiten der Beschädigungenan den Pfeilern selbst, durfte aber die Restaurationsarbeitderselben nicht unterbrochen, und mafsto sogarmit den Arbeitsplätzen häufig gewechselt werden, umnur immer die sich am gefährlichsten darstellenden Punktezu sichern und das Werk bis zum Frühjahr zu erhalten;wo dann, wie nun nicht mehr bezweifelt werdenkonnte, eine durchgreifende Reparatur vorgenommen werdenmuCste.Um die Winterarbeit zu ermöglichen, wurden diePfeiler mit Bretterhütten in solcher Ausdehnung umbaut,dafs bedeutende Materialien-Vorräthe darin aufgenommenwerden konnten, und unter dem Schutz dieser Hütten,welche geheitzt wurden, ist dann den ganzen Winterhindurch in der vorbezeichneten Art weiter gearbeitetworden.Nach dem beim Wiederbeginn des Baues im Jahre1849 festgestellten Operationsplane sohlen die Maurerarbeitendes Viaduktes im Laufe dieses Jahres vollendetund die Rüstungen abgebrochen werden, um dem zuerwartenden Eisgange und Hochwasser einen ungehindertenAbflüfs zu gewähren. Durch die Pfeiierbeschädigungenist aber dieser Plan gestört worden, und hattendaher die Rüstungen nicht weggenommen werden können.Es stand nun sehr zu befürchten, dafs dieselbendurch den Eisgang oder das Hochwasser weggerissen,und in Folge der davon unzerlrennlichen grofsen Erschütterungendas Bauwerk grofser Beschädigung, wennnicht dem Einsturz, ausgesetzt werden möchte. Mit grofserMühe wurden deshalb die Rüstungen über demStande des Hochwassers so abgespreizt und gelös't, dafssie, unabhängig von dem unteren, dem Angi'iffc des Eisesund Hochwassers ausgesetzten Theile derselben, erhahenblieben, wenn dieser etwa beschädigt oder gar weggerissenwerden sollte. Mittelst der Anordnung von Eisbrechernund einer Bohlenauskleidung der Oeffnungen,durch welche das Eis abgeführt werden mufste,^urde,so viel thunlich, den schädlichen Einwirkungen desselbenvorgebeugt.Der gefürchtete Eisgang fand am 26ten Januar 1850statt, und drohete verschiedene Maie, sich zwischen denzusammenstehenden Pfahlreihen des Gerüstes zu stopfen.Durch die aufgostclhen und mit geeigneten Geräthschaftenversehenen Arbeiter wurde aber die Gefahr immer glücklichbeseitigt, und die Wirkung der Eisschohen äufsertesich auf die Rüstungen nur in geringem Maafse, da dieselbenvorher sehr stark mit Steinen bepackt worden waren,um ihre Widerstandsfähigkeit zu vermehren.Dem Eisgange folgte das Hochwasser unmittelbar,und erreichte eine Höhe von 6| Fufs über den gewöhnlichenWasserstand, fiel aber 24 Stunden später schonum 3 Fufs, und veidief, ohne irgend Beschädigungen aufder Baustelle angerichtet zu haben.Die Witterung, welche im Frühjahre 1850 lange ungünstigblieb, gestattete erst Mitte April die kräftige Wiederaufnahmeder Arbeiten im Freien. Zunächst wurdendie Fundamente der beiden, auf dem linken Diemeluferstehenden Pfeiler aufgegraben, und erfolgte die Umschliefsungdes Wasserpfeilers No. 4, während die im Winternur provisorisch vorgenommene Restauration der Plinteund der Vorköpfe des Pfeilers No. 6 in Wiederangriff genommenwurde.Die allmählige Aufdeckung der Mittelpfeiler-Fundamenteergab viele und lüva Theil erhebliche Mängel,wobei sich sogleich herausstellte, dafs vor Beseitigungderselben eine nachhaltige Restauration der darüber liegendenPfeilerabsätze nicht zu erlangen sein würde.Der Pfeiler No. 2 ist 18 Fufs unter dem Terraingegründet, und 17 Fufs hoch in rauhem Mauerwerk, wiedie beiden Stirnpfeiler, aufgeführt, welches sich, wieüberall, ganz gut gehalten halte, wo keine Revetements


ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 28in Anwendung gebracht waren. Es konnte daher ohneBedenken zur Restauration des Sockels geschritten werden,welche in der vorbeschriebenen Art ausgeführt ist,dafs nämlich an Stelle der ganz herausgenommenen Laufermöglichst tief eingreifende Binder eingezogen, dieabgesprengten Köpfe der Binder abgearbeitet und neueLäufer vor denselben eingesetzt, das neue Revetementverklammert und der Raum dahinter unten mit Portland-,oben mit Romancement vergossen wurde. Diese Arbeitwurde dadurch sehr mühsam und zeitraubend, dafs dieAbgleichung des Pfeilerfundament-Absatzes durch einenunbegreiflichen Fehler nicht horizontal, sondern mit 7 ZollGefalle angelegt war. Bei der ursprünglichen Weiterauffuhrungdes Pfeilers war diese DiO'erenz beim Versetzender Revetementsqnadern rnit kleinen Steinen ausgeglichenworden. Die neu einzusetzenden Werksteinemufsten nun, um auf dem eigentÜchen Fundament-Absatzein sicheres Lager zu finden, alle in verschiedenen Höhenzugehauen und stufenförmig in das feste Fundament-Mauerwerk eingelassen werden.Der Abbruch der VorkÖpfe bei diesem, wie bei denanderen Mittelpfeilern, welcher erforderlich wurde (dasich dieselben, weniger belastet, als die mittleren Thciledes Pfeilers, sämmtlich abgelöst hatten), gab Gelegenheit,den aufserordenthch schlechten Zustand des Füllmauerwerksnoch näher kennen zu lernen, welches auseiner kunst- und verbandlosen Steinpackung bestand,welche nur sehr dürftige Mörtellagen enthielt, die nochnicht erhärtet waren. Dieser Zustand kam indessen derRestauration in so fern zu Statten, dafs behufs Einziehungder neuen, lief eingreifenden Binder, das hinderliche Füllmauerwerkleicht herausgenommen werden konnte, dannaber, dafs der bleibende Theil desselben von dem Cementgufsvöllig durchdrungen und dadurch in eine vollkommenfeste Masse verwandelt wurde.Mit Ausnahme des äufserst kleinen Kerns von Füllmauerwerkist daher der Pfeiler ganz neu unterfangen.Bei dem davon unzertrennlichen Setzen äufserte sicheine Einwirkung in so fern auf den oberen Theil desPfeilers, dafs einzelne Risse sich über die Grenze desalten Mauerwerks aufwärts erstreckten, was zu der niederschlagendenÜeberzeugung führte, dafs nun auch derneuaufgeführte Theil des Mauerwerks, welcher bisherallen Einflüssen der Bewegung widerstanden hatte, sichdenselben nicht länger entziehen konnte und seinerseitswieder eine besondere Restauration erforderlich machenwürde, welche grade deshalb um so schwieriger werdenmufste, als dieses Mauerwerk vollkommen in sich geschlossenwar und deshalb weit weniger Gelegenheit zueiner Auswechslung darbot.Der Pfeiler No. 3 zeigte sich hinsichts der Fundamentirungdem No. 2 völlig gleich, nur war hier dieobere Schicht des Bruchstein-Mauerwerks horizontalabgeglichen.Die Restauration der darüber stehenden Absätzekonnte daher in der vorbezeichneten Art angegriffenwerden. Obgleich dabei mit der möglichsten Vorsichtund Sorgfalt verfahren wurde, nahm der obere Theil desPfeilers allmählich ein immer drohenderes Ansehen an,namentlich entstanden in den beiden schmalen Stirnseitendes aUen Mauerwerks breite <strong>Sp</strong>alten, welche sichaber, wenn auch nur in der Form von feinen Rissen, bisnahe unter die Kämpfer fortsetzten. Gleichzeitig bildetesich in den unteren Schichten der Langsciten eine grofseZahl von Rissen, welche, obgleich nach oben sich verengend,mit einander in Zusammenhang traten. DieseRisse hatten offenbar ihren Grund darin, dafs die Steinein den schmalen Stirnfronten sich am meisten zusammendrückten,die Beengung dahin geleitet wurde, und in derMitte eine Trennung des Mauerwerks zur Folge habenmufstc.Auch bei diesem Pfeiler sind die Restaurations-Arbeitenvon den Ecken und schmalen Seilen nach derMitte hin betrieben worden, um zunächst immer die ammeisten ausgesetzten Punkte zu sichern und einer Vermehrungder Risse in den Langseiten vorzubeugen.Der Pfeiler No. 4 wurde schon im Winter abgedämmt;aber wegen Durchlässigkeit des Graben-Materialsim Grunde war nur mit gröfster Anstrengung beim Pumpendas Fundament blofs zu legen. Es ergab sich dabei,dafs dieser Pfeiler nicht, wie immer behauptet worden,auf Felsen, sondern nur auf grobem, sonst ganzzuverlässigem Diemelkies gegründet worden war. DieFestigkeit dieses Kieses und der Umstand, dafs die Baugrubebei der Fundamentlrung niemals trocken gelegtwar, mag zu solcher Behauptung Veranlassung gegebenhaben, so wie erst jetzt entdeckt wurde, dafs ein, in denRevisions-Plänen gezeichneter, unterer Mauerabsatz vonIf Fufs Höhe gar nicht vorhanden war.Die F'olgen davon, dafs bei der Gründung das Wassernicht bewältigt werden konnte, zeigten sich nun deutlich,da in den beiden unteren Schichten die Steine sowild durcheinander, voller hohlen Räume und ohne allenVerband gelagert waren, wie Blatt 8 Pfeiler No. 4 zeigt,der Art, dafs auf den ersten Blick gar nicht zu begreifenwar, wie ein solches Fundament überhaupt demstarken Drucke noch habe Widerstand leisten können.Eine nähere Untersuchung, behufs welcher eine 3 Fufsweile OefTnung durch die unteren 3 Bankots in das Fundamenthincingebrochen wurde, hat indessen ergeben,dafs gerade dieses Fundament, ungeachtet seiner soschlechten Erscheinung, im Aeufsern und Innern ganz festist, da der Kern aus einem Cementbeton besteht, welchersich vollständig erhärtet fand.Nichts desto weniger erschien die Restauration desäufsern, schlechten Theils dieses Fundamentes dringendnöthig; die Erwägung jedoch, dafs jeder Angriff desselbenleicht gefährliche Folgen haben könnte, gab zu derAnordnung Veranlassung, die beiden unteren Fundament-Absätze ganz unberührt zu lassen, dieselben aber mit


29 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 30zwei, gegen die <strong>Sp</strong>undwände des Fangedammes sichstützende Quadersteinschichten zu ummauern, theils umeine Scitenbcwegung des aufseren, unregelmafsigen, altenMauerwerks zu verhindern, theils zm Befestigung desGrundes, welcher zur Aufsuchung des fehlenden unterenFundamentabsatzes aufgelockert worden war.Diese Arbeit ist, wie Blatt 8, Pfeiler No. 4 zeigt, ausgeführtworden und hat den Zweck Yollkommen erfüllt.Der Pfeiler No. 5, welcher mitten im Flufsbett derDiemel steht, und zuletzt, nachdem der Weiterbau desViadukts mit Hülfe von Staatsmitteln angeordnet war,gegründet ist, hat sich im Ganzen besser gehalten, alsdie übrigen.Behufs genauer Untersuchung und etwa nöthig werdenderReparatur der Fundamente wurde auch dieserPfeiler mit einem Fangedamme umgeben, das Wasserbis auf den Grund ausgepumpt und das Fundament trokkcngelegt.Derselbe fand sich 12^^ Fufs unter dem gewöhnlichenWasserstande auf grobem Kies zwischen einer, dasFundament umgebenden <strong>Sp</strong>undwand gegründet. Diese<strong>Sp</strong>undwand, welche unter dem kleinsten Wassei'Standeabgeschnitten war, wurde in soweit zur Büdung desFangedarames mit benutzt, als eine doppelte Reihe vonBrettertafeln in die Ilinterfüllung derselben eingerammtwurde, so dafs gewisscrmafscn eine zweite Etage derselbenentstand. Der so gebildete Fangedamm umgababer den Pfeiler so nahe, dafs die Weite des Arbeitsraumesauf der einen Seite nur 4. auf der andern 3 Fufsbetrug, und wurde die Arbeit dadurch um so mehr erschwert,als auch noch die Pumpen in diesem engenRäume untergebracht werden mufsten. Bei der Trockenlegungergab sich das untere Banket aus 4 Schichtenvon 1^ Fufs Höhe bestehend, von welchen die beidenoberen ziemlich gut erhalten waren. In den beiden unterenzeigten sich aber die Werksteine wieder so unrcgclmafsigund nach dem Plane unrichtig versetzt, dafsdieselben von den darüber stehenden Schichten an einigenStellen bis in 16 Zoll weit überkragt wurden.Aus der ganzen Beschaffenheit ergab sich, dafs auchdiese Fundamentlrung ohne Trockenlegung der Baugrubeunter Wasser bewerkstelligt war.Zunächst wurden nun die hier vielfach gesprungenenSteine des unteren Bankets vorsichtig herausgenommenund durch tief eingreifende Binder ersetzt, wobei wieder,wie immer, das innere Mauerwerk mit Cement vergossenwurde. Darauf wurden die Steine in aufseren Flächenregelmäfsig bearbeitet, und bei der nun folgenden Ausmauerungder ganzen Baugrube alle üeberkragungen,wie Blatt 8 Pfeücr No. 5 zeigt, mit passenden Werkstückenin Cementmörtel gehörig unterfangen.Das zweite Banket fand sich im Ganzen gut erhalten,so dafs nur wenige Bekleidungssteine erneuert werdendurften.Der Pfeiler No. 6 als dritter Wasserpfeiler mufsteebenfalls zur Untersuchung und Reparatur seiner Fundamenteabgedämmt, und letztere trocken gelegt werden.Auch hier fand sich ein fester Kiesboden, auf welchemder Pfeiler gegründet war. Die Seitenbekleidungenerwiesen sich durchweg in schlechtem Zustande,und mufste, in der früher beschriebenen Art, das ganzeRevetement vermauert werden. Um aber den hierdurchimmer mehr oder weniger geschwächten Fufs zu verstärken,insbesondere aber, um einem Ausweichen derneuen Bekleidung vorzubeugen, ist dann noch die ganzeBaugrube ausgemauert, und der Fufs des Pfeilers mitstarken Quadersteinschichten umgeben worden, wie beimPfeiler No. 4 beschrieben worden istDie beiden Stirnpfeiler, welche in dem unterenTheile nicht revetirt, in dem oberen Theile aber erstunter der neuen Verwaltung aufgeführt waren, hattensich unverändert gut erhaUen; ebenso die Gewölbe.Während die Restauration der Fundamente vorgenommenwurde, waren nach und nach immer mehr Bekleidungssteineder oberen Pfeiler geborsten, und erstrecktesich dies auch auf einzelne Steine des neuenMauerwerks. Unter so bedrohlichen Umständen warenhöheren Orts, durch Berichte einzelner Techniker veranlafst,welche die Baustelle besucht halten, Zweifel regegeworden, ob bei der so äufserst mangelhaften Beschaffenheitdes alten Mauerwerks die eingeleiteten Sicherungsarbeitenden gehofften Erfolg haben würden. Eswurde mir daher eine abermalige genaue Prüfung allerVerhältnisse an Ort und Stelle aufgetragen, zugleich aberVollmacht ertheill, alle zur jedenfalls erforderlichen Sicherungdes Bauwerkes nöthigen Maafsregeln unmittelbar zutreffen, und demnächst darüber zu berichten.ÜnterNZuziehung der, bei der Restauration betheiligtenBaumeister ist demgemäfs eine, jeden einzelnenTheil des Bauwerkes umfassende, genaue Untersuchung,Messung, Abwägung und Lothung voz'genommen, undsind in einer besonders dazu angeordneten Konferenzdie Möglichkeit der Erhaltung und der dahin zielendenMittel, aber auch die Operationen eines etwaigen Abbruches,diskutirt und erwogen worden.Es ergab sich dabei, dafs ein ferneres allgemeinesSetzen des Bauwerkes in der letzten Zeit, und nachdemdie Fundamente befestigt waren, nicht weiter stattgefundenhatte; dafs die Gewölbe in vollkommen normalemZustande sich befanden, und keine Fuge an denselbensich geöffnet hatte. Die Risse im oberen Theile derPfeiler hatten sich nicht erweitert, und aRe endeten, mitAusnahme eines ganz unbedeutenden in der Südseitedes Pfeilers No. 3, 8 bis 10 Fufs unter den Kämpfern.Aus allem dem mufste geschlossen werden, dafs seit längererZeit keine Bewegung mehr in den Pfeilern stattgefunden hatte, und die ungleichen <strong>Sp</strong>annungen in denLagerschichten derselben aufgehoben waren.Es konnte daher kein Zweifel obwalten, dafs dieFundamente, als wichtigste Theile des Bauwerkes, nir-


31 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 32gends nachgegeben hatten, wodurch der ersten Bedingung,der Standfähigkeit Genüge geleistet war-Ein weiterer Beweis des Erfolges der bisherigenRestauration wurde darin gefunden, dafs alle, seit demBeginn derselben erneuerten Theile der Pfeiler vollkommenerhalten waren, während sich der obere neuereTheil des Pfeilermauerwerks im Wesentlichen sehr gutgehalten hatte, und nur einzelne Steine desselben gesprungenwaren, während dasselbe bei der Unterfahrungtbeilweiso der Unterstützung beraubt war.Alle diese Umstände erschienen geeignet, die bishergehegte Ueberzeugung, auf dem begonnenen Wegezum Ziele zu gelangen, zu bestärken. Dabei konnteandererseits nicht aufser Berücksichtigung bleiben, dafszu den bisherigen Rcslaurationsarbeifen bereits eineSumme von etwa 15,000 Thir. aufgewendet war, unddafs der Abbruch eines solchen Werkes, wenn er gefahrlosgeschehen, und das gute Material des neuerenTheiles gerettet werden sollte, ausgedehnte und sehrstarke Rüstungsanlagen, grofse Kosten für Abbruch, Transportund Lagerräume, vor allem aber einen bedeutendenZeitaufwand erfordern würde.Bei dieser Lage der Sache glaubte ich die Fortsetzungder Restauration, und für die möglichste Sicherungdes Erfolges, den folgenden Gang der Operationenin Vorschlag bringen zu müssen.Naehd em die Pfeiler in der bisherigen Art hergestelltsein werden, und sich längere Zeit hindurch keineVeränderungen an denselben gezeigt haben, werden dieEntlastungsbÖgen über den Gewölben (um das Gewichtder auf den Pfeiler drückenden Last zu vermindern) erbauet,die Stirnmauern vollendet, Gesimse, Brüstungsmauernund Füllgrund aufgebracht. In diesem Zustandesoll das Bauwerk einige Monate stehen bleiben, und, wennsich nach Ablauf dieser Zeit keine <strong>Sp</strong>ur einer neuen Bewegunggezeigt haben wird, sollen Bclastungsversuchetheils über das ganze Bauwerk, theils auf einzelnen Punktendesselben angestellt werden.Bei diesem Gange konnte zwar möglicher Weiseder Kostenaufwand noch mehr vergröfsert werden, wennsich, in Folge der anzustellendenTersuchc, doch nochdie Nothwendigkeit des Abbruches ergeben sollte; wogegenaber andererseits, da die Möghchkeit des Gelingensnahe zu liegen schien, eine sehr grofse Minderausgäbeund eine mehrjährige Zeitcrsparnifs zu gewinnenstand.Hinsichls der in Vorschlag zu bringenden Ausführungsartkonnte nur der bisher mit grofsem Erfolge eingeschlageneWeg empfohlen werden, bei welchem, vonunten aufsteigend und von den schmalen Seiten nach derMitte fortschreitend, an Stelle der herauszunehmendenLäufer tief eingreifende Binder eingezogen, die alten Binderauf l\ Fufs Tiefe abgearbeitet, neue Läufer davor eingesetzt,alles verklammert und der Raum dahinter mitfestem Mauerwerk und Cementgufs ausgefüllt wurden. Esergiebt sich daraus, dafs die Unterfahrung der Pfeiler beiihrer geringen Stärke eine fast vollständige wird, indemdie gegenüberstehenden neuen Binder sich gröfstenthcilsin der Mitte der Pfeiler berühren, und mir ein geringerTheil des Füilmauerwerks zwischen den alten Bindernübrig bleibt.Da beide Seiten eines Pfeilers nicht gleichzeitigunterfangen werden durften, der verwendete Cementaber schnell erhärtete, so mufste angenommen werden,dafs sich in der Mitte des Pfeilers die Neigung zu einerLängonfuge bilden würde, welche bei ungleicher Belastungsich öffnen und das Ablösen oder <strong>Sp</strong>ähen desPfeilers zur Folge haben könnte.Zur Vermeidung einer jeden Gefahr in dieser Beziehungwurde daher die Einziehung von Querankernin solchem Verbände für nöthig erachtet, dafs die langenWandflächen damit völlig erfafst und zusammen gehaltenwerden könnten. Die Zeichnungen Blatt 7, 8 und 9zeigen die Disposition dieser Anker und die äufsernKopfplatten, vermittelst welcher die Verankerungsflächenvergröfsert werden.Zum Einziehen dieser Anker sollten die Pfeiler anden dazu bestimmten Punkten durchbohrt, unter dengufseisernen Kopfstücken aber noch Bleiplatten als Vermittlungzwischen Stein und Eisen eingelegt werden.Da sich beim Pfeiler No. 3 ein Bestreben geäufscrthatte, in der Breite auszuweichen, so erschien es derSicherheit angemessen, den oberen Theil aller Pfeilerunterhalb der Kämpfer, und zwar äufserlich, mit eisernenZugbändern zu umgeben, wie dies auf Blatt 7, 8 u. 9dargestellt ist. Endlich wurde auch noch, um einem etwaigenBestreben nach Längenspaltung mehr entgegenzu treten, für nöthig erachtet, die Stirnmauern über denPfeilern in ihrem unleren Theile vermittelst quer durchgezogenerEisenbolzen mit einander zu verankern. Eswurde ferner in Erwägung gezogen, in wie fern durchVerminderung der Dimensionen oder Anwendung desEisens statt der Steine zu den Gesimsen und Brüstungendie von den Pfeilern zu tragende Last vermindertwerden könne, und dahin zielende Constructioncn entworfen.In diesen Vorschlägen schienen mir alle Mittel erschöpft,welche zu einer gründlichen und dauerhaftenWiederherstellung des Werkes zu erdenken waren. Derertheilten Ermächtigung zufolge, wurde nun nach diesemPlane, mit neuer Kraft und Hoffnung des Gelingens, weitergearbeitet. Bald darauf erfolgte auch vom Ministeriodie Genehmigung zur Durchführung der in Vorschlaggebrachten Mafsrcgcln, da, wenn auch der gewünschteErfolg einer vollständigen Sicherstellung nicht verbürgtwerden könne, nach Lage der Sache es doch nicht gerechtfertigtsein würde, den Abbruch des Mauerwerkesanzuordnen.Die Weiterführung der Arbeiten hatte einen aufserordenllichgünstigen Erfolg; immer mehr befestigte sich


33 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 34das Werk und es traten im ganzen weiteren Verlaufeder Restauration durchaus keine Erscheinungen wiederhervor, welche im Entferntesten auf eine Bewegung odernur eine <strong>Sp</strong>annung hätten schliefsen lassen. Die mit derAusführung der Arbeiten beauftragten Steinhauer undMaurer hatten allmählig eine grofse Gewandtheit undFertigkeit im Auswechseln der Revetemenlssteine und inder Befestigung dos inneren Theiles der Pfeiler erlangt,so dafs nun auch die Arbeiten genau nach dem ertheiltenPlan einen schnellen Fortgang hatten.Schon im Beginn des Septembers konnte die Pfeiler-Restauration als vollendet und gelungen betrachtet werden;es befand sich kein zersprungener Stein und keineoffene Fuge mehr an denselben; die Anker waren eingezogenund sämmthche Flächen der Pfeiler eben gearbeitet.Als sich während der ganzen im Laufe des Sommers1850 ausgeführten Restauration keine weitere Wirkungder Last auf den Zustand der Pfeiler geäufserthatte, wurde mit der Weiter-Aufführung der Stirnmauernund der Einspanung der Entlastungsbögen vorgegangenund noch im Laufe des Septembers, ohne irgend eineWirkung auf die Pfeiler zu äufsern, vollendetNach diesen Erfolgen wurde, aus Rücksichten derSicherheit des Betriebes, von einer leichteren Constructionder Gesims- und Sockclschicht Abstand genommen,und beide werden noch im <strong>Sp</strong>ätherbste verlegt.Gleichzeitig waren die Entlastungsbögen mit ihrerEntwässerung vermittelst einer Asphalt- und darüber ausgebreitetenThonlage abgedeckt und das zur Einbettungdes Oberbaues erforderhche Füllmaterial, aus Kies bestehend,aufgebracht worden. Da dies die gröfste todteBelastung des Werkes bildete, wurde der Bau nach Aufbringungdieser Masse sich selbst überlassen, um dieEinwirkung derselben und des Winters auf die Pfeilerbeobachten zu können. Im Frühjahr 1851 wurde nundas Werk einer ganz speciellen Revision, Nachmessungund Abwägung unterworfen, wobei sich ergab, dafs derZustand genau derselbe gebheben war, wie bei Einstellungdes Baues. Es zeigte sich nicht die kleinste Beschädigungan irgend einem Theilc der Mauern oderder Gewölbe, und schien nun der Zeitpunkt gekommenzu sein, um Versuche mit schweren bewegten Massenauf dem Viadukte anzustellen.Es wurde daher ein hölzerner Rost, aus Lang- undOuerschwehen bestehend, verbunden, in der Kiesaasfüllungzwischen den Stirnmauern eingebettet und dasSchienengleis darauf befestigt, welches mit den bereitsvollendeten Gleisen von Cassel und von Warburg herin Verbindung gebracht wurde.Am 6ten Februar 1851 wurde der Viadukt zum erstenMale mit einer Locomotive befahren; zuerst langsam,dann mit immer gröfseren Geschwindigkeiten undvermehrten Lasten, Die sorgfältigsten Beobachtungenergaben keine <strong>Sp</strong>ur, dafs die Bewegung sich auch nurden zunächst gelegenen Theilen der Slirnmauer, geschweigeden Gewölben und den Pfeilern mittheilte;und so verhält es sich auch noch heute, nachdem dieBahn über den Viadukt seit zwei Monaten dem regelmäfsigenBetrieb übergeben worden ist.Nach Eintritt der günstigen Witterung ist auch aufdem, schon im Herbst verlegten Sockel die Brüstungsmaueraufgebracht worden, ohne dafs dadurch eineirgend erkennbare Wirkung auf die Pfeiler hervorgebrachtwäre.Demnach kann angenommen werden, dafs diese,unter den ungünstigsten Umständen begonnene, untersteter Gefahr und mit grofsen Sorgen ausgeführte Restaurationvollkommen gelungen ist, und den dabei beiheiligtgewesenen Baubeamten, welche eben so vielMüth als Beharrlichkeit und Vorsicht entwickelt haben,um so mehr zur grofsen Ehre gereicht, als sie es nichtwaren, welchen die Schuld des MisUngens zur Last fiel.Ungeachtet der grofsen Gefahren, welchen die Arbeitersehr häufig ausgesetzt waren, ist kein Unglücksfallvorgekommen, und haben selbst erhebliche Verwundungennicht Statt gefunden.Berlin, im Mai 1851.Henz.Ueber Mängel der Scheibenräder bei Eisenbahnfahrzeugen.(Mit Zeichnungen auf Blalt 11.)Die seit einigen Jahren in Gebrauch gekommenenScheibenräder für Eisenbahnwagen haben, wenn aucheinerseits ihre Vortheile nicht zu verkennen sind, andererseitsMängel, auf welche aufmerksam zu machen amOrte sein dürfte. Man hat für dieselben verschiedeneConstructionen gewählt. Sämmtliche haben das mit einandergemein, dafs die Räder aus Nabe, Scheibe undReifen bestehen; die Abweichungen kommen nur bei dengewählten Verbindungsarten dieser Theile vor. Scheibeund Reifen bestehen immer aus Schmiedeisen, für dieNaben hat man Schmiedeisen und Gufseisen angewendet.Die schmiedeisernen Naben erhielten in derMitte ihrer Länge eine Rippe, mit welcher unter Auflegungeines Ringes die Scheibe vernietet wurde, wieFig. 1 und 2 zeigen. Diese Verbindung hat den Nachtheil,dafs die Niete durch das Hin- und Her-Bewegender Scheibe, welches besonders bei Bremsrädern vorkommt,lose werden, wenn die Nietung nicht mit dergröfsten Sorgfalt gearbeitet ist.Für gufseiserne Naben hat man meistens dieVerbindung gewählt, dafs man, wie in Fig. 11 mit punklirtenLinien angedeutet ist, die Scheibe mit ausgespartenzackenförmigen Zwischenräumen versah, und die Nabeum die Scheibe umgofs; dieses Umgiefsen geschah, ent-3


35 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 36weder, indem man die Scheibe kalt in die Form miteinlegte, oder nachdem man die letztere roth angewärmthatte. Bei den kalt umgegossenen Naben zeigtsich bald ein Losewerden der Scheibe. Das Gufscisenhat die zackenförmigen Ausschnitte der Scheibe nichtvollständig ausgefüllt, indem es durch Berührung mit demkahen Schmiedeisen sich abschreckt, wodurch ein Ablösenvon nicrenfÖrmigen imd kugelförmigen Eisensiiickcbenentsteht, die lose in den Zwischenräumen hegen.Nach der Ausführung zeigen die Räder äufserlich keinenMangel, beim Gebrauche entsteht zwischen Scheibe undNabe ein feiner Rifs, indem sich das Gufscisen und dasSchmiedeisen von einander ablösen; und das Loseseinder Nabe giebt sich durch den hohlen Klang der Scheibezu erkennen, wenn man mit dem Hammer dagegenschlägt. Im speciellen Falle zeigte sich bei den auf derBergisch-Märkischen Bahn in Gebrauch befindlichen Raderndieser Uebclstand an zwei auf derselben Achse befestigtenTenderrädern, nachdem sie gegen 585 Meilendurchlaufen hatten.Besser haben sich diejenigen Räder gehalten, heidenen die Naben umgegossen wurden, nachdem mandie Scheiben bis zur Rothglühhitze erwärmt hatte. Eshat sich jedoch auch hierbei ein Fall ereignet, der sichin seinen Folgen noch schlimmer herausgestellt hat. Dieringförmige Scheibe hatte bei der Ausführung 12 Einschnitte,jeder von l^ Zoll Tiefe und | Zoll Weite, welchein Gruppen von dreien gleichförmig um die innere Peripheriedes Scheibenringes verlheilt waren, erhalten.Nachdem das Rad, an einem Tender mit Bremse angebracht,etwa 1200 Meilen durchlaufen hatte, zeigte essich, dafs die Scheibe sich lose um die Nabe in derRinne drehen liefs. Es waren vorher allerdings, nachdemdas Rad etwa die Hälfte jener Meilenzahl durchlaufenhatte, schon <strong>Sp</strong>uren der Ablösung zu bemerkengewesen, jedoch ohne dafs diese besonders auffällig geworden.Bei dem Zerschlagen der Nabe fand sich, dafsdie 3 Zoll tiefe Rinne, in welcher sich die Scheibe gedrehethatte, ringsum glatt und wie pohrt war. <strong>Sp</strong>urender Ansätze waren im Gufseisen nirgend vorhanden,eben so wenig Ueberbleibsel des Materials derselben.Durch das Ihn- und Iler-Bewegen der Scheibe in derRinne, welches statt haben konnte, wenn der Bremsklotzan dem einen Rade etwa fester, als an dem andern aufderselben Achse anlag, scheint allmählig eine Abnutzungder obigen Ansätze entstanden, bis diese so schwachgeworden, dafs sie abgebrochen, und demnächst sämmtlichesMaterial derselben zu Pulver gemahlen wurde.Hierfür spricht auch der umstand, dafs auf der hohenKante des Innern Umfangs der Scheibe förmliche Rinneneingcschliffen waren.In letzterer Zeit hat man diesem Uebclstand dadurchvorzubeugen gesucht, dafs man die Scheiben ander inncrn Peripherie, mit welcher sie in der Nabe festsitzen,wellenförmig ausbauchte (Fig. 9 und 10), und hierdurchaherdings nebenbei eine gröfsere Steifigkeit derScheiben erreicht. Auch hat man, zu letzterem Behuf,die Scheiben von derselben Form und doppelt gemacht.Von diesen Constructionen ist aber eben so wenig einVortheil zu erwarten; es wird dabei ebenfaUs ein Ablösender Seheiben eintreten, und zwar in einem nochgröfsern Grade, jedoch das Runddrehen der Scheibenauf den Naben deshalb vermieden werden, weil einegrofsc Kraft dazu gehört, um, wenn dieser Fall eintretensollte, die ausgebauchte Scheibe in der schlangcnförmigenRinne abwechselnd nach der einen und derandern Seite zu biegen. Der Grund, weshalb das Ablösenstatt finden wird, liegt nicht fern. Durch das, wenngleichim rothwarmen Zustande vorgenommene Ausbauchenwird in der Scheibe eine künstliche <strong>Sp</strong>annung erzeugt;und es wird sowohl, wenn das Umgiefsen derNabe mtl oder ohne Anvvärmung der Scheibe geschieht,eine Formveränderung der Scheibe selbst durch dashcifse Metall entstehen. In dem Maafse, als das Metallerkaltet, wird die Formveränderung eine andere werden;die Scheibe wird vermöge ihrer Wärmeleitungsfahigkeitnach aufsen an ihrer inneren Peripherie schneller erkalten,als das umgegossene Gufscisen, und sich werfen,was nothwendig eine Ablösung der erstem von demletztern zur Folge hat. Dafs eine Ablösung wirklichstatt findet, habe ich an einem dergleichen Rade^ welchesauf der Düsseldorf-Elberfelder Bahn im Gebrauchegewesen, selbst bemerkt.Nach dem Vorigen mufs das Umgiefsen der Nabeum die Scheibe als eine mangelhafte Befestigung gelten.Um dieselbe stärker, gleichzeitig auch, um die Scheibesteifer zu machen, hat man noch auf beiden Seiten derletztern in radialer Richtung vier speichenartige Schienenaus Tförmigem Eisen aufgenietet (Fig. 4, 8 und 11), unddiese aufserdem mit dem Radreifen verschraubt. Es belindensich drei Paar dergleichen Räder auf der Bergisch-MärkischenElsenbahn unter einem Tender. ZweiPaare haben sich fest in den Naben erhalten; von demdritten Paare ist jedoch eines lose geworden, nachdemes etwa 860 Meilen durchlaufen hatte; es erscheint daherauch diese Befestigung nicht ausreichend. — Dabei


37 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 38ist jedoch zu bemerken, dafs die genannten Räder särumllichgebrems't werden. Eine grofserc Zahl befindet sichunter Güterwagen ohne Bremsen; diese haben sich grofstentheilsgut erhalten, so dafs, wenn niclit noch späterMängel sich zeigen werden, für solche Wagen dieselbenAnwendung finden dürften, zumal wenn man in der Fabrikationdurch üebung erst gröfsere Sicherheit erlangthaben wird.Es sind jetzt noch die Befestigungsarten der Scheibenmit den Reifen zu erwähnen. Die einfachste istdie, bei welcher in den Reifen auf der innern Seite eineNute cingedreh't, der Reifen erhitzt, und bei dem durchdie Wärme vergröfserten Umfange um die Scheibe gelegtwird, wo dieser dann nach dem Erkalten sich zusammenziehtund die Scheibe fest umschliefst (Fig. 3).Es mufs diese Manipulation mit einiger Vorsicht gemacht,und besonders es genau abgepafst werden, dafs die Nutenicht zu tief ausgedreh't wird. Nach dem Umlegenläfst sich aber nicht wohl controlliren, ob der Reifen festauf der Scheibe aufsitzt, weil die Fuge zwischen Scheibeund Bandage verdeckt wird; und man ist daher hierbeiganz in die Hände des Fabrikanten gegeben. Aufserdemist der Ücbelstand vorhanden, dafs keine Verbindungzwischen Reifen und Scheibe angebracht ist, somit beim<strong>Sp</strong>ringen des Reifen der Fall eintreten kann, dafs diesersich von der Scheibe ablös't, ein Ücbelstand, der allerdingszu Unglücksfällen Veranlassung geben, könnte. Gegendie angegebene Construction läfst sich auch das nochmit Recht einwenden, dafs durch das Eindrehen derNute der Reifen in seiner Stärke geschwächt wird, folglicheine Abnutzung bis auf die gewöhnliche Dicke nichtgestattet werden kann, vielmehr der Reifen von vornherein stärker genommen werden mufs, womit wiederein Mohrbedarf an Material verbunden ist.Sicherer als die genannte Befestigungsart ist diejenige,bei welcher man auf dem innern Umfange des Reifenseinen vorspringenden Rand, der mit diesem aus einemStücke gewalzt ist. anbringt, und gegen denselbendie Scheibe festnictet, wie Fig. 2 zeigt. Auch wird wohlnoch auf der entgegengesetzten Seite des Randes einRing vorgelegt, und mit diesem und dem erstem diezwischen beiden liegende Scheibe festgenietet. Stattdes angewalztcn Randes und des aufgelegton Ringeshat man ferner, wie Fig. 8 zeigt, ein oder auch zweiWinkcleisen an die Scheibe genietet, und auf diese denReifen, welcher zugleich mit den Winkeleisen verschraubtwurde, aufgezogen; die beiden letztern Befestigungsartendürften jedoch einfach genug sein. Man wird esdaher bei dem Reifen mit angewalztem innerm Randebewenden lassen können, um so mehr, als ein Losewerdendes Reifens auf der Scheibe Aveniger zu befürchtenist, als eine Trennung der Scheibe von der Nabe,auf welche letztere der Widerstand mit dem gröfstcnHebelsarm einwirkt.M a I b e r e.I Zur Vervollständigung des vorstehenden Aufsatzes theüen wirin den Zeichnungen Fig. 5 bis 7 die Construction solcher Schw-! benräder mit, bei denen man zur Vermehrung der Steifigkeit für jedesRad 2 Scheiben zur Anwendung gebracht hat. Nach Fig. 9 sindI diese Scheiben mit ihrpn Ründern in einen schmiedeisernen mit dem; Radreifen solid verbuudtnen Unlerreifcn eingelassen, in der gufs-I eisernen Nabe aber, in der oben mehrfach beschriebenen Weise, durch1 Eingiefsen befestigt. iJci der Fig. 6 dargestellten, auf der Taunus-! Eisenbahn äusgctührteu Construction legen sich die Scheiben obenI gegen eine Verstartnngsrippe des Radreifens, unten gegen die Aujfsenseiten der Radnabe, und sind hieran mit VernietungsboUen be-! festigt. -^ Durch Ausfüllen des hohlen Raumes zwischen den Schei-I ben mit Sägespanen ist man bemüht gev^'esen, das durch das Rollender Räder auf den Bahnen entstehende, den Reisenden so lästigeGeräusch zu beseitigen,1 Die Red.Zur Industrie-Ausstellung in London.(Mit Zeichnungen auf Blalt 13 und 14.)Die grofse Industrie-Ausstellung des Jahres 1851 zuLondon ist eine so bedeutende Erscheinung, dafs sieals ein Abschnitt der ihr vorher gegangenen industriellenUnternehmungen, und als ein Ausgangspunkt für dieFolgezeit im industriellen Fache gelten mufs. — Unterden Ländern, welche bis dahin das Bedeutendste in diesenUnternehmungen geleistet hatten, steht Frankreichoben an, wahrend England verhältnifsmäfsig eine geringeTheünahme hierin, und Deutschland nur in einzelnenThcilen ein rühmliches Bestreben gezeigt hatte, wovondie Ausstellungen in RerÜn und München u. s.w. Beweisgeben.Seit dem Anfang dieses Jahrhunderts sind bis zumJahre 1849 in Paris 11 Ausstellungen zu zählen. In derjenigenvon 1801, zu welcher im Hofe des Louvre einGebäude errichtet war, erhielt Jacquard für seine Maschinedie Medaille. In der im Jahr 1823 statt gefundenensechsten französischen Ausstellung befand sich dasModell der ersten französischen Hängebrücke (über dieRhone) \onLeguin. Die eilfte und bis jetzt letzte französischeIndustrie-Ausstellung fand Statt 1849 in einemhierzu besonders, in den Champs Elysees, errichtetenGebäude, welches circa | des Flächenraums des LondonerKristall-Pallastes enthielt. Die Zahl der Ausstellerwar 4494.Die letzte und bedeutendste der Berliner Ausstellungenfand im Jahre 1844 statt Der Flächenraum desdazu benutzten Gebäudes, des Zeughauses, beträgt inder unleren Etage circa j\ des Londoner Ausstellungs-Gebäudes. Die Ausstellung wurde von circa 2000 Ausstellernbeschickt Wegen des interessanten Vergleichsder Verhältnisse, in welchem die Anzahl der Ausstellerzu dem zur Ausstellung benutzten Fläcbenraum stehtmöge hier vorweg noch angeführt werden, dafs dieGrundfläche des bedeckten Raumes des Londoner Gebäudes772784 Quadratfufs, und der ebenfalls zur Ausstellungbenutzten Gallerieen 217000 Quadratfufs, in3 *


39 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 40Summa 989784 Quadralfufs betrug. Die Anzahl der Aussteller,circa 15000, ergiebt hiernach für den Ausstellereinen Flächenraum von circa 66 Quadratfufs. Nach einerähnlichen Berechnung ergiebt sich für die BerlinerAüsstelinng vom Jahr 1844 pro Aussteller 60 Quadratfufs;ebenfalls 60 Quadratfufs ergaben sich für einenAussteller bei der letzten Pariser Ausstellung. — DieseResultate von den drei letzten bedeutendsten Ausstellungenstimmen nahe genug iibcrein, so dafs hiernach fürspätere Fälle pro Aussteller durchschnittlich 60 QuadratfufsFlächenraum, incl. Gänge etc., jedoch excl. Mauernals ausreichend anzunehmen sind.In England fanden erst in der letzten Zeit Ausstellungenstatt, so zu Manchester, Lccds, Dublin, welchesich jedoch nur auf die nächste Nachbarschaft der betreffendenStädte beschränkten. Zur Ausstellung in Birminghamim Jahre 1849 wurde ein besonderes Gebäudeerrichtet, welches 10000 engl. Quadratfufs enthielt, aufserdemaber einen Corridor von bedeutender Länge, welcherzum Haupt - Ausstellungsraum in Bingley - Houseführte, so dafs im Ganzen 12800 Quadratfufs zur Ausstellungverwendet wurden. Die Kosten des Gebäudesbetrugen 1300 Livr. St. Diese Ausstellung und diejenigevom Jahre 1845 in Covent-Garden zu London nähernsich am meisten den französischen Ausstellungen,Die Society of Arts machte seit 1845 zu verschiedenenZeiten wiederholt Versuche, eine gröfserc Ausstellungzu Stande zu bringen, die jedoch immer erfolglosblieben. Ein Bericht über die letzte französischeIndustric-Äüsstelluna; von Mr. Digby Wyatt (dem Se~cretair des Executive-Committco, der jetzigen Ausstellungs-Commission)überzeugte indessen die Engländermehr und mehr von der Nützhchkeit solcher Ausstellungen.Dem Prinzen Albert, dessen intelligenter Geist lebendigvon dieser Nützlichkeit durchdrungen war, schreibtEngland hauptsächlich die Beseitigung der vielfach entgegenstehendenHindernisse und das Inslebentreten derWelt-Ausstellung vom Jahre 1851 zu. — Unter mehrerenVorbereitungen wurde ein Committee gebildet, dessenMitglieder die bedeutendsten Städte Englands besuchten,um sich der Mitwirkung derselben zu versichern. Gleichzeitigverfolgte Mr. Scott Rüssel, Sccretair der Königl.Ausstellungs-Commission denselben Zweck in mehrerenStaaten des deutschen Zollvereins. Nach diesen erfolgreichenSchritten hielt die KÖnigl. Commission am 11.Januar 1850 ihre erste SitzunsDa die zu erlheileuden Preise in Medaillen bestehensollten, so wurde eine Concurrenz für die Anfertigungvon drei Medaillen eröffnet, und für jede ein ersterPreis von 100 Livr. St. und ein zweiter Preis von50 Livr. St. ausgesetzt. Von 129 Bewerbern liefen Arbeitenein. Die ersten Preise erhielten Hyp, Bonardelin Paris, C. Wyon in London und G. Adams inLondon.Nachdem durch Subscription für die Ausstellung einehinreichend bedeutende Summe gesichert war, übernahmes die Bank von England, die nöthigen Vorschüsse zumachen, von denen besonders das zu errichtende Gebäudeeine bedeutende Summe erfordern mufsto. Am21. Februar 1850 wurde der Beschlufs gefafst, dafs daszu errichtende Gebäude 16 Acres an Flächenraum bietensollte. Vom Executivc-Committec wurde nunmehr einAufruf erlassen an alle Nationen zur Beiheiligung anEntwerfung Von Planen für ein Ausstellungs-Gebäude.Hervorgehoben war hierbei, wegen der vorübergehendenBestimmung desselben: eine geeignete leicht herzustellendeConstruction bei möglichst geringen Kosten;dann sollte das Gebäude einen möglichst ungctheiltcnRaum bilden, um später leicht die verschiedenen, fürerstnoch nicht bestimmbaren Abtheilungen sondern zu können;es sollte ferner darauf gerücksichtigt werden, dafsdie auf dem Bauplatz vorhandenen Baumgruppen möglichstconservirt würden. Eine Gcldbclohnung wurdenicht ausgesetzt, sondern das Committee wollte durchNennung der Namen Diejenigen ehren, deren Vorschlägeund Pläne sich als besonders geeignet herausstellenwürden. Obgleich nur ein Monat Zeit gegeben war, sogingen doch 233 Entwürfe ein. Hiervon waren circa |(genau 38) aus fremden Landern, nämlich 27 aus Frankreich,3 aus Holland, 2 aus Belgien, 2 aus der Schweiz,1 aus Neapel, 1 vom Rhein, 1 von Hannover und 1 vonHamburg; 128 waren aus London und der Nachbarschaft,und 51 aus Provinzialslädten Englands. Siebzigdavon erhielten eine ehrende Erwähnung. BesondereAnerkennung wurde denen des Mr. Turner in Dublinund des Mr. Horeau in Paris zu Theil Die Resultateder Untersuchung, Classificirung und Vergleichung derPläne wurden vom Mr. Digby Wyatt in einem Berichtezusammengestellt. Nach 15 zeitraubenden Sitzungen gelangtedas Bau-Committee, dessen Chairman Mr, Cubittwar, zu dem Resultat, dafs keiner von den Plänen, sosinnreich und bewundernswerth manche auch seien, wederin seinem Detail, noch im ganzen System, so demzu erreichenden Zwecke entspräche, dafs solcher ohneWeiteres zur Ausführung zu empfehlen sei. Dieses Resultatwurde am 9. Mai der Royal-Commission mitgetheilt.— Das Bau-Committee legte deshalb einen mitHülfe des Mr. Wyatt, Mr, Wild und Mr. Owen Jonesentworfenen Plan vor; dessen Abmessungen waren:2200 Fufs Länge, 450 Fufs Breite, 60 Fufs Höhe; dabeiein Centralraum mit einer Kuppel von 200 Fufs Durchmesserund 150 Fufs Höhe. Gleichzeitig wurden Unternehmerzur Errichtung dieses Gebäudes und zur Einreichungihrer Bedingungen aufgefordert, wobei solcheAbweichungen, die eine Kostenverminderung herbeiführten,gestattet wurden. ~ Inzwischen sprach sich dieöffentliche Stimme doch über dies Project dahin aus,dafs solches unnöthig grofs, schwerfällig und für denvorübergehenden Zweck zu kostbar sei. Es gingen


41 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 4219 Änerbietungen von Unternehmern ein, aber nur 8 vonihnen wollten sich auf die Ausführung des Ganzen einlassen.Die übrigen 11 forderten allein für das Materialzu dem Gebäude zwischen 120000 bis 150000 Liyr. St.Gegen die Angriffe vertheidlgte das Bau-Coramittce seinenEntwurf; die öffentliche Meinung entschied indessengegen seine Annahme, als Mr. Paxton*s glücklichererGedanke bekannt wurde. Unter den obigen Unternehmernbefand sich nämlich auch die Firma Fox &Henderson,welche ein Anerbieten gemacht hatte, zur Errichtungeines Gebäudes in einem von dem des Commitlecgänzlich abweichenden Charakter. Der hierzu vorgeschlagenePlan war der des Mr. Faxten, welcherPlan denn auch, mit gewissen Modificationen zur Ausführunggelangte.Mr. Paxton, Gärtner und Botaniker, war in jenerZeit mit Errichtung eines Pflanzenhauses von nicht unbedeutenderGröfse*) in den Gärten des Herzogs vonDevonshire zu Chatsworth beschäftigt. Dies und mehrerevon ihm zuvor schon aus Eisen und Glas errichtetederartige Gebäude, gaben den glückUchen Gedankenzu dem Crystall-Pallast.Von Mr. Fox wurden nunmehr die Zeichnungen zurAusführung weiter bearbeitet, wobei jedoch vom Committeefestgestellt wurde, dafs das Transcpt (Querschiff) einigegrofse fast auf der Mitte des Bauplatzes befindlicheBäume einschliefsen sollte. Dies brachte Schwierigkeitenhervor, da die ursprünglich für das Transept bestimmtegrade Eindeckung für jene Bäume sich zu niedrigerwies. Hierdurch wurde die glückliche Idee veranlafst,das Transept, wie beim grofsen Conservirhausezu Chatsworth, mit einem halbkreisförmigen Dache zuversehen. Fast gleichzeitig, wie man sagt, als demMr. Burri der Paxton-Plan präsentirt wurde, verlangteauch dieser für das QuerschifT sowohl als auch für dasLangschifF ein gewölbtos Dach; ausgeführt wurde jedochnur die Wölbung des Querschiffs. Fox & Hendersonreichten ihre Bedingungen zur Errichtung des Gebäudesnach vorheriger Rücksprache mit den Glas- und Eisen-Lieferanten ein, und wurden solche am 16. Juh 1850vorläufig angenommen, am 26. Juli aber wurde diesenHerren die Ausführung übertragen, am 30, Juh ihnen dieBaustelle übergeben, und am 26. September die ersteSäule aufgestellt. Es wird behauptet, dafs Mr. Foxselbst täglich 18 Stunden, 7 Wochen hindurch, mit denZeichnungen zur Ausführung beschäftigt gewesen sei.Die Lage des Gebäudes ist die ursprünglich durchden Prinzen Albert vorgeschlagene. Der Bauplatz ist*) Das Hans von 38 Fufs Breite und 63 Fufs-Länge war fürdie von einem Reisenden kürzlich aufgefundene und wogen ihreraufserordentlichen Schönheit Victoria Regina benannte Wasserliliebestimmt. In diesem eigens hierfür gebauten Hause, mufste dasWasser, iu dem dieselbe gedeiht, auch auf demselben Temperaturgradgehalten werden, und mit derselben Geschwindigkeit fliefsen,wie solches in der Natur statt fand. Der Zweck wurde vollständigerreicht, indem die Lih'e bald in gröfster Fülle aufblühte.2300 Fufs lang, 500 Fufs breit, im Hyde-Park, zwischenQueen's Drive und Roiten-Row belegen. Die Längegeht von Ost nach West, und das Terrain hat eine Neigungvon 1 auf 250, von West nach Ost.Die Lage des Gebäudes an diesem Orte war fürden beabsichtigten Zweck deshalb besonders geeignet,weil dasselbe von allen Seiten leicht zugänglich, auchleicht mit Gas und mit Wasser zu versehen und dasWasser auch wiederum leicht abzuleiten war.Der Grundrifs, wie solcher mit einfachen Linien aufBlatt 13 gezeichnet ist, zeigt eine Gesammdänge desGebäudes von 1848 Fufs, die Breite Ist 408 Fufs, undaufserdem schliefst an der Nordseite ein Baum sich anvon 936 Fufs Länge und 48 Fufs Breite. Der Haupt-Eingangbefindet sich in der Mitte der Südseile. NachDurchschreitung des Vestibüls von 72 Fufs Länge und48 Fufs Tiefe tritt man ins QuerschlfF von 72 Fufs Breite,108 Fufs Höhe, und 408 Fufs Länge von Süd nach Nord.Das Haupt- oder Langschiff ist ebenfalls 72 Fufs breitund 64 Fufs hoch, seine Länge beträgt 1848 Fufs. Aufjeder Seite desselben befindet sich ein Seitenschiff von24 Fufs breit und 24 Fufs hoch bis zu dem Fufsbodender darüber befindlichen Gallene, welche rings um dasLangschiff und Querschiff eine obere Verbindung durchdas ganze Gebäude bildet. Neben jedem der beiden24 Fufs breiten Seitenschiffe befindet sich ein gröfseresSeltenschiff von 48 Fufs Breite, 44 Fufs Höhe. Jenseitsdieser Schiffe befindet sich wieder neben jedem einSeitenschiff von 24 Fufs Breite und 24 Fufs Höhe biszu der darüber befindlichen Gallerie, welche längs deroberen Äufsenwände des basilikenartigen Gebäudes sichhinziehen. An den beiden äufseren Langseiten desselbenbefindet sich wiederum je ein Schiff von 48 FufsBreite und 24 Fufs Hohe, und gegen die Aufsenwandlehnt sich dann das aufserste Schiff von 24 Fufs Breiteund Hö'he. Zehn zweiarmige Treppen von 8 Fufs Breitebilden den Zugang zu den Gallerieen. Im Querschiff sinddrei grofse Ulmen eingebaut, und andere Bäume, welchenicht beseitigt werden durften, befinden sich in offenenHöfen.Der vom Gebäude bedeckte Raum beträgt 772784Quadratfufs, welches etwa 4 mal so viel ist als die Grundflächevon St. Peter in Rom, 7 mal so viel als die vonSt. Paul in London, 11 mal so viel als die vom Domin Cöln und 16 mal so viel als die von St. Stephan inWien. Die Gallerien enthalten aufserdem 217100 Quadratfufs.Die in 24 füfsiger Entfernung, auf Beton-Fundamenten,stehenden gufseisernen Säulen sind hohl, haben imuntern Stück 19 Fufs Länge und in den 2 obern je 17Fufs; sie sind durch 3 Fufs lange Verbindungsstückevereinigt, welche zugleich den Eisenträgern das Auflagergewähren; die Wandstärke der unteren Säulen von8 Zoll Durchmesser ist lg Zoll, und die der oberen 5 Zoll.


43 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 14Die Träger sind zum Theil von Schmiede- zum Theilvon Gufseisen und 3 Fufs hoch, mit Ausnahme der 4 amKreuzpunkt der beiden Hauptschiffe befindlichen, welcheeine Höbe von 6 Fufs haben.*) An Schmied-Eisenwurde verwendet 550 Tonnen und an Gufseisen3500 Tonnen. Der gesammte Cubikinhalt des Gebäudesbeträgt 33 Millionen Cubikfufs; an Regenrinnen, die dasWasser nach den hohlen Säulen ableiten, sind 30 engl.Meilen verwendet, und an Fenstersprossen 202 engl. Meilen;an Glas sind 896000 Quadratfufs verwendet. DasRahmenwerk der äufsern Wände ist von Holz und dasDach von Holz und Glas construirt.Eine Ilaupteigenthümlichkeit zeigt die Anordnungdes Daches. Bei demselben ist Paxton's ridge- andfurrow-principle zur ausgedehntesten Anwendung gekommen.Um nämlich die Wirkung der Morgen-und Abend-Sonnenstrahlen, die unter sehr spitzen Winkeln die Glasflächender Gewächshäuser treffen, besser zu nutzen,brach derselbe die Dachfläche in eine Anzahl kleinerDachflächen, deren stärkere Neigung, von den Sonnenstrahlen,unter weniger spitzem Winkel geschnitten werden,so dafs also der Durchgang der Strahlen wenigergehemmt wird. In der Anwendung auf das Ausstellungs-Gebäude hatte dies Princip den grofscn Vortheil einereinfacheren Construction und die gleichmäfsige Vcrtheilungdes Regens auf eine grofse Anzahl kleiner Flächen,so dafs kein Zusammenströmen grofser QuantitätenRegenwassers vorkommen konnte, wodurch einUeberfliefscn des Wassers in den Regenrinnen vermiedenwurde. Die hölzernen Regenrinnen leiten das Wasserin die hohlen eisernen Säulen, an deren Fufs, unterhalbdes Fufsbodcns, wiederum horizontale Rohrstückeangegossen sind, welche zur Befestigung der Röhrenzügeund zur Ableitung des Regenwassers dienen.Das Terrain des Bauplatzes fällt, wie schon angeführt,von West nach Ost um circa 8 Fufs. Dieser Nei^gung folgt der Fufsboden des Gebäudes, um mancherleiUnbequemlichkelten zu vermeiden, welche eine horizontaleLage mit sich bringen würde. Die l^Zoll starkenFufsbodenbretter sind mit Zwischenräumen oder Fugenvon l Zoll Breite gelegt, durch welche der Kehricht undStaub beim Reinigen sogleich verschwindet.In einer Entfernung von circa 150 Fufs von derNordwest-Ecke des Ausstellungsgebäudes ist das Maschinenhausvon 96 Fufs lang und 24 Fufs tief errichtet, inwelchem der Dampf für die in Bewegung zu setzendenMaschinen erzeugt wird. Hierzu sind 5 Kessel von 150Pferdokraft angelegt. Aufserdem befindet sich hier ein*) Nach finer Angabe in der Fürster'schen Bau-Zeitung 15.Jahrgang, Seite 277 etc., wogen die 48 Fufs frei liegenden Trälger1460 Pfd. und hatten eine <strong>Sp</strong>rengung von 4 Zoll, und die 72 Fufsfrei liegenden Träger wogen 3920 Pfd. und hatten 10 Zoll <strong>Sp</strong>rengung.Ferner wird das Gewicht des Daches zu 3| Pfd. pro Quadralfufsangegeben; beim Querschiff jedoch zu 5] Pfd. Das Gebälk zumFufsboden der Gallerie wog 8^ Pfd. pro Quadratfufs.grofser Wasserbehäker, der zugleich zur Versorgung desGebäudes mit Wasser dient. Zu diesem Behuf sind Röhrenvon 6 ZoR Weite um das Gebäude herumgeführt,aus denen das Wasser durch 4 Zoll weite Röhren nach16 verschiedenen Punkten, zum Ausgufs und zu -weiterembehebigem Gebrauch geleitet wird. In je 240 FufsEntfernung sind besondere Hähne für etwaigen Gebrauchbei Feuersgefahr angeordnet. Die Fontainen im HauptschiffeerhaUen ihr <strong>Sp</strong>eisewasscr aus fünfzölhgen Röhren,die mit obigen sechszÖlligen Hauptröhren in Verbindungstehen.Die t)ecoration des Gebäudes selbst war dem Mr.Owen Jones anvertraut. Dieselbe beschränkte sichauf den Anstrich der Constructionstheile des Innern undAcufsern. Die angewendeten Farben sind: roih, blau,gelb und wcifs. Roth ist an den Ilorizontallinicn derUnter-Ansichten, blau an den verticalcn Linien, gelban den vortretenden Stellen, und weifs zur Einfassungder Flächen benutzt. Blau herrscht besonders in denPerspectiven der Dachlinien und Träger vor, und machteine der Luftperspcctive günstige Wirkung.*)Dafs der Bau des Gebäudes bis zum I. Mai 1851,als dem EröfTnungstermine der Ausstellung hinlänglichvorgeschritten war, um diesen Termin einhalten zu können,ist den Anstrengungen der Herren Fox & Hendcrsonzu danken; indessen konnte das Gebäude inseinem dermaligen Zustande noch nicht allen Ansprüchengenügen. Wie die spätere Erfahrung lehrte, so verursachtejeder Regen nicht unbedeutende Verluste durchBeschädigung der ausgestellten Gegenstände, da sichimmer neue undichte Stellen des Daches ergaben; nichtselten durch die zerbrochenen Scheiben herrührend, diein der Länge von 4 Fufs I Zoll, und Breite von }0 Zoll,von dem Werfen der eben so langen Holzsprossen gesprengtwurden. Um sich gegen dergleichen üebel möglichstund mit den geringsten Mitteln zu schützen, wurdendie einzelnen Äbtheilungon der ausgestelUcn Gegenständemit Dächern von Wachstuch überspannt, wodurchallerdings dem grofsartigen Eindruck des Ganzen geschadetwurde. Frei hiervon waren jedoch die beiden HauptschifiTe,in deren Kreuzpunkt die Glas-Fontaine von Oslerihre leuchtenden Strahlen warf. Mit den ihr zurSeite sich anreihenden Skulpturgruppen, tropischen Pflanzen,und den hohen Ulmen des Parks, vereint gesehen,gewährt sie ein Bild, das im Gesammteindrück mehr einemfeenhaften Luftschlosse denn einem in wenigen Monatengeschaffenen Menschenwerke gleicht.Am Ost- und West-Ende, aufserhalb des Gebäudes,sind mehrere Gegenstände aufgestellt, welche wegenihrer Gröfse, Schwere etc. im Innern nicht wohl zu pla-"* ) Da bereits in der Fürster'schen allgemeinen Rnu-ZeiLung15. Jahrgang, S. 277 u. s. w. anf Tüfel 362 bis 3f>7 das Ansstellungsgebäudein seinen Constructionstheilen näher beschrieben und gezeiclinetist, so ist hier nicht näher darauf eingeganj^en.


45 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 46ciren waren; als: grofse Mavmorblöcke, Kohlenblöcke,Schieferblöcke, Mauerconstructionen, Äsphaltfufsböden,etc. An der Westseite befindet sich das Modell einerStatue des Richard Löwenherz von Marochetti.Zur Erfrischung der Besucher sind weite Räume mitVerkaufstischen und Sitzbänken, besonders in der Nachbarschaftder Bäume an der Nordseite des Transeptsaufgestellt; ebenso im Zusammenhange mit den offenenHöfen am Ost- und West-Ende. Zunächst am Süd-Eingangebefinden sich die Comtoire der Committee-Mitglieder.An der Ost- und Westseite, so wie an dem Haupt-Eingange sind die Entree-Einnehmer und die Katalog-Verkäufer placirt.Bis zum Tage der Eröffnung der Ausstellung hattedie Gommission folgende Einnahme:1) von den öffentlichen Subscriptionen64344 Pfd. St.2) von <strong>Sp</strong>icer & Clowes für dasVerlagsrecht des Catalogs . . . 32003) von SchweppG für das Privilegiumder Restauration und Verabreichungvon Erfrischungen im Gebäude55004) für den Verkauf von Eintrittskartenfür die Dauer der ganzen Ausstellung40000Summa 113044 Pfd. St.oder ä 6^ Thir. Preufs. = 847830 Thlr. Preufs. Cour.Beim Schlufs der Ausstellung hatte sich die Einnahmewie folgt gestellt:1) die Einnahme an den Thüren desAüsstellungsgebäudes betrug . . 35<strong>68</strong>08 Pfd. St.2) für Saison - Karten während derganzen Ausstellung gültig . . . 676103) für den Zutritt zu den Retiraden,Waschplätzen etc 29004) für die Aufbewahrung der Regenschirme,Stöcke etc 8315) für den Catalogs-Verlag . . , 32006) von dem Restauranten . . . . 55007) von den Öffentlichen Subscriptionen<strong>68</strong>258Summa 505107 Pfd. Stoder a 6^ Thh-. Preufs. = 3,367380 Thlr. Preufs,Nach dem abgeschlossenen ursprünglichen Contracterhalten die Unternehmer Fox & Henderson für dieErrichtung des Gebäudes, so wie für Abbrechen desselbennach dem Schlüsse der Ausstellung 79800 Pfd. St.Soli das Gebäude aber stehen bleiben, so erhalten dieUnternehmer 150000 Pfd. St.Um die Gcsammt-Ordnung der ausgestellten Gegenständeübersichtlich darzustellen, ist anf Blatt 13 derGrundi:,ifs von den unteren Räumen, so wie von denGallerieen des Gebäudes in einfachen Linien gezeichnet.Dabei sind die Räume nach ihrer Hauptbestimmung eingetheilt,und diese, so wie die hauptsächlichsten in denSchiffen aufgestellten Gegenstände finden sich an ihremStandorte eingeschrieben.Tritt man durch den Haupteingang an der Südseitedes Gebäudes ein, so passirt man zunächst das Vestibülund gelangt sodann ins Transept. Zunächst ist hier einParkthor, von Gufseisen mit reicher Zeichnung, aufgestellt,zu den Seiten rechts und links Statuen einzeln undin Gruppen, in der Mitte aber tropische Pflanzen etc. undauf dem Kreuzpunkt der Schiffe die 27 Fufs hohe Glas-Fontaine. Wendet man sich von hier gegen Westen,und zwar zur südlichen Hälfte der englischen Abtheilung,so erblickt man nach einander die ausgestellten GegenständeIndien's, Canada's, Australien's, sodann folgt derMediaeval-Court mit kleinen Architekturwerken mittelalterlichenStyls, als: Altäre, Grabmonumente, Tabernakel,Kamine etc. und nun der Sculpture-Court mit Statuenbrittischer Künstler; diesem folgen Birmingham undSheffield mit ihren eigenthümlichen Fabrikaten, SlahlundEisenwaaren, etc. Schneidewerkzeuge und chirurgischeInstrumente, Kamine, Schlösser- und Ofenarbeiten,Hausgeräthe aller Art, Kochheerde, Bettstellen etc.reihen sich an; dem folgen die Wollen-Fabrikate, Sbawls;sodann die Flachs-, Hanf- und Linnenwaarcn aus Irland,ferner die bedruckten und gefärbten Waaren, besondersaus Glasgow, Manchester, London etc.; hinter diesen stehen,in einem sehr langen und breiten Räume, die Acker-Werkzeuge, Maschinen und Wägen, eine sehr reichhaltigeSammlung. Jenseits dieser Abtheilung, zunächstder südlichen Aufsenwand, grenzt die lange und schmaleAbtheüung brittischer Mineralien. Geht man von hier ander Westseite des Gebäudes zur nördhchen Abiheilung,so zeigen sich zunächst Baumwollen-Fabrikate, sodannFabrikate von Leder, Häuten, Pelzwerk, Haaren; hinterdiesen zieht sich ein grofser mit Wagen bestellter Raumhindurch, welcher begrenzt wird durch einen anderen,angefüllt mit Fabrikaten aus Mineralien, aus Marmor,Schiefer, Kohlen, Porphyr, Cemenl, Steinen und Gips-Marmor oder Cement, Ornamenlenwerken etc Sodannfolgt ein Raum mit Hausgeräthen, Tischlerarbeiten, Papiermache-Arbeiten,Tapeten, aus Thon gebrannte Waarenetc.; danach folgen die Buchbinder-Arbeiten, Schreib-Materialien, Papier und Drucksachen, und die Gegenständeaus Malta, Jersey, Ceylon und noch eine AbtheilungIndiens; dahinter schliefst sich ein für schöne Künstebestimmter Raum an, mit einer grofsen Anzahl von Architektur-Modellen,Zeichnungen, Daguerrotyp-Bildern,Kupferstichen und Lithographien etc. Eine lange undschmale Abtheilung hinter diesen ist fiir das Rüstzeugder Eisenbahnen, mit Locomotiven etc. besetzt. Die äufserenRäume von hier ab nehmen die in Bewegung befindlichenMaschinen und Webstühle ein, Dampfhämmer,<strong>Sp</strong>ritzen, hydraulische Pressen, Krahne reihen sich hieran; desgl. Buchdruckerpressen und Schiffsmodelle eic.Hier tritt man in den nördlichen Theil des Transepts,


47 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 48welcher ähnlich wie der südliche Theil arrangirt ist.Setzt man von hier den Ueberblick fort auf der Nordseiteder Osthälfte des Gebäudes, so begegnet man zunächstden persischen, griechischen, ägyptischen undtürkischen Gegenständen; sodann folgt <strong>Sp</strong>anien und Portugal,und Italien mit seinen schönen und musivischenArbeiten. Dann folgt Frankreich mit den verschiedenstenGegenständen an Porzellan, Broncegüssen, Maschinen,Waffen, Instrumenten etc.; sodann Belgien und Ocstreichmit seinen im glänzendsten Roccoco staffirten Gemächern;sodann der Zollverein mit seinem Octogon,dem, wie das Londoner Art-Journal sagt, am geschmackvollstenarrangirten Raum des Gebäudes. Diesem schliefsensich Hamburg, Bremen etc. an; dann folgt Rufslandmit seinen Malachit-Thüren, Vasen und Ornamenten;endlich den Schlufs machen hier die vereinigtenStaaten mit ihren Ackerwerkzeugen, Wägen etc. Vonhier auf der Süd-Ostseite zurückkehrend, zeigt sich eineandere Abiheilung der vereinigten Staaten; dann einerussische Äbtheilung, so wie Schweden, Dänemark undder Zollverein mit seinen Lederwaaren, Wollen-, Seiden-und Baumwollen Fabrikaten, Mineralien, chemischenPräparaten etc.; ferner der Saal mit den östreichischen,gröfstenlheils niailänder ScuJpturen; dann folgen andereAbtheilungen Belgiens, Frankreichs mit Silber- und Goldgefäfsen,Broncen, Porzellan, Meubeln, Teppichen, Juwelenelc; ferner die Schweiz; dann China, Tunis und Brasilien,am Transept schliefsend. Unter den vorzüglichstenauf den Gallerieen der brittischen Abiheilung befindlichenGegenständen sind zu nennen: die Seidenwaaren,Shawls, Tcppiche, Stickereien, die Gold- und Silberwaaren,Uhren etc. Die Stoffe zu Nahrungsmitteln, die chemischenPräparate, die militairischen Waffen und Modelle,die Schiffsmodelle, die Instrumente für Naturforscher,Dagnerrotypen, Modelle von architektonischen unddem Ingenieurwesen angehörigen Anlagen, musicalischeInstrumente, GlaS' und PorzeÜanwaaren etc. Auf derNord-Ost-Gallerie befinden sich die Glasmalereien, dieParfümerien und Wachsblumcn, Filigranarbeiten, Stickereienund <strong>Sp</strong>itzen, musikalische Instrumente, Mefs-In-Strumente, Gummistoffe etc. aus den verschiedenen Ländern.Zur Passage sind unter den Gallerieen Gänge von8 bis 10 Fufs Breite durch die ganze Länge des Gebäudesfrei gelassen; an den äufseren Lang- und Gicbelseitensind eben solche Gänge freigelassen, welche ander Südseite durch den Haupteingang, an der Nordseitedurch die Erfrischungs - Locale unterbrochen werden.In dem Hauptschiffe sind durch Aufstellung der Gegenständein der Mitte desselben zwei parallele Gänge gebildet.Nach diesen die Ausstellung be' effenden allgemeinenNotizen folge nun die Miltheilung einiger die Architekturspeciell angehenden Gegenstände. Einen derHauptgegenstände der Londoner Industrie-Ausstellung,sowohl für das allgemeine Interesse, als für den Baumeisterinsbesondere, ist gewifs das auf Kosten desPrinzen Albert an der Südseite des Crystall-Palasteserrichtete Modell-Wohnhaus für 4 Familien der arbeitendenKlasse.In einer gedruckten Notiz, welche jedem Besucherdes Gebäudes auf sein Verlangen überreicht wird, istausgesprochen, dafs das Gebäude errichtet worden sei,um auf die am meisten practische Art und Weise vermögendeBesucher der Ausstellung zu veranlassen, ähnlicheUnternehmungen zur Verbesserung der Wohnungender arbeitenden Klassen zu befördern, und diesen in ihrerabhängigen Lage mit den Bequemlichkeiten des häuslichenLebens wohlzuthun.Auf Tafel 14 ist dies Gebäude von 46 Fufs Längeund 25^ Fufs Breite, welches in jeder Etage zwei gleichgrofse Wohnungen enthält, Fig. 4 im GrundriCs, Fig. 3 imAufrifs, und zwar mit 3 Stockwerken gezeichnet, obgleichdas errichtete Gebäude selbst nur 2 Stockwerke hat, wodurchaber sehr gedrückte Verhältnisse entstehen, welchebei diesem dreistöckigen Gebäude etwas milder erscheinen.In der erwähnten Noiiz ist bemerkt, dafs, wo derhohe Preis der Baustelle solches verlangt, wie in derNähe grofser Städte, ohne weitere Acnderungen als dieVerstärkung der Mauer, solches in 3 oder 4 Etagen errichtetwerden kann. — Die Bestimmung der einzelnenRäume ist im Grundrifs angegeben.Das mildere Klima Englands gestattet die freie Lageder Treppen, wie solche Fig. 3 und 4 nachweisen, sehrwohl. Man tritt von denselben in den oberen Stockwerkenauf die Gallerie, von dieser in die Vorhalle von3 Fufs und d\ Fufs, deren Anwendung wiederum als sehrzweckmafsig zur Abhaltung des Zuges von den Wohnräumenanzuerkennen ist. Das Wohnzimmer, wie alleRäume, in sehr mäfsiger Gröfse, hat 10} Fufs und 14.^Fufs in den Dimensionen, dabei 4 Thüren, welche, nachhiesigen Begriffen von der Wohnlichkeit eines Zimmers,nicht gutgeheifsen M'ürden, sondern, als der Stellung derMobillcn hinderlich, verworfen und nur 2 höchstens 3solche als genügend angesehen werden müfsten. Manfindet indefs in den Wohnräumen, besonders der unterenKlassen in England, immer nur sehr wenige Möbel aufgestellt,so dafs dieser Einwurf hier weniger zuti-ifft.Die mittlere Verliefung der Giebclwand enthält den Kamin,der zugleich zum Kochen dient, indem eine besondereKüche mit diesen Wohnungen nicht verbunden ist.Die mit F bezeichnete Vertiefung ist von einem Schrankeingenommen, welcher nölhigenfalls, von dem Kamin aus,durch Zuleitung warmer Luft erwärmt werden kann. Einigeandere Kleinigkeiten, wie eine dünne eiserne Stangeoberhalb des Kamins zum Aufhängen von Bildern undein Consolbrctt über der Eingangsthür ctc, sind hier vor-Die an-^eführien Maafse sind überall englische; es ist einpreufs. Fufs 1 Fufs, 0,36 Zoll englisch


49 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 50handen. Der neben dem Wohnzimmer belegene Scheuerplatz,4Fufs und 9^ Fufs grofs, enthält im vorderenTheil 3 Thüren, und dient hier als Passage zum Schlafzimmerder Ellern und zum Watercloset {W). Im hinterenTheil dieses Raumes befindet sich bei A ein Ausgufsstein,und darunter steht der Kohlenbehälter; einBrett bei B mit Schieferrinnen nach A hin, dient zumAufstellen der gereinigten Teller behufs Ablaufen des Wassers;darunter befindet sich die Oeffnung zum Kehricht-Schacht, -welcher zu einem Kehricht-Behälter unterhalbder Treppe {E) führt, und mit einer Luftröhre, welcheoberhalb zum Dache hinausführt, zurVenfilirung versehenist. Platz für einen Kleiderriegel ergiebt sich dann nochan der Scheidewand zum anstofsendcn Schlafzimmer.Jede Wohnung enthält 3 Schlafzimmer; jedes mitbesonderem Eingang, und untereinander nicht durchThüren verbunden. Von diesen dreien ist das gröfsere,9 Fufs und 11 Fufs 6 Zoll enthaltende, den Eltern zugedachte,mit einem Kamin, und bei G mit einer Nischezur Aufnahme eines <strong>Sp</strong>indes für Weifszeug verschen.Von den beiden kleineren Schlafzimmern für Kinder, jedes9 Fufs und 5 Fufs 9 ZoU enthaltend, ist das eineebenfalls mit einem Kamin versehen. Der Schicklichkcitwegen, und um die Aufstellung von Betten im Wohnzimmer,welches durchaus gegen die englische Sitte ist,zu vermeiden, sind mehrere Schlafzimmer angeordnet,welches ebenfalls in Krankheitsfällen zweckmäfsig erscheint.Das Watercloset wird von einem Wasserbehältervon Schiefer, von 160 Gallons Inhalt, -welcher oberhalbder Treppe im Dache aufgestellt ist, gespeis't DieRöhren, welche das Regenwasser abführen, werden zugleichzu den Watcrclosets benutzt.Eine Haupteigenthümlichkeit des Gebäudes, welchebesondere Beachtung verdient, ist die Anwendung vonhohlen Ziegeln zu sammtlichen Mauern, mit Ausnahmeder Fundamente; ferner dafs in dem ganzen Gebäude,weder zum Dache noch zu den Fufsböden, Holz vei*-wendet ist, indem sammlliche Räume, und zwar mit hohlenZiegeln in Ccment, überwölbt und mit eisernen Ankerngehalten sind. — Die Gewölbe des Daches sindmit Beton geebnet und abgewässert, und dann mit dersogenannten patent~metallic-la\a überzogen. Da dieseGewölbe zugleich die Decken der darunter hegendenRäume bilden, so sind dieselben eben wegen der hohlenSteine nicht dem Temperaturwechsel in dem Maafsoausgesetzt, wie dies sonst bei den unmittelbar, unterden Dächern liegenden Räumen der Fall ist. Ebensowird durch die hohlen Mauern und Gewölbe die Ueber-Iragung des Geräusches von einem Gemache zu demandern mehr vermindert.Die hohlen Mauern sind von dem sogenannten patent-bonded- brickwork, (Mauerwerk nach patentirlemZiegelverbande) erfunden, und patentirt seit Juni 1850dem Mr. Roberts, Architekt der Gesellschaft zur Verbesserungder Lage der arbeitenden Klassen, DiesenMauern wird gröfsere Trockenheit, Wärme und Wohlfeilheitnachgerühmt; ebenso ist erklärlich, da die Dickeder Mauer, wie solches in Fig. 2 dargestellt ist, immervon wenigstens 2 Steinen, mit einer Fuge dazwischen,gebildet wird, dafs die äufsere und auch die innereMauerfläche, ganz eben gemauert werden können, sodafs selbst die inneren Wände, ohne Abputz ein für dieseArt Gebäude genügend gutes Ansehen und die innereFläche mehr Dauer erhält, da der leicht zu beschädigendePutz vermieden werden kann. Die hohlen Ziegelbilden aufserdem Kanäle in den Wänden, durch welchevon aufsen auf jeder, und beliebig vielen Stellen, denZimmern frische Luft mitgelheilt werden kann, die auch,wenn sie in den Kanälen zunächst dem Kamin durchgeführtwird, als warme Luft zur Erwärmung des ganzenZimmers beiträgt. Ebenso können die hohlen Ziegelder Gewölbe leicht zur Abführung der schlechten Luftdienen; das Zimmer kann also durch diese leicht venlihrt"werden.Die Kosten eines solchen Gebäudes, auf eine Wohnungreducirt, stellten sich auf 750 bis 800 Thlr. Esist in England üblich, solche Wohnungen pro Woche,und zwar zu 3^ bis 4 Shilling := 1 Thlr. 10 Sgr. zuvermiethen, und calculirt sich nacli Abzug aller Nebenkosten,Grundrente etc. die Verzinsung des Anlage-Capitalszu 7 pCt.Wo Hohlziegel zu irgend einem billigeren Preisein England zu haben waren, da stellte sich bei derenAnwendung eine Ersparung von circa 25 pCt der Kostenam Mauerwerk heraus.Fig. 2 zeigt den Durchschnitt der hohlen Mauer unddes Gewölbes. Die hohlen Ziegel sind zu zweien (Flg. 2)nebeneinander liegend, durch eine Mörtelfuge verbunden,zusammen 9 Zoll dick, und jeder 4 Zoll hoch incl. Mörtelfuge,so dafs drei solche Lagen 1 Fufs Höhe haben.Neun hohle Ziegel von dieser Gröfse geben soviel Mauerwerkals 16 Ziegel gewöhnlicher Gröfse. Das Gewichtder ersteren übersteigt das der letzteren nur um einGeringes. Diese hohlen Ziegel werden, wie dies allgemeinin England der Fall Ist, ebenfalls mittelst Maschinengefertigt. Der Preis der gewöhnlichen Ziegelist in England pro mille 6J bis 9 Thlr., wahrend diesehohlen Ziegel 8^ bis 12 Thlr. kosteten, Aufser den geringerenKosten der hohlen Ziegel selbst für ein gewissesCubikmaafs an Mauerwerk, wird bei denselben nochan Transportkosten und an Mörtel nicht unbedeutend gespart.Von diesen hohlen Ziegeln fertigt ein Mann undein Knabe mittelst einer Maschine täglich 2000 Stück.Um dickere Mauern mit solchen Ziegeln bilden zukönnen, müssen noch Zwischenziegelvon entsprechender Form gebraucht werden,"wie die nebenstehende Figur andeutet.Die Gesellschaft für Verbesserungder Lage der arbeitenden Klassen, wel-4


51 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 62eher der Prinz AJbert als Präsident angehört, verwendeteinen grofsen Theil ihrer Kräfte auf die Verbesserungder Wohnungen der arbeitenden Klasse, und hataufser dem eben beschriebenen, zu demselben Zweck,bereits eine ganze Anzahl von Gebäuden, sowohl inLondon, als in den übrigen Theilen Englands errichtenlassen. Da deren innere Einrichtung sehr bequem ist,und Nachahmungswerthes enthält, so ist auf Blatt 14 inFig. 5 der Grundrifs des Erdgeschosses und in Fig. 6der Grundrifs des Isten Stockwerkes, eines in Streatbam-Street,Bloomsbury, auf einem Platz von 73 FufsBreite und 130 Fufs Länge, für 48 Familien errichtetenGebäudes mitgetheilt, und in Fig. 1 ist die AbtheilungAB der Grundrisse im grÖfscren Maafsstabe gezeichnet,um die Vertheilung der Räume einer solchen Wohnunggenauer darstellen zu können. In Fig. 5 zeigt A denHaupt-Eingang, nach dem Hofe in eine Gallcrie CG von5^ Fufs Breite mündend, welche in oÖ'cnen Bögen derLänge des Gebäudes nach, den Zugang zu den einzelnenWohnungen bildet — Längs dieser Gallcrie liegtdie sogenannte area DD, von 8 Fufs Breite, eine Vertiefung,ins Terrain bis zum Fufsboden des Souterrainshinunterreichend, durch welche die in letzterem befindlichenWerkstätten, (die Werkstätten befinden sich inden Londoner Gebäuden meistens im Souterrain) ihrLicht erhalten. In B befindet sich der Portier, in F istein Baderaum angelegt. G ist ein Seitenhof; und H eingrofser Hof; / ist ein nicht zugehöriges Gebäude. Diezusammen gehörigen Räume einer Wohnung sind mitdenselben Zahlen bezeichnet.Nach Fig. 1 bat jede Wohnung zu der Gallcrie, derenFufsboden aus Schieferplatten bestellt, die auf eisernenBalken ruhen, ihre besondere Vorhalle D, von MCIeher2 Thiiren, die eine zum Wohnzimmer A, die anderezum Schlafzimmer C führen. Das Wohnzimmerist wieder mit 4 Thüren versehen, d^vcn erste zur VorballeD, eine zweite zum Schlafzimmer ß, eine drittenach dem Scheuerplatz E führt, in welchem sich in Fein Watercloset mit Kehricht-Schacht, in // der Ausgufssteinmit Kohlenbehälter darunter, in / ein <strong>Sp</strong>eiseschrankbefindet; die vierte Thür G verschliefst einen Schrankfür Wäsche. Diese Räume, als Bestandtheile einer Wohnung,kommen in ähnlicher Anordnung und Lage bei anderenderartigen Gebäuden immer wieder vor.Ein wie grofses Feld diese oben erwähnte Gesellschaftzur Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassein England findet, und wie grofs der Einflufs ist, den geradedie Wohnungen, worauf die Gesellschaft ihr Hauptaugenmerkgerichtet hat, auf die Moralität haben, gehtaus einem von dem Architekten der Gesellschaft Mr. Robertsam 2L Januar 1850 in dem Institut of British Architectsgehaltenen Vortrage hervor. Derselbe erwähntedarin, wie er in einem Räume von circa 22 Fufs lang16 Fufs tief, die Decke war mit der Hand zu erreichen,ohne irgend der frischen Luft Zutritt zu gestatten alsdurch ein paar halb zerbrochene Glasscheiben, gewöhnhch40 bis 60 menschliche Wesen, Männer, Frauen, Kinder,abgesehen von Hunden und Katzen hier allnächthchhausend fand. Weiterer Details hiervon bedarf esnicht. Bei einer anderen im Jahre 1842 von Hause zuHause vorgenommenen Untersuchung im Kirchspiele St.George's Hannover Square zu London, ergab sich, dafs1465 Familien der arbeitenden Klassen nur 2174 Räumemit 2510 Betten bewohnten. Davon hatten 929 Famihcnjede nur einen einzigen Raum, von 408 Familien jede2 Räume etc., 623 Familien hatten je nur 1 Bett zu ihrerDisposition, andere 638 Familien je nur 2 Betten etc.Es leuchtet hieraus zur Genüge ein, wie sehr derMangel an einem geordneten Hauswesen und einer nachMöglichkeit bequemen und gesunden Wohnung, zu denHauptübeln der Armuth gehört, und dafs gerade solchevernachlässigte Wohnungen, die Pflanzstätten, und denKeim des Üebels und vieler Laster Anfang bilden.Es kann diese Notiz niclit würdiger als damit geschlossenwerden, dafs anerkannt wird, wie auch hoiuns das Streben einer Gesellschaft, der gemeinnützigenBaugeseilschaft, seit wenigen Jahren bestehend, diesenwohlthätigcn Zweck, Verbesserung der Wohnung derarbeitenden Klassen, verfolgt; und bereits eine Wirksamkeiterreicht hat, deren erfreuliche Resultate ferner nichtausbleiben werden.L. Runge.Die Brexns-Vorrichtungen der Eisenbahn-Fahrzeuge.(Mit Zeichnungen auf Blalt 12.)Bei der vielfach eingefühi'ten Benutzung sechsrädrigcrWagen auf den Eisenbahnen an Stelle der vierrädrigenund achtradrigen, hat man auch die Brems-Vorrichtungenauf alle 6 Räder übertragen, wodurch anscheinendder Yorlheil erreicht wurde, durch die Bremserdes l^facho der früheren Leistung ausüben zu können,indem nach den bestehenden Bahn - Polizei-Reglementsnicht die Anzahl der zu bremsenden Wagen, oderdie Construction der Bremsen, sondern nur die Zahlder gebremsten Riiderpaarc bei den Vorschriften überdie Sicherstellung des Betriebes auf Eisenbahnen alsmaafsgebend angenommen ist. — Versuche haben jedocherwiesen, dafs bei gleichzeitigem Bremsen aller Radereines sechsrädrigcn Wagens eine vollständige Wirksamkeitsammtlicher Bremsklötze kaum momentan, geschweigedenn dauernd zu erreichen ist; so wie, dafs man besserthut, nur die Bäder an den End-Achsen dieser Wagenzu bremsen. Ferner hat es sich als entschieden vortheilhafterherausgestellt, die Klötze der Bremsen anArme zu befestigen, welche auf den Achsen ruhen, alssie mit den Langbiiumen der Wagen in Verbindung zubringen, indem bei der erstgedachten Construction derAngriff der Klötze von der verschiedenen Belastung der


53 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 54Wagen nicht abhängt, wie dies bei der andern Constructionder Fall ist.Man fand bei den Versuchen, dafs eine nach diesemSysteme eingerichtete Zweiräderbrerase eine gleiche,und unter Umständen sogar gröfsere Wirksamkeit entwickelt,als eine Sechsräderbremse nach dem anderenSystem. Uebrigens erscheint es zulässig, die Hemm-Vorrichtungen der Vorder- und Hinterräder mit einan*der zu verbinden, statt zwei getrennte Bremsen mit zweiKurbeln anzuwenden.Bei den letzten Neubeschaffungen von Bremsen fürdie Betriebsmittel der Ostbahn ist nach diesen Principicnverfahren, nur bei den Gepäckwagen sind mit Rücksichtauf etwaiges üebergehen derselben auf die Berlin-Stettiner Eisenbahn bis Berlin, auf beiden Enden Breramskurbelnangebracht, um bei hin- und rückgehenden Zügendas Umdrehen dieser Wagen zu vermeiden.Wir lassen nachstehend die bei der Verdingung derLieferung dieser Bremsen zu Grunde gelegten specialenBedingungen folgen, zu denen die Zeichnungen aufBlatt 12 gehören.<strong>Sp</strong>eciellc BedingungenfiJr die Lieferung von Bremsen zu den Eisenbahn-Fahrzeugen derOslbahn.§. 18.Siimmtliche Bremsen sind Schrauben-Bremsen mit KurbelgrilT,welche rechtsgedreht festgestellt werden.Jede Bremse erhält 8 Bremstlötze, welche an Arme, derenFührungen auf den Achslagern ruhen, befestigt sind, und von denenje 4 Bremsklötze die beiden Räder an den Wagen-Enden auf beidenSeilen fassen. Die Mittel-Achse bleibt ohne Bremse.Bei den bedeckten Gepäckwagen wird die Bremse für jedesRjiderpaar durch eine besondere Kurbel in Wirkung gesetzt. DieseWogen erhalten sonach jeder zwei von einander unabhängige Bremsen,deren jede 2 Kader hemmt, Diese beiden, für denselben Wagenbestimmten Bremsen gelten zusammen für eine Bremsvorriclitung.An jedem der übi'igen Wagen werden säranitliche 8 Bremsklötzedurch eine und dieselbe Kurbel in Wirkung gesetzt,§. 19.Die Construction der Bremsen wird durch die beiliegende Zeichnungbestimmt. Die vorgeschriebenen Diaafse sind genau Jnne zuhallen, damit die Bremsen ohne Nachhülfe vollständig passen*Die Bremsenllülzc «,«.. sind an die Arme Ä,6.. befestigt; c,c.,sind die Führungen, welche, an die AVinkelplatten rf, rf.. befestigt,auf den Achslagern ruhen. Die Arme 6,6.. haben an den Enden Gleitstückee,e,,. Die Hebel/,/•-., die Zugstangen ^ und g-', der WinkelhebelA und die Zugschienen/ sind Theile, durch welche die Verbindungmit der Bremsenscbraubc k bewirkt wird.Die Brerascnklötze, aus festem, zähem Eschen- oder Rüslernbolz,werden in Schuhe aas ^ Zoll dickem Eisenblech eingesetzt, welchean die Eisen?,/., angenietet sind, und durch starke Holzschraubenan dieselben angeschraubt. Die Hebel f und die Schlaufen o sindauf den Armen 6 drehbar; erstere sind auszubohren, resp. auszudrehen,und letzlcre an diesen Stellen abzudrehen. Nachdem die Hebelund Schlaufen auf die Arme gebracht worden, sind auf dieseausgedreliete Ringe r,r.. warm aufzuziehen und nebst den Bunden s,«..abzudrehen.Die Gleitstücke c. müssen genau auf die Arme 6.. gepafst, gutbefestigt und auf den Gleitflächen glatt gearbeitet sein.Die Schlitze in den Führungen c. müssen ebenfalls genau undglatt gearbeitet sein.An den bedeckten Wagen raufs die Stange für die Bremsenschraubevor dem Gewinde bis zum oberen Lager circa 6 Fufs10 Zoll lang sein.Zu jeder Bremse — aufser denen zu den bedeckten Gepäckwagen— sind 2 Führungsbügel nebst den Holzschrauben zur Führungder Verbindungsstange, nach Zeichnung, zu liefern,Der Radstand (der beiden End-Achsen, welche gebrems't werden)ist bei den Personenwagen = 21 Fufs,bei den Güterwagen = 18 Fufs,bei den vierrädrigen Viehwagen =: 9 Fufs 6 Zoll.Hiernach ist die Länge der Verbindungsslange g zu nehmen.Die Gleitstücke e und die Lager m und n, durch welche dieBremsschrauben gestützt und gerührt werden, sind von Güfseisen,die Muttern der Bremsschrauben von Messing, alle übrigen Theileaus Schmiedeeisen anzufertigen.§. 20.Alles verwendete Material mufs von bester Qualität, die Theileaus Schmiedeeisen müssen in den Ecken ausgerundefc, vollkommenganz und nicht brüchig geschmiedet sein,SämmtUche Theile sind an den nicht abgedrehten Flächen mitder Vorfeile zu bearbeiten.§. 21,Die Brerasenschrauben erhalten das Schraubengewinde der Patentkettenzu den Wagen der Ostbahn.Zur genauen Anfertigung derselben wird dem Fabrikanten einePatentkette als Muster mitgetheilt, desgleichen eine Achsbuchse^ umdie Löcher in den Winkelplatten rf genau passend arbeiten zu können.Zum Schutz gegen Staub und Schmutz werden die Brerasschraubenmit Gehäusen aus ^ Zoll dickem Eisenblech versehen, welche,um Chaniiere beweglich, au den Kopf schwellen der Wagen befestigtwerden.§. 22.Alle übrigen Schrauben werden nach dem System von WithwortJigeschniticn.Alle Schrauben gleicher Stärke müssen genau dasselbe Gewindehaben. Die Schraubenmuttern müssen für jede Gattung gleiche Höhehaben und in die zugehörigen Schlüssel passen.Die nach Aufsen liegenden Schraubenköpfe zur Befestigung derBreinscntheile an den Wagengestellen sind, in Uebereinsliinmungmit denen der übrigen Beschläge an den Wagen, rund, IjZoU imDurchmesser, VV Zoll hoch, mit einer kleinen Facette und abgedrehtanzufertigen.Die Bremsschrauben, die Kurbeln, die runden Zapfen an denMuttern der ßrerasschrauben und saramtliche Schraubenbolzen sindgenau abzudrehen, und die zugehörigen Löcher, die Lagestellen anden Hebeln und an den Zugstangen und die Lager sind genau auszubohren,resp. auszudrehen.§. 23.Die Bremsen sind mit Sorgfalt anzufertigen, so dafs die einzelnen,in einander greifenden Theile ohne unnÜthig grofsen <strong>Sp</strong>ielraumeine leichte Bewegung gestatten,§. 24.Zu den Bremsen für die offenen Güierwagen sind Tur jedenWagen ein Sit«- und Trittbrett nebst eiserner Bocklehne für denSchaffner, die Winkel und Schrauben zu ihrer Befestigung und einAufsteigebrett, sämmtlieh nach Zeichnung J, mit zu liefern.§. 25,Die Bremsen sind vom Unternehmer mit besonderer Accuratessenach specieller Angabe an die betreifenden Wagen anzuschlagen,das Anschlagen mufs 14 Tage nach Ablieferung der Bremsenbewirkt sein.Im Fall der Unternehmer nicht zugleich die Wagen liefert, mufsderselbe das Anschlagen und den Anstrich der Bremsen durch denFabrikanten der Wagen auf seine Kosten ausführen lassen, in diesemFalle können die Bremsen, um das Hosten zu verhüten, mitreinem Leinölfirnifs gestrichen sein, wenn sie zur Revision gestelltwerden.§. 26.INach dem Anschlagen sind die Bremsen zuerst mit Mennigfarbe,darauf mit stahlblauer Oelfarbe, und hierauf mit eben solcherLackfarbe zu streichen.Anmerbang.Es wird bemerkt, dafs Brems'Vorrichtungen nach4*


55 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 56dem in den Bedingungen näher bezeichneten System zuerstvon dem Rlaschinenraeister der Slargard-Posener Eisenbahn,Herrn Kohrbecfc, ausgeführt sind.Die Red.Miltheümigen nach amtlichen Quellen.Die Achsen der Eisenbahn "Fahrzeiige betreffend.Die Gefährdung des Eisenbahn-Betriebes durch Achsbrüchehat die manidcbfechslcn Bemühungen hervorgerufen, derartige Üiifiillctheils unschädlich zu machen, tbeils denselben üherhfiupt lliunlichstvorzubeugen. In letzterer Beziehung witlnmLe maü zunächstder Wohl des Materials und der Vorbereitung desselben zu denAchsen eine ganz besondere Aufraertsainleit «nd Sorgfalt, und esmag in nicht geringem Maafse diesem Umstand« zuzuschreiben sein,wenn trotz aller Verschiedenheit der Fabrikations-Methodcn undder dabei verwendeten Eisensorten die Resultate im Allgemeinen sogünstig ausgefallen sind, als dies wirklich der Fall ist. Die ausgedehntesteAnwendung haben bisher die bekannten, ans bestemgewalztem Puddel-Etsen gefertigten sogenannten Bündel-Achsen gcl'unden,und dies wohl deshalb, weil die Art und Weise ihrer Insamraensetzungnoch die meiste Bürgschaft für die Widerstandsfäbigfceltgpgen nachlhcilige Formverandefungen und Brüche darbietendürfte. Neuerdings haben die anerkennenswerthen Bestrebungennach möglichst solider Construction der Achsen auch zurBenutzung des Gufsstahls geführt; bei dem Mangel an längeren Erfahrungenjedoch, fiber die yorzugsweise Tauglichkeit dieses an undTür sich so vorzüglichen Materials zu diesem Zweckcj wird die Entscheidungüber die event. ausschllefsliche Anwendung desselben zuAchsen mit Rücksicht auf seine Kostspieligkeit vorlänfig noch ausgesetztbleiben müssen.Wenn ferner aus dem krystalUoiscben Gefüge, welches sehrhäufig in den Bruchflachcn der Achsen wahrgenommen wird, aufeine Strutturverändcrung des Eisens in Folge der Erschütterungenbeim schneUen Passiren der Uaregelmäfsigkeiien in den Schienenstrüngengeschlossen ist, und Viele hierin die Ursache der meistenAchsbrüche haben finden wollen, so spricht doch gegen die Richtigkeitdieser Annahme die Erscheinung, dafs sich die ßruchöiiche,seihst des isehnigsten Eisenis, als körnig darstellt, wenn der Bruchdurch einen jähen Stofs erfolgt istj noch mehr zeigt sich diese Erscheinung,wenn in der Oberfläche des Eisens ein zur Stärke desselbenverhältnifsmäfsig nur geringer Einschnitt statt findet. Andererseitsist durch neuere Versuche dargelhan, dafs durch wiederholteund überaus starte Torsion ja der Struktur des Eisens eineungünstige Veränderung herbeigeführt wird. Es mufs daher als Aufgabeeiner jeden Bahnverwaltung angesehen werdenj durch richtigeund sorgfältige llnierhaHung des Oberbaues und der Fahrzeuge,durch scharfe Kuppelung In den Zügen etc. dishin zu wirken, dafsdiese Torsion sich möglichst in unschitdUchcn Grenzen hält. Aneine vollständige Beseitigung dieses Uebelstandes wird selbstredend8o lange nicht gedacht werden liönnen., als das in vieler Beziehungsonst so richtige und yorthcilhafte Princip, wonach die Achsen undRäder zu einem festen Ganzen verbunden werden, aufrecht erhaltenwird, da bei dieser festen Verbindung die kleinste Differenz imDurchmesser zweier zusannuengchöngen Räder, jede ÜngenauigVeitihrer Richtung gegen einander, jede Abweichung von der Congruenzin der Form ihrer Reifen, die ungleiche Wirkung der BremsUütze,eine ungleiche Abnutzung der Reifen in den meisten Füllen, auchdas Passiren der Kurren, selbst die Seitenschwankungen der Zügein geraden Bahnstrecken u, a. ra. auf Torsion In den Achsen hinwirkt.Zur Beurtbeilung der Frage, ob es unter diesen Umständengerathen sein dürfte» jenes Princip zu verlassen, fehlt es indessenbis jetzt an jeglichem Anhalt.Ein anderer, in Bezug aöfdle Ächsbrüche sehr wichtiger Pankt,der eine etwas bestimmtere Behandlung zuläfst, ist die Form derAchse. Alle Verdrehungen, welchen die Achsen ausgesetzt sind,alle StÖfse und Pressungen, welche durch das Berühren der <strong>Sp</strong>urkränzemit den Schienen und auf den Bahnhöfen, nameuUich mitden Radlenkern entstehen, änfsern zoniJehsf; ihre Wirkung auf denQuerschnitt der Achse an der innern Scitenflilchc der Nabe, in Folgedessen die überwiegend gröfste Zahl der Achsbrüche an diesemPunkte statt findet Ungemein begünstigt werden aber diese Unfülledurch die scharfen Absätze, welche man gerade hier, sei es zurVerstärkung der Achse im Allgemeinen, sei es als Alchmaals fürdas Aufziehen und Befestigen der Rüder, anzubringen pflegt, indemdie Schwingungen und sonstigen Bewegungen in den mehf oderweniger innig zusammenhüngenden Bestandtheilen der Achse hiereine piölzüche Unterbrechung, oder nundestens eine AbschwHchnngerleiden, w^odurch erfahrungsmäfsig eine TrKunun|^ der daselbst zusammentreffendenTheÜe sehr gefördert wird. Die scharfen Absätzean Achsen müssen d;dier n!s durchaus schädlich bezeichnetwerden, und imm wird Im Allgemeinen nicht gut thun, sich vonder cjlJndrischen Form der Af-hsen zwischen ihren Schenkeln erheblichzu entfernen. Wird jedoch eine Verstärkung der Achseneben der innern Seite der Nabe zu den vorangegebenen Zweckenals WHiiSchenswerth erachtet, so ist iedenfaUs darauf zu sehen, dafsdiese Zunahme der Stärke verhältHEfsmäi^sig gering ist, und mit ganzflach auslaufenden SeltenllScheii versehen wird. Eine flach konischeForm der Nabentheile dürfte übrigens -eine VerstJirkung alsAichmaars entbehrlich machen. In wie weit der gefährdete Punktdurch muffenariige Verlängerung der Radnabe, wie dies namentlichbei äen Königlich Bayerischen Staatsbahnen geschieht, oder durchAnwendung sogenannter SchcibenrJider an Stelle der Räder mit<strong>Sp</strong>ei eben mehr, als es ohne diese Vorkehrungen geschieht, geschürtwerden kann, wird erst nacii längerem Gebrauch dieser Schutzmittelauf Gruud vergleichender Beobachtungen mit Sicherheit zu beurtheilensein.Was den Durchmesser der Achsen betrifft, so erscheinen dieüblichen stßrkeren Dimensionen als aasreichend.SchliefsUch bleiben noch die Achs-Schenkelbrüche zu erwähnen.Sic kommen glücklicherweise nur selten vox', und finden, wenn sienicht Folgen von Fehlern der Fabrikation oder des Materials sind,fast nur bei nngcwöhnUch kurzen Schenkeln, scharfen Absätzen anden Nabenthcilen der Achsen, oder bei steifen resp. ganz fehlendenFedern statt Es erscheint deshalb zweckmüfslg, den Achs'Schenkelmindestens keine geringere, als die von dem Vereine deutscher Eisenbahn-Ingenieurem ihren Beralhmigen vom Jahre 1850 daftlr festgesetzteLänge von 5 Zoll Englisch (bei mindestens 3| Zoll EngLSliSrke) zu geben, ferner den Absatz an den Nabentheilen durcheine flache Hohlkehle zu vermitteln, und die Nabe erst in einigerEntfernung (f Ms 1 Zoll) von dem ^oberen Rande dieses Absatzesbeginnen zu lassen.Berlin, den 14. November 18SLMitlheilungen ans Vereinen.Ken aufgenommene Mitglieder.Herr G. Angern aus Wusterhausen a. d. D.R, Westphal aus Schweiz.E. Braun aus Berlin." ' H. van Niessen aus Danzig.F* Raupp aus Darmstadt.F, Plessner aus Erfurth. BlüUer ans Danzig-- E. Hagen aus Königsberg LP.DL Hörn aus Suhl.R. Roether aus Chrzelitz in Schlesien.A. Nath aus Zanzhausen.T. Kozlowskl aus Berlin,R. Lücae aus Berlin.


67 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 58Herr R. Schott aus Ittarienwcrder.- G. Weber aus Wehlau.C. Gravenliorst aus Braunschweig.A. Kinel aus Rosenberg in Oberschlt'sien.Ä. Hartinann aus Blantcnburg.T. Rosenberg aus Franzburg.W. Klauer aus lUühlhausen.Vorträge und eingegangene Arbeiten,Juli 1851.Hr. Mueschel: Ueber dm Bau und die Construction der Eisenbabnbrückezu Wittenberge.Hr. Kuhn; Ueber die Kirche zu Arendsee in der Altmark.Hr. Wagenführ: Reisebemerkungen aus England.Hr. Weishaupt: Ueber den Bau der Berliner Stadtbahn und überVerbindungen von Eisenbahnschienen an den Stössen,Hr. Strauch: Ueber die älteren Bauwerke zu Regensburg.Ilr, V. Dicbitsch: Ueber die arabischen Decorationen, welche erin seiner Wohnung) Dcssauerstrpfsc No. 22j ausgeführt hat.August 1851.Hr, Knoblauch: Ueber die Grofse und Kosten der Pariser Abattoirs.Hr. Runge: Ueber die Londoner Industrie-Ausstellung.Hr. Becker: Architektonische Bemerkungen, gesammelt auf einerReise nach Hamburg.Hr. Runge: Ueber das Gebäude für Arbeiterwohnungen auf derLondoner Industrie-Ausstellung, und^über Zinkbleche und Zintarbeitenebendaselbst.Hr, Knoblauch: Ueber das Verfahren des Hr. Dr. Lüdersdorf,das <strong>II</strong>olz mit einer Kupfervitriol-Auflösung zu tränken, um esgegen Fäulnifs zu sichern.September 1851.Hr. Lohde: Ueber das Erecbthcura, namentlich in Bezug auf dieAnsichten des Hr. Prof. BfUticher über die Einrichtung diesesTempels.Hr. Wcrnekinck: Ueber die Bauwerke in Hamburg zur Versorgungder Hänser mit Wasser.Hr. C. Hesse; Uefaer die neuen Bauwerke in Dresden.Rr. Knoblauch: Ueber das Verfahren beim Bau hoher Schornsteinein Magdeburg.Hr. Rückert: Ueber die Deichregulirungshauten an der Weichselin der Gegend von Marienburg und Elbing.Hr. Franz: Ueber den Bau der Brücke, zum Üebergang der BerlinerStadtbahn über die <strong>Sp</strong>ree, nahe der Schillingsbrücke.Zw^ei Entwürfe zu einem Grabdenkmal für einen Feldherrn, HerrnAdler wurde das Andenken zuerkannt; da derselbe aber schondreimal ein solches erbalten hatte, so wurde dem Verfasserder zweiten Arbeit, Herrn Brecht, das Andenken zuertheilt.October 1851.Hr. Bachniann: Ueber die Coupirung der Nogat an der Montaner<strong>Sp</strong>itze, und über die Anlage des grofsen Kanals, welcher zurAbleitung des Weichselhochwassers gegraben wird-Hr. Brecht: Ueber die Cichorien-Fabrikation, und die dazu nüthigenGebäude.Hr. Erbkam: Ueber einige neue Bauwerke In Brüssel und Paris.Hr. Knoblauch; Ueber einige Eisenconstructionen bei BerlinerWobngebäuden zur Unterstützung hoher darauf stehender Frontmauern,Mittel- und Scheidewände.Hr. Becker: Ueber die Anwendung des Portland-Cements, überdie Construction eines Balkons, welchen Herr Schüttler inMoabit ausgeführt hat,Ein Entwurf zu einem Singe-Akademicgebaude. Herr Bademannerhielt das Ankeuken.November 1851.Hr. Prüfer: Ueber die Gründungsarbeitea eines Hintergebäudesin der Poststrafse zu Berlin.Hr. Knoblauch; Ueber die chronographischen Tafeln des HerrnF. Wertens,Hr. Hart wich; Ueber die Modelle der Schraubendampfschiffe aufder Londoner Gewerbe-Ausstellung, und über die grofsen Hafenbautenzu Grcat Grimsby.Hr, E, Hoffmann: Ueber die Scbüitung eines Dammes in derNähe der Stadt Mölln beim Bau der Lübeck-Buchener Eisenbahn.Hr. Dihm: Ueber den Bau der Brücke hei Wittenberge.Hr. Knoblauch: Ueber englischen Asphaltdach-Filz und gerucfafreienPatent-Filz zum Schutz der Tapeten vor Kasse.Hr. Stüler: Mitlheilung der Pläne des grofsen Brittischen Museumszu London.Hr. Becker; Ueber die Regen- und Verdunstungsmesser, welchein der Gegend von Haarburg aufgestellt sind, und ferner Überdie Einrichtung der Flutb- und Ebbeinesser an der Elbe beiHamburg.Hr. Knoblauch: Ueber die Petersburg-Moskauer Eisenbahn.Vier Entwürfe zu einer Dorfschraiede mit Gastwirthschaft. HerrVentz erhielt das Andenken.December 1851.Hr, Becker: Ueber die Zerstörungen, welche die Bohrwünuer anden Holzbauten in Seewasser hervorbringen.Hr. Simons: Ueber die Mörtelbereitung beim Bau der Micbaeliskircheliierselbst.Hr. V, Bcrnuth: Ueber die Kanalbauten in Preufsen, und überdie Bcwässerungs- und Entwässerungsbauten zur besseren Culturdes Bodens,Hr. Rüder; Ueber die Niederungen an der schwarzen Elster, undüber die dort auszuführenden Bauten, um eine Verbesserungder Aecker und Wiesen herbeizuführen.Hr. Baumgart: Ueber einige Ausführungen von Kanalarbeiten,und Gründungsbauten in Ostpreufsen,Ein Entwurf zu einem Gesellschaftshause, Hr. C. Hesse erhielt dasAndenken.In der am 21. Nov. v. J. statt gehabten Versammlung des Architekten-Vereinsgab Herr E. Ho ff mann Notizen über die beimBau der Lübeck-Büchcner Eisenbahn vorgekommene Dammschüttungdurch den Möllner See, deren wesentliche Punkte in Nachstehendemmitgetheilt werden:Der genannte See war auf eine Länge von 120 Ruthen zu durchschütten;die 15 Fufs breite Krone des Dammes lag 16 Fufs überWasser, und bei einer Tiefe des letztern bis 25 Fufs und des darunterbefindlichen Morastes bis 40 Fufs ergab sich bei den nachfolgendenAnnahmen für den Anschlag eine untere Breite des gröfstenQuerprofils von 317 Fufs; über Wasser wurden l^füfsige DoSsirungen,im Wasser, da das Material aus grobem Sand bestand, 2^fufsige Dossirungen, und im Morast, wenigstens in den oberen Schichten,14 füfsige Dossirungen angenommen.Zur Ermittelung des Erdquantums (ur den letzteren wurde dasProdukt aus der Tiefe des Morastes mit der Breite des Dammesauf der obersten Schicht desselben angenommen, und ergab dieseMethode, welche sich darauf gründet, dafs der Morast etwa auf |seiner Höhe comprimirt wird, und in der Tiefe eine Bildung vonDossirungen nicht zuläfst, ein Resultat, das mit dem wirklich verwendetenMaterial ziemlich genau zusammen stimmt. Es waren66000 Schachtruthen berechnet, und wurden 60000 Schachtrutbcnverbraucht.Die Schüttnng des Dammes sollte vorzugsweise durch Karr-Arbeitbewirkt werden und baute man, um die Colonnen der Arbeiternicht auf die schmale Dammgpitze zn beschränken, für die KarrbabnHolzflösse, welche man aus Tannenholz und dreizölligen Karrdielenconstruirte; sie schwammen hoch über Wasser und gewährten einegrofse Tragfähigkeit. Der Vortheil dieser Flöfse bestand theils inder bequemeren Verthellung der Arbeiter^ theils, da die Erde intiefes Wasser geschüttet werden konnte, im Entbehren von Arbeitskräftenfür die Planirung derselben.Bei vermehrter Entfernung des Abgrabungsortes wurde derTransport dadurch sehr erleichtert, dafs man »u dem ersteren Ka-


59 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 60näle führte, und nun mittelst Fahrzeugen den Boden nach der Dammsiiitzetransportifle. Diese Kanäle uurden mehrere Male, wenn dieEntfernung der hoben Dossirung im Berge mehr als' 1^ Rutben betru",verbreitert, und da es sich herausstellte, dafs man den Boden2 bis 3 Ruthen weit in der Karre billiger verfahren konnte, wennman ihn mehr als zweimal werfen mufste, so wurden später Rüstungenan dem Ufer der Kanäle erbsut, welche so weit in das Wasserhineinragten, dafs die Mitte der Schiffe unter der vorderen Kantederselben stand, «nd indem nun die Arbeiter, auf wenige RuthenEntfernungen, den Boden auf die vordere <strong>Sp</strong>itze der Rüstungen karrten,und dort die Karren in die Schiffe entleerten, hörten auch hierfast alle Planirungskosten auf So lange der Boden geworfen wurde,mufste darauf gesehen werden, dafs die zu einer Colonne gehörigeMannschaft immer zugleich warf, da es sonst nicht möglich war,die Trägen zu conlrollren. Bei dieser Arbeit stellte sich die Verhältnifszahlderjenigen Leute, welche an der <strong>Sp</strong>itze des Dammesdie Scbiffsgefäfse entleerten, zu derjenigen, welche einluden unddie Schiffe fuhren, wie 1:2; es entstand jedoch gegen Karr-Ärbeiteine Ermäfsigung des Preises pro Schachtrulhe (bei einer Entfernungvon 120 bis 150 Ruthen) um die Hälfte. Um nun aber die,verhältnifsmJifsig immer noch theure, Arbeit der Auslader durch mechanischeMittel zu ersetzen, wurden, da Schiffe mit Klappen imBoden nicht vorhanden waren, die bisher benutzten Schiffe miteiner Klappvorrichlung, ähnlich wie die Seitenkipper bei den Waaenarbeilenversehen. Es war dabei nüthig, je 2 Schiffe unter sichzu verbinden, damit der horizontale Zug des einen ScliilTes, welchessich etwa auf eine Seite legen und umsehlagen wollte, durch dasGegengewicht des andern Schiffes gehalten wurde. Auf diese Artwurden etwa 5 Schachtruthen Boden zu gleicher Zeit fortgeschafft,und von 4 Arbeltern in den See geschüttet.Wahrend bei jener ersten Methode die Zahl der Einlader undFuhrleute zur Zahl der Auslader sich verhielt wie 2:1, verhielt sichjetzt die Zahl der Einlader zur Zahl der Fuhrleute und Ausladerwie 10:1, und in Bezug auf Karrtransport erniäfsigle sich der Preispro Schachtruthe auf ], so dafs die Kosten des BaueSj da die Anzahlder Schachtruthen auch sehr gut stimmte, ferner der Boden inden Wagenarbeiten etwas leichter war, als nach den ursprünglichenUntersuchungen zu vermuthen, sich auf -^ der Anschlagssumme beliefen.Der Morast hat sich bis an die Seeoberfläche an mehrerenStellen gehoben, so dafs jetzt breite Inseln mit üppigem Weiden-2 Arbeitszimmer des Architekten von 250 und 500 Quadratfufs.1 <strong>Sp</strong>eisezimmer von 300 Quadratfufs.3 Schlafzimmer, jedes von etwa 225 Quadratfufs.1 Halle als Museum und Gesellschaftsraum von 800 Quadratfufs.* Küche, <strong>Sp</strong>eisekammer und Gesindestuben.Diese Räume sollen im Erdgeschofs, um ein Atrium und einenWirthschaftshof liegend, angeordnet werden.Im Aufbau sollen 3 Fremden- und Reservezimmer liegen.Die ganze Anlage wird im edelsten griechischen Stjl gewünscht;auch sind die an die Wohnung sich anschliefsendcn Gartenanlagcn,zu denen leichtere Bauanlagen, wie Veranden, Terrassen, Exedernetc,gerechnet werden, gleichzeitig zu entwerfen.Das Format der Zeichnungen betrage 20 und 25 Zoll; der Maafsstabder Grundrisse 15 Fufs auf 1 Zoll; der der Fanden und Durchschnittemindestens das Doppelte,Berlin, den 15. November 1851,Die Vorsteher des Architekten-Vereines.Anm. der Red. Die obige Prdsiiiifgabe ist durch Pin Versehen indem letzten Hefte dieser Bauzeltnng nicht abgedruckt worden. Wir glaubenjedoch den geehrten Lesern eine Mittlieihing derselben sehon des liistoriachcnInteresses wegen, nicht vorenthalten zn dürfen, wenngleich dieFrist xur Einreiclmng von Ent>v^itrfeii fiir Diejenigen, denen ein Abdruekder Aufgabe bisher nicht zugekommen ist, nunmehr zu kurz sein mÖdite.Hßnnn fiir ©i|>nbaf)«liUtt^e 3u pixlin.Vorsamndung, den <strong>II</strong>. November 1851.Nachdem das ProtocoU vom 14. October vorgelesen und genehmigt,eröffnete der Vorsitzende der Versainudung, dafs durch ihnund Herrn Grüson der Maschinen-Ingenieur Herr Veit-Meyerund durch die Herren Dihm und Schwedler der BaumeisterGrapow zur Aufnahme in den Verein vorgeschlagen werde.Hierauf beschrieb Herr Grüson einige Einrichtungen der Locomotive,welche in der Maschinen-Fabrik vonWoblert in Berlinunter seiner <strong>Sp</strong>eeialleitung für die Ostbahn erbaut und vor Kurzemauf einer Probefahrt von hier nacli Neustadt-Eberswalde geprüftworden ist. Er erwühnte zunächst der Rohrverbindung zwischenTender und Locomotive zur <strong>Sp</strong>eisung des Kessels mit Wasser.Dieselbe entspricht dem von dem Maschinenmeister Pcllenzzunächst bei den Locomotiven der Rheinischen Eisenbahn angewen­Beta il n t m a C ll U n g.Um die jährliche Feier des Festes zum Gedächtnifs unsers VerewigtenSchinkel auf eine würdige Weise zu begehen, ist im Architekten-Vereinbeschlossen worden, eine Ausstellung von Entwürfen,welche mit Vollständigkeit und Sauberkeit ausgearbeitet sind,am Festabend zu veranstalten und der besten Bearbeitung den Preis,bestehend aus einem Andenken, zuzuerkennen.Die geehrten Mitglieder des Architekten-Vereines werden demnachzur möglichst ausgedehnten Betheiligung an der Bearbeitungder nachstehenden Aufgabe freundlichst eingeladen und gebeten, ihreZeichnungen am 2L Februar k. J, im Local des Architekten-Vereinesabzuliefern. Als Preis sind Schinkels Entwürfe, 2 Bände,oder dessen Werke höherer Baukunst ausgesetztAufgabe.Der Entwurf zur Wohnung eines Architekten, welcher in Verhältnissenlebt, ähnlich denen unser« verewigten Schinkel. DasHaus soll in einem Garten liegen, welcher an der Südseite durcheinen breiten Flufs, an der Nordseite durch eine Landstrafse begrenztist; an diesen beiden Begrenzungen 150 Fufs lang, und rechtwinkligauf dieselben 400 Fufs tief ist. Das Ufer erhebt sich10 Fufs über der Wasserfläche, und steigt bis zur Landstrafse um20 Fufs, so dafs der höchste Punkt 30 Fufs über dem Flufs, dereinen um 3 Fufs wechselnden Wasserstand hat, gelegen ist.Die erforderlichen Räume sind:2 Wohnzimmer der Familie von 350 und 500 Quadratfufs.deten Princip, wonach dag Saugerohr selbst ganz ohne Ventil bleibt.Es ist nämlich im Innern des Tenders dadurch ein Heber gebildet,dafs in ein metallenes Gufsstück (vorstehend mit a bezeichnet), wel-


61 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN.ches an das obere DeckMech des Tenders angeschraubt ist, ein bisnahe auf den Boden herahreichendes Rohrstück b und das nach derLöcomotiye führende Ssugerohr c eingesetzt sind. Von dem metallenenGufsstück geht eine Verschrauhung durch das Deckblech hindurch,in welche ein durchbohrter H.ihn d eingeschliiTen ist.Selbstredend wird das Wasser dem Zog der Pumpe durch dasSaugcrohr nur folgen, wenn der Hahn geschlossen und dadurch derZutritt der äufsern Luft In die Rohrleitung abgeschnitten ist. Wirddagegen der Höhn geolToet, und dsdurdi der Luft der Zutritt zuden Röhren gestattet, so hört (3ie Wirkung der Pumpe auf, nachdemsie das in den Röhren noch befindliche Wasser vollständigaufgesogen hat, was hei Frostweitcr von grafser Wicliligtfit ist.Bei der in Fig. 2, Blatt 15 dargestellten Kuppelung des Tendersmit der Maschine, war es Absicht, den Gang der letzteren zu einemmögliehsl ruhigen zu machen, und das iortwähreade Änpralien undAbprallen zwischen Tender und Locomotive zu vermeiden, welchesman heim schnellen Gang der Locomotiven vor leichten Zügen, sowie heim ilerabfahren $tark geneigter Bahnstrecken so häufig bemerkt.Der ilintertheil der Locomotive ist zu dem Ende mit zweistarken schmiedeeisernen Lagern « versehen, welche halbkreislormigcNuita habt». Diese Lager sind 13 Zoll von einander entfernt,und In gleicher Entfernung von der Mittellinie. An dem Tenderbefinden sich spundlormlge, rait den vorerwähnten Kuten correspondifendcj| Zoll tief in letztere eingreifende Ansätze.Die Kuppelung des Tenders mit der Locomotive geschieht nunmit Hülfe eines Handhebels so stark, dafs im Zustand der Verbindungmittelst des Bolzens c die Gummischeiben d im Zugapparatdes Tenders stark comprlmirt sind, die <strong>Sp</strong>unde in die Nuten greifenund der Tender gezwungen ist, den Horizontalhewegungen derLocomotive zu folgen, resp. dieselben abzuscliwächen. In den Vcrlicalscbwankungenbleiben Tender und Locomotive von einander unabhängig.Hierauf beschrieb Herr Weishaupt einen auf Belgischen Bahnenzur Anweiiduug gekommenen Dampfbreinsschlitten. — DieseVorrichtung wird au die Locomotiveu selbst angebracht Unter denKessel wird nämlich ein Dampfcjlinder vou 6 bis 8 Zoll Durchmesserbefestigt, dessen Kolbenstange mit den Enden zweier nngieicliärmlgerHebel in Verbindung stellt, an deren kürzeren Armendie eisernen Brcmsschlltteu hängen. Der Dampf hebt den Kolbenund zieht dadurch die Hebel an, so dafs die Schlitten fest auf dieSchienen gedrückt werden. <strong>Sp</strong>errt man den Dampf ab, so fallendie Hebel mittelst angebrachter Contregewlchtc in die frühere Lagezuriiek. Die augenblickliche Anwendbarkeit dieser Bremsvorrichtung,welche beJ der Eiasticilät des Dampfes über etwaige UnregeImlifsigkeitenin den Schienensträngen mit federartigem <strong>Sp</strong>iel hinweg gleitet,die Kostenersparnlfs, welche mit ihrer Anwendung verknüpft seinsoU (eine derartige Dampfbremse ersetzte hei den angestellten Versucheneine Tenderbremse und eine Personenwagenbremse), und derUmstand, dafs bei dieser Dampfbremse die m'ü den gewöhnlichenBremsvornchtungen verbundene Abnutzung der Radreifen wegfällt,dürften es wünschenswerth erscheinen lassen, der beschriebenenEinrlehtung eine weitere Aufmerksamkeit zu widmen.Aufserdem gab Herr Weisbaupt eine Beschreibung der Fähranstaltenfür Eisenbahnzwecke im Balmzugc zwischen Edinburgh undDundee, wovon die eine für den | Meilen breiten F1rth of Tay, dieandere für den 5 Meilen breiten Firth oi'Forth eingerichtet ist.') —Das Dampfschiff für die Tay-Fähre, welche im März d. J. dem Betriebeübergeben Ist, hat im Deck eine Länge von 140 Fofa, eineBreite von 24 Fufs, und ist mit 4 Schienensträngen in der Entfernungdes üblichen <strong>Sp</strong>urmaafscs von einander belegt, so dafs 24 vierrädrigeWagen darauf Platz haben. Das Schiff ist an beiden Endenmit Steuerrudern versehen. Die Passagiere werden nicht mit diesenSchiffen transportirt. Das Ausschiffen und Einschiffen geschieht aufjedem Ufer mittelst einer im Verhiiltnifs von 1: 8 geneigten Ebene,auf welcher eine Platforin mittelst eines sechsrädrigen Untergestellesdem jedesmaligen Wasserstande entsprechend zur Verbindung dergeneigten Ebene mit dem Schiff aufgestellt wird* Die Schienen der*) Diese Fähranstalten werden in einem besonderen Aufsätze der Bauzeitungspeciell beschrieben werden. D. R.Platform schliefsen sich mittelst keilförmiger Zungen auf der Landseitean das Bahnge^tänge an, auf der Wasserseite wird dieser Anscbkfsdurch eine Bifickenklappe bewirkt. Zum Aufziehen und INlederlassender Wagenzüge, so wie zum Stellen des Rollwagens mitder Platform dienen Seile, welche durch eine stationaire Dainpfmsscbineaufgerollt, resp. abgewickelt werden.Herr Dihm machte hierauf der Versammlung eine kurxe fllittheilungüber die am 25. October d. J. für des Eisenbahnbetrieberöffnete Brücke über die Elbe bei Wittenberge, durch welche nunmehrdie unmittelbare Schienen 'Verbindung Hamburgs mit Magdebui^und Leipzig hergesiellt Ist.Die Breite des Elbthales zwischen der Hnksseiligen Eindeichungund dem rechtsseitigen hohen Ufer raifst in der Richtung der Bahuiinieüber 6000 Fufs; hiervon sind im Ganzen 3985 Fafs mit zusammen3362 Fufs lichter Weite überbrückt; auf dem übrigen Thelleist das Bahnplanum durch Dammschüttung gebildet.Die gcsammte Brückenanlage zerfällt zunächst la zvrei Theilejund zwar in die rechtsseitig gelegene massive Brücke über die sogenannte„taube Elbe" von 5 Oeffnungen zu 60 Fufs <strong>Sp</strong>annweiteund 483 Fufs Totallänge, und die von dieser durch eine Dammschüttungvon 1080 Fufs Länge getrennte Brücke über die eigentlicheElbe, Diese letztere Brücke bat eine Lichtweite von 3062 Fufs bei350-2 Fufs Totallänge, und sie zerlallt wiederuia In drei anmittelbarmit einander zusammenhangende AbtUeilungen, nämlich:die eiserne Drehbrücke von 2 Oeffnungen, ä 40 Fufs = 80 FufsLichtweite bei 108 Fufs TotalUnge,die mit hölzernem Ueberbau auf massiven Pfeilern construirte Strombrückevon 3 Oeffnungen ä 127 F. = 381F ) bei 2445 Fufsund von U Oeffnungen ä 171 F. == 1881 F. ) Tötallänge,die massive Fluthbrücke von 12 Oeffnungen ä GO Fufs = 720 Fufsbei 949 Fufs Totalliinge.Blit dem zwischen der tauben Elbe und der Drehbrücke liegendenDamm mifst die gesammte Brücken-Anlage von Stirnpfeiler zuStirnpfeiler 5065 Fufs.Die im Jahre 1847 nach einem andern Plane begonnene Ausführungder Brücke wurde durch die Ereignisse des Jahres 1848unierbrochen, in deren Folge und wegen der Geldverhältnisse derMagdeburg-Wittenbergiseben Eisenbahn-Gesellschaft das gegenwärtigausgeführte Projcct, bei welchem man unter Annahme müglichst grofserOeffnungen iheilvveise zum Holzbau zurückkehrte, aufgestelltwurde,Die hiernach im Mai 1849 wieder begonnene Ausführung warbis zum October d. J., also in der Terhällaifseiafsig sehr tnrzenZeit von 2| Jahren so weit beendigt, dafs die Brücke für den Eisenbahn-Verkehreröffnet werden konnte, während die Anlagen fürdie Ueberführung der Fufs- und Fuhrwerks-PassagCj fär weiche dieBrücke gleichzeitig dienen soll, ihrer Vollendung im künftigen Jahreentgegengehen.Die einzelnen nacli verschiedenen Constructioneu ausgcfilhrteaAbtheilungen der Brücke sind durch sehr geschmackvoll angeordnete,aufserdem fovtificatorischen Zwecken dienende Portale geschieden,welche sich auf den Widerlags- und Trennungs-Pfeilern befinden.Im Innern dieser Pfeiler sind aufserdem CaSematten zur Aufnahmevon Truppen und verdeckten Batterien enthalten. Diese fortificatorisehen Anlagen verleihen der Brücke einen sehr interessanten,den monotonen Eindruck der langen und hoben Holzgltler wesentlichmildernden CharacterDie llolzgitterwände, nach dem Howe'sehen System construirt,haben bei 171 Fufs resp. 127 Fufs lichter Oeffnung eine Hübe von19 Fufs, und schliefsen eine Fahrbahn von 13 Fufa 3 Zoll lichterWeite ein. An ihren äufsern Seiten befinden sich 4{ Fufs breiteGallerien zur Aufnahme der Fufspassage. Diese Gitlerwände sinddurch drei 8 Zoll breite ( 12 Zoll hohe, m 2 Zoll Entfernung aebeneinander liegende Balken und denselben entsprechende Deckholmegebildet, zwischen welchen sich die dreifachen, ebenfalls 8 Zoll starkenStreben, — der Länge der Brücke nact 6 Fufs <strong>II</strong> Zoll TOS einanderentfernt — befinden. In derselben Entfernung von 6 Fufs11 Zoll sind die unteren Balken mit den oberen Balken durch je2 Zagbolzen von | Zoll SWrke, welche ohne Schwächung der Constructionshölzerin den 2 Zoll weiten Zwischenräumen zwischen den-m


63 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 64selben angebracht sind, mittelst eiserner Platten verbunden. DieStreben pressen sich oben und unten gegen die Balken in eisernenSchuhen.Die Fahrbahn wird durch 13 Zoll hohe, 10 Zoll breite Querbaltengetragen, welche auf der untern Längen-Verbindung jederTragwand ruhen und gleichzeitig die schon erwähnten Gallerien fürdie Fufspassage tragen. Die Querverbindung beider Tragwände istoben und unten durch horizontale Kreuzstreben und Querbolzen gebildet.Die Schienen des Eisenbahngleises sind auf besondere über dieQuerbalken gestreckte Langhölzer befestigt Jede dieser Gitterwündeist auf ca. 18 Fufs Länge, von den Pfeilern aus, durch Streben unterstutzt,während der übrige Theil der Lunge sich frei trägt.Das fiämmlliche zu dem Holzüberbau verwendete Holz isl zumSchutze gegen Fäulnifs mit einer Zinkchlorür-Auflosung getränkt.Bei der am 25. Octobcr d. J, stattgefundenen amtlichen Prüfungdieser Brücke wurden die 14 im Holzüberbau construirten Brückenfeldereinzeln nach einander mit ein, zwei und drei Locomottvennebst zugehörigen Tendern belastet, und dabei die Durchbiegungender Brückenträger, sowohl in deren Mitte, als in den Punkten derselben,welche 27 Fufs vom Auflager auf den Pfeilern entfernt sind,genau gemessen.Hierbei stellten sich die Durchbiegungen der 171 Fufs weit gespanntenTrSger, wie folgt, heraus:I. Bei der Belastung mit einer Locomotive(circa 630 Centner);1) 27 Fufs vom Pfeiler . . . . . 1 bis schwach 1^ Linien2) in der Bütte 3 desgl. 3| —IL Bei der Belastung mit zwei Locomotivcn(circa 1180 Centner);1) 27 Fufs vom Pfeiler . . , . . 1| bis schwach 2^ Linien2) in der Mitte 6 desgl. 6| —<strong>II</strong>I. Bei der Belastung mit drei Locomotiven(circa 1810 Centner);1) 27 Fufs vom Pfeiler 2^ bis 31 Linien2) in der Mitte 8 - 9 —Im Auflager der Brückenträger auf den Pfeilern fand dabei einso geringes Zusammendrücken statt, dafs eine Messung des Betragesdesselben nicht möglich war.Die Querbalken bogen sich an denjenigen Stellen, an welchendie Triebräder der Locomotiven gerade über ihnen standen, aufserdemin der Mitte 5 bis 6 Linien durch.Bei der Entlastung der Brüctenfelder verschwanden indefs diesesSmmtlichen Durchbiegungen vollständig.Zu bemerken ist noch, dafs durchweg eine Hebung der, dembelasteten zunächst benachbarten, Brüctenfelder gemessen werdenkonnte, und zwar im Betrage von ^ bis 1| Linien bei einer Belastungvon 1 bis 3 Locomotiven,Die oben angegebenen Durchbiegungen erreichen noch nicht dieHälfte derjenigen, welche bei der am 6. und 7. März 1850 stattgefundenenamtlichen Prüfung*) *:ines Probejochcs von gleicher <strong>Sp</strong>annweitebei gleichen Belastungen beobachtet wurden, und sind dieaufserordentlich günstigen gegcn^yärtig erzielten Ergebnisse sicherlichdem Umstände zuzuschreiben, dafs die Brückenträger an ihremAuflager durch die von den Pfeilern gegen sie heraufgehenden Verstrebungen,50 wie dadurch eine bedeutende Verstärkung gegen dasProbejoch erhalten haben, dafs durch die Verbindung aller untereinander über die Pfeiler weg eine feste Einspannung derselben aufden Pfeilern bewirkt ist, während das Probejoch unbefestigt auf denUnterlagern ruhte.Es ist aber weiter die grofse Gleichförmigkeit der beobachtetenDurchbiegungen durch alle Brüctenfelder sehr bemerkenswerth, sodafs die gröfste Differenz in den einzelnen zusammengehörigen Beobachtungennur 1 Linie beträgt. Es liegt hierin, wie in den äufserstgeringen Wirtungen, welche so bedeutende Belastungen auf dieBrückenträger hervorbrachten, der beste Beweis für die gleichraäfsigtüchtige Ausführung, wie solche dem Beschauer denn auch in der*) Weitere MittlieilunfjGn über diese Prüfung smd in Ko. 29, 30 u. 31des Jahrganges 1850 der Eisenbatinzeitung enthalten.That in allen Theilen dieses grofsen und schönen Bauwerkes entgegentritt,obgleich der Bau mit der gröfsten Beschleunigung betrieben,und unter andern die Aufstellung des gesammten Holzüberbauesin einer Länge von 2372 Fufs nur 4 Monate Zeit, vom 25. Mai bis4. October d. J. erforderte.Die zur Brücke verwendeten Materialien belaufen sich auf7580 lfd. Fufs == 232,000 aFufs <strong>Sp</strong>undwand,2000 <strong>Sp</strong>itzpfähle = 80,000 lfd. Fufs,10,^06 Cbfufs geschnittenes Holz zu den 14 Brückenfeldern;ferner zur Herstellung der In der Brücke enthaltenen 12,540 SchachtruthenMauerwerk, auf10,503 Schachtruthen Bruchsteine,57,000 Cbfufs Granit-Werkstücke,136,000 - Sandstein-Werkstücke,5,451,000 Stück Ziegel,63,280 Centner Trafs,24,732 Tonnen Kalk.An Gufs- und Schmiedeeisen wurden gebraucht:1441 Centner zu den Grundbaulen,10,740 - zu der Ilolzbrücke und zu den Geländernder massiven Brücke,1900 - zur Drehbrücke.Aufserdem •\Yurden für die durch die Erbauung der Brücke nÖthiggewordenen Slrom-Begulirungs-Arbeiten zu 25 Buhnen und einerCoupirung noch 21,573 Schock Faschinen verwendet.Die Kosten der Brücke belaufen sich bis zura 15, October 1851auf1,553,530 Thlr.von denen auf die Strom-Regulirungen und dieDeiche 219,588 Thlr., auf die fortificatorischenAnlagen 147,000 Thlr. treffen, so dafs nach Abzugvon 366,588für die eigentliche Brücke ein Kostenbetrag von 1,186,942 Tlilr.verbleibt, welcher sich indefs bis zur gänzlichen Vollendung nochetwas steigern wird.Die Erbauer der Brücke sind der Bau-Director der Blagdeburg-Wlttenbergeschen Eisenbahn, Herr Regierungs-Rath von Unruhund der Abtheilungs-Ingenieur Herr Baumeister Benda.Das System des Uolzüberbaues der Elb-Brücke ist in den SkizzenBlatt 15, Fis. 3 und 4 darsestellt.Ha Tb. Weishaupt.Nachdem das Protokoll vom 11. November vorgelesen und genehmigt,eröffnet der Vorsitzende der Versammlung, dafs In der diesmaligenVersammlung, welche sowohl durch die Anzeige in öffentlichenBlättern, als durch die Einladungskarten als Haupt-Versammlungbezeichnet worden, zunächst etwa in Vorschlag gebrachte Statuten-Verändeningenin Bevathung zu ziehen seien. Da von keinerSeite derartige Anträge gestellt wurden^ so gab der Vorsitzende derVersammlung demnächst zur Erwägung, ob es nicht hillig sei, vondem Verleger der hiesigen Ortes erscheinenden <strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Bauwesen</strong>als Gegenleistung für die Mltthellung der Protokolle des Vereinesdie unentgeltliche Ueberlassung eines Exemplars dieser <strong>Zeitschrift</strong>an den Verein zu verlangen. Die Versammlung erklärte sichfür diese Forderung und Herr Hartwich übernahm es, mit demVerleger hierüber in Unterhandlung zu treten. Alsdann legte derVorsitzende ein dem Verein vom Ritler von Ghega überscndetesExemplar seiner neuen Broschüre vor, welche den Titel führt: ,,Uebersicbtder Hauptfortschritte des Eisenbahnwesens in dem Jahrzebnde1840 bis 1850, und die Ergebnisse der Probefahrten auf einerStrecke der Staatsbahn über den Semmering." — Die Versammlungbeschlofs, dem rühmlichst bekannten Verfasser für dies Geschenkzu danken, und Herr Nottebohm erklärte sich bereit, inder nächsten Versammlung den Inhalt des Werkchens zur Erörterungzu bringen. Hierauf begannen die Vorträge.1) Herr Hartwirh deutete in einer Skizze die Construelioneiner Dampfmaschine für ein Schraubendampfboot an, bei welcherdie Bewegung der Schrauben-Achse unmittelbar durch die innerhalb


65 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 66einer, an den Kolben befestigten Röhre geschieht, überhaupt allesZwiachenwerk möglichst vermieden ist, — Diese Maschinen sindin England unter der Bezeichnung Tronk-Engine bekannt. Fernererwähnte derselbe einer Vorrichtung, mittelst welcher Eisenfaahu-Fahrzeugc auf den Bahnhöfen ohne Drchsclieiben oder Weichensträngevon einem Geleise zum andern transporlirt werden können.Diese Vorrichtung besteht im VYesentlichen aus einer Platform mitBahnen, welche auf die Schienengeleise derartig herabgesenkt werdenkönnen, dafs man die Wagen ohne grofse Mühe hinauf, resp.nach dem Transport, welcher auf Querbahnen geschieht, wiederhcrabschieben kann. Zur Bewegung auf diesen Querbahnen ist diePlatforra mit Achsen und Rädern versehen.Auch äufserte sicli Herr Hartwich über die grofse Mannigfaltigkeitin der Anwendung des Eisenbleches in England, und führteals Beispiel die Construction eines Krahnes an, bei welchem diesonst üblichen Ständer, Ausleger und sonstigen Unterstützungendes Lfistpunktes durch einen hohlen, zunächst dem Boden sich senkrechterhebenden, nach dem Ende zu aber gekrümmten ßlechkaslenersetzt sind, in dessen Innerem sich die Zugkette Über Rollen bewegt.2) Herr Bocsig knüpfte hieran die Mitlheilung über die Constructioneines in seinem Hammer- und Walzwerke zu Moabit inGebrauch stehenden Krahnes, Derselbe besteht aus einem drehbarenhölzernen Ständer mit einem aus doppelten Bohlen gefertigten,gehörig unterstützten Ausleger, an dessen Ende eine etwa lOFufslange, aus einer Eisenbahnschiene gebildete Bahn angebracht ist.Diese Bahn wird an ihren Enden durch zwei von dem Auslegerüber Rollen herabhängende Ketten getragen; letztere gehen von denRollen des Auslegers nach der Krahntrommel und vereinigen sichkurz vor derselben. Sobald die Kette auf die Trommel aufgewickeltwird, oder die Trommel verläfst, machen die beiden herabhängendenKetten-Enden gleiche Wege, und es wird die an dieKetten angehängte Bahn horizontal auf- und niederbewegt; der Gegenstand,welcher an die Bahn, und zwar an eine darauf beweglicheRolle angehängt ist, macht die auf- und absteigende Bewegung mit.Dadurch, dafs die Bahn in beständig horizontaler Richtung gehaltenist, lüfst sich die Rolle mit der Last, welche daran hängt, leichtTon dem einen Ende der Bahn nach dem andern Ende bewegen.3) Herr Grüson sprach über die Anwendung von GuSsstahl-Paraholfederu zu Locomotiven, wie solche bei den in der Wöblert*schen31aschinen-Fabrik für die Ostbahn erbauten Locomotivenansgerührt worden sind. Danach besteht jede derartige Tragfederaus 2 in der Mitte |, an den Enden i Zoll starken, 3 Zollbreiten und 3 Fufs langen Lagen, weldie, ohne durchlochl zu sein,in der Mitte und an den Enden durch ^ Zoll starke schmiedeeiserneZwischenstücke auseinander gehalten, durch Bügel und Schraubenaber, wozu in der UliUe ein stählerner, mit seinen <strong>Sp</strong>Uien in beideLagen eingreifender Körner kommt, in ihrer Lage iixirt werden.Die Pfeilhöhe der Federn in ungespanntem Zustande beträgt 2.J Zoll,4) Herr Weishaupt theilte die Art und Weise mit, in welcherim Laufe dieses Sommers die Untersuchung der Schienen verschiedenerForm und verschiedenen Materials unter seiner Leitungstatt gefunden hat, und spricht seine Meinung dahin aus, dafs er esam vorlheilhaftesten erachte, zu den Schienen, mindestens zu denKöpfen derselben, ein Eisen von stahlartigem GefÜge zu verwenden,sowie, dafs eine Stärke des Steges der Schienen von 6 bis 8Linienvollkommen ausreichend sei.Einen erheblichen Vorzug der StuhUchienen gegen die breitbasigenSchienen hinsichtlich der TragPäbigkeit hat er nicht wahrgenommen.Er behält sich speciellcre Mittheilungen noch vor.Nach Beendigung der Vorträge wird über die Aufnahme derHerren Veit-Meier und Grapow ballotirt und solche mit überwiegenderMajorität beschlossen. Darauf wird ein Inzwischen vombisherigen Schriftführer Herrn Odebreclit eingegangenes Schreibenvorgelesen, worin derselbe erklärt, eine weitere Verwaltungdieses Amtes, seiner Dlenstgeschäfte wegen, nicht übernehmen zukönnen.Schliesslich erfolgt die Neuwahl des Vorstandes, welche alsoausfallt;;Herr Hagen, Vorsitzender.Brix, Stellvertreter»- Weishaupt» Schriftführer.Dihm, Stellverlreter.Ebeling, Säckelmeister.Rubens, Stellvertreter.3.Hasen.Th. Weishaupt.L i t e r a t u r .AnleitungzurKalk-Sand-Bau-Kunst,oderzur Errichtung von Bauwerken aus gestampftem Mörtel, mit verbaltnifsmäfs ig weit geringeren Kosten gegen die bisher üblich geweseneBauart, unter Beifügung einiger Entwürfe und Kosten-BcrechnungeuTon Schul- und Wirthschaflsgebäuden, um die durch dieseneue Bauart zu erzielende Koslencrsparnifs speciell nachzuweisen,fürLandwirthe, Bauherrn und Baumeister,vonF. Krause.Königllcfaein K?gi«rungs- und Baarath zu Liegnitz.Glogau 185L Druck und Verlag von C. Flemming.Die Kunst, aus Sand mit verhältnifsmäfsig geringem Zusatz vongelöschtem Kalk Wände aufzuführen, ist zwar nicht neu, da bereits,soviel bekannt, im Auslände dergleichen Ausführungen seit 12 bis13 Jahren vorgekommen sind. In unserem Vaterlande indefs ist erstseit einigen Jahren diesem Gegenstände, namentlich zuerst in derProvinz Pommern, durch Ausführung von einzelnen Wänden undganzen Gebäaden die gehörige Aufmerksamkeit gewidmet worden.Der Herr Verfasser hat in dem vorliegenden Werkchen mitSchätzenswerther Sorgfalt sich bemüht, nicht nur eine gründlicheAnweisung zu dergleichen Ausführungen mitzutheilen, sondern auch,durch nähere Bezeichnung der ihm bekannten Bauten in Kalksandmasse,Gelegenheit gegeben, die über die Anwendbarkeit dieser Bauarterst seit wenigen Jahren gemachten Erfahrungen durch Beobachtungenzu bereichern.Es darf hier nicht unbemerkt bleiben, dafs aafscr den im vorliegendenWerkchen namhaft gemachten Bauwerken in den ProvinzenSchlesien und Pommern noch dergleichen in der Provinz Preufsenund in Mecklenburg mit Vortheil ausgeführt worden sind.Nach der in der Einleitung des gedachten Werkchens gemachtenAngabe ist das dem Herrn Verfasser bekannte älteste in dieserBauart ausgeführte Gebäude in der Provinz Schlesien im Jahre 1845errichtet worden. Wenn nun auch, wie aus Obigem hervorgeht,langjährige Erfahrungen über diesen Gegenstand noch nicht vorliegen,so stimmen doch die Urlheile vieler Sachverständigen mit demdes Herrn Verfassers darin überein, dafs bei Anwendung geeigneterMaterialien, und bei ßorgfdltiger Ausführung die Kalk- Sand-Bau-Kunst vorzugsweise für ländliche Wohnungs- und Wirtbschaftsgebäudevon grofsem ISutzeu sein kann und jede Berücksichtigungum so mehr verdient, als neben ihrer grofsen Wohlfeilheit, nament-5


67 ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 6Slieb der Umstand in Betracht zu ziehen ist, dafs erfahrungsmäfaigdie von Kalk-Sandwänden eingeschlossenen Räume besonders trockensind.Der Wunsch des Herrn Verfassers, dafs diesem Gegenstanddurch weitere Verfolgung, namentlich von Sacliverstiindigen, unddurch Mittheilung der darüber gemachten Erfahrungen, die ihm mitRecht gebührende Aufmerksamkeit zugewendet werde, verdient jedeBerücksichligung und wird hoffentlich nicht unbeachtet bleiben.Das vorliegende Werkchen ist zur Belehrung für Landwirthe,Bauherren und Baumeister geschrieben. Um auch den Ersteren dienölhige Kenntnifs zur Beurtheilung der Güte der zu verwendendenMaterialien zu verschaffen, sind Erörterungen im Text und Darstel-Inngen durch Zeichnungen nöthig erachtet worden, die um so mehreiner Beschränkung unterworfen werden konnten, als nach des HerrnVerfassers eigener Meinung, die wir vollkommen theilen, gute Ausführungenohne sachverständige Leitung nicht zu erwarten stehen.Diese Weitläüftigkeit und einige Wiederholungen thuen der sonstmit so vielem Fleifs gegebenen speciellen Beschretbnng des Verfahrensbei der Ausführung um so weniger Abbruch, als durch diebeigegebenen Zeichnungen selbst die schwierigsten Constructionenveranschaulicht worden sind. Mit eben solcher Gründlichkeit ist dasNöthige über die Wahl und Mischungsverhältnisse der Materialienmitgetheiit, und besonders mufs hervorgehoben werden, dafs durchdas vom Herrn Verfasser angegebene Verfahren ein Mittel gebotenwird, für jede Sandart leicht den nöthigen Kalkbedarf feststellenzu können.INach Angabe des Herrn Verfassers schwankt das Mischungsvcrhältnifsvon Kalk und Sand je nach der Beschaffenheit der Materialienzwischen 8 bis 14 Volumen-Theile Sand auf 1 Theil Kalk,nach Anderen jedoch ist diese Schwankung zwischen Kalk und Sandvon 7:1 auf 15:1 anzunehmen.Ob alle von dem Herrn Verfasser aufgestellten Ansichten überdas Mangelhafte des Ziegel- und Bruchstein-Mauerwerks von Sachverständigengebilligt werden können, mufs dahingestellt bleiben,und darf der Sache selbst, für die das Werkchen geschrieben ist,keinen Abbruch thun. <strong>Sp</strong>ätere und längere Erfahrungen werdenvielleicht gegen die Meinung des Herrn Verfassers, der diese neueBauart für alle nur möglichen landwirlhschaftlichen Gebäude, selbstsolche, deren Wände in der Regel durch thierische Ausdünstungenvon Feuchtigkeit durchzogen werden, vorzugsweise geeignet hält,ergeben, dafs Beschränkungen auch auf dergl Ausführungen nöthigwerden müssen. Aus den dem Werkchen beigegebenen Berechnungengeht klar und deutlich liervor, wie sich die Kosten der Kalk-Sand-Bauart zu denen anderer Bauarten verhalten, und erhellt zurGenüge hieraus, dafs selbst der Fachwerkbau theurer, als jener ist.Uebcr die Fundamenlirung von Gebäuden und Unterwölbungder Räume mit Kalk-Sandmasse, welche der Herr Verfasser empfiehlt,und deren zweckraäfsigste Ausführungsweise beschreibt, sindnoch wenig Erfahrungen gemacht, ob daher diese Ansführungen vonlängerer Dauer sein werden, mufs dahingestellt bleiben. Jedenfallswürde bei der Wahl von dergleichen Ausführungen mit Vorsichtzu verfahren sein, bis festgestellt ist, dafs ihre Anwendung den geraachtenErwartungen entspricht.K.Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens.Das 4te Heft des 6ten Bandes dieses Journals enthält unter andernArtikeln die kurze Beschreibung einer eigenthümllch construirtenLocoraotive, welche der Herausgeber des Organes, Edmund Heusingervon Waldegg, erster Maschinen-Ingenieur der Taunus-Eisenbahn, auf seine Rechnung erbaut und auf vorbenannter Bahnprobirt hat. Die Locomolive ist vierrädrig und bildet zugleich denTender. Gegen die gefährlichen Folgen der Acbsbrüche sind Vorkehrungengetroffen. Der Kessel besteht aus zwei horizontalen übereinander liegenden Cylindern, von denen der untere ganz mit Heizröhrengefüllt ist, während der obere, durch welchen das Feuer,bevor es den Schornstein erreicht, zurückkehrt, den Dampfraumbildet. — Die Triebräder liegen hinter der Feuerbüchsc und dieCyllnder in der Mitte der Länge des Rahmens. Um die Abkühlungdes in die Cylinder strömenden Dampfes zu verhüten, Ist das Dampf-Einströmungsrohr von dem AusslrÖmungsrohr umgeben. — Die veränderlicheExpansionssteuerung hat nur einen Schieber (ohne cxcentrischeScheiben). Die Maschine, welche als Modell zu betrachtenist, schafft übrigens 4 bis 5 beladenc Wagen mit der gewöhnlichenGeschwindigkeit fort, und wiegt nur 146 Centner. Herr vonWaldegg empfiehlt sein System besonders für kleine Local- undZweig-Bahnen, und verspricht speciellere Mittheilungen. Ferner giebtdie Nummer dieses Blattes einen der deutschen Gewerbezeitung entlehnteninteressanten Artikel über die Centralisatinn der Bahnhöfein verschiedenen Städten Europa's mit specieller Erwähnung derdesfallsigen Bemühungen in England, so wie auch die Darstellungeines scchsrädrigen Wagens erster Klasse der Main-Weser-Eisenbahn,bei weichem die Eleganz der inneren Einrichtung und die Anw^endungder Parallelfedern nach dem Büchanan'schen System bemerkenswerthist. —Der Text zu den Zeichnungen Blatt 1, 2, 3, das Schlol's Friedrichsborg bei Copenhagen, wird nachgeliefert werden.Gedruckt bei A. W. Schade in Herlln, Grüiisfr, IS.

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