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Fasern und Farben aus der Natur eine ökologische Alternative*)

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L. Stäudel: <strong>Fasern</strong> <strong>und</strong> <strong>Farben</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>.bert hatte, nahm die Entwicklung <strong>der</strong> Farbstoffchemie <strong>eine</strong>n rasanten Verlauf. ... (es) glückte dieexakte Ermittlung <strong>der</strong> chemischen Zusammensetzung des <strong>Natur</strong>-Krapps. Dieser Farbstoff wurdedamals vorwiegend auf französischen Fel<strong>der</strong>n gewonnen <strong>und</strong> fand s<strong>eine</strong>r strahlend roten Farbewegen weiten Absatz." Stolz berichtet <strong>der</strong> Chronist (E. Bäumler), dass man das synthetische Alizarinbereits 1888 zu <strong>eine</strong>m Zehntel des Preises verkaufen konnte, den <strong>eine</strong> entsprechende Menge' <strong>Natur</strong>-Krappkostete. Dann, so fährt er fort, kam „bald <strong>der</strong> Tag, an dem die französischen Bauern IhreKrapp-Plantagen in profane Kartoffeläcker verwandel(te)n.“Ähnliches geschah, etwa 10 Jahre später, mit dem zweiten wichtigen <strong>Natur</strong>farbstoff, dem Indigo:Dessen Ausfuhrmenge allein <strong>aus</strong> Indien sank nach <strong>der</strong> Markteinführung des synthetischen Indigosvon fast 200.000 Tonnen 1895 auf weniger als ein Zehntel Im Jahr 1910. Der Zusammenbruch das<strong>Natur</strong>-Indigo-Marktes löste In Indien <strong>eine</strong> schwere soziale Krise <strong>aus</strong>. Währendessen amortisiertensich In Deutschland die hohen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungs-<strong>aus</strong>gaben recht schnell: Bereits 1914produzierte die Fa. Hoechst 4,5 Millionen Tonnen Indigo pro Jahr!Tatsächlich waren <strong>und</strong> sind <strong>Natur</strong>farbstoffe gegenüber synthetisch hergestellten damals <strong>und</strong> heuteunter Marktgesichtspunkten nicht konkurrenzfähig: Die betriebswirtschaftliche Bilanz, die nur dieKosten für Rohstoffe, Energie, Anlagen <strong>und</strong> Personal <strong>eine</strong>rseits <strong>und</strong> Verkaufserlöse auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enSeite berücksichtigt, weist die chemischen Produkte als weit billiger <strong>und</strong> In jedem Fall als profitabler<strong>aus</strong>. Dafür wurden <strong>und</strong> werden die ökologischen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Folgekosten <strong>und</strong> Folgen aufdie Allgemeinheit <strong>und</strong> zukünftige Generationen abgewälzt: Die unerwünschten bzw. nicht verwertbarenNebenprodukte wurden entwe<strong>der</strong> gleich In naheliegende Gewässer eingeleitet o<strong>der</strong> gefährden,Jahrzehnte lang deponiert, heute als Altlasten Böden <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> bedrohen die Umwelt<strong>und</strong> unsere Ges<strong>und</strong>heit.Der Umfang <strong>der</strong> Belastung durch die synthetische Farbstoffproduktion wird schon bei <strong>eine</strong>r einfachenBilanz <strong>der</strong> eingesetzten <strong>und</strong> hergestellten Stoffmengen deutlich. Nach Angaben <strong>der</strong> Fa. Hoechstfallen pro Kilogramm (rotem) Farbstoff mehr als 8 kg an<strong>der</strong>weitig verwertbare Nebenprodukte an -aber auch 6,8 kg definitiver Abfälle, Salze <strong>und</strong> Farbschlämme inklusive Schwermetalle <strong>und</strong> chlorierteKohlenwasserstoffe, die „entsorgt“ werden müssen. Bei <strong>eine</strong>m weltweiten Verbrauch von <strong>eine</strong>rhalben Million Tonnen Farbstoffe für den Textilbereich (1983) bzw. bei <strong>eine</strong>m Produktionsumfangvon synthetischen Farbstoffen In Höhe von ca. 200.000 t pro Jahr In <strong>der</strong> BRD entzieht sich <strong>der</strong>resultierende Chemiemüllberg schnell <strong>der</strong> Vorstellung.Eine ökologische ebenso wie ei ne volkswirtschaftliche Gesamtbilanz muss aber über den Stoffflusshin<strong>aus</strong> die bei <strong>der</strong> Produktion entwertete <strong>und</strong> z.T. an die Umwelt abgegebene Energie einbeziehen,weiter den Herstellungsweg <strong>der</strong> Vorprodukte (hier: bestimmter Erdölfraktionen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>chemikalien)berücksichtigen <strong>und</strong> schließlich die Folgekosten untersuchen, die durch natürlicherweise nichtvorhandene Abfällstoffe In <strong>der</strong> Umwelt verursacht worden.Die Ursache für diese unkontrollierbare Umweltbeiastung ist in <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise zu suchen, In <strong>der</strong>bei <strong>der</strong> industriellen chemischen Synthese das Ziel angegangen wird, komplexe Farbstoffmoleküleherzustellen: Mit aggressiven Chemikalien, hohen Temperaturen <strong>und</strong> Drücken wird die Ausbeute desProdukts optimiert, solange es sich Irgendwie rechnet.Der Weg <strong>der</strong> Sanften Chemie***) überlässt diese Syntheseleistung, hier wie In an<strong>der</strong>en Bereichen,<strong>der</strong> <strong>Natur</strong>: Mit Hilfe von Sonnenlicht, den Im Boden vorhandenen Mineralstoffen <strong>und</strong> <strong>eine</strong>m kompliziertennatürlichen Syntheseapparat auf Zellbasis produzieren praktisch alle Pflanzen Farbstoffe, diefür die Einfärbung (vorzugsweise) natürlicher <strong>Fasern</strong> genutzt werden können. Die anfallenden "Abfäl-In: Soznat Materialien für den Unterricht Band 29, <strong>Natur</strong>werkstatt I: Wolle, Pflanzenfarben, Färben.; S.87-97

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