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Beitrag zur Geschichte der revolutionären Bewegung

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Unbewussten <strong>der</strong> Massen stecken, rufen die augenscheinlicheSpontaneität <strong>der</strong> revolutionären Aktivität hervor“. Die Funktion<strong>der</strong> Partei besteht gerade darin, „immer so zu handeln und zu sprechen,dass das Bewusstsein <strong>der</strong> Arbeiterklasse geweckt und gestärktwird“ (von Gorter betont).Diese Funktion <strong>der</strong> Partei bestimmt die Struktur und Funktionsweise<strong>der</strong> kommunistischen Organisation. Anstatt gewaltige Massenzusammenzufassen auf Kosten einer Verwässerung <strong>der</strong> Prinzipienund mit dem Risiko eines opportunistischen Geschwulstes,muss die Partei „ein Kern sein, <strong>der</strong> so wi<strong>der</strong>standsfähig wie Stahlaber auch so rein wie Kristall ist“. Diese Idee einer „Kernpartei“beinhaltet eine strenge Auswahl <strong>der</strong> Militanten. Aber die holländischeLinke machte aus <strong>der</strong> kleinen Zahl keine für ewig gültigeTugend. Das organische Wachstum <strong>der</strong> Partei sollte auf <strong>der</strong>Grundlage eines festen Kerns erfolgen und nicht schwammig sein.„Wenn wir uns noch eine Zeitlang auf einen kleinen Kern beschränkenmüssen, dann geschieht dies nicht deshalb, weil wir dafüreine beson<strong>der</strong>e Vorliebe hätten, son<strong>der</strong>n weil dies ein notwendigesStadium ist, um stärker zu werden“.Gorter, bei dem sich ein Wi<strong>der</strong>spruch in seiner Argumentationeinschlich, ließ sich auf eine sehr ungeschickte Weise durch diePolemik mit dem Exekutivkomitee <strong>der</strong> Komintern mitreißen, diemeinte, bei <strong>der</strong> Kommunistischen Linke handelte es sich nur umSekten: „Also eine Sekte?, sagt das Exekutivkomitee. Gewiss, eineSekte, wenn Ihr mit diesem Namen den Kern einer die Welt erobernden<strong>Bewegung</strong> andeuten wollt“ (ebenda, S. 220).Ebenso ungeschickt ist die Argumentation hinsichtlich <strong>der</strong> zentralisiertenFunktionsweise <strong>der</strong> kommunistischen Partei. Ebenso wiedie KAPD stellte Gorter die „Führerpartei“ <strong>der</strong> „Massenpartei“gegenüber, eine Dialektik, die übrigens Pannekoek nicht akzeptierte.Es war deutlich, dass die ganze Linke durch die Spaltungvom Oktober 1919 in Heidelberg traumatisiert war, als die Min<strong>der</strong>heit,die sich auf eine nicht-repräsentative Führung <strong>der</strong> KPDstützte, mittels Manöver ihre Diktatur in <strong>der</strong> Partei ausübte und dieMehrheit ausgeschlossen hatte. Diese Führung von selbst erklärtenChefs wie Levi, Brandler, Clara Zetkin war dem Willen und <strong>der</strong>Orientierung <strong>der</strong> Massen <strong>der</strong> Arbeiter in den Reihen <strong>der</strong> Parteientgegengetreten. Die „Führerpartei“ ist die Partei, die nicht dieinnere Demokratie <strong>der</strong> Partei entwickelt, son<strong>der</strong>n die Diktatur vonOben nach Unten ausübt, und sich dabei auf die Auffassung Leninsvon einer Partei mit „eiserner Disziplin“ stützt, d.h. solcheParteien, die „die Opposition unterdrücken“. Die „Massenpartei“und nicht die Partei <strong>der</strong> Massen, die von <strong>der</strong> Linken verworfenwird, wird von „Unten nach Oben“ aufgebaut, mit den revolutionärenArbeitern <strong>der</strong> Partei.Gorter und mit ihm die ganze kommunistische Linke, mit Ausnahme<strong>der</strong> anarchisierenden Tendenzen - leugneten nicht die Notwendigkeiteiner einheitlichen Funktionsweise <strong>der</strong> Partei, die notwendigerweisezentralisiert und diszipliniert sein muss. Gorter, <strong>der</strong>fälschlicherweise als <strong>der</strong> „Don Quichote“ des Kampfes gegen dieChefs dargestellt wird, trat tatsächlich für eine wirkliche Zentralisierungund Disziplin <strong>der</strong> Partei ein: „... wir suchen noch die richtigenFührer, die nicht über die Massen herrschen wollen, und diesie nicht verraten, und solange wir diese nicht haben, wollen wiralles von unten auf und durch die Diktatur <strong>der</strong> Massen selber....Dasselbe gilt von <strong>der</strong> eisernen Disziplin und <strong>der</strong> strengsten Zentralisation.Wir wollen sie schon, aber erst nachdem wir die richtigenFührer haben“ (ebenda S. 170).Dieser unklaren Formulierung zufolge wäre die KAPD zu demZeitpunkt ohne wirkliche Führer und ohne wirkliche Disziplin undZentralisierung. Dies war jedoch nicht <strong>der</strong> Fall. Gorter schien dasin die Zukunft zu verlagern, was eine unmittelbare Aufgabe war.Die Erklärung für diese Auffassung liegt sicherlich in <strong>der</strong> Enthauptung<strong>der</strong> KPD 1919, <strong>der</strong> die besten Führer (Rosa Luxemburg,Liebknecht, Levin und Jogiches) geraubt worden waren.Auf eine sehr intuitive Art und Weise hatte Gorter eine Idee entwickelt,auf die sich die ganze kommunistische Linke, die italienischeeingeschlossen, nach dem 2. Weltkrieg stützen sollte. In denrevolutionären Parteien gab es nicht mehr wie in <strong>der</strong> 2. o<strong>der</strong> 3. Internationale„große Massen“, die ein erdrückendes Gewicht in <strong>der</strong>Organisation haben. Das Wesen <strong>der</strong> revolutionären Organisationist eher unpersönlich und mehr kollektiv. Bordiga formulierte diesmit folgenden Worten: „Die Revolution wird schrecklich und anonymsein“ (1). Gorter wies auf diese Tatsache 1920 hin und unterstrich,dass dies in einem entwickelten Land wie Deutschland <strong>der</strong>Fall sein werde. „Haben Sie nicht bemerkt, Genosse Lenin, dass esin Deutschland keine „großen“ Führer gibt? Es sind alles ganzgewöhnliche Männer. Das deutet schon darauf hin, dass diese Revolutionan erster Stelle das Werk <strong>der</strong> Massen, nicht <strong>der</strong> Führersein soll“ (ebenda, S. 176).Das Vorhandensein von „großen Männern“ in einer <strong>Bewegung</strong>,<strong>der</strong> Persönlichkeitskult erscheint somit als ein Zeichen <strong>der</strong> Schwächeund nicht <strong>der</strong> Stärke. Es ist eher typisch für die unterentwickeltenLän<strong>der</strong>, wo das Bewusstsein und die Reife des Proletariatsschwächer sind, und damit die Notwendigkeit von Führern größerist als in den industrialisierten Län<strong>der</strong>n. In diesen haben die geschichtlichenKampftraditionen ein viel homogeneres Klassenbewusstseinentwickelt. Die Bedeutung <strong>der</strong> Führer nimmt in demMasse ab, je höher das Bewusstsein <strong>der</strong> Arbeitermassen entwickeltist.c) DIE WESTEUROPÄISCHE REVOLUTION UND DIETAKTIK DES PROLETARIATSDie von <strong>der</strong> Holländischen Linken vertretene Hauptidee ist, dassdie für Westeuropa befürwortete Taktik zu „russisch“ sei und somitnicht angewendet werden könnte. Lenins Taktik könne das„westeuropäische Proletariat ins Ver<strong>der</strong>ben und zu fürchterlichenNie<strong>der</strong>lagen führen“ (ebenda, S. 178).Im Unterschied <strong>zur</strong> russischen Revolution, die sich auf Millionenarmer Bauern gestützt hätte, werde die Revolution im Westenmehr von Arbeitern getragen werden. Das Proletariat in den fortgeschrittenenLän<strong>der</strong>n hat keine potentiellen Verbündeten, we<strong>der</strong>die Bauern noch die städtische Kleinbourgeoisie. Es kann nur aufseine eigene Zahl, sein Bewusstsein und seine eigene Organisationbauen. Das Proletariat steht allein da und muss gegen alle an<strong>der</strong>enKlassen <strong>der</strong> Gesellschaft kämpfen:„Die Arbeiter in Westeuropa stehen ganz allein. Denn auch nureine ganz dünne Schicht des niedrigen Mittelstandes wird ihnenhelfen. Und diese ist ökonomisch unbedeutend. Die Arbeiter werdenganz allein die Revolution machen müssen. Das ist <strong>der</strong> großeUnterschied zu Russland“ (ebenda, S. 173).Was auf gesellschaftlicher Ebene zutrifft, stimmt noch mehr aufpolitischer Ebene. Die politischen Kräfte, welche die verschiedenenTendenzen und verschiedenen Interessen <strong>der</strong> bürgerlichen undkleinbürgerlichen Schichten wi<strong>der</strong>spiegeln, vereinigen sich gegenüberdem Proletariat. Im Zeitalter des Imperialismus „verschwindendie Unterschiede zwischen liberal und kirchlich, konservativund fortschrittlich, groß- und kleinbürgerlich“.Dies bestätigt sich im imperialistischen Krieg und noch mehr in<strong>der</strong> Revolution. All die Kräfte des politischen Apparates des Kapitalsbilden einen Block gegen das revolutionäre Proletariat. Gegendie Einheit des Proletariats in <strong>der</strong> Revolution wird die Einheit all<strong>der</strong> bürgerlichen und kleinbürgerlichen Kräfte gerichtet. Sie spaltensich nicht, son<strong>der</strong>n treten vereint auf.„Vereint gegen die Revolution, und damit gegen alle Arbeiter,denn nur die Revolution kann eine wirkliche Verbesserung für alleArbeiter bringen. Alle Parteien überwinden ihre Spaltungen, umsich gegen die Revolution zusammenzuschließen“.11

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