13.07.2015 Aufrufe

Beitrag zur Geschichte der revolutionären Bewegung

Beitrag zur Geschichte der revolutionären Bewegung

Beitrag zur Geschichte der revolutionären Bewegung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

terverein politische Partei. Entwe<strong>der</strong> pro- o<strong>der</strong> kontrarevolutionär“(ebenda S. 183).Im Unterschied zu <strong>der</strong> Italienischen Linken, die für eine „gewerkschaftlicheEinheitsfront“ eintrat, verwarf die holländische Linkejede „Einheitsfrontpolitik“.Die Gewerkschaften, die anfänglich die natürlichen Organisationenfür die Vereinigung des Proletariats waren, haben sichschrittweise in arbeiterfeindliche Organisationen umgewandelt. IhreBürokratisierung, wo <strong>der</strong> Apparat <strong>der</strong> Funktionäre die Arbeiterbeherrscht, entspricht einem fast vollständigen Zusammenschlussmit dem Staat. Die Gewerkschaften verhalten sich wie <strong>der</strong> kapitalistischeStaat, indem sie mit ihren Gesetzen (Regeln, Statuten)und mit Gewalt jede Revolte gegen ihre „Ordnung“ zerschlagen.„Und darin stimmen auch die Gewerkschaften mit dem Staat undseiner Bürokratie überein, dass trotz <strong>der</strong> Demokratie, die darinherrschen soll, die Mitglie<strong>der</strong> nicht imstande sind, ihren Willengegen die Bürokratie durchzusetzen; an dem kunstvoll aufgebautenApparat von Geschäftsordnungen und Statuten bricht sich jedeRevolte, bevor sie die höchsten Regionen erschüttern kann“ (ebenda,S. 180).Was für den kapitalistischen Staat insgesamt gilt, gilt auch für dieGewerkschaften. Nicht Wie<strong>der</strong>eroberung, son<strong>der</strong>n Zerstörung. JedeIdee <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>eroberung <strong>der</strong> Gewerkschaften und <strong>der</strong>en„Umwandlung in kommunistische Organisationen“ kann nur eineschlimme reformistische Illusion werden. Gorter verglich Lenin inmehrfacher Hinsicht mit Bernstein. Eine Opposition in den Gewerkschaftenzu bilden, - wie es die Taktik Lenins wollte - die dadurchkommunistisch wurde, ist unmöglich, denn „die Bürokratieweiß genau, was sie tun muss, um eine Opposition herauszuschmeißen,bevor diese zu einer wirklichen Bedrohung wird“. A-ber in dem - unmöglichen und unwahrscheinlichen - Fall, wo dieOpposition die Führung an sich reißen könnte, indem die „schlechtenFührer“ verjagt würden, würde sie sich genauso wie diese verhalten(3)."Ersetzen sie in den alten Gewerkschaften die Bürokratie durchan<strong>der</strong>e Personen, und in kurzer Zeit werden sie sehen, dass auchdiese denselben Charakter haben, hoch, unerreichbar über denMassen, nicht mehr in Fühlung mit ihnen. 99 pro Hun<strong>der</strong>t werdenTyrannen sein, an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Bourgeoisie stehend. Denn dasWesen <strong>der</strong> Organisation macht sie so“ (ebenda, S. 185).Es war also nicht <strong>der</strong> Inhalt <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Organisation,<strong>der</strong> „schlecht“ geworden war ("schlechte Führer und Arbeiteraristokratie“,wie es von Lenin formuliert wurde), son<strong>der</strong>n die Organisationsform,die die Massen <strong>zur</strong> Machtlosigkeit verurteilt. Die Revolutionist somit keine Frage des Eingebens eines neuen revolutionärenInhaltes in die alten Organisationsformen des Proletariats.Nach <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> kommunistischen Linken kann man nichtdie Form von ihrem revolutionären Inhalt trennen. Die Form istnicht unwichtig (4). Aus dieser Sicht ist die Revolution auch eineFrage <strong>der</strong> Organisation, genauso wie sie eine Frage <strong>der</strong> Entwicklungdes Klassenbewusstseins, des Inhaltes ist.Diese Form können nur die Arbeiterräte in einer revolutionärenPeriode o<strong>der</strong> besser die Betriebsorganisationen sein. Diese stelleneine Überwindung des Korporatismus (berufliche Beschränkung)<strong>der</strong> alten Berufsgewerkschaften dar, und sind die einzige Form <strong>der</strong>Einheit <strong>der</strong> Arbeiterklasse. Ihre Vertrauensleute sind im Gegensatzzu den Gewerkschaften je<strong>der</strong>zeit abwählbar. In dieser Hinsichtstützte sich die holländische Linke nur auf das russische Beispiel,wo die Fabrikräte und nicht die Gewerkschaften die Revolutionverwirklicht hatten. Aber bestimmte Aussagen <strong>der</strong> holländischenLinken ließen gewisse Zweideutigkeiten <strong>zur</strong>ück und deuteten aufeine mangelnde Kohärenz hin:- während man für die Zerstörung <strong>der</strong> Gewerkschaften eintrat, behaupteteman gleichzeitig, dass die Räte die Grundlage für neueGewerkschaften liefern würden,- man verwechselte die deutschen Unionen mit den Fabrikräten,die innerhalb <strong>der</strong> Arbeiterräte gebildet wurden,- man pries das Beispiel <strong>der</strong> revolutionären amerikanischen GewerkschaftenIWW und <strong>der</strong> englischen rank and file movement,obwohl man gleichzeitig jede gewerkschaftliche Organisationsformverwarf,- man trat für eine Form <strong>der</strong> Einschränkung und Begrenzung aufeine Fabrik ein, wo die Fabrik im Mittelpunkt <strong>der</strong> Welt stünde:„Die Revolution im Westen kann nur auf <strong>der</strong> Grundlage von Fabrikenund in den Fabriken organisiert werden“. Die Bildung vonterritorialen Organismen, welche über die Fabriken hinausgehen,wird nicht aufgeworfen.Bei diesen Fragen drang die holländische Linke nicht bis zu denWurzeln des gewerkschaftlichen Problems vor. Es kam darauf anzu sehen, ob <strong>der</strong> „Nie<strong>der</strong>gang des Kapitalismus“, welcher von <strong>der</strong>3. Internationale verkündet worden war, die Unmöglichkeit vondauerhaften Reformen nach sich zog, die zuvor im 19. Jahrhun<strong>der</strong>tvon den reformistischen Gewerkschaften durchgesetzt worden waren.Die Frage lautete nun, ob diese weiterhin nach dem Kriegemöglich waren?Arbeiterorganisationen, die rein wirtschaftlichen und for<strong>der</strong>ungsmäßigenCharakter hatten, konnten ihre Klassenziele unterdem Druck des Staates aus den Augen verlieren und zu einer Klassenzusammenarbeitbereit sein. O<strong>der</strong> im besten Fall würden siewie die Unionen (siehe unten) ganz einfach verschwinden. DasHauptproblem bestand darin zu untersuchen, ob beständig bestehendeOrganisationen, die die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Klasse verdeutlichen,noch möglich waren. Erst viel später bezog die deutschholländischeLinke eine eindeutige Stellung <strong>der</strong> Verwerfung vonständig bestehenden Wirtschaftsorganisationen.e) DIE VERWERFUNG DES REVOLUTIONÄRENPARLAMENTARISMUSIm Unterschied <strong>zur</strong> Strömung um Bordiga hatte die HolländischeLinke die Frage <strong>der</strong> Beteiligung an den Wahlen lange als zweitrangigerachtet. Aus diesem Grunde unterschied sie auf wenig ü-berzeugende Weise zwischen einer „materiellen“ bürgerlichenMacht, die durch die Gewerkschaften verkörpert würde, und einer„geistigen“ bürgerlichen Macht, die wie<strong>der</strong>um durch das Parlamentverkörpert würde. Gleichzeitig wurde <strong>der</strong> Parlamentarismusals eine aktive konterrevolutionäre, das Klassenbewusstsein behin<strong>der</strong>ndematerielle Kraft dargestellt. An<strong>der</strong>erseits erschien dieIdeologie in <strong>der</strong> marxistischen Definition als eine materielle Kraft.Tatsächlich ist die Wahlillusion ein heimtückisches Gift für dieArbeiterklasse (1). Sie ist verbunden mit den reformistischen Illusionenund bringt die Arbeiter in Abhängigkeit von den Parlamentsführern,die diese im „Krieg“ zu einem Bündnis mit demKapitalismus gebracht haben. Sie lähmt die revolutionäre Tätigkeitund för<strong>der</strong>t die Passivität: „Der Parlamentarismus ist die typischeForm des Kampfes mittels Führer, wobei die Massen selbst eineuntergeordnete Rolle spielen. Seine Praxis besteht darin, dass Abgeordnete,einzelne Personen, den wesentlichen Kampf führen; ermuss daher bei den Massen die Illusion wecken, dass an<strong>der</strong>e denKampf für sie führen können. ... Der Parlamentarismus hat die unvermeidlicheTendenz, die eigene, <strong>zur</strong> Revolution notwendige Aktivität<strong>der</strong> Massen zu lähmen.... Solange daher die Arbeiterklasseglaubt, einen leichteren Weg zu gehen, indem an<strong>der</strong>e für sie handeln,..., wird sie zögern und durch die alten Denkgewohnheitenund die alten Schwächen passiv bleiben“. (ebenda, S. 195).Daraus geht hervor, dass die „revolutionäre Aktion“ <strong>der</strong> Abgeordneten,selbst wenn es sich um kommunistische handelt, unmöglichgeworden ist. Der Zeitraum, als Leute wie Liebknecht undHöglund (in Schweden) die Parlamentstribüne zu diesem Zweckebenutzen konnten, ist endgültig abgeschlossen. Vor und nach demKrieg, somit vor <strong>der</strong> Revolution, konnten diese beiden Modelle13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!