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innenpolitik · November 2011

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THW UND EHRENAMTTHW UND EHRENAMTDr. Hans-Peter Friedrich, geborenam 10. März 1957 in Naila (LandkreisHof), ist seit dem 3. März <strong>2011</strong> Bundesministerdes Innern. Der studierteJurist und Diplom-Ökonombegann 1988 seine berufliche Laufbahnals Regierungsrat in der Industrieabteilungim Bundesministeriumfür Wirtschaft in Bonn. 1991wurde er Mitarbeiter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und 1998 selbstzum Mitglied des deutschen Bundestagesgewählt. Als Abgeordnetergehörte er unter anderem der FöderalismuskommissionI und II an.EHRENAMT FÖRDERN„Geübte Kräftebehalten im Chaoseinen kühlen Kopf“Ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helferwürde der Bevölkerungsschutz in Deutschland nicht funktionieren.Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich erläutertim Interview mit „<strong>innenpolitik</strong>“ die staatliche Unterstützung.<strong>innenpolitik</strong>: Der demografischeWandel und die Aussetzung derWehrplicht führen zu sinkendenHelferzahlen und gefährden dasbestehende Hilfeleistungssystemim Bevölkerungsschutz. WelchePläne gibt es, diesem Trend entgegenzuwirken?Dr. Hans-Peter Friedrich: DasTHW versucht, diesem Trend durchverschiedene Maßnahmen entgegenzuwirken.OrganisationsinterneAktivitäten und Helferentwicklungsplanungenzielen auf einelangfristige Helferbindung. DasEngagement soll attraktiver werden,beispielsweise durch ein Ausbildungsangebotmit Doppelnutzenfür den Beruf und mehrFamilienfreundlichkeit. Nach außenwill das THW noch unterrepräsentierteZielgruppen wie Frauen,Menschen mit Migrationshintergrundund ältere Mitbürger ansprechen.Dabei gehen wir auch aufSchulen und Hochschulen zu.<strong>innenpolitik</strong>: Wie können insbesondereFrauen und Menschen mitZuwanderungsgeschichte für einehrenamtliches Engagement gewonnenwerden?Dr. Friedrich: Das THW implementiertgerade ein Projekt, das jungeMädchen und Frauen beim Übergangzur aktiven Helferin begleitetund betreut. Dabei kümmern sichausgebildete Mentorinnen in ganzbesonderem Maße um diese Zielgruppe.Daneben versucht dasTHW, mit außenwirksamen Maßnahmenwie zum Beispiel der Beteiligungam Girls’ Day Schülerinnenfür technische Herausforderungenzu begeistern.Um mehr Menschen mit Migrationshintergrundfür das THW zugewinnen, wurde das Projekt„Interkulturelle Öffnung“ initiiert.Zum einen geht es um VerhaltensundEinstellungswandel bei denjetzigen Mitgliedern der Organisation;zum anderen bei denpotenziell Interessierten um Informationund Orientierung. EinigeOrts verbände haben bereits Pilotprojektebegonnen.<strong>innenpolitik</strong>: Über 90 Prozentaller Helferinnen und Helfer imBevölkerungsschutz arbeiten ehrenamtlich.Wie fördert das Bundesministeriumdes Innern ihr Engagement?Dr. Friedrich: Zur Ausbildung undQualifizierung von leitenden Einsatzkräftenund Entscheidungsträgernunterhält der Bund ein Fortbildungs-und Übungsangebot ander Akademie für Krisenmanagement,Notfallplanung und Zivilschutz(AKNZ). Der Bund ergänzt die(Fahrzeug-)Ausstattung der Ländermit hochmodernen Einsatzfahrzeugen,die von den Ländern über dieKommunen auch den Hilfsorganisationenzugeteilt werden. Das dientneben der Verbesserung der technischenAusstattung auch der Steigerungder Motivation des Einsatzpersonalsund Sicherstellung derherkömm lichen Ehrenamtsstrukturen.Außerdem finanziert dasBundesministerium des Innern mitrund 2,9 Millionen Euro jährlich fürcirca 81.000 Schülerinnen und Schülerdie sogenannte „Erste-Hilfe-Ausbildungmit Selbsthilfeinhalten“.Um die Leistungen der Helferinnenund Helfer im Bevölkerungsschutzanzuerkennen und stärker ins Lichtder Öffentlichkeit zu rücken, vergibtdas Ministerium seit 2009öffentlichkeitswirksam den Förderpreis„Helfende Hand“. In einerKategorie wird ein Ehrenpreis anArbeitgeber verliehen, die ehrenamtlicheAktivitäten ihrer Beschäftigtenin besonderem Maßeunterstützen. Das Bundesamt fürBe völkerungsschutz und Katastrophenhilfestellt den Hilfsorganisationenfür ihre Öffentlichkeits arbeitPoster, Broschüren und Werbe filmeüber das ehrenamtliche Engagementim Bevölkerungsschutz zurVerfügung. Seit kurzem ist außerdemein eigenes Kinder internetangebotfreigeschaltet.Mit dem Ziel, die ehrenamtlicheStruktur im Bevölkerungsschutznachhaltig zu sichern, wird dasBundesministerium des Innernaußerdem ein Forschungsprojektinitiieren. Alle Akteure im Bevölkerungsschutzsollen hierzu Fragestellungenbeisteuern – insbesondereLänder, Kommunen und Hilfsorganisationen.Denn sie sind es, dienahe an den praktischen Problemendran sind und wissen, „wo der Schuhdrückt“. Im Vorfeld muss nochgeklärt werden, was an Forschungenund Erkenntnissen bereits vorliegt.Wir fangen nicht bei null an.<strong>innenpolitik</strong>: Die Helferinnen undHelfer müssen bei den Einsätzen„In Deutschland haben wir eingewachsenes Hilfeleistungssystemmit vielen Ehrenamtlichen.“auch Risiken eingehen. Wieso setztdie Politik auf Ehrenamtliche undnicht auf Angestellte?Dr. Friedrich: In Deutschlandhaben wir ein gewachsenes Hilfeleistungssystemmit vielen Ehrenamtlichen,um flächendeckend denSchutz der Bevölkerung sicherzustellen.Dies wäre nur mit dem Einsatzvon Hauptamtlichen nicht leistbar.Möglicherweise müssen wirin Zukunft diese ehrenamtlichenStrukturen aber mehr als bisher mitHauptamtlichen ergänzen.<strong>innenpolitik</strong>: Wie würden Sie einenArbeitgeber überzeugen, seine Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter fürehrenamtliche Arbeit freizustellen?Dr. Friedrich: Es gibt drei Argumente:Erstens pflegen viele Arbeitgeberihr Image auch mit einemBekenntnis zur Corporate SocialResponsibility, kurz CSR, der Verantwortungfür die Gemeinschaft.Die Freistellung von Helferinnenund Helfern kann als „angewandteCSR“ imagefördernd wirken.Zweitens können im Bevölkerungsschutzerworbene Fähigkeitenberuflich verwertet werden: Ausbildung,Einsatzerfahrung, Führungsfähigkeit,Teamarbeit, vielleichtsogar Auslandserfahrung – vielesdavon bringen unsere Freiwilligenbereits mit.Und drittens kann jede ausgebildeteHelferin und jeder ausgebildeteHelfer im betrieblichen Katastrophenschutzeingesetzt werden.Geübte Kräfte behalten im Chaoseinen kühlen Kopf. Je technischerder Betrieb ausgelegt ist, umsomehr kann ein THW-Ausbildungshintergrundvon Vorteil sein.Chefsache: Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich entscheidet über die neuenDienstanzüge für das THW – in „Friedrichsblau“.10INNENPOLITIK | NOVEMBER <strong>2011</strong>NOVEMBER <strong>2011</strong> | INNENPOLITIK11

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