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Kirchenmusikalischen Mitteilungen - Kirchenmusik im Erzbistum ...

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Im Blickpunktderkehr der Motive und Themen galt,und in gewisser Weise auch die Dreisätzigkeit– Francks Werk verknüpftbekanntermaßen <strong>im</strong> Allegretto denlangsamen Satz und das Scherzo derSymphonie.Während Alexandre Guilmant seinemehrsätzigen Orgelwerke noch „Sonate“nannte, gebrauchte CharlesMarie Widor für entsprechende Kompositionen– op. 42 (Symphonien 1bis 4) wurde 1872, op. 42 (Symphonien5 bis 8) wurde 1887 publiziert– nun erstmals den Gattungsbegriff„Symphonie“. Bedenkt man dasJahr der Veröffentlichung der erstenvier Symphonien und die Geschichteder Symphonie in Frankreich, so warWidor mit der Wahl der Gattungsbezeichnungdurchaus seiner Zeitvoraus. Allerdings konnte er den gravierendenkompositionstechnischenund ästhetischen Implikationen, mitdenen, wie bereits erwähnt, der Gattungsbegriff„Symphonie“ <strong>im</strong> 19.Jahrhundert in Folge des symphonischenWerks Beethovens behaftetwar, zunächst kaum gerecht wurde,stellten die ersten sechs Symphonien,wiewohl durch die orchestralen Farbenund monumentale Klangfülle derCavaillé-Coll Orgel von Saint-Sulpiceinspiriert, doch eher eine bloß suitenartigeReihung von Sätzen dar, wasbedeutet, dass es zwischen den Einzelsätzenkeinen inneren Zusammenhanggibt.Aufgrund der thematischen Substantialitätdes motivischen Materials ist esdie 1887 publizierte VII. Symphonie,mit der Widor erstmals in herausragenderWeise einen symphonischenAnspruch realisiert, der über bloßeMonumentalität deutlich hinausgeht.Wiewohl weniger populär ist als ihreSchwesterwerke, die Symphonien Vund VI, muss die VII. deshalb als bedeutenderund zukunftsweisendergelten – hier ist vor allem an WidorsSchüler Louis Vierne zu denken, dereine Reihe von satztechnischen Eigenheitenaus der VII. Symphonie in seineigenes Werk übernahm.Der „Choral“ überschriebene 2.Satz – es handelt sich nicht um eingregorianisches Thema oder um einKirchenlied, sondern um eine wie einKirchenlied harmonisierte textfreieNeuschöpfung, die als Signum desReligiösen seit Robert SchumannsChoral <strong>im</strong> „Album für die Jugend“Eingang gefunden hat in die reineInstrumentalmusik – bildet den Ausgangspunktder motivisch-thematischenErfindung aller anderen Sätze.Mitunter nur analytisch zu erschließen,wird der Zusammenhang mitder Choralmelodie, die wohl als eineder schönsten Eingebungen Widorsgelten darf, unmittelbar evident <strong>im</strong> 4.Satz und 5. Satz (die Oberst<strong>im</strong>me zitiertden Choral in Moll bzw. mit demursprünglichen Tongeschlecht) sowie<strong>im</strong> Finale: Auch hier erscheint diecharakteristische absteigende Quinte,der der die erste Choralphrase abschließendeaufsteigende Terzgangin Auf- und Abwärtsbewegung vorangestelltist, in Moll, allerdings nichtin gleichmäßiger Bewegung, sondernrhythmisch profilierter und insofern inzweifacher Weise verfremdet. Erst amSchluss des Satzes greift Widor aufdie Dur-Fassung zurück, die zunächstReminiszenz-Charakter hat, gleichsameine Erinnerung an weit in der VergangenheitLiegendes, um dann alsApotheose des Chorals mit triumphalerGeste die Symphonie zu beschließen,deren kompositorisches Niveaues tatsächlich rechtfertigt, in Widorden „Vater der Orgelsymphonie“ zusehen.Im Blickpunkt6 7

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