13.07.2015 Aufrufe

Handbuch für Fanbeauftragte - Koordinationsstelle Fanprojekte

Handbuch für Fanbeauftragte - Koordinationsstelle Fanprojekte

Handbuch für Fanbeauftragte - Koordinationsstelle Fanprojekte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DFL Deutsche Fußball Liga GmbHGuiollettstraße 44-4660325 Frankfurt am MainT: 069-65005-0F: 069-65005-555E: info@bundesliga.dewww.bundesliga.deFanarbeit 2010 – <strong>Handbuch</strong> für <strong>Fanbeauftragte</strong>Fanarbeit 2010 –<strong>Handbuch</strong> für <strong>Fanbeauftragte</strong>


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEFanarbeit 2010 –<strong>Handbuch</strong> für <strong>Fanbeauftragte</strong>D1


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEVORWORTSEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN,LIEBE LESERINNEN UND LESER,im Fußball gibt es einen alten Satz, den ich ziemlichtreffend finde: „Einen Club behält man sein Lebenlang.“ Damit wird auf den Punkt gebracht, was esheißt, Fan eines Vereins zu sein: Ein Fan ist seinenFarben treu, geht mit seinem Club sprichwörtlichdurch dick und dünn und nimmt häufig Strapazenauf sich, um im Stadion live dabei zu sein.Die Anhänger in den Stadien der Bundesligaund der 2. Bundesliga sorgen für begeisternde Atmosphäre und erzeugen eine prickelndeStimmung, die sich auf die Leistung der eigenen Mannschaft absolut fördernd auswirken kann.Die Fans tragen aber auch zur Faszination Bundesliga entscheidend mit bei. Gerade siesind es, die mit ihren Besuchen in den modernen Stadien und Arenen für Rekordzahlen imdeutschen Profifußball sorgen. Die unterschiedlichen Generationen kommen zu den Spielen,werden förmlich angesteckt von der Begeisterung und gestalten sie durch Anfeuerungsrufe,Klatschen oder auch Fahnen und Transparente aktiv mit. Umso bedeutender ist es deshalb inden vergangenen Jahren geworden, dass die Fans bei ihren unterschiedlichsten Anforderungenund Bedürfnissen entsprechend betreut werden. Viele sind zwar inzwischen in Fanclubsorganisiert, aber es bedarf trotzdem einer umfassenden, kompetenten Betreuung, umAkzente zu setzen.Mit der vorliegenden Publikation möchte die DFL ein Fundament legen für eine zeitgemäßeBetreuung der Fans. Diese hat sich nämlich in den vergangenen Jahren gerade auch bei denClubs erheblich weiterentwickelt. Nachdem Mitte der neunziger Jahre erstmals hauptamtliche<strong>Fanbeauftragte</strong> eingestellt wurden, ist diese Position für jeden Proficlub inzwischen Grundvoraussetzung,um am Spielbetrieb teilnehmen zu können. Dieses <strong>Handbuch</strong> ist nun einweiterer Eckpfeiler für den Dialog und das gute Miteinander zwischen den Clubs und ihrenAnhängern. Es enthält die erforderlichen Standards für eine zeitgemäße Betreuung und Arbeitmit den Fans und ist als nächste Stufe der Qualifizierung und Professionalisierung in diesemBereich zu sehen.Ich hoffe, dass das <strong>Handbuch</strong> für <strong>Fanbeauftragte</strong> für Sie ein informativer und zuverlässigerWegbegleiter sein wird.IhrHolger HieronymusStellvertretender Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung23


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEINHALTVORWORT VON HOLGER HIERONYMUS 02FANARBEIT 2010 0601 DIE SITUATION IM ZUSCHAUERSPORT FUSSBALL 14ROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTEN 16AnspruchsgruppenZielgruppenZiele und AufgabenMETHODEN DER FANARBEIT 40Kommunikation und KooperationVerhalten in KonfliktsituationenZielsetzungenANFORDERUNGSPROFIL EINES FANBEAUFTRAGTEN 48Fachliche VoraussetzungenPersönliche KompetenzenSTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN DES CLUBS 50Arbeitsrechtliche VoraussetzungenMaterielle VoraussetzungenNicht-materielle Voraussetzungen02 PRAXIS-BEISPIELE 52Die Organisation eines Auswärts-ZugesAufstellung und Umgang mit Verhaltensregeln für FansDurchführung von FanveranstaltungenAnhörung für Betroffene von Stadionverboten03 ORGANISATION UND KONTAKTADRESSEN 70DFL-<strong>Koordinationsstelle</strong> für FanangelegenheitenBundesliga – <strong>Fanbeauftragte</strong>2. Bundesliga – <strong>Fanbeauftragte</strong>DFB-Fananlaufstelle<strong>Koordinationsstelle</strong> <strong>Fanprojekte</strong> (KOS)Arbeitsgruppe FandialogIMPRESSUM 8845


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEEINFÜHRENDE BEMERKUNGFANARBEIT 2010ZUR RELEVANZ VON FANARBEIT IM MODERNEN FUSSBALLFans sorgen für Schlagzeilen – Fanmeilen und -zonen werden zu Sommermärchenplätzen, dieBegeisterung über Fußball reicht längst über den eigentlichen Veranstaltungsort, das Stadion,hinaus. Die allgegenwärtige Faszination Fußball ist im öffentlichen Raum angekommen. Fan zusein gilt nicht mehr als etwas, das gesellschaftlich trennt, für das sich der Betroffene entschuldigenmuss. Fan zu sein wird vielmehr als positive Klammer in einer ansonsten auseinanderdriftendenGesellschaft angesehen. Damit wird eine dem Fußball innewohnende Kraft deutlich, dieihm noch vor vierzig Jahren von einer kritischen Sportsoziologie zwar abverlangt wurde, für diees aber kein Drehbuch gab, wie das geschehen solle, in welcher Weise diese Kraft auch für dieAllgemeinheit angewandt und eingesetzt werden könnte.Heute ist das anders – und das liegt daran, dass sich im Fußball die Modernisierung wie auch dieGlobalisierung (Internationalisierung) unserer Gesellschaft sehr deutlich abbildet. Die Modernisierungder Stadien und des entsprechenden Umfeldes, die gezielte Ansprache gerade desProfifußballs an Familien, Frauen, Kinder, Jugendliche und Behinderte haben dazu geführt, dasssich inzwischen eine der gesellschaftlichen Demographie der unterschiedlichen sozialen Gruppenannähernd entsprechende Zuschauerzusammensetzung herausgebildet hat, wie sie in Europaweitestgehend einzigartig ist. Sich als Fan zu bekennen ist heutzutage in Deutschland so positivbesetzt, wie es wohl noch nie zuvor war.Mit diesem <strong>Handbuch</strong> möchten wir deshalb auf der einen Seite das Erreichte in Sachen Fan- undZuschauerbetreuung dokumentieren, andererseits eine darüber hinausgehende Perspektivefür die Zukunft entwickeln. Denn die inzwischen über anderthalb Jahrzehnte lange Praxis einerangemessenen Fanbetreuung durch die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga rückt verstärktin die öffentliche Aufmerksamkeit. Das wiederum hat mit der Popularität des Profifußballs zutun, den fantastischen Zuschauerzahlen im Ligabetrieb, aber auch mit der Art und Weise, wieFußballfans Mitsprache und Mitgestaltung suchen und diese auch finden. Gemeinsames Zielvon Fans und Clubs muss immer ein Dialog sein, der zugleich eine belastbare Kommunikationdarstellt, das heißt, auch Konflikten standhält. An der spannungsreichen Schnittstelle zwischenFans und Clubs kommt den <strong>Fanbeauftragte</strong>n eine ganz besondere Bedeutung zu, die zur Zeit,als diese Position „erfunden“ wurde, sicherlich noch nicht in so umfassender Weise gesehenwerden konnte.Wurden die <strong>Fanbeauftragte</strong>n seinerzeit noch recht klar auf ihre sicherheitspolitischen Aufgabenfestgelegt, so sind sie inzwischen in eine Rolle hineingewachsen, in der sie zwischen traditionellenWerten und Vorstellungen und Veränderungen im Fußball vermitteln müssen. Diese neueQualität der Arbeit eines <strong>Fanbeauftragte</strong>n lässt sich nicht im Selbststudium erreichen. Und siemuss über den eigenen örtlichen Zusammenhang hinaus gefördert werden. Dazu hat die DFLeigens eine <strong>Koordinationsstelle</strong> für Fanangelegenheiten geschaffen. Unter dem Motto„Fanarbeit 2010“ wurde in enger Abstimmung mit den <strong>Fanbeauftragte</strong>n ein Programm entwickelt,welches sich auf drei Kernaufgaben konzentriert:Qualifizierung und Professionalisierung der <strong>Fanbeauftragte</strong>nPrävention (etwa durch KidsClubs, <strong>Fanprojekte</strong> und entsprechende Konzepte)Aufklärung und Aktivierung (Antirassismus und Antidiskriminierung mit Dachkampagnensowie Workshops und Fachtagungen)67


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEEINFÜHRENDE BEMERKUNGkeinen direkten Einfluss auf die meisten dieser Problemstellungen hat, so bekommt er es mitden Reaktionen der Fans auf Ereignisse und Entscheidungen rund um den Profifußball sehrdirekt zu tun. Egal ob dies in Form von Zustimmung oder aufkommender Kritik an der Organisationund Durchführung von Profifußball geschieht.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> muss deshalb in der Lage sein, diese Strömungen zu analysieren und fürweitere Diskussionen aufzubereiten. Das kann er jedoch nicht alleine tun. Die bisherigeErfahrung hat gezeigt, dass es hierzu eines adäquaten Austausches bedarf. Die <strong>Fanbeauftragte</strong>nhaben sich schon in den frühen neunziger Jahren selbst organisiert und sich in regelmäßigenTreffen bundesweit vernetzt. So gibt es die Selbstvertretung bzw. Standesvertretung der<strong>Fanbeauftragte</strong>n seit über zwölf Jahren: die zwei Sprecher der <strong>Fanbeauftragte</strong>n. Sie werdenverstärkt durch Vertreter der Regional- und Oberligen. Diese Vertretung ist so angelegt, dasssie unabhängig von höheren und niederen Fußballligen zumindest auf der fachlichen Ebene diefanspezifischen Verhaltensweisen ernst nimmt. Auf der Grundlage des solidarischen Miteinandersvon <strong>Fanbeauftragte</strong>n soll eine vorurteilsfreie Arbeit mit den Fans ermöglicht undgarantiert werden.Inzwischen liegen zahlreiche und gute Erfahrungen einer stärker vernetzten Zusammenarbeit derClubs vor. Die Aktion „Zeig’ Rassismus die Rote Karte“ der Bundesliga und 2. Bundesliga im Rahmeneiner europaweiten Antirassismus-Aktionswoche von FARE (Football Against Racism in Europe),bei der über 600.000 Zuschauer symbolisch und gemeinsam mit den Spielern und Schiedsrichterndeutlich machten, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in den Stadien nichts zu suchenhaben, war eine beeindruckende Aktion. Sie war in dieser Form nur möglich, weil die unterschiedlichenprofessionellen Netzwerke entsprechend zusammenarbeiteten. Fan- und Sicherheitsbeauftragtesowie Veranstaltungsleiter hatten die wesentlichen operativen Planungen für dieseAktion übernommen, unterstützt durch die DFL sowie die jeweiligen Clubführungen.FANBEAUFTRAGTE SIND WICHTIGE SEISMOGRAFENDurch ihre unmittelbare Nähe zu den Fangruppen in den Kurven und Stehrängen, durchTeilnahme an den Auswärtsreisen und zahllose Gespräche mit den Repräsentanten undSchlüsselpersonen der Fans sind die <strong>Fanbeauftragte</strong>n diejenigen, die von den Meinungen undAnsichten, Stimmungen und vor allem auch Stimmungsschwankungen unter den Fans erfahren.Ob es um Anstoßzeiten, Spielplanfragen, Stadionverbote oder Ticketprobleme geht, der<strong>Fanbeauftragte</strong> ist in der Regel der erste Ansprechpartner in diesen Fragen. Selbst wenn erDieses selbstorganisierte Netzwerk der <strong>Fanbeauftragte</strong>n konnte in den vergangenen Jahrenkontinuierlich entwickelt und zugleich auch fachlich qualifiziert werden – und hat damit sicherlicheinen wichtigen Beitrag geleistet zur Befriedung und gegenseitigen Achtung zwischen denunterschiedlichen Fanszenen der großen Fußballclubs in Deutschland. Die noch in den siebziger,achtziger und neunziger Jahren teilweise heftigen Rivalitäten zwischen den Fangemeindenhaben sich inzwischen relativiert – hier herrscht sehr viel wechselseitiger Respekt.DIE DFL BAUT DIE VERNETZUNG AUSDieses bewährte Netzwerk der Praktiker in der Fanbetreuung auszubauen und zu qualifizieren,hat die DFL zur einem ihrer spezifischen Ziele erklärt. Das <strong>Handbuch</strong> soll dazu dieGrundlagen sowie Qualifizierungsmaßnahmen aufzeigen. Schon die „ZukunftswerkstattFanarbeit“ (2006) zielte auf eine stärkere öffentliche und clubgebundene Fanbetreuung.Die weitere Verzahnung und Abstimmung von Angeboten für Fußballfans ist dabei alsunverzichtbarer Bestandteil von Fort- und Weiterbildungsangeboten sowohl im öffentlichenals auch im fußballinternen Netzwerk vorgesehen. Die DFL wird mit einer Schnittstellen-Tagung (2009 erstmalig) für den Ausbau der Kommunikation und Kooperation in derFanbetreuung insgesamt sorgen (<strong>Fanbeauftragte</strong>/<strong>Fanprojekte</strong>).89


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEEINFÜHRENDE BEMERKUNGAuch die Qualitätssteigerung der Arbeit der <strong>Fanbeauftragte</strong>n ist Gegenstand der DFL-Aktivitäten. So sind Qualifizierungsmodule vorgesehen, die sich eng an den Erfordernissendes Arbeitsfeldes wie den Aufgaben der <strong>Fanbeauftragte</strong>n orientieren. Diese benötigen ineinem sehr dynamischen und komplexen Arbeitsfeld die notwendigen Kenntnisse, um jederzeitangemessen und zielgerichtet agieren zu können. Seit der Spielzeit 2008/09 werden praxis -orientierte Fortbildungsseminare angeboten und durchgeführt mit dem Ziel, Handlungs- undVerhaltenssicherheit kontinuierlich auf- und auszubauen. Als erstes Modul wird ein Training zurBewältigung von Konflikten angeboten. Weitere Module werden zur aktuellen Arbeitspraxis inenger Abstimmung mit den Betroffenen festgelegt und entsprechend didaktisch aufbereitet.Ebenso steht die Verbesserung der Kooperation mit den KidsClubs als frühpräventiverMaßnahme sowie mit den Behindertenfanbeauftragten im Veranstaltungskalender der DFL.Lebendige und aktive Netzwerke auf- und auszubauen, darauf wird bei allen diesbezüglichenAktivitäten der DFL Wert gelegt. Das gilt auch für die auf dem Fankongress im Juni 2007 inLeipzig begonnenen Problemaufrisse mit den organisierten Fangruppen (zum Beispiel BAFF -Bündnis Aktiver Fußball Fans, ProFans, Unsere Kurve), die seither in der AG Fandialog unterBeteiligung der betreffenden relevanten Fan- und Expertenvertretungen behandelt werden.Im Wechsel von DFB und DFL ausgerichtet, kommt die AG Fandialog regelmäßig (etwa drei bisvier Mal im Jahr) zusammen, um über offene Fragen und Probleme in der Beziehung von Fansund Fußballorganisationen zu beraten.Im Zuge seiner Modernisierung hat sich der Fußball zu einem Zuschauermagneten entwickelt,der alle gesellschaftlichen Gruppen anspricht. Neben den Interessen jenes Publikumsteils,der schon immer vom Fußball angezogen war, müssen zunehmend die Bedürfnisse der neuhinzugekommenen Zuschauer aufgegriffen und in die Organisation von Fußballveranstaltungeneinbezogen werden. Um diesen vielfältigen und neu gewachsenen Anforderungen gerecht zuwerden, bedarf es einer professionellen Zuschauer- und Fanbetreuung in den Lizenzclubs derBundesliga, die ihre Entsprechung auch in den darunter liegenden Ligen finden sollte (3. Ligaund bei entsprechendem Fanaufkommen auch in den Regionalligen, wie dies auch im NationalenKonzept Sport und Sicherheit gefordert wird).Auf den Wandel der Zusammensetzung der Zuschauer und ihres Verhaltens wurde mit derEinstellung von <strong>Fanbeauftragte</strong>n reagiert. Damit ist bereits ein großer Schritt auf einebedürfnisgerechte Zuschauerbetreuung hin getan. Jedoch zeigen sich in Bezug auf dasRollenverständnis, die Aufgaben und die vorhandenen Arbeitsstrukturen deutliche Unterschiedezwischen den <strong>Fanbeauftragte</strong>n in ihrem Berufsfeld. In diesem Zusammenhang ist esZiel des <strong>Handbuch</strong>es, für Einheitlichkeit und Struktur zu sorgen und auf diese Weise zu einerProfessionalisierung beizutragen.Die zahlreichen, vielfältigen Aufgaben des Berufes, welche sich durch unterschiedlicheGruppen, mit denen es der <strong>Fanbeauftragte</strong> zu tun hat, ergeben, sind nicht in alleiniger Arbeitzu bewältigen. Sie erfordern die Kommunikation und Zusammenarbeit in Netzwerken ausdem sozialen Umfeld des <strong>Fanbeauftragte</strong>n. Nach diesem Verständnis besteht die Arbeit des<strong>Fanbeauftragte</strong>n in der Anleitung von Gruppen, im Bezug von Ressourcen aus diesen Gruppen,in der Koordination von Prozessen in der Fanarbeit und im Zusammenführen unterschiedlicherInteressen. Vor dem Hintergrund dieses facettenreichen und anspruchsvollen Berufsfeldes istder <strong>Fanbeauftragte</strong> in seiner Funktion vor allem als „Manager“ gefragt. Zugleich stellt sich die1011


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEEINFÜHRENDE BEMERKUNGFrage, ob die Bezeichnung „<strong>Fanbeauftragte</strong>r“ angesichts der aufgezeigten Aufgaben nochzeitgemäß ist und die Inhalte sowie Komplexität der Arbeit angemessen wiedergibt.In vielen Städten wurden in den vergangenen Jahren neue moderne Stadien gebaut oderumgestaltet, in weiteren Städten stehen moderne Arenen kurz vor ihrer Fertigstellung, inanderen sind neue Fußballstadien geplant. Fußball ist populärer denn je. Die Gewinnung neuerZuschauergruppen wäre ohne die Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen nicht in diesemAusmaß gelungen. Damit wandeln sich auch die Anforderungen an die Clubs und ihre Mitarbeiter.Während noch vor wenigen Jahren klassisches ehrenamtliches Engagement einen wesentlichenTeil in der Gesamtverantwortung der Veranstaltung Bundesliga-Spiel ausmachte, hathier ein Professionalisierungsschub stattgefunden, der sich deutlich im gestiegenen (Unterhaltungs-)Wertder Bundesliga abbildet.Die Frage nach einer engeren Verzahnung von Fanbetreuung, Frühprävention, Vereinsleben mitaktiven Fanstrukturen, Behindertenbetreuung, moderne Mitgliedergewinnung und -Service etc.steht auf der Tagesordnung der Bundesliga-Clubs.Ein konzeptionell abgestimmtes Programm für die Mitglieder-, Zuschauer-, Fan- und Servicebetreuungerscheint sinnvoll. Ob dabei zwischen der Event- und der Alltagssituation unterschiedenwerden muss, wird von der jeweiligen Stellung des Clubs in seiner Stadt und der regionalenStrahlkraft mit beeinflusst. Darauf wird es auch ankommen, wenn die Clubs ihre steigendePopularität und Bedeutung nachhaltig absichern und ausbauen wollen.Mit dem vorliegenden <strong>Handbuch</strong> kann sicherlich nur die gegenwärtige Situation erfasst werden.Für die weiteren Entwicklungschancen des „Zuschauersports“ Fußball sollte hiermit allerdingseine recht stabile Grundlage geschaffen sein, die auch auf die Zukunft hin, also für die nächsteZuschauer- und Fangeneration, ausbaufähig sein kann.„FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTE“Mit diesem <strong>Handbuch</strong> soll eine neue Zeit für die <strong>Fanbeauftragte</strong>n der Lizenzclubs der Bundesligaeingeleitet werden. Es ist als Lesebuch für die Neuankömmlinge im Profifußball ebensogedacht, wie als stetige Anregung für die schon Erfahrenen in der Arbeit mit Fußballfans.Das <strong>Handbuch</strong> beansprucht, die Standards zu beschreiben und zu enthalten, mit denen nichtnur Erwartungen an das Berufsbild des <strong>Fanbeauftragte</strong>n geweckt, sondern auch auf Seitender Ziel- und Anspruchsgruppen Forderungen an die Funktion des <strong>Fanbeauftragte</strong>n identifizierbarwerden. Es ist an der Zeit, dass dieser immer wichtigeren Funktion im modernen Fußballeine konzeptionelle Grundlage gegeben wird. Wichtig ist uns heute und an dieser Stelle, dassdies auf der gesicherten Grundlage von Erfahrungswissen und im intensiven Dialog mit denPraktikern geschieht. Fast zwei Jahrzehnte statuarisch vorgeschriebene <strong>Fanbeauftragte</strong>ntätigkeithat Spuren hinterlassen. Heute ist die Professionalität auf einem sehr guten Niveau, wasnicht zuletzt auch an der Selbstorganisation der <strong>Fanbeauftragte</strong>n liegt, die sich eine eigeneNetzwerkstruktur geschaffen haben, regelmäßige bundesweite Zusammenkünfte organisierenund sich für die (fachpolitische) Außendarstellung ein Gremium der <strong>Fanbeauftragte</strong>nsprechergewählt haben. Diese bilden die repräsentative und geachtete Speerspitze eines Arbeitsfeldesund sind gleichermaßen seine relevanten Vertreter.Dass sich die DFL mit diesen Sprechern regelmäßig trifft und über fanspezifische Fragestellungen,Entwicklungen und Meinungen austauscht, unterstreicht die gewachsene Beziehung undzeugt vom großen Respekt der DFL gegenüber den Leistungen der Fanbetreuung der Clubs.Darauf und auf diesem <strong>Handbuch</strong> wird aufzubauen und die Fanarbeit weiterzuentwickeln sein.Zur Anpassung an aktuelle Entwicklungen im Profifußball sind diese Ausführungen regelmäßigzu überprüfen und gegebenenfalls fortzuschreiben.Die <strong>Fanbeauftragte</strong>n im Profifußball sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Fußballsgeworden, der wie keine andere Sportart so sehr im Mittelpunkt des Zuschauerinteressessteht. Ihre fachlichen Qualitäten in einem zukunftsorientierten Ligaverband auszubauen, dasist das erklärte Ziel dieses <strong>Handbuch</strong>s.1213


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEDIE SITUATION IMZUSCHAUERSPORT FUSSBALL01ROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTEN 16METHODEN DER FANARBEIT 40ANFORDERUNGSPROFIL EINES FANBEAUFTRAGTEN 48STRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN DES CLUBS 501415


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENROLLENVERSTÄNDNISANSPRUCHSGRUPPENZIELGRUPPENZIELE UND AUFGABENWirft man einen Blick auf die Zuschauerentwicklungder Bundesliga und 2. Bundesliga, so dert Prozent gestiegen. Aktuell wurde in derSaison 2007/08 und somit um mehr als einhun-wird deutlich, dass sich einiges verändert hat. Bundesliga-Saison 2007/08 der sechste Zuschauerrekordin Folge erzielt.Haben in der Einführungssaison 1963/64 imSchnitt über 24.600 Zuschauer ein Bundesliga-Spiel verfolgt, so hat sich diese Zahl vierzig Jahrespäter signifikant erhöht: In der Rekordsaison schauerzahlen ging Hand in Hand mit einer quali-Dieses quantitativ messbare Wachstum der Zu-2007/08 sind durchschnittlich 39.000 Menschenin die Bundesliga-Stadien gepilgert. Rich-Wirtschaftsunternehmen. Die damit verbundetativenEntwicklung der Fußballclubs hin zutet man den Blick auf die 2. Bundesliga, dann ne Kommerzialisierung des Fußballsports stießzeigt sich ein ähnliches Bild. Die Zuschauerzahlensind hier von durchschnittlich 7.800 in der Zustimmung, da der Fußballclub nun wirtschaft-in vielen Fangruppierungen nicht unbedingt aufSaison 1981/82 auf im Schnitt 18.000 in der lich denken musste und Verträge mit Medienoder auch Werbekooperationen einging. Seithertrennten sich an einigen Stellen die Interessender Fans von denen der Clubs.Schon in den siebziger und achtziger Jahren wareine Veränderung des Zuschauerverhaltens aufganz anderem Hintergrund zu beobachten: Mitder Fußballweltmeisterschaft 1974 in Deutschland– und dem damit einhergehenden Umbauder Fußballstadien – bildete sich eine eigenständigeFankultur in den Stehkurven heraus, diesich am englischen Vorbild anlehnte. Die Zahlder gewalttätigen Auseinandersetzungen vonzumeist jugendlichen Fußballfans im Rahmenvon Veranstaltungen des Profifußballs stieg inden achtziger und neunziger Jahren erheblichan. Spätestens seit den Ausschreitungen 1985beim Europacup-Endspiel zwischen JuventusTurin und dem FC Liverpool im BrüsselerHeysel-Stadion wurde auch die Medienaufmerksamkeitfür dieses Themas geweckt. Da-mals starben bei gewalttätigen Auseinandersetzungenzwischen britischen und italienischenFußballfans 39 Menschen.Eine umfassende Fanbetreuung ist im Profifußballnicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig.Das veränderte Zuschauerverhalten, die mitunterungleichen Interessenlagen zwischen Fansund ihren Clubs sowie die Entwicklung hin zueinem Fußballsport als Massenphänomen verlangennach Initiativen, sich um den Fan, den Zuschauerbzw. um den „Kunden“ des Clubs zukümmern. Inzwischen haben sich verschiedeneGremien und Institutionen mit Zuschauerentwicklungenauseinandergesetzt.Im Jahr 1992 ist § 30 der DFB-Richtlinien zurVerbesserung der Sicherheit bei Bundesliga-Spielen in Kraft getreten, der verbindlich dieBenennung eines Fanbetreuers durch die Clubsder Bundesliga und 2. Bundesliga vorsieht. ImSTADIONBESUCH IM LIZENZFUSSBALL SEIT 1963Zuschauer18.000.00016.000.00017,4 Millionen14.000.00012.000.00010.000.0008.000.0006.000.0004.000.0002.000.000063/64 73/74 83/84 93/94 03/04 07/081617


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENgleichen Jahr ist auch das Nationale KonzeptSport und Sicherheit (NKSS) unter anderem vonder Kultusministerkonferenz beschlossen worden,das sich der Problematik von gewaltbereitenoder gewalttätigen Gruppierungen inForm einer Konzeption für <strong>Fanprojekte</strong> annahm.Im Jahr 2006 sind über den § 30 hinausgehendvom DFB weitere Empfehlungen für die Betreuungvon Fußballfans formuliert worden. Diesegeben den Clubs eine erste Orientierung im Umgangmit Fußballfans. Sowohl das NationaleKonzept Sport und Sicherheit als auch die Bestimmungenzur Benennung eines <strong>Fanbeauftragte</strong>nwurden um die Jahrtausendwende aufdie Regionalligen ausgedehnt, da sich beideMaßnahmen als erfolgreich im Sinne der Gewaltpräventionerwiesen.Die gegenwärtige Situation der Fanbetreuungzeigt ein sehr uneinheitliches Bild: Während einige<strong>Fanbeauftragte</strong> noch ehrenamtlich arbeiten,sind andere bereits hauptamtlich angestellt.Vielerorts ist ein ganzer Mitarbeiterstab für dieFanbetreuung eingerichtet worden, wohingegenan anderen Orten nur eine Person für die gesamteAnhängerschar zuständig ist. Auch in denAufgabenfeldern der <strong>Fanbeauftragte</strong>n offenbarensich zum Teil gravierende Unterschiede.Angesichts dieser Voraussetzungen ist es erforderlich,einheitliche Standards zu schaffen,um in das Berufsfeld eines <strong>Fanbeauftragte</strong>nKlarheit und Struktur zu bringen. Dazu – und somitzur Professionalisierung und Qualifizierungvon <strong>Fanbeauftragte</strong>n – soll dieses <strong>Handbuch</strong>beitragen bzw. die entsprechenden Grundlagenliefern.ANSPRUCHSGRUPPENDer <strong>Fanbeauftragte</strong> sieht sich in seiner Arbeiteiner ganzen Reihe von unterschiedlichen Interessensgruppengegenüber. Sie alle suchenauf ihre Weise die Unterstützung durch den<strong>Fanbeauftragte</strong>n bei der Durchsetzung ihrerInteressen, wobei diese Interessen der einzelnenGruppen mitunter deutlich auseinandergehen,ja sogar konträr sein können. Die Gruppenkonfrontieren den <strong>Fanbeauftragte</strong>n in seinertäglichen Arbeit mit ihren Nöten und Ambitionen,ihren Wünschen und Bedürfnissen, Erwartungenund Ansprüchen. Wir nennen dieseGruppen „Anspruchsgruppen“ des <strong>Fanbeauftragte</strong>n.ClubZunächst einmal ist da der Club als Arbeitgeberdes <strong>Fanbeauftragte</strong>n. Der <strong>Fanbeauftragte</strong>ist als Angestellter des Clubs grundsätzlich derClubführung unterstellt und unterliegt ihrenWeisungen. Der Club sollte sich darum bemühen,seine Fanszene auszubauen und zu erhalten;anlassunabhängig (nicht spielbezogen) undanlassabhängig (spielbezogen) nach bestenKräften zu unterstützen; so zu beeinflussen,dass sich ihre Mitglieder sicherheitskonformverhalten.Aufgrund dieser Zielsetzung des Clubs ist einerster Aspekt der Aufgaben eines <strong>Fanbeauftragte</strong>nklar definiert. Da die Bundesliga-ClubsWirtschaftsunternehmen sind, bestehen ihreHauptziele in der Verfolgung ökonomischer Interessenim Zusammenklang mit sportlichenHöchstleistungen. Die Clubs sind aber auch inbesonderem Maße an dem Erhalt und Wachstumihrer Fanszene interessiert, nicht nur weilsie für den ökonomischen Erfolg mitentscheidendsind. Und die Gewährleistung eines sicherenBundesliga-Spieltags gehört zu denobersten Interessen jedes Clubs.FansSie sind die relevanteste Gruppe mit Ansprüchenan den <strong>Fanbeauftragte</strong>n und geben ihmauch seinen Namen: die Fans mit ihren ganzunterschiedlichen Wünschen und Problemen.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> arbeitet in seiner Positiongegenüber „dem Fan“ als „Servicekraft“ wieauch als Beschwerdemanager, um so den Erwartungender Anhänger nachzugehen unddiese nach Möglichkeit zu erfüllen. Die Fanswollen und müssen von „ihrem“ <strong>Fanbeauftragte</strong>netwas haben, sonst ist er für sie ohne Wertund sie respektieren ihn nicht. Dabei stellen dieFans keinesfalls eine homogene Gruppe dar, sodass sie in ihren Erwartungen und Vorstellungenstark differieren können.Fanselbstorganisationen / Supporters-ClubsUnter Fanselbstorganisationen lassen sichverschiedene Formen von Zusammenschlüssender Fans verstehen. Sinn solcher Vereinigungenist die Bündelung und Stärkung der individuellenInteressen ihrer Mitglieder. Siestellen eine autonome Interessenvertretungder organisierten Fans dar und sind somit nichtTeil der Clubs. Ein Beispiel für diese Organisationsformensind die Fanclubs bzw. ihre Dachverbändesowie Supporters Clubs. Sie könnensowohl informell als auch formell organisiertsein (zum Beispiel durch einen Eintrag in dasVereinsregister als „e.V.“). Sie stellen freiwillige,selbstorganisierte Fangemeinschaften dar,die unterschiedliche Aufgaben haben können.Oftmals sind Fanclubs gleichzeitig auch Teileines übergeordneten Dachverbandes, so dassdie Interessen der einzelnen Fanclubs wiederumgebündelt werden können. Der <strong>Fanbeauftragte</strong>sollte erste Anlaufstelle für Fanclubssein und umgekehrt den Fanclubs beratendzur Seite stehen.Eine besondere Form von Fanselbstorganisationsind die Initiativen, in denen sich Fanseinem besonderen Thema zuwenden. Die Aktion„Pro 15:30“ (heute ProFans) war als eine solchezu sehen. Sie agierte bundesweit undkam zu einiger Popularität, als sie – recht erfolgreichaus Fanperspektive – versuchte,1819


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENdie Spielansetzungen dahingehend zu beeinflussen,dass die Hauptanstoßzeit der Bundesliga-Spielewieder in traditioneller Weise aufSamstagnachmittag um 15:30 Uhr festgelegtwird. Vertreter der Aktion „15:30“ trafen seinerzeitmit der Spitze des Ligaverbandes zusammen,um einen Positions- und Interessensaustauschzu führen.Die „Mittlerstellung“ des <strong>Fanbeauftragte</strong>n ergibtsich aus der Organisation eines Dialogszwischen diesen unterschiedlichen Anspruchsgruppen.Einerseits unterliegt der <strong>Fanbeauftragte</strong>den Weisungen des Clubs und vertrittdessen Interessen gegenüber den Fans, aufder anderen Seite ist er zugleich Interessenvertreterbzw. Übersetzer von Faninteressengegenüber dem Club. Doch damit sind die Akteureoder Komponenten bzw. Anspruchsgruppenim Handlungsfeld des <strong>Fanbeauftragte</strong>nnoch längst nicht erschöpft.FanabteilungenFanabteilungen sind in den Club integrierte Interessenvertretungender Fans. Die Mitgliederdieser Organisationen sind gleichzeitig auchClubmitglieder im klassischen Sinne. Sie möchtenals Clubmitglied aktiv Einfluss auf die Politikdes Clubs nehmen und das Vereinslebendurch aktive Mitarbeit der Fanabteilung mitgestalten.Auch hier organisiert der <strong>Fanbeauftragte</strong>einen Interessenausgleich zwischen dengebündelten Interessen der Fans, die Mitgliederdes Clubs sind, und möglicherweiseentgegenstehenden Interessen im Club. Somitarbeitet er auch clubintern in einer Mittlerrolle.<strong>Fanprojekte</strong><strong>Fanprojekte</strong> leisten im Gegensatz zu den Clubsoriginär soziale Arbeit und verfolgen dabeiausschließlich jugendpädagogische Interessen.Als vermittelnde Schnittstelle zwischenallen Beteiligten (Vereine, Fans, Polizei, Medien)zielt die Arbeit darauf ab, u. a. gewaltpräventivauf Jugendliche einzuwirken. Wichtig istin diesem Zusammenhang, dass die <strong>Fanprojekte</strong>unabhängige Einrichtungen der Jugendhilfesind. Aus der Zielsetzung heraus, dass einFanprojekt eher die informellen Fangruppenbetreut, ergeben sich von diesen auch Ansprüchean den <strong>Fanbeauftragte</strong>n. Dieser leistetausdrücklich keine soziale Arbeit, sondern istder erste Ansprechpartner der formellen Fangruppenund koordiniert diese Interessen wieauch die der <strong>Fanprojekte</strong> mit denen der Clubs.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> steht den Projekten eherals beratendes und unterstützendes Organ zurVerfügung und umgekehrt.Sicherheits- und OrdnungsdiensteDie Sicherheit der Zuschauer im und um dasStadion muss gewährleistet werden. Deshalbhat der <strong>Fanbeauftragte</strong> auch mit einer Reihevon Sicherheits- und Ordnungsdiensten zu tun.Dazu gehören beispielsweise der Sicherheitsbeauftragte,die Polizei, Sicherheitsdiensteoder auch das Technische Hilfswerk und dasDeutsche Rote Kreuz oder die ÖffentlichenVerkehrsbetriebe, mit denen regelmäßig Absprachenstattfinden müssen. Die Zielstellungender Sicherheits- und Ordnungsdienste aneinem Spieltag bestehen ausschließlich in derGewährleistung eines möglichst sicheren Verlaufsder Veranstaltung. Und auch die Fansmöchten sich sicher fühlen, so dass hier schonim Vorfeld eines Spiels oft umfangreicheKommunikation zwischen <strong>Fanbeauftragte</strong>nund den Veranstaltungsleitern stattgefundenhaben. Sehr oft werden dabei die An- und Abreisemodalitäten,der Aufenthalt im Stadion,vorheriges und anschließendes Geleit zumStadion und weiteres verabredet.DFLAn den Erfahrungen und dem Wissen der <strong>Fanbeauftragte</strong>nist auch die DFL interessiert, die dasoperative Geschäft der Bundesliga und der2. Bundesliga im Auftrag des Ligaverbands organisiert.Entsprechend der Zielstellung derDFL, den professionell betriebenen Fußball inDeutschland zu erhalten und zu stärken, kommtdem Ausgleich unterschiedlicher Interessen, auchjener zwischen den Clubs und ihrer Fans, einegroße Bedeutung zu. So versteht sich die DFLauch als Anlaufstelle für die <strong>Fanbeauftragte</strong>n.Als Ansprechpartner in allen den Profifußballbetreffenden Angelegenheiten sucht die DFLdurch die extra hierfür geschaffene <strong>Koordinationsstelle</strong>für Fanangelegenheiten den partnerschaftlichenDialog. Während sich früherdas Interesse der Verbände am <strong>Fanbeauftragte</strong>nüberwiegend auf sicherheitsrelevante Fragenbezog, hat in den vergangenen Jahren dieWahrnehmung einer Kommunikations- undBindegliedfunktion der <strong>Fanbeauftragte</strong>n stattgefunden.2021


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENEine professionalisierte Fanarbeit der Bundesliga-Clubsist inzwischen nahezu durchgängigund ligaübergreifend im Entstehen.Aus der Sicht der DFL lässt sich so am ehesteneine Netzwerkarbeit verwirklichen, die esermöglicht, die Fans, vermittelt über die <strong>Fanbeauftragte</strong>n,in anstehende Entscheidungenund mittelfristige Diskussionsprozesse miteinzubeziehen,soweit Belange der Fans berührtwerden. Der <strong>Fanbeauftragte</strong> kann zueiner besseren Aufklärung und Vermittlungzwischen den Interessen, den Aufgaben undZielen der DFL sowie der Clubs, die von derDFL vertreten werden, einerseits, und denErwartungen der Bundesliga-Besucher und-Fans andererseits beitragen. Solche Prozesseder Kommunikation und des Dialogskon solidieren die Rahmenbedingungen, dieden moderne Profifußball bestimmen. Die<strong>Fanbeauftragte</strong>n beherrschen den Jargon, siekennen die Lebenswelten der unterschiedlichenFanszenen und können sich in derenRealitäten einfühlen. Schließlich werden siezum Garanten von vertrauensbildenden Maßnahmenzwischen der DFL und ihren Clubs gegenüberden Fans.So wird deutlich, dass die Forderungen an einen<strong>Fanbeauftragte</strong>n sehr vielseitig und komplex,stellenweise auch problematisch seinkönnen, insbesondere dann, wenn unterschiedlicheMeinungen verschiedener Parteien aufeinandertreffen.Allen Ansprüchen zur gleichenZeit gerecht zu werden, ist dabei nahezu unmöglich.Auch Diplomatie ist gefragt.ZIELGRUPPENAlle Handlungen des <strong>Fanbeauftragte</strong>n sind aufdie Fans ausgerichtet. Fasst man die gängigenDefinitionen des Begriffs „Fan“ zusammen,dann wird deutlich, dass sich ein Fußballfandurch eine besondere Hinwendung und Zuneigungzu seinem Club auszeichnet. Dieses Merkmalist allen Fans gemeinsam, und dennoch gibtes „den“ Fan nicht. Die Zielgruppe der Anhängereines Fußballclubs ist alles andere als homogen,eine differenzierte Sichtweise ist deshalberforderlich. Es kann in folgende relevanteGruppen unterschieden werden, mit denen einbesonderer Umgang gepflegt werden muss:aktive Fans, Fanorganisationen, gewaltbereiteFans, Behinderte, Kinder, Frauen und weitereZielgruppen.Diese Einteilung kann durchaus als vorläufigund, vor allem in zeitlicher Hinsicht, als erweiterbarangesehen werden. Denn die Erfahrungzeigt, dass Fanszenen und Zuschauerzusammensetzungeinem ständigen Wandel unterworfensind. Ein Vergleich des Zuschauergefügesder siebziger Jahre mit der heutigenSituation ergibt diverse Unterschiede, alleindurch das Hinzukommen neuer Gruppen zumFußball. Fußball ist zwar Massenunterhaltunggeworden. Aber nicht nur zahlenmäßig ist eineVergrößerung der Fanszene festzustellen,sondern vor allem auch eine qualitative Erweiterungunter Einbeziehung von Bevölkerungsteilen,die zuvor wenig Interesse am Fußballgezeigt haben. Insofern ist der <strong>Fanbeauftragte</strong>als Seismograph – oder auch teilnehmenderBeobachter – (in) der Fanszene gefordert, dervielseitige Bedürfnisse wahrnimmt und versucht,diese auf einen gemeinsamen Nenner zubekommen. Jeder Stadionbesucher, ob jungoder alt, ob mit oder ohne Handicap, ob Mannoder Frau, soll auf seine Kosten kommen.In diesem Kontext unterstützt der <strong>Fanbeauftragte</strong>unter Beachtung der Vielseitigkeit vonZuschauerbedürfnissen seinen Club dabei, denFußballevent für jeden zugänglich zu machen.Die Schaffung einer positiven Atmosphäre, inder sich das soziale Miteinander aus der allengemeinsamen Freude am Fußball ergibt, ist dasübergeordnete Ziel eines <strong>Fanbeauftragte</strong>n.Aktive FansAll diejenigen, die maßgeblich die stimmungsvolleAtmosphäre im Stadion prägen, sind alsaktive Fans zu fassen. Dabei gibt es unterihnen im Laufe der Zeit unterschiedlicheGruppierungen (oftmals formal organisiert),die über gewisse Zeiträume entstehen unddann wieder verschwinden. Die aktive Fanszeneist einem ständigen Wandel unterworfen,der es schwierig macht, „die“ aktiven Fanszu beschreiben. Auch wenn es innerhalb deraktiven Fanszene vielfältige Differenzierungengibt (auf die wir im Rahmen dieses<strong>Handbuch</strong>s nicht eingehen können), hat siedoch einen gemeinsamen Nenner: die emotionaleBindung an den Club.Durch ihre bedingungslose akustische und optischwahrnehmbare Unterstützung spielenaktive Fans eine immer wichtiger werdendeRolle für die Clubs und den deutschen Fußball.Oft werden die Aktionen wochenlang vorbereitet,was zugleich zeigt, dass außerhalb des Stadionsdas Fan-Sein auch im Alltag gelebt wird.Vergessen wird dabei häufig, dass es Sicher-2223


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENheitsbestimmungen in den Stadien gibt. DieKreativität, das emotionale Engagement unddie immer wieder neuen Ideen der aktiven Fans,ihre Mannschaft zu unterstützen, stehen nichtimmer mit den Vorgaben der Sicherheits- undOrdnungsdienste im Einklang. Demzufolgekommt es häufig zu Missverständnissen undKonfrontationen zwischen den aktiven Fansund der Polizei, die unter anderem in einer mangelndenund ungleichgewichtigen Kommunikationzwischen den beiden Parteien begründetliegen.Hauptaufgabe des <strong>Fanbeauftragte</strong>n muss indiesem Zusammenhang der Abbau und das Infragestellenvorhandener Feindbilder der aktivenFans sein. Dabei hat der <strong>Fanbeauftragte</strong>dafür Sorge zu tragen, dass zwischen den Beteiligtenein „belastbarer Dialog“ stattfindet,um ein Verständnis für Handlungen und Denkweisender jeweils anderen Seite zu schaffen.Denn nur dann, wenn die Aufgaben, Ziele undGrenzen der sich in einer Konfrontation Begegnendenklar sind, können Eskalationsprozessevermieden werden.FanorganisationenDa alle Handlungen des <strong>Fanbeauftragte</strong>n aufdie Fans ausgerichtet sind, gehören auch dieorganisierten Zusammenschlüsse zu seinerZielgruppe. Durch seine Mittlerstellung alsInteressenvertreter des Clubs auf der einenSeite und als Vertreter der Faninteressen gegenüberdem Club auf der anderen Seite wirddeutlich, dass eine Zusammenarbeit zwischendem <strong>Fanbeauftragte</strong>n und den -organisationen,bezogen auf einen Informationsaustausch,wichtig ist. Die Interessen der Fanorganisationenwerden meist durch ihre Repräsentantenoder Sprecher gebündelt und nach außen gegeben.Eine Kontaktaufnahme erfolgt insofernvor allem über diese Schlüsselpersonen, dieInformationen in ihren Organisationen weitergeben.Gewaltbereite FansUnter den gewaltbereiten Fans gibt es Gruppierungen,die den Konflikt mit gegnerischenFangruppen bzw. den Ordnungs- und Sicherheitsdienstenschon im Voraus suchen, oderaber Fangruppen, die eher reaktiv (zum Beispielauf ihnen unverständliche Disziplinarmaßnahmen)mit Gewalt reagieren. Da im Umfelddes Fußballs Gewalt aktiv ausgelebt wird,ergibt sich hier für den <strong>Fanbeauftragte</strong>n eindringend zu besetzendes Handlungsfeld. DieKommunikation und Kooperation mit den <strong>Fanprojekte</strong>nstellt einen günstigen Weg dar, einenZugang zu bestimmten Teilen der Fanszene zuerhalten, um im Rahmen seiner Möglichkeitengewaltpräventive Arbeit zu leisten. GewalttätigeAusschreitungen im und um das Stadionherum zu reduzieren, muss eines der Hauptanliegendes <strong>Fanbeauftragte</strong>n sein.BehinderteEine Fangruppe mit ganz besonderen Bedürfnissensind Menschen mit Behinderungen.Durch unterschiedliche Formen von Handicapsstellen Behinderte eine Fangruppe dar, die einebesondere Betreuung benötigen. Bei behindertenspezifischenFragen steht der <strong>Fanbeauftragte</strong>zur Verfügung und hilft bei der Lösungvon Problemen. In vielen Clubs ist eigens fürMenschen mit Behinderung ein Behindertenfanbeauftragtereingestellt, da hier spezifischeBetreuungsformen erforderlich sind.Eine enge Zusammenarbeit und Abstimmungzwischen dem <strong>Fanbeauftragte</strong>n und dem Behindertenfanbeauftragtenist wichtig, um dieZiele beider Beauftragten sinnvoll miteinanderzu verbinden. Schon seit einigen Jahren sinddie Bundesliga-Clubs dabei, die Möglichkeitenfür behinderte Fußballfans kontinuierlich auszubauenund zu verbessern. Dabei legen DFLund Clubs großen Wert darauf, dass es nichtzu einer Stigmatisierung dieser Fangruppenkommt, integrieren sie überwiegend auch räumlichin die Zuschauertribünenbereiche, wo ihnenein Dach Schutz bietet und wo sie zugleich mittenim Geschehen sind (statt beispielweise ander Seitenlinie auf der Laufbahn).Die Einhaltung angemessener Standards undRahmenbedingungen sowie deren Weiterentwicklungist unter anderem auch Aufgabe des<strong>Fanbeauftragte</strong>n, da dieser in der Regel überein entsprechendes Know-how der Stadienausstattungund -bedingungen im bundesweitenKontext verfügt.2425


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENKinderSie stellen unter vielerlei Gesichtspunkten eineweitere Zielgruppe des <strong>Fanbeauftragte</strong>n dar.Durch die Begleitung und Gewinnung von Kindernfür den jeweiligen Club können sowohl dieeigene Fangemeinschaft vergrößert bzw. diejungen Fans gebunden werden, als auch unmittelbarfrühpräventive Arbeit geleistet werden.Vielerorts sind inzwischen „KidsClubs“ eingerichtetworden, die – oft in Zusammenarbeitmit Einrichtungen der öffentlichen Kinder- undJugendhilfe – Kindern eine Vielzahl von Angebotenschaffen. Die Arbeit mit Kindern ist immerauch Elternarbeit: Hier sollte das generationenübergreifendeMoment unter dem Gesichtspunktder Zukunftsfähigkeit der Clubsund nicht so sehr unter dem Aspekt des Gewinnensvon Mitgliedern und Kunden gesehenwerden.FrauenSchon lange vor der Fußballweltmeisterschaft2006 ist in den Bundesliga-Stadiendeutlich geworden, dass Frauen eine zunehmendwichtige Zuschauergruppe darstellen.Inzwischen steigt der Anteil der Frauen amZuschaueraufkommen kontinuierlich. Auf dieseEntwicklung muss angemessen reagiertwerden. Beispielsweise sollte eine ausreichendeAnzahl sanitärer Anlagen für Frauen inden Stadien der Proficlubs ebenso selbstverständlichsein, wie ein aktives Einschreitengegen frauenfeindliches Verhalten etwadurch entsprechendes Veranstaltungsmanagement(Durchsagen, Ordnerverhalten).Und einige Clubs bieten bereits für Frauen eineneigenen Service, wie etwa die Einrichtungeiner frauenspezifischen Website. So werdendie Anliegen von Frauen und Mädchen auchstets in die Handlungen des <strong>Fanbeauftragte</strong>neinbezogen.Weitere ZielgruppenAuch wenn es spezielle Teile von Fangruppengibt, die die besondere Aufmerksamkeit des<strong>Fanbeauftragte</strong>n benötigen, sind weitere Zuschauergruppennicht außer Acht zu lassen. Indiesem Sinne ist der <strong>Fanbeauftragte</strong> als eineArt Servicekraft für alle Fans zu verstehen, derbei Fragen rund um den Club erster und kompetenterAnsprechpartner sein soll. AuchGruppen, die bislang im Stadion wenig vertretensind, gehören zu diesem Arbeitsbereich,wie beispielsweise die Zielgruppe derMigranten.scher Gruppierungen verhindern. Als „Dauergast“bei Heim- wie Auswärtsspielen ist der<strong>Fanbeauftragte</strong> ein großer Kenner der Fanszenen;er kann als Experte für die entsprechendeZusammensetzung viel beitragen, was zumbesseren Verständnis der Fans führen kann.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> ist sich immer darüber imKlaren, dass die Zuschauerzusammensetzungeinen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtatmosphäreim Stadion hat. Durch gezielteMaßnahmen können bestimmte Gruppen (zumBeispiel Familien, Frauen, Kinder, Migranten)verstärkt angesprochen werden, die durch ihrebloße Anwesenheit im Stadion Gewaltpotenzialeverringern und die Dominanz extremisti-Während sich der Vorstand eines Bundesliga-Clubs über die große Zuschauerresonanz trotzsportlich dürftiger Leistungen vielleicht wundernmag, so wundert sich sein <strong>Fanbeauftragte</strong>rdarüber nicht wirklich, da ihm die Erlebnisweltfür Fans rund um die Spiele nur allzu vertrautist – bis hin zur Wirkung auf die Schulhöfe,wo die letzten Choreographien der aktivenFans leidenschaftlich diskutiert werden.2627


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENZIELE UND AUFGABENDer <strong>Fanbeauftragte</strong> muss zwischen den Interessendes Clubs und denen der Fans agierenund sowohl Einsichten als auch Kompromisseorganisieren. Das ist sicherlich nicht einfach,doch gibt es keine Alternative zu dieser „Übersetzungsarbeit“.Die Vorstellungen und Forderungen von jungenFußballfans müssen in eine Sprache übersetztwerden, die auch im Geschäftsbetrieb einesClubs verstanden wird und dazu verhilft, dassman sich dort damit auseinandersetzen kann.Und umgekehrt gilt es, die kaufmännischenSichtweisen oder gar Zwänge einer kommerzkritischenjungen Fanszene plausibel zu machen.Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit des<strong>Fanbeauftragte</strong>n ist deshalb die Entwicklungeiner hohen Antizipationsgabe; das heißt, ermuss wie ein guter Spielmacher mehrere Spielzügeim Voraus denken können und die seinesGegenüber vorausahnen. Er hat die Interessenund Wünsche nicht nur der jungen und enthusiastischenFans zu bedienen, er muss gleichzeitigentschieden dazu beitragen, dass in einerBalance die Interessen möglichst aller Fans aneinem friedfertigen Besuch des Spiels mitgroßem Spaß-, Spannungs- und Unterhaltungsfaktormöglich ist.In den modernen Arenen und Stadien desProfifußballs in Deutschland bildet sich – wieeingangs beschrieben – annähernd ein demografischesAbbild unserer gegenwärtigenGesellschaft ab. Dafür zu sorgen, dass diesso bleibt und nicht eine Gruppe Alleinvertretungsansprücheerhebt beziehungsweise andereGruppen massiv ausgrenzt, ist ein wesentlicherArbeitsauftrag des modernen<strong>Fanbeauftragte</strong>n.In Zusammenarbeit mit den Sicherheitsverantwortlichenim Profifußball hat der <strong>Fanbeauftragte</strong>auch zu einem gewaltfreien Ablauf vonHeim- und Auswärtsspielen beizutragen. Inder Öffentlichkeitsarbeit sorgt der <strong>Fanbeauftragte</strong>für eine positive Darstellung der Fansund seiner Fanarbeit. Um den genannten Zielenund Aufgaben gerecht zu werden, nimmt erregelmäßig an Weiterbildungen und Fachtagungenteil und ist am Informationsfluss innerhalbdes Clubs zu beteiligen.Interessenvertretung des Clubs und der FansNatürlich ist es schwierig, will man es zwei konträrenSeiten gleichermaßen recht machen,eine „sowohl als auch“-Politik zu betreiben unddabei nicht anzuecken. Es kann also nicht Aufgabesein, ausgestattet mit einem ungewissenArbeitsauftrag und nicht exakt beschriebenenErwartungen eine Vermittler- und Übersetzerrolleeinzunehmen, die im permanenten Konfliktmündet. Deshalb ist es außerordentlichwichtig, dass der Club die Arbeitsfelder unddie damit verbundenen Ressourcen und Kompetenzensehr genau mit den <strong>Fanbeauftragte</strong>nfestlegt und abstimmt. Darauf wird mit einigenParametervorschlägen noch genauer eingegangenwerden (vgl. Kapitel 4 und 5).Ein <strong>Fanbeauftragte</strong>r ohne geschärftes Profilund klare Kompetenzen wird weder für seineClubführung noch für die Fanszenen zufriedenstellendeErgebnisse erzielen, er wäre garüberflüssig.Allen Anspruchsgruppen muss klar sein, dassder <strong>Fanbeauftragte</strong> nur dann die Interessenvertretungfür eine Seite übernehmen kann, wenner in alle Informations- und Entscheidungswegeeingebunden ist. Ein gewisser Informationsvorsprungmacht ihn für beide Seiten zu einem interessanten,wichtigen und ernstzunehmendenGesprächspartner. Nur dann kann er die Balanceunterschiedlicher Interessenlagen tatsächlichherstellen. Die Fans werden in Besprechungenüber Entwicklungen oder Veränderungen innerhalbdes Clubs informiert. Solche Begegnungenfinden regelmäßig statt und sind fürjeden Interessierten offen. Den Fans werdendabei aktuelle Geschehnisse übermittelt unddie Sichtweise der Clubführung dargestellt,kurzum: die Clubpolitik wird transparent undnachvollziehbar gemacht, ja, es wird dafür auchgeworben.Zu diesem Zweck der späteren Informationsweitergabenimmt der <strong>Fanbeauftragte</strong> an Sitzungender Clubführung teil, in denen Themenbehandelt werden, die auch für die Fans relevantsind. Darüber hinaus wird er von den Mitarbeiterndes Clubs über neueste Entwicklungenunterrichtet.In den Besprechungen mit den Fans nimmt der<strong>Fanbeauftragte</strong> neben der Vermittlung von2829


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENVorgängen im Club die Stimmungen und Meinungender anwesenden Anhänger auf und besprichtsie unter Beachtung der Interessen derClubführung. Um das Bild über die Ansichtenund Anliegen der Fans zu verdeutlichen, nimmtder <strong>Fanbeauftragte</strong> auch an Fanclubsitzungenteil und unterhält Kontakte zu entsprechendenProjekten, die über die Faninteressen aus eineranderen Perspektive informiert sind. Die Anliegender Fans, die Entwicklungen in der Szene undauch die Inhalte der Fanarbeit werden dem Clubmitgeteilt, indem der <strong>Fanbeauftragte</strong> in Sitzungendes Clubs angehört und ihm auf Verlangenein Vortragsrecht gegenüber der Clubführunggewährt wird. Diese Informationsaufnahme undWeitergabe leistet der <strong>Fanbeauftragte</strong> auch inGesprächen außerhalb organisierter Sitzungenmit Clubvertretern und führenden Personen inder Fanszene. Der Club und die Fans sollen vorallem durch die Aktivitäten des <strong>Fanbeauftragte</strong>nständig voneinander wissen und auf demneuesten Stand sein.Bewährt hat sich für die Herstellung von Transparenzund Identifikation in den letzten Jahrendie Organisation von Treffen zwischen Clubvertreternund Fans. Solche Treffen haben anvielen Standorten des Profifußballs inzwischeneine reiche Tradition und werden vielerorts garfederführend von den Clubs durchgeführt.Stellvertretend sei hier nur der Fan-Stammtischin Fürth erwähnt, den es seit Anfang 2007gibt. „Informationen für die Fans auf der einenSeite, aber auch Anregungen und konstruktiveKritik für die Vereinsführung auf der anderenSeite“ und „gemeinsames Verständnis für dieSorgen, Nöte und Optionen des Vereins“, soheißt das Motto von Anfang an.Bei diesen Aussprachen zwischen den Beteiligten,in denen der <strong>Fanbeauftragte</strong> gegebenenfallsversucht, vermittelnd einzugreifen, weil erdie Wünsche beider Seiten kennt und versteht,lassen sich aktuelle Vorgänge zeitnah und direktansprechen und abhandeln.Als weiterer Schritt ist die Initiierung von Patenschaftenzwischen Spielern bzw. Offiziellendes Clubs und den Fanclubs denkbar, wozuebenfalls gute Beispiele aus den Clubs vorhandensind. Auch auf einer höheren Ebene ist eszweckdienlich, dass sich Fans, Fanvertreteroder Fangruppen gegenüber den Dachorganisationenäußern können. Das sollte nicht bloßder derzeitigen AG Fandialog (als Folge desLeipziger Fankongresses 2007) überlassenbleiben. Hier sind die <strong>Fanbeauftragte</strong>n dieSchnittstelle zu den relevanten, aktiven undrepräsentativen Fanstrukturen, und sie sind anentsprechenden Gesprächen zu beteiligen. AlsMusterbeispiel kann hier die AG Fanutensiliengenannt werden, an der neben Vertretern der(informellen) Ultra-Dachorganisation ProFansund ausgewählten Sicherheitsbeauftragtender Proficlubs auch die entsprechenden <strong>Fanbeauftragte</strong>nals Kenner der jeweiligen Strukturenteilnahmen.Mit diesen Kommunikationsplattformen lassensich auch zahlreiche hartnäckige Feindbilder,wie sie immer wieder gegenüber dem Profifußballauftauchen, adäquat bearbeiten. Die Mittlerrollezwischen Club, DFL und DFB auf dereinen und den Fans auf der anderen Seite nimmtim Zusammenhang mit der größer werdendenKluft zwischen den Gruppen einen besonderenStellenwert ein. Hier kann gerade der <strong>Fanbeauftragte</strong>in seiner dafür eingerichteten Stellungbestmögliche Arbeit leisten und zu einerRückbindung der Fans an ihren Club beitragen,indem diese die Möglichkeit bekommen, ihreInteressen vor dem <strong>Fanbeauftragte</strong>n als Angestelltenund Vertreter des Clubs zu artikulierenund damit die Clubarbeit mitzugestalten.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> ist „das Gesicht des Clubs“ inder Kurve und in den Lebenswelten seiner Fans.Zuschauer- und FanbetreuungDie Zuschauer- und Fanbetreuung richtet sichgrundsätzlich an alle Anhänger des Clubs, dieWünsche haben, welche in den Aufgabenbereichdes <strong>Fanbeauftragte</strong>n fallen. Der Fan sollsich von Seiten des Clubs versorgt fühlen undim Club eine Anlaufstelle vorfinden, wo der<strong>Fanbeauftragte</strong> zu festen Zeiten Hilfestellungbzw. Unterstützung geben kann. Hier werdenbeispielsweise telefonische und schriftlicheAnfragen bearbeitet, Info-Rundschreiben andie Fanclubs verschickt. Zudem werden Fansbei Aktionen und der Organisation von Veranstaltungenunterstüzt sowie aktuelle Informationenüber Spieltagsgegebenheiten im Internetveröffentlicht. Weiterhin sollte dem <strong>Fanbeauftragte</strong>nein Kontingent an Eintrittskarten (auchbei Auswärtsspielen) zugeteilt werden, die erverwaltet und nach eigenem, begründetem Ermessenan die Fanclubs verteilt.3031


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENDer <strong>Fanbeauftragte</strong> unterstützt die Fans darüberhinaus etwa bei der Organisation vonAuswärtsfahrten per Sonderzug oder mit Bussen,er arrangiert Treffen mit befreundetenFangruppen, initiiert oder betreut Anhörungenoder Bewährungsmöglichkeiten in SachenStadionverbote und vieles mehr.Die regelmäßige eigenständige Kontaktaufnahmeund -pflege ist eine weitere Aufgabedes <strong>Fanbeauftragte</strong>n, der Beziehungen zu denMeinungsführern der Fanszene und den überregionalenInteressenorganisationen unterhält.Zur Unterstützung und Zusammenarbeit mitanderen Abteilungen des Clubs (zum BeispielMarketing) stellt sich der <strong>Fanbeauftragte</strong> mitseiner Sachkompetenz über Zuschauer(-verhalten)zur Verfügung, soweit die geplantenoder durchzuführenden Maßnahmen auf Zuschauerund Fans abzielen. So ergibt sichbeispielweise eine sinnvolle Zusammenarbeitbei der Einrichtung von Angeboten für Kinderals besonderer Zielgruppe des Clubs. In diesemBereich gibt es angesichts der verstärkt aufkommendenKidsClubs der Bundesligisten zunehmendHandlungsbedarf.Mit der Aufnahme und Bearbeitung der Interessen,Bedürfnisse und Erwartungen von Zuschauernund Fans ist der <strong>Fanbeauftragte</strong>gleichsam in der Lage, ein Beschwerdemanagementaufzubauen und damit oft beklagte Zuständein seinem Kompetenzbereich selber zuverändern oder an entsprechende Clubverantwortlicheweiterzugeben.Zusammengefasst betreibt der <strong>Fanbeauftragte</strong>als Zuschauer- und Fanbetreuer in dieserFunktion eine Informations- und Servicezentraleals feste Anlaufstelle.Aufkommende Unzufriedenheit von Zuschauernund Fans kann so frühzeitig erkannt und oftauch behoben werden und eine mögliche Abwendungvom Club verhindert werden. Wennden Fans Gehör verschafft wird, wenn ihre Anliegenernst genommen und mit Respekt bearbeitetwerden, wird auch eine grundlegend positiveHaltung der Fans gegenüber dem Clubbegünstigt.Diese Arbeit als Dienstleister für die Fansträgt zugleich zu einer Gewaltprävention bei,indem Frustrationen über unerfüllte Wünsche– wie etwa den Besuch eines bedeutendenSpiels – schon im Vorhinein verhindert wer-den. Auch die Unterstützung der frühpräventivenArbeit mit Kindern wirkt sich nachhaltigauf die Verbesserung der Sicherheit im Fußballaus.Gewalt und SicherheitDurch intensive Beziehungen und Kontakte zuden Fans und genaue Kenntnisse der entsprechendenSzene ist der <strong>Fanbeauftragte</strong> in derLage, entscheidend zur Vermeidung von Gewaltund somit zur Erhöhung der Sicherheitbeizutragen. Dies bewirken vielfältige Maßnahmendes <strong>Fanbeauftragte</strong>n, die er in Zusammenarbeitmit anderen Akteuren angeht.PräventionFür Sicherheit zu sorgen, ist im Verständnisdes <strong>Fanbeauftragte</strong>n nicht allein Aufgabe inkritischen Momenten. Viel wichtiger – weilwirkungsvoller – ist die Kontrolle von Bedingungen,die zu Gewalt führen können. Als Beispielsei hier ein schleppender Einlass kurzvor Anpfiff eines Fußballspiels genannt, derverständlicherweise zu Unruhe unter denWartenden führen kann. Die Aggressivitätvon Fußballfans geht oft auf Situationen zurück,die leicht vermieden werden könnendurch die für einen reibungslosen Ablauf desSpieltags Verantwortlichen. Ziel des <strong>Fanbeauftragte</strong>nist es, solche aus Sicht der Fanswidrigen Zustände weit im Voraus aufzuspürenund auf eine entsprechende Änderung hinzuwirken.So können für den Fan ärgerlicheSituationen gar nicht aufkommen, weil die Ursachendafür nicht gegeben sind.Unter Prävention sind alle Maßnahmen zu fassen,die im Voraus gewalttätige Handlungenverhindern bzw. mindern. Für die Arbeit des<strong>Fanbeauftragte</strong>n beginnt Gewaltpräventionbereits lange vor einem Spieltag, indem erfolgende Aufgaben wahrnimmt:Teilnahme an Sicherheitsbesprechungen mitPolizei, Ordnungsdiensten, Veranstaltungsleitern,Sicherheitsbeauftragten und <strong>Fanbeauftragte</strong>nanderer ClubsPlanung und Koordination der Anreise undAbreise sowie des Stadionaufenthalts derFansWeitergabe relevanter Informationen ausden Sicherheitsbesprechungen an die FansOrganisation von Treffen und Aussprachenzwischen Fans, Polizei und SicherheitsdienstenOrganisation von Treffen und Aussprachenzwischen Fans und gegnerischen Fans3233


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENAbstimmung sicherheitsrelevanter Maßnahmenmit den Mitarbeitern des <strong>Fanprojekte</strong>sund anderer Fanorganisationen, insbesonderemit den Fanprojektmitarbeitern und<strong>Fanbeauftragte</strong>n des GegnersSchaffung einer entspannten Atmosphärevor dem Spiel durch Aufenthalt bei undKommunikation mit Fans sowie Minderungerkennbarer GewaltneigungenZunächst dienen die Sicherheitsbesprechungenmit den genannten Beteiligten der Klärung vonRegelungen und Abläufen am Spieltag. Auch inAbstimmung mit den <strong>Fanbeauftragte</strong>n werdenMaßnahmen geklärt und erarbeitet, die zumreibungslosen Ablauf des Spieltags beitragensollen. Die <strong>Fanbeauftragte</strong>n geben dann Informationenan eigene Fans weiter und übermittelnsie an den <strong>Fanbeauftragte</strong>n des Gegners.Angesprochen werden zum Beispiel das voraussichtlicheFanaufkommen, zu erwartendeProbleme oder Konfliktherde, die vor allem die<strong>Fanbeauftragte</strong>n durch ihre Sachkompetenzbeurteilen können. Im nächsten Schritt könnenauf dieser Grundlage Anreise und Abreise derFans oder Besonderheiten beim Stadionaufenthaltzur Verhinderung von Gewalt wie auchzur Schaffung von Verhaltenssicherheit geklärtwerden.Zum gegenseitigen Verständnis und zum Abbaueines Feindbildes, das leider gerade diejungen Fans in Ordnungs- und Sicherheitsdienstensehen, organisiert der <strong>Fanbeauftragte</strong>Treffen zwischen Fans und den Ordnungs- undSicherheitsdiensten. Hier kommt wieder seineMittlerrolle ins Spiel: Der <strong>Fanbeauftragte</strong> moderiertund sorgt sich um eine Position, in derdie Diskrepanzen zwischen den unterschiedlichenGruppen auf der Grundlage von wechselseitigerAchtung und Respekt mithilfe konstruktiverDialoge überwunden und Lösungenorganisiert werden können. Dazu müssen dieBeteiligten, die sich allzu häufig als Konkurrentensehen, zurückfinden zu einem eher partnerschaftlichenVerhältnis, einem Miteinander,das auch Kompromisse ermöglicht.Um einen frühzeitigen positiven Kontakt derGruppen untereinander zu initiieren, könnenbeispielsweise Podiumsdiskussionen organisiertwerden oder auch Gespräche mit der Polizeiin kleineren Kreisen unmittelbar vor denSpielen. Eine Aufgabe ergibt sich vor diesemHintergrund in der Mitentscheidung über Stadionverbote,wobei der Einfluss auf die Entscheidungenund die Akzeptanz bei Polizei undOrdnungskräften durch einen hauptamtlichangestellten <strong>Fanbeauftragte</strong>n aktiv begleitetwerden kann. Der <strong>Fanbeauftragte</strong> bringt hierseine fachliche und szenekundige Expertiseein und kann so in der Sache vermitteln.Unter Beachtung des Ziels, den Fan sowohl gesellschaftlichwie clubintern zu aktivieren sowiesein Interesse für den Club und sein aktivesEngagement für diesen zu fördern, ergebensich besondere Möglichkeiten in der Zusam-3435


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTENgemeinsam koordinieren. Absprachen untereinanderund klare Aufgabenzuweisung werdenim Vorhinein vorgenommen und dann alsgemeinsame Sache umgesetzt. Der <strong>Fanbeauftragte</strong>koordiniert eine gute Aufteilung derFanprojektmitarbeiter und schafft damit Präsenzan allen potenziellen Konfliktorten. InAbsprache mit den Fanprojektmitarbeiternund den <strong>Fanbeauftragte</strong>n (auch des Gegners)werden Fangruppen geleitet, um einerseits gewalttätigeAufeinandertreffen zu vermeidenund andererseits Spannung abzubauen.Die ständige Nähe zu den Fans ist deshalb sowichtig, weil potenzielle Konfliktlagen geschicktumgangen werden können. Verfeindete Fanmenarbeitmit den <strong>Fanprojekte</strong>n. In der Kooperationüber formelle und informelle Fangruppen,die Entwicklungen in den Fanszenen undder Fankulturen wie auch der Übernahme vonVerantwortung in der aktiven, direkten und indirektenArbeit mit spezifischen Gruppensteckt eine elementare Aufgabe des Dialogszwischen <strong>Fanbeauftragte</strong>n und <strong>Fanprojekte</strong>n;schließlich agieren sie an der entscheidendenSchnittstelle. Ein aktives Engagement solldurch den Einbezug der Fans in Fanclubs oder<strong>Fanprojekte</strong>, wo sie ehrenamtlich mitgestaltenoder auch mal „Sozialstunden“ als Strafe ableistenkönnen, angestrebt werden.Neben dem Austausch mit Ordnungs- und Sicherheitsdienstenstellt der <strong>Fanbeauftragte</strong>vor einem Spieltag den Kontakt zwischen denFangruppen der beiden aufeinandertreffendenClubs sicher. Dies wird umso wichtiger, je mehrVorurteile und gegenseitige Abneigung vorhandensind. Wenn sich die Fangruppen näherkommenund in gemeinsamen Gesprächen undAktionen kennen lernen, werden Distanzen abgebautund das Konfliktpotenzial zwischen denGruppen verringert. Schließlich ist ihnen dieBegeisterung und Leidenschaft für den Fußballgemeinsam, auch wenn es sich um rivalisierendeClubs handeln mag. Eine weitere Aufgabe des<strong>Fanbeauftragte</strong>n in diesem Zusammenhang istbei Heimspielen die Einrichtung einer gutenBetreuung der Gästefans. Wenn diese schonbei ihrer Ankunft und später beim Stadionaufenthaltgastfreundlich behandelt und betreutwerden, sinkt gleichsam ihre Konfliktbereitschaft.Auch die <strong>Fanprojekte</strong> tragen ihren Teilzur Sicherheit bei Bundesliga-Spielen bei. DieKontakte in die Fanszene sind in der sozialpädagogischenFanprojektarbeit ebenso gegebenwie bei den <strong>Fanbeauftragte</strong>n. Eine Abstimmungerfolgt bei sicherheitsrelevanten Fragestellungeninsbesondere hinsichtlich Planungund Durchführung von Abläufen wie etwa beider Absprache von Wegen der Fans bei An- undAbreise, bei der sowohl <strong>Fanbeauftragte</strong> alsauch Fanprojektmitarbeiter begleiten undgruppen nähern sich dem Stadion von unterschiedlichenSeiten, direkte Konfrontationenmit der Polizei können vermieden werden, oderdie Vorbereitung nicht genehmigter Aktionenin der Kurve können verhindert werden. In diesemSinne ist der <strong>Fanbeauftragte</strong> an Spieltagenvor allem ein Mitverantwortlicher fürSicherheit und kümmert sich auch um die Fans,bei denen problematische Verhaltensweisen inder Vergangenheit aufgetreten und/oder inZukunft zu erwarten sind. Der <strong>Fanbeauftragte</strong>ist insbesondere bemüht, die konfliktvermeidende,tolerante, kommunikative und offeneHaltung der <strong>Fanbeauftragte</strong>n gegen über denFans auch den Sicherheits- und Ordnungsdienstenzu vermitteln. Wichtiges Leitbild des3637


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEROLLENVERSTÄNDNIS EINES FANBEAUFTRAGTEN<strong>Fanbeauftragte</strong>n ist in diesem Zusammenhang,dass er auch einen Beitrag für das Sicherheitsgefühlseiner Fanszene leistet.DeeskalationVom <strong>Fanbeauftragte</strong>n wird Deeskalation stetsals zweiter Schritt gedacht, wenn präventiveHandlungen zur Vermeidung von Gewalt nichtgegriffen haben. Es kommt im Fußball immerwieder zu gefährlichen Entwicklungen mit unabsehbarenFolgen. Hierin zeigt sich die großeBedeutung der Arbeit des <strong>Fanbeauftragte</strong>n.Deeskalation versteht sich hier als Maßnahme,die greifen soll, wenn sich eine Auseinandersetzungsichtlich anbahnt. Die Kompetenz,Stärke und Durchsetzungsfähigkeit des <strong>Fanbeauftragte</strong>nliegt in solchen Situationen in derAkzeptanz bei den Fans, die er versucht zu beruhigenund von Konflikthandlungen abzubringen.Mithilfe eines authentischen Verhaltenswird er seinen Sachverstand in die Konfliktverläufeeinbringen und die Gruppen selbst zumTeil der Lösung des Konflikts motivieren können(„Partizipationsmodell“). Die Eskalationund Übertragung aggressiver Handlungen vonWenigen auf die gesamte Gruppe wird vom<strong>Fanbeauftragte</strong>n erkannt und an den richtigenStellen unterbrochen.Bei allem, was der <strong>Fanbeauftragte</strong> in diesemBereich einbringen kann, sollte man aber nichtvergessen, dass seine Mittel begrenzt sind unddeswegen einen allgemeinen Anspruch auf erfolgreicheDeeskalation in allen Situationennicht begründen. Das Ziel Sicherheit ist in dieserPerspektive ein Gemeinschaftswerk vonOrdnungs- und Sicherheitsdiensten sowie Fanarbeit,wobei eine Verlagerung von direkterpolizeilicher Gewalt hin zu strategischer Fanarbeitunbedingtes Ziel ist.Weiterbildung und InformationDie Umsetzung der beschriebenen Aufgabenund Ziele muss strategisch und fachlich erfolgen.Der Besuch von relevanten Weiterbildungenzur fachgerechten Erledigung ausgewiesenerAufgaben des <strong>Fanbeauftragte</strong>n istdeshalb Pflicht. Der <strong>Fanbeauftragte</strong> besuchtdie Schulungsveranstaltungen der DFL unddes DFB und nimmt darüber hinaus an Fachtagungender <strong>Fanbeauftragte</strong>n teil, wo einAustausch über Erfahrungen in der Fanarbeitstattfindet, erfolgreiche Praxisbeispiele vorgestelltwerden und gemeinsame Lösungswegefür schwierige Probleme erarbeitetwerden. Die regelmäßige, selbstständige Organisationvon Tagungen der <strong>Fanbeauftragte</strong>nwird vorausgesetzt.Inhaltlich relevante Weiterbildungen auch vonanderen Trägern sind zum Beispiel Veranstaltungenin den Bereichen Projektmanagement,Konfliktvermeidung und -schlichtung, Sicherheitsangelegenheitensowie Lebenswelten undAusdrucksformen von – insbesondere jugendlichen– Fußballfans.Die DFL informiert die <strong>Fanbeauftragte</strong>n derBundesliga über Fortbildungen, die mit demBerufsfeld des <strong>Fanbeauftragte</strong>n zusammenhängen.3839


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEMETHODEN DER FANARBEITMETHODEN DER FANARBEITKOMMUNIKATION UND KOOPERATIONVERHALTEN IN KONFLIKTSITUATIONENZIELSETZUNGENKOMMUNIKATION UND KOOPERATION – sionalität zur Erhaltung ihrer Leistungsfähigkeitim nationalen und internationalen Konkur-DAS SOZIALE UMFELD DESFANBEAUFTRAGTENrenzkampf. Vorstände, Geschäftsführungen,Kaufmännische Leitungen, Mediendirektoren,Um die umfassenden und zahlreichen Ziele in Marketingabteilungen prägen heute die Organisationsstruktureines Bundesliga-Clubs, umder Fanarbeit zu erreichen, ist eine gruppenübergreifendeZusammenarbeit erforderlich. wirtschaftliche Ziele zu verfolgen, die zu sportlichenHöchstleistungen führen sollen.Diese stellt sicher, dass die jeweiligen Stärkender verschiedenen Organisationen, die Fanarbeitleisten, zusammenwirken können. Deshalb Vorstand und die Geschäftsführung solltensind Kommunikation und Kooperation mit unterschiedlichenAkteuren die Arbeitsmittel des miert sein. Und auch umgekehrt sollten Infor-über die Arbeit des <strong>Fanbeauftragte</strong>n infor-<strong>Fanbeauftragte</strong>n schlechthin.mationen des Vorstands und der Geschäftsführung,soweit sie die Belange der FansClubbetreffen, auch bei den Fans ankommen.Die Organisationsstrukturen der Bundesliga- Für diesen Dialog steht der <strong>Fanbeauftragte</strong>.Clubs haben sich im Zuge der Entwicklung einerprofessionellen Bundesliga stark verändert. Wichtiger Kooperationspartner für den <strong>Fanbeauftragte</strong>nist die Marketingabteilung, inDas klassische Modell des eingetragenen Vereinshat sich erweitert: Immer mehr Fußballabteilungengliedern sich aus dem Breitensportschauererfasst werden und in die Entschei-der Bedürfnisse und Interessen der Zuvereinaus und werden als Kapitalgesellschaft dungsprozesse des Clubs einfließen. Hier istgeführt. Dennoch arbeiten auch Clubs in der man darauf spezialisiert, das FußballspielRechtsform des Vereins mit höchster Profes-für den Zuschauer und Fan so optimal wienur möglich zu gestalten, wobei die vielseitigenInteressen der Stadionbesucher beachtetwerden. Es werden neue Angebote rundum den Fußball des Clubs geschaffen und bisherigeAngebote optimiert. Der <strong>Fanbeauftragte</strong>trägt in diesem Kontext dazu bei, dieihm durch seine tägliche Arbeit bekanntenWünsche der unterschiedlichen Fangruppen,wovon einige nicht von der Marketingabteilungerreicht werden, einzubringen.Mit der Medienabteilung des Clubs findenAbsprachen statt, die die Öffentlichkeitsarbeitgegenüber dem „Fan“ betreffen. Hierhelfen dem <strong>Fanbeauftragte</strong>n beispielsweisedie publizistische Kompetenz und das Wissender Mitarbeiter, um qualitativ hochwertigeZeitungsartikel und andere Publikationenzu ermöglichen.Die Durchführung von Fanaktionen wie zumBeispiel Choreografien müssen gegebenenfallsmit der Abteilung Veranstaltungsmanagementoder je nach Club anderen Verantwortlichenabgesprochen werden, um dieAktionen sinnvoll in den Spieltag zu integrierenund die größtmögliche Aufmerksamkeitdafür zu garantieren.Dies sind nur erste Beispiele der Zusammenarbeitdes <strong>Fanbeauftragte</strong>n mit den Abteilungenseines Clubs. Die Vielfalt der hier möglichenKooperationen muss aufgrund der unterschiedlichenOrganisationsstrukturen im einzelnenFall genauer betrachtet und geplantwerden. Wichtig ist, dass sich der <strong>Fanbeauftragte</strong>die Stärken der unterschiedlichen Clubabteilungenfür seine Arbeit mit und für dieFans zunutze macht und die erforderlichen Abstimmungsprozesseaktiv initiiert.Fans/FanorganisationenDie Zielgruppe des <strong>Fanbeauftragte</strong>n ist gleichzeitigauch sein Kooperationspartner, weilviele Aufgaben nur in Gemeinschaftsarbeit mitden Fans erledigt werden können. Meinungenaus der Fanszene werden eingeholt und fließenin die Arbeit des <strong>Fanbeauftragte</strong>n ein. So kannzum Beispiel die Umgestaltung oder der Neubaueines Stadions Interessengegenstand derFans werden.Grundsätzlich steht der <strong>Fanbeauftragte</strong> ständigmit den Fans im Kontakt, indem er belastbareBeziehungen zu wichtigen Repräsentan-4041


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEMETHODEN DER FANARBEITten und Meinungsführern der Fanszene aufbaut.Dies betrifft sowohl Mitglieder derFanselbstorganisationen als auch in den Clubintegrierte Zusammenschlüsse von Fans (Supporters-Clubsund Fanabteilungen). So kannmit einem Großteil der Fanszene kommuniziertwerden. Beispielsweise kann der Vorsitzendeeines Fanclubs nach einem Gesprächmit dem <strong>Fanbeauftragte</strong>n die Ergebnisse derGespräche an die Fanclubmitglieder übermitteln.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> sollte die Interessenund Argumente seiner Gesprächspartner kennen,um später auch sachgerecht zwischenden Parteien vermitteln zu können und gegebenenfallsandere Sichtweisen verständlichzu machen.Nicht für alle Handlungen der Fans kann Verständnisund Akzeptanz aufgebracht werden.Dazu zählen nicht nur gewalttätige, rassistischeund sexistische Denk- und Handlungsweisen.Verständnis und Akzeptanz für Fankulturenim Allgemeinen ist jedoch eine Voraussetzungfür offene Gespräche, in denen sowohlder <strong>Fanbeauftragte</strong> als auch der Fan sich freiäußern können. Dennoch muss der <strong>Fanbeauftragte</strong>mitunter auch Grenzen aufzeigen, indemer etwa die Unvereinbarkeit eines Fananliegensmit Sicherheitsbestimmungen oder berechtigtenInteressen des Clubs vermittelt. Sorealisiert sich in der Praxis die Vermittlerrollezwischen den Fans bzw. Fanorganisationen undanderen Akteuren, die den Fußball gestalten.<strong>Fanprojekte</strong>Der <strong>Fanbeauftragte</strong> stellt den Kontakt zu den<strong>Fanprojekte</strong>n her und erhält ihn in einer unterstützendenFunktion aufrecht. Wenn das Fanprojektals unabhängiger Vertreter der Faninteresseneintritt, kommt es hier zu Aufgabenüber-schneidungen, die einer Abstimmung bedürfen.Gemeinsame Ziele und Abmachungen darüber,wer was zum Erreichen der Ziele beiträgt, sindBestandteile der Zusammenarbeit. Zum Beispielwird die Betreuung und Begleitung vonFangruppen an einem Spieltag gemeinsamgeplant und durchgeführt, entsprechende Absprachensind stets verbindlich.Langjährige Fanprojektmitarbeiter haben durchihren direkten Kontakt zu den meist jugendlichenFans im Alltag häufig eine Fachkompetenzvorzuweisen, die dem <strong>Fanbeauftragte</strong>nnutzen kann. So können bestimmte Informationenüber Fans oder erfolgreiche Strategien imUmgang mit ihnen ausgetauscht werden. Fernerkönnen auch in eskalierenden Situationen dieKompetenzen der Fanprojektmitarbeiter abgerufenwerden, welche mit ihren Konfliktlösungsfähigkeitenhelfen können, wenn der <strong>Fanbeauftragte</strong>keine Möglichkeit hat einzugreifen oderin bestimmten Fällen weniger akzeptiert wird.Denkbar ist auch, dass der <strong>Fanbeauftragte</strong> dieFanprojektmitarbeiter auf Konfliktsituationenaufmerksam machen kann. Umgekehrt könnendie Kompetenzen des <strong>Fanbeauftragte</strong>n in bestimmtenSituationen und Bereichen eine großeHilfe für die <strong>Fanprojekte</strong> darstellen. Beispielsweisebei der Kontaktaufnahme zum Club kannsich das Fanprojekt an den <strong>Fanbeauftragte</strong>nwenden.Bei anstehenden Entscheidungen im Club solltedas Fanprojekt als Experte und „Übersetzer“von Faninteressen miteinbezogen werden. Auchbei der Öffentlichkeitsarbeit ergeben sich Möglichkeitender Kooperation, weil die <strong>Fanprojekte</strong>ebenso an einer sachgerechten Darstellung derFans in den Medien interessiert sind. Die Unterstützungder sozialpräventiven Fanprojektarbeitist grundsätzliches Anliegen des <strong>Fanbeauftragte</strong>n,weil auch hierin ein Entgegenkommengegenüber den Fans zum Ausdruck kommt.All dies unterstreicht die große Bedeutung des<strong>Fanbeauftragte</strong>n als Schnittstelle zu den unterschiedlichenExpertisen in Sachen Umgangmit Fußballfans, die von den relevanten Akteurendes Fußballgeschehens bereits erkanntund genutzt wird.Sicherheits- und OrdnungsdiensteDie im Folgenden unter Sicherheits- und Ordnungsdienstezusammengefassten Gruppensind Polizei, Ordner und Sicherheitsbeauftragte.Hier ergibt sich das größte Konfliktpotenzial,wenn zum Beispiel Fans auf der einen Seiteselbstbestimmte Freiräume für ihre Inszenierungenund Choreografien einfordern, dieseaber von den Sicherheits- und Ordnungsdienstenauf der anderen Seite eingeschränkt werden.Ein Aufeinanderzugehen von <strong>Fanbeauftragte</strong>nund Verantwortlichen der Ordnung und Sicherheitmuss von dem Grundsatz ausgehen, dasskeiner der Beteiligten beabsichtigt, die Arbeitdes Anderen zu erschweren. Ein Austauschüber die unterschiedlichen Interessen der beruflichenRollen und über gegenseitige Erwartungshaltungenist zwingend.4243


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEMETHODEN DER FANARBEITDie erforderlichen Maßnahmen der Sicherheits-und Ordnungsdienste sollen durch eineverstärkte Kommunikation mit Fans – unterEinbeziehung des <strong>Fanbeauftragte</strong>n als Vermittler– reduziert werden. Auf diese Weisewird ein gegenseitiges Verständnis füreinanderinitiiert und geschult sowie Feindbilderabgebaut.Bei allem arbeitet der <strong>Fanbeauftragte</strong> in einervertrauensvollen und belastbaren Beziehungmit den Sicherheitsbeauftragten der Clubszusammen.DFLMit der Einrichtung einer zentralen <strong>Koordinationsstelle</strong>für Fanangelegenheiten bei der DFLverfügen die <strong>Fanbeauftragte</strong>n der Clubs überAnsprechpartner, die für die Faninteressen aufhöherer Ebene, also über der des Clubs, eintreten.Mithilfe dieser <strong>Koordinationsstelle</strong> werdenVerbindungen zwischen den Anhängerschaftender Clubs hergestellt, indem beispielsweisePodiumsdiskussionen organisiertwerden, an denen Repräsentanten der Fangruppenund Verantwortliche der DFL teilnehmen.Ebenso wird der Austausch von Erfahrungen,die Verbesserung einer ganzheitlichen,vernetzten Kooperation auch ligaübergreifendin den kommenden Jahren praxisorientiert entwickeltwerden. Die weitere Professionalisierungund der stetige Ausbau einer qualifiziertenFachlichkeit soll dabei das Tätigkeitsprofil des<strong>Fanbeauftragte</strong>n für Außenstehende und Bezugsgruppendeutlich schärfen.<strong>Fanbeauftragte</strong> anderer ClubsDie wechselseitige Bereitstellung von Informationenjeglicher Art im Kontext Fans – Spielbegleitung– Aufenthaltsbedingungen ist eineGrundvoraussetzung partnerschaftlicher Kooperationder <strong>Fanbeauftragte</strong>n aller Clubs. InVerbindung mit dem Wissen über die eigeneAnhängerschaft können so Aufgaben in Zusammenarbeitder <strong>Fanbeauftragte</strong>n geplantund ausgeführt werden. Ständige Kommunikation,auch schon lange vor einem Spieltag, istentscheidend für die richtige Wahl von Maßnahmenund die Festsetzung von Regelungen,die den eigenen Fans vor dem Spiel zu vermittelnsind. Das Netzwerk der <strong>Fanbeauftragte</strong>nschließt alle in der Bundesliga lizenziertenClubs ein und gewährleistet einen WissensundErfahrungsaustausch untereinander.Eine weitergehende Vernetzung mit den anderenFunktionsträgern (etwa den Sicherheitsbe-auftragten, Veranstaltungsleitern) der Clubswird im Sinne ganzheitlicher Betreuung undKonfliktvermeidung sukzessive fortentwickelt.VERHALTEN IN KONFLIKTSITUATIONENIn seiner Mittlerrolle hat der <strong>Fanbeauftragte</strong>bezüglich Konfliktvermeidung und -schlichtungeine große Aufgabe und Verantwortung. Ständigprallen unterschiedliche Meinungen und Interessenaufeinander: zwischen Club und Fans,Fans und Sicherheits-/Ordnungsdienst sowiezwischen den Anhängern verschiedener Clubs.Immer steht der <strong>Fanbeauftragte</strong> als „Vermittler“zwischen den Fronten und besetzt eineRolle als moderierender Diskussionsleiter, dermöglichst von beiden Seiten akzeptiert wird.Er versucht, Verständnis zwischen den Gruppenoder Personen herzustellen. Dabei verdeutlichter stets den Diskussionsteilnehmerndie Sichtweise des jeweiligen Gegenübers, waszu einer gewissen Nachdenklichkeit gegenüberden eigenen Forderungen führen kann. Als Person,die mit hoher fachlicher Qualifikation undgroßer Erfahrung das Geschehen verfolgt, ist der<strong>Fanbeauftragte</strong> in der Lage, lösungsorientiertzu arbeiten. Das heißt, er hilft den Kontrahenten,eine gemeinsame Lösung zu finden, die Kompromisseeinschließen kann. Wichtig ist dabei, dassbeide Seiten mit der Lösung zufrieden sind.ZIELSETZUNGENDie Arbeit eines <strong>Fanbeauftragte</strong>n lässt sichmit der eines Projektmanagers vergleichen, dasich alle Handlungen des <strong>Fanbeauftragte</strong>n aufein langfristiges Ziel beziehen. Jedes Gesprächmit einem aktiven Fan, jede Teilnahme an einerSicherheitsbesprechung, jede Zusammenarbeitmit einem Fanprojekt und jede Diskussionüber die Verhängung eines Stadionverbotesdient einem übergeordneten Ziel – letztlich derSicherheit der Fans und Zuschauer und in denStadien. Diese Teilziele, die später zu einem4445


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEMETHODEN DER FANARBEITlangfristigen Hauptziel zusammengefasstwerden können, sind für die strukturierte Arbeiteines <strong>Fanbeauftragte</strong>n unbedingt notwendig.Voraussetzung für ein strukturiertes Arbeitenist eine feste und vor allem realistischeZielsetzung. Dabei ist es wichtig, kurzfristige,mittelfristige und langfristige Ziele zu unterscheidenund ein vorangestelltes Leitbild derArbeit zu haben.LeitbildDas Leitbild stellt das übergeordnete Ziel derArbeit dar. Dies kann zum Beispiel ein ausverkauftesStadion sein, das ohne gewalttätigeAusschreitungen einem Hexenkessel gleicht.Schnell wird klar, dass dies eine kaum zu verwirklichendeVorstellung ist – was aber zunächstkeine Rolle spielt. Das Leitbild ist sozusagendie Vision, die man in der Arbeit verfolgtund auf die alle Handlungen ausgerichtet sind.Entsprechend dieser Vision leiten sich kleinere,realistische Ziele ab.Langfristige ZieleWährend das Leitbild einen nahezu unerreichbarenZustand darstellt, sind die langfristigenZiele realistisch formuliert. Ein langfristigesZiel kann beispielsweise der Aufbau einer eigenständigenFanabteilung im jeweiligen Clubsein. Entsprechende Ziele werden über Jahrehinweg formuliert, müssen aber realistisch undtatsächlich erreichbar sein. Wenn es die Strukturenin einem Club nicht zulassen, eine solcheAbteilung aufzubauen, weil der Club vielleichtzu klein für solch eine Abteilung ist und auch inZukunft bleiben wird, dann müssen die langfristigenZiele greifbarer werden. Das Zielwäre somit unrealistisch. Es könnte zum Beispielangestrebt werden, in absehbarer Zeitein Fanhaus entstehen zu lassen. Diese langfristigenZiele werden durch kleinere Etappengetragen, die somit die Basis für die langfristigenZiele darstellen. Setzt man sich keines solcherZiele, dann besteht die Gefahr, mit der eigenenArbeit nur punktuell etwas zu erreichen,das eigentliche Kerngeschäft jedoch zu verpassenund bald in einer Orientierungslosigkeitzu enden.Mittelfristige ZieleDiese kleineren Zielformulierungen sind dieVoraussetzung für die Erfüllung der langfristigenZiele. Um bei dem Beispiel des langfris-tigen Aufbaus einer Fanabteilung zu bleiben,kann ein mittelfristiges Ziel zum Beispielsein, mehr Akzeptanz für die Fanarbeit in derClubführung zu erreichen. Mittelfristige Zielesind also so formuliert, dass sie genauso wiedie langfristigen Ziele realistisch sind. Siesind somit die Stützpfeiler der übergeordnetenZiele und lassen sich wiederum in weitereTeileinheiten untergliedern.Kurzfristige ZieleDie kurzfristigen Ziele stellen die greifbarstenEinheiten dar. Sie stützen die mittelfristigenZiele und dienen deren Verwirklichung. Einkurzfristiges Ziel auf dem Weg zu mehr Akzeptanzim Club könnte zum Beispiel in einemreibungslosen Ablauf eines Spieltags ohneweitere Komplikationen liegen. Werden diesekleinen Schritte, immer wieder erfolgreich abgeschlossen,dann werden die mittelfristigenZiele automatisch erreicht. Wichtig dabei istallerdings, dass die kurzfristigen Ziele immerso formuliert sind, dass sie dem übergeordnetenZiel – etwa dem Aufbau einer Fanabteilung– dienen.Eine Zielformulierung ist in mehreren Hinsichtenhilfreich. Einerseits ordnet sie das Arbeitsbildund schafft strukturierte Arbeitsbedingungen,andererseits können somit nachweisbar Zieleerreicht werden, die dem Club und der Öffentlichkeitgegenüber dargestellt werden können.Wenn der <strong>Fanbeauftragte</strong> nach einem halbenJahr dem Club von seiner Arbeit berichtenmuss, lassen sich über diesen Weg ganz klardie erreichten und auch nicht erreichten Zielepräsentieren und Ursachen oder Probleme inder Arbeit aufzeigen.4647


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEANFORDERUNGSPROFIL EINES FANBEAUFTRAGTENANFORDERUNGSPROFILFACHLICHE VORAUSSETZUNGENPERSÖNLICHE KOMPETENZENGemäß den oben beschriebenen Aufgabeneines <strong>Fanbeauftragte</strong>n ergibt sich ein speziellesAnforderungsprofil. Nicht jeder Fan kann<strong>Fanbeauftragte</strong>r werden.Über allem steht die zwingend notwendigeVoraussetzung, dass der potenzielle <strong>Fanbeauftragte</strong>über einen hohen Bekanntheitsgradin der betreffenden Fanszene, eine nahezuhundertprozentige Akzeptanz als auch übersehr gute Kenntnisse dieser Zielgruppen verfügt.Im Folgenden wird ein idealtypischer Katalogvon Schlüsselqualifikationen beschrieben,der dem Club bei der Auswahl eines <strong>Fanbeauftragte</strong>nhelfen soll. Dabei werden fachlicheund persönliche Kompetenzen unterschieden.FACHLICHE VORAUSSETZUNGENErfahrungen im positiven Anleiten vonMenschenErfahrungen und Kontakte zu entscheidendenNetzwerken in der Fanszene (zumBeispiel Fanclubs, Ultra- und Hooliganszene),auch überregionalqualifizierter Berufsabschluss oder abgeschlossenesHochschulstudiumim Umgang mit Menschen erworbene Grundkenntnisseder Pädagogik, Psychologie undSoziologie, vor allem in Bezug auf gruppendynamischeProzessepolitische NeutralitätGrundkenntnisse der englischen Sprache(bei Europacupspielen)fundierte Kenntnisse der neuen Medien/Technologien (Microsoft Office, Internet etc.)PERSÖNLICHE KOMPETENZENhohe Kommunikations-, Konflikt-, Team- undKooperationsfähigkeit als entscheidendeSozialkompetenzenLernbereitschaft, Denken in Zusammenhängenund rhetorische Sicherheit als methodischeKompetenzenEngagement, Motivation, Zuverlässigkeit undFlexibilität als PersonenkompetenzenKommunikationsfähigkeit, vor allem in Gruppensowie in der Öffentlichkeitdienstleistungsorientiertes Denken und Verhalten,hohe VerbindlichkeitVerhandlungssicherheit und Durchsetzungsfähigkeitangemessene Lebenserfahrung und Erfahrungim Umgang mit Fans; Kenntnisse undKontakte in die Fanszene des Clubszeitliche Flexibilität, besonders an Wochenenden,und Belastbarkeitsituationsangemessenes, seriöses Auftretenberuhigendes, deeskalierendes, versachli -ch endes professionelles Verhalten in StressundKonfliktsituationen4849


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTESTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN DES CLUBSSTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGENDES CLUBSARBEITSRECHTLICHE VORAUSSETZUNGENMATERIELLE VORAUSSETZUNGENNICHT-MATERIELLE VORAUSSETZUNGENEs ist Aufgabe des Clubs, den <strong>Fanbeauftragte</strong>nin jeder Hinsicht zu unterstützen. Damit der<strong>Fanbeauftragte</strong> alle beschriebenen Aufgabenerfolgreich bewältigen kann, sind gewissestrukturelle Voraussetzungen notwendig.ARBEITSRECHTLICHE VORAUSSETZUNGENDer <strong>Fanbeauftragte</strong> ist Mitarbeiter desClubs und somit in den Geschäftsverteilungsplaneingebunden.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> ist der Clubführung unterstelltund unterliegt deren Weisungen.Das Beschäftigungsverhältnis zwischen dem<strong>Fanbeauftragte</strong>n und dem Club ist in einemArbeitsvertrag festzuhalten.Die Aufgaben und Kompetenzen des <strong>Fanbeauftragte</strong>nsind in einem Arbeitsplan festgelegt.Grundsätzlich ist dem <strong>Fanbeauftragte</strong>nein großer Spielraum in der Ausgestaltungseiner Arbeit einzuräumen.Der <strong>Fanbeauftragte</strong> sollte mindestens einmalje Halbjahr der Clubführung über seineArbeit berichten.Die Clubführung sollte den <strong>Fanbeauftragte</strong>nzu allen fanspezifischen Fragen hören undihm ein Vortragsrecht einräumen.MATERIELLE VORAUSSETZUNGENBereitstellung eines eigenen Büros mitentsprechender Ausrüstung (Telefon, Fax,Computer, Internet etc.) in den Räumlichkeitender Geschäftsstelle des ClubsNutzung der Clubinfrastruktur (Tagungsräume,technische Geräte etc.)Ausstattung mit Kommunikationsmitteln,die es dem <strong>Fanbeauftragte</strong>n erlauben, flexibelund außerhalb des Büros kommunizierenzu könnenSicherstellung der Mobilität über die Bereitstellungentsprechender Transportmöglichkeitenzur aufsuchenden Arbeit mit den relevantenZielgruppen.Zur Spielbegleitung ist dem <strong>Fanbeauftragte</strong>nein Ausweis auszustellen, der ihm denZutritt zu allen relevanten Stadionbereichengestattet (durch die DFL).Festlegung eines Jahresbudgets, über dasder <strong>Fanbeauftragte</strong> im Rahmen seiner Aufgabenstellungverfügen kann (für Projekte,Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit,Supervision etc.)Ausstattung mit Fanartikeln und Freikartenkontingentnach MöglichkeitNICHT-MATERIELLE VORAUSSETZUNGENBereitstellung aller relevanten Netzwerkedes Clubs (Presse, Druckereien, Ämter, andereClubs etc.)Unterstützung bei der Abfassung und Fertigungvon fanspezifischen Schriften (zumBeispiel Herausgabe einer Fanzeitung)Unterstützung und Hilfe bei der Kontaktaufnahmemit aufgabenrelevanten Personen undInstitutionen (Jugendämter, Sportämter etc.)Herstellung von Kontakten zu den Fans undden Fanclubs mit Spielern, Trainern undOffiziellen des Clubs5051


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTE02PRAXISBEISPIELE„DIE ZUGFAHRTEN BEDEUTEN DEN LEUTEN ETWAS“ 54Ralph Klenk über die Organisation eines Auswärts-Zuges„EINE EINHEITLICHE REGELUNG WÜRDE TRANSPARENZ SCHAFFEN“ 58Rainer Mendel über Aufstellung und Umgang mit Verhaltensregeln für Fans„EINE SCHWARZE NULL SCHREIBEN“ 62Jojo Liebnau über die Durchführung von Fanveranstaltungen„WIR HABEN UNSERE HAUSAUFGABEN SCHON GEMACHT“ 66Donato Melillo über die Anhörung für Betroffene von Stadionverboten5253


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELE„ DIE ZUGFAHRTENBEDEUTEN DENLEUTEN ETWAS“und finanziellen Aspekten war das notwendig. Wir haben die Sonderzüge als Serviceleistung fürFans gesehen und uns um viele Dinge wie beispielsweise den Kontakt zur Polizei, den Gang vomBahnhof zum Stadion und so weiter gekümmert. Da es sich immer um eine reine Fangeschichtegehandelt hat, ging es auch nie darum, Gewinne machen zu müssen.Dennoch muss sich ein solcher Zug halbwegs finanzieren?Klenk: Selbstverständlich gab es hin und wieder mal Fahrten, die nicht gedeckt waren. Da wir imBar-Wagen die Theke gemacht haben, also Getränke selber verkaufen konnten, ließ sich dasschon etwas planen. Dazu kamen die Einnahmen durch die Fahrkarten.Ralph Klenk ist seit 1998 hauptamtlicher <strong>Fanbeauftragte</strong>r des VfB Stuttgart und einer der beidenSprecher der <strong>Fanbeauftragte</strong>n. Seit fast zwanzig Jahren ist er beim VfB tätig. In dieser Zeitwar er an der Organisation etlicher Sonderzüge beteiligt.Stuttgart ist fast berühmt für viele Sonderzüge.Klenk: Das stimmt. Seit dem ersten Zug 1995 haben wir knapp sechzig Sonderzüge organisiert.Was waren die Highlights?Klenk: Das Europapokalfinale gegen Chelsea in Stockholm war toll. Mit einer Dampflok, die überführtwerden sollte, ging es erst nach Halle an der Saale, in Sassnitz wurde der komplette Zugauf die Fähre nach Trelleborg verladen und von dort fuhr er weiter Richtung schwedischerHauptstadt. Am Morgen des Vortages waren dann etwa 400 VfB-Fans per Zug nach Stockholmgereist. Insgesamt waren wir rund drei Tage unterwegs.Welcher war der von der Anzahl der Mitfahrer größte Sonderzug?Klenk: Am letzten Spieltag der Saison 2000/01 sind rund tausend VfBler nach Frankfurtgefahren. Der kleinste „Sonderzug“ war ein Schienenbus, der etwa fünfzig Anhänger nachMünchen befördert hat. Auch teilweise abenteuerliche Fahrten nach Rotterdam oderBudapest – inklusive eines kompletten Stromausfalls – werden nicht nur wir Organisatoren,sondern sicherlich auch die Fans in Erinnerung behalten.„Wir Organisatoren“ – wer genau ist das?Klenk: Ganz am Anfang habe ich die Züge alleine geplant. Um das Ganze auf sichere Füße zustellen, haben etwa zehn Personen aus der Fanszene einen Verein gegründet. Unter rechtlichenÜber welche Preise reden wir bei den Fahrkarten?Klenk: Im Schnitt etwa 50 Euro hin und zurück, die Entfernung spielt keinebesonders große Rolle. Einige werden zu Recht bemerken, dass eine Fahrtmit Bus oder Auto sicherlich günstiger zu bewerkstelligen ist, aber dasGemeinschaftsgefühl ist in einem Zug ungleich höher. Aus der Erfahrunghaben wir gelernt, dass die Fahrkarten nur gegen Vorkasse und nichtper Lastschrift ausgegeben werden. Grund dafür ist, dass das Geldnatürlich im Vorfeld bezahlt werden muss. Da fallen ja etliche Kostenan. Jeder Halt an jedem Bahnhof – in der Regel fünf jeweils auf HinundRückfahrt – muss bezahlt werden, die Bahn nimmt eine Trassennutzungsgebühr,der verbrauchte Strom kostet, Wagen- und Lokmiete,Personalkosten …Welche Kosten entstehen bei einem Sonderzug alles in allemetwa?Klenk: Durchschnittlich würde ich sagen 20.000 bis 25.000Euro. Je nach Entfernung und Größe des Zuges kann es auchmehr werden.Bekommt man da bei der Kalkulation schlaflose Nächte?Klenk: Aus der Erfahrung kann ich sagen, dass die Teilnehmerzahlsehr spieltagsbezogen ist. Wenn das Team gut spielt, wirdder Zug leichter voll, weil die Motivation der Fans höher ist. Istdas der Fall, ist das Geld relativ schnell beisammen.5455


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELEEin Punkt, der sich beim Stichwort Sachbeschädigung unweigerlich aufdrängt, ist die Versicherungslage.Klenk: Die Züge sind generell vom Veranstalter beziehungsweise dem Eigentümer hinsichtlichSchäden, die durch den Bahnverkehr passieren, versichert. Man kann sich gegen mutwillige Sachbeschädigungeneigentlich nicht versichern, und wenn, dann sind die Prämien extrem hoch. DerEigentümer unseres Zuges hat eine Versicherung mit Selbstbeteiligung bis zu einer gewissenSumme angeboten, quasi eine Haftpflichtversicherung.Und die Mitglieder des Vereins waren auch für die gesamte Organisation zuständig?Klenk: Ja. Das betrifft sowohl die Organisation im Vorfeld als auch an Bord.Was gab es im Vorfeld alles zu tun?Klenk: In der Regel begann das drei bis vier Wochen vor dem fixen Termin, dann musste Werbunggemacht werden. Vieles lief dabei über die üblichen Kanäle der Szene. Spätestens eine Wochevor der Tour mussten die genauen Fahrtzeiten bekannt gegeben werden.Und an Bord?Klenk: Es war immer ein eigener DJ dabei, einige Leute mussten die Theke machen. FaneigeneOrdner waren im Einsatz und so weiter.Faneigene Ordner? Auf Polizei wurde also verzichtet?Klenk: Bei privaten Sonderzügen darf die Bundespolizei nicht mitreisen, weswegen vor allem inder Anfangszeit lediglich ein paar Fankontakt-Beamte an Bord waren. Am Ende ging es immergänzlich ohne Polizeibegleitung.Inwieweit gab es Probleme auf den Reisen?Klenk: Wenn mal etwas kaputt geht – das sollte man auch sagen – ist der Täter in der Regel nichtmehr auffindbar. Im Laufe der Jahre gab es allerdings keine größeren Sachbeschädigungen oderdergleichen. Man hört oder liest ja hin und wieder von Horrorszenarien mit Beteiligung von Fußballfans,die ganze Züge auseinandergenommen haben. So etwas ist bei uns nie passiert. Vielleichtauch deswegen, weil allen klar war, dass der Zug von Fans für Fans organisiert wurde.Bisher war ausschließlich von Fans die Rede. Inwieweit war der VfB als Club eingebunden?Klenk: Der VfB Stuttgart hat uns immer unterstützt. Durch Werbung im Stadionheft und auf derAnzeigetafel. Ein anderer sehr wichtiger Aspekt ist der, dass wir den Mitfahrern zusätzlich zurFahrkarte auch gerne eine Eintrittskarte für das Stadion besorgen wollten. Diese Kartenzusagenkamen stets vom VfB.Und wie sieht es mit Sponsoren aus?Klenk: Geldbeträge haben wir selten bekommen. Früher hat eine Brauerei mal Paletten Bier zumEinkaufspreis gegeben. Eine andere Brauerei hat die Druckkosten für die Werbeflyer übernommenund darauf geworben. In erster Linie kamen von den Sponsoren Sachleistungen. KrassimirBalakov hat mal eine größere Summe gespendet. Das gesamte Team oder der VfB-Freundeskreisauch einige Male.Momentan werden keine organisierten Bahnreisen mehr angeboten. Warum?Klenk: Zum Spiel gegen Bochum in der Meistersaison haben wir den letzten Sonderzug veranstaltet.Der Zuspruch war nicht mehr groß genug, um ehrlich zu sein. Aber es war ein schönerAbschied, denn in Bochum hatten wir die Meisterschaft eigentlich perfekt gemacht.Woran lag der geringer werdenden Zuspruch?Klenk: Die späte Ansetzung der Partien ist ein echtes Problem. Dazu hat sich die Szene im Laufeder Zeit einiges selber organisiert. Viele Fans sind individuell unterwegs. Aus meiner Sicht sinddie großen Zeiten der Sonderzüge zumindest momentan vorüber, weil sich alles irgendwann einbisschen totläuft. Vermutlich ist die Pause gar nicht mal schlecht, auch wenn es im letzten Zugzu durchaus sentimentalen Momenten mit Stammfahrern kam, als sie von der vorerst letztenTour erfuhren. Es war sehr angenehm mitzubekommen, dass die Zugfahrten den Leuten etwasbedeutet haben.5657


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELE„ EINE EINHEITLICHEREGELUNG WÜRDE TRANS-PARENZ SCHAFFEN“Rainer Mendel ist <strong>Fanbeauftragte</strong>r des 1. FC Köln und zusammen mit Ralph Klenk Sprecher der <strong>Fanbeauftragte</strong>n.Im Interview gibt er Auskunft über Verhaltensregeln, Genehmigungsprozesse unddas St.-Pauli- Modell, das mit Beginn der Rückrunde 2009 auch in der Domstadt eingeführt wurde.Bei Fußballspielen werden für Fans viele Verhaltensregeln aufgestellt. Welche sind da besonderszu nennen?Mendel: Grundsätzlich ist es so, dass es in jedem Stadion eine Stadionordnung gibt, an die sichjeder Besucher zu halten hat. Rassismus und Gewalt unterliegen von vornherein einem absolutenVerbot. In Köln ist in der Stadionordnung beispielsweise festgelegt, dass eine Fahnenstocklängebis zu 1,50 Meter erlaubt ist. Für große Schwenkfahnen und Doppelhalter benötigen die Fans sogenannte Fahnenpässe.Wie bekommt der Fan einen solchen Fahnenpass?Mendel: Normalerweise werden die Fahnen per E-Mail bei mir angemeldet. Der Fan erhält einePlastikkarte mit Foto, die ein Jahr Gültigkeit besitzt. Zur neuen Spielzeit schreiben wir die jeweiligenPersonen an, ob eine Verlängerung des Passes gewünscht wird.Wie läuft dieses Prozedere bei Gästefans im RheinEnergieStadion ab?Mendel: Fahnenpässe gibt es auch für Gästefans. Da es in dem Gästeblock sonst zu Einschränkungender Sicht käme, sind pro Spiel fünf Schwenkfahnen erlaubt. Vor der Saison verschicke ichan meine Kollegen aller Ligagegner fünf Blankopässe, die sie innerhalb ihrer Szene vergebenoder auch nicht. Dieses Vorgehen macht deswegen Sinn, weil wir die Fans der gegnerischenMannschaft ja nicht persönlich kennen.Das alles ist mehr oder minder Alltag. Weniger alltäglichsind die Choreos, die in der Regel einige Male pro Saison vonFans durchgeführt werden. Wie laufen diesbezüglich dieAbsprachen?Mendel: Ich werde von der jeweiligen Gruppe angesprochen,dass sie eine Choreo machen möchte. Wir brauchen inhaltlich einegenaue Beschreibung der Aktion, damit nichts geschieht, dasnicht passieren soll. Das gilt selbstverständlich auch für Spruchbänder.Darüber hinaus wird eine genaue Beschreibung derverwendeten Materialien angefordert. Die grundsätzlicheEntscheidung über eine Choreo liegtbei mir. Natürlich muss auch ich mich mitdem Stadionmanagement abstimmen.Beispielsweise sollten einmal die Foliennach einem Spiel nicht – wie sonstüblich – entsorgt werden; so musstevorübergehend eine Lagerflächegefunden werden. Auch müssendie Fans hin und wieder amVorabend ins Stadion, um Pappenauszulegen. Das Stadionmanagement ist auch dann Ansprechpartner,wenn das üblicheRahmenprogramm eines Spiels5859


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELEder Choreo angepasst werden soll. Das kann zum Beispiel eine besondere Musik zum Einlaufender Teams sein. Sicherlich gilt es immer noch, Abläufe zu optimieren, aber alles in allem kriegtman letztendlich doch alles irgendwie geregelt.Ein Problem, das bei Choreos immer wieder auftaucht, ist die Brandschutzverordnung.Mendel: Aus diesem Grund ist die Materialienliste notwendig, weil alles mit dem Brandschutzbeauftragtenabgestimmt wird. Der ist von der Kölner Feuerwehr und muss die Materialien absegnen.Vor zehn Jahren war das alles sicherlich sehr viel einfacher. Da die Sicherheit aber ein sehrhohes Gut ist, ist es natürlich richtig, darauf in besonderer Weise zu achten.Wie sieht es mit erlaubten und nicht erlaubten Materialien aus? Lassen sich bei AnfragenTipps geben?Mendel: Es muss B1 verwendet werden. Also Stoffe, die schwer entflammbar sind.Inwieweit ist der <strong>Fanbeauftragte</strong> Mittler zwischen Fans auf der einen und staatlichenOrganen wie der Polizei und Feuerwehr auf der anderen Seite?Mendel: Man muss in diesem Job den schmalen Grat finden, allen Institutionen gerecht zuwerden. Wir versuchen ganz klar, das Äußerste für Fans herauszuholen, damit ihnen möglichstviel im Stadion erlaubt ist. Aus diesem Grund sind <strong>Fanbeauftragte</strong> auch in die Spieltagsplanungeingebunden. Den Fangruppen gilt es aber im Gegenzug zu vermitteln, dass die Leute von derFeuerwehr ebenfalls nur ihren Job machen.Gibt es eine Zusammenarbeit mit den <strong>Fanbeauftragte</strong>n anderer Clubs?Mendel: Wir <strong>Fanbeauftragte</strong>n treffen uns drei- viermal pro Jahr. Dazu kommt der spieltagsbezogeneKontakt, wenn wir anfragen, was bei einem Auswärtsspiel erlaubt ist, und wenn es um aktuelleThemen wie die Sicherheitsrelevanz geht.Ein Problem sind die Unterschiede bei den Verhaltensregeln von Stadion zu Stadion. Kannman sich als <strong>Fanbeauftragte</strong>r vor Nachfragen eigentlich noch retten?Mendel: Mittlerweile hat sich das eingespielt. Die relevanten Gruppen kriegen die Regelungen vonuns mitgeteilt. Einige veröffentlichen sie auf ihren Internetseiten. Bei den Heimspielen weiß eigentlichjeder Bescheid. Bei Anfragen, die den Gästeblock in unserem Stadion betreffen, verweise ichauf den dafür zuständigen <strong>Fanbeauftragte</strong>n, weil ich dem nicht in seine Arbeit reinreden möchte.Wäre eine bundesweit einheitliche Regelung in puncto erlaubter und verbotener Fanutensiliensinnvoll?Mendel: Natürlich, ich bin ein Befürworter davon. Eine einheitliche Regelung würde Transparenzschaffen. Das Problem ist nur, dass eine bundesweit einheitliche Stadionordnung aus verschiedenenGründen kaum möglich sein wird. Zwar gibt es eine Musterstadionordnung des DFB, an diesich viele anlehnen, die aber nicht bindend ist. Da die Stadien von Clubs, Kommunen oder privatenTrägern betrieben werden, legt jeder natürlich auf andere Dinge wert. Zudem ist die Musterstättenversammlungsordnungvon Bundesland zu Bundesland verschieden.Und wie sieht es mit Polizei, Feuerwehr etc. an anderen Orten aus?Mendel: Grundsätzlich bin ich natürlich bei jedem Auswärtsspiel des FC dabei. Bei Spielen wie inMönchengladbach bin ich auch mal bei der Spieltagsbesprechung vor Ort. Bei einer Auswärtspartie,in der es schon einmal zu Problemen zwischen Verantwortlichen und Fans gekommen war,habe ich angeregt, dass es am Spieltag selber ein Gespräch gibt, an dem der Capo, der szenekundigeBeamte, der Fan- und der Sicherheitsbeauftragte sowie der Einsatzleiter des Ordnungsdienstesteilnehmen. Das nimmt ein wenig Spannung aus vielen Dingen, weil sich alle in die Augengeschaut haben. Das bieten wir den Gästeteams auch in Köln an.Seit dieser Spielzeit gibt es das so genannte St.-Pauli-Modell. Alles ist den auswärtigenFans erst einmal erlaubt; sollte es dann zu Verstößen, beispielsweise zum Einsatz von Pyrotechnik,kommen, ist für die nächsten Spiele alles verboten.Mendel: Anfangs hielt ich das Modell für gewagt. Mit Beginn der Rückrunde 2009 haben wir esaber auch in Köln eingeführt. Wir waren die ersten, die davon zu Zweitliga-Zeiten bei St. Paulibetroffen waren. Bei unseren Fans kam es gut an. Natürlich darf man nicht vergessen, dass eswohl auch einige Fälle gab, in denen Freiheiten missbraucht wurden und Fans gezündelt haben.Es wird immer gewisse Spiele mit Sonderregelungen geben müssen.6061


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELE„ EINE SCHWARZE NULLSCHREIBEN“Jojo Liebnau ist ehemaliger Vizevorsitzender des Supporters Club des Hamburger SV. Die etwa45.000 Mitglieder umfassende offizielle Vereinsabteilung organisiert unter anderem Saisoneröffnungs-und Jubiläumsfeiern und unterstützt das Volksparkett.karten verkauft, die auch restlos weggegangen sind. Im Jahr 2008 stand noch die Feier zum15. Geburtstag an. Und 2007 wurde das 120-jährige Bestehen des Hamburger SV in einergroßen Disco begangen.Der HSV Supporters Club ist an so ziemlich allen Fan aktionenbeteiligt, die rund um den HSV stattfinden?Liebnau: Das ist vollkommen richtig. Der Großteil dessen,was beim HSV fantechnisch abläuft, wird von uns organisiertund durchgeführt. In der Vergangenheit haben wir beispielsweiseSaisoneröffnungen, Weihnachts- und Jubiläumsfeiern,Sonderzüge und vieles mehr organisiert und finanziert.Das sind eine ganze Reihe von Aktionen außerhalbdes Spieltages.Liebnau: An den Saisoneröffnungsfeiern nehmen biszu 500, 600, 700 Leute teil. Ein Höhepunkt in derOrganisation von Veranstaltungen war sicherlichdas zehnjährige Bestehen des SupportersClub vor sechs Jahren. Auf einemSchiff im Hamburger Hafen wurdeeine große Party mit Konzertgefeiert. Mit Bezug auf dasGründungsdatum des HSVhaben wir 1.887 Eintritts-Am Spieltag selber gibt es aber auch immer wieder Veranstaltungen für Fans. Das Volksparkett,das beim Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin Premiere hatte, ist eine solche.Liebnau: Das Volksparkett wurde zusammen mit dem Fanprojekt entwickelt und wird finanziellvom Supporters Club getragen sowie von aktiven Mitgliedern gestaltet. Die Grundidee dabei ist,dass es im Stadion nicht nur die übliche Stadionbedröhnung geben soll. In Anlehnung an die SpeakersCorner im Londoner Hyde Park soll jedem Fan des HSV mit der Volkspark Corner die Möglichkeitgegeben werden, seine Meinung zu vereinsbezogenen Themen öffentlich zu äußern. Dasist auf jeden Fall sinnvoller, als im Netz anonym zu nörgeln oder zu pöbeln. Für jedes Volksparkettwird zudem ein eigenes Programm erarbeitet: Mal wird ein Spieler interviewt, mal gibt eskabarettähnliche Auftritte. Bisher kommt das Projekt bei den Besuchern im Stadion gut an.Wann findet das Volksparkett statt?Liebnau: Bei den Spielen am Samstag etwa eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Spiel.Sonntags geht das Volksparkett aufgrund der späteren Anstoßzeit lediglich vor der Partie überdie Bühne.Stichwort Bühne: Wo genau findet es statt?Liebnau: Im Umlauf des Stadions wird dafür eine Bühne aufgebaut, exakt in der Nord-Ost-Eckezwischen unserem Stand und dem des Fanprojekts. Das Volksparkett ist übrigens eine von mehrerenIdeen, die unter dem Namen Kulturgestein gesammelt wurden. In dieser Reihe gab es noch6263


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELEUnd wie sieht das Verhältnis zum Verein aus?Liebnau: Dadurch, dass wir eine offizielle Abteilung des Hamburger SV sind, ist der Draht zu denClubverantwortlichen alles in allem recht gut, und die Wege sind vergleichsweise kurz. Wir warender erste Verein, der quasi einen „eigenen Zug“ hatte. Dafür haben wir mit der SchienenverkehrsgesellschaftStuttgart Jahresverträge gemacht. Der Zug hat einen Bar- und einen eigenen Discowagenund wird vor allem zu wichtigen, weiter entfernten Partien eingesetzt. Da ein Zug, der900 Leute von A nach B und zurück befördert, nicht nur einiges an Organisation erfordert,sondern auch finanziert werden muss, sicherte uns der Verein dazu im ersten Jahr in gewisserWeise ab. Es bestehen Vereinbarungen, dass der HSV bestimmte Dinge auffängt.einen Kinoabend mit Reportagen über Hamburg-Fans aus den siebziger und achtziger Jahren.Mit 200 sind deutlich mehr Leute gekommen, als wir geplant hatten. Bald soll auch in einem Kinodie lange Nacht der Derbys folgen. Außerdem ist angedacht, im Stadion eine rollende Bühne zuinstallieren, auf der Bands vor dem Anpfiff ein paar Lieder spielen können.Ein weiterer Punkt, der zu diesem kulturellen Ansatz passt, war das Theaterstück „Hintereuren Zäunen“ aus dem Jahr 2005.Liebnau: Das Theaterstück wurde vom Fanprojekt angeschoben. Der Supporters Club hat dasVorhaben finanziell unterstützt. Die Darsteller waren alles Originale der HSV-Fanszene.Das alles hört sich nach ordentlich viel Arbeit an. Wie werden diese ganzen Dinge umgesetzt?Liebnau: Wir haben mittlerweile über ein Dutzend feste hauptamtliche Mitarbeiter, dazu die ehrenamtlicheAbteilungsleitung. Hinzu kommt ein Pool von 200 Leuten, allesamt ehrenamtlicheMitarbeiter, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind – ein Kino muss zum Beispiel dekoriertwerden. Bei diesen Ehrenamtlern handelt es sich um Fans jeglicher Couleur, also Kutten,Ultras, normale Stadiongänger und so weiter, die Lust und Zeit haben sich einzubringen. Für diesenPersonenkreis wird einmal pro Jahr eine Feier abgehalten.Große Aktionen kosten in aller Regel auch großes Geld, das zumindest erst einmal vorfinanziertwerden muss, bis Gelder, beispielsweise durch den Verkauf von Tickets, zurückfließen.Wie lässt sich das realisieren?Liebnau: Sämtliche Aktionen werden vornehmlich über Mitgliedsbeiträge vorfinanziert. DerSupporters Club hat mittlerweile einen Etat von etwa einer Million Euro. Daraus werden auchdie festangestellten Mitarbeiter bezahlt und natürlich eventuelle Verluste abgefedert. Die Vereinbarungmit dem Verein habe ich ja schon erwähnt. Grundsätzlich geht es uns darum, dass wireine schwarze Null schreiben, denn wir verfolgen mit unseren Aktionen und dem Merchandisingkeinen kommerziellen Zweck.Wie sieht es mit Sponsoren aus? Sind nicht gerade Großsponsoren des HSV daran interessiert,eine Abteilung finanziell zu unterstützen, die über 45.000 Mitglieder verfügt?Liebnau: Es gibt keine wirklichen Sponsoren, sondern nur Partner, die zum Beispiel Anzeigen inden vierteljährlich erscheinenden Supporters News schalten können. Dabei handelt es sich umUnternehmen verschiedener Größe. Vom Tattoo-Studio bis zum Bestattungsunternehmen, dasden HSV-Friedhof unterstützt. Bestimmte Veranstaltungen werden auch mit Ware unterstützt:Für Partywagen bekommen wir von unserem Bierpartner zum Beispiel regelmäßig HolstenDosenbier. Das ist letztendlich wie bares Geld. Und Tickets oder Eintrittskarten können für dieFans auf diese Weise günstig gehalten werden.Es gibt viele Berührungspunkte mit dem Fanprojekt. Lässt sich darauf noch etwas genauereingehen?Liebnau: Der Supporters Club arbeitet tatsächlich sehr eng und partnerschaftlich mit den Fanprojektlernzusammen. Die organisieren zum Beispiel U18-Fahrten zu Auswärtsspielen, deswegenverzichten wir unsererseits darauf, führen dem Fanprojekt aber natürlich Mitfahrer zu.Was wird Sponsoren in einem solchen Fall als Gegenleistung angeboten?Liebnau: Die erwarten keine wirkliche Gegenleistung. In einem Zug hängen mal ein paar Poster.Über kurz oder lang wird das meiner Meinung nach die moderne Form des Sponsorings, weileine tatsächliche Wirkung am Fan erreicht wird. Wir fahren mit diesem System ganz gut.6465


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELE„ WIR HABEN UNSEREHAUSAUFGABEN SCHONGEMACHT“Donato Melillo ist seit Anfang 2001 <strong>Fanbeauftragte</strong>r bei Hertha BSC Berlin. Im Interviewäußert er sich zum Anhörungsrecht bei Stadionverboten, den Neuregelungen der dazugehörigenRichtlinien und darüber, was Tageshausverbote bewirken können.Hertha BSC hat neue Wege eingeschlagen. Wie sehen diese aus?Melillo: Seit über zwei Jahren gibt es bei Hertha den so genannten Sicherheitsbeirat, kurz SB.Dieser ist durch ein gemeinsames Engagement mit dem Fanprojekt Berlin ins Leben gerufenworden. Dem gehören der Sicherheitsbeauftragte des Clubs, ein Vertreter des Fanprojekts, einOrdner der stadioneigenen Wache – der ursprünglich Sozialarbeiter ist – und ich an. Der SB istzum einen entstanden, weil die Stadionverbotler nicht mehr im Einflussbereich des Clubsstanden und zum anderen Hertha BSC die Verantwortung für seine Fans aufrechterhaltenwill. Das heißt, dass die betroffenen Personen wissen sollen, dass der Club sie nicht aufgibt.Seit dieser Zeit gibt es bei Hertha ein Anhörungsrecht. Allerdings fand die Anhörungerst statt, nachdem die Strafe ausgesprochen worden ist. Wir hielten es fürwichtig, dass erst angehört und dann eine mögliche Strafe ausgesprochen werdensollte. Seit November 2007 wird das bei uns so gehandhabt.Zeitgleich wurden auch Tageshausverbote eingeführt. Was verbirgt sichdahinter?Melillo: Bei einem Verdachtsmoment spricht der Club, wie in der Vergangenheit,ein Tageshausverbot aus. Das gilt dann für das aktuelle Spiel undist fallunabhängig. Die betreffende Person bekommt noch am Spieltagauf der Wache im Olympiastadion ein Schreiben, welches besagt,dass eine Anhörung zu dem Fall stattfinden kann. Wer von diesemAnhörungsrecht Gebrauch machen möchte, muss sich innerhalb von drei Werktagen beim SBmelden. Meldet sich die beschuldigte Person nicht, wird vom Sicherheitsbeirat eine Entscheidungohne Anhörung gefällt.Wie läuft eine derartige Anhörung ab? Wer nimmt an den Anhörungen teil?Melillo: Es nimmt der Sicherheitsbeirat teil. Dazu kommt natürlich der Beschuldigte, schließlichsoll er oder sie ja zu der Angelegenheit angehört werden. In der Regel finden dieAnhörungen auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC statt.Wie lange dauert eine solche Anhörung?Melillo: Natürlich ist das fallabhängig. Da die Geschehnisse aber allenTeilnehmern bekannt sind, dauert das Gespräch mit dem Beschuldigtendurchschnittlich vielleicht zehn bis 15 Minuten. Nach einer halbenStunde ist normalerweise eine Entscheidung gefallen. Definitiv solleine solche vor dem nächsten Heimspiel getroffen sein. Am besten ist,wenn das sogar vor dem nächsten Spiel gelingt.Inwieweit ist dabei der <strong>Fanbeauftragte</strong> eingebunden?Entscheidet er mit oder ist er lediglich Ratgeber?Melillo: Die Entscheidung trifft letztendlich derSicherheitsbeauftragte. Wir Fanvertreter gebenselbstverständlich Empfehlungen ab, denen imNormalfall auch gefolgt wird. Schließlichkennen wir die Beschuldigten oftmals persönlichund können die Situation gut einschätzen.Ich denke, dass wir bezüglichder Mitglieder des Sicherheitsbeiratsgut aufgestellt sind, um für die Fansetwas erreichen zu können.Lässt sich ein erstes Fazitziehen?Melillo: Das Vorhaben istvon den Betroffenen positivaufgenommen worden, weil6667


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEPRAXIS-BEISPIELEihnen das Gefühl vermittelt wird, ernst genommen beziehungsweise überhaupt wahrgenommenzu werden. Es wird versucht, die Fans in das Verfahren einzubinden. Es bleibt dabei aber abzuwarten,wie sich das Ganze entwickelt. Sollte es bei einem Spiel mal zu vielen Verboten kommen,steht das Ganze auf dem Prüfstand. Vor allem weil wir kein Interesse daran haben, dauerhaft zueiner Art zwischengeschobenen Rechtsinstanz zu werden.Wie viele Beschuldigte haben denn ein Interesse, bezüglich ihres Falls angehört zu werden?Melillo: Etwa die Hälfte nimmt unser Angebot der Anhörung wahr.Betrifft das alleine Fans von Hertha BSC oder auch solche von Gast-Clubs?Melillo: Das Angebot gilt auch für auswärtige Fans. Das gestaltet sich aber sehr aufwendig undschwierig, weil der andere Club mitspielen muss. Der auswärtige Fan hat die Möglichkeit, schriftlichzu dem Vorfall Stellung zu nehmen. Eine persönliche Anhörung bei seinem Club ist nur dannmöglich, wenn dort ein ähnliches Gremium existiert.Und konnten Stadionverbote vermieden werden, die vorher ausgesprochen worden wären?Melillo: Ja, weil wir, zumindest aus meiner subjektiven Sicht, verantwortungsvoller und gerechtermit dem schwierigen Thema umgehen. Es wird nach bestem Wissen und Gewissen entschieden.Haben sich andere Clubs auch eine Meinung zur Vorgehensweise von Hertha BSC gebildet?Melillo: Fans und Fanvertreter begrüßen unser Vorgehen. In der Liga gab es interessierte Nachfragen,und ich würde mir wünschen, dass noch mehr Clubs die Idee der vorherigen Anhörungübernehmen. Da es aber viele Nachfragen gibt, können wir soviel nicht falsch gemacht haben.Kann man den Kollegen der anderen Clubs denn empfehlen, dass sie sich für das „Hertha-Modell“ stark machen?Melillo: Ja, auf jeden Fall. Es bringt alle wieder etwas näher zusammen, und grundsätzlich erleichtertes die tägliche Arbeit, weil das eigene Vorgehen transparenter und klarer ist.Wie sahen die Reaktionen aus der Fanszene aus?Melillo: Die Reaktionen waren sehr positiv. Es gab aber von einigen Bedenken, die der Meinungsind, dass Stadionverbote grundsätzlich das falsche Mittel seien, um Fans zu erziehen.Aufgrund von Stadionverboten und daraus folgenden stummen Protesten blieb es bei Heimspielender Hertha in der Saison 2007/08 meist eher ruhig. Wie weit war auch das ein Grund,sich des Themas anzunehmen, das der Mehrzahl der aktiven Fanszene auf der Seele brennt?Melillo: Diese Proteste waren kein Grund für die Änderung. Bereits im Juli 2007 haben wir zusammenmit Vertretern der Fanszene ein Konzept zu diesem Thema erarbeitet.Im Dezember 2007 gab der DFB bekannt, dass es ein überarbeitetes Papier zur Neuregelungder Stadionverbotsrichtlinien geben wird. Hertha BSC hatte dem ein wenigvorweg gegriffen,oder?Mellilo: Stimmt, da waren wir etwas schneller. Wir haben unsere Hausaufgaben schon gemacht.Wie sieht der <strong>Fanbeauftragte</strong> bei Hertha BSC die Neuregelung?Melillo: Natürlich ist die Neuregelung der Richtlinien ein Schritt in die richtige Richtung. DenClubs bieten sich damit mehr Möglichkeiten, individuell auf bestimmte Situation einzugehen,was vorher in der Form nicht möglich war.Wird sich die in diesem Punkt teilweise angespannte Situation zwischen Clubs, Verbänden undInstitutionen auf der einen und Fans auf der anderen Seite durch die Neuregelung etwas lockern?Melillo: Das ist eine Erwartung, die ich damit verbinde.6869


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTE03ORGANISATION UNDKONTAKTADRESSENDFL-KOORDINATIONSSTELLE FÜR FANANGELEGENHEITEN 72BUNDESLIGA – FANBEAUFTRAGTE 742. BUNDESLIGA – FANBEAUFTRAGTE 80DFB-FANANLAUFSTELLE 85KOORDINATIONSSTELLE FANPROJEKTE (KOS) 86ARBEITSGRUPPE FANDIALOG 877071


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEDFL – ANSPRECHPARTNERDFL-KOORDINATIONSSTELLEFÜR FANANGELEGENHEITENSeit August 2006 hat die DFL einen eigenen für Fanangelegenheiten zuständigen Arbeitsbereich,der zunächst unter dem Motto Fanarbeit 2010 folgende strategische Ausrichtung derArbeit in Angriff nahm:<strong>Fanbeauftragte</strong>n-Qualifizierung und Herausgabe eines <strong>Handbuch</strong>sFrühprävention, die Weiterentwicklung der KidsClubs in der BundesligaAnti-Diskriminierungsarbeit mit Informations- und Aufklärungsarbeit fürdie operativ Verantwortlichen in den ClubsDie bereits laufende finanzielle Unterstützung der sozialpädagogischen <strong>Fanprojekte</strong> wurdegleichfalls übernommen und wird seither fachlich und jugendpolitisch kritisch begleitet. Hierwurden in der laufenden Spielzeit seitens der DFL und des DFB die Mittel einseitig erhöht, sodass unter dem Strich derzeit über eine Mio. Euro durch die DFL in die präventive Arbeit mitjugendlichen Fußballfans fließen.Inzwischen hat sich die Arbeit in der DFL und für die Clubs deutlich verfeinert und lässt bereits erkennen,wie sinnvoll die Vernetzung der Arbeit zwischen Clubs und DFL sowie den entsprechendenFunktionsträgern ist. Derzeit arbeitet die DFL-<strong>Koordinationsstelle</strong> für Fanangelegenheiten an derQualifizierung und weiteren Vernetzung der <strong>Fanbeauftragte</strong>n, der Behindertenfanbeauftragten,der Blindenreporter, der KidsClubs wie auch an der Intensivierung der Schnittstellen zu öffentlichenStellen wie den <strong>Fanprojekte</strong>n, unterschiedlichen Interessenvertretungen von Fans, behindertenFans sowie professionellen Strukturen in Jugendhilfe, bei Sicherheitsorganen und der Politik.Finanzen &LizenzierungSOZIALPÄDAGOGISCHEFANBETREUUNGFinanzielle Unterstützung undfachliche BegleitungDFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA GMBHMarketing &KommunikationDFL-KOORDINATIONSSTELLE FÜR FANANGELEGENHEITENCLUBBEZOGENEFANUNTERSTÜTZUNGBeratung, Qualifikationund VernetzungSpielbetriebUNABHÄNGIGEFAN-SELBSTORGANISATIONENKommunikation, Dialog undfachlicher AustauschVon Anfang an wurde Wert darauf gelegt, dass bestehende Netzwerke respektiert und keineDoppel- oder Parallelstrukturen aufgebaut werden. Nach etwas mehr als zwei Jahren lässt sichresümieren, dass die Dialogangebote der DFL angenommen, die internen Fortbildungen und Vernetzungsangebotestark genutzt werden und die Schnittstellen zu Sicherheits- und Veranstaltungsfragenzu weiterer Aktivität führen. Die Auseinandersetzung mit fanbezogenen Themenhat seither ein in Europa einzigartiges Niveau erreicht. Das Entstehen einer belastbaren Beziehungmit einer gewissen Streitkultur ist durch regelmäßige Treffen der AG Fandialog gegeben.KONTAKT<strong>Koordinationsstelle</strong> <strong>Fanprojekte</strong>Bundesarbeitsgemeinschaft<strong>Fanprojekte</strong>23 FP‘s in Bundesliga und2. BundesligaKnapp 1,2 Millionen EuroDFL-Förderung jährlich<strong>Fanbeauftragte</strong>BehindertenfanbeauftragteReporter an den BlindenplätzenKidsClubsFan-Dachorganisationenz.B. BAFF, ProFans, etc.AG FandialogBehindertenfanorganisationenHERAUSBILDUNG AKTIVER, ENGAGIERTER UND QUALIFIZIERTER NETZWERKEIM GESAMTSYSTEM PROFIFUSSBALLTHOMAS SCHNEIDERKoordinator FanangelegenheitenDFL Deutsche Fußball Liga GmbHGuiollettstraße 44-4660325 Frankfurt am MainMARCO RÜHMANN<strong>Koordinationsstelle</strong> für FanangelegenheitenDFL Deutsche Fußball Liga GmbHGuiollettstraße 44-4660325 Frankfurt am MainT: 069-6 50 05 206F: 069-6 50 05 12 06M: 0171-47 40 741E: thomas.schneider@bundesliga.deT: 069-6 50 05 214F: 069-6 50 05 12 14E: marco.ruehmann@bundesliga.de7273


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEBUNDESLIGA – KONTAKTADRESSEN DER FANBEAUFTRAGTENBUNDESLIGA – FANBEAUFTRAGTEVFL BOCHUM 1848Castroper Straße 145 | 44791 Bochumwww.vfl-bochum.deDIRK MICHALOWSKIT: 0234-95 18 14F: 0234-95 18 33E: fanbeauftragter@vfl-bochum.deWERDER BREMENFranz-Böhmert-Straße 1c | 28205 Bremenwww.werder.deHERTHA BSCHanns-Braun-Straße, Friesenhaus 2 | 14053 Berlinwww.herthabsc.deDIETER ZEIFFERT: 0421-49 80 26F: 0421-49 99 597M: 0172-42 69 219E: dieter.zeiffer@werder-bremen.deANDREAS BLASZYKT: 030-30 09 28 55F: 030-30 09 28 99M: 0174-96 99 348E: andreas.blaszyk@herthabsc.deDONATO MELILLOT: 030-30 09 28 874F: 030-30 09 28 88 74M: 0174-96 99 349E: donato.melillo@herthabsc.deFC ENERGIE COTTBUSAm Eliaspark 1 | 03042 Cottbuswww.fcenergie.deSTEFFEN WIRTHT: 030-30 09 28 153F: 030-30 09 28 99M: 0173-70 55 159E: steffen.wirth@herthabsc.deTHOMAS LANGET: 0355-75 69 532M: 0160-96 43 5171E: t.lange@fcenergie.deDSC ARMINIA BIELEFELDMelanchthonstraße 31a | 33615 Bielefeldwww.arminia-bielefeld.deCHRISTIAN VENGHAUST: 0521-96 61 1270F: 0521-96 61 111M: 0170-28 17 832E: fanbeauftragter@arminia-bielefeld.de7475


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEBUNDESLIGA – KONTAKTADRESSEN DER FANBEAUFTRAGTENBORUSSIA DORTMUNDRheinlanddamm 207 - 209 | 44137 Dortmundwww.bvb.deHANNOVER 96Arthur Menge Ufer 5 | 30655 Hannoverwww.hannover96.dePETRA STÜKERT: 0231-90 20 635F: 0231-90 20 935M: 0179-54 54 692E: petra.stueker@bvb.deSEBASTIAN WALLEITT: 0231-90 20 638F: 0231-90 20 935M: 0151-50 41 7541E: sebastian.walleit@bvb.deFRANK WATERMANNT: 0511-96 90 0415F: 0511-96 90 07 450M: 0151-10 85 8993E: fwatermann@hannover96.deJENS VOLKET: 0231-90 20 637F: 0231-90 20 935M: 0151-50 41 7541E: jens.volke@bvb.de1899 HOFFENHEIMSilbergasse 45 | 74889 Sinsheim-Hoffenheimwww.achtzehn99.deEINTRACHT FRANKFURTMörfelder Landstraße 362 | 60528 Frankfurt am Mainwww.eintracht.deMIKE DIEHLT: 07261-40 2234F: 07261-40 22 18M: 0176-11 12 2266E: mike.diehl@tsg-hoffenheim.deEMIL VETTERF: 07261-40 22 18M: 0151-15 37 1725E: emil_vetter@t-online.deRUDI KÖHLERT: 06102-79 91 333F: 06102-79 91 335M: 0170-76 50 124E: koehler@eintracht-frankfurt.deMARC FRANCIST: 06102-79 91 334F: 06102-79 91 335M: 0160-90 58 9345E: francis@eintracht-frankfurt.deKARLSRUHER SCAdenauerring 17 | 76131 Karlsruhewww.ksc.deHAMBURGER SVSylvesterallee 7 | 22525 Hamburgwww.hsv.deBURKHARD REICHT: 0721-96 43 4 15F: 0721-96 43 4778E: fanbeauftragter@ka-fans.deWOLFGANG EMMERTF: 0721-96 43 4778M: 0163-66 43 4 00E: wolle@ka-fans.deRENÉ KOCHT: 040-41 55 1505F: 040-41 55 1510M: 0177-80 26 844E: rene.koch@hsv.deMIKE LORENZT: 040-41 55 1517F: 040-41 55 1510M: 0171-63 63 672E: mike.lorenz@hsv.de1. FC KÖLNFranz-Kremer-Allee 1 - 3 | 50937 Kölnwww.fc-koeln.deRAINER MENDELT: 0221-71 61 6301F: 0221-71 61 6319E: mendel@fc-koeln.deTHOMAS MENTZF: 0221-71 61 6319M: 0151-14 93 9062E: mentz@fan-projekt.de7677


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEBUNDESLIGA – KONTAKTADRESSEN DER FANBEAUFTRAGTENBAYER 04 LEVERKUSENFanhaus Bayer 04, Lichstraße 64 | 51373 Leverkusenwww.bayer04.deFC SCHALKE 04Berni-Klodt-Weg 1 | 45791 Gelsenkirchenwww.schalke04.deANDREAS „PAFFI“ PAFFRATHT: 0214-86 60 860F: 0214-86 60 862E: fanbetreuung@bayer04.deROLF ROJEKT: 0209-36 18 2010F: 0209-36 18 2069M: 0176-19 04 1100E: fanbetreuung@sfcv.deBORUSSIA MÖNCHENGLADBACHHennes-Weisweiler-Allee 1 | 41179 Mönchengladbachwww.borussia.deVFB STUTTGARTMercedesstraße 73a | 70372 Stuttgartwww.vfb.deTHOMAS „TOWER“ WEINMANNT: 02161-92 93 1521F: 02161-92 93 1529M: 0171-31 26 000E: tower@borussia.deTHOMAS „TJ“ JASPERST: 02161-92 93 522F: 02161-92 93 1522M: 0175-72 85 897E: thomas.jaspers@borussia.deRALPH KLENKT: 0711-55 00 7221F: 0711-55 00 78 8221M: 0173-98 72 683E: r.klenk@vfb-stuttgart.dePETER REICHERTT: 0711-55 00 7220F: 0711-55 00 78 8220M: 0173-87 78 778E: p.reichert@vfb-stuttgart.deJAN RUOFFT: 02161-92 93 1523F: 02161-92 93 1529M: 0160-90 74 6987E: jan.ruoff@borussia.deVFL WOLFSBURGIn den Allerwiesen 1 | 38446 Wolfsburgwww.vfl-wolfsburg.deFC BAYERN MÜNCHENSäbener Straße 51 - 57 | 81547 Münchenwww.fcbayern.deHOLGER BALLWANZT: 05361-89 03 491F: 05361-89 03 490M: 0175-52 42 011E: holger.ballwanz@vfl-wolfsburg.deMICHAEL SCHRADERT: 05361-89 03 492F: 05361-89 03 490M: 0170-55 04 073E: michael.schrader@vfl-wolfsburg.deANDREAS BRÜCKT: 089-69 93 17551F: 089-64 22 391M: 0160-71 15 004E: andreas.brueck@fcb.deRAIMOND AUMANNT: 089-69 93 10F: 089-64 22 391E: fanclubs@fcb.deLOTHAR SCHUKOWSKIT: 05361-89 03 492F: 05361-89 03 490M: 0177-25 80 813E: lothar.schukowski@vfl-wolfsburg.de7879


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTE2. BUNDESLIGA – KONTAKTADRESSEN DER FANBEAUFTRAGTEN2. BUNDESLIGA – FANBEAUFTRAGTEFC AUGSBURGDonauwörther Straße 170 | 86154 Augsburgwww.fcaugsburg.deTHOMAS MARZAHNT: 0821-56 75 363M: 0174-86 37 358E: tom_rude@web.deWALTER SIANOSM: 0173-95 07 364E: sianos@neue-szene.deMSV DUISBURGMargaretenstraße 5 - 7 | 47055 Duisburgwww.msv-duisburg.deALEMANNIA AACHENSonnenweg 11 | 52070 Aachenwww.alemannia-aachen.deDIRK LECHTENBERGT: 0203-93 10 2025F: 0203-93 10 2014M: 0173-54 60 090E: fanbeauftragter@msv-duisburg.deROBERT JACOBST: 0241-93 84 023F: 0241-93 84 078M: 0175-29 60 992E: robert.jacobs@alemannia-aachen.deFSV FRANKFURT 1899 E.V.Am Erlenbruch 1 | 60386 Frankfurt am Mainwww.fsv-frankfurt.deROT WEISS AHLENAugust-Kirchner-Straße 14 | 59229 Ahlenwww.rwahlen.deJÜRGEN EIMERT: 069-57 14 08M: 0177-75 35 495E: j_eimer@yahoo.dePETER SCHULZT: 02382-96 88 9011F: 02382-96 88 9019M: 0160-98 36 2762E: peter.schulz@rwahlen.deJÜRGEN MÜLLERT: 02382-96 88 9011F: 02382-96 88 9019M: 0151-57 91 1305E: juergen.mueller@rwahlen.deSC FREIBURGSchwarzwaldstraße 193 | 79117 Freiburgwww.scfreiburg.comMARC SCHMIDT: 07643-91 31 57F: 07643-91 31 59M: 0151-14 98 1283E: marcschmid@t-online.deMICHAEL WEBERT: 07822-44 73 79M: 0170-81 81 222E: michael.weber@fangemeinschaft.de8081


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTE2. BUNDESLIGA – KONTAKTADRESSEN DER FANBEAUFTRAGTENSPVGG GREUTHER FÜRTHLaubenweg 60 | 90765 Fürthwww.greuther-fuerth.deTUS KOBLENZAltlöhrtor 13 - 15 | 56068 Koblenzwww.tuskoblenz.deWOLF NANKET: 0911-77 15 40F: 0911-97 67 6815M: 0163-47 13 877E: fanbeauftragter@greuther-fuerth.deNICOLAS HECKELT: 0911-97 67 6890F: 0911-97 67 6815M: 0163-25 28 680E: heckel@greuther-fuerth.deMARC KREIDELT: 02621-18 81 01F: 02621-18 82 60M: 0172-65 16 762E: marc.kreidel@axa.deCHRISTIAN SCHÜTZT: 0261-20 17 70-0F: 0261-20 17 70-90M: 0179-36 29 330E: christian.schuetz@tuskoblenz.deFC INGOLSTADT 041. FSV MAINZ 05Geisenfelder Straße 1 | 85057 Ingolstadtwww.fcingolstadt.deDr.-Martin-Luther-King-Weg | 55122 Mainzwww.mainz05.deGERD WITTMANNM: 0171-40 31 361E: gw@fcingolstadt.deFRANK TRAUTWEINM: 0177-27 23 420E: franktrautwein@aol.comCHRISTIAN VIERINGM: 0177-85 82 719E: christian-viering@t-online.de1. FC KAISERSLAUTERNFritz-Walter-Straße 1 | 67663 Kaiserslauternwww.fck.deTSV 1860 MÜNCHENGrünwalder Straße 114 | 81547 Münchenwww.tsv1860.deSTEFAN ROSSKOPFT: 0631-31 88 236F: 0631-31 88 235M: 0160-97 80 2575E: stefan.rosskopf@fck.deJUTTA SCHNELLT: 089-64 27 85 270F: 089-64 27 85 279M: 0171-21 17 92E: jutta.schnell@tsv1860muenchen.deAXEL DUBELOWSKIT: 089-95 06 645M: 0179-45 67 128E: axel.dubelowski@tsv1860muenchen.de1. FC NÜRNBERGValznerweiherstraße 200 | 90480 Nürnbergwww.fcn.deJÜRGEN BERGMANNT: 0911-94 07 940F: 0911-37 69 712M: 0176-22 83 99 08E: fanbetreuung@fcn.de8283


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTE2. BUNDESLIGA – KONTAKTADRESSEN DER FANBEAUFTRAGTENSC ROT-WEISS OBERHAUSENRechenacker 62 | 46049 Oberhausenwww.rwo-online.deF.C. HANSA ROSTOCKTrotzenburger Weg 14 | 18057 Rostockwww.fc-hansa.deOLIVER GERTHT: 0208-97 09 765F: 0208-97 09 797M: 0174-57 70 145E: gerth@rwo-online.deSASCHA BONACKT: 0208-97 09 765F: 0208-97 09 797M: 0172-17 28 112E: s.bonack@arcor.deAXEL KLINGBEILT: 0381-37 70 139F: 0381-37 70 234M: 0175-29 15 229E: fanbeauftragter@fc-hansa-rostock.deSASKIA POHLT: 0381-37 70 139F: 0381-37 70 234M: 0175-72 74 431E: saskia-pohl@fc-hansa-rostock.deVFL OSNABRÜCKScharnhorststraße 50 | 49084 Osnabrückwww.vfl.deSV WEHEN WIESBADENAm Tanzplatz 11 | 65232 Taunussteinwww.svwehen-wiesbaden.deANDREAS ZIMMERMANNT: 05405-94 06 2F: 05405-94 06 1M: 0171-74 51 757E: fanbeauftragter@vfl.deGÜNTHER SCHÄFERT: 06128-63 56F: 06128-63 56M: 0174-24 82 213E: tanzplatz@web.deFC ST. PAULIAuf dem Heiligengeistfeld | 20359 Hamburgwww.fcstpauli.comSTEFAN SCHATZT: 040-43 96 96 1F: 040-43 05 119M: 0171-38 28 063E: fanladen@gmx.deDFB-FANANLAUFSTELLEDEUTSCHER FUSSBALL BUND E. V.Otto-Fleck-Schneise 6 | 60528 Frankfurt am Mainwww.dfb.deGERALD VON GORRISSENDFB-FananlaufstelleT: 069-67 88 314E: gerald.vongorrissen@dfb.de8485


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEWEITERE ANSPRECHPARTNERKOORDINATIONSSTELLEFANPROJEKTE (KOS)ARBEITSGRUPPE FANDIALOGDie <strong>Koordinationsstelle</strong> <strong>Fanprojekte</strong> bei der Deutschen Sportjugend (KOS) wurde im Jahr 1993eingerichtet, um die Beschlüsse des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit (NKSS) zur Einrichtungörtlicher <strong>Fanprojekte</strong> im Rahmen der öffentlichen Jugendhilfe umzusetzen. Als Grundlagehierfür kann die allgemeine jugendpolitische Einschätzung (zum Ausdruck gebracht durchdie Erklärung der Sportministerkonferenz im Nationalen Konzept) herangezogen werden, nachder in sozialpädagogischen <strong>Fanprojekte</strong>n ein probates Mittel zur Eindämmung von Gewalt undExtremismus im Fußball gesehen werden.Seither wurde die Zahl der örtlichen <strong>Fanprojekte</strong> in Fußballstandorten bundesweit von 13 aufüber 40 <strong>Fanprojekte</strong> erhöht. Deren Finanzierung wird zu jeweils einem Drittel vom Bundesland,der Kommune und dem Fußball (DFL und DFB, je nach Ligazugehörigkeit) getragen. Allein die DFLinvestiert jedes Jahr über eine Mio. Euro in die <strong>Fanprojekte</strong> der Bundesliga und 2. Bundesliga.Zu den Aufgaben der KOS zählenKoordination und Vernetzung (z.B. mit den <strong>Fanprojekte</strong>n, der BAG <strong>Fanprojekte</strong>,internationalen Fan-Organisationen, der DFL, dem DFB)Institutionenberatung (zum Aufbau neuer <strong>Fanprojekte</strong> sowie Mitarbeit in Gremienund Institutionen auf nationaler und internationaler Ebene)Aus- und FortbildungDokumentation und ÖffentlichkeitsarbeitDie AG Fandialog entstand im Nachgang zum Fankongress in Leipzig (Juni 2007) mit dem Ziel, dendort begonnenen Dialog zwischen den Fußballverbänden, den Clubs und den Fans fortzuführen.Seither trifft sich die AG Fandialog regelmäßig, um über relevante Probleme und Fragestellungenzu diskutieren. Die Ausrichtung der AG wird im Wechsel zwischen DFL und DFB übernommen.Neben DFL und DFB sind Vertreterinnen und Vertreter der Interessensgemeinschaften (IG)Unsere Kurve , BAFF-Bündnis Aktiver Fußballfans, ProFans, F_in – Frauen im Fußball, Am Ballbleiben – dsj, Dem Ball is´egal, wer ihn tritt e.V., der EGLSF (European Gay and Lesbian SportsFederation) sowie die Sprecher der BAG <strong>Fanprojekte</strong> und der <strong>Fanbeauftragte</strong>n der Bundesligaund 2. Bundesliga in der AG Fandialog und der Fachwissenschaft vertreten.Die AG Fandialog versteht sich inzwischen als eine Plattform zur belastbaren Kommunikationzwischen den unterschiedlichen Interessen von Fußballverbänden, Fanvertretungen und themenverwandtenFachstellen.Zur praxisnahen Bearbeitung der konfliktbehafteten Themen haben sich inzwischenspezifische Arbeitsgruppen gebildet zu den folgenden Aspekten:Fankulturen (Fanutensilien, Stadionordnungen)Spannungsfelder (Anstoßzeiten, Stadionverbote, Fans und Sicherheitskräfte)AntidiskriminierungLänderspieleKONTAKT<strong>Koordinationsstelle</strong> <strong>Fanprojekte</strong> bei der Deutschen Sportjugend (KOS)Otto-Fleck-Schneise 1260528 Frankfurt am MainT: 069 67 00 357F: 069 67 73 00 00Michael Gabriel (Leiter) 069 67 00 345Volker Goll 069 67 00 390E: kos.fanprojekte@dsj.dewww.kos-fanprojekte.deHier bringen sich weitere Experten (u.a. Sicherheitsbeauftragte) in die Kommunikation ein.In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich eine intensive Auseinandersetzung um das ThemaSpielplanung und –ansetzung und Anstoßzeiten entwickelt, welche zu einigen Spannungen führte,die jedoch auch dabei half, eine Selbstverständnisdiskussion der AG zu unterfüttern. In keinemanderen europäischen Land gibt es bislang eine derart direkte Kommunikation und Auseinandersetzungmit Interessensgemeinschaften von Fußballfans, der Wissenschaft und dem Profifußball.Die Arbeit in der AG Fandialog soll in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden.8687


FANARBEIT 2010 – DAS HANDBUCH FÜR FANBEAUFTRAGTEIMPRESSUMHERAUSGEBER:DFL Deutsche Fußball Liga GmbHGuiollettstraße 44-4660325 Frankfurt am MainT: 069-65 005-0F: 069-65 005-555E: info@bundesliga.dewww.bundesliga.deVERANTWORTLICH:Holger HieronymusREDAKTION:Marco Rühmann, Thomas SchneiderMITARBEIT:Alex Jacob, Marcel Pillath, Ulrike Siebert,Oliver Zils (alle DFL), StadionweltFOTOREDAKTION:DFL Deutsche Fußball Liga GmbHBILDNACHWEIS:DFL Deutsche Fußball Liga GmbH,Stadionwelt, Andreas Schmidt, Stefan Bösl,HartenfelserLEKTORAT:Dr. Harro Schweizer, BerlinGESTALTUNG:thema communications ag, Frankfurt am MainDRUCK:Sponholtz Druckerei GmbH & Co. KG,HemmingenStand: 17.04.200988

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!