Förderpreis des Deutschen Stahlbaues 2008 - Bauen mit Stahl
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Untersuchung <strong>des</strong> Setzverhaltens<br />
von hochfest vorgespannten<br />
Schraubenverbindungen unter<br />
zyklischer Beanspruchung<br />
Lob<br />
Sebastian Proff<br />
Technische Universität Darmstadt/<br />
Institut für <strong>Stahl</strong>bau<br />
und Werkstoffmechanik<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange<br />
Dipl.-Ing. Roland Friede<br />
Laudatio der Jury<br />
Die Arbeit untersucht das unterschiedlicheVorspannungsabfallverhalten<br />
von planmäßig vorgespannten<br />
Schraubenverbindungen<br />
im <strong>Stahl</strong>bau unter Berücksichtigung<br />
der gängigen Beschichtungssysteme<br />
und deren Zähigkeit.<br />
Die <strong>mit</strong> Experimenten sorgfältig<br />
unterlegte Ausarbeitung gibt bedenkenswerte<br />
Anstöße, das Verhalten<br />
weiterer Beschichtungsstoffe<br />
und Schichtdicken bei<br />
Verbindungen unter 100 % Vorspannung<br />
und vorwiegend nicht<br />
ruhender Beanspruchung weiter<br />
systematisch zu untersuchen.<br />
Konzept<br />
Bei der Korrosionsbeschichtung<br />
von <strong>Stahl</strong>bauteilen im Werk wird<br />
auch Beschichtungsstoff auf die<br />
Kontaktflächen von planmäßig vorgespannten<br />
Scher-Lochleibungs-<br />
Verbindungen (SLV-Verbindungen)<br />
aufgetragen. Die Dicke der im<br />
Kraftfluss liegenden Beschichtung<br />
kann die Längenänderung der<br />
Schraube durch das Vorspannen<br />
um ein Vielfaches übertreffen.<br />
Hierdurch kann es zu einem Abfall<br />
der Vorspannkraft durch Her-<br />
ausquetschen der Beschichtung<br />
aus der Trennfuge der Verbindung<br />
(Setzen) kommen.<br />
Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss<br />
einer wechselnden Scherbeanspruchung<br />
<strong>mit</strong> Gleitung in<br />
der Trennfuge von hochfest vorgespannten<br />
(HV) Schraubenverbindungen<br />
zu untersuchen. Dabei<br />
wurden zwei verschiedene Beschichtungssysteme<br />
(auf Epoxidharzbasis<br />
bzw. Alkydharzbasis) in<br />
je zwei Schichtdicken (70 bzw.<br />
80 µm) und unbeschichtete Probekörper<br />
betrachtet.<br />
Der Einfluss der Schichtdicke<br />
bestätigte sich, bei den dickeren<br />
Beschichtungen wurde mehr<br />
Material aus der Trennfuge herausgerieben,<br />
als bei den dünneren.<br />
Der höhere Abfall der Vorspannung<br />
entsprach aber nicht dem<br />
Verhältnis der Schichtdicken,<br />
sondern fiel geringer aus.<br />
Die Beschichtungen zeigten in<br />
den zyklischen Versuchen ein<br />
anderes Verhalten als in den<br />
statischen. Obwohl die weichen<br />
Beschichtungen höhere statische<br />
Verluste als die harten aufwiesen,<br />
war dies bei den zyklischen Versuchen<br />
umgekehrt. Daher kann<br />
<strong>Förderpreis</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong><strong>Stahl</strong>baues</strong> <strong>2008</strong><br />
Statische und zyklische<br />
Versuchsergebnisse<br />
keine Aussage über das zyklische<br />
Verhalten einer Beschichtung anhand<br />
<strong>des</strong> Eignungsvermerkes in<br />
DIN 18800-7 getroffen werden.<br />
Vielmehr wird auf Grundlage der<br />
durchgeführten Versuche eine<br />
Abhängigkeit von der Zähigkeit<br />
bzw. Sprödigkeit der Beschichtung<br />
erwartet.<br />
Unabhängig von der Beschichtung<br />
wurde festgestellt, dass hohe Verluste<br />
bei einer Verschiebung in<br />
der Verbindung auftraten und<br />
diese bei wenigen Lastwechseln<br />
schon beachtliche Größen erreichten,<br />
nach einem Lastwechsel<br />
bereits 6–25 %.<br />
Um die Verluste so gering wie<br />
möglich zu halten, wird vorgeschlagen,<br />
der Abnahme der Vorspannkraft<br />
durch regelmäßige<br />
Wartung entgegen zu wirken. Bei<br />
SLV-Verbindungen ist nur in wenigen<br />
Fällen <strong>mit</strong> Lastwechseln <strong>mit</strong><br />
Schlupf in der Verbindung, z. B.<br />
durch Windbeanspruchung, zu<br />
rechnen.<br />
Angesichts der Komplexität <strong>des</strong><br />
Vorgangs sollte das Verhalten<br />
anderer Beschichtungsstoffe <strong>mit</strong><br />
verschiedenen Schichtdicken<br />
weiter untersucht werden.<br />
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