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zur auffassung von seele und geist bei platon, mittelplatonikern, plotin

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48 Karin AltDer Unsterblichkeitsbeweis im Phaidros basiert auf der Bewegungskraftder Seele; diese ist Ursprung, Prinzip (¢rc») <strong>und</strong> daher unvergänglich,unsterblich (245 c – 246 a). 27 Dass die in solcher Weise charakterisierteSeele etwas Geistiges ist, braucht nicht eigens betont zu werden. Dochbleibt ungesagt, unsagbar, was eigentlich das Wesen der Seele ist, denn diessei nur einer göttlichen, nicht der menschlichen Erklärung möglich; wirkönnen uns daher eine Vorstellung nur im Vergleich bilden (246 a). DasGleichnis des geflügelten Gespanns umfasst die gesamte Seele, ihre <strong>geist</strong>igeKraft im Lenker, die divergierenden emotionalen Strebungen in den ungleichenPferden. Da dieser Mythos vom Seelengeschehen im Jenseits, vor allem<strong>von</strong> der Auffahrt des Seelengespanns im Himmelsr<strong>und</strong> bis zu dessen Kuppeerzählt, ist die Unsterblichkeit der ganzen Seele vorausgesetzt.Da<strong>bei</strong> wird sogar eine besondere Kraft <strong>und</strong> Aktivität des <strong>geist</strong>igen Lenkersgefordert <strong>bei</strong> der Beherrschung der Pferde; um den erstrebten Blicküber den Himmelsrand <strong>zur</strong> Ideenwelt zu erlangen, muss die Seele “äußersteMühe <strong>und</strong> Anstrengung” einsetzen (pÒnoj te kaˆ ¢gën œscatoj 247 b).Doch liegt das mögliche Misslingen in der Natur der Menschen<strong>seele</strong> (imUnterschied zu den Götter<strong>seele</strong>n) begründet, da die Ungebärdigkeit des einenPferdes, nämlich der schwer lenkbaren Begierden, sich auch im Jenseitsnicht immer bändigen lässt. Als Ursachen für das Scheitern, dem derAbsturz in die Inkarnation folgt, werden neben dem Versagen des Lenkers(den Begriff kak…a sollte man nicht zu sehr gewichten) der Tumult, dieUmstände genannt (qÒruboj, suntuc…a 248 b – c). Die Menschen<strong>seele</strong> istdank ihrer Konstitution nicht für ein immerwährendes Dasein im Himmelbestimmt. Das Motiv des tausendjährigen Aufenthalts in einem innerkosmischenJenseits wird ebenso wie das der Lebenswahl aus der Politeiaübernommen. Neu ist die Vorstellung eines jenseitigen Aufstiegs, um einenAusblick in den “überhimmlischen Ort”, zum “Gefilde der Wahrheit” zuerlangen (247 c, 248 b), eine Chance, die allen Seelen nach zehntausendJahren, unter ihnen aber den Philosophen<strong>seele</strong>n – haben sie dreimal einderartiges Dasein gewählt – bereits nach dreitausend Jahren geboten wird(248 e – 249 a). Offenbar bleibt die Identität des Ich als des Trägers allerSeelenbereiche über diesen immensen Zeitraum gewahrt. Im Erdendaseinwird das Geistige in der Seele durch die Erinnerung an die Ideenschau gestärkt,durch Vergessen vermindert. Diese Erinnerung wird auch zum Kriterium<strong>bei</strong> der jenseitigen Lebenswahl: während in der Politeia jedes Tier einMenschenleben wählen kann, vermögen dies hier nur jene Tiere, die schon27Zum Phaidros vgl. oben S. 34 f.

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