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19bayerisches - Museen in Bayern

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GRENZEN ÜBERSCHREITEN – KOOPERIEREN<br />

Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes <strong>in</strong><br />

Cottbus, 6.-10.5.2000<br />

Im Zeichen e<strong>in</strong>er immer weniger von nationalstaatlichen<br />

Grenzen gehemmten Welt, nicht zuletzt auch vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund der <strong>in</strong> den nächsten Jahren zu erwartenden<br />

Osterweiterung der EU, stand die Jahrestagung 2000 des<br />

Deutschen Museumsbundes. Zehn Jahre nach dem Fall<br />

des Eisernen Vorhangs sollte die Zusammenarbeit mit<br />

Ländern des ehemaligen Ostblocks, exemplarisch aufgezeigt<br />

an Projekten polnischer und deutscher <strong>Museen</strong>,<br />

vorgestellt und diskutiert werden. Als Tagungsort hatte<br />

man das brandenburgische Cottbus gewählt, von wo aus<br />

man vom Kirchturm oder e<strong>in</strong>er Abraumhalde der <strong>in</strong> der<br />

Umgebung häufigen Braunkohleabbaustätten aus bequem<br />

<strong>in</strong>s nahe, ebenso braunkohlegeschädigte Nachbarland<br />

blicken kann.<br />

Um den aus der ganzen Republik und auch aus Polen angereisten<br />

gut 200 Tagungsteilnehmern e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />

die Thematik zu geben, standen die Exkursionen am Beg<strong>in</strong>n<br />

der Veranstaltung. E<strong>in</strong>e Zweitagestour führte, geleitet<br />

von Kollegen des Verbandes westpolnischer Museologen,<br />

zu <strong>Museen</strong> der Region um Posen, Tagestouren waren vorbereitet<br />

<strong>in</strong> den grenzüberschreitenden Park des Fürsten<br />

Pückler-Muskau <strong>in</strong> Branitz bzw. zu Niederlausitzer <strong>Museen</strong>,<br />

wobei vor allem auch das Verhältnis deutscher und<br />

wendisch-sorbischer Volksgruppen thematisiert wurde.<br />

Am 8.5. eröffnete Mart<strong>in</strong> Roth als Präsident des DMB die<br />

eigentliche Tagung. Er verwies darauf, daß ke<strong>in</strong> umfassendes<br />

Resümee angestrebt sei, vielmehr die Beziehungen<br />

der <strong>Museen</strong> zu den polnischen Nachbarn als e<strong>in</strong><br />

Beispiel für die <strong>in</strong>sgesamt grenzüberschreitende künftige<br />

Kulturpolitik <strong>in</strong>nerhalb Europas zu sehen s<strong>in</strong>d. Auf e<strong>in</strong>e<br />

weitere, allerd<strong>in</strong>gs b<strong>in</strong>nendeutsche Grenzüberschreitung<br />

konnte Roth verweisen, nämlich die erste geme<strong>in</strong>same<br />

Vorstandssitzung von DMB und ICOM Deutschland.<br />

Der Brandenburger M<strong>in</strong>ister für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kultur, Wolfgang Hackel, führte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Begrüßungsrede<br />

<strong>in</strong> die Museumspolitik se<strong>in</strong>es Landes e<strong>in</strong>. Sie<br />

ziele darauf h<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Partnerschaft der großen und kle<strong>in</strong>en<br />

<strong>Museen</strong> herbeizuführen, wobei letztere durch die<br />

Landesmuseen Unterstützung erfahren sollten. Seit drei<br />

Jahren laufe e<strong>in</strong>e v. a. kulturtouristisch ausgerichtete<br />

Kampagne („Kulturland Brandenburg“), die – im Jahr<br />

2000 mit dem Schwerpunkt Industriekultur – nicht zuletzt<br />

die <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>beziehe. E<strong>in</strong> staatliches Museumsamt sei<br />

weder vorhanden noch vorgesehen. Se<strong>in</strong>e Aufgaben<br />

werde <strong>in</strong> Zukunft der Museumsverband leisten: mit fachlicher<br />

Beratung, leistungsfähigem Service und e<strong>in</strong>bezogen<br />

<strong>in</strong> die Vergabe der Projektfördermittel.<br />

Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister der<br />

Stadt und e<strong>in</strong>en Vertreter der polnischen Botschaft gab<br />

BERICHTE/AKTUELLES<br />

Bärbel Dalichow, die Vorsitzende des Museumsverbands,<br />

weitere Informationen zu dessen Arbeit.<br />

E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Struktur der polnischen Museumslandschaft<br />

gewährte das Referat von Francisek Cemka,<br />

dem Leiter der Abteilung für den Schutz des nationalen<br />

Kulturerbes im M<strong>in</strong>isterium für Kultur und Nationalerbe <strong>in</strong><br />

Warschau. Zunächst stellte er die Ausgangssituation<br />

nach den dramatischen Verlusten im Zweiten Weltkrieg<br />

dar – damals waren <strong>in</strong> Polen etwa 500.000 bedeutende<br />

Kunstwerke zerstört worden oder verschwunden, daneben<br />

etwa 52 Mio. Bände aus den Bibliotheken – danach<br />

die aktuelle Situation nach e<strong>in</strong>em 1996 erlassenen Museumsgesetz.<br />

Die Inventarisation sei nun <strong>in</strong> den staatlichen<br />

<strong>Museen</strong> auf e<strong>in</strong>e neue Stufe gehoben und erlaube<br />

die Kontrolle der Bestände, e<strong>in</strong> Museumsrat sei beim<br />

M<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong>stalliert. Privatmuseen und Museumsberufe<br />

würden nun rechtlich anerkannt. Beachtlich ist die Zahl<br />

der polnischen <strong>Museen</strong>, wenngleich sie e<strong>in</strong>e wesentlich<br />

ger<strong>in</strong>gere Museumsdichte als <strong>in</strong> Deutschland erkennen<br />

läßt: Zur Jahrtausendwende fanden sich 630 E<strong>in</strong>richtungen,<br />

davon 154 <strong>in</strong> staatlicher Trägerschaft. Sie besuchen<br />

jährlich etwa 19 Mio. Menschen, davon e<strong>in</strong> Drittel<br />

Schüler. Die Zahlen s<strong>in</strong>d derzeit ansteigend, woran ausländische<br />

Touristen e<strong>in</strong>en immer größeren Anteil haben.<br />

F<strong>in</strong>anzielle Hemmnisse, etwa das e<strong>in</strong> Sponsor<strong>in</strong>g erschwerende<br />

polnische Steuerrecht oder auch die beschränkten<br />

Gehälter im Museumsbereich beh<strong>in</strong>derten<br />

aber die Fortentwicklung. Zudem stünden für die <strong>Museen</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Beratungs- und Förderungse<strong>in</strong>richtungen zur Verfügung.<br />

Zum Thema „Bildende Kunst als Aufgabe auswärtiger<br />

Kulturpolitik“ sprach Albert Spiegel, Leiter der Kulturabteilung<br />

des Auswärtigen Amts <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Er berichtete über<br />

die „Konzeption 2000“, e<strong>in</strong> Strategiepapier zur auswärtigen<br />

Kulturpolitik, das Außenm<strong>in</strong>ister Fischer <strong>in</strong> Kürze vorstellen<br />

und das die werkorientiert ausgerichtete Kulturarbeit<br />

im Ausland umreißen werde. Die Durchführung der<br />

Programme erfolgt durch kulturelle Mittlerorganisationen<br />

wie das Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) <strong>in</strong> Stuttgart<br />

oder das Goethe-Institut. Dort können beispielsweise<br />

Künstler, die Projektpartner im Ausland gefunden haben,<br />

wegen e<strong>in</strong>er Unterstützung anfragen. Ausstellungsprojekte<br />

mit Museumsbeständen können dagegen ohne<br />

Mittlerorganisationen vom <strong>in</strong>- oder ausländischen Partner<br />

direkt ans M<strong>in</strong>isterium herangetragen werden. Dazu ist<br />

e<strong>in</strong> Antrag zu stellen, den e<strong>in</strong> aus 12 Museumsdirektoren<br />

bestehender „Kunstausschuß für Bewertungen deutscher<br />

Ausstellungen im Ausland“ begutachtet. Kriterien für die<br />

Entscheidung s<strong>in</strong>d die künstlerische Qualität und der zu<br />

erwartende Erfolg im Ausland. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>in</strong> letzter Zeit<br />

die Zahl der Antragstellungen zurückgegangen und Spie-

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