19bayerisches - Museen in Bayern
19bayerisches - Museen in Bayern
19bayerisches - Museen in Bayern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MUSEUMSPORTRÄT 7<br />
lautet „Das Museum als historisches Theater“. In diesem<br />
S<strong>in</strong>ne fungieren die Ausstellungsräume als „Bühnenräume“.<br />
Ausstattung, Mobiliar, dreidimensionale Gegenstände<br />
s<strong>in</strong>d die „Akteure“, die mit unterschiedlichen Mitteln<br />
zum Sprechen gebracht werden.<br />
Die Neukonzeption, die ganz bewußt Erlebnisbereiche im<br />
Museum schafft und neben der klassischen Vermittlungsarbeit<br />
auf die Verlebendigung von Geschichte setzt, ist<br />
nicht zuletzt auch e<strong>in</strong>e Reaktion auf die sich beständig <strong>in</strong>tensivierende<br />
Konkurrenzsituation auf dem Freizeitmarkt,<br />
die vor allem von kommerziellen Anbietern ausgeht. Ohne<br />
sich im Event-Fieber aufreiben zu wollen, gehen die<br />
museen der stadt nürnberg konsequent den Weg, den<br />
Bildungsauftrag des Museums mit Hilfe attraktiver und<br />
ungewohnter Vermittlungsangebote zu erfüllen.<br />
Wie belebend es dabei se<strong>in</strong> kann, die Grenzen zu anderen<br />
Präsentationsformen und Genres, etwa zum Rundfunk<br />
und zum Fernsehen, zu überschreiten, zeigt exemplarisch<br />
das Museum Industriekultur. Dort entstand e<strong>in</strong>e<br />
„Technik-Revue“ zur Geschichte der Telekommunikation<br />
am Beispiel der Nürnberger Traditionsfirma TeKaDe, deren<br />
Vorreiterrrolle auf dem Gebiet der Rundfunk- und<br />
Fernsehtechnik völlig <strong>in</strong> Vergessenheit geraten ist. In e<strong>in</strong>er<br />
neuartigen Dramaturgie treten Telefone, Radio- und<br />
Fernsehgeräte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Video-Theater“ auf. Durch die<br />
Geschichte führt der bekannte Rundfunk-Moderator<br />
Günther Koch. Der Besucher erlebt so nicht nur e<strong>in</strong> spannendes<br />
Kapitel Technikgeschichte, sondern auch e<strong>in</strong><br />
Panorama des 20. Jahrhunderts.<br />
Der neue Museumsstil, der e<strong>in</strong>e wissenschaftlich solide<br />
und zugleich unterhaltsame, erlebnisorientierte Präsentation<br />
verb<strong>in</strong>det, wird von den Besuchern geschätzt. Im<br />
Albrecht-Dürer-Haus beispielsweise s<strong>in</strong>d die Besucherzahlen<br />
um e<strong>in</strong> gutes Drittel gestiegen. An manchen Tagen<br />
f<strong>in</strong>den aufgrund der großen Nachfrage bis zu fünf<br />
„Agnes-Führungen“ nache<strong>in</strong>ander, teils sogar zwei<br />
gleichzeitig, statt. Gerade daran erweist sich, daß die Zukunft<br />
ke<strong>in</strong>esfalls ausschließlich der medialen, technischen<br />
Vermittlung von Museums<strong>in</strong>halten gehört. Die personale<br />
Vermittlung hat weiterh<strong>in</strong> große Bedeutung, vor allem<br />
wenn sie sich auf Leistungen konzentriert, die ke<strong>in</strong>e<br />
klassische Museumsführung („Hier sehen Sie ...“) und<br />
ke<strong>in</strong> Acoustic-Guide zu erbr<strong>in</strong>gen vermag.<br />
Für die museen der stadt nürnberg beg<strong>in</strong>nt nach dem<br />
enormen „Kraftakt“ der Modernisierungsphase nun der<br />
Museumsalltag – mit neu gestalteten, attraktiven Häusern.<br />
Das Museum als Kulture<strong>in</strong>richtung ist <strong>in</strong> Nürnberg<br />
wieder stärker <strong>in</strong>s Bewußtse<strong>in</strong> gerückt. Nicht von ungefähr<br />
haben die Experten der Nürnberger Congress- und<br />
Tourismuszentrale ihren diesjährigen Auftritt auf der Internationalen<br />
Tourismusbörse <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ganz unter das Motto<br />
„Museumsstadt Nürnberg“ gestellt. Unterstützung dieser<br />
Art haben die städtischen <strong>Museen</strong> auch dr<strong>in</strong>gend<br />
nötig, denn zum Museumsalltag gehört es nun, die Mittel<br />
zu erwirtschaften, die zur Tilgung des städtischen Sonderkredits<br />
erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände: Architekturmodell<br />
des Entwurfs von Günther Domenig<br />
Gleichwohl ist das Gesamtausbauprogramm der städtischen<br />
<strong>Museen</strong> noch ke<strong>in</strong>esfalls abgeschlossen. Als sicherlich<br />
überregional bedeutsamste Aufgabe soll anstelle<br />
e<strong>in</strong>er seit 1985 <strong>in</strong> der Zeppel<strong>in</strong>tribüne des ehemaligen<br />
Reichsparteitagsgeländes betriebenen provisorischen<br />
Ausstellung ab November 2001 e<strong>in</strong> neues, zeitgemäßes<br />
Informationsangebot für die historisch <strong>in</strong>teressierten Besucher<br />
des Geländes geschaffen werden. Ihre Zahl wird<br />
derzeit auf etwa 100.000 pro Jahr geschätzt. Hauptaufgaben<br />
des neuen Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände<br />
s<strong>in</strong>d die Darstellung, E<strong>in</strong>ordnung und Bewertung<br />
der Reichsparteitage vor dem düsteren H<strong>in</strong>tergrund<br />
der NS-Geschichte. Aus dem Reichsparteitagsgelände,<br />
jenem von den Nationalsozialisten geschaffenen elf Quadratkilometer<br />
großen Parade-Platz ihrer menschenverachtenden<br />
Ideologie, soll e<strong>in</strong> Ort der aktiven Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit der Thematik werden. Die F<strong>in</strong>anzierung<br />
von <strong>in</strong>sgesamt achtzehn Millionen DM Investitionskosten<br />
konnte durch e<strong>in</strong>e Drittelbeteiligung der Bundesrepublik<br />
Deutschland, des Freistaats <strong>Bayern</strong> und der Stadt Nürnberg<br />
(sowie weiterer Geldgeber) gesichert werden. Die<br />
Stadt Nürnberg wird darüber h<strong>in</strong>aus die Betriebskosten<br />
der neuen E<strong>in</strong>richtung übernehmen. Neben e<strong>in</strong>er neuen<br />
Dauerausstellung, die primär auf die Aussagekraft des historischen<br />
Dokuments setzt, entsteht mit e<strong>in</strong>em Lernund<br />
Studienforum auch e<strong>in</strong> Ort für pädagogische Begleit-