19bayerisches - Museen in Bayern
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BERICHTE/AKTUELLES 43<br />
zu führen, daß die Träger sich aus der F<strong>in</strong>anzierung der<br />
Häuser zunehmend zurückziehen.“ (S. 16) Das Angebot<br />
des Shops sollte dabei ständig aktualisiert und im Auge<br />
behalten werden und, so Hütter, „m<strong>in</strong>destens so attraktiv<br />
wie die Ausstellung“ se<strong>in</strong>, leicht auff<strong>in</strong>dbar und gut präsentiert,<br />
möglichst bezogen auf Ausstellungsthemen und<br />
besondere Ereignisse, denn merke: „,Crossmerchandis<strong>in</strong>g‘<br />
kommt dem emotionalen, Event-bezogenen E<strong>in</strong>kaufsverhalten<br />
entgegen.“ (S. 25)<br />
Interessant für die Überlegung, ob die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er<br />
Verkaufsstelle im eigenen Museum lohnen könnte, s<strong>in</strong>d<br />
die von Hütter gelieferten Zahlen zum Umsatz. Im Haus<br />
der Geschichte der BRD, das ja e<strong>in</strong>en sehr attraktiven,<br />
gut sortierten Shop besitzt, gab 1997 jeder Besucher im<br />
Schnitt DM 1,60 aus, 1995 waren es noch DM 1,30, beides<br />
durchaus gute E<strong>in</strong>künfte, wie der Vergleich mit den<br />
von Ulrich Löber später (S. 117) für das Landesmuseum<br />
Koblenz genannten Zahlen ergibt. Nach Hütters E<strong>in</strong>schätzung<br />
sollte Ziel e<strong>in</strong>er Kulture<strong>in</strong>richtung se<strong>in</strong>, jeden zehnten<br />
Besucher zum Kauf anzuregen, bei besonderen Ausstellungen<br />
oder Events auch 20 bis 25 %. (S. 29 f) Überträgt<br />
man nun – zugegebenermaßen etwas gewagt – diese<br />
Zahlen des Bonner Museums optimistisch auf e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres<br />
Haus mit 20.000 Besuchern im Jahr, so würde die<br />
Bilanz – ohne Berücksichtigung von besonderen Aktivitäten<br />
– folgendermaßen aussehen: 2000 Kunden pro Jahr,<br />
Umsatz DM 32.000.-. Falls für diesen Shop – und das wäre<br />
wohl im direkten Eigenbetrieb unumgänglich – spezielles<br />
Personal e<strong>in</strong>gestellt werden müßte, dürfte er sich<br />
kaum aus dem roten Zahlenbereich herausbewegen können,<br />
zumal die Gestehungskosten für die zu verkaufende<br />
Ware durch kle<strong>in</strong>e Serien weit höher anzusetzen s<strong>in</strong>d als<br />
bei Großmuseen und sich dies, um nicht exorbitante,<br />
nicht mehr zu erzielende Preise verlangen zu müssen, auf<br />
die Gew<strong>in</strong>nmargen niederschlagen würde.<br />
Um diese Personalkosten zu umgehen, haben <strong>in</strong>zwischen<br />
mehrere deutsche <strong>Museen</strong> den Weg beschritten, freiwillige<br />
Helfer zu requirieren, um die Shops kostengünstiger<br />
betreiben zu können. In ihrem Beitrag „Erfolgreiche Museumsshops“<br />
berichtet Brigitte Vosw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
über die Verkaufstelle im Von der Heydt-Museum: Hier ist<br />
e<strong>in</strong>e Verkaufsmannschaft von etwa 50 Damen und wenigen<br />
Herren zugange, um den Laden <strong>in</strong> ständig wechselnder<br />
Besetzung am Laufen zu halten. Lediglich e<strong>in</strong>e Kassen-<br />
und Buchhaltungskraft erhält dafür Vergütungen,<br />
während alle andern mit Ausflügen und e<strong>in</strong>em adventlichen<br />
Kaffeetr<strong>in</strong>ken zufrieden s<strong>in</strong>d.<br />
Auch hier s<strong>in</strong>d wieder die Zahlen am <strong>in</strong>teressantesten:<br />
Die Gew<strong>in</strong>nspannen betragen bei vom Museum bereitgestellten<br />
Katalogen und Plakaten etwa 10 %, bei <strong>in</strong> Kom-<br />
mission übernommenen Büchern 20 %, der Rest wird<br />
„handelsüblich“, also wohl um die 50 %, kalkuliert. Insofern<br />
überrascht Vosw<strong>in</strong>kels Fazit nicht, daß gerade die<br />
kle<strong>in</strong>en Geschenkartikel überproportional am Gew<strong>in</strong>n des<br />
Ladens beteiligt s<strong>in</strong>d und konstant das meiste Geld e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
(S. 65)<br />
Nach e<strong>in</strong>er übergreifenden Ausführung zur „Integration<br />
von Museumsshops <strong>in</strong> das Market<strong>in</strong>gkonzept von <strong>Museen</strong>“<br />
des Düsseldorfer Betriebswirtschaftsprofessors<br />
Bernd Günter und e<strong>in</strong>em Beitrag zur Steuerpflicht von<br />
Museumsshops (Claus Peter Pithan) ist – eng daran<br />
anschließend – für die Praxis der Aufsatz von Antonius J.<br />
Dommers zu Organisations- und Trägerschaftsmodellen<br />
für Museumsshops von Interesse, vor allem der im Anhang<br />
(S. 101f) <strong>in</strong> Tabellenform angestellte Vergleich zwischen<br />
Regiebetrieb, Eigenbetrieb und GmbH. Zwei Beispiele<br />
von Museumsshops <strong>in</strong> unterschiedlicher Trägerschaft<br />
(Gabriele Uelsberg zum Fördervere<strong>in</strong> am Beispiel<br />
des Städtischen Kunstmuseums <strong>in</strong> Mühlheim/Ruhr, Ulrich<br />
Löber zur GmbH im Landesmuseum Koblenz) runden die<br />
Darstellung ab.<br />
Der Museumsshop bleibt damit nach wie vor im Gespräch.<br />
Letztlich, das zeigt auch diese Publikation, werden<br />
die richtige Wahl des Betreibermodells, die Lösung<br />
des Personalfrage und e<strong>in</strong>e gute Hand bei Gestaltung<br />
und Warene<strong>in</strong>kauf über Erfolg oder Mißerfolg e<strong>in</strong>es solchen<br />
„Instruments zur Steigerung der Museumsattraktivität“<br />
entscheiden.<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Hartmut John (Hg.): Shops und kommerzielle Warenangebote.<br />
Publikumsorientierte Instrumente zur Steigerung<br />
der Museumsattraktivität, Rhe<strong>in</strong>isches Museumsamt,<br />
Publikation der Abt. Museumsberatung 8, Bielefeld 2000