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Scheibenschlagen<br />
Wenn am ersten Fastensonntag, dem »Kassunnti«,<br />
in Perjen die Dämmerung anbricht, wird am<br />
Scheibeneck, weitum sichtbar, ein Feuer entfacht,<br />
in dem vorbereitete, flache Birkenholzscheiben<br />
zum Glühen gebracht werden. Mittels eines Stokkes,<br />
der in die vorgebohrten Birkenscheiben gesteckt<br />
wird, schlägt man die glühenden Scheiben<br />
über ein Brett zu Tal.<br />
Während also die Florianijünger nach Einbruch der<br />
Dunkelheit mit dem Scheibenschlagen beginnen,<br />
werden bei der Feuerwehrhalle Kaskiachln gebakken<br />
und verkauft.<br />
Anfänge und Bedeutung des regional begrenzten<br />
Brauches liegen im dunkeln:<br />
Forscher glauben in den glühenden Scheiben ein<br />
Symbol für die nun stärker werdende Sonne zu sehen,<br />
gleichsam der Beginn einer neuen Wachstums-<br />
periode. Sicherlich ist dieser Brauch ein Überrest<br />
heidnischer Frühlingsfeste. Hier sei bemerkt, daß<br />
der Scheibenplatz im Laufe der Jahre, bedingt<br />
durch weitere Bauten im Dorf, bergwärts verlegt<br />
werden mußte.<br />
Um die Jahrhundertwende waren es die Spielbuben,<br />
welche sich zum Scheibenschlagen zusammenfanden.<br />
Sie hatten die Musterung hinter sich<br />
und konnten für die bevorstehende Militärzeit ein<br />
wenig Kleingeld beiseitelegen. Später übernahm die<br />
Musikkapelle die Durchführung, heute pflegt die<br />
Feuerwehr diesen Brauch weiter.<br />
Für jeden Perjener wurde früher zu diesem Anlaß<br />
ein Sprüchlein gedichtet, das als Begleitvers für<br />
»seine« ins Tal fliegende Scheibe ausgerufen wurde.<br />
Meist ging es um irgendwelche Mißgeschicke<br />
oder heimliche Liebschaften, die in humorvoller<br />
Weise aufgewärmt wurden. Besonders die »ledigen<br />
Fetzn« kamen nie ungeschoren davon.