<strong>handfest</strong> 01 2012 VieL VerAnTWorTung unD VieL TeAMgeisT 16 Jahre, 1. Lehrjahr – und schon ist David Schütz so etwas wie ein Unternehmer. Seine Firma: Die „Junge Generation“. Ihre Mitarbeiter: Die 32 Azubis <strong>de</strong>s Holzbau-Unternehmens Baufritz in Erkheim im Unterallgäu. Text: Petra Plaum, Fotos: Petra Plaum und Junge Generation Baufritz 14 Michael Schöffel wird Zimmerer. Im 3. Lehrjahr ist er jetzt und bei <strong>de</strong>r „Jungen Generation“ von Anfang an dabei. „Man arbeitet selbständig und kann doch je<strong>de</strong>rzeit Fragen loswer<strong>de</strong>n“, sagt er zum Klima in <strong>de</strong>r Azubi- Firma. Mit Holz zu arbeiten ist für ihn sowieso <strong>de</strong>r Hauptgewinn.
Vier Azubis, ein Ziel: Dem Kun<strong>de</strong>n eine tolle Holzgarage liefern! Linda Kutter (links), angehen<strong>de</strong> Industriekauffrau, David Schütz und Michael Schöffel, angehen<strong>de</strong> Zimmerer, und Stefan Scholz, angehen<strong>de</strong>r Bauzeichner (von links) ziehen an einem Strang – damit ihre Azubi-Firma „Junge Generation“ immer erfolgreicher wird. Ob sie nun auf <strong>de</strong>m Weg zum Zimmerer o<strong>de</strong>r Klempner sind, Bauzeichner o<strong>de</strong>r Industriekauffrau wer<strong>de</strong>n wollen, alle sind sich einig: „Wir sind ein Team!“ „Wenn was schief geht, sagt <strong>de</strong>r Handwerkslehrling hier nicht einfach: Der blö<strong>de</strong> Bauzeichner hat das verbockt“, berichtet Hermann Schädle, Zimmerermeister und Chef <strong>de</strong>r Ausbildungsfirma „Junge Generation“. „Man meckert auch nicht: Da haben die Industriekaufleute etwas falsch berechnet. Bei <strong>de</strong>r ,Jungen Generation’ heißt es: Wenn einer einen Fehler macht, verlieren alle an Umsatz.“ Kein Wun<strong>de</strong>r, dass David Schütz und drei Kollegen hochkonzentriert am Bo<strong>de</strong>n sitzen, um ein Schalungsbrett aus Lärchenholz an <strong>de</strong>r richtigen Stelle anzubringen: Je<strong>de</strong>r Lehrling fühlt sich persönlich für die Garage verantwortlich, die jetzt entsteht. Garagen, Carports, Gartenhäuser, auch mal ein Bienenhaus o<strong>de</strong>r eine Dachum<strong>de</strong>ckung – es sind kleine bis mittelgroße Aufträge, die die „Junge Generation“ annimmt und von Anfang bis En<strong>de</strong> abwickelt. „Aufträge, die unser Unternehmen früher nicht angenommen hat“, erklärt Hermann Schädle. Denn das Unternehmen Baufritz schafft eigentlich vor allem Großes: Wohn- und Bürohäuser, Kin<strong>de</strong>rgärten, Feriensiedlungen und vieles mehr. Während die Module hierfür auch mal nach England o<strong>de</strong>r die Beneluxlän<strong>de</strong>r reisen, bleibt die „Junge Generation“ im Unterallgäu. Der Bauzeichner-Azubi Stefan Scholz (17) lächelt: Die Garage, die die Zimmerer-Lehrlinge gera<strong>de</strong> in Arbeit haben, wird in seinem Heimatort Babenhausen stehen. Heimspiel für Stefan, <strong>de</strong>r vor etwas über einem Jahr nach <strong>de</strong>r Mittleren Reife zu Baufritz kam. „Holz beeindruckt mich“, schwärmt er und zeigt auf das Schalungsbrett, das jetzt an Ort und Stelle sitzt. „Das erste Schalungsbrett ist das Wichtigste, daran schließen sich alle weiteren an“, sagt er mit funkeln<strong>de</strong>n Augen. Handwerks-Verständnis bekommt hier je<strong>de</strong>r: Auch die Büro-Azubis machen ein Praktikum in <strong>de</strong>n Werkshallen. VoM ERStEN KUNDENKoNtAKt bIS ZUM RIcHtFESt Holz ist es auch, das David Schütz und Michael Schöffel (18) immer schon fasziniert hat. „So ein warmer Baustoff, es ist einfach schön, das zu verarbeiten“, fin<strong>de</strong>t Michael. Er und David machten Praktika bei Baufritz, dann stand bei bei<strong>de</strong>n fest: Ja, das passt. Die Zimmerer-Lehrlinge bekamen von Anfang an mit, wie die „Junge Generation“ ins Leben gerufen wur<strong>de</strong>. 2010 fiel <strong>de</strong>r Startschuss, 2011 ging es so richtig los. „Die I<strong>de</strong>e, unsere vielen Azubis näher zusammenzubringen und sie Aufträge von Anfang bis En<strong>de</strong> selbst abwickeln zu lassen, hatten wir schon länger“, erinnert sich Zimmerermeister Hermann Schädle. Katharina Holl-Kraft, Personalreferentin bei Baufritz: „Einen Businessplan mussten die Azubis nicht machen, da ist die ,Junge Generation’ eben doch eine Firma in <strong>de</strong>r Firma. Aber die Broschüre und die Eröffnungsfeier haben wir gemeinsam gestaltet, ein Vi<strong>de</strong>o gedreht, und am En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>n Geschäftsjahres entsteht eine Bilanz.“ –„19 Projekte haben wir inzwischen abgewickelt, und es wer<strong>de</strong>n immer mehr“, berichtet Linda Kutter (21), die im 3. Lehrjahr <strong>handfest</strong> 01 2012 zur Industriekauffrau steckt. „Ich fin<strong>de</strong> vor allem gut, dass wir Industriekaufleute viel mit <strong>de</strong>n Bauherren zu tun haben. Und das Handwerk, das sehe ich jetzt mit ganz an<strong>de</strong>ren Augen als vorher.“ Linda und die vier an<strong>de</strong>ren angehen<strong>de</strong>n Industriekauffrauen und -männer sind die ersten Ansprechpartner für Menschen, die sich ein Bauwerk von <strong>de</strong>r „Jungen Generation“ erstellen lassen wollen. Kommt es zum Vertrag, freuen sich alle. In <strong>de</strong>r Fabrikhalle wird je<strong>de</strong>s Bauteil so weit vorbereitet wie möglich. Die „Junge Generation“ hat ihren eigenen Bereich, inklusive Büro mit Aussicht. Wer am Computer sitzt, kann <strong>de</strong>n Blick zu <strong>de</strong>n Handwerkslehrlingen schweifen lassen und direkt nachschauen, ob die alles so gestalten, wie es in <strong>de</strong>n Plänen eingezeichnet ist. Umgekehrt haben die Handwerks-Azubis einen sehr kurzen Dienstweg, wenn Fragen o<strong>de</strong>r Probleme auftauchen: Keine zehn Schritte sind es von <strong>de</strong>r Werkbank bis zum Büro von Zimmerermeister Hermann Schädle. KlEINE UND GRoSSE HAppy ENDS Weil Bauen mit Holz „in“ ist, wird die Firma Baufritz weiterhin fleißig ausbil<strong>de</strong>n. „Wer Zimmerer o<strong>de</strong>r Klempner wer<strong>de</strong>n möchte“, erklärt Meister Schädle, „braucht eine Quali, die Azubis zum Industriekaufmann und Bauzeichner die Mittlere Reife. Und auch, wenn in <strong>de</strong>n Handwerksberufen zurzeit nur junge Männer lernen, können das grundsätzlich auch Frauen machen. In Praktika stellen wir dann fest, wer wirklich hierher passt.“ Körperlich fit und recht schwin<strong>de</strong>lfrei sollte ein angehen<strong>de</strong>r Zimmerer Stefan Schütz hat einen Plan – nicht nur einen. Dass er als Bauzeichner in spe hier viel mit Holz zu tun hat, begeistert ihn. Dass er so viel lernt, die Handwerksberufe Zimmerer und Klempner hautnah mitbekommt und direkt mit <strong>de</strong>n angehen<strong>de</strong>n Industriekaufleuten zusammenarbeitet, gefällt ihm sehr. 15