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40 jahre storchentante aus dem tagebuch einer ... - gnadenwerk

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9. Beim Kaffee im Schulh<strong>aus</strong>«Ein Christkindlein kommt zu mir, Lisbeth! Schreibt mich nur auf für die Zeit!»ruft mir an einem Samstag die Frau des Oberlehrers zu, als ich gerade am Schulh<strong>aus</strong>vorbeiradle.Ich springe vom Rade und gehe zu ihr an den Gartenzaun. Das ist der neusteFortschritt, daß ich mir zur Jahrhundertwende ein Fahrrad beigelegt habe. Ichwar die erste Frau, die man hier auf <strong>dem</strong> Rad gesehen hat. Am Anfang sind alleLeute, Kinder wie Große, auf der Straße stehengeblieben und haben mich angestaunt,als ob ich ein Jahrmarktskamel wäre oder ein Tanzbär, wie man siemanchmal durch den Ort führt. Männer kommen von <strong>aus</strong>wärts schon lange auf<strong>dem</strong> Rad in die Fabrik. «Nun kann es nicht mehr fehlen bei uns», spotten dieLeute, «nun kommen die Kindlein per Rad auf die Welt.»Das macht gar nichts. Andere dürfen auch eine Freude haben. Für mich war dasneumodische Ding sehr praktisch. Ich sparre viel Zeit und kam schnell dorthin,wo es sein mußte. Warum sollte man in vernünftigen Dingen nicht mit der Zeitgehen?Das elektrische Licht hat man auch eingeführt. Wenn nur schon alle es hätten!Es ist doch ein anderes Arbeiten als mit den schlechten, stinkenden Petroleumlampen.Die Kinder haben doch die sonderbare Gewohnheit, mit Vorliebe beiNacht anzukommen.Als ich da vom Rad gesprungen bin, rufe ich ganz überrascht: «Ja, ist es möglich?»«Nicht wahr, das ist eine Sonntagsfreude. Mein Mann weiß es noch gar nicht.Ihr fahrt doch heim? Nun, dann kommt ein wenig herein. Wir trinken einenKaffee zusammen. Dafür sind wir Frauen ja immer zu haben.»So kehre ich morgens um halb zehn schon im Schulh<strong>aus</strong> ein zum Kaffeeklatsch.Im allgemeinen halte ich mich fern von solchen Dingen. Man soll mir nichtnachsagen wie <strong>einer</strong> Kollegin, daß ich die Frauen das ganze Jahr <strong>aus</strong>nutze zumVespern und man mich suchen gehen müsse, wenn man mich braucht. Aber47

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