PhysikLösungshinweise• Zum Fahren benötigen Autos <strong>Energie</strong>.• Üblicherweise wird diese mit <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>trägern Benzinund Diesel geliefert.• Autos mit Brennstoffzellenantrieb können die <strong>Energie</strong>im Prinzip mit Wasserstoff bekommen.• Es bleibt aber die Frage, woher <strong>de</strong>r Wasserstoff kommt,wie er gebil<strong>de</strong>t wird, … Die zur Beantwortung dieserFrage entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zusammenhänge können mithilfe<strong>de</strong>s chemischen <strong>Energie</strong>-Träger-Stromkreis durchschaubargemacht wer<strong>de</strong>n.Abb. 17: Entschei<strong>de</strong>nd ist, „wer kurbelt“, d. h., wer die <strong>Energie</strong> für <strong>de</strong>nchemischen <strong>Energie</strong>transport liefert!einan<strong>de</strong>r in Verbindung gebracht und es wird dabei eineneue Masche <strong>de</strong>s begrifflichen Netzes geknüpft.7 Die Übertragung <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Konzepteauf die an<strong>de</strong>ren NaturwissenschaftenDas „<strong>Energie</strong>-Träger-Konzept“ und das „Strom-Antrieb-Konzept“ können auf die an<strong>de</strong>ren Naturwissenschaftenübertragen wer<strong>de</strong>n. Dadurch wer<strong>de</strong>n die Naturwissenschaftennicht nur stärken miteinan<strong>de</strong>r verzahnt, son<strong>de</strong>rnes wird „kummulatives“ Lehren und Lernen über dieFächergrenzen hinweg möglich. Im Folgen<strong>de</strong>n soll ange<strong>de</strong>utetwer<strong>de</strong>n, wie dies mithilfe <strong>de</strong>s neu konzipierten chemischen<strong>Energie</strong>-Träger-Stromkreises möglich wird.7.1 Antrieb durch BrennstoffzellenLeitfrage: Beurteile die folgen<strong>de</strong> Aussage: „Experten aus<strong>de</strong>r Chemie- und Automobilindustrie optimieren Brennstoffzellen,die Autos nur noch mit Wasserstoff antreiben. Dasist eines von zahlreichen Beispielen, wie die Chemie hilft, alternative<strong>Energie</strong>quellen zu erschließen. Damit wer<strong>de</strong>n wiralle unabhängiger von Öl und Gas.“ (GEO 04/2006 aufSeite 39).7.2 Der chemische <strong>Energie</strong>-Träger-StromkreisDer Aufbau <strong>de</strong>s chemischen <strong>Energie</strong>-Träger-Stromkreises[9] entspricht <strong>de</strong>m „hydraulischen <strong>Energie</strong>-Träger-Stromkreis“(Abb. 7). Die Wasserpumpe wur<strong>de</strong> durch einenElektrolyseur (Elektrolysezelle) und <strong>de</strong>r Wassergeneratordurch eine Brennstoffzelle ersetzt.Leitfrage: „Wie wird die <strong>Energie</strong> beim chemischen <strong>Energie</strong>-Träger-Stromkreisvom Elektrolyseur zur Brennstoffzelletransportiert?“Mit einem Netzgerät, einem Handgenerator o<strong>de</strong>r einer Solarzellewird <strong>de</strong>r Elektrolyseur so lange betrieben, bis sich<strong>de</strong>r Propeller <strong>de</strong>utlich dreht. Das Drehen <strong>de</strong>s Propellerszeigt an, dass dort <strong>Energie</strong> ankommt. Die <strong>Energie</strong> kann nurvom Netzgerät, <strong>de</strong>m Handgenerator o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Solarzellekommen, die dann zum Elektrolyseur, zur Brennstoffzelleund zum Lüfter strömt. Somit ist <strong>de</strong>r Weg <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>stromsi<strong>de</strong>ntifiziert.Zwischen Elektrolyseur und Brennstoffzelle wird <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>stromvon stofflichen Strömen begleitet: Im Elektrolyseurwer<strong>de</strong>n Wasserstoffgas und Sauerstoffgas gebil<strong>de</strong>t. Beidieser chemischen Reaktion verschwin<strong>de</strong>t Wasser. Die imElektrolyseur gebil<strong>de</strong>ten Gase strömen durch die zwei getrenntenSchläuche zur Brennstoffzelle. Dort fin<strong>de</strong>t dieumgekehrte chemische Reaktion statt: Wasserstoffgas undSauerstoffgas verschwin<strong>de</strong>n, Wasser wird gebil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>rchemischen Reaktion im Elektrolyseur wird <strong>Energie</strong> aufgenommen.Bei <strong>de</strong>r Umkehrreaktion in <strong>de</strong>r Brennstoffzellewird diese <strong>Energie</strong> wie<strong>de</strong>r abgegeben, auf Elektrizitätbzw. elektrischen Strom umgela<strong>de</strong>n und zum Lüfter transportiert.Bei diesem chemischen <strong>Energie</strong>transport strömt<strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>träger in einem geschlossenen Stromkreis:Wasserstoff und Sauerstoff wer<strong>de</strong>n aus Wasser im Elektrolyseurgebil<strong>de</strong>t, strömen zur Brennstoffzelle, bil<strong>de</strong>n Wasser,das zum Elektrolyseur zurückströmt. Diese Stoffströmespielen beim chemischen <strong>Energie</strong>transport dieselbeAbb. 18: Der <strong>Energie</strong>transport in <strong>de</strong>r NahrungsketteLichtKartoffeln, SauerstoffENERGIEKartoffelpflanzeENERGIEMenschWasser, Kohlenstoffdioxid12 PdN-PhiS. 6/55. Jg. 2006
<strong>Energie</strong> in Physik und ChemieWasserstoff, Sauerstoffm = 0 kJ/molm = 0 kJ/molENERGIE437 kJ/molElektrolyseurENERGIEBrennstoffzelleENERGIE437 kJ/molm = – 437 kJ/molm = – 437 kJ/molWasserAbb. 19: quantitative Beschreibung <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>transportsRolle wie Wasser und Elektrizität beim hydraulischen un<strong>de</strong>lektrischen <strong>Energie</strong>transport: sie transportieren <strong>Energie</strong>von einer Stelle zu einer an<strong>de</strong>ren, sie haben die Funktioneines „<strong>Energie</strong>trägers“.Durch entsprechen<strong>de</strong> Handbewegungen können die unterschiedlichenWege von <strong>Energie</strong> („linear“) und <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>träger(„im Kreis“) anschaulich ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n.Pfeile symbolisieren diese unterschiedlichen Wege.7.3 „Wer kurbelt?“ Das ist die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage!Nun wollen wir klären, „ob mithilfe von Wasserstoff alternative<strong>Energie</strong>quellen erschlossen wer<strong>de</strong>n können“.Wasserstoffgas kommt in <strong>de</strong>r Natur nicht in großen Mengenvor. Der chemische <strong>Energie</strong>-Träger-Stromkreis ver<strong>de</strong>utlicht,dass Wasserstoff mithilfe einer chemischen Reaktionnur unter <strong>Energie</strong>zugabe erzeugt wer<strong>de</strong>n kann. Dieentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage lautet <strong>de</strong>shalb, woher diese <strong>Energie</strong>kommt, welche <strong>Energie</strong>quellen diese <strong>Energie</strong> liefern. Vondaher ist die Aussage, dass Wasserstoff hilft, alternative<strong>Energie</strong>quellen zu erschließen, dass wir durch Wasserstoffunabhängiger von Öl und Gas wer<strong>de</strong>n, so nicht richtig,<strong>de</strong>nn es könnte ja sein, dass diese <strong>Energie</strong> von Atomkraftwerkeno<strong>de</strong>r Braunkohlekraftwerken und nicht von Fotovoltaikanlagengeliefert wird.7.4 Chemische <strong>Energie</strong>transporte in biologischen undgeografischen SystemenDer chemische <strong>Energie</strong>-Träger-Stromkreis kann im Unterrichtfür die Schülerinnen und Schüler ein grundlegen<strong>de</strong>sBeispiel für die Vielzahl <strong>de</strong>r Stoffkreisläufe wer<strong>de</strong>n, die inNatur und Technik mit <strong>Energie</strong>transporten verbun<strong>de</strong>nsind. Abb. 18 zeigt vereinfacht <strong>de</strong>n Nahrungskreislauf <strong>de</strong>sMenschen. Die Solarzelle steht im Experiment anstelle <strong>de</strong>sBlatts (Photosynthese).8 Abschließen<strong>de</strong> Bemerkungenelektrisches Potenzial ϕ angibt, wie viel <strong>Energie</strong> ein Trägertransportiert bzw. <strong>de</strong>ren Differenz angibt, wie viel <strong>Energie</strong>in einem System bei einer entsprechen<strong>de</strong>n chemischen Reaktionauf- bzw. abgela<strong>de</strong>n wird, analog <strong>de</strong>r Druckdifferenz∆p und <strong>de</strong>r elektrische Potenzialdifferenz ∆ϕ , die <strong>de</strong>relektrischen Spannung U entspricht. Das chemische Potenzialwird in <strong>de</strong>r Chemie üblicherweise molare freie Standardbildungsenthalpiegenannt. In <strong>de</strong>r angegebenen Literaturwird auch ausgeführt, wie das „Strom-Antrieb-Konzept“auf chemische Reaktionen übertragen wer<strong>de</strong>n kann,dass die Differenz <strong>de</strong>s chemischen Potenzials als Antriebeiner chemischen Reaktion betrachtet wer<strong>de</strong>n kann undwie <strong>de</strong>r chemische <strong>Energie</strong>transport, wie in Abb. 19 dargestellt,schrittweise immer weiter quantifiziert wer<strong>de</strong>nkann.Literatur[1] NW1 als Datei unter http://www.ls-bw.<strong>de</strong>/allg/publikationen/onlineo<strong>de</strong>r als LS-heft NW1 zu beziehen bei Lan<strong>de</strong>sinstitut für SchulentwicklungRotebühlstr. 131, 70197 Stuttgart, Fax: 0711/6642-102[2] Bildungsstandards Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Physik, Gymnasien;www.bildungstandards-bw.<strong>de</strong>[3] R.P. Feynmann, R.B. Leighton, M. Sands: Vorlesungen über PhysikBand I, 2001 Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag München[4] Dieter Plappert: Umsetzungsbeispiele zu <strong>de</strong>n Bildungsstandards Physik,LS-heft Ph 41, zu beziehen bei Lan<strong>de</strong>sinstitut für Schulentwicklung,Rotebühlstr. 131, 70197 Stuttgart, Fax: 0711/6642-102[5] Dieter Plappert: Verständliche Elektrizitätslehre, PdN-PhiS 7/52 (2003)[6] Dieter Plappert: Kumulatives Lernen – die Bildung <strong>de</strong>s Entropiebegriffsin Sekundarstufe I, PdN-PhiS 4/53 (2004)[7] Dieter Plappert: Impuls von Anfang an – zur Einführung physikalischerGrößen, PdN-PhiS 1/54 (2005)[8] Versuchsanleitung <strong>de</strong>s Bausatzes „<strong>Energie</strong>werke“, durch <strong>de</strong>n handlungsorientiert<strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>begriff eingeführt wer<strong>de</strong>n kann, unterwww.<strong>plappert</strong>-<strong>freiburg</strong>.<strong>de</strong>/physik, Bestellung unter www.opitec.<strong>de</strong> BausatzNr. 123.987 zu 12,90 €[9] Analogieserie zu beziehen bei: Conatex, Postfach 1407, 66514 Neunkirchen,06821/94110, www.conatex.com[10] Dieter Plappert: physikalische Konzepte angewandt auf chemischeReaktionen, PdN-PhiS 3/54 (2005)[11] Seitz, Steinbrenner, Zachmann, LS-heft NW2, Stuttgart 2006. Zu beziehenbei Lan<strong>de</strong>sinstitut für Schulentwicklung Rotebühlstr. 131, 70197Stuttgart, Fax: 0711/6642-102[12] Seitz, Steinbrenner, Zachmann: Chemische Reaktionen – physikalischbeschrieben, PdN-PhiS 2/55 (2006)[13] Ich danke Jasna Schultheiß für diese AnregungEs wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Rahmen dieser Darstellungen sprengen,wenn <strong>de</strong>r Brückenschlag zu <strong>de</strong>n Begriffen und Konzepten<strong>de</strong>r Chemie weiter vertieft wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. In [11] und [12]wird gezeigt, wie das chemische Potenzial µ als die Größeeingeführt wer<strong>de</strong>n kann, die wie z. B. <strong>de</strong>r Druck p und dasAnschrift <strong>de</strong>s Verfassers:StD Dieter Plappert, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung,Kunzenweg 21, 79117 FreiburgPdN-PhiS. 6/55. Jg. 2006 13