03.12.2012 Aufrufe

gärten für kinder - NRW-Stiftung

gärten für kinder - NRW-Stiftung

gärten für kinder - NRW-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das „Markenzeichen“ der Diakonissen – die Haube. Das Pflegemuseum präsentiert auch Gegenstände zum Selberausprobieren.<br />

hilfe verdeutlichen hingegen diverse alte<br />

Hygieneapparaturen – über deren Sinn und<br />

Zweck man sich ohne die mitgelieferten<br />

Erläuterungen bisweilen kaum schlüssig<br />

werden könnte.<br />

UNV ERZ I CHTB A R F ÜR <strong>NRW</strong><br />

Die Keimzelle der Fliedner´schen Diakonissenanstalt<br />

lag am Markt der Stadt Kaiserswerth.<br />

Hier steht immer noch das einstige<br />

Stammhaus, das inzwischen als Altenheim<br />

dient. Ab 1881 verlagerte die Anstalt ihre<br />

Einrichtungen jedoch auf das heutige Gelände,<br />

damals noch vor den Toren von Kaiserswerth.<br />

Theodor Fliedner selbst hat den<br />

Neuanfang seiner Gründung, die mit ihrem<br />

wachsenden Flächenbedarf auch ihren wachsenden<br />

Erfolg unterstrich, nicht mehr erlebt.<br />

Die Umzugsplanungen nahm sein Schwiegersohn<br />

Julius Disselhoff in Angriff. Wie<br />

schon Friederike Fliedner, die 1842 bei der<br />

DER KR A NKE IM KUHSTALL<br />

Theodor Fliedners Leben verlief in ungewöhnlichen Bahnen. Schon im Alter von 20 Jahren hatte er sein Studi-<br />

um abgeschlossen, wurde mit 22 Jahren Pfarrer und verbrachte die folgenden Jahrzehnte in unermüdlicher<br />

Tätigkeit. Er war nicht nur der Vater des Diakonissenwesens, sondern auch ein Pionier der Gefangenenhilfe,<br />

der 1826 die Rheinisch-Westfälische Gefängnisgesellschaft gründete. Doch der Mann, der so viel <strong>für</strong> andere<br />

Menschen in Notlagen getan hatte, geriet Ende der 1840er-Jahre durch ein Lungenleiden selbst in schwerste<br />

gesundheitliche Bedrängnis. Der Arzt schlug ihm 1856 vor, den Winter <strong>für</strong> eine Reise ins klimatisch heilsame<br />

Ägypten zu nutzen. Diesem Aufenthalt am Nil verdankt die Fliedner-Kulturstiftung heute eine kleine ägyptische<br />

Sammlung inklusive einer über 2.000 Jahre alten Mumie. Fliedner spie jedoch in Ägypten mehrfach Blut und<br />

kehrte gesundheitlich schwer angeschlagen zurück. Auf ärztliches Anraten verbrachte er die Winternächte in<br />

einem Kuhstall, dessen Raumklima lindernde Wirkung auf die Atmungsorgane haben sollte. Auf älteren Abbil-<br />

dungen sieht man sogar ein Arbeitszimmer, das sich zu einem Kuhstall hin öffnet. Doch alle Hoffnung auf Bes-<br />

serung blieb vergeblich. Theodor Fliedner starb 1864 im Alter von nur 64 Jahren.<br />

Geburt ihres zehnten Kindes gestorben war,<br />

hatte überdies auch Theodor Fliedners zweite<br />

Ehefrau Caroline entscheidenden Anteil<br />

an den Kaiserswerther Projekten. Weit über<br />

den Tod ihres Mannes hinaus amtierte sie<br />

bis 1883 als Vorsteherin der Diakonissen.<br />

Bereits im 19. Jahrhundert war die Kaiserswerther<br />

Diakonie eine komplexe Organisation<br />

mit Erholungsheimen, einem Waisenhaus<br />

und einer Buchhandlung. Heutzutage<br />

beschäftigt das christlich orientierte Unternehmen<br />

fast 2.400 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in unterschiedlichsten Bereichen.<br />

Dazu zählt auch eine Werkstatt <strong>für</strong><br />

Paramentik, das heißt kirchliche Textilien.<br />

Pflege und Hilfe bilden immer noch<br />

den Schwerpunkt der Arbeit: Allein das<br />

Florence-Nightingale-Krankenhaus unterhält<br />

elf Fachkliniken. Daneben gibt es Kindertagesstätten<br />

und Altenzentren sowie Angebote<br />

im Bereich der Familienhilfe und<br />

Jugendbetreuung. Sogar eine eigene Fachhochschule<br />

existiert seit 2011.<br />

Die meisten Diakonissen leben heute im<br />

Ruhestand. Längst überwiegen bei Krankenschwestern<br />

und Erzieherinnen „normale“<br />

Angestelltenverhältnisse. Daher wurde das<br />

Mutterhaus, das rund hundert Jahre lang<br />

Herberge und heimatliche Basis <strong>für</strong> die evangelischen<br />

Pflegerinnen gewesen war, im Jahr<br />

2002 als Tagungszentrum und Hotel neu<br />

eröffnet. Die wohl wichtigste Angabe bei all<br />

diesen Aufzählungen aber lautet: Rund<br />

1.700 junge Menschen werden in der Kaiserswerther<br />

Diakonie derzeit <strong>für</strong> medizinische,<br />

soziale und pädagogische Berufe ausgebildet.<br />

Schon deshalb ist die traditionsreiche Einrichtung<br />

in den Worten von <strong>NRW</strong>-Gesundheitsministerin<br />

Barbara Steffens „nicht wegzudenken<br />

aus Nordrhein-Westfalen“. �<br />

Text: Ralf J. Günther, Fotos: Lars Langemeier<br />

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2012 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!