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Boutique · Heimtex · Leuchten - Gemeinde Kirchlengern

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MENSCH DES MONATS<br />

Sein Herz gehört den Opfern<br />

Der Weiße Ring hilft<br />

Ernst-August Brune ist Kirchlengeraner durch und durch. Hier wurde er geboren,<br />

hier wuchs er auf, hierher kam er auch nach einigen anderweitigen Stationen seines<br />

Berufslebens wieder zurück und hier lebt der mittlerweile 63-Jährige auch im Ruhestand.<br />

Wenn er nicht gerade mit seiner Frau auf Mallorca, auf seiner Lieblingsinsel,<br />

ist. Die haben die Brunes ins Herz geschlossen und urlauben ganz nach ihrer Fasson.<br />

Da geht es im Februar zur Mandelblüte oder im Oktober zum Wandern ins Tramuntana-Gebirge.<br />

Die Berge hatten es Brune schon immer angetan, lange Jahre ist er Mitglied<br />

des Alpenvereins und kraxelte früher auch im Hochgebirge. „Doch seit meiner<br />

Knieoperation komme ich nur noch rauf, runter muss ich mit der Seilbahn fahren“,<br />

erläutert er schmunzelnd, „deshalb haben wir uns aufs Bergwandern verlegt.“<br />

Nach dem Besuch der Volksschule in <strong>Kirchlengern</strong> machte Brune zunächst eine Ausbildung<br />

als Kfz-Schlosser bei Kuhle in Südlengern. Dann sattelte er um und absolvierte<br />

die Berufsaufbauschule, bevor er seiner Wehrpflicht nachkam. Im niedersächsischen<br />

Barnstorf bekam er den ersten Kontakt zur Polizei. „Ich half dem Dorfsheriff<br />

beim Aufklären eines Diebstahls, der mir darauf hin riet, doch zur Polizei zu gehen“,<br />

berichtet Brune. Und er tat es dann auch, donnerstags wurde er von der Bundeswehr<br />

entlassen, montags hatte er seinen ersten Tag an der Polizeischule in Münster.<br />

Nach dreijähriger Ausbildung war er dann „ein fertiger Kripobeamter“ und tat seinen<br />

Dienst zunächst im Ruhrgebiet und in Düsseldorf, über Gütersloh kam er dann<br />

1979 in die Heimat zurück und arbeitete fortan bei der Kreispolizeibehörde in Herford,<br />

lange Jahre im Rauschgiftbereich, später dann in der Abteilung Vorbeugung,<br />

die er mit aufbaute.<br />

In seiner aktiven Zeit bei der Kriminalpolizei bekam er es notgedrungen auch mit<br />

Opfern von Kriminalität zu tun. Ihnen zu helfen, ist mittlerweile sein Hauptanliegen<br />

geworden. Zwei Personen haben dabei eine wesentliche Rolle gespielt: Hugo Prante,<br />

einst Chef der Kreispolizeibehörde in Herford, der seinen Kripochef Jürgen Menke<br />

aus Bünde dazu animierte, sich im Ruhestand als Leiter der Außenstelle Herford<br />

des Weißen Ringes der Opfer von Kriminalität anzunehmen. Und Menke bedeutete<br />

schließlich Brune, dass er das in zehn Jahren von ihm übernehmen müsse. So kam<br />

es dann auch. Brune ist seit über zehn Jahren Mitarbeiter des Weißen Ringes, seit<br />

zwei Jahren als Nachfolger von Menke auch Leiter der Außenstelle im Kreis Herford.<br />

Der Weiße Ring wurde 1976 von Eduard („Ede“) Zimmermann (Initiator der ZDF-<br />

Sendereihe „XY – Ungelöst) gegründet, heutige Vorsitzende ist Roswitha Müller-<br />

Piepenkötter. Der Verband hat heute 56.000 Mitglieder.<br />

In mehreren Wochenendseminaren machte sich Brune mit den Praktiken vertraut,<br />

wie Opfern von Kriminalität geholfen werden kann und welche Rechte Opfer haben.<br />

Von Vorteil war dabei natürlich seine Ausbildung bei der Polizei, die ihm Kenntnisse<br />

im Strafrecht vermittelt hatte. Seine Frau Gudrun, die ebenfalls seit einigen Jahren<br />

als Mitarbeiterin für den Weißen Ring tätig ist, hatte es dabei ungleich schwerer.<br />

Das Thema bei Hilfen von Opfern für Kriminalität ist das Opferentschädigungsgesetz,<br />

das nur den wenigsten bekannt ist, wie Brune immer wieder bei seinen zahlreichen<br />

Vorträgen, die er bei allen möglichen Gruppierungen hält, feststellen muss. Brune:<br />

„Jedes Opfer einer kriminellen Straftat kann Ansprüche an den Staat stellen.“ Und<br />

das gilt für jeden in Deutschland, nicht nur Mitgliedern, sondern allen, deutschen<br />

und auch ausländischen Mitbürgern, im Ausland allerdings nur Deutschen.<br />

Brune gibt das Beispiel seiner Hilfe des Weißen Ringes: Eine<br />

junge Dame holt Geld an einem Geldautomaten in Spenge, will<br />

das Geld einstecken, wird dabei von einer männlichen Person<br />

überrascht, die ihr das Geld wegreißt und das Weite sucht. Das<br />

Ganze hat eine 79-jährige Frau beobachtet, die dem Täter auf<br />

der Flucht einen Fuß stellt, der stürzt, sich aber wieder aufrappelt<br />

und sich aus dem Staub macht. Die Frau verletzt sich<br />

dabei am Knie und auch ihre Brille ist kaputt. Ihre Frage an die<br />

Polizei vor Ort, wer erstattet mir das, wurde mit dem Hinweis<br />

an den Weißen Ring beantwortet. Ernst-August Brune wurde<br />

tätig: „Die Frau hat versucht, einem Opfer bei der Tatbegehung<br />

zu helfen. Personen, die anderen helfen, haben genau so<br />

Ansprüche nach dem Opferentschädigungsgesetz wie die Opfer<br />

selbst.“ Für die ärztliche Betreuung stellte er einen Antrag<br />

beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe und auch die Brille<br />

wurde ersetzt. Brune: „Hätte Sie sich nicht an den Weißen Ring<br />

gewandt, hätte das nicht geklappt und sie hätte aufgrund ihrer<br />

finanziellen Verhältnisse nur ein Auslaufmodell bekommen.“<br />

Insgesamt sieben Mitarbeiter hat derzeit die von Brune betreute<br />

Außenstelle des Weißen Ringes in <strong>Kirchlengern</strong>. Jeder<br />

Mitarbeiter hat im Jahr rd. 10 Fälle zu bearbeiten. Denn auch<br />

im ländlichen Bereich gibt es immer wieder Opfer von Kriminalität.<br />

Für den Weißen Ring aktiv: (oben v.l.)<br />

Ernst-August und Gudrun Brune und Constanze Artelt<br />

23<br />

MENSCHEN

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