Pfarrbrief St. Konrad St. Clemens - St. Clemens Paffrath
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<strong>Pfarrbrief</strong> Herbst 2011<br />
… das heißt, sich aufmachen zum Besuch heiliger Orte.<br />
Dies ist ein Brauch, der sich durch die ganze Geschichte<br />
der Religionen hindurch beobachten lässt. Das Thema<br />
Wallfahrt ist zeitlos: so alt wie die Erlebnisse des Volkes<br />
Israel in der Wüste – und so aktuell wie die Gefühle von<br />
Menschen, die vor einem unscheinbaren Gnadenbild<br />
stehen.<br />
Mitten in Kevelaer steht das Wallfahrtsbild der Trösterin<br />
der Betrübten auf dem Kapellenplatz. Er ist das Herz<br />
des Ortes, und in seiner Mitte steht die kleine, sechseckige<br />
Kapelle aus dem Jahr 1654. In Kevelaer begegnet<br />
uns die Muttergottes im Bild der Schutzmantelmadonna,<br />
der Trösterin der Betrübten.<br />
Gott ist der Gott allen Trostes.<br />
Paulus sieht sich als Vermittler des göttlichen Trostes.<br />
Das gleiche gilt für Maria, die Trösterin der Betrübten.<br />
Sie hat in ihrem Leid Trost gefunden bei Gott. Das gibt<br />
ihr auch die Kraft, alle zu trösten, die in Not sind, durch<br />
den Trost, mit dem auch sie von Gott getröstet worden<br />
ist.<br />
Das Wort „Trost“ hat zu tun mit trauen, Vertrauen und<br />
Treue. Der Trost, den Maria uns spendet, gibt uns neuen<br />
Boden unter den Füßen. Auch in der Betrübnis und<br />
Not, bei allen Schicksalsschlägen des Lebens dürfen wir<br />
gewiss sein, dass Gottes Treue uns trägt. Wir dürfen auf<br />
ihn vertrauen, in seiner Treue verlässt er uns nicht.<br />
Diese Gewissheit, in der Treue Gottes geborgen zu sein,<br />
haben viele Menschen aller Jahrhunderte im Blick auf<br />
Maria und auf ihre Fürsprache hin erfahren. Unzählige<br />
24<br />
„WALLFAHREN“<br />
Menschen suchen auch bis auf den heutigen Tag Schutz<br />
und Trost bei der Trösterin der Betrübten in Kevelaer:<br />
Gesunde und Kranke, Junge und Alte, Reiche und<br />
Arme, Familien und Einzelne. Auch Papst Johannes<br />
Paul II und Mutter Teresa haben in Kevelaer gebetet.<br />
Mehr als eine halbe Million Pilger kommen im Laufe<br />
des Jahres nach Kevelaer. Dazu zählen auch wir – die<br />
Pfarreiengemeinschaft Bergisch Gladbach-West – mit<br />
unserer jährlichen Wallfahrt am letzten Mittwoch im<br />
August.<br />
Der klassische Wallfahrer benutzt seine Füße. Er setzt<br />
sich Sonne und Regen aus. Er ist unterwegs in einer<br />
Gruppe Gleichgesinnter. In der Gemeinschaft stützt<br />
man sich gegenseitig und kommt miteinander ans Ziel.<br />
An jedem letzten Wochenende im Oktober macht sich<br />
unsere Pfarreiengemeinschaft samstags zum Schrein der<br />
Heiligen drei Könige im Kölner Dom zu Fuß auf den<br />
Weg.<br />
Für uns Christen ist das Wallfahren nicht etwas Veraltetes,<br />
Überholtes, dem modernen Menschen Fremdes<br />
oder gar Rückständiges, sondern etwas Allzeitgültiges,<br />
etwas, was wir gerade in einer Zeit der Rationalisierung<br />
und Technisierung unseres irdischen Daseins als immerwährende<br />
Wegweisung benötigen.<br />
Wer sich auf den Weg einer Wallfahrt macht, lebt für einen<br />
oder mehrere Tag bewusster. Und kehrt verändert<br />
nach Hause zurück.<br />
Gerd Figaszewski