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Basiswissen Psychopharmaka

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seien „Teil ihrer Krankheit“, „eine hysterischeReaktion“, usw.Neuroleptika haben keine spezifischeantipsychotische Wirkung. Sie sind einfach nur sehrstarke Dämpfungsmittel. Die „Psychose“verschwindet fast immer mit der Wiederherstellungausreichenden Schlafs. Neben „psychotischen“Gedanken und Angst werden bei längerem Konsumauch viele erwünschte Fähigkeiten und Interessengedämpft.Zur Klarstellung: Ein noch so starkesnichtklassifiziertes Schlafmittel oder ein noch sostarker Tranquilizer sind so lange keinNeuroleptikum, so lange sie nicht in denBewegungsablauf eingreifen.Klassische Neuroleptika haben neben den für sietypischen Bewegungsstörungen viele andere quälendeund schädigende Wirkungen. Wer sich umfassendkundig machen will, nimmt entweder die Datenbankdes Arzneitelegramms (die CD kostet 50,- €) oder dasBuch „Schöne Neue Psychiatrie“ von Peter Lehmann(2 Bände für 34,80 €).Die Einführung der atypischen Neuroleptika wurdeaus 3 Gründen voran getrieben. Das Leid derPatient/inn/en war kein Grund, wohl aber die fehlendeCompliance 13 . Letztere führte dazu, dass der vonPharmaindustrie und Ärzt/inn/en angestrebtelebenslange Konsum sehr oft durch erfolgreicheeigenmächtige Absetzversuche nicht zu Stande kam.Der zweite Grund waren einige von durchSpätdyskinesien 14 geschädigte US-Bürger, dieSchadensersatz in Millionenhöhe erstritten.Der dritte und wichtigste Grund war der Ablauf desPatentschutzes auf alle klassischen Neuroleptika.Patentschutz – Die Lizenz zumGelddruckenNeue Arzneimittel sind 20 Jahre abPatentanmeldung patentgeschützt. Das bedeutet, nurder Patentinhaber darf dieses Arzneimittel herstellenund einen Preis dafür festsetzen. Egal wie hoch dieserPreis ist, sobald das Medikament zugelassen ist undein Arzt es verschreibt, muss dieser Preis von denKrankenkassen (letztlich also von den Versicherten)bezahlt werden.Da der Patentschutz abläuft, ist es für denPatentinhaber wichtig, innerhalb dieser Laufzeitmöglichst viel zu verkaufen. Nach Ablauf desPatentschutzes darf jede/r das Medikament 15herstellen, die/der eine chemische Fabrik und einVertriebsnetz hat. Die Generikahersteller (=Nachahmer) verlangen einen niedrigeren Preis. DerUmsatz des Originalpräparats bricht ein oder derehemalige Patentinhaber muss massiv den Preissenken.Nachahmerpräparate (Generika) enthalten exakt dengleichen Wirkstoff wie das Original-räparat. Durchandere Zusatzstoffe (Stabilisatoren, Farbstoffe usw.)ist es möglich, dass die Verstoffwechselung andersist. Diese manchmal vorhandene andere Wirkungwird von im Schnitt 5% der Konsument/inn/enbemerkt.Zurück zum Finanziellen: Während derPatentlaufzeit werden Ärzte, hier insbesondere dieMeinungsbildner, massiv finanziell beeinflusst, dasneue Präparat zu verschreiben. Das fängt an beikostenlosem Büromaterial, geht über kostenloseÄrztemuster hin zu pharma-gesponsertenWeiterbildungen und ist bei von der Pharmaindustriebezahlter „Forschung“ noch lange nicht zu Ende.Üblich sind Geschenke von Unterhaltungselektronikaber auch Barzahlungen sowie Überweisungen aufSchweizer Nummernkonten.So erklärt sich, warum in regelmäßigen Abständenfast alle Patient/inn/en einer Psychiatrie plötzlich aufein neues Medikament umgestellt 16 werden.Hierbei kommt den Ärzt/inn/en ein weit verbreiteterIrrturm zu Hilfe. Die Menschen setzen sehr gerne neumit gut gleich. Dabei haben beide Worte überhauptnichts miteinander zu tun. Neu ist neu und gut ist gut.Auch der Nationalsozialismus oder die Pest warenirgendwann neu.Bestechlichkeit der Ärzteschaft und Gutgläubigkeitder Patient/inn/en erzeugen dann z.B. nur bei Zyprexanur in 2006 einen weltweiten Umsatz von 4,36 Mrd.Dollar. Dabei gehört es zu den einkalkuliertenKosten, dass es vor US-Gerichten zu Vergleichenüber 1,2 Mrd. Dollar für das absichtlichverschwiegene Diabetesrisiko kam.13 Je nach Weltanschauung: Zusammenarbeit mit dem Arzt;Unterwerfung unter die ärztliche Herrschaft14 = Spätbewegungsstörungen, das sind dauerhafteSchädigungen des Bewegungsablaufs. Im Gegensatz zuFrühdyskinesien verschwinden sie nicht bei Absetzen desNeuroleptikums.1015 Genauer: den Wirkstoff16 Jede Umstellung ist mit Risiken behaftet.

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